Auf Abwegen zum Abschluss meines persönlichen Club 2K. Mit Sven und Finestre! 128,3 km / 3810 Hm
Savoyen, Grajische Alpen, Cottische Alpen, Alpen, Dauphiné, Piemont, Auvergne-Rhône-Alpes, Provence-Alpes-Côte d'Azur
Redaktionell bestätigte Tour von Jan
Von Jan –
Am 6. August 1998, auf unserem quäldich-Erweckungserlebnis, bin ich meinen ersten 2000er-Alpenpass gefahren, ausgerechnet den höchsten von allen, den Col de l'Iséran. 23 Jahre und 20 Tage später stand heute der Col du Galibier auf dem Etappenplan von Freiburg-Nizza, gefahren auf Etappe 6 von Lanslebourg nach Briancon.
Die letzten beiden 2000er-Alpenpässe, die mir heute morgen noch fehlen, sind der Col du Mont Cenis und Sestriere., ab Lanslebourg auf einer 130-km-Etappe fahrbar, mit 3600 Höhenmetern, die das Schottermonument Colle delle Finestre als eigentliches Tageshighlight einbezieht. Zum Abschluss ist dann der Col de Montgenèvre das notwendige Übel, um nach Briancon zu kommen. Eine Traumetappe für mich zum Abschluss der Passjagd auf den Club 2K, wie wir die 2000er-Alpenpässe bei quäldich nennen. Ein völliger Quatsch für die Mehrheit, weil die Regelplanung über den Galibier eine der schönsten denkbaren Alpenetappen darstellt.
Da wir extra für diesen meinen Egotrip vier Guides dabei haben, kann ich heute morgen um halb neun guten Gewissens mit Sven in Richtung Mont Cenis starten. Das Wetter ist ein Traum, den ganzen Tag soll sich keine einzige Wolke am Himmel zeigen. Der Mont Cenis ist im wahrsten Sinne des Wortes schnell weggefrühstückt, Verkehr gibt es so früh keinen, die Blicke hinunter ins Arctal sind schön, die Passhöhe nett und weit, und der Stausee im weiteren Verlauf wunderschön. +1 im Club 2K, nur noch ein Pass!
Eine rasante lange Abfahrt später (das Motorradproblem nimmt schon zu, aber bergauf würde man ohnehin anders fahren) sitzen wir in Susa in der Pasticceria und essen pasticceri, trinken jeder einen doppio und sind nach einer kurzen Stadtrundfahrt schon Richtung Finestre unterwegs. Wir beide haben gehörigen Respekt vor dem Anstieg. Auf 18,5 km werden 1675 Höhenmeter überwunden, 9,1 % im Schnitt, soviel ist klar, die letzten 8,5 auf Naturstraße unbekannten Zustands.
Durch Meana hindurch erreichen wir auf schon steilen Wegen einen herrlichen Edelkastanienwald, hinter dem ein Kehrennirvana vom Feinsten beginnt. Kein Wunder, dass wir von der Mont-Cenis-Passstraße die Straße auf den Finestre nicht haben ausmachen können, so dicht ist der Wald. Die Giro-Historie beflügelt mich zu hohen Steigraten, der Anstieg macht mir richtig Spaß, der Verkehr ist gleich null. Bei Kilometer 10,7 ist der Brunnen erreicht, der in der quäldich-Passbeschreibung erwähnt ist, und 100 m später beginnt auch die Naturstraße, die also nur ca 7,8 km lang ist. Hier warte ich auf Sven, und dann gehen wir gemeinsam den nicht asphaltierten Schlussteil an. Nun fährt eine nicht enden wollende Kolonne von Jeeps an uns vorbei. Die Straße ist wohl nur Mittwochs und Samstags für Kraftfahrzeuge gesperrt. Schade! Aber glücklicherweise bleibt es bei dieser einen Karawane, und die später vereinzelt vorbeifahrenden Autos passieren uns rücksichtsvoll.
