Von hagen306 – Wenn schon Rennradurlaub daheim, dann aber richtig! Nach dem Premierenerfolg im vergangenen Jahr mussten wir auch für 2021 unser langes Rhön-Wochenende auflegen: vom 26.-29.8.2021. 4 Tage mit 4 Touren in je zwei Varianten - weiter verfeinert im Sinne vom Wahren, Schönen und Guten. Bayerische, Hessische und Thüringer Rhön nebst etwas Rollergelände im Fuldaer Land - die Essenz passionierten Rennradfahrens mitten in Deutschland. Lass die Berge glühen!
quäldich-Reise Die Rhön - Bergglühen in Deutschlands Mitte
Von hagen306 – Nunmehr glüht sie also wieder, die Rhön - unser langes Rennradwochenende ist gestartet, und zwar standesgemäß:
1. Wir sind doch tatsächlich trocken geblieben heute. Hatten wir heute schon mehr Sonne als die Truppe letztes Wochenende im Erzgebirge? Ganz sicher! Puh, das hält doch alle bei Laune, über die kleinen Aufwärmhügel heute fliegen wir flüssig drüber!
2. Heilige Berge und Heiligtümer en masse: Natürlich klappern wir alles mit ner Kapelle drauf ab heute rund um Fulda. Selbst unser Pausenplatz heißt Kleinheiligkreuz. Mindestens ebenso heilig: Der Pflaumenkuchen dort am Ende der Straße mitten im idyllischen Nebental der Lüder. Und noch viel heiliger: Der Bimbacher Sportplatz, Heimat des Rhön Radmarathons, ist heute noch ausgestorbener als so manches Dorf im Vogelsberg (als Rhöner Jongs dürfen wir das schändlicherweise sagen ;-))
3. Rico fährt Scheibe. Nein, gemeint ist nicht die Bremse, sondern das große Blatt am Hellberg (so höllisch war er scheinbar doch nicht). Einzig anerkannte Ausrede: Habt Ihr aber auch gemacht. Nun gut, dem ist tatsächlich so...
4. Claudia beschließt, die Fixie-Session vom letzten Jahr fortzusetzen - nur leider schon am heutigen Tage: Die Di2 entschließt sich, nur noch auf dem großen Blatt zu verharren - ähem, hat da Rico seine Finger im Spiel?? Trotzdem: Chapeau!
5. Guide Felix hat heute tatsächlich neue Strecken entdeckt - na gut - ein Rhöner halt ;-)
In diesem Sinne: auf drei weitere trockene Tage in der Rhön - was kümmert uns der Wetterbericht??
Ursprüngliches Werbetextchen
Nach dem obligatorischen Panoramafoto von der Lioba in Richtung Rhön starten wir rund um die Barockstadt. Zunächst östlich, denn dort wartet schon der nächste heilige Berg: der Florenberg. Weiter geht es hinab in die Fuldaaue - denn es soll keiner sagen, es gäbe nicht auch wenigstens einen flachen KIlometer hier. Die Neuhofer Kalihalde haben wir immer schön zu unserer Rechten. Nach Flieden heißt es: Bergauf auf neuem Asphalt nach Hauswurz. Es folgt der Hellberg und alsbald die versteckte Hühnerkuppe mit schönen Fernblicken nach Osten zur Rhön hinüber. Bald ist Kleiunlüder erreicht - endlich Kuchenpause! Finales Highlight: Der Kniefall am Bimbacher Sportplatz - die Legende am Pfingstsonntag lässt grüßen. Zurück geht´s nach Fulda, vorbei an Dom und Schloss hinauf zur Lioba.
Von hagen306 – Die Variante schlägt nach der Hühnerkuppe noch den Haken zum Heisterser Berg und kehrt alsbald wieder auf die Basisstrecke zurück. Nach dem "Kniefall" am Bimbacher Sportplatz geht es dann noch hinüber ins Fuldatal uns flussaufwärts wieder gen Fulda...und hinauf zur Lioba-Kirche. Wer mit dieser Variante liebäugelt, bitte bedenken, was die Folgetage auf dem Programm steht ;-)!
