2000 Höhenmeter zum Col des Gentianes 59,7 km / 2126 Hm
Redaktionell bestätigte Tour von poli
Von poli –
Von Le Chable zum Col des Gentianes (2885 M.ü.M)
Nachdem ich zu Beginn der Saison 2014 einige äußerst unangenehme Begegnungen mit rücksichtslosen Mopedfahrern machen musste, entschied ich mich, diesen in Zukunft nach Möglichkeit aus dem Weg zu gehen. In der Folge wählte ich für meine Ausfahrten kleine Stichstraßen, welche ja in einer großen Anzahl hier auf Quälchich beschrieben werden.
Schon bald im Frühjahr entdeckte ich zudem meine Vorliebe für Schotterstraßen. Dadurch wurde die Auswahl an interessanten Zielen nochmals deutlich grösser.
Im August befuhr ich die in meinen Augen großartigste Straße der Schweizer Alpen, die traumhaft schöne und sehr anspruchsvolle Auffahrt zur Rionda. Schon vor Jahren von Renko hier auf Quäldich beschrieben, wird diese völlig zu Unrecht kaum wiederholt. Als ich danach in einem Kommentar meine Begeisterung ausdrückte, wurde mir von Manfred der Col des Gentianes empfohlen.
Mir ist bewusst, dass nur sehr wenige Leute derart auf „Abwege“ geraten wie Manfred oder ich, aber der Bericht soll ein Plädoyer dafür sein, die bekannten Trampelpfade zu verlassen und ab und zu die Grenzen der Möglichkeiten auszuloten.
Meine ursprüngliche Absicht war, den Col des Gentianes via den Croix de Coeur zu befahren. Dies hätte eine Auffahrt mit sagenhaften 2414 Höhenmetern ergeben. Da ich aber am Vortag zur Alpe Fuori bei Domodossola hochgefahren bin und sich meine Beine entsprechend schlecht anfühlten, entschied ich mich dafür, Manfreds Tip zu folgen und in Le Chable zu starten.
Kurz nach 9 Uhr stieg ich am Bahnhof aus dem Zug und fuhr los. Das Wetter war leider nicht so schön, wie es der Wetterbericht versprochen hatte. Aber ich hoffte, dass es wenigstens trocken bleiben würde. Nach wenigen flachen Metern verließ ich die Hauptstraße und gewann auf der Nebenstraße schnell an Höhe. Bald schon war Schluss mit Asphalt. Dies störte mich aber nicht groß, denn die Straße ist super gepflegt und praktisch frei von Schotter. Die Steigung bewegt sich bei angenehmen 9 – 13%. Trotz der tief hängenden Wolken konnte ich immer wieder schöne Ausblicke genießen. Dominierend ist hier der Grand Combin (4314).
Nach insgesamt 500 Höhenmetern gelangte ich auf die Straße, die von Sarreyer hochführt. Nun etwas flacher ging es, für die nächsten vier Kilometer wieder auf Asphalt, vorbei an schönen Ferienhäusern weiter. Ab 1650 Metern ü.M. war dann definitiv Naturstraße angesagt. Mäßig steil und zuletzt fast flach erreichte ich bald die höchstgelegene Siedlung Les Shlérondes auf knapp 2000 Metern. Etwas weiter oben durchquerte ich das letzte kurze Waldstück. Der Weg wurde nun markant steiler, war aber noch immer in einem tadellos gepflegten Zustand. Hier befand ich mich bereits auf dem Gebiet des großen Alpbetriebes La Chaux. Dieses reicht bis auf die Höhe von etwa 2400 Metern. Danach nimmt die Vegetation schnell ab. Die restliche Strecke führt durch eine hochalpine Geröllwüste. Die Piste wurde für die Befahrung mit schweren Baufahrzeugen angelegt. Das ganze Gebiet hier oben bildet ein riesiges Wintersportgebiet. Da dieses laufend den ständig wachsenden Ansprüchen der modernen Spaßgesellschaft angepasst werden muss, werden offensichtlich jeden Sommer Bauarbeiten vorgenommen. Es ist aber nicht ganz fair an dieser Stelle darüber zu lästern. Denn ohne den winterlichen Rummel gäbe es schließlich oberhalb der Alpbetriebe auch keine Straße mehr.
Das Vorwärtskommen gestaltete sich nun zunehmend härter. Durch die Lastwagen wurde der Untergrund zwar plattgewalzt, aber der Belag besteht ausschließlich aus losen Steinen in verschiedenen Größen. Die Steigung bewegt sich glücklicherweise meist in humanen Bereichen, aber einige kurze giftige Rampen, so zwischen 15 und 18% steil, erforderten vollen Krafteinsatz. Immer öfter entdeckte ich lohnende Fotomotive die mich zum Anhalten „zwangen“. Wegen dem diesigen Wetter wurden die Bilder leider nichts, aber durch diese kurzen Stopps fiel der Puls wenigstens wieder in weniger dunkelrote Bereiche. Je höher ich kam, desto mehr bildete ich mir auch ein, ich spürte bereits die geringere Sauerstoffkonzentration in der Atemluft.
