Von majortom – Kreuz und quer durch die Dolomiten führt dich unser Dolomiten-Giro. Ausgehend von Bozen verbringen wir eine Woche mit Pässen, Pässen, Pässen. Vom Passo di Manghen im Süden bis zum Würzjoch im Norden, von den Drei Zinnen im Osten über die Sellarunde bis zum Passo di Lavazé im Westen.
Streckenänderungen vorbehalten.
quäldich-Reise Dolomiten-Giro
Dies ist die offizielle Strecke der quäldich-Reise Dolomiten-Giro vom 11. bis 18. Juni 2022.
Von majortom – Wir sind in den Dolomiten. Es war schon 2016, als Jan und ich den Dolomitengiro mit einer ganzen Reihe anderer neuer Alpen-Reisen aus der Taufe gehoben ware, 2017 war die erste Austragung. Nun hat es bis 2022 gedauert, dass ich auch selbst mit am Start in Bozen stehe, etwas aufgeregter als sonst bei meinen Reiseleiter-Einsätzen, da ich in den letzten Jahren vor allem Zeit in Frankreich verbracht habe und Italien für mich auch immer etwas terra inkognita ist. Seit 2005, als es Etappenort meiner Tour Avignon-Budapest war, war ich weder mit noch ohne Rad wieder in Bozen oder den Dolomiten. Seit 2017 verfolge ich nun schon die Berichte unserer Dolomiten-Reisen, die meist am Fließband Fotos von schroffen Dolomiten-Gipfeln vor blauem Himmel produzieren, und davor wiederum glückliche Rennradfahrer auf herrlich trassierten Passstraßen. Ich freue mich auf die sieben Etappen, die vor uns liegen!
Auf der Anreise nach Bozen gestern, als ich gerade Fahrdienst am Steuer unseres neuen quäldich-Transporters hatte, fingen meine Mitfahrer Sylvia und Harald plötzlich an, Wettervorhersagen für die komplette Woche zu checken und über Regenwahrscheinlichkeiten zu debattieren. Immer mehr steigerten die beiden sich rein, so dass ich mich schließlich zu einem "Handys weg"-Machtwort genötigt sah. Wie üblich interressieren mit Wettervorhersagen auf Reisen nicht über den folgenden Tag hinaus, und dieser folgende Tag - heute - verheißt strahlenden Sonnenschein und große Hitze. Heute morgen hat sich dies bewahrheitet. Keine (oder fast keine) Wolke am strahlend blauen Himmel, die Berge rund um Bozen leuchten in der Morgensonne. Anfängerfehler: ich habe die keine Sonnencreme mitgebracht, doch Harald hilft mir gerne aus. Vielen Dank! Schon am Morgen ist also klar: das wird heute eine Hitzeschlacht.
Noch angenehm kühl ist es, als wir von unserem Hotel nahe der Messe zunächst durch den südlichen Teil Bozens fahren, dann auf den Brenner-Radweg wechseln und am rauschenden Fluss entlang das Eisack-Tal hinauf fahren. Für etwa 10 Kilometer, dann geht es in den Anstieg zum Kasererbild nahe Obergummer. Im Schatten des Waldes und des Nordhangs ist von der Hitze zum Glück nicht viel zu spüren. Und trotz des Waldes bekommen wir immer wieder Blicke zurück auf Bozen serviert, das mit jeder Kehre tiefer unter uns liegt. Die Morgeneuphorie ist groß - wir sind in den Dolomiten angekommen.
Etwa 1000 Höhenmeter später sammelt sich meine große Gruppe am Kasererbild, einer Kapelle mitten im Wald. An einem Brunnen mit "Südtiroler Trinkwasser" füllen wir die Bidons wieder auf. Gut so, können wir dann noch mit zwei vollen Flaschen pro Person nach kurzer Abfahrt in den Passo di Lavaze starten. Für eine Auftaktetappe ist unsere Etappe heute durchaus ambitioniert. Schon bis zur Mittagspause im Val di Fiemme bei Kilometer 60 werden wir über 2000 Höhenmeter absolviert haben.
