VERY important message

Regionsbeschreibung Cottische Alpen | Frankreich

DSC00081. Von Jan

Die Cottischen Alpen sind für den Pässefahrer ein äußerst reizvolles und ergiebiges grenzüberschreitendes Gebiet der Westalpen beidseits des Alpenhauptkamms, an denen hauptsächlich die italienische Provinz Piemont und die französische Region Provence-Alpes-Côte d’Azur Anteil haben; ein kleiner Teil im Norden befindet sich zudem in der Region Auvergne-Rhône-Alpes. Sie sind benannt nach dem Ligurerfürsten Cottius, dessen Herrschaftsgebiet von Kaiser Augustus ins Römische Reich eingegliedert wurde.

Höchster Gipfel der Cottischen Alpen ist östlich vom Col Agnel der italienische Monte Viso (3841 m).

Abgrenzung

Da keine genaue offizielle Einteilung der Alpen existiert, orientieren wir uns hier an der französisch-italienischen SOIUSA (Suddivisione Orografica Internazionale Unificata del Sistema Alpino), die folgende Grenzen festlegt: Im Norden grenzen das Arc-Tal, der Col de Mont Cenis und das Susa-Tal (durch das die Dora Riparia fließt) die Cottischen von den Grajischen Alpen ab, im Westen bildet der Col du Galibier und der Lautaret sowie die Täler von Guisane und Durance die Grenze zu den Dauphiné-Alpen, und im Süden trennen Ubaye-Tal, Col de Larche und die Stura di Demonte die Cottischen von den Seealpen ab. Im Osten fließen die Cottischen Alpen zur Poebene aus, in der Turin und Cuneo die bekanntesten Städte sind. Auf der quäldich-Pässekarte der Cottischen Alpen ist die Abgrenzung eingezeichnet.

Pässe

Als Alpenregion, durch die der Hauptkamm des Gebirges in Nord-Süd-Richtung verläuft, beherbergen die Cottischen Alpen fünf Pässe, die den Alpenhauptkamm queren. Mehr weisen die Lepontinischen Alpen (6), die Rätischen Alpen (7) sowie die Ligurischen Alpen auf. Zwischen den bereits erwähnten begrenzenden Pässen Col de Larche und Col de Mont Cenis wird der Alpenhauptkamm außerdem vom Col de Montgenèvre, vom Col de l'Echelle und vom Col Agnel überschritten. Der Agnel ist der höchste Pass über den Alpenhauptkamm überhaupt, und der dritthöchste Alpenpass. Alle diese Pässe überschreiten die Grenze zwischen Frankreich und Italien. Während Col de Montgenèvre und Col de Larche breit ausgebaute Transitrouten zwischen Frankreich und Italien sind, ist die verkehrstechnische Bedeutung der anderen geringer. Der Col du Mont Cenis profitiert hierbei vor allem vom Fréjus-Tunnel, der eine parallele Verbindung zwischen Modane auf französischer Seite und Bardonecchia auf italienischer Seite herstellt. Siehe auch diese Liste der Alpenhauptkammpässe und die dazugehörige Karte der Alpenhauptkammpässe.

Außerdem sind sie die Heimat von zehn Pässen über 2000 m Höhe (siehe auch Club 2K), einer mehr als in den ungleich berühmteren Dolomiten, einer weniger als in den sehr großen Rätischen Alpen. Noch nicht erwähnt haben wir auf französischer Seite den von der Tour de France berühmten Col d'Izoard. Auch der Col de Vars liegt auf der berühmten Route des Grandes Alpes. Auf italienischer Seite  sind die Pässe viel unbekannter. Zu unrecht, wie wir finden, bilden der Colle di Sampeyre, der Colle d'Esischie und der Colle dei Morti doch ein wunderbares Trio. Sie sind wohl  die unbekanntesten Alpenriesen. Insbesondere die schmalen Straßen über die letzten beiden sind als besonders verlassen hervorzuheben. Weiter nördlich liegt noch ein Zweitausender-Alpenpass rund um den Wintersportort Sestriere. Dieser lässt sich ab Susa in eine Runde mit einem weiteren Pass über 2000 m Höhe kombinieren, der aber nicht vollständig asphaltiert und daher nicht Teil des Club 2K ist: dem vom Giro d'Italia berühmten Schottermonument Colle delle Finestre.

Zwei unterschiedliche Gesichter in Italien und Frankreich

In Italien, hier also im Piemont verlaufen die Flusstäler fast senkrecht vom Alpenhauptkamm in West-Ost-Richtung zur Poebene, eine große Hilfe bei der Orientierung. Anders ist es in Frankreich, wo vor allem die Zuflüsse der Durance ein zerklüftetes Bild zeichnen. Die Arc, ein anderer Rhône-Zufluss, bildet die nördliche Grenze, zwischen den beiden Rhône-Zuflüssen liegen Télégraphe, Galibier und Lautaret.

Im Piemont: Valle Stura, Valgrana, Valle Maira, Valle Varaita

Die piemontesische Kleinstadt Cuneo bildet dabei den Schlüssel zum südöstlichen Teil dieser Alpenregion, der gleichzeitig der menschenleerste ist. Von dort führen vier Täler nach Westen in die Cottischen Alpen hinein. Von Süd nach Nord sind das das Tal der Stura di Demonte, das Valgrana, das Mairatal und das Varaitatal.

Das südlich gelegene Sturatal führt zum Col de Larche und ist daher das einzige Tal der Region mit Schwerlastverkehr. Das nördlich gelegene Varaitatal führt über den Agnel und ist somit noch für den touristischen Transitverkehr interessant.