Der Belag ist deutlich besser als am Colle di Tenda letztes Jahr, die lose auf der Straße liegenden Steine sind zumeist klein, und der Untergrund zumeist fest. Im Schatten ist der Untergrund leicht feucht und dort besonders gut zu fahren, in den frei liegenden Bereichen, die ab jetzt immer stärker Überhand nehmen, ist die Oberfläche teils etwas sandiger. So oder so wird es deutlich anstrengender als zuvor, was bei weiterhin 9 Prozent Durchschnittssteigung fordernd, aber nirgends unfair ist. Die Kehren sind natürlich besonders von den Autoreifen aufgearbeitet, innen stärker als außen, aber überall kann man eine passable Linie finden. Wir müssen nicht einmal aus dem Pedal. Die Rückblicke auf die andere Seite des Susatals werden immer besser und freier, und zunehmend wird auch der Rückblick über die unter uns liegenden Schotterkehren immer beeindruckender. Eine großartige Auffahrt, die sehr weit oben in meinen Favoriten einsteigt!
Die fünf kleinen Törtchen in Susa sind natürlich längst verbrannt, und jetzt brauchen wir was ordentliches zu essen. Die dafür ausersehene Bewirtschaftung auf der Assietta-Kammstraße ist überfüllt, und auf so viele Leute haben wir keine Lust. Also stürzen wir uns die schmale Südrampe des Finestre hinunter nach Pourrieres. Mich gelüstet es nach einem Teller Pasta, aber Sven findet Gefallen an dem Alimentari im Ort. Der sich als Volltreffer herausstellt. Wir genießen Panini mit Pancetta und Tomate/Mozzarella, trinken Cola und Caffè und erfreuen uns an der Italianità.
Die Verpflegung ist nicht nur extrem lecker, sondern auch extrem effizient, und schon folgen wir dem Flusslauf des Torrente Chisone nach oben, nach Sestriere. Ich fand es ja im Vorfeld etwas schade, dass ausgerechnet Sestriere, der vielleicht am wenigsten attraktive Anstieg im Club 2K, mein letzter der Sammlung werden sollte. Jetzt bin ich froh darum, denn erstens ist die Auffahrt keinesfalls nervig, wenig befahren und sogar landschaftlich nett. Und zweitens überwältigen mich auch so schon die Gefühle bei der Einfahrt in den Wintersportort, Austragungsort der Winterspiele 2006. 23 Jahre und 20 Tage Pässefahren kulminieren hier im letzten mir noch fehlenden Alpenpass über 2000 m Höhe. 59 Pässe, wobei ich nur die noch fehlenden letzten 8 dieses Jahr systematisch angegangen bin. Alles hat geklappt wie geplant, im Corona- und Regen-Sommer 2021 alles andere als selbstverständlich. Für die Mehrheit sicher irrelevant, für mich extrem bewegend. Viel bewegender als erwartet.
Ich ziehe mir mein Club-2K-Trikot über. Es fühlt sich anders an als vorher.
Nun trennt uns nur noch eine rasante, zumeist frisch asphaltierte Abfahrt nach Cesana Torinese und der Col de Montgenèvre von unserem Etappenort Briancon. Über weite Teile können wir auf der alten Straße fahren, während die Autos im neuen Tunnel verschwinden. Positive Überraschung!
Sehr stolz erreichen Sven und ich nach 130 erfüllenden Kilometern und 3600 fordernden Höhenmetern unser Fernfahrts-Hotel oberhalb von Briancon. Alle sind glücklich. Die Galibier-Etappe hat die hohen Erwartungen nicht enttäuscht. 24 Personen haben heute alles richtig gemacht auf Etappe 6 von Freiburg-Nizza 2021!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Den Col du Mont Cenis bekommen wir fast geschenkt, aber ab dem sehr schönen Alpenörtchen Susa wartet das Schotter-Monument des Giro-d'Italia: der Colle delle Finestre. Die letzten 8,5 km sind geschottert, der Zustand ist jedes Jahr ein Lotteriespiel.
