Degollada de la Aldea (675 m) Mirador de Tasartico

Von DE – Die Degollada de la Aldea (in der Kompass-Karte auch Mirador de Tasartico) im Südwesten der Insel zwischen Mogán im Südosten und San Nicolás de Tolentino im Nordwesten ist für Gran-Canarische Verhältnisse eher ein mittelhoher Übergang als ein ausgewachsener Pass. Aber immerhin sind über 500 Höhenmeter zu bewältigen, wenn man vom Abzweig GC-206/GC-605 kurz hinter Pie de la Questa, ca. 2,5 km nordöstlich von Mogán, hinauffährt und über 600   vor allem in der zweiten Hälfte des Anstieges deutlich steilere – Höhenmeter, wenn man in San Nicolás de Tolentino startet.
Auf der Passhöhe mit schöner Aussicht ist ein Kiosk; sofern dieser geöffnet hat, kann man hier Wasser oder aber auch Fruchtsäfte „nachtanken“. Wird der Pass wohl wegen eben dieser feilgebotenen Säfte gelegentlich (siehe Westanfahrt der Degollada de la Hoya de la Vieja) als „Saftpass“ bezeichnet?

Was bedeutet eigentlich Degollada? Obwohl es oft problematisch, manchmal sogar unsinnig ist, topografische Eigennamen zu übersetzen, möchte ich einen Versuch zur Diskussion stellen: Degollada werden auf den Kanaren, vor allem auf Gran Canaria, einige Passübergänge (statt z.B. Puerto oder Portillo) benannt, manchmal auch höhergelegene Stellen ohne Straße oder Weg. Zuerst wörtlich übersetzt: degollada = „geköpft“, degolladero = „Schlachthof“, es hat also etwas mit dem Schlachten von Tieren zu tun. Wahrscheinlich ist hier das Schächten, also das Durchschneiden der Kehle des Tieres als Schlachtungsart gemeint.
Aber warum das Ganze auf einsamer Höhe? Ich fragte bei einem Einheimischen nach: es scheint sich um alte (Kult-)Plätze zu handeln, an denen die Ureinwohner der Kanarischen Inseln, die Guanchen, ihrem höchsten Gott Acorán damals Tieropfer (wahrscheinlich Ziegen) darbrachten. An hochgelegenen Orten möglicherweise deshalb, um ihrem Gott so nahe wie möglich zu kommen. Über den Opfer-Ritus selbst, ob es sich z.B. um Blut- oder Brandopfer handelte, konnte ich nichts herausfinden.

Zurück in die heutige Zeit: wir, die Spezies der „quäldich-Hauptsache-bergauf-Bergziegen“ reiten auf unserem Drahtesel hinauf zur Degollada de la Aldea. Ein eigenständiges Ziel ist dieser Pass wohl nicht, man nimmt ihn quasi als landschaftlich ganz reizvolle Zugabe mit, wenn man größere Runden fährt, zum Beispiel über die Degollada de la Hoya de la Vieja oder die Degollada de la Cruz de Acusa.