In den beiden zentralen Tälern aber, im Valgrana sowie im Mairatal herrscht eine fast schon unglaubliche Ruhe.

Bemerkenswert ist, dass diese vier Täler von drei der oben genannten Zweitausender-Alpenpässen verbunden werden, die allesamt fast verkehrsfrei sind: der Colle dei Morti führt vom Sturatal ins Valgrana, der Colle d'Esischie vom Valgrana ins Valle Maira, und der Colle di Sampeyre vom Mairatal ins Varaitatal.

Die weiteren piemontesischen Täler

Nördlich des Varaitatal führen zwei Sackgassen in die Cottischen Alpen hinein: zunächst führt der obere Flusslauf des Po bis zum Monte Viso heran, dem man am Pian del Re sehr nahe kommt. Weiter im Norden liegt das Valle Pellice. Nördlich hiervon führt das Val Chisone nach Sestriere. Auf der anderen Seite erreicht man das Susatal. Bergab durchfährt man zunächst Cesana Torinese, den Startort des Col de Montgenèvre. Weiter flussabwärts könnte man in Oulx nach links in Richtung Bardonecchia abbiegen und über den Col de l'Echelle nach Frankreich fahren. Ab Susa bildet das Tal dann die nördliche Grenze der Cottischen Alpen zu den Grajischen Alpen.

Kulinarik der piemontesischen Alpen

Der kulinarische Reichtum des Piemonts ist auch hier in den Alpen allgegenwärtig. Jedes Tal hat seine eigenen Spezialitäten. Greifbar wird dies beispielsweise im unteren Varaitatal, unterhalb von Sampeyre. In Venasca werden in September und Oktober Esskastanienmärkte (Mercato delle Castagne) abgehalten. Melle ist bekannt für den Tomino di Melle, einen Käse, der wie der Tomme de Vaude an einen Camembert erinnert. Auch im Valgrana gibt es viele DOP-ausgezeichnete Käsesorten. Bei der Befahrung fällt dem Radfahrer besonders der Castelmagno ins Auge, der am Kloster unterhalb des Esischie stets im Straßenverkauf erhältlich ist. Diese Aufzählung ließe sich sicherlich fortsetzen, insbesondere mit den Produkten des Mairatals, das der Autor aber sträflicherweise viel zu wenig kennt. Sträflich deshalb, weil es sich beim Mairatal um das entlegendste der vier südlichen Täler handelt.

Täler und Landschaften der Haute-Dauphiné

Auch der französische Teil der Cottischen Alpen, insbesondere das Queyras rund um das obere Guil-Tal am Westfuß des Col Agnel gehört zu den einsamsten und ursprünglichsten Regionen der Französischen Alpen. Das liegt natürlich daran, dass sich westlich der Cottischen Alpen das vergletscherte Ecrins-Massiv (siehe Dauphiné-Alpen) mit dem südlichsten und westlichsten Viertausender der Alpen befindet. Die einzigen Zugangsmöglichkeiten von Westen hier sind somit der Col du Lautaret von Grenoble aus und das Durance-Tal von Sisteron. Der größte Ort der Region ist Briançon, die selbsternannte „höchste Stadt Europas“, bezeichnenderweise im Durance-Tal am Fuß von Col du Lautaret im Westen und Col de Montgenèvre im Osten gelegen.

Die Täler der westlichen Cottischen Alpen werden also von Durance-Zuflüssen gebildet. Die Durance selbst entspringt südlich des Col de Montgenèvre in der Nähe des Col du Gondran. Der bedeutendere Quellfluss, der in Briançon auf die junge Durance trifft, ist die nahe des Col du Lautaret entspringende Guisance. Eine interessante Sackgasse ab Briançon ist das Vallée de la Clarée, benannt nach der Clarée, die als weiterer Durance-Quellfluss angesehen werden kann.

Bei Guillestre mündet die Guil in die Durance. Der Oberlauf der Guil bildet das oben erwähnte Queyras, das auch aufgrund der schluchtartig verengten Combe du Queyras oberhalb von Guillestre in früheren Zeiten nur schwer zugänglich war. Dieser Tatsache verdanken wir wohl den Col d'Izoard, der Briançon mit dem Queyras - und somit dem Col Agnel - verbindet. Guillestre ist übrigens nördlicher Ausgangspunkt des Col de Vars, der das Parpaillon-Massiv zwischen Durance und Ubaye überquert. Parallel zum Col de Vars verläuft das Schotter-Monument Col de Parpaillon.

Das südlichste Tal der westlichen Cottischen Alpen ist somit das Ubaye-Tal, das historisch gesehen nicht zur Dauphiné, sondern zur Provence gehört. Hier ist Barcelonnette als bedeutender Ort zu nennen, von wo aus die drei Pässe Col d'Allos, Col de la Cayolle und Col de la Bonette in die Seealpen hinein führen.

Geführte Rennradreisen

Eine geführte Rennradreise von quäldich führt ausgehend von Turin durch die Cottischen Alpen. Auch die Monumente der Südalpen dringen in die Region vor.

Alle 25 Pässe der Region ansehen

quäldich-Rennradreisen in die Cottische Alpen | Frankreich

quäldich.de bietet 23 Rennradreisen in die Cottische Alpen | Frankreich an. Hauptsache bergauf!

Zum Beispiel Monumente der Südalpen vom 29.06.-6.07.2024