7 Ausflüge in den Wilden Westen
550,6 km / 9610 Hm
Wasatch Range, Rocky Mountains, High Plateaus Section, Colorado Plateau, Canyon Lands Section, Amargosa Range, Great Basin, Marin Hills, Utah, California
Redaktionell bestätigte Tour von Reinhard
Nein, es geht hier nicht ums Race Across America. Es geht nicht einmal um eine zweimonatige Heldentour mit Tourenrad, Zelt und Bärentöter durchs Land. Wer das sucht, sollte schnell den Zurück-Button betätigen, denn hier geht es nur um Autofahren, Urlaub, Familie, Elternzeit und zwischendurch auch mal Radfahren – das dann aber an den best spots, die an der Strecke lagen; ausgewählte Leckerbissen sozusagen.
Unserem Gesetzgeber sei Dank, ist so ein Kind eine tolle Möglichkeit, seinen bescheidenen Jahresurlaub etwas aufzupeppeln und mit der Familie die Welt zu entdecken. Während unsere im Juni 2012 geborene Tochter ihren vierten Lebensmonat mit Mama und Papa eine Woche in der Schweiz und 10 Tage auf Korsika verleben durfte, sollte es im 11. Monat etwas Größeres werden: Als Anstifter ist die Oma festzustellen, deren erklärter Lebenstraum es war, den Wilden Westen ihrer Jugend einmal höchstselbst zu durchstreifen. Wenn man sich diese Reise von Tochter und Schwiegersohn organisieren lassen kann und außerdem noch sein Enkelchen dabei hat, liegt doch nichts näher, als den Traum schleunigst in die Realität umzusetzen.
Die groben Eckdaten waren recht zügig überlegt und wurden mit Flug- und Mietwagenbuchung niet- und nagelfest gemacht: Oma, Opa, Tochter, Schwiegersohn (ich) und Enkelchen bekamen die Tickets. 3 Wochen im April 2013 bildeten das Zeitfenster, und mit Seattle als Startort und San Francisco als Ziel war auch eine Route im Groben festgelegt. Als Gegenleistung für die Organisation wurde der Tochter immer mal ihr Kind abgenommen und der Schwiegersohn durfte Rad fahren – Juhu!
Die Frage nach der Radbeschaffung in den USA stellte sich mir nicht zum ersten Mal, bei zwei früheren Besuchen bei meiner Schwester in Neuengland war es einmal ein 5-Gang-Uralt-Leihrennrad, das mich die Gegend um Boston erkunden ließ, und für zwei Ausflüge Mietrennräder (immerhin dann schon mit eigens mitgenommenen Pedalen), die natürlich nie perfekt passten, auch nicht kostenlos waren und viel zu früh wieder im Geschäft abgegeben werden mussten. Der interkontinentale Radtransport im Flugzeug ist leider auch eine Luxusangelegenheit, die sich nach wenigen Flügen auf den Preis eines Neurades summiert. So entschloss ich mich (mit freundlicher Genehmigung der Haushaltskassenvorsteherin), ein günstiges Rennrad im Internet zu bestellen und es an die in Missoula (Montana) wohnende Brieffreundin meiner Schwiegermutter schicken zu lassen, die wir ohnehin als eine der ersten Anlaufstellen auf unserem Plan hatten. (Um ehrlich zu sein, richtete sich unser Hinflugsziel nach diesem Umstand.) So wurde mir dann tatsächlich im Februar vom Eintreffen des großen Radkartons berichtet, dessen Inhalt noch knapp zwei Monate auf mein erstes Inaugenscheinnehmen und seinen Zusammenbau warten durfte ...
[technischer Hinweis: Für Details zur Umgebung und den Strecken empfehle ich die in den Kopfdaten der Tagesbeschreibungen verlinkten Passbeschreibungen. Um zu viele Dopplungen zu vermeiden, konzentriere ich mich im Tourenbericht auf das Drumherum und die persönlichen Eindrücke.]
Unserem Gesetzgeber sei Dank, ist so ein Kind eine tolle Möglichkeit, seinen bescheidenen Jahresurlaub etwas aufzupeppeln und mit der Familie die Welt zu entdecken. Während unsere im Juni 2012 geborene Tochter ihren vierten Lebensmonat mit Mama und Papa eine Woche in der Schweiz und 10 Tage auf Korsika verleben durfte, sollte es im 11. Monat etwas Größeres werden: Als Anstifter ist die Oma festzustellen, deren erklärter Lebenstraum es war, den Wilden Westen ihrer Jugend einmal höchstselbst zu durchstreifen. Wenn man sich diese Reise von Tochter und Schwiegersohn organisieren lassen kann und außerdem noch sein Enkelchen dabei hat, liegt doch nichts näher, als den Traum schleunigst in die Realität umzusetzen.
Die groben Eckdaten waren recht zügig überlegt und wurden mit Flug- und Mietwagenbuchung niet- und nagelfest gemacht: Oma, Opa, Tochter, Schwiegersohn (ich) und Enkelchen bekamen die Tickets. 3 Wochen im April 2013 bildeten das Zeitfenster, und mit Seattle als Startort und San Francisco als Ziel war auch eine Route im Groben festgelegt. Als Gegenleistung für die Organisation wurde der Tochter immer mal ihr Kind abgenommen und der Schwiegersohn durfte Rad fahren – Juhu!
Die Frage nach der Radbeschaffung in den USA stellte sich mir nicht zum ersten Mal, bei zwei früheren Besuchen bei meiner Schwester in Neuengland war es einmal ein 5-Gang-Uralt-Leihrennrad, das mich die Gegend um Boston erkunden ließ, und für zwei Ausflüge Mietrennräder (immerhin dann schon mit eigens mitgenommenen Pedalen), die natürlich nie perfekt passten, auch nicht kostenlos waren und viel zu früh wieder im Geschäft abgegeben werden mussten. Der interkontinentale Radtransport im Flugzeug ist leider auch eine Luxusangelegenheit, die sich nach wenigen Flügen auf den Preis eines Neurades summiert. So entschloss ich mich (mit freundlicher Genehmigung der Haushaltskassenvorsteherin), ein günstiges Rennrad im Internet zu bestellen und es an die in Missoula (Montana) wohnende Brieffreundin meiner Schwiegermutter schicken zu lassen, die wir ohnehin als eine der ersten Anlaufstellen auf unserem Plan hatten. (Um ehrlich zu sein, richtete sich unser Hinflugsziel nach diesem Umstand.) So wurde mir dann tatsächlich im Februar vom Eintreffen des großen Radkartons berichtet, dessen Inhalt noch knapp zwei Monate auf mein erstes Inaugenscheinnehmen und seinen Zusammenbau warten durfte ...
[technischer Hinweis: Für Details zur Umgebung und den Strecken empfehle ich die in den Kopfdaten der Tagesbeschreibungen verlinkten Passbeschreibungen. Um zu viele Dopplungen zu vermeiden, konzentriere ich mich im Tourenbericht auf das Drumherum und die persönlichen Eindrücke.]
6 gefahrene Pässe
Mount Tamalpais, Boulder Mountain Pass, Zion – Mount Carmel Highway, The Blues Pass, Brighton, Dante's ViewGesamtstrecke
Einzelstrecken
02.04.2013: Flug von Frankfurt nach Seattle (WA)
03.04.2013: Seattle-Sightseeing, Weiterfahrt nach Moses Lake (WA)
04.04. 2013: Weiterfahrt nach Missoula (MT) zu Brieffreundin und Fahrrad!
Nach herzlicher Begrüßung und Abendessen werfe ich einen ersten Blick in die Garage zu meinem großen Karton und der neuesten Errungenschaft in meinem Übersee-Fuhrpark.
Die beigefügte Liste an erforderlichem Montagewerkzeug, die man mir per email im Vorfeld zukommen ließ, hatte mich zeitweise panisch gemacht, wie wir (d.h. ich) angesichts meiner minimalistischen Werkstatterfahrung trotz des verhältnismäßig straffen Zeitplans noch vor der Weiterfahrt ein gängiges Fahrrad zur Verfügung haben sollten. Insbesondere befürchtete ich, dass der Seitenschneider ein Hinweis darauf ist, dass ich alle Bowdenzüge erst selbst konfektionieren und einfädeln müsste und sämtliches Finetuning der Komponenten mir obliegt. Zum Glück ein Trugschluss: es genügte, grobmotorisch den Seitenschneider einzusetzen, um Kabelbinder zu duchtrennen, die schützendes Verpackungsmaterial an den Radteilen fixierten.
Die eigentliche Montage beschränkte sich erfreulicherweise auf die üblichen Schritte, den Lenker umzudrehen, die Sattelstütze einzusetzen und die Räder anzubringen. Selbst die mitbestellten Flaschenhalter und die Luftpumpe waren schon angebracht. Blieben noch die Pedalen, die ich als unnötigen Kostenfaktor identifizierte und deshalb von zu Hause mitbrachte.
05.04.2013:
Als optisches No-Go verblieb das Spacertürmchen, an dessen Beseitigung ich mich nicht selbst herantraute und die Zerstörung des Steuerrohrs folglich einer kleinen Fahrradwerkstatt in Missoula überließ.
