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La Tougnète ist ein 2434m hoher Gipfel in der Vanoise zwischen den Hochtälern Vallée des Allues und Vallée des Belleville, im großen Skigebiet der "3 Vallées". Der Gipfel ist nicht wirklich prominent a lá Matterhorn, vielmehr eher einer der Knubbel des nach Norden abfallenden Bergkamms zwischen den beiden Tälern. Im Zuge des Plans, durch das Skigebiet Radwege zu bauen, hat man in 2022 von Les Menuires im Vallée des Belleville her eine Piste bis zu einem kleinen Plateau direkt unterhalb des Gipfels asphaltiert. Die Sache soll, wie der Col de la Loze, eigentlich als Pass ausgebaut werden. Allerdings gibt es, Stand 2024, Probleme, die Gegenseite von voraussichtlich Méribel her zu konstruieren. Vermutlich hat man das beim Asphaltieren der Strecke zur Tougnète schon vorausgesehen. Denn vom Endpunkt, an dem eine Skirestaurantbude und zwei Seilbahnstationen stehen (aus jedem Tal eine hinauf) führt überhaupt kein Weg hinab nach Méribel oder Méribel-Mottaret. Sprich man hat die Seilbahnstationen durch den Radweg erschlossen, damit auch ohne Gegenseite eine Sackgasse entsteht, die nicht im Nirgendwo endet und auf einen Abschluß wartet.
Wo wäre dann ein möglicher Pass? Es bietet sich der Col de Cherferie ein Stück nördlich (und tiefer) an. Um dorthin eine Straße zu bauen, müßte man am Skirestaurant Maya Altitude, 60Hm unterhalb des Endpunkts, ansetzen. Eine Piste führt von dort aus etwa 2km tendenziell leicht abfallend den Kamm entlang bis zum Pass.
Meiner Meinung nach lohnt eine Befahrung der Sackgasse auch ohne Passcharakter. Die Ausblicke von der Straße sind bei weitem besser als alles, was man auf dem Talanstieg nach Val Thorens zu sehen bekommt. Sprich eigentlich ist La Tougnète der wesentlich attraktivere Endpunkt bei einem Trip durch das Vallée des Belleville als das Skidorf etwas weiter im Süden. Außerdem macht es wirklich Spaß, im Hochgebirge auf einer Straße zu fahren, auf der absolut nichts von vorne oder hinten angebrummt kommt. Eine wirklich tiefenentspannende Erfahrung im Vergleich zu so manchen bekannten und im Sommer total überlaufenen Alpenpässen. Man teilt sich den Radweg höchstens noch mit ein paar Wanderern, was absolut kein Problem und sogar motivierend ist, da die meisten ein paar freundliche Worte äußern, wenn man an ihnen vorbeikeucht.
Naturfreunde müssen auch keine Angst haben, dass der Asphalt des Radwegs die Ökologie der Berge zerstört. Die sind in dem Bereich der Vanoise sowieso schon zugepflastert mit Liftanlagen, Bergstationen und Wasserreservoirs, da macht der Radweg auch nichts mehr kaputt.
Was mich noch gewundert hat im Sommer 2024 war der Skiort Les Menuires. Der war nämlich durchaus gut besucht und machte nicht den Eindruck, in der schneefreien Jahreszeit leer zu stehen. Könnte durchaus sein, dass immer mehr Menschen angesichts der zunehmend heißen Sommer es vorziehen, in der luftigen Höhe Urlaub zu machen.
Um den Einstieg zu diesem Anstieg zu finden, hält man sich, von Moûtiers das Tal hoch kommend, am Ortseingang von Les Menuires (Kreisel mit zwei Holz-Skifahrern) in Richtung Zentrum, sprich man biegt nicht ab auf die Umgehungsstraße Richtung Val Thorens. Dann durchfährt man den Skiort, pedaliert an einem zweiten Kreisel weiter geradeaus, vorbei an einem markanten kapellenartigen Gebäude mit einem offenen Glockenturm. Kurz hinter diesem Gebäude sieht man links den Hinweis auf den Radweg hoch zur Tougnète. Geradeaus geht es übrigens zum ebenfalls neu asphaltierten Radweg nach Val Thorens.