Von hagen306 – Unser feucht-fröhlicher Tag führt uns heute zum heiligen Berg der Franken - dem Kreuzbier, ähem Kreuzberg. Der Himmel hält sich zunächst durchaus brav an die Vorhersage der Wetter-Apps und öffnet nicht die Schleusen. Wir widmen uns mit vollem Elan der Jagd nach den Bildstöcken, da diese in der Landschaft stehenden Heiligkeiten natürlich ordnungsgemäß gezeigt werden wollen. Nur: Ausgerechnet heute gibt es keine - lediglich Kreuze hier und da: auf den Wahlplakaten zur Bundestagswahl oder auch einfach nur so in der Landschaft drapiert.
Nachdem "das letzte Café" vor Bayern natürlich noch zu hat und in Bad Brückenau nur der von Bernd favorisierte Döner und ein Metzger geöffnet haben, entschließen wir uns kurzerhand zum stillosen Pausieren vor dem Edeka. Egal, Energie muss her, denn schließlich lässt meine Gruppe 2 im Gegensatz zu den Einsern das Würzburger Haus aus. Angeblich weil da oben nur Wolken sind. In Wirklichkeit, weil da oben nur Wolken sind. Unsere Ersatzfahrt auf dem Sinntal-Radweg zieht Körner: Unerbittliche 2,5% Steigung und es kommt nun auch ein wenig Regen. Völlig dehydriert (wieso - es regnet doch gerade?) scheitere ich fast am Verkehrsknotenpunkt Wildflecken und lotse die Truppe beinahe zum Totnansberg statt zum Kreuzberg - huch, das hätte Ärger gegeben. Aber gleich 2 Abzweige auf einmal - das sind nun wirklich zuviele!
Und schon sind wir am Kreuzberg: Den einen oder anderen kann ich erfolgreich provozieren, bis er antritt. Ich selbst habe mir heute das Lichterlöschen verboten. Oben an den ikonischen drei Kreuzen macht der eine oder andere sicher genau so viele, da wir unerhörterweise über den Gipfel doch noch eine Gravelpassage eingebaut haben. Und auch, weil wir nunmehr fast trocken fast alle Berge weggeputzt haben. Da rauscht es sich doch umso besser hinab nach Bischofsheim zur Pause. Frau Vorndran wartet schon sehnsüchtig in der Brennerei, denn wir sind ein wenig hintendran (aber das kennt sie ja von uns - ich schiebe meist eien Plattfuß oder ähnliches vor).
Kugelrund rollt es sich nun gleich viel besser zum Schwedenwall hinauf, dann zum..., dann zum... - der Regen grüßt nun auch gelegentlich. Aber eigentlich stört er uns nicht mehr wirklich, denn der Kreuzberg ist im Kasten, heute übrigens mit geringer Rentnerdicke - ähem - dichte.
Wieder daheim im Petersberger Hotel heute ausnahmsweise verkehrte Welt: Erst Duschen, dann Schmutzbier - war wohl doch ein wenig feucht-kühl heute. So langsam kommt der Speichentalk in Fahrt, wir erfahren von geklebten Sattelstützen, für 60kg Lebendgewicht freigegebenen Laufrädern und trauen unseren Ohren kaum, dass es Rennradfahrer gibt, die zwar der Williams Christ Birne zugetan sind, nicht aber Shimanos Top-Schaltgruppe: "Dura Ace - kenn ich nicht". Hier hat jemand die Prioritäten eindeutig korrekt gesetzt -Chapeau!
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Nach den ersten kühlen flachen km "hügeln" wir uns allmählich bis ins altehrwürdiges Bad Brückenau. Ein wenig mehr Verkehr, in Teilen nutzen wir hier den neuen Sinntal-Radweg auf alter Bahntrasse. Ab Wildflecken geht es strammer hinauf zum Kreuzberg - dem heiligen Berg der Franken. Klosterbier mit allen Ausflüglern? Hmmm, da schießen wir besser hinunter nach Bischofsheim (Achtung: SEHR schnelle Abfahrt) und machen in der dortigen Brennerei Rast. Wohl genährt fahren wir uns hinauf zum Schwedenwall wieder frei.
Und schwupps sind wir wieder in Hessen. Was nicht heißt, dass es hier nicht auch noch ein paar Hügel gäbe: Über den Rommerser Berg geht es hinab ins stille Gichenbachtal und wiederum etwas leichtere Hügel mit Bergabtendenz zurück nach Petersberg.
