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Regionsbeschreibung Vercors

Combe Laval. Von stb72

Der Vercors...

...ist ein voralpines Gebirgsmassiv aus Kalkstein in den nördlichen französischen Alpen. Begrenzt wird es von zwei bekannten Städten, im Norden von Grenoble und im Süden von Die, der Pforte zur Provence. Der nur dünn besiedelte Parc naturel régional du Vercors ist ein in sich geschlossenes Massiv, wo es sehr viel zu entdecken gibt. Mit 17.000 ha ist das anteilige Réserve Naturelle des Hauts-Plateaux du Vercors im Ostteil das größte Naturschutzgebiet Frankreichs.
Das hört sich jetzt gleich an wie bei der nördlicheren Chartreuse, der Vercors ist aber wesentlich größer und auch noch eine ganze Ecke spektakulärer, am besten kombiniert man beide, was aber seine Zeit braucht. Der Vercors ist natürlich auch eine schöne Vorbereitung auf die hohen Pässe auf der anderen Seite des Tals des Drac, wo die Hochalpen warten, und bei Grenoble beginnt ja bekanntlich das Romanchetal. Die Isère schwenkt an der oberen Spitze des Vercors nach Westen zur Rhone hin und ist hier die Trennung zur Chartreuse.

Ein wenig zur Geografie

Für die typischen Vertreter der Kalksteinmassive wie die markanten Felsformationen und tiefen Schluchten ist der Vercors bekannt. Auch hier wirkt der Hauptkamm des Faltengebirges (mit Parallelfaltung in Nord-Süd-Richtung) am Ostrand wie eine wuchtige Mauer, bevor das Massiv zum Drac hin steil abbricht. Nach Westen ist dies beim Vercors aber in kleineren Bereichen ähnlich, besonders im Nordwesten bricht auch hier das Gebirge steil nach unten. Hier führen zahlreiche tiefe und lange Schluchten hinab ins hügelige Vorland. Und die Befahrung dieser gorges ist auch das außergewöhnliche für den Rennradler hier. Durch seine wilden Charakter wurde der Vercors erst im 20 Jh. für den Verkehr erschlossen. Dies war nur möglich durch äußerst kühne Trassierungen, so führen zahlreiche Straßen mit in den Fels gesprengten Galerien, Tunneln, Überhängen usw. z.T. unten durch die Schluchten, meist jedoch stark ausgesetzt hoch oben hindurch. Als Absturzsicherung gibt es hier meist nur kleine Mäuerchen, was den spektakulären Eindruck noch verstärkt – Schwindelgefühle garantiert. Bekannteste Vertreter sind hier die drei in Pont en Royans beginnenden Routen durch den Gorges de la Bourne, die Combe Laval und die Grand Goulets, welche jedoch oftmals auch von Sperrungen aufgrund Steinschlags betroffen sind. Dies ist natürlich auch den motorisierten Plagegeistern bekannt, der Verkehr hält sich auch hier trotzdem stark in Grenzen.
Die weitläufige, wellige und stark bewaldete Hochebene, die sich ebenfalls hauptsächlich in Nord-Südrichtung erstreckt, ist dagegen deutlich lieblicher und wesentlich einsamer.

Ein weiteres Kalksteinmerkmal sind auch hier die weit verzweigten Höhlensysteme. Ein besonders herausragendes Beispiel hierfür sind die bei Kennern weltbekannten Grottes de Choranche oder nahe Grenoble die Grottes de Sassenage, eines der „Sieben Wunder der Dauphiné”.

Der höchsten Berge im Vercors sind im Südosten mit dem Grand Veymond mit 2341 m Höhe, dicht gefolgt vom der Moucherolle mit 2284 m Höhe. Der wichtigste Berg hier ist aber ein ganz anderer: der majestätische Mont Aiguille mit 2086 m Höhe ist der erste dokumentierte erkletterte Berg der Alpingeschichte. Hier war und ist sozusagen die Geburtsstunde des Kletterns, als Karl des VIII., der Freundliche oder der Höfische, König von Frankreich, die Bezwingung des Mont Aiguille 1492 befahl – Vive le Roi, kann man da nur sagen – vielleicht würde es die Huber-Buam ohne den Vercors ja gar nicht geben.
Er ist natürlich völlig zurecht auch eines der „Sieben Wunder der Dauphiné”.

Die Aussichten von oben zum Alpenhauptkamm sind fantastisch, dem Radler bleiben diese jedoch meist vorenthalten. Nur bei den ganz wenigen Pässen östlich des Hauptkamms hat man Blicke nach Osten. Ein Ausnahme gibt es jedoch, die Source de la Molière ganz im Norden.

Tourismus

Besonders für die Einheimischen ist der Vercors Naherhohlungsgebiet, so sind die Wiesen bei der Fahrt hinein von Grenoble nach Lans en Vercors an Wochenenden stark frequentiert.
Unnötig zu sagen ist, dass hier ein Paradies zum Langlaufen, Schneeschuhwandern, Normalschuhwandern, Klettern, Eselreiten, Canyoning, Gleitschirmfliegen, Mountainbiken und zum Rennradfahren usw. ist. Betrieben wird ein nach eigener Aussage ein nachhaltiger Tourismus. Für mehr Informationen hat das Touristenportal der Region mehr Informationen.