Am Nachmittag des vierten Tages in Amerika konnte ich also endlich zur ersten Testtour aufbrechen! Etliche verlockende Bergstraßen offenbarten die Google Maps in der unmittelbaren Umgebung, während OSM meine Vorfreude in den meisten Fällen bereits zu dämpfen wusste. Bei all den Bergen hier muss es doch irgendwo auch für Rennräder hoch hinaus gehen? So fuhr ich zunächst das kleine Tal hinauf, an dessen Hang unsere Gastgeber wohnten, und wurde viel zu früh von Naturuntergrund gestoppt. Eigentlich bin ich nicht zimperlich, aber die Wege waren noch leicht feucht und schon die ersten paar hundert Meter ließen mein brandneues Schmuckstück zur Drecksau mutieren. In der Richtung also nicht ... musste ja einen Grund haben, dass hier fast nur hochbeinige Pickups unterwegs sind!
Die andere Richtung bedeutete Missoula. Ich war gewarnt! Die zweitgrößte Stadt Montanas! Stattliche 57000 Einwohner! In der Tat riet man mir ab, durch die Stadt zu fahren, aber für gewöhnlich vertrag ich mich ganz gut mit Autos und wagte mich deshalb ins Getümmel, ohne zuvor umfassend Radkarten der Region nach ruhigeren Alternativstrecken zu durchwühlen. Schnell sollte sich herausstellen, dass die westamerikanische Provinz dann doch keine Gefahr für den europäischen Durchschnittsstadtradler ist. Die Autofahrer sind rücksichtsvoll und entspannt, die Straßen breit und übersichtlich und die Radstreifen der pure Luxus! Ungelogen allein für mich hatte ich die vollwertige Spur, hätte vier Meter breite Schlangenlinien fahren können, wenn dann nicht doch noch ein gewisser Respekt vor den allgegenwärtigen Police-Fahrzeugen vorhanden gewesen wär.
So war die Stadt problemlos und flott durchquert und auf der anderen Seite wartete der Blue Mountain (1962 m und damit 1000 m über Missoula) als meine nächste Anstiegshoffnung auf einen Besuch. Es wäre zu schön gewesen! Natürlich war mit dem Beginn der Stichsstraße zum Berg auch der Asphalt verschwunden, doch diesmal konnte ich ein paar Höhenmetern nicht widerstehen und ließ mich vom schottrigen Untergrund nicht aufhalten. Zumindest kurz. Leichter Niesel, voranschreitende Uhrzeit und eher schlechter werdender Untergrund bewogen mich nach gerade mal 250 Hm zum Umkehren dieses vermutlich doch zum Scheitern verurteilten Unterfangens.
Ich setzte meine Fahrt am Südufer des Missoula durchfließenden Clark Fork River stromabwärts fort und kehrte nach einigen Kilometern an der nächsten Brücke über den Fluss um. Wenn heute schon keine Passbeschreibung herausspringt, dann doch wenigstens ein paar nutzlose Strecken für den Tourenplaner! Extra für den Tourenplaner fuhr ich abschließend noch eine eckige Acht durch die Stadt und über die Kreuzung, an der ich gedachte, die Ortsmarke zu setzen, bevor es auf direktem Weg zurück zum Quartier ging.
77 km und wahrlich keine Heldentaten, aber dank des schier endlosen deutschen Winters 2012/13 die immerhin zweitlängste Tour des Jahres und geeignet, um die gute Fahrbarkeit des neuen Fahrrads nachzuweisen (nur der Sattel musste noch etwas höhergestellt werden) und die Bergluft Montanas bei erfreulich freundlichen Temperaturen zu schnuppern, während man zu Hause in Deutschland gerade wieder mal Schneefall dokumentieren konnte.
03.04.2013: Seattle-Sightseeing, Weiterfahrt nach Moses Lake (WA)
04.04. 2013: Weiterfahrt nach Missoula (MT) zu Brieffreundin und Fahrrad!
Nach herzlicher Begrüßung und Abendessen werfe ich einen ersten Blick in die Garage zu meinem großen Karton und der neuesten Errungenschaft in meinem Übersee-Fuhrpark.
Die beigefügte Liste an erforderlichem Montagewerkzeug, die man mir per email im Vorfeld zukommen ließ, hatte mich zeitweise panisch gemacht, wie wir (d.h. ich) angesichts meiner minimalistischen Werkstatterfahrung trotz des verhältnismäßig straffen Zeitplans noch vor der Weiterfahrt ein gängiges Fahrrad zur Verfügung haben sollten. Insbesondere befürchtete ich, dass der Seitenschneider ein Hinweis darauf ist, dass ich alle Bowdenzüge erst selbst konfektionieren und einfädeln müsste und sämtliches Finetuning der Komponenten mir obliegt. Zum Glück ein Trugschluss: es genügte, grobmotorisch den Seitenschneider einzusetzen, um Kabelbinder zu duchtrennen, die schützendes Verpackungsmaterial an den Radteilen fixierten.
Die eigentliche Montage beschränkte sich erfreulicherweise auf die üblichen Schritte, den Lenker umzudrehen, die Sattelstütze einzusetzen und die Räder anzubringen. Selbst die mitbestellten Flaschenhalter und die Luftpumpe waren schon angebracht. Blieben noch die Pedalen, die ich als unnötigen Kostenfaktor identifizierte und deshalb von zu Hause mitbrachte.
05.04.2013:
Als optisches No-Go verblieb das Spacertürmchen, an dessen Beseitigung ich mich nicht selbst herantraute und die Zerstörung des Steuerrohrs folglich einer kleinen Fahrradwerkstatt in Missoula überließ.
Am Nachmittag des vierten Tages in Amerika konnte ich also endlich zur ersten Testtour aufbrechen! Etliche verlockende Bergstraßen offenbarten die Google Maps in der unmittelbaren Umgebung, während OSM meine Vorfreude in den meisten Fällen bereits zu dämpfen wusste. Bei all den Bergen hier muss es doch irgendwo auch für Rennräder hoch hinaus gehen? So fuhr ich zunächst das kleine Tal hinauf, an dessen Hang unsere Gastgeber wohnten, und wurde viel zu früh von Naturuntergrund gestoppt. Eigentlich bin ich nicht zimperlich, aber die Wege waren noch leicht feucht und schon die ersten paar hundert Meter ließen mein brandneues Schmuckstück zur Drecksau mutieren. In der Richtung also nicht ... musste ja einen Grund haben, dass hier fast nur hochbeinige Pickups unterwegs sind!
Die andere Richtung bedeutete Missoula. Ich war gewarnt! Die zweitgrößte Stadt Montanas! Stattliche 57000 Einwohner! In der Tat riet man mir ab, durch die Stadt zu fahren, aber für gewöhnlich vertrag ich mich ganz gut mit Autos und wagte mich deshalb ins Getümmel, ohne zuvor umfassend Radkarten der Region nach ruhigeren Alternativstrecken zu durchwühlen. Schnell sollte sich herausstellen, dass die westamerikanische Provinz dann doch keine Gefahr für den europäischen Durchschnittsstadtradler ist. Die Autofahrer sind rücksichtsvoll und entspannt, die Straßen breit und übersichtlich und die Radstreifen der pure Luxus! Ungelogen allein für mich hatte ich die vollwertige Spur, hätte vier Meter breite Schlangenlinien fahren können, wenn dann nicht doch noch ein gewisser Respekt vor den allgegenwärtigen Police-Fahrzeugen vorhanden gewesen wär.
So war die Stadt problemlos und flott durchquert und auf der anderen Seite wartete der Blue Mountain (1962 m und damit 1000 m über Missoula) als meine nächste Anstiegshoffnung auf einen Besuch. Es wäre zu schön gewesen! Natürlich war mit dem Beginn der Stichsstraße zum Berg auch der Asphalt verschwunden, doch diesmal konnte ich ein paar Höhenmetern nicht widerstehen und ließ mich vom schottrigen Untergrund nicht aufhalten. Zumindest kurz. Leichter Niesel, voranschreitende Uhrzeit und eher schlechter werdender Untergrund bewogen mich nach gerade mal 250 Hm zum Umkehren dieses vermutlich doch zum Scheitern verurteilten Unterfangens.
Ich setzte meine Fahrt am Südufer des Missoula durchfließenden Clark Fork River stromabwärts fort und kehrte nach einigen Kilometern an der nächsten Brücke über den Fluss um. Wenn heute schon keine Passbeschreibung herausspringt, dann doch wenigstens ein paar nutzlose Strecken für den Tourenplaner! Extra für den Tourenplaner fuhr ich abschließend noch eine eckige Acht durch die Stadt und über die Kreuzung, an der ich gedachte, die Ortsmarke zu setzen, bevor es auf direktem Weg zurück zum Quartier ging.
77 km und wahrlich keine Heldentaten, aber dank des schier endlosen deutschen Winters 2012/13 die immerhin zweitlängste Tour des Jahres und geeignet, um die gute Fahrbarkeit des neuen Fahrrads nachzuweisen (nur der Sattel musste noch etwas höhergestellt werden) und die Bergluft Montanas bei erfreulich freundlichen Temperaturen zu schnuppern, während man zu Hause in Deutschland gerade wieder mal Schneefall dokumentieren konnte.
