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Durmitor Sedlo (1908 m) Prevoj Sedlo, Prevoj Prijespa

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Variante der Nordwestauffahrt

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Passname

  • pedalgeist, 27.11.2021, 16:11 Uhr 27.11.2021, 16:12 Uhr
    Ich hatte es anfangs hier beim Pässeeintragen nicht bemerkt, ist mir nun bei genauerer Durchsicht nun aufgefallen: Den Durmitor Sedlo gibt es als geografischen Namen eigentlich nicht - es ist eher ein Wunschname, weil gut zu verorten. Das dürfte erklären, dass er doch recht häufig und wohl mangels besserer Kenntnis verwendet wird. Der richtige Passname lautet recht unspezifisch nur Sedlo (= Sattel) bzw. ausführlich Prevoj Sedlo (= Sattelpass), wobei Prevoj für serbisch "Pass" steht, was allerdings nur selten auf Karten oder Passschildern vermerkt wird, sodass die Pässeidentifikation zumindest in Montenegro erschwert ist. Hinzu kommt das Balkansprachengewirr des Landes.

    Auch auf dem Passschild steht nur "Sedlo" wie auf den meisten Karten. Möglicherweise wurde Name Durmitor Sedlo auch deswegen so abgeleitet, weil über dem Passschild der Name des Nationalparks Nazionalne Park Durmitor auf ähnlichem Holzschild angeschrieben ist. Beide Schilder hängen aufeinander und man könnte etwas ungenau betrachtet auch "Durmitor Sedlo" lesen, wenn man nur die zweite Zeile vom ersten Schild und das separate Passschild als Anschlusszeile interpretiert. Einen weiteren Hinweis auf den geografischen Namen erhalten wir vom unmittelbar südlich anliegenden Berg namens "Sedlena Greda" (2225 m).

    In der Beschreibung der Ostauffahrt sind die beiden Pässe dieser Durmitor-Route korrekt genannt, in der Beschreibung der Westauffahrt wird hingegen für den zweiten Pass ein Name erfunden. Der zweite Pass heißt Prevoj Prijespa (1884 m) bzw. meist auch wieder oder den Passzusatz "Prevoj" schlicht "Prijespa". Da war aber zumindest zu meiner Beradlung kein Passschild. Beide Pässe sind allerdings auf der Montenegro-Karte von freytag&berndt mit Höhe und Passsymbol eingetragen, jeweils ohne das Prevoj-Präfix.

    Gruß
    Matthias
  • AP, 27.11.2021, 19:06 Uhr 27.11.2021, 19:07 Uhr
    Ich denke mal, Durmitor sedlo dürfte als Identifikation für den Übergang an sich passen. Ich würde daran nichts ändern. Wer weiß, vielleicht wird sich der Name auch in einigen Jahren einbürgern. "Panta rhei", das wußten schon die alten Griechen.

    Die Ergänzungen mit der korrekten Benennung der beiden Kuppen auf der Ostauffahrt sind auf meinem Mist gewachsen. Die Neubennenung auf der Westanfahrt ist vielleicht eher eine Laune der durchreisenden Radlergruppen. Ähnliche Phänomene gibts zB. auf Gran Canaria, wo Pässe als Tal der Männertränen oder Saftpass bezeichnet werden, obwohl anderslautende Paßnamen bestehen.

    Schöne Grüße!
  • majortom, 29.11.2021, 09:02 Uhr
    Hallo Matthias,

    danke für deine Recherchen zum Thema.

    Prevoj Prijespa ist dann wohl der Name des Vorpasses, den wir ganz dreist auf Malo Durmitor Sedlo für Kleiner Durmitor-Sattel getauft hatten, in Ermangelung einer anderen bekannten Bezeichnung. Das habe ich in der Beschreibung korrigiert.

    Der Passnamen Durmitor Sedlo behalten wir jedoch bei, da dieser Begriff sich auch vor Ort eingebürgert zu haben scheint. Auch unser Local Hero Danilo, der jeden Quadratzentimeter montenegrinischen Asphalt kennt, kannte ihn unter diesem Namen.

