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Klammljoch (2295 m) Passo di Gola, Klammljöchl

Beginn der Abfahrt.

Auffahrten

Von Renko – Es ist der 9. Oktober 2008. Ich bin wieder einmal in Südtirol, und es ist wieder eine Tour der Abenteuer. Geplant war ein MTB-Wandern-Urlaub in den Dolomiten, aber der Schnee ist früh eingetroffen und die Schotterpisten und Wanderwege wohl unpassierbar, so heißt es wieder: Rennradtour.

In Sand in Taufers scheint schon die Sonne und das in Bruneck beginnende und bis Sand flache Ahrntal ist hier sehr breit. Die Strapazen des Vortages sind noch nicht ganz vergessen: bittere Kälte zwischen Cortina und Schluderbach, eine heftige Auffahrt zu den Drei Zinnen, die Schotterpiste auf die Plätzwiesen. Aber wieder einmal großartige Eindrücke und die Frage: was bietet die Runde Klammljoch–Staller Sattel?
Die vor mir liegende Route kenne ich nur grob, von Steigungen wie auch vom Zustand der Straße habe ich keine Ahnung, vermute aber abschnittsweise staubige Piste. Meine Karte von den drei Tirols liegt in Zürich und so fahre ich sozusagen halb blind los...

Vom Hotel in Sand in Taufers starte ich die Runde. Das Hotel war prima und steht bereits seit über 400 Jahren, in den Gängen sind alte Bilder und Landkarten an den Wänden, alles ganz faszinierend. Die Küche ist gutbürgerlich und in den letzten Jahren sind Wintergarten und Schwimmbad dazugekommen, aber das Haus hat sich seinen alten Charakter bewahrt.
Die Auffahrt beginnt. Man folgt den Wegweisschildern für Rein in Taufers, bis dort führt der asphaltierte Teil zum Klammljoch. Am Nordrand des Dorfs biegt die Straße nach rechts ab, und es folgt eine erste Rampe, dann wird es wieder flach. 1,5 km nach Sand in Taufers folgt ein Warnschild mit der Angabe: 17 % Steigung!
Ich bin ein wenig überrascht, irgendwie noch nicht hellwach, und die Sache geht schon richtig los. Ich mache mir Sorgen um das Glocknerknie, das sich erst am Vortag wieder einigermaßen beruhigt hat. Wie ein Kind...
Die Steigung nimmt entsprechend dem Warnschild zu, sie beißt schön in die Beinmuskeln, ich lehne etwas nach vorne. Ich atme schwer wie schon die ganze Woche, Aufstiege bei unter 10°C sind nicht immer ein Genuss. Die Rampe dauert ganz schön lange, ich passiere eine Baustelle, begrüße einen Bauarbeiter, bald danach lässt die Steigung nach.
Rechts sehe ich den Grund für die steile Rampe: der Fluss hat eine superschmale Spalte ins Gestein durchgeschnitten, wie an der berühmten Via Mala in Graubünden, und es muss noch mehr Höhe gewonnen werden. Die Straße biegt nach rechts, und die Steigung geht wieder ein gutes Stück über 10 %. Ich fühle mich nicht gerade wohl, beginne etwas zu leiden, dann führt die Straße nach links ins schmale Tal hinein. Nur kurz flach, geht sie bald wieder steil nach oben.
Hier sind umfangreiche Ausbaumaßnahmen kurz vor dem Abschluss, es folgen Lawinengalerien und Kehren, aber eine Umtrassierung hat es nicht gegeben (ich vermute, dass es diese Straße vielleicht früher gar nicht gab). Die Strasse zieht endlos den Weg steil nach oben, ich leide sehr in diesem Teil. Zum Aufwärmen hatte ich gar keine Gelegenheit, und die Luft ist im tief eingeschnittenen Tal immer noch sehr kalt. Bald ist die erste Kehre erreicht, kurz danach die zweite und ich halte kurze Zeit an, dann weiter.
Nach knapp über acht Kilometern erreicht man eine kleine Häusergruppe, nach welcher die Straße flach wird – und flach bleibt. Von links her biegt ein einspuriges, archaisch asphaltiertes Sträßchen ein, das sehr wahrscheinlich einen Ersatz zur ausgebauten Hauptroute bot. Hier finde ich endlich auch die Sonne.
Die Straße führt eben am Rande einer flachen Talsohle, und die Stimmung ist plötzlich wieder „Goldener Herbst” von dessen schönster Seite. Die Wiesen wie auch die Lärchen verlieren ihre grüne Farbe, die Natur stirbt... es herrscht eine starke Melancholie. Im Hintergrund sind die Berge bereits verschneit. Tolle Landschaft, genau das was ich finden wollte, mal wieder die Bestätigung für das alte Gefühl, dass ich im Herbst glücklicher unterwegs bin als im Hochsommer.
Nach 11,3 km hat man Rein in Taufers erreicht, und die Straße beginnt wieder anzusteigen. Der Dorfkern liegt oberhalb des Talbodens, und von der Kirche aus hat man einen Prachtblick auf die Rieserfernergruppe mit dem vergletscherten Hochgall. Hochgeil?
Die steile Auffahrt bis hier zwingt mich in den Supermarkt. Tiroler Speck geht rasch in den Mund, Schokolade in den Rucksack, und ich plaudere mit einem Ehepaar aus Deutschland. Ein Radfahrer fährt an mir vorbei und kommentiert schnell über den „steilen Berg”.
Die Straße verschmalert sich und führt steil hinauf auf eine Häusergruppe zu. Hinter dem „Oberhof” flacht die Straße ab, und vorne sehe ich einen Parkplatz...

