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Regionsbeschreibung Pfälzerwald

Die Burg Berwartstein im Pfälzer Wald. Von bruchpilot – Der Pfälzerwald erstreckt sich linksrheinisch auf einer Breite von rund 40 km zwischen einer Linie Landstuhl–Kaiserslautern–Eisenberg–Grünstadt im Norden und der französischen Grenze zwischen Pirmasens und Wissembourg im Süden. Er ist mit rund 1800 km² Fläche das größte Waldgebiet und die interessanteste Buntsandstein-Landschaft Deutschlands. Nirgendwo sonst nimmt die geschlossene Bewaldung derartig gewaltige Ausmaße an und nirgendwo zeigt der rote (im Osten auch gelbe) Sandstein solch eindrucksvolle Verwitterungs- und Felsbildungen wie in den Bereichen um Annweiler und Dahn.

Die Geographen teilen das Gebiet in den nördlichen Pfälzerwald (jenseits Hochspeyerbach- und Isenachtal), den zentralen (jenseits der Queich) und den südlichen (bis zur Grenze). Während das Landschaftsbild im Norden und Süden durch Rodungsinseln mit Dörfern, Feldern und Wiesen aufgelockert wird, sind im ca. 30 mal 30 km großen Zentralteil gerade mal 10 % der Fläche nicht mit Bäumen bestanden. Der Südteil, auch unter dem Namen Wasgau bekannt, bildet mit seinen Kegelbergen, den zahlreichen mittelalterlichen Felsenburgen und den eindrucksvollen Sandsteinfelsen eine der schönsten und vielfältigsten Urlaubsregionen unseres Landes.

Als geographische Besonderheit des Pfälzerwaldes könnte man noch hervorheben, dass seine höchsten Berge nicht auf seiner Wasserscheide sondern entlang seines steil abfallenden Ostrandes – der sog. Haardt – zu finden sind. Knapp ein Dutzend satter 600er reiht sich zwischen Neustadt und Landau aneinander, in vorderster Linie die Kalmit mit 673 m gefolgt vom Kesselberg (662 m) und dem Roßberg (637 m). Der eigentliche Gebirgskamm an der Wasserscheide bringt es dagegen gerade mal auf vier Geradeso-Erhebungen dieser Kategorie. Wie eine Mauer steigt die Buntsandsteintafel mit rund 400 m Mächtigkeit aus dem Rheingraben auf und bildet die malerische Kulisse für die Pfälzer (und nebenbei auch Deutsche) Weinstraße. Wer es mal gesehen hat, im Herbst, an einem goldenen Oktobertag, am besten noch bei sich auflösendem Morgennebel vor azurblauem Himmel, der ist hin und weg vor soviel Schönheit.

Ebenfalls beeindruckend und am besten von einer Aussichtswarte wie dem Weinbiet oder der Kalmit zu erkennen ist die Tatsache, dass an der Weinstraße eines der dichtest besiedelten Gebiete Deutschlands unmittelbar an eines der dünnst besiedelten angrenzt – wie mit einem gewaltigen Messerschnitt voneinander getrennt durch die Bruchspalte des Oberrheingrabens. Auf der einen Seite das reiche Gemüse- und Weinbauernland, auf der anderen Seite der riesige Wald. Bis ins 19. Jahrhundert zählte er zu den ärmsten Regionen Deutschlands. Das Holz gehörte dem Staat oder den Haardt-Bauern, Ackerbau war wegen der Höhenlage, der steilen Hänge und magerem Sandboden nicht einträglich. Von den fast verzweifelt anmutenden Versuchen, trotzdem hier leben zu müssen, zeugen verfallene Trockenmauern an den steilen Hängen im Elmsteiner Tal, überwachsene Mauerreste ehemaliger Waldbauernhöfe in heute gottverlassenen Gründen oder Flurnamen wie z. B. „Grundbirndell“ – Ort eines Kartoffeläckerchens mitten im Wald.

Die Not war so groß, dass beispielsweise die Einwohner des Dörfchens Schopp damals den Gemeindebesitz verkaufen und geschlossen nach Amerika auswandern wollten (was letztlich von der Regierung untersagt wurde). Mit Eisenbahnbau und Industrialisierung ab dem späten 19. Jh. besserte sich die Lage. Die Habenichtse von früher arbeiten heute (wenn sie Glück haben) in der BASF oder bei Daimler. Sollten sie dagegen den Fehler begangen haben bei Opel, Pfaff, den Amis oder irgendeiner maroden Schuhfabrik in Pirmasens angeheuert zu haben, zittern sie auch heute bei jeder Strukturkrise um ihren kleinen Wohlstand.

Als MTB-Revier hat sich der Pfälzerwald inzwischen berechtigterweise einen guten Ruf erworben. Vom rennradsportlichen Aspekt dagegen ist die Region von eher lokaler Bedeutung. Klar: Udo Bölts stammt natürlich aus der Gegend, und besonders am Westrand des Waldes gibt es eine eindrucksvolle Konzentration rühriger Radsportvereine wie in Schopp, Linden, Queidersbach, Bann usw. Die Vielfalt an Routen und Rampen anderer Mittelgebirge wie Odenwald, Schwäbischer Alb oder gar Schwarzwald sucht man hier jedoch vergeblich. Der Kern des Pfälzerwaldes ist praktisch unbesiedelt – ergo bestand keine Notwendigkeit für ein dichtes Straßennetz. Oben über die Wasserscheide führt die Bundesstraße und die meisten Täler quer dazu sind auch befahrbar, doch dazwischen existieren nur relativ wenige Verbindungen. Der 50 km lange Haardtrand zwischen Weißenburg und Grünstadt mag zwar eindrucksvoll aussehen, doch finden die Bergspezialisten hier gerade mal drei größere Anstiege (nämlich die Lindemannsruhe, die Kalmit und die Lolosruhe). Auch im Zentralteil ist die Zahl der aus dem Rahmen fallenden Rampen überschaubar, die meisten Auffahrten sind deutlich kleiner als 200 Hm und weisen zudem selten mehr als 5–6 % Steigung auf.

Jenseits von Zahlen, Höhenmetern und Prozenten ist das Rennradfahren hier jedoch ein Naturerlebnis der Spitzenklasse, das man eigentlich nur zu würdigen weiß, wenn man ab und zu von Ballungsräumen wie dem Taunusvorland oder von der Bergstraße aus startet. Burgen und Felsen am Wegesrand, mediterran angehauchte Kiefernwälder entlang der Haardtberge, kühle Wald- und Wiesentäler mit kristallklaren Bächen, auf den Höhen herrliche Buchen- und Furniereichen-Bestände, auch im Hochsommer meist angenehm luftig, jede Menge „Raststätten“ entlang der Routen zur Pflege des Kalorienhaushalts, der Zustand der Straßen bis auf wenige Ausnahmen (vor allem im nördlichen Bereich) exzellent. Besonders im Raum Kaiserslautern wurden 2006 anlässlich der Fußball-WM sämtliche Zubringerstraßen aus dem Umland frisch asphaltiert. Sieht man mal von den stark frequentierten Ost-West-Verbindungen durch das Hochspeyer- und das Queichtal ab, ist der Autoverkehr vernachlässigbar gering. Einzige Einschränkung: bei den Motorradkollegen steht der Wald ebenfalls hoch im Kurs, und das kann manchmal nerven. Wer jedenfalls sonntagnachmittags mit dem Rennrad Johanniskreuz ansteuert, sollte nicht auf der Suche sein nach Einsamkeit und Stille. Alle 43 Pässe der Region ansehen