Von velles – Die Tour war meine erste Radreise überhaupt. Sportlich war ich in der Schule nie, das einzige was ich "sportlich" viel machte, war Ski fahren. Man fuhr bei uns in der Familie zwar auch regelmäßiger mit dem Rad, aber das war meistens halt 2-3 Stunden irgendwo in der Umgebung und alles quasi flach. Mit einer Bekannten (und die war sagen wir jetzt mal - nicht die schlankeste) bin ich dann mal mit dem Rad an einem Tage 30km hin und retour zu einem Termin gefahren - und ich war erstaunt 60km relativ locker an einem Tag zu schaffen. Da muss doch mehr drinn sein, dachte ich mir. Habe dann mal einen Freund in Überlingen besucht und bin da mit dem Rad hin und retour.
Daraufhin entstand die Idee mit Rad und Gepäck in meine Lieblingsstadt Paris zu fahren. Das sind von meinem damaligen zu Hause ca. 840km - also das sollte doch in 8 Tagen machbar sein.
Gesagt getan, etwas mehr "trainiert" und dann im Juli 1986 das Projekt in Angriff genommen. (Der Freund aus Überlingen wollte ursprünglich mit, hat dann abgesagt - und ich dachte - bevor Du eventuell nie fährst, fährst halt alleine - dass das eigentlich super war, wusste ich damals noch nicht)
Ausrüstung - na ja - sagen wir rudimentär: ein "Rennrad" das man eher nicht als solches bezeichnen würde. Das Ding hatte 10 Gänge, Gepäckträger, Schutzbleche, normale Pedale,... - aber einen "Rennlenker". Dazu kamen eine Satteltasche hinten mit Gepäck, ein Schlafsack und ein damals übliches Zweimann-"Firstzelt" (das entsprechend Gewicht auf die Waage brachte). Gefahren bin ich mit Turnschuhen, Shorts und T-Shirt... (eigentlich für mich heute unvorstellbar, dass das ging...). Ich brachte neben meinen 60kg mit Fahrrad und Gepäck 100kg auf die Waage. Mit der hohen Beladung hinten schlingerte das Rad bei Abwärtsfahrten dementsprechend...
Ausgestattet mit einer Übersichtskarte Schweiz und Michelinkarten für Frankreich (1:200.000) und einigen sehenswerten Orten unterwegs in die Routenplanung eingebunden machte ich mich auf den Weg. Man kann jetzt nicht sagen, dass die Strecke gerade gebirgig ist, aber ich hatte auch nicht damit gerechnet, dass die Strecke so hügelig ist. Teilweise geht es da ganz schön auf und ab. (ich muss dazu sagen, dass es auch ein paar Schiebestrecken gab - so gut war ich dann doch noch nicht trainiert). Aber: ich bin angekommen und es hat Spaß gemacht.
PS: die Strecke ist nicht ganz exakt (teilweise gerade Verbindungen gezogen, weil nicht überall passende Strecken in den Regionen in der Karte hinterlegt sind) , deshalb stimmen da die Etappenkilometer und Höhen nicht ganz.
Insgesamt zeigte mein Tacho in Paris 840km; bei den einzelnen Tagesetappen stehen die gemessenen Tageskilometer.
PS: hätte ich eigentlich besser als Erlebnisbericht denn als Tipp einstellen sollen - zu spät bemerkt...
Von velles – Schaffhausen-Hésingue (kurz hinter Basel)
Juhu- geschafft - ich bin in Frankreich. Es gibt keinen Campingplatz, aber nette Leute von einem Bauernhof, die ich frage wo denn einer sei, lassen mich das Zelt hinterm Hof aufstellen. Ich wäre ja gerne das erste Mal in Frankreich essen gegangen, aber sie laden mich ein. Dafür helfe ich ihnen davor beim Einbringen von Getreide in die Scheune. Netter Abend.
114 km
Von velles – Hésingue-Champagney
So - ich dachte jetzt wird es flach - aber gefehlt, die Straßen gehen auf und ab wie bei einer Achterbahn. Auf der einen Seite die Straße gerade den Hügel rauf, auf der anderen hinunter. Von Radwegen habe ich mich verabschiedet, die gibt es in Frankreich kaum oder noch gar nicht; fallweise mal ein markierter Radstreifen auf der Seite. Aber ich will ja auch halbwegs vorwärts kommen und ein Ausweichen auf kleinere Straßen würde schlechtere Straßenverhältnisse und wahrscheinlich doppelte km bedeuten. Am Abend nächtige ich am Campingplatz in Champagney der an zwei künstlichen Seen liegt (einer davon ist zum Angeln). Zuvor war ich noch oben in Ronchamp bei der berühmten Kapelle Notre Dame du Haut von Le Corbusier. Abendessen im Hotel du Commerce (hier war ich später noch öfters zu Gast und es gibt es immer noch heißt aber heute Le Pre Serroux). Einziger Nachteil am Campingplatz: dahinter liegt die Bahnlinie Basel-Paris und so fährt immer wieder mal nachts ein Zug...
Tages km 83
Von velles – Gray-St. Père (sous Vézelay)
Heutiges Ziel ist die Pilgerstätte Vézelay mit ihrer wunderbaren romanischen Basilika. Der Ort zählt übrigens zu den schönsten Frankreichs (Vereinigung: Plus beaux villages de France). Der Camingplatz ist am Fuße in dem kleinen Ort St. Père.
Besonders schön ist das Stück nach der Stadt Avallon durch das Tal des Cousin. Dafür gehts danach wieder ordentlich rauf (und runter).
120km
Von velles – Sens-Paris
Finaler Tag der Tour
Ankunft in Paris
Desto näher ich zur Hauptstadt komme, desto mehr Verkehr; teilweise auch mal Radstreifen oder Wege. Aber dann die Fahrt bis ins Zentrum ein ziemlicher Höllenritt im Stadtverkehr.
Ich bleibe noch ein paar Tage in Paris und mache auch einen Ausflug nach Rouen und Le Havre - und beschließe - nächstes Jahr gehts in die Normandie....
Tages km 125