Etwas enttäuscht stelle ich fest, dass sowohl der Parkplatz als auch die nun für den Verkehr gesperrte, weiter führende Straße keine Asphaltdecke mehr haben. Ich hatte gehofft, dass das Asphalt bis weiter oben reicht.
Aber die Straße befindet sich in einem exzellenten Zustand. Es handelt sich um eine Staubpiste mit festem Unterbau, und der Zustand ist etwa mit der alten Decke des Umbrail in Graubünden vergleichbar, wo ich vier Tage zuvor erst war.
Die Strasse ist zuerst flach, dann folgt die erste Rampe. Hier mache ich mich im voraus Sorgen: viele Staubpisten sind im flachen Bereich gut zu fahren, wie die am Tag zuvor besuchte Piste vom Rifugio Auronzo bis zum Rifugio Lavaredo. Aber schon die geringste Steigung führt zu Auswaschungen usw. wie unterhalb der Drei Zinnen. Aber hier, bei einer Steigung von über 10 %, ist die Strasse in einem ganz passablen Zustand, Welten entfernt vom weniger steilen Parpaillon oder den Plätzwiesen.
Zunächst ist die Strasse wieder flach, ich passiere ein Ehepaar, halte bald an um zu fotografieren, überhole das Ehepaar wieder. Dann folgt die steile Auffahrt zur Knuttenalm. Auch hier kommt man recht gut zurecht mit dem Straßenzustand, und ich finde zudem einen besseren Rhythmus. Trotzdem halte ich an, denn ich möchte auch ein bisschen Sonne auftanken, der Winter kommt schließlich bald...
Die Hütte soll an manchen Sommertagen überlaufen sein, heute sind jedoch höchstens zehn Leute auf der Terrasse. In der Hütte sitzt eine Hand voll Einheimischer und trinkt Wein. Sie plaudern auf Dialekt und ich verstehe nur die Hälfte davon. Oans, zwoa, dräie... sächse, siemne, oachte.
Nach einer Stunde geht es dann wieder los. Die Hütte schließt in einer Woche, und der Grund ist klar: Die Sonne schafft es nur mit Mühe über den Berg, und ohne Sonne ist ja der Sinn weg, sich hier aufzuhalten. Der Rhythmus ist leider weg, und so versinke ich wieder in einen apathischen und sozusagen herbstlichen Fahrstil.
Flach ist die Straße bald wieder, und dann beginnt eine lange Serpentinenstrecke. Der Zustand der Strecke ist ein wenig schlechter als weiter unten, aber das ist nichts neues, oberhalb der Waldgrenze sind halt die Witterungseinflüsse stärker, aber glücklicherweise komme ich weiterhin sehr gut zurecht.
Dann liegen bald die ersten Schneereste auf der Piste, ich steige ab und laufe das kurze Stück weiter. Weiter oben folgt noch ein wenig davon, hier kämpfe ich mich aber durch den Nassschnee.
Endlich ist der Abschnitt zu Ende, und es geht zuerst flach, dann wieder ansteigend weiter, bis der kleine Klammljocher See erreicht ist. Er ist noch nicht zugefroren, aber lange wird er wohl nicht mehr eisfrei bleiben. Die Straße ist eben und auch hier oben wieder in einem fast perfekten Zustand. Es kommt noch ein kurze steilere Rampe, rechts sehe ich einen in den Berg gebauten Bunker wohl aus Mussollini-Zeiten, und dann ist die Passhöhe erreicht.
Hier steht noch die Passkontrollhütte, aber sie ist geschlossen. Der Pass selber bietet nicht die tollen Ausblicke wie in Rein in Taufers, die Landschaft ist eher lieblich als spektakulär.

