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Jan –
Der Colle Forcola befindet sich am Grajischen Alpensaum und stellt den Hochpunkt einer Straße dar, die hinter dem Bric Forcola (861 m) die Talorte Lanzo Torinese und Rocca Canavese im Nordwesten von Turin verbindet. Die durch die Poebene führende Verbindung der beiden Orte ist nur wenig kürzer, weil auch diese um das kleine Massiv aus Bric Forcola und Monte San Vittore herumführt, der als kleiner Vorposten aus den Grajischen Alpen herausragt. Zwischen den beiden Bergen klafft eine große Bergwerkswunde, die heute durch einen See aufgefüllt ist, dem Lago dell'Amantifera. Es handelt sich hier um das ehemals größte Asbestbergwerk Europas, der Amiantifera di Balangero.
Der Colle Forcola rückt vielleicht in das Interesse all jener, die möglichst nah am Alpenhauptkamm den inneren Alpenbogen westlich von Turin abfahren wollen. Der innere Alpenbogen in Italien zeigt sich hier ja deutlich schmaler und weniger komplex als auf der französischen Seite des Alpenhauptkamms, auf der die berühmte Route des Grandes Alpes das allgemeine Interesse auf sich zieht. Die Pässe über 2000 m Höhe sind auf der italienischen Seite schnell aufgezählt, das sind der Colle del Nivolet, der Colle delle Finestre, Sestriere, Colle di Sampeyre, der Colle d'Esischie und der Colle dei Morti. Bezeichnend für diese kurze Liste ist, dass der erste eine Sackgasse darstellt und der zweite nicht asphaltiert ist. Möchte man also, analog zur Route des Grandes Alpes, eine Rotta delle Piccole Alpi auf italienischer Seite zusammenstellen, vielleicht ausgehend von Ivrea am Ausgang des Aostatals, so sieht diese folgendermaßen mager aus: Passo di Nonani (650 m) - Castelnuovo Nigra (858 m) - Pian del Lupo (1406 m) - Colle Forcola - Colle della Dieta (1458 m) - Colle del Lys (1311 m) - Colle Braida (1007 m) - Colletta di Cumiana (626 m) - Colletta di Barge (621 m) - Colletta d'Isasca (817 m) - Colle di Sampeyre (2284 m) - Colle d'Esischie (2370 m) - Colle dei Morti (2481 m) - Madonna del Colletto (1304 m) - Prato Nevoso (1604 m) - San Giacomo di Roburent (1044 m) - Colla di Casotto (1379 m) - Colle del Quazzo (1090 m) - Colle del Melogno (1028 m) mit Abschluss in Finale Ligure. Dieses Unterfangen ist sicherlich nicht mainstreamtauglich, auch wenn man die Route mit dem Colle del Nivolet (2612 m) und dem Colle delle Finestre (2178 m) unterwegs aufmöbeln kann. Für den Autor war es aber ein tolles Unterfangen, weil er diese, ausgehend vom Bodensee, dazu genutzt hat, einige Lieblingsstellen der Alpen anzubinden und miteinander zu verbinden, wie den Nivolet, die Cottischen Alpen, Cuneo und die Ligurischen Alpen.
Der Anstieg scheint auch für die Turiner Rennradszene von einigem Interesse zu sein. Aus Richtung Lanzo waren einige lokale Sportlerinnen und Sportler mit ihren Rennrädern auf der Strecke unterwegs. In der Abfahrt nach Lanzo ergeben sich beeindruckende Blicke auf die Großstadt Turin, am Sattelpunkt selber kann man die große Bergwerksscharte an einigen Stellen durch die Bäume blitzen sehen. Insgesamt ist dieser Anstieg sicherlich kein Muss für irgendjemanden, aber auch kein Schaden.
Westlich an den Hochpunkt kann man übrigens über das Monastero di Lanzo den Talort Ceres an der Vereinigung zweier der Valli di Lanzo erreichen. Der Hochpunkt dieser Strecke heißt laut OSM Passo della Croce, liegt auf 1162 m und wäre in der obigen Rotta zwischen dem Colle Forcola und dem Colle della Dieta zu ergänzen. Damit umführe man das schöne Lanzo Torinese. Ob Ceres hier mithalten kann, ist dem Autor unbekannt.