„Club der Viertausender“ oder „Der große Tag des Busfahrers“ 138,6 km / 4111 Hm
Redaktionell bestätigte Tour von floriansantana
Von floriansantana –
3.300. 3.400. 3.500. Ich hatte die Aufstiegsanzeige des mit Schweißtropfen übersäten Garmin fest im Blick. Hoch oben die Passhöhe des Col de la Cayolle. Die Fußsohlen brannten, so etwas hatte ich noch nie gespürt. Die Beine wurden immer schwerer. Würden sich die 4.000 Höhenmeter bis zur Passhöhe ausgehen?
Man schrieb den 7. September 2012. Es war der vorletzte Tag der quaeldich.de Seealpenreise 2012. Eigentlich war ich ja Busfahrer und habe diese Aufgabe auch bis zu diesem Tag zur Zufriedenheit der meisten Teilnehmer erledigt. Das Wetter am Morgen in Barcelonnette zeigte sich von seiner besten Seite. Ein Begleitfahrzeug mit warmer Kleidung war daher nicht notwendig. Es kam also der große Tag des Busfahrers. Schon am Vorabend wurde unter der Prämisse, dass es die äußeren Begebenheiten zulassen, vereinbart, dass ich an diesem Tag auch das erste Mal in dieser Woche kräftig in die Pedale treten sollte. Und zwar nicht in Pedale des Autos…
Schon im Vorfeld schwirrte mir die Idee im Kopf herum, es hier mit einem Meilenstein aufzunehmen. Noch nie war ich in meinem Leben 4.000 Höhenmeter an einem Tag gefahren. Die Standardrunde über Col d’Allos, Col du Champs und Col de la Cayolle war mit gut 3.300 Höhenmeter ausgeschrieben. Doch es musste sich doch noch ein Anstieg auf der Runde finden lassen, der diese lächerlichen 700 Höhenmeter aufweist, um diese magische Marke zu knacken. Natürlich hatte Roli sofort eine passende Straße parat. Es handelte sich dabei um die Stichstraße zum Lac d’Allos. Mit gut 700 Höhenmetern auf 11 Kilometern ja ohnehin nur ein Katzensprung. Wir sollten eines besseren belehrt werden, aber dazu später…
Um 9:00 Uhr ging die Fahrt beim Grand Hotel in Barcelonnette los. Schon wenige Kilometer nach dem Start ging es in den ersten Anstieg des Tages auf den Col d’Allos. Kurz vorher, sahen wir die Abzweigung in Richtung Col de la Cayolle, wo wir heute Abend wieder zurückkommen sollten.
Kurz nach Beginn des Anstiegs die Freigabe der Guides. Ich wusste, dass ich nicht gleich am ersten Berg mein Pulver verschießen konnte, obwohl die Beine gejuckt haben, habe ich doch die vorigen Tage meistens im Fahrersitz des Busses verbracht. Schnell hatte ich in Matthias einen Reisegefährten gefunden. In angenehmem Tempo pedalieren wir beide der Passhöhe entgegen. Zuerst durch den Wald, dann entlang einer Felswand fast flach in die Schlucht hinein. Ein wunderschöner Ausblick auf die umliegende Bergwelt bietet sich und da wir das Tempo nicht allzu hoch gestalten, können wir das Panorama auch genießen. Gegen Ende des Anstiegs werden wir von einigen anderen Teilnehmern überholt, der Reiz, mit diesen mitzufahren ist groß. Aber ich habe mir größere Taten vorgenommen an diesem Tag und kann überhaupt nicht einschätzen, wie sehr mich die 4.000 Höhenmeter zurichten werden. Also lieber langsam machen und im Idealfall den letzten Pass zügiger fahren (wozu es jedoch niemals kommen wird).