Von hagen306 – Die Variante für alle, denen "nur der Kreuzberg" zu wenig Kraxelei in der bayerischen Rhön ist. Nach Bad Brückenau klettern wir auf kleinsten Wegen hinauf zum Würzburger Haus - tolle Panoramablicke in die Schwarzen Berge! Weiter geht´s gen Kreuzberg. Pause auch bei dieser Variante in Bischofsheim. Vorher sind natürlich Snack-/Trinkstops möglich. - Nach Auffahrt zur Hochrhönstraße, Schussfahrt nach Wüstensachsen, und Wasserkuppensüdhang gen Gersfeld biegen wir wieder auf die Normalstrecke ein.
Sofern uns die XXL-Variante doch zu stramm, die normale E2 aber zu einfach erscheint, gäbe es natürlich noch tausende Optionen...
Von hagen306 – Dieser Tag steht im Zeichen des Schnitts. Nein, nicht des schnöden Durchschnitts, das wäre zu banal. Es geht im Friseure und Profiteure. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass wir tatsächlich auch am Ende des Tages einen Durchschnitt auf dem Tacho stehen hatten. Darüber wollen wir uns jedoch genüsslich in Schweigen hüllen.
Schnitt Nr 1: Den machen wir heute mit dem Wetter. Wir bleiben so gut wie trocken. Damit wären wir auch gleich bei Schnitt 2: Mareikes Friseursalon in Kaltennordheim. Der hat zwar heute zu, aber eine Terrasse zum Unterstellen, als doch noch mal ein Schauer kommt. Gnadenlos nutzt das Susanne aus und fährt mit ihrer Gruppe nebst breitem Grinsen an uns vorbei. - Überhaupt stellen wir fest, dass es viele Friseure in der Rhön gibt (an jedem Sammelpunkt einen), die aber laut Insidern im Trupp alle nur Spinning fahren, sofern sie sich nicht solche schönen Geschäftsnamen von Haarmonie bis Kopfsalat ausdenken.
Schnitt Nr 3: Unsere Schnellen machen heute einen sehr guten Schnitt mit ihrem Guide. Local Hero Torben war für heute ja kurzfristig eingesprungen und - "obwohl eher schweigsam" (O-Ton) - der Meister der Landeskunde. Den Berg hinaufhecheln und dann noch die Geschichte vom Haselsteiner Schlossgespenst hören, das gibt es in der sportiven Gruppe nicht alle Tage. Sollte es aber. Wir danken Torben - zumal er spontan morgen noch einmal an der Startlinie stehen wird - denn schließlich fahren wir ja durch sein Wohnzimmer der Hessischen Rhön- Und ja: Die Hessische Rhön ist die schönste. Wenngleich wir heute auch erfahren, dass "Thüringen das schönste Bundesland in Thüringen" ist
Schnitt Nr 4: Den macht heute das Bergstübchen auf der Geba: Kuchenbuffet restlos geräubert und auch die sportgerechte Thüringer Rostbratwurst findet (trotz leicher Verzögerung) noch einige Abnehmer. Manch einer nimmt 2 dieser Spezial-Protein-Fett-Riegel und hat wohl auch einen guten Schnitt (Nr. 5) gemacht.
Und so ließe sich die Liste fortsetzen von unserer Tour durch die deutsch-deutsche Geschichte von Point Alpha bis zum Mückenhöfchen immer hübsch zwischen Hessen und Thüringen hin und her. Merke übrigens: Zur Grenze geht es immer bergauf!
Und...Schnitt!
Das hatten wir angekündigt:
Die heutige Etappe entbehrt nicht einer gewissen Epik: Der Lange Kanten kreuzt die alte innerdeutsche Grenze mehrfach. Natürlich passieren wir Point Alpha, fahren durch die Einsamkeit die "Sicherheitsstreifens" auf Thüringer Seite. Die Hohe Geba markiert den östlichsten Punkt des Tages - und oben lauert die Bratwurst. Einfach nur zurückrollen geht heute nicht: Wir queren die Lange Rhön am Ellenbogen, nehmen später dann aber den "Schummeltunnel" unter der Milseburg hindurch - denn die wartet ja noch morgen ;-)
Von hagen306 – Die Langvariante nimmt noch einige Stiche mehr unter die Räder, der Boxberg gewinnt den Titel für das "Miststück des Tages". Wir fahren ihn natürlich nur der Aussicht und der späteren Abfahrt nach Elters wegen. Kurz vor Schluss fahren wir nur noch das "Rhöner-Jong-Memorial" , eine Kurvenkombination in Hagens Dorf, und biegen auf die Zielgerade ein.
