Krummer Stein (463 m) Taubelsberg

Von Fleischooo – Der Krumme Stein ist ein Übergang zwischen Effelder-Rauenstein im Kreis Sonneberg und einem Ortsteil von Neustadt bei Coburg, nämlich Meilschnitz – wo man(n) hervorragend Christi Himmelfahrt, den landläufig sogenannten Herrentag, auf dem alljährlichen Dorffest am Dorfweiher verbringen kann. In Effelder indes ist ein Abstecher zur gewaltigen Tanzlinde im Zentrum des Ortes zu empfehlen.
Bedeutung hat die Überfahrt, welche ihren Hochpunkt am Fuße des Taubelsberges einige Meter vom namensgebenden Krummen Stein und dem dort befindlichen Parkplatz entfernt findet, weniger wegen ihres sportlichen Anspruchs, sondern vielmehr aufgrund historischer Begebenheiten.
Auf dem Hochplateau entlang der Straße zwischen Effelder und Meilschnitz ist der für die Geologie der Region typische Buntsandstein durch Aufbrüche und einzelne Felsen sichtbar. Einer der Felsblöcke direkt an dieser Straße ist der Krumme Stein. Dieser charakteristisch-unregelmäßige Sandsteinblock ist zur Straßenseite hin etwa drei Meter breit und war lange Zeit ein markantes Wahrzeichen der Landesgrenze.
Die Passhöhe verbindet die Gemeinde Frankenblick bzw. das Effelder-Tal im Westen mit dem Neustadter Becken im Osten. Exakt konträr zur geographischen Lage diente der Krumme Stein – gemeint ist hier nicht die Wegstrecke, sondern der Felsen – einst als Grenzstein zwischen der ehemaligen DDR auf Seiten der heutigen Westauffahrt und der BRD auf Seiten der Ostauffahrt. Nichts ungewöhnliches in dieser Region, in der heute noch Schilder, die vor möglicherweise (aufgrund von Erosionen andernorts als einst gewünscht) in der Erde befindlichen Tretminen warnen, vom ehemaligen Todesstreifen zeugen, welcher sich entlang der damaligen Grenze ungeachtet der Landschaftstopographie über Felder, Wiesen, Berge und Täler schlängelt und stets durch charakteristische (und ganz und gar rennraduntaugliche) Kolonnenwege flankiert wird.
Höchste Erhebung im nächsten Umfeld ist der 511 Meter hoch gelegene Taubelsberg auf thüringischer Seite der Überfahrt, von welchem man bei entsprechendem Wetter eine tolle Aussicht auf das Neustadter Becken und den Neustadter Hausberg Muppberg hat. Eben diese Aussicht nutzte man einst im Kalten Krieg zur Ausspähung des früheren Klassenfeindes im Westen vom nahegelegenen Generalsblick aus.
Wo heute unsereins mehr oder weniger erschöpft den höchsten Punkt des Übergangs passiert und ohne die Beschreibung auf quaeldich.de womöglich vom Krummen Stein, dem Felsen, nicht einmal Notiz genommen hätte, war anno dazumal am eisernen Vorhang kein Weiterkommen, während nunmehr lediglich noch ebenjener Stein von der Vergangenheit zeugt, dessen Name im Übrigen abgeleitet von der unregelmäßigen Form oder von grimmen/krümmen wird („es krummt mich“).
Ferner ist zu erwähnen, dass erstmals 1378 in einer Grenzbeschreibung der Krumme Stein als natürliches Grenzzeichen zwischen den Gerichten Schalkau und Neustadt erwähnt wurde, also keineswegs erst seinen Ursprung in der Teilung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg hatte.
Verkehrstechnisch hat die Überfahrt mit der Fertigstellung der A 73 zwischen Bamberg und Erfurt an Bedeutung für Pendler zwischen Franken und Südthüringen verloren; nichtsdestotrotz kann je nach Zeitpunkt der Befahrung mit nicht unerheblichem Verkehr gerechnet werden. Der Asphalt befindet sich nicht gerade in tadellosem, aber sehr gut befahrbaren Zustand. Nichtsdestotrotz ist auf den Abfahrten Vorsicht geboten; traurigen Seltenheitsfaktor hat ein Kreuz am Straßenrand der Auffahrt von Meilschnitz aus, welches an einen vor einigen Jahren bedauerlicherweise bei einem schrecklichen Unfall ohne Fremdeinwirkung ums Leben gekommenen Radfahrer erinnert.
Die Auffahrt zum Krummen Stein lässt sich selbstverständlich in eine Vielzahl von Rennradtouren im Coburger Land oder Landkreis Sonneberg bzw. Thüringer Wald einbinden: Gerade die umliegenden Anstiege zur Höhner Höhe auf bayerischer Seite oder etwa nach Rückerswind, nach Rabenäußig, zur Hämmerer Ebene (dort lohnt ein Abstecher zur Röthenquelle oder für Radler, die Schotterpisten nicht scheuen, die Querung entlang des Fellbergs zur Skiarena Silbersattel) oder zur bewirteten Triniushütte auf thüringischer Seite bieten sich für die Gestaltung einer landschaftlich faszinierenden, historisch und kulturell spannenden und sportlich anspruchsvollen Radtour an.