An der Passhöhe angekommen, warten wir, bis die gesamte Gruppe wieder versammelt ist. Roli stellt nun die Variante vor, welche eben die Stichstraße zum Lac d’Allos inkludiert und die 4.000 Höhenmeter ermöglichen soll. Auf die Frage, wer sich denn diese Tour wirklich antun will, melden sich nur 4 Leute. Roli selbst, Reto, Michael und natürlich meine Wenigkeit. Damit stellt sich das nächste Problem. Alle 3 Offiziellen wollen die Stichstraße absolvieren, aber man kann die Gruppe ja nicht alleine weiterschicken. Schnell steht fest, dass einer von uns Dreien unten bleiben muss. Der Busfahrer bekommt einen Freibrief und so muss ein Münzwurf entscheiden, ob Roli oder Reto zum Lac d’Allos fahren darf. Das Schicksal entscheidet zugunsten von Reto.
Sichtlich enttäuscht nimmt Roli und der Rest der Gruppe die Abfahrt in Richtung Allos in Angriff. Unten angekommen, kehren die Fahrer, die die Standardrunde wählen in ein Café ein. Doch der Plan wurde in der Abfahrt adaptiert. Reto wird in Höllentempo zum Lac d’Allos hochpreschen, dann runter und danach soll Roli das gleiche machen. Michael und ich nehmen uns vor, den Anstieg gemütlich unter die Räder zu nehmen. Mit der Betonung „nehmen uns vor“…
Nach gemächlichem Beginn und kurzer Zwischenabfahrt ist es vorbei mit der Gemütlichtuerei. Steigungsprozente jenseits der 15%-Marke machen eine gemütliche Auffahrt unmöglich. Kurz vor dem Gipfel kommt uns Reto in der Gegenrichtung entgegen und auf die Frage, wie weit es noch wäre bekommen wir ein trockenes „Is schon noch ein Stück!“ zurückgerufen. Mühsam quälen wir uns durch den Wald empor. Schön langsam meldet sich auf der Magen, das Frühstück dürfte nun endgültig komplett verdaut sein. Nach einigen weiteren Kehren kommen wir oben auf dem Parkplatz an. Michael und ich werfen einen Riegel und Gels ein, bevor wir uns in die rasante Abfahrt stürzen. Teilweise hat man das Gefühl, man würde vor der nächsten Rampe abheben. Nachdem der kurze 150 Meter Zwischenanstieg weitere Höhenmeter auf der ohnehin knapp kalkulierten 4.000er Runde bringt, bin ich zuversichtlich, dass ich die 4.000 Höhenmeter ohne zusätzliche Höhenmeter nach der Runde schaffen würde.
Nachdem wir auf der Abfahrt Roli getroffen hatten und noch schnell bei einem Hausbrunnen die Trinkflaschen aufgefüllt hatten, ging es bei starkem Gegenwind im Duett mit Michael das Tal bis Colmars hinunter. Dort startet der Aufstieg auf den dritten Pass des Tages, den Col du Champs. Michael und ich nehmen uns wieder vor, im Anstieg nicht zu überziehen, sondern sich die Kräfte gut einzuteilen. Die ersten paar Kilometer sind zügig absolviert. Auf schmaler Straße und in dichtem Wald, schlängeln wir uns dem Hang entlang der Passhöhe entgegen. Die Kilometermarkierung verrät uns, wie weit und wie viele Höhenmeter es noch bis ganz oben sind. Der Hunger wurde größer, die Beine arbeiteten nicht mehr wie noch auf den Anstiegen zuvor. Auf halber Strecke sehen wir eine kleine Hütte und erhoffen uns eine saftige Verpflegung. Doch die Hütte ist geschlossen. Nach weiteren 2 Kilometern halten wir nun kurz an, um unsere Mägen mit dem verbliebenen Proviant aufzufüllen. Natürlich viel zu wenig. Um uns vom Hungergefühl und den müden Beinen abzulenken überschlagen wir kurz, wie viele Kalorien wir wohl verbrennen und welche Mengen wir essen müssten, um dies auszugleichen. Die Diskussionen über Pasta und Frühstück machten den Hunger noch größer. Ich merke, dass Michael zumindest ein wenig schneller fahren könnte, biete ihm an, dass er ruhig sein Tempo rauffahren könne und oben auf mich warten soll. Er meint nur „Nix da!“, wofür ich ihm sehr dankbar bin.