Flora und Fauna

Als lange Zeit abgeschottetes Gebiet mit ganz eigenem Charakter und seit 1970 Naturschutzgebiet finden sich hier natürlich zahlreiche bekannte und weniger bekannte Vertreter von beidem. Aus Unkenntnis des Autors verweisen wir gerne wie bei den anderen Punkten auf Wikipedia
Nur zwei Sätze:
Bei der Flora ist der Orchideenreichtum des Vercors bemerkenswert, über 60 Arten kommen hier vor. Echte Raritäten der Gegend sind Spitzels Knabenkraut Orchis spitzelii und Drôme-Ragwurz Ophrys drumana.
Bei der Fauna ist hier wieder die Ansiedlung von Mönchsgeiern Aegypius monachus und Bartgeiern Gypaetus barbatus gelungen.

Geschichtliches

Wenn man über den Vercors spricht, kommt man an dessen besonderer Rolle im Zweiten Weltkrieg nicht vorbei. Durch seine schroffe und unzugängliche Gestalt prädestiniert, war hier ein Zentrum der Résistance gegen die deutschen Besatzer und das kollaborierende Vichy-Régime. Auch hierzu könnte man Seiten dazu schreiben, wir beschränken uns jedoch auf wenige Fakten.

Man findet hier auch einige Gedänkstätten an diese Zeit, z.B. am Col de Lachau oder bei der Fahrt über den Col d’Herbouilly. Besonders erinnert wird hier an ein als Vergeltungsschlag bezeichnetes Massaker der Deutschen 1944 als Reaktion auf die Aktivitäten der Résistance und der Ausrufung der so genannten République du Vercors. Damals wurde u.a. Vassieux en Vercors komplett zerstört und auch vor den Verletzten des Höhlenlazaretts der Grotte de la Luire wurde nicht halt gemacht. Insgesamt wurden 201 Zivilisten ermordet, 639 Widerstandskämpfer und 100 deutsche Soldaten fielen ebenfalls während dieser „Aktion” nur einen Monat vor der Befreiung Grenobles durch die Alliierten.

Was macht der Rennradfahrer hier

Der Rennradler kann hier problemlos eine Woche oder länger verbringen, und es wird zweifellos ein unvergessliches Erlebnis sein. Zahlreiche Straßen führen durch den Vercors, hinein und hinaus. Besonders die westlichen Hänge und Schluchten bieten vielerlei Varianten. Die Anstiege sind vom Charakter her nicht besonders steil und bewegen sich fast ausschließlich in normalen Prozentbereichen, so dass hier auch durch die vielen Kombinationsmöglichkeiten eigentlich jeder seine Runden drehen kann.
Anders als bei der Chartreuse ist der Hauptkamm praktisch nicht zu umrunden, hier gibt es keinen Pass hindurch. Die kürzeste Umrundung würde sich auf ca. 180 km summieren, und das auch nur, wenn man im Dractal die unschöne Nationalstraße im Tal nimmt.
Die zwei einzigen Zugänge von Osten sind ganz im Norden bei Grenoble hinauf nach Lans en Vercors und parallel über St. Nizier du Mouchertotte. Auch von Süden führt nur der Col de Rousset direkt in den Vercors, parallel gibt es noch den Weg über den Col de Bacchus und weiter über den Col de la Bataille.
Von der Westseite dagegen kann man zwischen vielen Straßen wählen, und sogar durch die kleine Spitze im Norden führen zwei Straßen in den Vercors zum Col de Romeyère und zum Tunnel de Mortier, der für Olympia 1968 errichtet wurde. Letztere von St. Quentin oder Veurey kommende D218 ist kurz vor deren höchsten Punkt schon vor langem abgerutscht: von einem Versuch, das fehlende Stück zu Fuß zu passieren, ist dringend abzuraten! (Stand 2008, Information von renko )
Der höchste Asphaltpunkt ist die Source de la Molière mit 1632 m Höhe, und folglich führt auch der längste Anstieg hier hinauf. Die umliegenden Täler liegen auf knapp über 200 m Höhe, so dass lange Anstiege über 1000 Hm garantiert sind, wenn man ganz unten startet, man kann vielerorts aber auch abbiegen und muss nicht immer bis ganz nach oben.


Aktueller Sperungszustand 2011:

a) Combe Laval: ouvert
b) Grands Goulets: nicht befahrbar (nur durch 1,5 km langen Tunnel)
c) Höhenstraße nach Leoncel südlich des Col de la Bataille: ouvert
d) Gorges des Ecouges (Col de Romeyère) unbedingt ein lichtstarker Frontscheinwerfer (500 m langer, einspuriger, kurviger Tunnel mit (gefühlt) 10% Neigung).
e) Gorges de la Bourne: ouvert
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