06.04.2013: Kupferminenstadt Butte (MT), Weiterfahrt nach Dillon
07.04.2013: Bannack Ghost Town (MT), Weiterfahrt nach Pocatello (ID)
08.04.2013: Antelope Island State Park / Great Salt Lake, Weiterfahrt nach Salt Lake City (UT)
09.04.2013:
Salt Lake City. Das heißt Olympische Winterspiele 2002. Und das heißt wiederum, dass es hier Berge und Zufahrtsstraßen geben muss. Gibt es in der Tat, und meine Recherchen im Vorfeld ergaben viel mehr Treffer, als wir in unseren Roadtrip einbauen konnten. Die Optionen waren (von Nord nach Süd):
- Logan Canyon Scenic Byway (2377 m) zum Bear Lake
- Powder Mountain (2514 m) nordöstlich von Ogden
- Big Cottonwood Canyon (2669 m oder 2967 m)
- Little Cottonwood Canyon (2654 m)
Die ersten zwei wurden am Vortag, als auch das Wetter noch sehr unfreundlich war, schon links liegengelassen und waren nun keine Option, da es noch am selben Tag 200 Meilen Richtung Süden weitergehen sollte. Ich entschied mich also für den Big Cottonwood Canyon, der versprach, mich in ordentliche Höhen zu führen. Die Familie durfte im Begleitfahrzeug dabei sein, um mich hin und wieder mit warmer Bekleidung und etwas Stärkung zu versorgen und mit mir dann die direkte Weiterfahrt anzutreten.
Während die anderen ihre Abfahrt vorbereiteten und ihre Kreditkarten an der Motelrezeption belasten ließen, durfte ich schon einen kleinen Vorsprung herausfahren. Die ersten 23 km begannen direkt im Zentrum von Salt Lake City und führten im Schachbrettstil durch den städtischen Großraum bis nach Cottonwood Heights. Auch SLC wusste mich angenehm mit seiner Radfreundlichkeit zu überraschen. Breite Radstreifen, erträglich viele Ampeln und ebenso verträgliches Verkehrsaufkommen ließen mich diesen flachen Abschnitt zügig absolvieren.
Am Parkplatz zu Fuße des Tals erwartete mich, wie verabredet, bereits meine Familie, um von dort an das beliebte überholen-und-warten-Wechselspiel zu praktizieren. War ich anfangs noch uneingeschränkt optimistisch, was diese Auffahrt in den Wintersportort Brighton betrifft, hatte ich im Verlauf des Aufstiegs bei immer weiter auf die Straße reichenden Schneezungen und bitterlichen Temperaturen doch bald Bedenken. Die maximale Winterbekleidung incl. Neoprenüberschuhen, Winterhandschuhen und der kuschlig warmen QD-Winterjacke hatte ich schon an, fror aber trotzdem noch an den üblichen Schwachpunkten und musste ein paar mal anhalten, um meine Finger beim Armkreisen zu reanimieren oder per Energieriegel Nachschub fürs Heizen zu liefern. Dank meiner Begleitung musste ich mich ja aber immer nur um 100...200-Hm-Schritte weiterkämpfen, wenngleich ich nie wusste, wo sich mal wieder eine erlaubte Haltemöglichkeit fürs Auto gefunden hat.
Auf vielleicht 2400 m gönnte ich mir eine Aufwärmpause im Auto und beschloss, während passierende Snowboarder etwas ungläubig mein Rad an unserem Auto lehnen sahen, dass auch noch der Rest zu schaffen sein würde. Der Himmel klarte in der Folge sogar etwas auf, und ließ zeitweise einige Sonnenstrahlen zu Boden, die Dampf von der feuchten Straße aufsteigen ließen.
Kurz vor Brighton kamen wir dann schließlich zum Abzweig der Entscheidung, wenngleich meine Kondition sich schon vorher entschieden hatte, dass in Brighton Schluss ist. Die Weiterführung der Big Cottonwood Canyon Road über den Guardsman Pass (2967 m) nach Park City war noch nicht geräumt und so war tatsächlich in Brighton auf einer stattlichen Endhöhe von rund 2670 m Schluss. Etwas unerledigt fühlt sich der Pass damit leider an, und sollte ich eines Tages noch mal im sommerlichen Salt Lake City vorbeischauen, werden diese 300 Hm nachgeholt!
Statt den Canyon entspannt wieder 1200 Hm hinabzusausen (und erfroren unten anzukommen), setzte ich mich in Brighton pflichtbewusst zu meiner Familie hinters Steuer des Begleitfahrzeugs und fuhr uns nach Torrey (UT), wo mit der Utah State Route 12 eine nicht minder interessante Straße ihren Anfang findet ...
07.04.2013: Bannack Ghost Town (MT), Weiterfahrt nach Pocatello (ID)
08.04.2013: Antelope Island State Park / Great Salt Lake, Weiterfahrt nach Salt Lake City (UT)
09.04.2013:
Salt Lake City. Das heißt Olympische Winterspiele 2002. Und das heißt wiederum, dass es hier Berge und Zufahrtsstraßen geben muss. Gibt es in der Tat, und meine Recherchen im Vorfeld ergaben viel mehr Treffer, als wir in unseren Roadtrip einbauen konnten. Die Optionen waren (von Nord nach Süd):
- Logan Canyon Scenic Byway (2377 m) zum Bear Lake
- Powder Mountain (2514 m) nordöstlich von Ogden
- Big Cottonwood Canyon (2669 m oder 2967 m)
- Little Cottonwood Canyon (2654 m)
Die ersten zwei wurden am Vortag, als auch das Wetter noch sehr unfreundlich war, schon links liegengelassen und waren nun keine Option, da es noch am selben Tag 200 Meilen Richtung Süden weitergehen sollte. Ich entschied mich also für den Big Cottonwood Canyon, der versprach, mich in ordentliche Höhen zu führen. Die Familie durfte im Begleitfahrzeug dabei sein, um mich hin und wieder mit warmer Bekleidung und etwas Stärkung zu versorgen und mit mir dann die direkte Weiterfahrt anzutreten.
Während die anderen ihre Abfahrt vorbereiteten und ihre Kreditkarten an der Motelrezeption belasten ließen, durfte ich schon einen kleinen Vorsprung herausfahren. Die ersten 23 km begannen direkt im Zentrum von Salt Lake City und führten im Schachbrettstil durch den städtischen Großraum bis nach Cottonwood Heights. Auch SLC wusste mich angenehm mit seiner Radfreundlichkeit zu überraschen. Breite Radstreifen, erträglich viele Ampeln und ebenso verträgliches Verkehrsaufkommen ließen mich diesen flachen Abschnitt zügig absolvieren.
Am Parkplatz zu Fuße des Tals erwartete mich, wie verabredet, bereits meine Familie, um von dort an das beliebte überholen-und-warten-Wechselspiel zu praktizieren. War ich anfangs noch uneingeschränkt optimistisch, was diese Auffahrt in den Wintersportort Brighton betrifft, hatte ich im Verlauf des Aufstiegs bei immer weiter auf die Straße reichenden Schneezungen und bitterlichen Temperaturen doch bald Bedenken. Die maximale Winterbekleidung incl. Neoprenüberschuhen, Winterhandschuhen und der kuschlig warmen QD-Winterjacke hatte ich schon an, fror aber trotzdem noch an den üblichen Schwachpunkten und musste ein paar mal anhalten, um meine Finger beim Armkreisen zu reanimieren oder per Energieriegel Nachschub fürs Heizen zu liefern. Dank meiner Begleitung musste ich mich ja aber immer nur um 100...200-Hm-Schritte weiterkämpfen, wenngleich ich nie wusste, wo sich mal wieder eine erlaubte Haltemöglichkeit fürs Auto gefunden hat.
Auf vielleicht 2400 m gönnte ich mir eine Aufwärmpause im Auto und beschloss, während passierende Snowboarder etwas ungläubig mein Rad an unserem Auto lehnen sahen, dass auch noch der Rest zu schaffen sein würde. Der Himmel klarte in der Folge sogar etwas auf, und ließ zeitweise einige Sonnenstrahlen zu Boden, die Dampf von der feuchten Straße aufsteigen ließen.
Kurz vor Brighton kamen wir dann schließlich zum Abzweig der Entscheidung, wenngleich meine Kondition sich schon vorher entschieden hatte, dass in Brighton Schluss ist. Die Weiterführung der Big Cottonwood Canyon Road über den Guardsman Pass (2967 m) nach Park City war noch nicht geräumt und so war tatsächlich in Brighton auf einer stattlichen Endhöhe von rund 2670 m Schluss. Etwas unerledigt fühlt sich der Pass damit leider an, und sollte ich eines Tages noch mal im sommerlichen Salt Lake City vorbeischauen, werden diese 300 Hm nachgeholt!
Statt den Canyon entspannt wieder 1200 Hm hinabzusausen (und erfroren unten anzukommen), setzte ich mich in Brighton pflichtbewusst zu meiner Familie hinters Steuer des Begleitfahrzeugs und fuhr uns nach Torrey (UT), wo mit der Utah State Route 12 eine nicht minder interessante Straße ihren Anfang findet ...
10.04.2013:
Erst am Vortag auf 2670 m geklettert, und schon wieder durfte ich heute ran, purer Familienurlaubsluxus!
Diese Strecke war eine der schon lange gesetzten: Die Utah State Route 12 führt auf einer Länge von 198 km im Süden des Bundesstaates durch eine beeindruckende Canyon-Landschaft und gilt als eine der empfehlenswertesten Straßen der USA. Um die Sehenswürdigkeiten abseits der Strecke hinreichend zu würdigen, wird üblicherweise eine Befahrung in zwei bis drei Tagen empfohlen – mit dem Auto versteht sich! Klar, dass ich die mit dem Rad gefahren sein muss, zumal sich die Straße auf über 2900 m erheben wird. Eine schneefreie Strecke auf diese Höhe muss man Mitte April erst mal finden!