Ziemlich am Ende meiner Kräfte erreichte ich nach drei Stunden Fahrzeit den höchsten Punkt auf 2885 Metern über Meer. Der Pass wird von einigen furchtbar hässlichen Seilbahnbauten dominiert. Ohne diese wäre die Landschaft durchaus sehenswert. Man befindet sich mitten in einer wilden hochalpinen Landschaft. Außerdem steht man wohl am höchstgelegenen mit dem Rennrad erreichbaren Punkt der Schweiz. Die Auffahrt ist zwar nicht ganz so hart wie jene zur oben erwähnten Rionda. Aufgrund der über 2000 Höhenmeter, welche zu einem großen Teil auf Schotterstraßen bezwungen werden, darf sie aber auch zu den ganz harten Brocken gezählt werden.
Da mir schon längst das Wasser ausgegangen war und ich furchtbaren Durst hatte, blieb ich nur wenige Minuten oben. Für die Abfahrt ins Rhonetal musste ich bis La Chaux dieselbe Straße wieder zurückfahren. Das Tempo, welches ich anschlagen konnte, unterschied sich kaum von der Aufstiegsgeschwindigkeit. Hatte ich bei der Auffahrt nie daran gedacht aufzugeben und zu schieben, war ich bei beim Rückweg mehrmals nahe daran abzusteigen. Schließlich genügte es aber, wenn ich in regelmäßigen Abständen stoppte, um die vom Bremsen schmerzenden Hände zu schütteln.
Unten bei La Chaux konnte ich dann beim Brunnen endlich die Wasservorräte auffüllen. Hier verließ ich dann auch die Aufstiegsroute. Ich wählte die praktisch ebene Verbindungsstraße, über welche ich via die Seilbahnstation Les Ruinettes zur Passhöhe des Col de la Croix de Coeur gelangte.
Hier erwartete mich noch die lange Abfahrt nach Riddes. Kurz oberhalb von La Tsoumaz gelangte ich wieder auf Asphalt. –Um dann auf der miserablen Ortsdurchfahrt die mit Abstand härtesten Schläge der gesamten Tour einzustecken.
Nachdem ich zu Beginn der Saison 2014 einige äußerst unangenehme Begegnungen mit rücksichtslosen Mopedfahrern machen musste, entschied ich mich, diesen in Zukunft nach Möglichkeit aus dem Weg zu gehen. In der Folge wählte ich für meine Ausfahrten kleine Stichstraßen, welche ja in einer großen Anzahl hier auf Quälchich beschrieben werden.
Schon bald im Frühjahr entdeckte ich zudem meine Vorliebe für Schotterstraßen. Dadurch wurde die Auswahl an interessanten Zielen nochmals deutlich grösser.
Im August befuhr ich die in meinen Augen großartigste Straße der Schweizer Alpen, die traumhaft schöne und sehr anspruchsvolle Auffahrt zur Rionda. Schon vor Jahren von Renko hier auf Quäldich beschrieben, wird diese völlig zu Unrecht kaum wiederholt. Als ich danach in einem Kommentar meine Begeisterung ausdrückte, wurde mir von Manfred der Col des Gentianes empfohlen.
Mir ist bewusst, dass nur sehr wenige Leute derart auf „Abwege“ geraten wie Manfred oder ich, aber der Bericht soll ein Plädoyer dafür sein, die bekannten Trampelpfade zu verlassen und ab und zu die Grenzen der Möglichkeiten auszuloten.
Meine ursprüngliche Absicht war, den Col des Gentianes via den Croix de Coeur zu befahren. Dies hätte eine Auffahrt mit sagenhaften 2414 Höhenmetern ergeben. Da ich aber am Vortag zur Alpe Fuori bei Domodossola hochgefahren bin und sich meine Beine entsprechend schlecht anfühlten, entschied ich mich dafür, Manfreds Tip zu folgen und in Le Chable zu starten.
Kurz nach 9 Uhr stieg ich am Bahnhof aus dem Zug und fuhr los. Das Wetter war leider nicht so schön, wie es der Wetterbericht versprochen hatte. Aber ich hoffte, dass es wenigstens trocken bleiben würde. Nach wenigen flachen Metern verließ ich die Hauptstraße und gewann auf der Nebenstraße schnell an Höhe. Bald schon war Schluss mit Asphalt. Dies störte mich aber nicht groß, denn die Straße ist super gepflegt und praktisch frei von Schotter. Die Steigung bewegt sich bei angenehmen 9 – 13%. Trotz der tief hängenden Wolken konnte ich immer wieder schöne Ausblicke genießen. Dominierend ist hier der Grand Combin (4314).