In ähnlicher Weise geht es die letzten Kilometer bis ganz oben, danach nur schnell anziehen und in die Abfahrt. Wir erhoffen uns im Tal endlich eine ordentliche Mahlzeit zwischen die Zähne zu bekommen. Nach zirka 5 Kilometer die positive Überraschung. Ein Hotel. Endlich etwas zu Essen. Die Wirtin nimmt etwas geschockt unsere Bestellung von vier belegten Baguettes, vier Coca Cola, zwei Eis und einem Kaffee entgegen. Ein weiteres Sandwich deponiere ich für die weitere Strecke in der Rückentasche. Man kann ja nie wissen, was noch passiert.
Die kurvenreiche Abfahrt nach St. Martin d’Entraunes ist schnell abgehakt und von dort geht es gleich auf leicht ansteigender Straße in Richtung Col de la Cayolle. Mit neuem Treibstoff im Magen geht hier richtig die Post ab, die ersten 6 Kilometer vergehen wie im Flug. Auch die ersten Kilometer des „richtigen“ Anstieges absolvieren wir in aussichtsreicher Geschwindigkeit. Ab Kilometer 10 wird es dann langsam zur Qual, bevor bei Kilometer 13 dann endgültig der Ofen schön langsam ausgeht. An das Baguette in der Rückentasche denke ich nicht, mir ist schlecht. Mir tun die Füße weh, die Fußsohlen fangen an zu brennen. So etwas hatte ich vorher noch nie gehabt. Michael und ich motivieren uns gegenseitig mit den Worten „Es hat ja auch niemand gesagt, dass 4.000 Höhenmeter einfach wären!“ und aber auch damit, dass wir wieder überschlagsmäßig berechnen, ob wir auf dem Anstieg wohl noch jemanden von der Standardrunde stellen würden.
Die Kilometersteine kommen jetzt in immer länger werdenden Zeitabständen. Ich verfluche jeden einzelnen. Konzentriert beobachte ich die Höhenmetermessung des Garmins. Immer näher rückt die 4.000 Metergrenze. Der Gedanke, dass heute hier 4.xxx stehen würde, lässt meine Beine weiter treten. Wir schmieden Notfallpläne, was wir denn machen würden, wenn es oben nicht für die 4.000 reichen würde. Wir einigen uns darauf, gleich noch einmal abzufahren und die restlichen Höhenmeter direkt noch draufzupacken. Das macht die ganze Sache noch schwieriger, denn das Ziel ist nicht die Passhöhe, sondern die 4.000 Metermarke. Mit diesen Gedanken im Kopf rolle ich an Michaels Hinterrad dem Pass entgegen. Als wir oben ankommen, sind Roli, Reto und Teddy noch da und warten auf uns. Wir konnten den letzten der Standardgruppe also nicht ganz einholen, es fehlten uns zirka 5 Minuten. Dann die Ernüchterung. 3.958. Es reicht nicht, also nochmal umdrehen, wieder ein paar Kehren runter und wieder rauf. Reto begleitet uns, nur Roli hat die 4.000 schon geknackt, da er in Colmars einige zusätzliche Meter mitgenommen hatte. Wir kalkulieren zu knapp. 3.996. Aber wir sind zuversichtlich, dass wir diese 4 Höhenmeter auf den verbleibenden 30km irgendwo mitnehmen. Sonst gibt es in Barcelonnette sicher auch ein paar steile Hauszufahrten.
Belohnen durften wir uns dann mit einer 30km langen Abfahrt, welche nachträglich vom Autor mit den Worten „Geiler Scheiß!“ kommentiert werden würden.
Unten in Barcelonnette angekommen, wieder der Blick auf den Garmin. 4.007. Es war geschafft. Michael und ich jubelten, freuten uns, dass wir diesen Meilenstein gemeinsam knacken konnten.