Dann befahren wir das vermutlich uninteressanteste Mitglied des Club 2K - Sestriere (2033 m)! Und zum Abschluss den stark befahrenen Montgenevre. Der deutlich schönere Echelle ist heute leider keine Option (+34 km / 300 Hm).
Die letzten beiden 2000er-Alpenpässe, die mir heute morgen noch fehlen, sind der Col du Mont Cenis und Sestriere., ab Lanslebourg auf einer 130-km-Etappe fahrbar, mit 3600 Höhenmetern, die das Schottermonument Colle delle Finestre als eigentliches Tageshighlight einbezieht. Zum Abschluss ist dann der Col de Montgenèvre das notwendige Übel, um nach Briancon zu kommen. Eine Traumetappe für mich zum Abschluss der Passjagd auf den Club 2K, wie wir die 2000er-Alpenpässe bei quäldich nennen. Ein völliger Quatsch für die Mehrheit, weil die Regelplanung über den Galibier eine der schönsten denkbaren Alpenetappen darstellt.
Da wir extra für diesen meinen Egotrip vier Guides dabei haben, kann ich heute morgen um halb neun guten Gewissens mit Sven in Richtung Mont Cenis starten. Das Wetter ist ein Traum, den ganzen Tag soll sich keine einzige Wolke am Himmel zeigen. Der Mont Cenis ist im wahrsten Sinne des Wortes schnell weggefrühstückt, Verkehr gibt es so früh keinen, die Blicke hinunter ins Arctal sind schön, die Passhöhe nett und weit, und der Stausee im weiteren Verlauf wunderschön. +1 im Club 2K, nur noch ein Pass!
Eine rasante lange Abfahrt später (das Motorradproblem nimmt schon zu, aber bergauf würde man ohnehin anders fahren) sitzen wir in Susa in der Pasticceria und essen pasticceri, trinken jeder einen doppio und sind nach einer kurzen Stadtrundfahrt schon Richtung Finestre unterwegs. Wir beide haben gehörigen Respekt vor dem Anstieg. Auf 18,5 km werden 1675 Höhenmeter überwunden, 9,1 % im Schnitt, soviel ist klar, die letzten 8,5 auf Naturstraße unbekannten Zustands.
Durch Meana hindurch erreichen wir auf schon steilen Wegen einen herrlichen Edelkastanienwald, hinter dem ein Kehrennirvana vom Feinsten beginnt. Kein Wunder, dass wir von der Mont-Cenis-Passstraße die Straße auf den Finestre nicht haben ausmachen können, so dicht ist der Wald. Die Giro-Historie beflügelt mich zu hohen Steigraten, der Anstieg macht mir richtig Spaß, der Verkehr ist gleich null. Bei Kilometer 10,7 ist der Brunnen erreicht, der in der quäldich-Passbeschreibung erwähnt ist, und 100 m später beginnt auch die Naturstraße, die also nur ca 7,8 km lang ist. Hier warte ich auf Sven, und dann gehen wir gemeinsam den nicht asphaltierten Schlussteil an. Nun fährt eine nicht enden wollende Kolonne von Jeeps an uns vorbei. Die Straße ist wohl nur Mittwochs und Samstags für Kraftfahrzeuge gesperrt. Schade! Aber glücklicherweise bleibt es bei dieser einen Karawane, und die später vereinzelt vorbeifahrenden Autos passieren uns rücksichtsvoll.
Der Belag ist deutlich besser als am Colle di Tenda letztes Jahr, die lose auf der Straße liegenden Steine sind zumeist klein, und der Untergrund zumeist fest. Im Schatten ist der Untergrund leicht feucht und dort besonders gut zu fahren, in den frei liegenden Bereichen, die ab jetzt immer stärker Überhand nehmen, ist die Oberfläche teils etwas sandiger. So oder so wird es deutlich anstrengender als zuvor, was bei weiterhin 9 Prozent Durchschnittssteigung fordernd, aber nirgends unfair ist. Die Kehren sind natürlich besonders von den Autoreifen aufgearbeitet, innen stärker als außen, aber überall kann man eine passable Linie finden. Wir müssen nicht einmal aus dem Pedal. Die Rückblicke auf die andere Seite des Susatals werden immer besser und freier, und zunehmend wird auch der Rückblick über die unter uns liegenden Schotterkehren immer beeindruckender. Eine großartige Auffahrt, die sehr weit oben in meinen Favoriten einsteigt!