Der ursprüngliche Gedanke war, die UT-12 einmal komplett abzufahren. Aber 200 km mit gerade einmal 700 Jahreskilometern in den Beinen? Eine Anfrage des groben Höhenprofils an den bikeroutetoaster brachte mich dann schnell zur Vernunft und die Tatsache, dass wir natürlich gemeinsam den Bryce Canyon besuchen wollten, der gegen Ende der Strecke von der UT-12 abzweigt, erforderte dann erst recht eine Umplanung. Mit Buchung der Motelzimmer in Cannonville stand mein Tagesprogramm fest: 2500 Hm auf rund 157 km – immerhin ja fast ein 100-Meilen-Trip.
Mein Startort hätte günstiger nicht liegen können. Vom Parkplatz unseres Motels in Torrey an der UT-24 waren es sage und schrebe 70 m zum nördlichen Beginn der UT-12, dem Journey Through Time Scenic Byway. Ich durfte mich nach dem Frühstück wieder ein paar Minuten eher auf die Strecke begeben, die sich trotz ihrer Popularität zumindest in dieser Zeit des Jahres als absolut leer herausstellte. Das erste Auto, das mich nach einer Viertelstunde überholte, kam mir äußerst bekannt vor und warf in regelmäßigen Abständen meine Frau samt Fotoapparat aus, während ich mich Tagesziel Nummer 1 annäherte: Der meinen Recherchen nach namlose Pass, den ich Boulder Mountain Pass taufte, stellte mit seinen 2926 m zwar den Höhepunkt der gesamten USA-Reise dar, klingt aber gewaltiger, als er sich von Norden kommend anfühlt. Unser Quartier in Torrey hatte bereits eine Meereshöhe von 2080 m, wodurch man erstens schon ganz gut akklimatisiert ist und zweitens nur noch knapp über 1000 Hm (wegen einiger Zwischenabfahrten) zur Passhöhe zu bewältigen hat. Ein bisschen Rückenwind mag mich unterstützt haben und steile Abschnitte gab es sowieso nicht, drum rollte ich trotz Winterklamotten, die mir vormittags auf über 2000 m trotz Sonnenschein einfach erforderlich schienen, ganz gut bis zur Passhöhe. Bis hierher waren es vor allem die Blicke in die reizvolle Ferne über die rötlichen Canyons und die schneebedeckten Henry Mountains im Südosten, die einen Vorgeschmack auf das gaben, was die UT-12 zu bieten hat.
22 km Abfahrt nach Boulder gestatten dem Begleitfahrzeug in der Folge ein zügigeres Vorankommen mit weniger Zwischenstopps. Die folgende Strecke durch Sandsteinfelsen mit einer Reihe grandioser Fotospots steigert nicht nur meine Begeisterung für diese Landschaft, sondern hält auch die Laune der Ganztagsautoinsassen hoch. Mein persönliches Highlight wird die Fahrt über den Hogback, eine kurvenreiche Strecke auf recht schmalem Grat mit zerklüfteten Canyons zu beiden Seiten und Fernsicht in allen Richtungen – leider schwer in ein Foto einzufangen. Dem Hogback folgt der Abstieg zur tiefsten Stelle des Tages auf etwa 1600 m am Escalante River. Hier unten hat die Sonne inzwischen auch beste Dienste geleistet, so dass ich für den Rest der Tour (und übrigens auch den Rest des Urlaubs) auf ein befreiendes Kurz-Kurz umzurüsten kann.
Dieser Winter (2012/13) endet hier!
Aus dem Tal des Escalante River herauskletternd, folgen noch etwa 10 sehr schöne Kilometer, bevor bei Kilometer 90 das Pulver landschaftlicher Spektakularität verschossen scheint. Den Reiz der verbleibenden Strecke macht nun vielleicht vor allem das sich über weite Strecken nicht ändern wollende Landschaftsbild der Prärie aus, das durch gefühlt ewig lange schnurgerade Abschnitte nochmals verstärkt wird. Meine Motivation war immerhin noch, dass jeder gefahrene Meter einen neuen Meter fürs Tourenplanerstreckennetz bedeuten würde. Wer sich nichts selbst beweisen muss und ebenfalls ein Begleitfahrzeug besitzt, dem kann ich hier getrost den Weg ins Auto empfehlen. Für mich stand das nicht zur Debatte, knapp 60 km wollten noch gefahren werden. Dabei hatte ich den noch folgenden, ebefalls namlosen Pass (von mir Blues Pass getauft) gar nicht mehr richtig auf der Rechnung und staunte stundenlang, wie bei minimaler Steigung und nun nicht nachlassen wollendem Gegenwind die Höhenangabe auf meinem Garmin immer weiter anstieg. Ein paar Nutri-Grains und Chocolate Cookies brachten noch mal mikroskopische Energieschübe, aber meine Beine wurden zusehends zu Pudding und insbesondere die Geduld meiner Tochter schien (verständlicherweise) nicht mehr ewig anzuhalten. Eine gefühlte Ewigkeit später brachte das SUMMIT – 7600 FT. - Schild die Erlösung. Nach einem gemeinsamen Blick hinüber zum Powell Point und auf die Ausgrabungsgebiete etlicher Saurierskelette konnte ich meinen Begleitern grün für den 25-km-Endspurt zum Motel in Cannonville geben, den ich natürlich wieder deutlich verlor.
11.04.2013:
Ich verzichte darauf, die verbleibenden 40 km des UT-12 per Rad zurückzulegen. Sie sind landschaftlich wieder schöner, gegen Ende geht es kurvig durch rötliche Felsen hindurch, und versöhnen damit für den etwas schwächeren Abschnitt zwischen Escalante und Cannonville. Der Bryce Canyon raubt uns allen den Atem. Wir unternehmen eine gut einstündige Wanderung durch den Canyon vom Sunrise zum Sunset Point und klappern die restlichen Viewpoints mit dem Auto ab. Anschließend geht's weiter zur Mt Carmel Junction (UT).
Erst am Vortag auf 2670 m geklettert, und schon wieder durfte ich heute ran, purer Familienurlaubsluxus!
Diese Strecke war eine der schon lange gesetzten: Die Utah State Route 12 führt auf einer Länge von 198 km im Süden des Bundesstaates durch eine beeindruckende Canyon-Landschaft und gilt als eine der empfehlenswertesten Straßen der USA. Um die Sehenswürdigkeiten abseits der Strecke hinreichend zu würdigen, wird üblicherweise eine Befahrung in zwei bis drei Tagen empfohlen – mit dem Auto versteht sich! Klar, dass ich die mit dem Rad gefahren sein muss, zumal sich die Straße auf über 2900 m erheben wird. Eine schneefreie Strecke auf diese Höhe muss man Mitte April erst mal finden!
Der ursprüngliche Gedanke war, die UT-12 einmal komplett abzufahren. Aber 200 km mit gerade einmal 700 Jahreskilometern in den Beinen? Eine Anfrage des groben Höhenprofils an den bikeroutetoaster brachte mich dann schnell zur Vernunft und die Tatsache, dass wir natürlich gemeinsam den Bryce Canyon besuchen wollten, der gegen Ende der Strecke von der UT-12 abzweigt, erforderte dann erst recht eine Umplanung. Mit Buchung der Motelzimmer in Cannonville stand mein Tagesprogramm fest: 2500 Hm auf rund 157 km – immerhin ja fast ein 100-Meilen-Trip.
Mein Startort hätte günstiger nicht liegen können. Vom Parkplatz unseres Motels in Torrey an der UT-24 waren es sage und schrebe 70 m zum nördlichen Beginn der UT-12, dem Journey Through Time Scenic Byway. Ich durfte mich nach dem Frühstück wieder ein paar Minuten eher auf die Strecke begeben, die sich trotz ihrer Popularität zumindest in dieser Zeit des Jahres als absolut leer herausstellte. Das erste Auto, das mich nach einer Viertelstunde überholte, kam mir äußerst bekannt vor und warf in regelmäßigen Abständen meine Frau samt Fotoapparat aus, während ich mich Tagesziel Nummer 1 annäherte: Der meinen Recherchen nach namlose Pass, den ich Boulder Mountain Pass taufte, stellte mit seinen 2926 m zwar den Höhepunkt der gesamten USA-Reise dar, klingt aber gewaltiger, als er sich von Norden kommend anfühlt. Unser Quartier in Torrey hatte bereits eine Meereshöhe von 2080 m, wodurch man erstens schon ganz gut akklimatisiert ist und zweitens nur noch knapp über 1000 Hm (wegen einiger Zwischenabfahrten) zur Passhöhe zu bewältigen hat. Ein bisschen Rückenwind mag mich unterstützt haben und steile Abschnitte gab es sowieso nicht, drum rollte ich trotz Winterklamotten, die mir vormittags auf über 2000 m trotz Sonnenschein einfach erforderlich schienen, ganz gut bis zur Passhöhe. Bis hierher waren es vor allem die Blicke in die reizvolle Ferne über die rötlichen Canyons und die schneebedeckten Henry Mountains im Südosten, die einen Vorgeschmack auf das gaben, was die UT-12 zu bieten hat.
