Von tortenbäcker – Ende Herbst und Anfang Winter können rennradtechnisch schrecklich aber auch sensationell sein. Letzteres wenn es mal für längere Zeit warm und niederschlagsfrei bleibt. Dann sind die Pässe zwar befahrbar aber schon längst offiziell geschlossen. Und die meisten Motorradfahrer haben ihre lärmenden Ungetüme bereits eingewintert. Die restlichen Störefriede werden jäh von strassenversperrenden Schlagbäumen ausgebremst. Richtig so.
Selten reicht diese gute Zeit allerdings bis in den Dezember hinein wie dieses Jahr. An Südhängen ist noch alles grün bis auf weit über 2000 m, schon fast beängstigend. Am 4. Dezember kann ich glücklicherweise ein paar Stunden freischaufeln und mache mich auf den Weg nach Flüelen. Hier gehts aufs Rad und ich wärme mich auf bis zum Start des Klausenpasses. Dicker Hochnebel versperrt die Sicht zur Sonne. Eigentlich würde ich gerne schnell hochdrücken, da es heute sowieso nur für diesen einen Anstieg reicht. Doch meine Fitness lässt dies nach einem gemütlichen vergangenen Monat nicht zu. An der Nebelgrenze in Urigen auf 1300 m bin ich schon ziemlich am Anschlag. Die Sonne blinzelt mir zu, und meine Willenskraft schwindet. Ich nehme das Tempo raus und geniesse den Rest der Auffahrt bei wunderbar warmen Bedinungen. Beim kurzen Tunnel muss der Schlagbaum umfahren werden, und ab dann bin ich bis oben der einzige Verkehrsteilnehmer. Ich hätte noch ein paar Mountainbiker erwartet, aber da ist überhaupt niemand. Freipass privat sozusagen. Einzig zwei Wanderern begegne ich noch auf dem Weg zum Scheitelpunkt. Diese ungewohnte Ruhe ist wunderbar. Auf den letzten 200 m ist die Strasse wie erwartet zugeschneit. Hier scheint die Sonne zu der Jahreszeit einfach zuwenig hin. Ich lasse mir einen kleinen Fussmarsch nicht nehmen und stehe nach etwa 1:30 h an der Passhöhe.
Die Abfahrt wird kühl, sehr kühl. Bereits im noch sonnigen Teil wird mir kalt, da ich nicht viel dabei habe. Der Nebel ist dummerweise gestiegen und als ich darin eintauche fühlt es sich an wie ein Sprung ins Gefrierfach. So zittere ich mir göttlich einen ab auf der langen Abfahrt Richtung Altdorf. Trotzdem kriege ich das Grinsen aus dem Gesicht nicht weg – eines meiner schönsten Rennraderlebnisse des Jahres!