Burgenland Nord-Süd 218,2 km / 1614 Hm
Redaktionell bestätigte Tour von velles
Von velles –
Burgenland Nord-Süd
Letztes Wochenende (29./30.8.2020) stand eine Radtour der besonderen Art quer durch das Burgenland an. Von der nördlichsten Gemeinde - Kittsee zur südlichsten - Kalch. Eigentlich nichts was extrem herausfordernd wäre..... (Da gäbe es auch einen Radmarathon: https://www.race-across-burgenland.at/radmarathon/ - der heuer allerdings leider abgesagt werden musste).
....wenn da nicht die Zeitspanne der Tour gewesen wäre. Denn ich bin das nicht in normalem Radtempo gefahren, sondern großteils mit durchschnittlich 10km/h und habe somit für die Strecke 24 Stunden gebraucht. Nicht weil es eben nicht schneller gegangen wäre, sondern weil ich meinen Sohn bei der Laufveranstaltung des Austria Race across Burgenland - des längsten Straßenlaufes Österreichs begleitet und betreut habe. Eine ganz neue Erfahrung so lange am Stück mit dem Rad unterwegs zu sein (mehr km an einem Tag habe ich allerdings schon gemacht).
Der Start zum Lauf war am Samstag um 07:00 Uhr in Kittsee, eine halbe Stunde später mache ich mich auf den Weg und habe bald die Läufer eingeholt. Alle paar km warte ich auf meinen Sohn und stehe mit Getränken und Verpflegung parat (und übernehme auch die (telefonische) Verbindung mit unserem Begleitauto das uns zur Unterstützung ebenfalls zur Verfügung steht.
Es ist etwas bezogen, sodaß die Temperaturen ganz angenehm sind. Doch bald wird es warm. Erfreulicherweise hält sich der Wind in Grenzen und der angesagte starke Südwind ist nicht eingetroffen. Vor Neusiedl ist auch mal kurz der Neusiedlersee zu sehen. Bis Jois (km 26) sind die ersten Läufer noch recht eng beeinander und die ersten gehen ein hohes Tempo - das wird nicht zu halten sein, da haben sich ein paar überschätzt. Nach 54km gibt es bei Eisenstadt die erste offizielle Labestation, jetzt beginnen die Abstände größer zu werden. Dann fahre ich mal ein größeres Stück vor um selber was zu essen. Aber kaum bin ich mit der kleinen Jause fertig, ist mein Sohn auch schon wieder da. Also weiter. Jetzt wird es immer wärmer, bei Pöttelsdorf ist es 31° heiß. Nach einem Kreisverkehr bei Mattersburg - in dem überraschenderweise ein Eiffelturm steht, geht es etwas Hügelauf nach Marz. Im Anschluss kommt ein längererer Anstieg von ca. 5km mit knapp 250 Höhenemetern auf gut 500m. Nach der Anhöhe auf den folgenden 10km bis Oberpullendorf dann wieder hinunter. Hier ist die nächste Labe. Die letzten km hat es zugezogen und Gewittergrollen kam immer näher. Bei der Labe in Oberpullendorf beginnt es dann auch zu regnen. Ich vergesse hier leider meine Überschuhe anzuziehen und verfolge meinen Sohn wieder der schon im nächsten kleinen Anstieg hinter dem Ort auf knapp 300m ist. Natürlich werde die Schuhe binnen kürzester Zeit bei der Abfahrt vom Spritzwasser klatschnass...
War nicht sonderlich klug. In Steinberg-Dörfl bei unserem Betreuerauto ziehe ich sie mir dann trotzdem drüber (es steht ja noch die ganze Nacht bevor) und so habe ich wenigstens wärmere Füße. Es regnet ganz ordentlich und wir machen eine kurze Pause. Kurz vor 19:00 haben wir in Piringsdorf die Hälfte der Strecke hinter uns. Der Regen hat wieder aufgehört. Jetzt geht es wieder einen kleinen Anstieg Richtung Hochstrass hinauf. Dann kurz nach Langeck hinunter und schon in den nächsten Anstieg konstant hinauf nach Unterkohlstätten. Währenddessen wird es Dunkel und es ziehen wieder Gewitterwolken auf. Rings um hat es Wetterleuchten, Blitze und Donner aber noch kein Regen. Oben wechselt mein Sohn die Socken - war aber komplett umsonst, denn gleich im Abstieg durch den Wald nach Goberling beginnt es zu schütten. Es blitzt und donnert an einer Tour ganz in der Nähe - hier ist uns sehr unwohl. Wir sind wohl die einzigen, die so heftig vom zweiten Regen erwischt werden. So weit wie jetzt - über 128km - ist er noch nie gelaufen. Ab sofort ist es auch von der Distanz her für ihn Neuland.