Mit etwas reichhaltigerer Verpflegung wäre es wohl „einfacher“ gewesen, aber Begleitbus gab es an diesem Tag keinen. Dieser stand ruhig auf dem Parkplatz gegenüber des Hotels in Barcelonnette. Dort wo er auch heute Morgen gestanden hatte, am großen Tag des Busfahrers…
Man schrieb den 7. September 2012. Es war der vorletzte Tag der quaeldich.de Seealpenreise 2012. Eigentlich war ich ja Busfahrer und habe diese Aufgabe auch bis zu diesem Tag zur Zufriedenheit der meisten Teilnehmer erledigt. Das Wetter am Morgen in Barcelonnette zeigte sich von seiner besten Seite. Ein Begleitfahrzeug mit warmer Kleidung war daher nicht notwendig. Es kam also der große Tag des Busfahrers. Schon am Vorabend wurde unter der Prämisse, dass es die äußeren Begebenheiten zulassen, vereinbart, dass ich an diesem Tag auch das erste Mal in dieser Woche kräftig in die Pedale treten sollte. Und zwar nicht in Pedale des Autos…
Schon im Vorfeld schwirrte mir die Idee im Kopf herum, es hier mit einem Meilenstein aufzunehmen. Noch nie war ich in meinem Leben 4.000 Höhenmeter an einem Tag gefahren. Die Standardrunde über Col d’Allos, Col du Champs und Col de la Cayolle war mit gut 3.300 Höhenmeter ausgeschrieben. Doch es musste sich doch noch ein Anstieg auf der Runde finden lassen, der diese lächerlichen 700 Höhenmeter aufweist, um diese magische Marke zu knacken. Natürlich hatte Roli sofort eine passende Straße parat. Es handelte sich dabei um die Stichstraße zum Lac d’Allos. Mit gut 700 Höhenmetern auf 11 Kilometern ja ohnehin nur ein Katzensprung. Wir sollten eines besseren belehrt werden, aber dazu später…
Um 9:00 Uhr ging die Fahrt beim Grand Hotel in Barcelonnette los. Schon wenige Kilometer nach dem Start ging es in den ersten Anstieg des Tages auf den Col d’Allos. Kurz vorher, sahen wir die Abzweigung in Richtung Col de la Cayolle, wo wir heute Abend wieder zurückkommen sollten.
Kurz nach Beginn des Anstiegs die Freigabe der Guides. Ich wusste, dass ich nicht gleich am ersten Berg mein Pulver verschießen konnte, obwohl die Beine gejuckt haben, habe ich doch die vorigen Tage meistens im Fahrersitz des Busses verbracht. Schnell hatte ich in Matthias einen Reisegefährten gefunden. In angenehmem Tempo pedalieren wir beide der Passhöhe entgegen. Zuerst durch den Wald, dann entlang einer Felswand fast flach in die Schlucht hinein. Ein wunderschöner Ausblick auf die umliegende Bergwelt bietet sich und da wir das Tempo nicht allzu hoch gestalten, können wir das Panorama auch genießen. Gegen Ende des Anstiegs werden wir von einigen anderen Teilnehmern überholt, der Reiz, mit diesen mitzufahren ist groß. Aber ich habe mir größere Taten vorgenommen an diesem Tag und kann überhaupt nicht einschätzen, wie sehr mich die 4.000 Höhenmeter zurichten werden. Also lieber langsam machen und im Idealfall den letzten Pass zügiger fahren (wozu es jedoch niemals kommen wird).
An der Passhöhe angekommen, warten wir, bis die gesamte Gruppe wieder versammelt ist. Roli stellt nun die Variante vor, welche eben die Stichstraße zum Lac d’Allos inkludiert und die 4.000 Höhenmeter ermöglichen soll. Auf die Frage, wer sich denn diese Tour wirklich antun will, melden sich nur 4 Leute. Roli selbst, Reto, Michael und natürlich meine Wenigkeit. Damit stellt sich das nächste Problem. Alle 3 Offiziellen wollen die Stichstraße absolvieren, aber man kann die Gruppe ja nicht alleine weiterschicken. Schnell steht fest, dass einer von uns Dreien unten bleiben muss. Der Busfahrer bekommt einen Freibrief und so muss ein Münzwurf entscheiden, ob Roli oder Reto zum Lac d’Allos fahren darf. Das Schicksal entscheidet zugunsten von Reto.
