5of8 – Eilends durch die Highlands
130,4 km / 2052 Hm
Redaktionell bestätigte Tour von Reinhard

Von Reinhard –
16 Tage durch Bali zu flittern war uns 2011 einfach noch nicht genug, und die verbleibende Woche Resturlaub sollte doch irgendwie noch sinnvoll zu nutzen sein? Der Wunsch nach viel Freiheit, viel Natur und am besten einem "neuen" Land ließen uns schon bald den Finger auf der Landkarte über Schottland verweilen. Noch bevor die Fähren gebucht waren, hatte ich alle Internetquellen seziert, die mir Hinweise auf hohe und schöne Passstraßen geben konnten. Mit meinem Hang zur Bevorzugung von Quantität wurde insbesondere die Wikipedia-Liste der höchsten Straßen Schottlands analysiert, die Top10 in einer Karte eingetragen und umgehend die Quintessenz daraus in Form einer GPS-Datei auf meinen Garmin geladen, die auch tatsächlich zwei Monate später genauso von mir nachgefahren wurde: 5of8.tcx
Die 5of8 – das sind fünf der achthöchsten (öffentlichen, wie sich später herausstellen sollte) asphaltierten Straßen Schottlands, ganz konkret die Plätze 1, 2, 3, 6 und 8, wobei der Cairnwell Pass mit seinen 670 m Höhe den Spitzenplatz einnimmt. Da alle fünf Hochpunkte wie an einer Perlenkette aufgereiht sind und die Entfernung zwischen erstem und letztem nicht einmal 120 km beträgt, lag nichts näher, als diese Tour so abzufahren. Der hier dargestellte Erlebnisbericht ist deshalb unbedingt auch als Tourentipp aufzufassen – vorausgesetzt, man ist auf eine Etappenfahrt mit entsprechendem Gepäck oder, wie in meinem dankenswerten, doch unsäglich unsportlichen Fall, mit Begleitfahrzeug eingestellt. Auf genauere Beschreibungen der fünf Hochpunkte werde ich in diesem Bericht verzichten, da zu jedem auch eine Passbeschreibung existiert.
Platz 4 obiger Liste ist übrigens ein Leckerbissen, den wir uns auch nicht entgehen lassen wollten und deswegen einige Tage später in eine andere Tour einbauten.
Kommen wir langsam zum Punkt! Ein Zeitfenster von einer Woche blieb uns für unsere Schottlandrundfahrt zwischen den Fährüberfahrten von Amsterdam nach Newcastle und zurück. Am ersten Tag handelten wir schnell Hadrian's Wall und Edinburgh on-the-fly ab, um am Abend
möglichst nah zum Ausgangspunkt der Tour in Spittal of Glenshee zu kommen. Wir fanden schließlich ein B&B in Perth, so dass wir am nächsten Morgen nur noch 55 km Auto-Anfahrt vor uns hatten.
Ein glücklicher (?) Zufall im Zusammenhang mit einem fragwürdigen Hobby unsererseits zwang uns just an diesem Tag noch zu einer mehrstündigen Wanderung durch das von Spittal of Glenshee ausgehende Tal, so dass ich mich erst um die Mittagszeit aufs Rad schwingen konnte. Jetzt hieß es, keine Zeit mehr zu verlieren auf den bevorstehenden 130 km mit 2000 Hm.
Der Start erfolgte direkt in den Anstieg zum Cairnwell Pass, dem höchsten Pass Schottlands – eine gute Idee, wie ich fand, den gleich als erstes abzuhandeln, dann kann mich ja nichts mehr schocken. Die frühere one-in-three-Doppelkehre, ehrfürchtig Devil's Elbow genannt, war leider längst durch ein 12-%-Flachstück umgangen und kaum noch hinter der Leitplanke zu erspähen. Während ich die Gegend genoss, überholte mich meine liebe Begleiterin wiederholt, um etliche Fotos zu schießen und mir im späteren Tourverlauf die Trinkflasche nachzufüllen.
Der Pass, also, war schnell erreicht, die Abfahrt nach Braemar zog sich, und dort stand erst einmal ein längeres Flachstück an, das durch schön kitschige Burgen links und rechts der Dee immer wieder ablenken konnte. Kurz vorm Abzweig zum nächsten kleinen Pass (Rang 8) bei Crathie war sogar ein flüchtiger Blick auf die Türme des Balmoral Castle, der Sommerresidenz ihrer Hoheit Mrs Queen Elizabeth II., zu erhaschen. Angesichts mangelnder Zeit und zweifelhafter Bekleidung für einen Besuch des Schlossgartens mogelten wir uns zum wiederholten Male um das Kulturprogramm herum und bogen stattdessen ab zu besagtem Pass: The Strone.
Wahrlich ein Nebensträßchen schottischster Sorte: Nur eine Hand voll Autos und eine dieser typischen Single Track Roads mit Ausweichstellen alle nasenlang. Ich genoss den Aufstieg, auch wenn meine Begleitung wieder einmal Erste auf der Passhöhe war. Nicht lange aufhalten, es warten ja noch drei weitere Anstiege.