22 km Abfahrt nach Boulder gestatten dem Begleitfahrzeug in der Folge ein zügigeres Vorankommen mit weniger Zwischenstopps. Die folgende Strecke durch Sandsteinfelsen mit einer Reihe grandioser Fotospots steigert nicht nur meine Begeisterung für diese Landschaft, sondern hält auch die Laune der Ganztagsautoinsassen hoch. Mein persönliches Highlight wird die Fahrt über den Hogback, eine kurvenreiche Strecke auf recht schmalem Grat mit zerklüfteten Canyons zu beiden Seiten und Fernsicht in allen Richtungen – leider schwer in ein Foto einzufangen. Dem Hogback folgt der Abstieg zur tiefsten Stelle des Tages auf etwa 1600 m am Escalante River. Hier unten hat die Sonne inzwischen auch beste Dienste geleistet, so dass ich für den Rest der Tour (und übrigens auch den Rest des Urlaubs) auf ein befreiendes Kurz-Kurz umzurüsten kann.
Dieser Winter (2012/13) endet hier!
Aus dem Tal des Escalante River herauskletternd, folgen noch etwa 10 sehr schöne Kilometer, bevor bei Kilometer 90 das Pulver landschaftlicher Spektakularität verschossen scheint. Den Reiz der verbleibenden Strecke macht nun vielleicht vor allem das sich über weite Strecken nicht ändern wollende Landschaftsbild der Prärie aus, das durch gefühlt ewig lange schnurgerade Abschnitte nochmals verstärkt wird. Meine Motivation war immerhin noch, dass jeder gefahrene Meter einen neuen Meter fürs Tourenplanerstreckennetz bedeuten würde. Wer sich nichts selbst beweisen muss und ebenfalls ein Begleitfahrzeug besitzt, dem kann ich hier getrost den Weg ins Auto empfehlen. Für mich stand das nicht zur Debatte, knapp 60 km wollten noch gefahren werden. Dabei hatte ich den noch folgenden, ebefalls namlosen Pass (von mir Blues Pass getauft) gar nicht mehr richtig auf der Rechnung und staunte stundenlang, wie bei minimaler Steigung und nun nicht nachlassen wollendem Gegenwind die Höhenangabe auf meinem Garmin immer weiter anstieg. Ein paar Nutri-Grains und Chocolate Cookies brachten noch mal mikroskopische Energieschübe, aber meine Beine wurden zusehends zu Pudding und insbesondere die Geduld meiner Tochter schien (verständlicherweise) nicht mehr ewig anzuhalten. Eine gefühlte Ewigkeit später brachte das SUMMIT – 7600 FT. - Schild die Erlösung. Nach einem gemeinsamen Blick hinüber zum Powell Point und auf die Ausgrabungsgebiete etlicher Saurierskelette konnte ich meinen Begleitern grün für den 25-km-Endspurt zum Motel in Cannonville geben, den ich natürlich wieder deutlich verlor.
11.04.2013:
Ich verzichte darauf, die verbleibenden 40 km des UT-12 per Rad zurückzulegen. Sie sind landschaftlich wieder schöner, gegen Ende geht es kurvig durch rötliche Felsen hindurch, und versöhnen damit für den etwas schwächeren Abschnitt zwischen Escalante und Cannonville. Der Bryce Canyon raubt uns allen den Atem. Wir unternehmen eine gut einstündige Wanderung durch den Canyon vom Sunrise zum Sunset Point und klappern die restlichen Viewpoints mit dem Auto ab. Anschließend geht's weiter zur Mt Carmel Junction (UT).
12.04.2013:
Im schicken Best Western Motel an der Mt Carmel Junction gönnen wir uns die seit Missoula erste Doppelnacht. Bevor es weiter nach Süden gehen wird, soll ein kompletter Tag im Zeichen des Zion National Park stehen. Die Anfahrt zum Visitor Center beträgt nur 39 km. Mein Rad ist natürlich im Kofferraum dabei, denn ein kleiner Pass trennt Zion von unserer Unterkunft, und den möchte ich auf der Rückfahrt – so denn nach der Wanderung noch genug Motivation besteht – mit Muskelkraft überwinden. Von der abermals eindrucksvollen Felsenkulisse, die es dabei zu durchfahren gilt, kann ich mich schon auf der Hinfahrt hinter dem Lenkrad des Dodge überzeugen, da kommt Vorfreude auf.
Mit einem der im 7-Minuten-Takt fahrenden Busse lassen wir uns in den für sonstigen Kraftverkehr gesperrten Zion Canyon fahren und starten von dort eine 450-Hm-Wander/Kletter-Tour auf Angels Landing, einen schmalen Felsen, von dem aus man fast senkrecht die 450 Meter ins Tal hinab blicken kann, zum Beispiel zu den dort wartenden Großeltern. Diese intensive Wanderung ist vermutlich die schönste, die ich je unternommen habe, und die ohne echte Klettererfahrung noch machbar ist, auch mit Kind auf dem Rücken. In jedem Fall macht sie Lust, Zion erneut zu besuchen, um die anderen Teile des Parks kennenzulernen. Wir haben aber erst mal faszinierende Einblicke erhalten und begeben uns zurück zum Auto, wo ich sogleich das Rad startklar mache.
Als ersten Treffpunkt verabreden wir eine der letzten Kehren vorm Zion – Mount Carmel Tunnel, der für Fußgänger und Radfahrer gesperrt ist. Ich radel zunächst noch hoch bis zum Eingang, mache dann aber kehrt, bevor die Park Ranger mich fragen können, wie ich gedenke, den Tunnel zu passieren. Zwei Kehren weiter unten ist inzwischen auch mein Transportdienst eingetroffen, mein Rad wird, nur so weit nötig, zerlegt und hinter die Kofferraumklappe gestopft, um wenige Minuten später hinter dem Tunnel wieder ausgepackt werden zu können. Wieder einmal durchfahre ich eine aufregende, rötliche Felsenlandschaft, bis das Ende des Nationalparks erreicht ist. Dort bekommt die Begleitung ihre Freigabe zur Heimfahrt und ich fahre noch gemütlich bis zur Passhöhe weiter und rolle die 14 km hinab zum Motel.
So kommt man auch an ausgewiesenen Familienwandertagen noch zu seinem kleinen, aber feinen Ausritt ...
Im schicken Best Western Motel an der Mt Carmel Junction gönnen wir uns die seit Missoula erste Doppelnacht. Bevor es weiter nach Süden gehen wird, soll ein kompletter Tag im Zeichen des Zion National Park stehen. Die Anfahrt zum Visitor Center beträgt nur 39 km. Mein Rad ist natürlich im Kofferraum dabei, denn ein kleiner Pass trennt Zion von unserer Unterkunft, und den möchte ich auf der Rückfahrt – so denn nach der Wanderung noch genug Motivation besteht – mit Muskelkraft überwinden. Von der abermals eindrucksvollen Felsenkulisse, die es dabei zu durchfahren gilt, kann ich mich schon auf der Hinfahrt hinter dem Lenkrad des Dodge überzeugen, da kommt Vorfreude auf.
Mit einem der im 7-Minuten-Takt fahrenden Busse lassen wir uns in den für sonstigen Kraftverkehr gesperrten Zion Canyon fahren und starten von dort eine 450-Hm-Wander/Kletter-Tour auf Angels Landing, einen schmalen Felsen, von dem aus man fast senkrecht die 450 Meter ins Tal hinab blicken kann, zum Beispiel zu den dort wartenden Großeltern. Diese intensive Wanderung ist vermutlich die schönste, die ich je unternommen habe, und die ohne echte Klettererfahrung noch machbar ist, auch mit Kind auf dem Rücken. In jedem Fall macht sie Lust, Zion erneut zu besuchen, um die anderen Teile des Parks kennenzulernen. Wir haben aber erst mal faszinierende Einblicke erhalten und begeben uns zurück zum Auto, wo ich sogleich das Rad startklar mache.
Als ersten Treffpunkt verabreden wir eine der letzten Kehren vorm Zion – Mount Carmel Tunnel, der für Fußgänger und Radfahrer gesperrt ist. Ich radel zunächst noch hoch bis zum Eingang, mache dann aber kehrt, bevor die Park Ranger mich fragen können, wie ich gedenke, den Tunnel zu passieren. Zwei Kehren weiter unten ist inzwischen auch mein Transportdienst eingetroffen, mein Rad wird, nur so weit nötig, zerlegt und hinter die Kofferraumklappe gestopft, um wenige Minuten später hinter dem Tunnel wieder ausgepackt werden zu können. Wieder einmal durchfahre ich eine aufregende, rötliche Felsenlandschaft, bis das Ende des Nationalparks erreicht ist. Dort bekommt die Begleitung ihre Freigabe zur Heimfahrt und ich fahre noch gemütlich bis zur Passhöhe weiter und rolle die 14 km hinab zum Motel.
So kommt man auch an ausgewiesenen Familienwandertagen noch zu seinem kleinen, aber feinen Ausritt ...
13.04.2013: Weiterfahrt über Kanab (UT) und Glen Canyon Staudamm (AZ) am Lake Powell nach Cameron (AZ)
14.04.2013: Besuch der Grand-Canyon-Südseite. Nach Bryce und Zion Canyon will er uns trotz seiner Tiefe nicht mehr so recht begeistern. Wir stellen eine leichte bis mittelschwere Canyon-Abstumpfung fest. Weiterfahrt nach Kingman (AZ)
15.04.2013: Weiterfahrt über Hoover-Damm nach Las Vegas (NV)
16.04.2013: Noch eine Nacht in Fabulous Las Vegas.