    Schöne Grüße, Tom
  • pedalgeist, 29.11.2021, 14:39 Uhr 29.11.2021, 14:41 Uhr auf majortom
    Ja, gewiss, für die Zwecke hier im Pässelexikon sehe ich das auch so, die Zuordnung bleibt dadurch eindeutig und einfach. Zudem werden hier ja auch wie bei einigen anderen Pass- oder Höhenstraßen (Großglockner-Hochalpenstraße, Nockalmstraße, Zillertaler Höhenstraße) zwei Pässe zusammengefasst, insofern braucht man auch einen Oberbegriff, den es aber offiziell nicht gibt. Einfach nur Durmitor-Passstraße wäre wiederum zu simpel, das es ja noch ein zweite Passstraße durchs Gebirge gibt, die mittlerweile auch komplett asphaltiert ist (Stulac sedlo).
  • bruckner13, 29.11.2021, 16:23 Uhr
    Vermutlich haben in Montenegro nur ganz wenige Pässe an der?/den? Hauptstraße(n) einen Namen (z.B. Crkvine (Richtung Belgrad) und die aufgelassene Straße von Risan hoch nach Grahovo und weiter nach Sarajevo), dazu kommen noch ein paar militärisch motivierte Straßen aus der Kaiserzeit (zB.Cakor, Krstac). Das meiste, was in den letzten 50 Jahren asphaltiert wurde hatte zuvor keinerlei Bedeutung für Reisen und Handel.

    Warum soll man denn einen schlechten Feldweg benennen, der allenfalls zur Holzabfuhr oder 2mal im Jahr von zufällig entdeckten Hochbegabten als Schulweg benutzt wird und der über zig Kilometer ständig auf und ab über eine fast menschenleere Hochfläche ohne Kneipe führt?

    Freiwillig hat sich die Fahrt/die Wanderung keiner angetan (allenfalls Reiten hat vielleicht Sapß gemacht); und damit Geld verdienen, wie die Säumer in den Alpen, konnte man auch nicht.

    Ob wir als Neo-Kolonialisten anstelle der Montenegriner (richtig eigentlich CrnaGora, da fängts schon an) serbische Namen vergeben sollten, ist zumindest nachdenkenswert.

    Als Zeichen, dass wir die Not-Benennung wenigstens nicht bitterernst meinen, können aussagekräftige, leicht absurde deutsche Beinamen dienen z.B.: :

    https://www.quaeldich.de/paesse/vraje-jezero/ mongolische Hochebene

    https://www.quaeldich.de/paesse/razvrsje-nedajno/ Keesgässepass

    liebe Redaktion, Feuer frei!

    in Gedanken noch in Nedajno, Peter
  • majortom, 29.11.2021, 16:34 Uhr
    Ich bin kein Freund von solchen Vergleichen. "Mongolische Hochebene" wird weder der Steppenlandschaft südöstlich von Zabljak gerecht noch der Monogolei, und ich empfinde es beiden Regionen gegenüber abwertend, wenn man sie nicht als etwas eigenständiges ansieht.
  • bruckner13, 29.11.2021, 16:41 Uhr auf majortom
    Tom, du lenkst nur vom eigentlichem Thema ab, schade!
  • pedalgeist, 29.11.2021, 20:41 Uhr auf bruckner13
    "Vermutlich haben in Montenegro nur ganz wenige Pässe an der?/den? Hauptstraße(n) einen Namen (z.B. Crkvine (Richtung Belgrad) und die aufgelassene Straße von Risan hoch nach Grahovo und weiter nach Sarajevo), dazu kommen noch ein paar militärisch motivierte Straßen aus der Kaiserzeit (zB.Cakor, Krstac). Das meiste, was in den letzten 50 Jahren asphaltiert wurde hatte zuvor keinerlei Bedeutung für Reisen und Handel.

    Warum soll man denn einen schlechten Feldweg benennen, der allenfalls zur Holzabfuhr oder 2mal im Jahr von zufällig entdeckten Hochbegabten als Schulweg benutzt wird und der über zig Kilometer ständig auf und ab über eine fast menschenleere Hochfläche ohne Kneipe führt?

    Freiwillig hat sich die Fahrt/die Wanderung keiner angetan (allenfalls Reiten hat vielleicht Sapß gemacht); und damit Geld verdienen, wie die Säumer in den Alpen, konnte man auch nicht."


