Vrbatova bouda (1400 m) Harrachovy kameny, Zlaté návrši, Goldhöhe

Der Harrachovy kameny (Harrachsteine) ist einer der Buckel des Böhmischen Kamms auf der tschechischen Seite des westlichen Riesengebirges. Dem einen oder anderen mag der Name bekannt vorkommen, weil nördlich von ihm bei der Pantschewiese die Elbe hervorsprudelt und ein wenig tiefer im Elbfall unterhalb der Labská bouda herabstürzt.
Zwischen dem Harrachovy kameny und dem Zlaté návrši (die Gipfel sind nur wenige hundert Meter voneinander getrennt) steht die Vrbatova bouda (Goldhöhen-Baude), benannt nach dem Skilangläufer Václav Vrbata. Dieser hatte im März 1913 während eines Wettkampfs in einem tosenden Schneesturm seinem Freund und Rivalen Bohumil Hanč mit einer Jacke ausgeholfen, als er ihn verforen und entkräftet auf der Goldhöhe fand. Das Schicksal belohnte seine Selbstlosigkeit nicht... beide Langläufer erfroren bei arktischen Wetterbedingungen. Oberhalb der Vrbatova bouda erinnert ein Denkmal an ihr trauriges Ende.
Gemeinhin gilt die Vrbatova bouda als Endpunkt der asphaltierten Auffahrt zum Böhmischen Kamm. Allerdings geht das Asphaltband noch weiter über den Harrachovy kameny zur Labská bouda, berichtet Jan von der Riesengebirgs-Rundfahrt. Ab dort könnte man auf einem verpressten, rennradtauglichen Sandweg (leider verboten, weil Kerngebiet des Nationalparks Riesengebirge) leicht ansteigend zur Elbquelle fahren. Noch besser fahrbar, aber ebenso verboten, ist ein weiterer Sandweg, der fast eben von der Elbquelle nach Westen zum oben erwähnten Asphaltstreifen führt.
Radsportbegeisterten Lesern dieses Texts wird die Vrbatova bouda bekannt sein, weil sie recht häufig Schlußanstieg und damit Etappenziel der Friedensfahrt war. Die Gründe liegen auf der Hand: an der Baude ist genug Platz für ein Profirennen mit überschaubarer Infrastruktur, der Anstieg hat, wenn man das Tal der Jizerka komplett durchfährt, fast tausend Höhenmeter, also ziemlich viele gemessen am Standard mitteleuropäischer Mittelgebirge, und die Steigung ist auf den letzten Kilometern fordernd, aber nie brutal steil wie bei manchen anderen Auffahrten des Riesengebirges.
Dass die Straße zur Vrbatova bouda schon relativ alt sein muss, erkennt man an den Pflastersteinen, die gerade auf dem letzten Kilometer immer mal wieder durch den Asphalt brechen. Tatsächlich gab es dort oben schon in den Dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts eine Anlage der tschechoslowakischen Armee. Die Baracken wurden nach der deutschen Okkupation des Sudetenlandes in eine Forschungsstation umgewandelt, in der der Polarforscher Kurt Herdemerten unbedingt in Grönland eingefange Gerfalken züchten wollte…
Was aus den Gerfalken geworden ist, weiß kein Mensch. Man sollte also nicht in der Hoffnung zur Vrbatova bouda aufsteigen, dort welche fliegen zu sehen. Schotterresistente Radfahrer können die Straße zur Baude auch von Špindlerův Mlýn ansteuern, und zwar entweder über eine Direktverbindung in den Skiort Horní Mísečky oder über einen Umweg am Gipfel des Medvědín vorbei, an dem das Skigebiet von Špindlerův Mlýn liegt. Somit kann man die Vrbatova bouda mehr oder weniger bequem mit dem Spindlerpass verbinden….