Vor Stadtschlaining wartet das Betreuerfahrzeug, der Regen hat aufgehört und ich gönne mir ein trockenes Trikot und die Ärmlinge. Allerdings - als ich beim Auto abstoppe und absteige rutsche ich aus und falle mit der Seite gegen die Autotür und prelle mir die Rippen. Die Damen fordern mich zum Einsteigen ins Auto auf, aber ich verweigere - will schließlich den Sohn nicht alleine unbegleitet durch die Nacht weiterlaufen lassen.
Zwischen Neumarkt und Großpetersdorf ist die Straße wegen einer Baustelle fürs Begleitfahrzeug gesperrt, nur ich mit dem Rad kann da durch. Der Regen hat auf gut 200m Schlamm auf die frisch asphaltierte Straße gespült. Damit ist sie glatt wie eine Eisfläche und wir müssen aufpassen nicht auszurutschen. 140km sind um, die Getränke und Nahrungsaufnahme bei meinem Läufer ist aktuell ein Problem und mental gibts auch einen Tiefpunkt. Immer wieder fällt er vom Lauftempo ins Gehtempo. Doch wir überstehen das Stück. In Großpetersdorf wird der Junior frisch eingekleidet und zieht neue Schuhe an. Kurz vor Mitternacht sind wir in Kofidisch bei der nächsten offiziellen Labe. Hier gönne ich mir eine heiße Suppe und einen Kaffee. In der Nähe des Flugfeldes Punitz Güssing dann ein etwas längerer Stop von 20 min mit einem kurzen Powernap des Sohnes - er hat einen weiteren Durchhänger (aber wen wunderts bei der Distanz). Weiter geht es durch die Nacht Richtung Bezirksstadt Güssing deren Burg man schon von weitem sehen kann - und lange - bei dem Tempo scheint sie kaum näherzurücken. Natürlich nicht besonders gut für die Motivation - denn so eine lange Laufstrecke ist ja auch ganz viel Kopfsache. Zudem schmerzt ihn beim Schuh am rechten Fuß der Rist. Mir wird langsam kalt und beim nächsten Stop in Güssing beim Betreuerauto fasse ich meine Goretex-Jacke aus. Im Anstieg hinter Güssing überholt uns ein Läufer der Viererstaffel und informiert uns über den Rückstand der anderen Läufer. Die schnellste Dame ist knapp hinter meinem Sohn. Das ist wohl eine Initialzündung und neue Motivation. Jetzt beginnt er wieder das Tempo zu erhöhen, Schmerzen werden vergessen. Bei km 190 kurz vor Mogersdorf verläuft die Straße an der Grenze zu Ungarn. Bei mir macht sich langsam die Müdigkeit bemerkbar, muss mich am Rad konzentrieren. In Jennersdorf knapp vor km 200 die nächste ofizielle Labe, ich nehme eine halbe Banane und etwas Kaffee gegen die Müdigkeit zu mir. Es ist 05:30 und ich somit bereits 22 Stunden unterwegs, der Sohn eine halbe Stunde länger. Langsam beginnt es zu dämmern allerdings wird es erst mal nebelig. Aber eine halbe Stunde später setzt sich doch die Sonne durch. Angenehm nach der langen dunklen Nacht, die trotz allem nicht so schlimm wie befürchtet war. Ab km 202 geht es nochmals bergauf, bei km 211 ist die letzte Anhöhe geschafft. Jetzt "noch" 7km hinunter ins Ziel nach Kalch, vorher auch noch ein Stück entlang der Slowenischen Grenze. Um 08:45 sind wir im Ziel.... - geschafft. Das erste Mal dass ich einen ganzen Tag am Rad durchgemacht habe - eine neue Erfahrung - auch wenn ich schon Tage mit mehr Kilometern absolviert habe, aber 24 Stunden am Stück - das war neu. Aber was die LäuferInnen, die die Strecke bis ins Ziel bewältigen geleistet haben ist ungleich gewaltiger.... (von 4 Damen und 13 Herren kamen zwei Damen und 6 Herren ins Ziel - 50% ist die durchnittliche Ausfallsrate).
