San-Bernardino-Pass (2065 m) Passo del San Bernardino
Auffahrten
Offizieller Start der San Bernardino Passstraße ist gleich außerhalb von Bellinzona (240 m), der Hauptstadt des Kanton Tessin, an der Autobahnausfahrt Bellinzona-Nord. Schon bald passiert man die Kantonsgrenze nach Graubünden und befindet sich im Misox, einem der wenigen italienischsprechenden Bündnertäler. Die ersten 20 km bis Soazza (517 m) sind dabei fast flach. Eine gute Möglichkeit zum Einrollen. Immer wieder führt die Straße durch kleine, enge Dorfkerne. Die Straßenqualität lässt häufig zu Wünschen übrig. Neben einigen kurzen Abschnitten mit Kopfsteinpflaster, gibt es auch wahre Schlaglochfelder.
Die erste richtige Steigung führt hinauf nach Mesocco. Diese Steigung hat es aber in sich, denn mit durchschnittlich 10 % gewinnt die Straße rasch an Höhe, und man erreicht den Hauptort des Tales, Mesocco (822 m). Kurz nachdem das Dorf durchfahren ist, sieht man die mächtigen Autobahnbrücken, die sich elegant das Tal hochwinden. Wir fahren auf der verkehrsarmen Kantonsstraße durch ein größeres Waldstück durch einige Serpentinen in Richtung Pian San Giacomo. Die Steigung beträgt hier ungefähr 8 % auf gut fünf Kilometer Länge.
Pian San Giacomo liegt bereits auf 1159 m Höhe, und fortan wird die Vegetation immer alpiner. Die Steigung geht im gewohnten Maße weiter. Die Straße ist breit und hier in gutem Zustand. Kurz vor der Ortschaft San Bernardino (1625 m) geht es in rasantem Tempo etwa zwei Kilometer bergab. Eine lohnende Erholung für die Beine, die mittlerweile schon über 40 Kilometer und 1400 Höhenmeter überwunden haben.
Beim Eintritt der Autobahn in den Tunnel beginnt die eigentliche Passstraße. Auf den restlichen sechs Kilometern geht es nochmals mit durchschnittlich 7 % durch eine karge und felsige Gebirgslandschaft gen Passhöhe. Dieser Abschnitt ist mit Abstand der landschaftlich schönste zum Fahren. Sobald man den Bergsee erreicht hat, weiß man, dass man oben ist. Obwohl sich das Passschild noch gut einen Kilometer entfernt befindet, geht es bis dorthin nur noch geradeaus entlang des Sees. Gleich neben dem Passschild befindet sich das Hospiz, das ein einfaches Restaurant mit einigen Souvenirs beherbergt.
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In so mancher Passrundfahrt wird auch der San Bernardino-Pass nicht fehlen. Wenn man von Norden aus dem Rheintal kommt, hat man schon ab Thusis einen Höhenunterschied von über 700 Metern zu überwinden, bis man an den eigentlichen Anstieg zum San Bernardino-Pass gelangt. Da es aber auch sein kann, dass vorher der Splügenpass im Programm war, verzichten wir hier auf eine genauere Beschreibung ab Thusis oder sogar Chur.
Auf jeden Fall hat man aber die Anfahrt von Splügen (1457 m) bis Hinterrhein (1620 m) zu bewältigen. Diese ca. 11 Kilometer führen meist parallel zur N13-Schnellstraße über eine kleine verkehrsarme Straße durch die Dörfer im Rheinwald. Leider hat man den Lärm der Schnellstraße (oder besser der Autos, die dort fahren) und bei schönem Wetter einen heftigen Gegenwind, der diese Strecke zu einem lästigen Übel macht. Auch die zeitweisen Schießübungen im Truppenübungsgelände Hinterrhein tragen nicht zur Motivation bei. Teilweise kann man auch noch alternative Nebenstrecken fahren, die dem Autor aber nicht näher bekannt sind, da seine Befahrungen in 1986 und 2007 waren, als der QD-Tourenplaner noch nicht existierte und gutes Kartenmaterial aus Papier bestand und teuer zu erwerben war.
Ab Hinterrhein ist dann genusstechnisch alles anders. Die Straße führt sehr kehrenreich (angeblich 16 Kehren) mit angenehmer Steigung zum Pass. Viel Autoverkehr gibt es hier nicht, da der Durchgangsverkehr überwiegend durch den Tunnel nach San Bernardino fährt. Man sollte aber unbedingt zuvorkommend gegenüber den Postautochauffeuren sein, welche hier wahrliche Großtaten der Fahrkust bewältigen müssen, um mit ihren gelben Bussen reibungs- und rangierlos durch die engen Kehren zu navigieren. An diesem Hang ist auch der Wind etwas schwächer. Erst weiter oben wird er wieder stärker. Außer einigen Lüftungsbauten des Tunnels stören hier keine Kunstbauten. Die Nordauffahrt hat keine nennenswerten Brücken und keine Tunnels. Die Straße ist schön in die Landschaft eingebettet. An der Passhöhe führt die Straße an einem kleinen See entlang. Wir waren dort spätnachmittags bei sonnigem Wetter und waren von der Landschaft total begeistert.