17.04.2013:
Am Death Valley kommt keiner vorbei. Da muss man durch. Und eigentlich wollte ich einmal quer mit dem Rad durchfahren und dabei heroisch im Sandsturm vertrocknen, glücklicherweise kam es aber etwas anders. Der Drang nach Höhenmetern war dann doch zu groß und musste mit der insgesamt zurückzulegenden Tagesstrecke (Las Vegas – Death Valley – Ridgecrest (CA): rund 240 Meilen / 400 km) einen Kompromiss schaffen. Als höchsten, halbwegs auf der Strecke liegenden Punkt im Death Valley Nationalpark ermittelte ich Dante's View (1669 m), der über eine Sackstraße von der Hauptroute CA-190 zu erreichen ist.
Ich sprang also am Abzweig zu Dante's View samt Rad aus dem Auto und genoss kräftigen Rückenwind auf dem ersten, noch eher flachen Abschnitt. Die Umgebung hier ist immerhin noch nicht ganz tot, ein paar vertrocknete Sträucher zeugen von gelegentlichem Regen, der heute unter fast ausschließlich blauem Himmel erfreulicherweise ausbleibt. Nach einem Rechtsknick darf ich etwas dem Seitenwind trotzen, begebe mich aber schon bald in den geschützteren und steileren Schlussteil hinauf zum Aussichtspunkt über das Death Valley, das sich uns tatsächlich erst auf den allerletzten Metern eröffnet. Schon beeindruckend, diese pflanzenfreie Salz-, Sand- und Felswüste, die ja nicht umsonst immer wieder in Science-Fiction-Filmen als Oberfläche lebensunfreundlicher Planeten herhalten muss.
Die überwundenen 1069 Hm liefen so flott, dass ich meine Begleiter anweise, erst am gut 30 km entfernten Zabriskie Point an der CA-190 wieder auf mich zu warten. Zwar geht's bis dahin nur bergab, aber der Nordwind trifft mich nun die ganze Zeit frontal, und so dauert es tatsächlich eine Stunde, bis ich an den farbenfrohen Sedimentformationen ankomme. Inzwischen geht es auf halb vier zu, und es kostet mich ein wenig Überzeugungsarbeit, noch ein Stück auf dem Rad weiterfahren zu dürfen. Von der Kreuzung bei Furnace Creek im eigentlichen Death Valley wollen wir sowieso noch den Abstecher nach Badwater machen, wo sich 86 m unter der Meeresoberfläche der tiefste Festlandspunkt der USA befindet. Dorthin kann es also nur weiter bergab gehen und außerdem dürfte mich im Death Valley nach Süden wieder starker Rückenwind anschieben, so dass ich kaum langsamer als ein Auto sein dürfte.
Ich darf also noch einmal in die Pedale treten und komme jetzt ins herrlich tote Tal. Ich fahre ja den ganzen Tag schon in kurzen Sachen, hier wird es dann sicher am wärmsten, aber dem April sei Dank ist es nicht unerträglich heiß, außerdem ja nicht feucht. Lediglich auf Sonnenschutz für die Haut sollte man (gerade mit empfindlichem Hauttyp) peinlichst genau achten, denn Schatten gibt es den ganzen Tag nicht, weder topographisch noch klimatisch bedingten. Tatsächlich rollt es sich nun sehr gut bis nach Badwater, wenngleich auch im negativen Höhenbereich noch ein paar kürzere Anstiege zu überwinden sind.
Nachdem wir einige hundert Meter über das Salz bei Badwater geschritten sind (Radfahrverbot), geht's im Auto wieder Richtung Norden durchs Death Valley und schließlich über den Towne Pass (1511 m) nach Westen aus dem Tal heraus und schließlich bei einsetzender Dunkelheit weiter bis Ridgecrest (CA).
14.04.2013: Besuch der Grand-Canyon-Südseite. Nach Bryce und Zion Canyon will er uns trotz seiner Tiefe nicht mehr so recht begeistern. Wir stellen eine leichte bis mittelschwere Canyon-Abstumpfung fest. Weiterfahrt nach Kingman (AZ)
15.04.2013: Weiterfahrt über Hoover-Damm nach Las Vegas (NV)
16.04.2013: Noch eine Nacht in Fabulous Las Vegas.
17.04.2013:
Am Death Valley kommt keiner vorbei. Da muss man durch. Und eigentlich wollte ich einmal quer mit dem Rad durchfahren und dabei heroisch im Sandsturm vertrocknen, glücklicherweise kam es aber etwas anders. Der Drang nach Höhenmetern war dann doch zu groß und musste mit der insgesamt zurückzulegenden Tagesstrecke (Las Vegas – Death Valley – Ridgecrest (CA): rund 240 Meilen / 400 km) einen Kompromiss schaffen. Als höchsten, halbwegs auf der Strecke liegenden Punkt im Death Valley Nationalpark ermittelte ich Dante's View (1669 m), der über eine Sackstraße von der Hauptroute CA-190 zu erreichen ist.
Ich sprang also am Abzweig zu Dante's View samt Rad aus dem Auto und genoss kräftigen Rückenwind auf dem ersten, noch eher flachen Abschnitt. Die Umgebung hier ist immerhin noch nicht ganz tot, ein paar vertrocknete Sträucher zeugen von gelegentlichem Regen, der heute unter fast ausschließlich blauem Himmel erfreulicherweise ausbleibt. Nach einem Rechtsknick darf ich etwas dem Seitenwind trotzen, begebe mich aber schon bald in den geschützteren und steileren Schlussteil hinauf zum Aussichtspunkt über das Death Valley, das sich uns tatsächlich erst auf den allerletzten Metern eröffnet. Schon beeindruckend, diese pflanzenfreie Salz-, Sand- und Felswüste, die ja nicht umsonst immer wieder in Science-Fiction-Filmen als Oberfläche lebensunfreundlicher Planeten herhalten muss.
Die überwundenen 1069 Hm liefen so flott, dass ich meine Begleiter anweise, erst am gut 30 km entfernten Zabriskie Point an der CA-190 wieder auf mich zu warten. Zwar geht's bis dahin nur bergab, aber der Nordwind trifft mich nun die ganze Zeit frontal, und so dauert es tatsächlich eine Stunde, bis ich an den farbenfrohen Sedimentformationen ankomme. Inzwischen geht es auf halb vier zu, und es kostet mich ein wenig Überzeugungsarbeit, noch ein Stück auf dem Rad weiterfahren zu dürfen. Von der Kreuzung bei Furnace Creek im eigentlichen Death Valley wollen wir sowieso noch den Abstecher nach Badwater machen, wo sich 86 m unter der Meeresoberfläche der tiefste Festlandspunkt der USA befindet. Dorthin kann es also nur weiter bergab gehen und außerdem dürfte mich im Death Valley nach Süden wieder starker Rückenwind anschieben, so dass ich kaum langsamer als ein Auto sein dürfte.
Ich darf also noch einmal in die Pedale treten und komme jetzt ins herrlich tote Tal. Ich fahre ja den ganzen Tag schon in kurzen Sachen, hier wird es dann sicher am wärmsten, aber dem April sei Dank ist es nicht unerträglich heiß, außerdem ja nicht feucht. Lediglich auf Sonnenschutz für die Haut sollte man (gerade mit empfindlichem Hauttyp) peinlichst genau achten, denn Schatten gibt es den ganzen Tag nicht, weder topographisch noch klimatisch bedingten. Tatsächlich rollt es sich nun sehr gut bis nach Badwater, wenngleich auch im negativen Höhenbereich noch ein paar kürzere Anstiege zu überwinden sind.
Nachdem wir einige hundert Meter über das Salz bei Badwater geschritten sind (Radfahrverbot), geht's im Auto wieder Richtung Norden durchs Death Valley und schließlich über den Towne Pass (1511 m) nach Westen aus dem Tal heraus und schließlich bei einsetzender Dunkelheit weiter bis Ridgecrest (CA).
18.04.2013: Weiterfahrt nach Los Angeles (CA)
19.04.2013: Baywatching an Santa Monica und Venice Beach und Weiterfahrt nach San Simeon (CA)
20.04.2013:
Big Sur, der Große Süden, wird der äußerst szenische Abschnitt der Pazifikküste zwischen San Simeon und dem rund 150 Straßenkilometer nördlich gelegenen Carmel bezeichnet. Der kalifornische Highway One, der auch als Carbillo Highway oder Pacific Coast Highway geläufig ist, wird regelmäßig in den Top-Listen der schönsten Küstenstraßen der Welt aufgeführt. Wer ihn ganz authentisch erleben will, genießt ihn am besten während des Sonnenuntergangs in einem roten Mustang Cabrio mit einer blonden Schönheit auf dem Beifahrersitz; wer's bodenständiger mag, manövriert seinen gemieteten Minivan oder fährt Rad.
Gern wird die Küstenstraße auch in Mehrtages- oder -wochentouren über deutlich längere Strecken mit Tourenrädern gefahren, fast immer aber von Nord nach Süd. Die Gründe sind einerseits die deutlich bessere Sicht vom küstenseitigen Fahrbahnrand und andererseits die meist vorherrschenden Nordwestwinde, die einen Richtung Mexiko abschieben wollen. Unsere Planung konnte solche Sonderwünsche nun nicht mehr berücksichtigen, und so war der Tagesplan eben, so weit wie möglich mit dem Rad nach Norden zu kommen.