Letztes Wochenende (29./30.8.2020) stand eine Radtour der besonderen Art quer durch das Burgenland an. Von der nördlichsten Gemeinde - Kittsee zur südlichsten - Kalch. Eigentlich nichts was extrem herausfordernd wäre..... (Da gäbe es auch einen Radmarathon: https://www.race-across-burgenland.at/radmarathon/ - der heuer allerdings leider abgesagt werden musste).
....wenn da nicht die Zeitspanne der Tour gewesen wäre. Denn ich bin das nicht in normalem Radtempo gefahren, sondern großteils mit durchschnittlich 10km/h und habe somit für die Strecke 24 Stunden gebraucht. Nicht weil es eben nicht schneller gegangen wäre, sondern weil ich meinen Sohn bei der Laufveranstaltung des Austria Race across Burgenland - des längsten Straßenlaufes Österreichs begleitet und betreut habe. Eine ganz neue Erfahrung so lange am Stück mit dem Rad unterwegs zu sein (mehr km an einem Tag habe ich allerdings schon gemacht).
Der Start zum Lauf war am Samstag um 07:00 Uhr in Kittsee, eine halbe Stunde später mache ich mich auf den Weg und habe bald die Läufer eingeholt. Alle paar km warte ich auf meinen Sohn und stehe mit Getränken und Verpflegung parat (und übernehme auch die (telefonische) Verbindung mit unserem Begleitauto das uns zur Unterstützung ebenfalls zur Verfügung steht.
Es ist etwas bezogen, sodaß die Temperaturen ganz angenehm sind. Doch bald wird es warm. Erfreulicherweise hält sich der Wind in Grenzen und der angesagte starke Südwind ist nicht eingetroffen. Vor Neusiedl ist auch mal kurz der Neusiedlersee zu sehen. Bis Jois (km 26) sind die ersten Läufer noch recht eng beeinander und die ersten gehen ein hohes Tempo - das wird nicht zu halten sein, da haben sich ein paar überschätzt. Nach 54km gibt es bei Eisenstadt die erste offizielle Labestation, jetzt beginnen die Abstände größer zu werden. Dann fahre ich mal ein größeres Stück vor um selber was zu essen. Aber kaum bin ich mit der kleinen Jause fertig, ist mein Sohn auch schon wieder da. Also weiter. Jetzt wird es immer wärmer, bei Pöttelsdorf ist es 31° heiß. Nach einem Kreisverkehr bei Mattersburg - in dem überraschenderweise ein Eiffelturm steht, geht es etwas Hügelauf nach Marz. Im Anschluss kommt ein längererer Anstieg von ca. 5km mit knapp 250 Höhenemetern auf gut 500m. Nach der Anhöhe auf den folgenden 10km bis Oberpullendorf dann wieder hinunter. Hier ist die nächste Labe. Die letzten km hat es zugezogen und Gewittergrollen kam immer näher. Bei der Labe in Oberpullendorf beginnt es dann auch zu regnen. Ich vergesse hier leider meine Überschuhe anzuziehen und verfolge meinen Sohn wieder der schon im nächsten kleinen Anstieg hinter dem Ort auf knapp 300m ist. Natürlich werde die Schuhe binnen kürzester Zeit bei der Abfahrt vom Spritzwasser klatschnass...
War nicht sonderlich klug. In Steinberg-Dörfl bei unserem Betreuerauto ziehe ich sie mir dann trotzdem drüber (es steht ja noch die ganze Nacht bevor) und so habe ich wenigstens wärmere Füße. Es regnet ganz ordentlich und wir machen eine kurze Pause. Kurz vor 19:00 haben wir in Piringsdorf die Hälfte der Strecke hinter uns. Der Regen hat wieder aufgehört. Jetzt geht es wieder einen kleinen Anstieg Richtung Hochstrass hinauf. Dann kurz nach Langeck hinunter und schon in den nächsten Anstieg konstant hinauf nach Unterkohlstätten. Währenddessen wird es Dunkel und es ziehen wieder Gewitterwolken auf. Rings um hat es Wetterleuchten, Blitze und Donner aber noch kein Regen. Oben wechselt mein Sohn die Socken - war aber komplett umsonst, denn gleich im Abstieg durch den Wald nach Goberling beginnt es zu schütten. Es blitzt und donnert an einer Tour ganz in der Nähe - hier ist uns sehr unwohl. Wir sind wohl die einzigen, die so heftig vom zweiten Regen erwischt werden. So weit wie jetzt - über 128km - ist er noch nie gelaufen. Ab sofort ist es auch von der Distanz her für ihn Neuland.
