VERY important message

Nistos - Cap Nestès (1595 m)

Auffahrten

Von Droopy – Die Höhenmetermesser aller Länder sind sich einig, das der Anstieg im Örtchen Bas-Nistos beginnt und 18 km lang ist, obwohl die D71 bereits von Aventignan leicht ansteigend dem Bachlauf folgt, der zu unserer Skistation führt und der in die Nestè mündet. Wer über Bize die D75 wählt, kann schon ein paar toskanische Hügel zusätzlich in die Beine kneten, und trifft nach einer Abfahrt kurz vor Bas-Nistos ebenfalls auf die D71 und den Startpunkt.
Hat man bis dato noch nicht viele Menschen gesehen, wird es nunmehr noch einsamer. Das Sträßchen schlängelt sich an einem Bachlauf gemächlich in ein enges Tal. Nicht jedes Haus der Ortschaft ist mehr bewohnt. In der Tourismusbroschüre könnte man hierfür gern die Attribute romantisch oder pittoresk bemühen. Bevor hier aber falsche Hoffnungen geweckt werden: Verlassen und etwas heruntergekommen trifft es auch. Das ist aber nicht weiter schlimm, denn ewiger Ruhm auf einen noch unentdeckten „Quaeldich-Berg” lockt. Auf Bas-Nistos folgt Haut-Nistos und die Szenerie ist die gleiche, fast undenkbar, dass ein paar Kilometer weiter eine Skistation sein soll. Ausweichverkehr bereits unten im Tal aufgrund der schmalen Straße, kaum vorstellbar. Der Talschluss ist nach gut vier Kilometern dann auch zügig erreicht.
Geradeaus lockt ein schmales Sträßchen zum Col d’Estivére. Laut regionalen Karte sollte diese piste forestière auf der anderen Talseite wieder auf die Hauptstraße D929 zu den großen Pyrenäenpässen Aspin und Peyresourde treffen. Für die Erkundung bleibt leider keine Zeit und so bleibt der verwunschene Col (vermutlich nicht vollständig asphaltiert) eine terra incognita, denn unser Tagesziel liegt deutlich höher. Hierfür gilt es der Straße weiter zu folgen, die mit einer scharfen 120-Grad-Kehre direkt ernst macht. Ein verrostetes Schild weist auf 14 km Anstieg mit bis zu 11 % Steigung hin, und es fängt sofort an. Wir tauchen in den Wald ein und verlieren das Gefühl für Raum und Zeit. Die nächsten sieben Kilometer macht die Straße zwar die ein oder andere Kehre, wir sehen aber nichts weiter als das dichte Grün des Waldes und spüren, dass die Steigung nicht mehr unter 9 % fällt. Einen kleinen Zuschlag extra gibt noch der typisch raue Franzosenasphalt, der nicht so recht rollen will. Mental darf jetzt wahlweise abgeschaltet oder darüber sinniert werden, was alles in dieser Einsamkeit passieren kann. Auf Hilfe braucht hier jedenfalls niemand warten.
Irgendwann hat auch dieser Weg sein Ende und wir überqueren ein kaputtes Weiderost. In einer weiträumigen Linkskurve folgt die erste Aussicht auf die umliegende Bergwelt. Auch dem Berg sind aufgrund dieser überraschenden Wendung sofort die Zähne gezogen. Linkerhand vorbei an Felshängen ist die Straße für die nächsten drei Kilometer fast flach trassiert. Nach rechts sollte man indes nicht schauen. Verrostete Leitplanken sichern schief und ziemlich hinüber mit Alibifunktion die Straße. Vielleicht liegt der ein oder andere Reisebus ja noch im Abgrund? Die Planke indes wechselt die einheimische Straßenverwaltung nicht aus. Wozu auch? Lieber ein aufgespießter Radfahrer als eine tagelange Suche nach Vermissten. Aber es ist ja kein Verkehr hier und die Straße etwas breiter. Schnell ist daher die dicke Mühle aufgezogen und alle Sorgen vergessen, es ist wahrlich das schönste Stück des Weges.
Zum Abschluss wartet noch etwas alpines Feeling. Der Anstieg besinnt sich seiner Bestimmung, räuspert sich wieder etwas steiler und windet sich in Kehren durch eine Almlandschaft mit freilaufenden Kühen. Die Skistation empfängt uns in einem schönen Bergkessel mit Blick auf das eigentliche Cap Nestès. Irgendwo südlich dahinter liegt der Port de Balés. Im September ist hier natürlich kein Mensch, aber auch für den Wintersport sieht es nicht gerade so aus, als würde die Station von Menschenmassen überrannt werden. Eine Aussicht in die Ebene war dem Autor aufgrund einer Nebeldecke nicht möglich. Eine Bildersuche im Internet hat aber gezeigt, dass der Weitblick von oben sich lohnen kann. Für die Abfahrt gilt es etwas vorsichtig zu sein, denn der Asphalt ist nicht immer ganz eben und ein paar herumliegende dickere Steine und Schlaglöcher fordern die Aufmerksamkeit.

Fazit: Kann man machen, muss man aber nicht. Wer indes noch die einsamen und wilden Pyrenäen sucht, der wird hervorragend im Piemont bedient.

3 Befahrungen Befahrung eintragen
Schnellste Zeit
Mittlere Zeit
Dolce Vita
Ersten Kommentar verfassen

Pässe in der Nähe