Ich starte also mal wieder direkt vom Motel in San Simeon und befinde mich unmittelbar auf dem sagenhaften Pacific Coast Highway gen San Francisco. Der weiße Dodge lässt nicht lange auf sich warten und sucht sich den Tag über wieder schöne Viewpoints zum Verweilen. Gleich der erste Halt wird mir noch monatelang vorgehalten werden: An einem großen Parkplatz nur 12 km nach Start winkt man mir freundlich zu, ich winke freundlich zurück und fahre fröhlich weiter, schließlich will ich ja erst mal etwas Strecke machen. Leider handelte es sich gerade um den Elephant Seal Vista Point, der das große Tageshighlight sein sollte. Ich wurde darüber allerdings nicht informiert und übersah wohl etliche mannshohe Hinweisschilder, so dass mir die natürliche Ansammlung hunderter faul am Strand herumlungernder Seeelefanten bedauerlicherweise entging. Mir unterstellte man hingegen Desinteresse.
Ich genieße weiter die Küstenstraße und ihre Umgebung und kämpfe hin und wieder kräftig gegen den Wind und etliche Anstiege an. Wieder unterliege ich dem typischen Küstenstraßenirrtum. Man denkt, es wird flach wie die Meeresoberfläche, aber am Ende des Tages hat man einen Höhen-Streckenverhältnis, das durchaus einer hügeligen Tour entspricht. So rückt dann auch, unterstützt durch den Gegenwind, ein 30er Schnitt in weite Ferne und ich merke, dass meine Begleiter etwas unzufrieden mit meinem Vorankommen sind.
Dass bei Kilometer 100 unerwarteterweise auch noch die schöne Küstennähe aufgegeben wird, macht es nicht besser. Durch vergleichsweise langweilige Waldlandschaft werden knapp 20 weitere Kilometer abgespult, auf denen ich mich frage, ob die Weiterfahrt auf dem Rad noch großen Zweck hat. Da das Auto aber irgendwo viel weiter vorn zu warten scheint, lege ich diesen Gedanken zwangsläufig wieder ab und erreiche endlich wieder die Küste, wo mir der Wind jetzt aber deutlich stärker ins Gesicht bläst. Immerhin wartet am Horizont die motorisierte Unterstützung und fragt mich, den Kopf mutig aus dem Fenster in den Wind haltend, ob ich mir das wirklich noch weiter antun möchte. Ich hätte doch inzwischen genug geleistet. Noch etwas unzufrieden studiere ich die Karte auf meinem Edge und suche die Bixby Bridge, die ich doch wenigstens noch erreichen wollte, wenn es schon nicht bis Carmel reichen wird. Auch kräftemäßig habe ich mangels größerer Nahrungszufuhr inzwischen nicht mehr das Bedürfnis, weitere 30 km Beinkraft in den Wind zu setzen. Der Edge verrät, dass es zum Glück nur noch rund 8 km zur Bixby Bridge sind, die schaff ich nun auch noch. So werden letzte Kräfte und Geduld mobilisiert und die Fahrt über die 1931 eröffnete Stahlbeton-Bogenbrücke, die zu den am meisten fotografierten Bauwerken der amerikanischen Westküste zählt, beendet meine Radtour entlang des berühmten Highway 1.
Im Auto legen wir gemeinsam die noch fehlenden 200 km bis nach San Bruno, einem südlichen Vorort von San Fransciso, zurück.
19.04.2013: Baywatching an Santa Monica und Venice Beach und Weiterfahrt nach San Simeon (CA)
20.04.2013:
Big Sur, der Große Süden, wird der äußerst szenische Abschnitt der Pazifikküste zwischen San Simeon und dem rund 150 Straßenkilometer nördlich gelegenen Carmel bezeichnet. Der kalifornische Highway One, der auch als Carbillo Highway oder Pacific Coast Highway geläufig ist, wird regelmäßig in den Top-Listen der schönsten Küstenstraßen der Welt aufgeführt. Wer ihn ganz authentisch erleben will, genießt ihn am besten während des Sonnenuntergangs in einem roten Mustang Cabrio mit einer blonden Schönheit auf dem Beifahrersitz; wer's bodenständiger mag, manövriert seinen gemieteten Minivan oder fährt Rad.
Gern wird die Küstenstraße auch in Mehrtages- oder -wochentouren über deutlich längere Strecken mit Tourenrädern gefahren, fast immer aber von Nord nach Süd. Die Gründe sind einerseits die deutlich bessere Sicht vom küstenseitigen Fahrbahnrand und andererseits die meist vorherrschenden Nordwestwinde, die einen Richtung Mexiko abschieben wollen. Unsere Planung konnte solche Sonderwünsche nun nicht mehr berücksichtigen, und so war der Tagesplan eben, so weit wie möglich mit dem Rad nach Norden zu kommen.
Ich starte also mal wieder direkt vom Motel in San Simeon und befinde mich unmittelbar auf dem sagenhaften Pacific Coast Highway gen San Francisco. Der weiße Dodge lässt nicht lange auf sich warten und sucht sich den Tag über wieder schöne Viewpoints zum Verweilen. Gleich der erste Halt wird mir noch monatelang vorgehalten werden: An einem großen Parkplatz nur 12 km nach Start winkt man mir freundlich zu, ich winke freundlich zurück und fahre fröhlich weiter, schließlich will ich ja erst mal etwas Strecke machen. Leider handelte es sich gerade um den Elephant Seal Vista Point, der das große Tageshighlight sein sollte. Ich wurde darüber allerdings nicht informiert und übersah wohl etliche mannshohe Hinweisschilder, so dass mir die natürliche Ansammlung hunderter faul am Strand herumlungernder Seeelefanten bedauerlicherweise entging. Mir unterstellte man hingegen Desinteresse.
Ich genieße weiter die Küstenstraße und ihre Umgebung und kämpfe hin und wieder kräftig gegen den Wind und etliche Anstiege an. Wieder unterliege ich dem typischen Küstenstraßenirrtum. Man denkt, es wird flach wie die Meeresoberfläche, aber am Ende des Tages hat man einen Höhen-Streckenverhältnis, das durchaus einer hügeligen Tour entspricht. So rückt dann auch, unterstützt durch den Gegenwind, ein 30er Schnitt in weite Ferne und ich merke, dass meine Begleiter etwas unzufrieden mit meinem Vorankommen sind.
Dass bei Kilometer 100 unerwarteterweise auch noch die schöne Küstennähe aufgegeben wird, macht es nicht besser. Durch vergleichsweise langweilige Waldlandschaft werden knapp 20 weitere Kilometer abgespult, auf denen ich mich frage, ob die Weiterfahrt auf dem Rad noch großen Zweck hat. Da das Auto aber irgendwo viel weiter vorn zu warten scheint, lege ich diesen Gedanken zwangsläufig wieder ab und erreiche endlich wieder die Küste, wo mir der Wind jetzt aber deutlich stärker ins Gesicht bläst. Immerhin wartet am Horizont die motorisierte Unterstützung und fragt mich, den Kopf mutig aus dem Fenster in den Wind haltend, ob ich mir das wirklich noch weiter antun möchte. Ich hätte doch inzwischen genug geleistet. Noch etwas unzufrieden studiere ich die Karte auf meinem Edge und suche die Bixby Bridge, die ich doch wenigstens noch erreichen wollte, wenn es schon nicht bis Carmel reichen wird. Auch kräftemäßig habe ich mangels größerer Nahrungszufuhr inzwischen nicht mehr das Bedürfnis, weitere 30 km Beinkraft in den Wind zu setzen. Der Edge verrät, dass es zum Glück nur noch rund 8 km zur Bixby Bridge sind, die schaff ich nun auch noch. So werden letzte Kräfte und Geduld mobilisiert und die Fahrt über die 1931 eröffnete Stahlbeton-Bogenbrücke, die zu den am meisten fotografierten Bauwerken der amerikanischen Westküste zählt, beendet meine Radtour entlang des berühmten Highway 1.
Im Auto legen wir gemeinsam die noch fehlenden 200 km bis nach San Bruno, einem südlichen Vorort von San Fransciso, zurück.
21.04.2013:
Wenigstens eine kleine, letzte Fahrt möchte ich noch in oder um San Francisco unternehmen. Wir entschließen uns, das Muir Woods National Monument und dessen Redwood-Mammutbäume 20 km nordwestlich der Stadt zu besuchen. Die kleine, doch beeindruckende Spazierrunde zwischen diesen Riesen hindurch ist kaum länger als der Weg entlang der lückenlos von Besuchern zugeparkten Straße bis zum Eingang des Areals.
Im Anschluss hole ich wieder das Rad aus dem Kofferraum und starte die Auffahrt zum Mount Tamalpais, an dessen Fuß wir uns hier bereits befinden. Es ist der erste Pass oder Berg der gesamten Reise, der schon vor meinem Besuch auf QD beschrieben war. Mit dem Autor hatte ich im Vorfeld bereits Kontakt und fragte auch, ob man nicht eine gemeinsame Runde in der Umgebung drehen könnte. Leider stellte sich dabei heraus, dass er inzwischen auf der anderen Seite des Pazifik wohnt. So wandle ich mit der Fahrt auf diesen Berg, der übrigens den Geburtsort des Mountainbikes darstellt, zumindest auf seinen Spuren und denen unzählig vieler anderer Radler, die täglich von San Francisco über die Golden Gate Bridge kommend, an diesem Berg Frischluft und Anstrengung suchen. Die Ausblicke auf den letzten Kilometern vor dem Gipfel, die über die Hügel des Marin County und bis hin zur Golden Gate Bridge und der geradezu idyllisch dahinter liegenden Großstadt reichen, sind in der Tat phantastisch und ein gelungener Schlusspunkt für 555 Radkilometer im Wilden Westen.