Vor Stadtschlaining wartet das Betreuerfahrzeug, der Regen hat aufgehört und ich gönne mir ein trockenes Trikot und die Ärmlinge. Allerdings - als ich beim Auto abstoppe und absteige rutsche ich aus und falle mit der Seite gegen die Autotür und prelle mir die Rippen. Die Damen fordern mich zum Einsteigen ins Auto auf, aber ich verweigere - will schließlich den Sohn nicht alleine unbegleitet durch die Nacht weiterlaufen lassen.
Zwischen Neumarkt und Großpetersdorf ist die Straße wegen einer Baustelle fürs Begleitfahrzeug gesperrt, nur ich mit dem Rad kann da durch. Der Regen hat auf gut 200m Schlamm auf die frisch asphaltierte Straße gespült. Damit ist sie glatt wie eine Eisfläche und wir müssen aufpassen nicht auszurutschen. 140km sind um, die Getränke und Nahrungsaufnahme bei meinem Läufer ist aktuell ein Problem und mental gibts auch einen Tiefpunkt. Immer wieder fällt er vom Lauftempo ins Gehtempo. Doch wir überstehen das Stück. In Großpetersdorf wird der Junior frisch eingekleidet und zieht neue Schuhe an. Kurz vor Mitternacht sind wir in Kofidisch bei der nächsten offiziellen Labe. Hier gönne ich mir eine heiße Suppe und einen Kaffee. In der Nähe des Flugfeldes Punitz Güssing dann ein etwas längerer Stop von 20 min mit einem kurzen Powernap des Sohnes - er hat einen weiteren Durchhänger (aber wen wunderts bei der Distanz). Weiter geht es durch die Nacht Richtung Bezirksstadt Güssing deren Burg man schon von weitem sehen kann - und lange - bei dem Tempo scheint sie kaum näherzurücken. Natürlich nicht besonders gut für die Motivation - denn so eine lange Laufstrecke ist ja auch ganz viel Kopfsache. Zudem schmerzt ihn beim Schuh am rechten Fuß der Rist. Mir wird langsam kalt und beim nächsten Stop in Güssing beim Betreuerauto fasse ich meine Goretex-Jacke aus. Im Anstieg hinter Güssing überholt uns ein Läufer der Viererstaffel und informiert uns über den Rückstand der anderen Läufer. Die schnellste Dame ist knapp hinter meinem Sohn. Das ist wohl eine Initialzündung und neue Motivation. Jetzt beginnt er wieder das Tempo zu erhöhen, Schmerzen werden vergessen. Bei km 190 kurz vor Mogersdorf verläuft die Straße an der Grenze zu Ungarn. Bei mir macht sich langsam die Müdigkeit bemerkbar, muss mich am Rad konzentrieren. In Jennersdorf knapp vor km 200 die nächste ofizielle Labe, ich nehme eine halbe Banane und etwas Kaffee gegen die Müdigkeit zu mir. Es ist 05:30 und ich somit bereits 22 Stunden unterwegs, der Sohn eine halbe Stunde länger. Langsam beginnt es zu dämmern allerdings wird es erst mal nebelig. Aber eine halbe Stunde später setzt sich doch die Sonne durch. Angenehm nach der langen dunklen Nacht, die trotz allem nicht so schlimm wie befürchtet war. Ab km 202 geht es nochmals bergauf, bei km 211 ist die letzte Anhöhe geschafft. Jetzt "noch" 7km hinunter ins Ziel nach Kalch, vorher auch noch ein Stück entlang der Slowenischen Grenze. Um 08:45 sind wir im Ziel.... - geschafft. Das erste Mal dass ich einen ganzen Tag am Rad durchgemacht habe - eine neue Erfahrung - auch wenn ich schon Tage mit mehr Kilometern absolviert habe, aber 24 Stunden am Stück - das war neu. Aber was die LäuferInnen, die die Strecke bis ins Ziel bewältigen geleistet haben ist ungleich gewaltiger.... (von 4 Damen und 13 Herren kamen zwei Damen und 6 Herren ins Ziel - 50% ist die durchnittliche Ausfallsrate).