Nach insgesamt 500 Höhenmetern gelangte ich auf die Straße, die von Sarreyer hochführt. Nun etwas flacher ging es, für die nächsten vier Kilometer wieder auf Asphalt, vorbei an schönen Ferienhäusern weiter. Ab 1650 Metern ü.M. war dann definitiv Naturstraße angesagt. Mäßig steil und zuletzt fast flach erreichte ich bald die höchstgelegene Siedlung Les Shlérondes auf knapp 2000 Metern. Etwas weiter oben durchquerte ich das letzte kurze Waldstück. Der Weg wurde nun markant steiler, war aber noch immer in einem tadellos gepflegten Zustand. Hier befand ich mich bereits auf dem Gebiet des großen Alpbetriebes La Chaux. Dieses reicht bis auf die Höhe von etwa 2400 Metern. Danach nimmt die Vegetation schnell ab. Die restliche Strecke führt durch eine hochalpine Geröllwüste. Die Piste wurde für die Befahrung mit schweren Baufahrzeugen angelegt. Das ganze Gebiet hier oben bildet ein riesiges Wintersportgebiet. Da dieses laufend den ständig wachsenden Ansprüchen der modernen Spaßgesellschaft angepasst werden muss, werden offensichtlich jeden Sommer Bauarbeiten vorgenommen. Es ist aber nicht ganz fair an dieser Stelle darüber zu lästern. Denn ohne den winterlichen Rummel gäbe es schließlich oberhalb der Alpbetriebe auch keine Straße mehr.
Das Vorwärtskommen gestaltete sich nun zunehmend härter. Durch die Lastwagen wurde der Untergrund zwar plattgewalzt, aber der Belag besteht ausschließlich aus losen Steinen in verschiedenen Größen. Die Steigung bewegt sich glücklicherweise meist in humanen Bereichen, aber einige kurze giftige Rampen, so zwischen 15 und 18% steil, erforderten vollen Krafteinsatz. Immer öfter entdeckte ich lohnende Fotomotive die mich zum Anhalten „zwangen“. Wegen dem diesigen Wetter wurden die Bilder leider nichts, aber durch diese kurzen Stopps fiel der Puls wenigstens wieder in weniger dunkelrote Bereiche. Je höher ich kam, desto mehr bildete ich mir auch ein, ich spürte bereits die geringere Sauerstoffkonzentration in der Atemluft.
Ziemlich am Ende meiner Kräfte erreichte ich nach drei Stunden Fahrzeit den höchsten Punkt auf 2885 Metern über Meer. Der Pass wird von einigen furchtbar hässlichen Seilbahnbauten dominiert. Ohne diese wäre die Landschaft durchaus sehenswert. Man befindet sich mitten in einer wilden hochalpinen Landschaft. Außerdem steht man wohl am höchstgelegenen mit dem Rennrad erreichbaren Punkt der Schweiz. Die Auffahrt ist zwar nicht ganz so hart wie jene zur oben erwähnten Rionda. Aufgrund der über 2000 Höhenmeter, welche zu einem großen Teil auf Schotterstraßen bezwungen werden, darf sie aber auch zu den ganz harten Brocken gezählt werden.
Da mir schon längst das Wasser ausgegangen war und ich furchtbaren Durst hatte, blieb ich nur wenige Minuten oben. Für die Abfahrt ins Rhonetal musste ich bis La Chaux dieselbe Straße wieder zurückfahren. Das Tempo, welches ich anschlagen konnte, unterschied sich kaum von der Aufstiegsgeschwindigkeit. Hatte ich bei der Auffahrt nie daran gedacht aufzugeben und zu schieben, war ich bei beim Rückweg mehrmals nahe daran abzusteigen. Schließlich genügte es aber, wenn ich in regelmäßigen Abständen stoppte, um die vom Bremsen schmerzenden Hände zu schütteln.
Unten bei La Chaux konnte ich dann beim Brunnen endlich die Wasservorräte auffüllen. Hier verließ ich dann auch die Aufstiegsroute. Ich wählte die praktisch ebene Verbindungsstraße, über welche ich via die Seilbahnstation Les Ruinettes zur Passhöhe des Col de la Croix de Coeur gelangte.
Hier erwartete mich noch die lange Abfahrt nach Riddes. Kurz oberhalb von La Tsoumaz gelangte ich wieder auf Asphalt. –Um dann auf der miserablen Ortsdurchfahrt die mit Abstand härtesten Schläge der gesamten Tour einzustecken.
Ein gefahrener Pass
Col de la Croix de CœurStrecke
Ich bin diese Etappe gefahren und möchte die befahrenen Pässe in mein Palmares eintragen
Ich bin diese Etappe gefahren
am