Mit Tom Dubh (Rang 6) ging es also weiter durch endlose Heidekrautweiten.
Das fehlende Mittag forderte langsam seinen Tribut und ich gestand mir unmittelbar am 20-%-Schild zu Anstieg Nummer 4 eine kurze Verschnauf- und Snackpause im Auto ein. Man darf dazu sagen, dass dieser Spätaugusttag nicht übermäßig heiß war
und ein Autositz auch nicht weniger bequem als ein Rennradsattel ist. Selbstvertändlich war ich zurück in letzterem, bevor der Motor wieder angelassen wurde, wenn auch nur kurz, da sich die 20-%-Rampe im Wiegetritt, übrigens bejubelt und angefeuert von einer am Straßenrand stehenden Rechtslenkerfamilie, wesentlich angenehmer fuhr. Das Ziel diesmal: The Lecht, seines Zeichens immerhin Rang 2 der vielzitierten Liste und Talstation eines Skigebiets.
Die lange Abfahrt nach Tomintoul ließ dann keine Zweifel mehr an dem unguten Gefühl, das sich in meinem Unterleib im Laufe der letzten Stunde eingestellt hatte. Mein kläglicher Blick ins Auto wurde mit einer Packung Zellstofftaschentücher quittiert, und das nächste kleine Waldstück gehörte mir, während nicht nur die Restzeit bis zum Sonnenuntergang hinwegfloss. Nach der Zwangspause ging es mit umso strahlenderem Gesicht weiter über ein paar Hügelchen, während ich versuchte, meine Begleitung wieder einzuholen, die nun irgendwo am Straßenrand ihr Postkartensoll für den kompletten Urlaub abarbeiten konnte.
Bei Nethy Bridge wurde es schließlich regelrecht flach, und ich freute mich einfach nur noch auf den letzten Anstieg hoch zum Cairngorm Ski Centre (Rang 3; in der Liste mit falscher Höhe nur auf Rang 4). Gleich nach der letzten Kreuzung bei Coylumbridge reichte mir meine fürsorgliche Frau bei nun nicht mehr zu leugnendem Einsetzen der Dunkelheit das Fahrradrücklicht aus dem Auto, auf dass ich auf der gottverlassenen Sackgasse zum Ski Centre nicht von einem Schaf überrannt werden würde. Dass ich gar kein Voderlicht im ansonsten recht üppigen Gepäck hatte, lag wohl an meinem Optimismus, diese Tour schon vormittags starten zu können. Es verblieben also noch 13 km Anstieg, zunächst äußerst flach bis zum Glenmore Camp Site, wo meine treue Begleitung ihren Begleitdienst als mit Bravour erledigt ansehen durfte und uns ein schönes Plätzchen
auf dem Rasen sicherte, von da an deutlich steiler bis zum großen Parkplatz, zu dem sich um diese Zeit (20:30 Ortszeit, wenn ich die EXIF-Daten meiner Fotos richtig deute) kaum noch jemand verfahren hatte – geschweigedenn per Fahrrad, wovon ich auf der gesamten Tour übrigens kein weiteres in Erinnerung habe.
Die letzte Abfahrt des Tages wurde helligkeitsbedingt besonnen (wie unpassend, dieses Wort!) angegangen, und nur zehn Minuten später war der vertraute Anblick auf dem Campingkocher brodelnder Spaghetti vor grünem Zelt als wunderbarer Tagesabschluss wiedergewonnen.
Die 5of8 – das sind fünf der achthöchsten (öffentlichen, wie sich später herausstellen sollte) asphaltierten Straßen Schottlands, ganz konkret die Plätze 1, 2, 3, 6 und 8, wobei der Cairnwell Pass mit seinen 670 m Höhe den Spitzenplatz einnimmt. Da alle fünf Hochpunkte wie an einer Perlenkette aufgereiht sind und die Entfernung zwischen erstem und letztem nicht einmal 120 km beträgt, lag nichts näher, als diese Tour so abzufahren. Der hier dargestellte Erlebnisbericht ist deshalb unbedingt auch als Tourentipp aufzufassen – vorausgesetzt, man ist auf eine Etappenfahrt mit entsprechendem Gepäck oder, wie in meinem dankenswerten, doch unsäglich unsportlichen Fall, mit Begleitfahrzeug eingestellt. Auf genauere Beschreibungen der fünf Hochpunkte werde ich in diesem Bericht verzichten, da zu jedem auch eine Passbeschreibung existiert.
Platz 4 obiger Liste ist übrigens ein Leckerbissen, den wir uns auch nicht entgehen lassen wollten und deswegen einige Tage später in eine andere Tour einbauten.
Kommen wir langsam zum Punkt! Ein Zeitfenster von einer Woche blieb uns für unsere Schottlandrundfahrt zwischen den Fährüberfahrten von Amsterdam nach Newcastle und zurück. Am ersten Tag handelten wir schnell Hadrian's Wall und Edinburgh on-the-fly ab, um am Abend