Ich lass es mir nicht nehmen, vom Parkplatz noch mit meiner Frau die letzten 70 Hm bis zum Gipfel zu Fuß zu erklimmen, bevor ich, zurück am Parkplatz, das Lenkrad des Autos wieder in Besitz nehme und die verbleibenden eineinhalb Tage nun auch nicht mehr hergebe. Auf der Rückfahrt zum Hotel nehmen wir uns nördlich des Goldenen Tores noch Zeit, Brücke und Stadt bei bereits tief stehender Sonne zu bestaunen.
22.04.2013:
Mein kitschiger Traum, an meinem 30. Geburtstag mit dem Rad über die Golden Gate Bridge zu rollen, wurde wenige Tage zuvor von der Realität eingeholt. Mein Rad wollte schließlich noch verpackt und per Paketdienst zu meiner Schwester nach Massachusetts versendet werden, um dort bis zu meinem nächsten Besuch der Staaten eingelagert zu werden. Via Internet und ein paar Skype-Telefonate konnte ich einen sehr hilfsbereiten örtlichen Radhändler ausfindig machen, der mir kostenlos einen Radkarton zur Verfügung stellen wollte und sich sogar bereit erklärte, es zu seinen etwas günstigeren Geschäftskonditionen zu versenden. Bereits am Vormittag des Vortages holten wir den riesigen Karton ab, in dem witzigerweise zuvor das ebike eines deutschen Herstellers den Weg nach Amerika angetreten hatte. Am Abend nach der Tour auf den Mt. Tam wurde das Hotelzimmer dann zu einer Pappverarbeitungsmanufaktur, in der sich bis zu 8 Hände gleichzeitig damit beschäftigten, aus dem großen Karton einen möglichst kleinen und möglichst quaderförmigen Karton zu schneiden und zu kleben, in den gerade noch mein inzwischen zerlegtes Rad hineinpasste.
Trotz des montags eigentlich geschlossenen Geschäftes konnten wir einen Termin für diesen Tag vereinbaren, um das verpackte Rad in die Obhut der freundlichen Karen zu geben. Befreit von jeglichen Radfahrpflichten blieb anschließend noch genügend Zeit fürs Sightseeing in San Francisco, wenngleich es schon wieder in den Beinen kitzelte, die nur zu gern die Filbert Street hochgequetscht oder die Lombard Street hinabgerollt wären.
23.04.2013:
Für uns alle heißt es am San Francisco International Airport, vom Westen der USA Abschied zu nehmen. Während die Großeltern direkt Europa ansteuern, verbringt die junge Familie noch eine Woche bei meiner Schwester in der Nähe von Boston. Mein Rad trifft dort allerdings erst nach unserem Abflug ein.
Wie bereits eingangs erwähnt, ist die Summe der in drei Wochen mit dem Rad zurückgelegten Strecke und überwundenen Höhe meilenweit entfernt von jeglicher Heldentat und an und für sich gar nicht der Rede wert. Für mich boten sich dabei aber sieben unvergessliche Rennradausfahrten in den landschaftlich verschiedensten Regionen des Westens der USA, die vielleicht doch für den einen oder anderen, der die Gelegenheit hat, eine Anregung sein können, und die mir viel wertvoller sind als stupides Kilometerabspulen bei Mistwetter auf der heimischen Hausrunde.
Man mag mir verzeihen, dass ich eine letzte Zeile dafür opfern möchte, meinen vier kleinen und großen Begleitern für ihre aufopferungsvolle Unterstützung und geduldige, endlose Warterei während meiner Radfahrten sowie den Passagieren in der hintersten Sitzreihe für das Hinnehmen ihres beengten Daseins aufgrund meines sperrigen Alu-Gepäckstücks zu danken:
Danke!
Wenigstens eine kleine, letzte Fahrt möchte ich noch in oder um San Francisco unternehmen. Wir entschließen uns, das Muir Woods National Monument und dessen Redwood-Mammutbäume 20 km nordwestlich der Stadt zu besuchen. Die kleine, doch beeindruckende Spazierrunde zwischen diesen Riesen hindurch ist kaum länger als der Weg entlang der lückenlos von Besuchern zugeparkten Straße bis zum Eingang des Areals.
Im Anschluss hole ich wieder das Rad aus dem Kofferraum und starte die Auffahrt zum Mount Tamalpais, an dessen Fuß wir uns hier bereits befinden. Es ist der erste Pass oder Berg der gesamten Reise, der schon vor meinem Besuch auf QD beschrieben war. Mit dem Autor hatte ich im Vorfeld bereits Kontakt und fragte auch, ob man nicht eine gemeinsame Runde in der Umgebung drehen könnte. Leider stellte sich dabei heraus, dass er inzwischen auf der anderen Seite des Pazifik wohnt. So wandle ich mit der Fahrt auf diesen Berg, der übrigens den Geburtsort des Mountainbikes darstellt, zumindest auf seinen Spuren und denen unzählig vieler anderer Radler, die täglich von San Francisco über die Golden Gate Bridge kommend, an diesem Berg Frischluft und Anstrengung suchen. Die Ausblicke auf den letzten Kilometern vor dem Gipfel, die über die Hügel des Marin County und bis hin zur Golden Gate Bridge und der geradezu idyllisch dahinter liegenden Großstadt reichen, sind in der Tat phantastisch und ein gelungener Schlusspunkt für 555 Radkilometer im Wilden Westen.
Ich lass es mir nicht nehmen, vom Parkplatz noch mit meiner Frau die letzten 70 Hm bis zum Gipfel zu Fuß zu erklimmen, bevor ich, zurück am Parkplatz, das Lenkrad des Autos wieder in Besitz nehme und die verbleibenden eineinhalb Tage nun auch nicht mehr hergebe. Auf der Rückfahrt zum Hotel nehmen wir uns nördlich des Goldenen Tores noch Zeit, Brücke und Stadt bei bereits tief stehender Sonne zu bestaunen.
22.04.2013:
Mein kitschiger Traum, an meinem 30. Geburtstag mit dem Rad über die Golden Gate Bridge zu rollen, wurde wenige Tage zuvor von der Realität eingeholt. Mein Rad wollte schließlich noch verpackt und per Paketdienst zu meiner Schwester nach Massachusetts versendet werden, um dort bis zu meinem nächsten Besuch der Staaten eingelagert zu werden. Via Internet und ein paar Skype-Telefonate konnte ich einen sehr hilfsbereiten örtlichen Radhändler ausfindig machen, der mir kostenlos einen Radkarton zur Verfügung stellen wollte und sich sogar bereit erklärte, es zu seinen etwas günstigeren Geschäftskonditionen zu versenden. Bereits am Vormittag des Vortages holten wir den riesigen Karton ab, in dem witzigerweise zuvor das ebike eines deutschen Herstellers den Weg nach Amerika angetreten hatte. Am Abend nach der Tour auf den Mt. Tam wurde das Hotelzimmer dann zu einer Pappverarbeitungsmanufaktur, in der sich bis zu 8 Hände gleichzeitig damit beschäftigten, aus dem großen Karton einen möglichst kleinen und möglichst quaderförmigen Karton zu schneiden und zu kleben, in den gerade noch mein inzwischen zerlegtes Rad hineinpasste.
Trotz des montags eigentlich geschlossenen Geschäftes konnten wir einen Termin für diesen Tag vereinbaren, um das verpackte Rad in die Obhut der freundlichen Karen zu geben. Befreit von jeglichen Radfahrpflichten blieb anschließend noch genügend Zeit fürs Sightseeing in San Francisco, wenngleich es schon wieder in den Beinen kitzelte, die nur zu gern die Filbert Street hochgequetscht oder die Lombard Street hinabgerollt wären.
23.04.2013:
Für uns alle heißt es am San Francisco International Airport, vom Westen der USA Abschied zu nehmen. Während die Großeltern direkt Europa ansteuern, verbringt die junge Familie noch eine Woche bei meiner Schwester in der Nähe von Boston. Mein Rad trifft dort allerdings erst nach unserem Abflug ein.
Wie bereits eingangs erwähnt, ist die Summe der in drei Wochen mit dem Rad zurückgelegten Strecke und überwundenen Höhe meilenweit entfernt von jeglicher Heldentat und an und für sich gar nicht der Rede wert. Für mich boten sich dabei aber sieben unvergessliche Rennradausfahrten in den landschaftlich verschiedensten Regionen des Westens der USA, die vielleicht doch für den einen oder anderen, der die Gelegenheit hat, eine Anregung sein können, und die mir viel wertvoller sind als stupides Kilometerabspulen bei Mistwetter auf der heimischen Hausrunde.
Man mag mir verzeihen, dass ich eine letzte Zeile dafür opfern möchte, meinen vier kleinen und großen Begleitern für ihre aufopferungsvolle Unterstützung und geduldige, endlose Warterei während meiner Radfahrten sowie den Passagieren in der hintersten Sitzreihe für das Hinnehmen ihres beengten Daseins aufgrund meines sperrigen Alu-Gepäckstücks zu danken:
Danke!
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