Von hagen306 – Heute wollen wir doch einmal klären, wie wahr die kleinen Textchen der quäldich-Tourenbeschreibungen so sind - gibt es ihn wirklich diesen eitlen Sonnenschein? Gut gelaunte Crews? Gut gelaunte Teilnehmer? Diese handverlesene Streckenauswahl? Nehmen wir also mal die Beschreibung des heutigen Rhöntages hinauf zum Monument - der Wasserkupp (wie der Rhöner sagt):
" Bis Poppenhausen warten 20km Warm Up auf uns, dann klettern wir auf den "oberen Westbalkon" der Wasserkuppe bis nach Abtsroda" - Jupp, nur dass es schon seit 1:00 morgens regnet, nieselt, üsselt, sifft. Die Folge: das Peloton für unsern Abschlusstag schmilzt auf 3 Verrückte + Guide. Wir ziehen die Verabschiedung unserer tollen Gruppe also auf 8:45 morgens vor. Gern hätten einige sicherlich noch einen Birnenbrand zum Adé-Sagen genossen, gerüchtehalber ist dieser jedoch alle. - Aber wo ist nun der Westbalkon? Nur Nebel - egal, das Peloton wird ordnungsgemäß informiert, welche Berge und Täler wir gerade nicht sehen - das weckt doch Lust auf mehr - Check!
"...und drücken die letzten km hinauf zum Gipfel. Ehrensache, dass wir wirklich bis zum höchsten Punkt, dem Radom auf 950m, fahren." Check! - siehe Foto! Wir sind jetzt übrigens auch vorübergehend warmgefahren. Der Blick ist grandios - denn wir können wirklich das Radom sehen - war so nicht zu erwarten. Hinweis zu den weiteren Fotos: da ist Sonne drauf - wie auch an MINDESTENS 350 anderen Tagen im Jahr, z.B. ab morgen wieder.
"Segelflieger und Paraglider gibt es natürlich auch zu sehen." - Interessiert uns heute nicht - aber trotzdem Check!
"Wir queren das Ulstertal und fliegen hinauf auf die Lange Rhön - bei guter Sicht sehen wir von hier den gesamten Thüringer Wald." - da heute schlechte Sicht ist, sehen wir auch nicht den Thüringer Wald. Zudem sind wir erst gar nicht auf die Lange Rhön geflogen. Die vernünftigste Entscheidung des gesamten Tages - Double Check!
Am Dreiländereck wartet dann eine 300m lange Schotterpassage (der Todesstreifen der ehemaligen Grenze) - Verdammt, die haben wir doch tatsächlich backbord liegen gelassen (wir navigieren heute seemännisch, das entspricht dem Ambiente dieses Tages) und die Strecke auf kühlende 70km verkürzt. Na gut: kein Check.
"...und dann auf ähnlichem Wege wie gestern...auf neuem Asphalt gen Fulda zurückfahren" - Double Check für vorausschauende Streckenplanung: Wir sind der Zeit voraus, denn auf der kleinen Straße über Mauerschell wird erst ab morgen neu aspaltiert. Merke: nächstes Jahr ist hier Premiumrollen angesagt. Und dann scheint ganz sicher wieder die Sonne, beim Bergglühen 2022!
Von hagen306 – Gegenüber der kürzeren Variante haben wir ein wenig angefettet: Ab Dipperz schlängeln wir uns auf den "unteren Westbalkon" der Rhön bis zur Steinwand. Es folgt der "obere Westbalkon" bis Abtsroda, die Wasserkuppe und die Auffahrt zur Langen Rhön. Je nach Gusto biegen wir noch 2x oder öfter nach Osten hinab und kehren immer wieder zum Kamm zurück - SPEKTAKULÄR. Und zugleich höchstes Suchtpotenzial. Erst am Dreiländereck geben wir Frieden - nun geht´s wieder westwärts und mit kleineren Bergauf-Unterbrechungen (Die MIlseburg ist übrigens in der Abfahrt am spektakulärsten: Ein Panoramastopp mit Blick ins Fuldaer Land lohnt sich. Die Lioba grüßt von Ferne - und nun heißt es auch Abschied nehmen von der Rhön. 4 Tage haben die Berge geglüht, die Augen geleuchtet...