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Val Tgaoretga (1953 m)

Piz Grevasalvas (2932m)

Auffahrten

Auffahrt ab Bivio
2,6 km | 175 Hm | 6,7 %
Von Renko – Diese Stichstraße war eine völlig zufällige Entdeckung. Aber alles der Reihe nach...
Nach einem schlechten Radjahr mit Schneefällen im September bis zum 4. Oktober folgt endlich der goldene Herbst mit beinahe drei Wochen Sonnenschein. Am Samstag, den 25. Oktober verspricht der Wetterdienst sonniges und ruhiges Herbstwetter für den Sonntag, danach eine Wetterverschlechterung aus Norden. Der Winter ist im Vormarsch, aber wir hätten noch eine aller Wahrscheinlichkeit nach letzte Gelegenheit, in die Alpen zu fahren. Das muss man ja ausnutzen!
Der Plan ist klar: der erste Zug bis Chur, und dann los. Ich radle locker auf die Lenzerheide, finde dann eine steile Staubpiste und erreiche den Hochpunkt auf 1800 m Höhe oberhalb Lenzerheide mit Knieschmerz. Reicht es für heute, noch über Julier und Flüela?
Dann Abfahrt nach Alvaschein und Tiefencastel, in der Auffahrt nach Savognin beginnt das Knie wieder zu schmerzen, bis zum Flüela wird es nicht reichen. Die Alp Flix vielleicht? Unterhalb des Lai da Marmorera beginne ich diese steile Auffahrt, aber das Knie erträgt 15 % Steigung nicht. Also radle ich stattdessen langsam die Kehren hinauf zum Stausee. Kurze Pause, dann weiter zum Ende des Sees und langsam weiter nach Bivio. Dann eine Pause...
Selbst der Julier ist inzwischen „eine Brücke zu weit”, da bleibt nur noch die Umkehr oder: ein Blick ins Val Tgaoretga?
Also die kurze Auffahrt: Die Abzweigung liegt am Südende von Bivio. Der Beginn ist geteert und giftig steil, so um die 18 %. Nach etwa einem Kilometer ist Schluss mit Teer. Die folgende Strecke ist nur etwas für die hartgesottenen Radfahrer, der leicht geschotterte Wirtschaftsweg ist aber zumindest nicht steil. An einer Brücke auf zirka 1960 m Höhe ist die Auffahrt für Rennradler definitiv beendet*, denn die im Zuge des 700-Jahr-Jubiläums der Schweiz 1991 sanierte Septimerstraße ist zu steil und ausgewaschen, um weiter zu radeln.
Aber der Endpunkt hinterlässt einen tiefen Eindruck. Die unbegrenzten Horizonte früherer Jahre sind nun begrenzt, das bekomme ich hier zu spüren. Für weitere 100 km reicht es nicht mehr, das Knie setzt einen Horizont von vielleicht 10 weiteren Kilometern Aufstieg. Das Tal setzt auch einen Horizont, denn ab hier ist es zu steil. Und das Klima setzt auch einen, denn ich bin tief in den Herbst hineingefahren, schon Ende Oktober, zwar mit Sonne und angenehmer Wärme, aber der Horizont reicht nur noch 24 Stunden, bis eben die ersten Schneefälle einsetzen. Hier im Tgaoretga geht es nicht weiter, hier ist die Weiterfahrt, der Herbst, das Radjahr beendet, und zurecht, ich bin in einer Sackgasse, und hier ist Schluss. Schweren Herzens zwingt mich die Zeit umzukehren und mich auf die Rückfahrt nach Norden, auf den kommenden Winter vorzubereiten.

* Dass dem doch nicht so ist, wurde knapp 4 Jahre später durch eine Weiterfahrt bis zum Septimerpass bewiesen.

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