Die Abfahrt nach Süden in Richtung Bellinzona ist super für jeden, der gerne Kurven fährt! Guter Straßenbelag bis auf kurze Ausnahmen und übersichtliche Kurvenkombinationen machen die Abfahrt zu einem Genuss.
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Nordostauffahrt von Thusis (lange Version)
45,4 km | 1529 Hm | 3,4 %
| 13
Da im Forum der Wunsch geäußert wurde, eine Auffahrt ab Thusis anzulegen und man sich auch redaktionsseitig darauf einigen konnte, diese Ausnahme bei einem solchen verkehrstechnisch bedeutenden großen Pass über den Alpenhauptkamm zu machen, haben wir hier also auch eine „lange Version“.
Da der Autor diese Strecke vor sehr langer Zeit (Sommer 1986) einmal als komplette Anfahrt gefahren ist, sind die Erinnerungen etwas zusammengesucht und auch die Streckendetails entsprechen vielleicht nicht mehr ganz dem aktuellen Stand. Daher sind konstruktive Verbesserungsvorschläge in den Passkommentaren willkommen.
Wir beginnen unsere Auffahrt in Thusis am Kreisverkehr der Kantonsstraße 13 und der Nationalstraße 29 indem wir zunächst der alten Straßenführung nach Sils im Domleschg folgen. In einer starken Linkskurve unterquert diese Straße die N 29, wir biegen aber vorher schon halbrechts in die uralte Straße zur Via-Mala-Schlucht ein und unterqueren auch die N 29. Man folge hier am besten der Wanderwegsbeschiderung Verlorna Loch/Via Mala.
Dieser ehemaligen Kantonsstraße 13 folgen wir auf eigene Gefahr (letzte Erinnerungen aus einer nächtlichen Abfahrt mit Funzelbeleuchtung im Sommer 2018) durch die Via-Mala-Schlucht. Bis zur Einmündung in die aktuelle Kantonsstraße 13 (nicht N 13 = Schnellstraße!) haben wir keinen Verkehr, dafür aber eventuell Steine auf der Fahrbahn, Äste, Fahrbahnbrüche usw. Man könnte diesen Teil auch ab dem Kreisverkehr am Start umfahren über die Kantonsstraße, müsste dann aber durch die Tunnels Rongellen 1 + 2 fahren. Bergab dürfte die Tunnelstrecke mit dem Rennrad die bessere Version sein, sofern man Beleuchtung am Rad mitführt.
Auf der weiteren Strecke durch die Schlucht müssen wir auch mindestens einen Tunnel und auch Galerien durchfahren. Stellenweise hört und sieht man auch den Verkehr auf der N 13, die gelegentlich ans Tageslicht kommt. Sehr bald erreichen wir den Parkplatz und den Eingang zur Besuchertreppe in die Schlucht (kostenpflichtig, Preise unbekannt, trotzdem interessant).
Nach der Via-Mala-Schlucht kommen wir zunächst an der Schnellstraßenausfahrt Zillis vorbei und passen auf, dass wir nicht auf die N 13 fahren. Wir fahren durch Zillis (Tipp: Pause einlegen am Kirchli von Zillis mit seiner weltberühmten romanischen Kassettendecke) und ein paar Kilometer weiter durch Andeer. Hier könnte man auf der Kantonsstraße bleiben oder auf etwas historischer Pflasterstraße durch den Ort fahren. Schöner ist es auf der Straße durch den Ort. An der Anschlussstelle Andeer passen wir wieder auf, nicht auf die Schnellstraße zu geraten. Es geht weiter durch einen kleinen Ort namens Bärenburg zur Roflaschlucht. In der zweiten Kehre (Rechtskehre) könnte man nach Juf abbiegen, welches eine landschaftlich sehr lohnende Sackgasse ist. Wir bleiben aber auf der Kantonsstraße 13 und erreichen nach einigen Kehren eine Talstufe am Sufnersee.
Ab hier haben wir die Schnellstraße N 13 immer wieder in greifbarer Nähe und passen an den Anschlussstellen auf, sie nicht unter die Räder zu nehmen. Bald erreichen wir den Ort Splügen, wo man zum hochinteressanten Splügenpass abzweigen könnte. Hier beginnt auch die Beschreibung der Nordostauffahrt von Splügen zum San Bernardino-Pass, auf die wir verweisen.
Die (Stand Sommer 2024) letzte Befahrung des hier beschriebenen Teils durch den Autor war nachts, bergab mit Funzelbeleuchtung im Sommer 2018. Immerhin eine Abfahrt ohne Sturz, ohne Defekt und ohne totalen Orientierungsverlust und ohne versehentliche Nutzung einer vignettenpflichtigen Straße mit dem Rad. Demnach könnte man eine Auffahrt bei Tageslicht dem geneigten Leser empfehlen.
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