Etwa 7km Radweg sind es von dem Abzweig bis zum Gipfel. Der Radweg ist Stand 2024 in exzellentem Zustand und größtenteils steil, aber dennoch gut zu befahren, wenn es nicht zwei Hemmschuhe gäbe.
Der eine Hemmschuh ist, dass man sich bis zum Einstieg in aller Regel schon von Moûtiers her etwa 1400Hm in die Beine gearbeitet hat. Was sich bis nach ganz oben dann auf knapp über 2000Hm am Stück summiert....durchaus ambitioniert. Der zweite Hemmschuh sind die letzten 500m des Anstiegs, auf denen die Straße mehrmals in den Bereich von 20% Steigung ausschlägt. Diese supersteilen Abschnitte, vier an der Zahl, sind aber zum Glück kurz, sprich man sieht das jeweils rettende flachere Stück schon beim Einstieg. Nichtsdestotrotz schwer zu fahren mit müden Muskeln. Im Vergleich zum Col de la Loze würde ich, beschränkt auf den jeweiligen Radweg-Abschnitt, den Loze als schwerer als La Tougnète einschätzen, wenn Tougnète nicht diesen letzten halben Kilometer hätte.
Der Radweg zur Tougnète führt von Les Menuires aus praktisch durchgehend nach Norden, also zurück in Richtung Moûtiers, auch wenn es im unteren Bereich drei Serpentinen gibt. Wunderschön hier der Gebäudekomplex Brelin, bestimmt eine der bedeutendsten Konstruktionen der kreativen Architektur, die sich in den französischen Skiorten manifestiert. Wer den Komplex für häßlich hält, den wird die Zeit bestrafen, denn wenn er in 300 Jahren noch steht, wird er sicherlich zum Weltkulturerbe gemacht.
Tendenziell ist der Anstieg steil, mit Steigungsspitzen von etwas über 10%, wenn auch immer wieder ein paar flachere Meter eingestreut sind. Die Aussicht ist außergewöhnlich gut, man hat sowohl die Berge des westlichen Vallée des Belleville als auch, von etwas weiter oben, die Gipfel des Massif de Beaufortain immer im Blick. Eine Handvoll Schilder stehen verstreut am Wegesrand, mit weisen Sprüchen in französischer und englischer Sprache. Ab und an kreuzen Pisten den Radweg. Manche der Pisten sind MTB-Downhill-Strecken, andere, breitere Pisten wohl Zubringer zu den über den Berghang verstreuten Skianlagen. Deswegen gibt es auch immer mal wieder leicht zu umfahrende Schranken auf dem Radweg, um zu verhindern, dass einer mit seinem Quad oder ähnlichem von der Piste abbiegt und den Radweg benutzt.
Das Ende der Auffahrt wird eingeläutet von einer Gebäudegruppe, die aus einer Seilbahnstation und dem Restaurant Le Grand Lac besteht. Das Restaurant ist im Sommer wohl geschlossen, sein Name dürfte ironisch gemeint sein und sich auf ein nahegelegenes Mini-Wasserreservoir für die Skikanonen beziehen. Jedenfalls fällt der Radweg hinter den Gebäuden kurz steil ab und knickt dann zu ersten Mal wirklich steil nach oben. Auf diese erste schwierige Rampe folgen flache Meter, auf denen man schon sieht, was auf einen zukommt. Der Weg zieht nämlich noch brutaler an, hinauf zum Restaurant Maya Altitude. Das Restaurant ist aber nicht das Ende der Auffahrt, vielmehr biegt der Weg am Restaurant doch wieder nach Süden und führt quasi als Kammstraße noch höher bis zu den Seilbahnstationen unterhalb des Gipfels La Tougnète.
Auf dem letzten halben Kilometer liegt die Steigung nach meiner Einschätzung, wie oben angedeutet, viermal im Bereich von 20%, aber nicht wirklich darüber, wie von den Straßenschildern suggeriert wird. Von oben hat man, da man sich im Kammbereich befindet, tolle Ausblicke nach Westen, Norden und Osten, welche die Anstregung mehr als lohnen.