Sichtlich enttäuscht nimmt Roli und der Rest der Gruppe die Abfahrt in Richtung Allos in Angriff. Unten angekommen, kehren die Fahrer, die die Standardrunde wählen in ein Café ein. Doch der Plan wurde in der Abfahrt adaptiert. Reto wird in Höllentempo zum Lac d’Allos hochpreschen, dann runter und danach soll Roli das gleiche machen. Michael und ich nehmen uns vor, den Anstieg gemütlich unter die Räder zu nehmen. Mit der Betonung „nehmen uns vor“…
Nach gemächlichem Beginn und kurzer Zwischenabfahrt ist es vorbei mit der Gemütlichtuerei. Steigungsprozente jenseits der 15%-Marke machen eine gemütliche Auffahrt unmöglich. Kurz vor dem Gipfel kommt uns Reto in der Gegenrichtung entgegen und auf die Frage, wie weit es noch wäre bekommen wir ein trockenes „Is schon noch ein Stück!“ zurückgerufen. Mühsam quälen wir uns durch den Wald empor. Schön langsam meldet sich auf der Magen, das Frühstück dürfte nun endgültig komplett verdaut sein. Nach einigen weiteren Kehren kommen wir oben auf dem Parkplatz an. Michael und ich werfen einen Riegel und Gels ein, bevor wir uns in die rasante Abfahrt stürzen. Teilweise hat man das Gefühl, man würde vor der nächsten Rampe abheben. Nachdem der kurze 150 Meter Zwischenanstieg weitere Höhenmeter auf der ohnehin knapp kalkulierten 4.000er Runde bringt, bin ich zuversichtlich, dass ich die 4.000 Höhenmeter ohne zusätzliche Höhenmeter nach der Runde schaffen würde.
Nachdem wir auf der Abfahrt Roli getroffen hatten und noch schnell bei einem Hausbrunnen die Trinkflaschen aufgefüllt hatten, ging es bei starkem Gegenwind im Duett mit Michael das Tal bis Colmars hinunter. Dort startet der Aufstieg auf den dritten Pass des Tages, den Col du Champs. Michael und ich nehmen uns wieder vor, im Anstieg nicht zu überziehen, sondern sich die Kräfte gut einzuteilen. Die ersten paar Kilometer sind zügig absolviert. Auf schmaler Straße und in dichtem Wald, schlängeln wir uns dem Hang entlang der Passhöhe entgegen. Die Kilometermarkierung verrät uns, wie weit und wie viele Höhenmeter es noch bis ganz oben sind. Der Hunger wurde größer, die Beine arbeiteten nicht mehr wie noch auf den Anstiegen zuvor. Auf halber Strecke sehen wir eine kleine Hütte und erhoffen uns eine saftige Verpflegung. Doch die Hütte ist geschlossen. Nach weiteren 2 Kilometern halten wir nun kurz an, um unsere Mägen mit dem verbliebenen Proviant aufzufüllen. Natürlich viel zu wenig. Um uns vom Hungergefühl und den müden Beinen abzulenken überschlagen wir kurz, wie viele Kalorien wir wohl verbrennen und welche Mengen wir essen müssten, um dies auszugleichen. Die Diskussionen über Pasta und Frühstück machten den Hunger noch größer. Ich merke, dass Michael zumindest ein wenig schneller fahren könnte, biete ihm an, dass er ruhig sein Tempo rauffahren könne und oben auf mich warten soll. Er meint nur „Nix da!“, wofür ich ihm sehr dankbar bin.
In ähnlicher Weise geht es die letzten Kilometer bis ganz oben, danach nur schnell anziehen und in die Abfahrt. Wir erhoffen uns im Tal endlich eine ordentliche Mahlzeit zwischen die Zähne zu bekommen. Nach zirka 5 Kilometer die positive Überraschung. Ein Hotel. Endlich etwas zu Essen. Die Wirtin nimmt etwas geschockt unsere Bestellung von vier belegten Baguettes, vier Coca Cola, zwei Eis und einem Kaffee entgegen. Ein weiteres Sandwich deponiere ich für die weitere Strecke in der Rückentasche. Man kann ja nie wissen, was noch passiert.