    Das halte ich mal für ein ziemlich geschichtsvergessenes, überhebliches Argument ohne faktischen Gehalt. Bergübergänge gab es überall auch schon in grauen Vorzeiten und das Handelsvolumen ist dafür nicht entscheidend - schon gar nicht, wenn auch ein geringes Volumen an Transfers in abgeschiedenen Regionen eine gleiche Bedeutung haben kann wie auf zentralen Handelsachsen. Es geht hier wie dort um notwendige bis wohlstandsfördernde Wege des Austauschs von Waren oder Bgegenungen von Menschen. Die Geschichte der Alpenpässe ist auch ein Auf-und-Ab verschiedenster Übergänge. Viele der heute bekannten Straßenpässe waren früher weit weniger bedeutend, die anderen haben aber durch verschiedenste Einflüsse verloren. In der Nord-Süd-Transversale war z.B. lange Zeit ine Albrun-Pass gewichtiger als der Gotthard. Nun frag mal heute nach. Auch in Graubünden findest du zahlreiche Pässe, die früher bedeutender waren als heutige Straßenpässe, aber allenfalls noch für Hardcore-MTBer zu meistern sind. Andere Nur-Wanderpässe waren und sind nie bedeutend gewesen und geworden, aber doch bereits seit hunderten oder auch über tausend Jahren als Übergänge bekannt mit Namen. Die Menschen haben den Dingen schon immer Namen gegeben - und auch im Balkan in den Dinariden.

    Ich sehe auch nicht eine Fülle von namenlosen Übergängen in Montenegro. Ich selber habe 22 Pässe namentlich eingesammelt, 5 davon habe ich mit einem Zweifelsstern versehen, ob es sich tatsächlich um Pässe handelt oder der Name stimmt. Bei Quaeldich.de sind 31 Anstiege genannt, bekanntlich nicht alles geografische Pässe. Die Schnittmenge ist zwar groß, aber einige echte Pässe bin ich davon auch nicht gefahren. Kennt man das montenegrinische Straßen- und Pistennetz, bleibt nicht mehr viel übrig - ich sage mal, zumindest mit Trekkingrad o.ä. aufwärts gesehen. Abgesehen davon, gibt es eben auch dort versteckte Wanderpässe, über die Menschen schon seit Zeiten gegangen sind. Es steht nirdgendwo, dass auf einem Pass Discos und noble Weinkeller stehen müssen oder die Römer früher Straßen gebaut haben müssen. Gerade in Ex-Jugoslawien sind viel Straßen zerfallen, die unter Tito eine weite höhere Bedeutung hatten - Cakor-Pass ist ja ein gutes Beispiel. Bei Podgorica wollte ich eine kleine Bergrunde drehen gemäß Karte eigentlich Straße - die gibts nicht mal mehr als schlechte Piste, selbst mit MTB wird man den Weg nicht finden. Als ich über den Jusin brijeg (1900 m, Pistenpass im Biogradsko Nationalpark) gefahren, kam mir noch ein alter Mann mit Lastesel und Sohn entgegen. Die Welt dreht sich eben woanders langsamer, es ist dem Mann deswegen nicht unbedeutender, diesen Pass zu queren, bevor die Milch auf riesigen Umwegenb verderben würde. Wenn man die Blechlawinen bei Göschenen sieht, ist das auch gar nicht so verkehrt und unmodern. Unsere Hichtechzivilisation geht ja sichtbar auf vielen Irrwegen in den eigenen Untergang - wohl denn, wenn die Zeit für eine Umkehr noch bleibt.

    Soweit mal velosophisch quergedacht
    Matthias







  • majortom, 30.11.2021, 08:36 Uhr
    Was ist denn das Thema, von dem ich ablenke?

    Du hast die Redaktion aufgefordert zu feuern, und ich habe mich nicht als deren Vertreter, sondern als deren Teil dazu geäußert.