Die folgende Abfahrt ins Osttiroler Arvental beginnt zuerst gemütlich. Das Gefälle ist mäßig und der Zustand ähnlich wie auf der Südtiroler Seite, nach einer Kehre verläuft sie sogar flach. Ein gelbes Wegweisschild „111” zeigt nach links, man muss aber geradeaus weiterfahren. Etwas weiter unten verschlechtert sich der Straßenzustand etwas und vor einer nicht einsehbaren Kurve wird vor Gefahr gewarnt: es handelt sich um eine ausgewaschene Rampe mit einem Gefälle von rund 15 %.
Das Vorwärtskommen ist aber sehr langsam, zudem einige Gatter geöffnet und wieder geschlossen werden müssen. Aber die Herbstlandschaft ist schlichtweg herrlich...
Noch weiter unten dann ein steiler Zwischenanstieg, ehe die Schotterpiste zu einer Asphaltpiste wird. Zum Glück: es folgt eine Serpentinenserie bei hohem Gefälle.
Nach vier Kilometern auf Asphalt ist Erlsbach erreicht, an der Strasse zum Staller Sattel. Vor dem Abstecher ins Café kontrolliere ich die Fahrdaten: Es ist halb drei, und ich habe lediglich 39 Kilometer absolviert. Und die Durchschnittsgeschwindigkeit? Gerade mal 9,99 km/h!
Die folgende Auffahrt zum Staller Sattel ist grob beschrieben zuerst überbreit und neu, dann schmal und stark vom gefrierenden Schmelzwasser beschädigt, aber durchwegs relativ einfach zu fahren. Die Südtiroler Bergstrecke dagegen ist ein absoluter Leckerbissen!

Die Westseite des Klammljochs ist eine ziemlich harte Auffahrt. Wiederholte Rampen von 15 % bis 18 %, dann über sieben Kilometer auf energieraubender Staubstrasse, auch hier wiederholt steile Rampen und schließlich noch eine Abfahrt von 17 Kilometern, fast 13 davon auf Staub und Schotter.
So ein Riese wie der Grossglockner wirkt schon ein wenig zahm im Vergleich. Jene Straße wurde durch den Boom vom motorisierten Verkehr zu einer modernen, für den Abenteuer suchenden Radler ein bisschen langweiligen Straße ausgebaut. Für das Klammljoch dagegen liegt die Autoära bereits in der Vergangenheit, schon in den 1970er Jahren soll Schluss gewesen sein. Noch schöner deshalb für nach Ruhe und Abgeschiedenheit suchende Radler, denen staubige Straßen wenig ausmachen.


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Schnellste Zeit
01:37:41 | 11.09.2022
gigi
Mittlere Zeit
02:01:20 | 02.08.2011
metal
Dolce Vita
03:00:00 | 22.08.2003
slowmotion_ajl
Ostrampe ab Erlsbach
15,5 km | 811 Hm | 5,2 %  Strava
Von domuand – Um es vorwegzunehmen: Diese Strecke ist nichts für dünnbereifte Rennräder. Wenn man aber sein Crossbike dabei hat, sollte man sich diese wunderschöne Pässefahrt nicht entgehen lassen. Sie führt nämlich, wegen Nationalparkstatus, durch ein weites, unberührtes und ruhiges Tal wie man es in den Alpen nur noch selten findet.
Kurz hinter Erlsbach zweigt die Route von der Straße ab und windet sich auf einem schmalen, aber noch asphaltiertem Untergrund zirka vier Kilometer bis zu einer Ausflugsgaststatte (Mautstrecke für motorisierte Fahrzeuge). Es geht zunächst am rauschenden Bach entlang, wobei auch schon einige, ca. 16 % steile Rampen zu bezwingen sind.
Hinter der Gaststätte geht der Weg in eine Naturstrecke über, die zeitweise mit Geröll und grobem Kiesel bedeckt ist. Immer wieder gibt es schweißtreibende Steilstücke, aber man kann sich auch auf Flachpassagen wieder erholen und das Panorama genießen. Sind am Anfang noch Spaziergänger unterwegs, werden es, je näher man der Passhöhe kommt, immer weniger. Eine angenehme Ruhe kehrt ein; der absolute Gegensatz zum tags zuvor gefahrenen Großglockner.
Die letzten zwei Kilometer bis zum Pass sind dann nochmals ziemlich anspruchsvoll, denn es sind noch einige steile Kehren zu bewältigen.

Die Abfahrt zur Südtiroler Seite ist, wie schon anderweitig beschrieben, ebenfalls Naturstrecke. Subjektiv würde ich sagen, dass sie – abgesehen von den ersten unangenehm steilen 300 Metern – um einiges besser beschaffen ist als die österreichische Seite. Unheimlich Spaß bereitet die Abfahrt von Rein nach Sand in Taufers auf einer breiten, gut ausgebauten Straße fast ohne Verkehr.

15 Befahrungen Befahrung eintragen
Schnellste Zeit
01:15:25 | 25.08.2020
tomass
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01:37:44 | 12.07.2023
mbr1383
Dolce Vita
02:03:37 | 21.06.2019
Nerini Abano
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