Die kurvenreiche Abfahrt nach St. Martin d’Entraunes ist schnell abgehakt und von dort geht es gleich auf leicht ansteigender Straße in Richtung Col de la Cayolle. Mit neuem Treibstoff im Magen geht hier richtig die Post ab, die ersten 6 Kilometer vergehen wie im Flug. Auch die ersten Kilometer des „richtigen“ Anstieges absolvieren wir in aussichtsreicher Geschwindigkeit. Ab Kilometer 10 wird es dann langsam zur Qual, bevor bei Kilometer 13 dann endgültig der Ofen schön langsam ausgeht. An das Baguette in der Rückentasche denke ich nicht, mir ist schlecht. Mir tun die Füße weh, die Fußsohlen fangen an zu brennen. So etwas hatte ich vorher noch nie gehabt. Michael und ich motivieren uns gegenseitig mit den Worten „Es hat ja auch niemand gesagt, dass 4.000 Höhenmeter einfach wären!“ und aber auch damit, dass wir wieder überschlagsmäßig berechnen, ob wir auf dem Anstieg wohl noch jemanden von der Standardrunde stellen würden.
Die Kilometersteine kommen jetzt in immer länger werdenden Zeitabständen. Ich verfluche jeden einzelnen. Konzentriert beobachte ich die Höhenmetermessung des Garmins. Immer näher rückt die 4.000 Metergrenze. Der Gedanke, dass heute hier 4.xxx stehen würde, lässt meine Beine weiter treten. Wir schmieden Notfallpläne, was wir denn machen würden, wenn es oben nicht für die 4.000 reichen würde. Wir einigen uns darauf, gleich noch einmal abzufahren und die restlichen Höhenmeter direkt noch draufzupacken. Das macht die ganze Sache noch schwieriger, denn das Ziel ist nicht die Passhöhe, sondern die 4.000 Metermarke. Mit diesen Gedanken im Kopf rolle ich an Michaels Hinterrad dem Pass entgegen. Als wir oben ankommen, sind Roli, Reto und Teddy noch da und warten auf uns. Wir konnten den letzten der Standardgruppe also nicht ganz einholen, es fehlten uns zirka 5 Minuten. Dann die Ernüchterung. 3.958. Es reicht nicht, also nochmal umdrehen, wieder ein paar Kehren runter und wieder rauf. Reto begleitet uns, nur Roli hat die 4.000 schon geknackt, da er in Colmars einige zusätzliche Meter mitgenommen hatte. Wir kalkulieren zu knapp. 3.996. Aber wir sind zuversichtlich, dass wir diese 4 Höhenmeter auf den verbleibenden 30km irgendwo mitnehmen. Sonst gibt es in Barcelonnette sicher auch ein paar steile Hauszufahrten.
Belohnen durften wir uns dann mit einer 30km langen Abfahrt, welche nachträglich vom Autor mit den Worten „Geiler Scheiß!“ kommentiert werden würden.
Unten in Barcelonnette angekommen, wieder der Blick auf den Garmin. 4.007. Es war geschafft. Michael und ich jubelten, freuten uns, dass wir diesen Meilenstein gemeinsam knacken konnten.
Mit etwas reichhaltigerer Verpflegung wäre es wohl „einfacher“ gewesen, aber Begleitbus gab es an diesem Tag keinen. Dieser stand ruhig auf dem Parkplatz gegenüber des Hotels in Barcelonnette. Dort wo er auch heute Morgen gestanden hatte, am großen Tag des Busfahrers…
4 gefahrene Pässe
Col de la Cayolle, Col d'Allos, Col des Champs, Lac d'AllosStrecke
Ich bin diese Etappe gefahren und möchte die befahrenen Pässe in mein Palmares eintragen
Ich bin diese Etappe gefahren
am