    Grundsätzlich fände ich es schade, auf Beschreibungen zu verzichten, nur weil man keinen Namen kennt oder dieser tatsächlich nicht existiert. Warum also nicht einen sinnvollen Namen ausdenken, wenn man trotz gründlicher Recherche keinen finden kann? Wenn dann irgend jemand anderes einen besseren Namen ausgräbt, kann das ja immer noch nachträglich geändert werden. Und wenn man den Umstand in der Beschreibung kurz anspricht, finde ich es auch nicht respektlos oder neo-kolonialistisch, dies so zu handhaben.
  • Flugrad, 30.11.2021, 10:42 Uhr
    Nachdem ich wohl erheblich zu den eher kreativeren Benennungen von Passhöhen beigetragen habe: die Gallier machen es dem gemeinen Passbeschreiber ja sehr einfach: an jeder Welle klebt ein ehrfürchtiges Paßschild, und wenn nicht gibt es auf geoportail.fr hervorragendes Topo-Kartenmaterial, wo man dann auch für die Schildlosen noch einen Passnamen rausfiltern kann. Das klappte mangels Sprachkenntnissen und vorhandener Paßschilder in Montenegro schlecht. Auch historisches Kartenmaterial half da selten weiter. Was tun, wenn auch kein Dorf oder sonst was markantes in der Nähe der Passhöhe zu finden ist? Hier hat Peter mit seiner Kreativität mit nachvollziehbaren Bezeichnungen weitergeholfen. Auch mit nicht so ganz ernsten, aber ehrend gemeinten. So kam die mongolische Hochebene zustande, nicht als Verwirrung hervorrufender Erst- sondern als Beiname, nicht abwertend, sondern würdigend gemeint! Viele dieser Ministräßchen auf den Karsthochflächen scheinen im Gegensatz zu den weiter östlich gelegenen Gebirgsübergängen wie dem Cakor auch tatsächlich keine Relikte bedeutender Verbindungen zu sein, sondern lokale Sträßchen, die kleine Siedlungen/Dörfer verbinden. Herrlich zu fahren für uns und mit einer Paßbezeichnung geehrt, die natürlich von kenntnisreicheren Lesern gerne verbessert werden kann und soll.

    Ulrich
  • bruckner13, 30.11.2021, 13:24 Uhr
    Wie kann es sein, dass ich als Kartenfreak mindestens 10x über den "Krusevica" (Name gerade eben nachgesehen und in 10 Minuten wieder vergessen) geradelt bin und keine Ahnung hatte, wo der denn sein soll auf einer meiner absoluten Lieblingsstrecken? Da ist was faul.

    Ist es wahrscheinlich, dass ein Schnellstraßenpass zwischen zwei Hauptstädten nach einem Weiler benannt ist, der nach Entfernung und Höhenunterschied weiter von der Passhöhe entfernt ist, als eine der beiden Städte und nicht mal google davon zu wissen glaubt? Da ist was faul.

    Ist es wahrscheinlich, dass ein Pass (eigentlich nur ein Weg am Hang entlang, weitere Hochpunkte vorher und nachher), der Nichts mit Nichts verbindet "Hügel bei den Lamm-Löchern" (google hat geholfen) heißt?

    Hat sich bei euch noch niemand beschwert, weil ihr immer von Montenegro statt von CrnaGora sprecht?

    Kann hier jemand 5 (oder auch nur 3) Passstraßen/Wege benennen, die es schon vor dem ersten Weltkrieg gab?
  • pedalgeist, 30.11.2021, 14:32 Uhr auf bruckner13
    Ich glaube, die Besiedlung der Gebirge des Balkans dürfte vor den Ersten Weltkrieg reichen. Und in dieser Zeit wurden auch Passwege benutzt. Wenn du damit Schwerigkeiten hast, dann ist was faul.
  • Bergziegenmutant, 30.11.2021, 15:27 Uhr 30.11.2021, 15:33 Uhr
    Hallo an alle zusammen,
    wow, was geht denn hier für ein etwas verdrehter Diskurs ab?