Ein glücklicher (?) Zufall im Zusammenhang mit einem fragwürdigen Hobby unsererseits zwang uns just an diesem Tag noch zu einer mehrstündigen Wanderung durch das von Spittal of Glenshee ausgehende Tal, so dass ich mich erst um die Mittagszeit aufs Rad schwingen konnte. Jetzt hieß es, keine Zeit mehr zu verlieren auf den bevorstehenden 130 km mit 2000 Hm.

Der Pass, also, war schnell erreicht, die Abfahrt nach Braemar zog sich, und dort stand erst einmal ein längeres Flachstück an, das durch schön kitschige Burgen links und rechts der Dee immer wieder ablenken konnte. Kurz vorm Abzweig zum nächsten kleinen Pass (Rang 8) bei Crathie war sogar ein flüchtiger Blick auf die Türme des Balmoral Castle, der Sommerresidenz ihrer Hoheit Mrs Queen Elizabeth II., zu erhaschen. Angesichts mangelnder Zeit und zweifelhafter Bekleidung für einen Besuch des Schlossgartens mogelten wir uns zum wiederholten Male um das Kulturprogramm herum und bogen stattdessen ab zu besagtem Pass: The Strone.
Wahrlich ein Nebensträßchen schottischster Sorte: Nur eine Hand voll Autos und eine dieser typischen Single Track Roads mit Ausweichstellen alle nasenlang. Ich genoss den Aufstieg, auch wenn meine Begleitung wieder einmal Erste auf der Passhöhe war. Nicht lange aufhalten, es warten ja noch drei weitere Anstiege.
Mit Tom Dubh (Rang 6) ging es also weiter durch endlose Heidekrautweiten.


Die lange Abfahrt nach Tomintoul ließ dann keine Zweifel mehr an dem unguten Gefühl, das sich in meinem Unterleib im Laufe der letzten Stunde eingestellt hatte. Mein kläglicher Blick ins Auto wurde mit einer Packung Zellstofftaschentücher quittiert, und das nächste kleine Waldstück gehörte mir, während nicht nur die Restzeit bis zum Sonnenuntergang hinwegfloss. Nach der Zwangspause ging es mit umso strahlenderem Gesicht weiter über ein paar Hügelchen, während ich versuchte, meine Begleitung wieder einzuholen, die nun irgendwo am Straßenrand ihr Postkartensoll für den kompletten Urlaub abarbeiten konnte.


Die letzte Abfahrt des Tages wurde helligkeitsbedingt besonnen (wie unpassend, dieses Wort!) angegangen, und nur zehn Minuten später war der vertraute Anblick auf dem Campingkocher brodelnder Spaghetti vor grünem Zelt als wunderbarer Tagesabschluss wiedergewonnen.
5 gefahrene Pässe
Cairnwell Pass, The Lecht, Tom Dubh, The Strone, Cairngorm Ski CentreStrecke
Ich bin diese Etappe gefahren und möchte die befahrenen Pässe in mein Palmares eintragen
Ich bin diese Etappe gefahren
am