Die fünf kleinen Törtchen in Susa sind natürlich längst verbrannt, und jetzt brauchen wir was ordentliches zu essen. Die dafür ausersehene Bewirtschaftung auf der Assietta-Kammstraße ist überfüllt, und auf so viele Leute haben wir keine Lust. Also stürzen wir uns die schmale Südrampe des Finestre hinunter nach Pourrieres. Mich gelüstet es nach einem Teller Pasta, aber Sven findet Gefallen an dem Alimentari im Ort. Der sich als Volltreffer herausstellt. Wir genießen Panini mit Pancetta und Tomate/Mozzarella, trinken Cola und Caffè und erfreuen uns an der Italianità.
Die Verpflegung ist nicht nur extrem lecker, sondern auch extrem effizient, und schon folgen wir dem Flusslauf des Torrente Chisone nach oben, nach Sestriere. Ich fand es ja im Vorfeld etwas schade, dass ausgerechnet Sestriere, der vielleicht am wenigsten attraktive Anstieg im Club 2K, mein letzter der Sammlung werden sollte. Jetzt bin ich froh darum, denn erstens ist die Auffahrt keinesfalls nervig, wenig befahren und sogar landschaftlich nett. Und zweitens überwältigen mich auch so schon die Gefühle bei der Einfahrt in den Wintersportort, Austragungsort der Winterspiele 2006. 23 Jahre und 20 Tage Pässefahren kulminieren hier im letzten mir noch fehlenden Alpenpass über 2000 m Höhe. 59 Pässe, wobei ich nur die noch fehlenden letzten 8 dieses Jahr systematisch angegangen bin. Alles hat geklappt wie geplant, im Corona- und Regen-Sommer 2021 alles andere als selbstverständlich. Für die Mehrheit sicher irrelevant, für mich extrem bewegend. Viel bewegender als erwartet.
Ich ziehe mir mein Club-2K-Trikot über. Es fühlt sich anders an als vorher.
Nun trennt uns nur noch eine rasante, zumeist frisch asphaltierte Abfahrt nach Cesana Torinese und der Col de Montgenèvre von unserem Etappenort Briancon. Über weite Teile können wir auf der alten Straße fahren, während die Autos im neuen Tunnel verschwinden. Positive Überraschung!
Sehr stolz erreichen Sven und ich nach 130 erfüllenden Kilometern und 3600 fordernden Höhenmetern unser Fernfahrts-Hotel oberhalb von Briancon. Alle sind glücklich. Die Galibier-Etappe hat die hohen Erwartungen nicht enttäuscht. 24 Personen haben heute alles richtig gemacht auf Etappe 6 von Freiburg-Nizza 2021!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Den Col du Mont Cenis bekommen wir fast geschenkt, aber ab dem sehr schönen Alpenörtchen Susa wartet das Schotter-Monument des Giro-d'Italia: der Colle delle Finestre. Die letzten 8,5 km sind geschottert, der Zustand ist jedes Jahr ein Lotteriespiel.
Dann befahren wir das vermutlich uninteressanteste Mitglied des Club 2K - Sestriere (2033 m)! Und zum Abschluss den stark befahrenen Montgenevre. Der deutlich schönere Echelle ist heute leider keine Option (+34 km / 300 Hm).
4 gefahrene Pässe
Col du Mont Cenis, Col de Montgenèvre, Colle del Sestriere, Colle delle FinestreStrecke
Ich bin diese Etappe gefahren und möchte die befahrenen Pässe in mein Palmares eintragen
Ich bin diese Etappe gefahren
am