    Ich glaube, hier schreiben einige Diskutanten etwas schwer zu verstehende Meinungen, welche bei den anderen etwas unverständlich ankommen. Ich glaube, die Diskutanten sind alle Montenegro - Liebhaber (korrekterweise ja CrnaGora - Liebhaber), welche das Land und deren tolle Landschaft und deren liebenswerte Bewohner schätzen. Von Peter weis ich dies ganz genau, er hat ja auf unserer diesjährigen Tour dieses Land ja so unnachahmlich mir näher gebracht. Seine oben genannte Punkte meine ich zu erahnen, bin mir aber nicht in allen Punkten ganz sicher. Deshalb glaube ich, führt es zu Missverständnissen.

    Vielleicht sollten alle Diskutanten ihre Standpunkte etwas besser erklären und diese Missverständnisse ausräumen.

    Ich meine, Montenegro ist ein wunderschönes Land, es hat tolle Menschen dort, es hat mit Sicherheit eine Geschichte und Bedeutung, aber die Bergwelt dort ist so einsam und wild, es kann nicht mit dem Alpenraum und deren Handelswege und Alpenpässe verglichen werden. Diese Bedeutung haben die Anstiege nie gehabt. Höchstens lokal.
    Die anderen Probleme des Balkans - Unruhen haben wir ja live dort erlebt - haben nicht unbedingt was mit Handelswege in den Bergen Montenegros zu tun. Die Unabhängigkeit von Montenegro und der serbische Einfluss ist stark da, die Nachbarländer Albanien und Bosnien sind Problemgebiete ... Anderes Thema.


    Grüße aus dem winterlichen Allgäu, Jürgen
  • bruckner13, 01.12.2021, 11:50 Uhr 01.12.2021, 11:56 Uhr
    Das Pässelexikon ist eine wunderbare Fundgrube gleichermaßen für leistungsorientierte Radsportler, erbsenzählende Passsammler und Genussradler. Viele wirken nach besten Kräften mit.

    Montenegro liegt mir besonders am Herzen. Hier findet man einzigartige Landschaften und außergewöhnliche -je nach Sichtweise- rückständige oder richtungsweisende Siedlungs- und Wirtschaftsformen vor.
    Wir (die sich hier zu Wort gemeldet haben) sind uns doch einig, dass eine Radtour von der Piva-Stausee-Brücke nach Zabljak eine besondere "Passüberquerung" ist.
    Das Besondere beruht (bei aller landschaftlichen Dramatik des Steilhangs zu Beginn und dem Hochgebirgsabschnitt am Ende) zu einem gewichtigen Teil auf dem Eindruck, den die durchfahrene Kulturlandschaft erweckt. Auf anderen Strecken fällt die Gewichtung noch viel stärker zugunsten des Erlebnisses dieses von Menschen gestalteten Lebens- und Wirtschaftsraum aus.

    Ich frage mich schon lange: Haben die Pässe überhaupt Namen? Eindeutige Beweise habe ich nicht gefunden; meine persönlichen Beobachtungen lassen mich zumindest bei vielen ,,Überfahrten" zweifeln.
    Nach anfänglichen Zweifeln halte ich mittlerweile die Aufnahme dieser Strecken ins Pässelexikon -trotz aller Gefahren durch (Massen-)Tourismus- für richtig, will aber den vielen Generationen, die diese Landschaften erschaffen und bis heute bewahrt haben, möglichst gerecht werden und mir auch größtmögliche Mühe dabei geben.
    Zum Ersten gehört meiner Meinung auch, als Außenstehender keine Namen zu vergeben, wo es die Bewohner selbst bisher noch nicht gemacht haben.

    Um gemeinsam über Alternativen nachzudenken, habe ich den provokanten Post geschrieben. Leider hat er mehr persönliche Empfindlichkeiten als Nachdenken ausgelöst und nichts Nutzbares zutage gefördert. Immerhin habe ich dadurch selbst weiter nachgedacht und stelle Folgendes in die Diskussion:


    Wir sollten eine Region CrnaGora (Teil des Dinarischen Gebirges) einrichten und dort AUCH auf die Besonderheiten bei der -technisch notwendigen- ,,Namensfindung" hinweisen.

    Die Pässe sollten -bei Unwissen- nicht mit Ortsnamen belegt werden. Ersatzweise könnten die -meist auch vor Ort beschilderten- Bezeichnungen der örtlichen Tourismusorganisation (z.B. Panoramaroute 3b) mit Zusätzen (z.B. Nordabschnitt Skutariesee) verwendet werden. Wo es noch keine solchen Bezeichnungen gibt, halte ich Überfahrt von... nach... für besser.

    Da hier im Forum sowohl der Wille als auch die Kompetenz für gute Ergebnisse vorhanden ist, bitte ich um Mithilfe und Diskussion. Falls mein Anliegen als unerträgliche Besserwisserei angesehen wird, darf man das auch gerne kundtun. Dann weiß ich wenigstens, wo ich mich verorten muss.

    Gruß Peter
  • AP, 01.12.2021, 14:06 Uhr auf bruckner13
    Ich gebe drei Sachen zu Bedenken:

    - das Problem der Namensfindung ergibt sich ebenso für einige andere Länder, zum Beispiel Griechenland oder Kroatien, in denen Pässe ohne Namen liegen

    - soweit ich das sehe, gibt es keine geographische Region Crna Gora im Dinarischen Gebirge. Man kann natürlich alle namentlich bekannten Bergketten Montenegros aufführen, bloß wäre das auch eine ziemlich mühsame Fleißübung.

    - Passauffahrten als von....nach anzulegen, machen wir in anderen Ländern nicht, warum sollte man damit in Montenegro anfangen?

    Ehrlich gesagt, mir leuchtet der Sinn einer Spezialbehandlung Montenegros nicht ein. Ich glaube auch nicht, daß aufgrund von Paßbeschreibungen auf QD die Massen in den Durmitor strömen

    In diesem Sinne, Grüße an alle. Eventuelle gegenteilige Kommentare werden bei mir keine negativen Ausbrüche auslösen, sag ich jetzt nur mal so
  • majortom, 01.12.2021, 14:16 Uhr
    Man muss gar nicht so weit weggehen... die Probleme mit der Namensfindung gibt es auch in Deutschland oft. Da sind im Pässelexikon viele Wortschöpfungen von mir. Oft werden die Wortschöpfungen von QD-Autoren dann sogar von Einheimischen übernommen...

    Das machen übrigens auch die Organisatoren der Tour de France so, wenn sie irgendwo einen Bergwertung 4. Kategorie in die Landschaft setzen und das ganze dann Côte de Irgendwas nennen.

    Ich sehe darin kein Problem. Wenn natürlich irgend ein Einheimischer sich meldet und zu Bedenken gibt, dass die Dingsbumser Höhe seit dem 17. Jahrhundert schon irgend einen anderen Namen trägt, kann man es ja noch ändern. Dann wäre es natürlich respektlos, auf der eigenen Namenskreation zu beharren, aber das macht hier ja keiner.

    Auch sehe ich kein Problem darin, einen Pass nach einer nahe gelegenen Ortschaft zu benennen.

    Insofern erscheint mir die ganze Debatte ziemlich wenig zielführend.
  • Flugrad, 01.12.2021, 15:59 Uhr
    Bei den meisten Pässen/Überfahrten auf der mir bekannten Montenegro/CrnaGora-Passliste scheint die Namensgebung schlüssig oder zumindest nicht grundfalsch zu sein. Zumindest ist ein Bemühen zu erkennen (auch wenn wie im Falle Dobrsko Selo tatsächlich Cetinje sinnvoller wäre). Die Bezeichnung Pass an sich wird hier ja auch immer wieder diskutiert, weil es sich strenggenommen vielfach eben nicht um einen echten Pass handelt. Dennoch verstehen glaub ich die allermeisten, dass die qd-Passdefinition eine großzügige ist, bei der man nur eines immer erwarten kann: es geht aufwärts. Gibt es eine bessere Bezeichnung, die auch noch griffig und verständlich ist oder lassen wir es bei dem Restzweifel, ob das Schwitzwasser nach Passankunft wirklich in zwei verschiedene Flußsysteme fließt oder doch in dasselbe? Das Ding braucht halt einen Namen, und bis auf diesen https://www.quaeldich.de/paesse/restaurant-chez-la-merde/ Fall habe ich bisher auch nichts wirklich Diskriminierendes im Lexikon entdeckt (und in diesem Fall scheint es ja durchaus berechtigt - behandle niemals nicht einen müden Recken miserabel!).

    Die Touri-Massen im wahren Sinne des diskriminierenden Wortes sind Peter übrigens heuer nicht wegen irgendwelcher Passbezeichnungen nach Montenegro gefolgt, sondern wegen der versprochenen Landschaften und Leute. Soweit so gut und vielleicht zum Erhalt der Leute in den Landschaften auch bitter nötig. Und im allerbesten Fall finden wir in unseren Kreisen dann vielleicht auch noch einen Local oder einen, der die Locals kennt, der dann die Schwarmintelligenz der qd-Gemeinde zu noch besseren Bezeichnungen führt. Nur: für den Begriff Pass fällt mir bis jetzt nichts besseres ein. Überfahrt klingt nach Seefahrt, und ein Hochpunkt-Lexikon doch etwas unverständlich. Weshalb man keine Ortsnamen verwenden sollte erschließt sich mir nicht generell, sondern nur, wenn die Orte nicht wenigstens in unmittelbarer Hochpunktnähe liegen.
    Touristische Routen sollte man tatsächlich erwähnen, wenn bekannt - allerdings möglichst im Text, nur in Ausnahmefällen als Passname. Und da wären wir schon mal beim bzw. im Durmitor: wenn es der Wahrheitsfindung dient könnte ja auch eine "Durmitor-Höhenstraße Nord" den Stulac Sedlo ersetzen und eine "Durmitor-Höhenstraße Süd" den Durmitor Sedlo. Wäre geografisch für den einen oder anderen vielleicht leichter einzuordnen, aber ist das auch ein schönerer und mehr landesangepasster Name? Vielleicht als ergänzender Untername noch sinnvoll, wie auch bereits am Südufer des Skutarisee mit der "Panoramastraße" gelungen ergänzt.

    Und zu den Gebirgszügen in Montenegro: diese Bezeichnungen werden in qd inzwischen ja fast schon hochwissenschaftlich präzisiert - mit der Folge, dass die Allgäuer Alpen sich gewaltig nach Vorarlberg ausdehnen, sprich: Gebirgszüge halten sich eher nicht an Landesgrenzen, und das zurecht. Folglich hätte natürlich auch Montenegro Anspruch auf Unterabteilungen des Dinarischen Gebirges. Darin könnte man dann auch vieles über die dort anzutreffenden Kulturlandschaften unterbringen, die Panoramastraßen usw. Das schreit geradezu nach einem kompetenten Kenner. Und einen solchen haben wir auch kennengelernt. Landvermesser soll er sein und des Schreibens kundig.

    Viele Grüße

    Ulrich
  • bruckner13, 02.12.2021, 00:05 Uhr 02.12.2021, 06:50 Uhr
    Ich habe bisher nur den MeToo Aspekt der Namensgebung angesprochen, also die Perspektive der einheimischen Bevölkerung.

    andersrum ist es doch auch deprimierend: Einem eindrücklichen, namenlosen Pass wird doch eindeutig was weggenommen, wenn man ihm einen Namen gibt.
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  • helmverweigerer, 24.11.2013, 12:01 Uhr
    Hallo Renko,

    Mist, wieder eine Destination auf der ToDo-Liste. Und als verlängertes Wochenende leider auch nicht machbar ...

    Für mich als Mittelgebirgsfan hat das dinarische Gebirge aber grössere Anziehungskraft als die grossen, klingenden Namen.

    Schöne Lektüre für diesen tristen Tag

    Lukas
  • AP, 24.11.2013, 17:21 Uhr
    Also, ein wenig kenne ich das Dinarische Gebirge. Das Problem ist, dass es zwar fantastische Anstiege gibt, aber ein so duennes Strassenetz, dass man kaum vernuenftige Runden drehen kann oder immer auf dicht befahrenen Strassen landet (weil es eben die einzigen sind).

    Gruss

    AP
  • helmverweigerer, 24.11.2013, 22:37 Uhr auf AP
    Hmm, das ist natürlich weniger ermutigend ....

    Danke für die Einschätzung!

    l.
  • Renko, 02.02.2014, 16:26 Uhr
    Na wie nach dem Titel eines Clint Eastwood Films:
    "Who Dares, Wins" ;)
    Grüsse
    Renko
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