Zunächst sorgen noch die eng überholenden italienischen Ausflügler in ihren Autos für Schweißperlen auf der Stirn - vielleicht ist es aber auch einfach nur der Kontrast zu null Verkehr nach Obergummer zuvor - dann in der endlos erscheinenden, der Sonne ausgesetzten Geraden im Mittelteil des Passes die konstant 12 bis 13 Prozent Steigung. Ich spüre, wie mein Tritt unrunder wird, Beine und Kopf einen Kampf darüber ausfechten, wer zuerst das Handtuch wirft. Kein Schatten. Die erwartete Hitzeschlacht ist da. Am Ende des Feldes bin ich jedoch mit meinen Problemen nicht alleine, und wir mobilisieren die letzten Kräfte, um es noch zur Passhöhe zu schaffen. War der Pass bislang eher unspektakulär, von den gelegentlichen Ausblicken auf die Dolomiten-Felsformationen des Rosengarten (?) einmal abgesehen, ist das Panorama an der Passhöhe sensationell. Wir sehen nach Westen ist (vermutlich) Ortler-Massiv, im Norden bis zum Alpenhauptkamm, im Westen die schroffen Dolomitengipfel. Es war ein hartes Stück Arbeit, aber es hat sich gelohnt.
Belohnen dürfen wir uns dafür bei Sylvia, die nach der Abfahrt mit dem quäldich-Bus auf uns wartet und ein gewohnt opulentes Buffet gezaubert hat. Mit Liebe zum Detail: Italienische Flaggen stecken im Käse, und auch die Servietten sind grün-weiß-rot arrangiert. Als ich mein Rad abstelle, werde ich herzlich von jemandem im Guide-Trikot begrüßt. Ich muss zweimal hinschauen, denn es ist @tortentom, den ich hier natürlich nicht erwarten hätte. Drei quäldich-Toms auf einem Haufen, das hat es auch lange nicht gegeben. Wie sich herausstellt, macht er einen privaten Kurzurlaub mit seiner Freundin in der Gegend und beantragt, uns bis Levico Terme begleiten zu dürfen. Natürlich darf er!
50 Kilometer fehlen noch, und sie sind größtenteils flach. Wir haben zwar Gegendwind im Tal, doch auch wenn die Wechsel-Strategie an der Spitze unseres Feldes bislang noch nicht so ausgefeilt sind, schaffen wir es doch, uns die Arbeit an der Spitze aufzuteilen und so das Tempo hochzuhalten. Der Anstieg nach Sveseri fordert bei der großen Hitze hier im Tal und 15-prozentigen Abschnitten nochmal alles, doch dann können wir das große Blatt auflegen und segeln virtuos ins Ziel nach Levico. Was für eine Auftaktetappe, die großartiges für die kommenden Tage verspricht!
Anmerkung des Autors: @Jan schreibt ja in seinen Blogs oft mal nur einen rudimentären Text, garniert mit dem Hinweis "Heute müssen die Bilder sprechen". Leider war der Akku der Autoren-Kamera leer (noch ein zweiter Anfängerfehler), weswegen ich heute den Spieß mal umdrehe. Nur ein Symbolbild, heute muss der Text mal sprechen.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Es geht los. Wir verlassen Bozen, umgehen den unangenehmen Tunnel auf der Hauptstraße und nehmen die schöne Nebenstrecke über Obergummer, um letztendlich zum Lavazéjoch zu gelangen. Damit ist der Pässereigen des heutigen und der kommenden Tage eingeläutet. Die Dolomiten mit ihren schroffen Gipfeln heißen uns sogleich willkommen. Die Abfahrt führt uns ins Val di Fiemme, wo wir talaufwärts weiter fahren und nach einem kurzen Zwischenanstieg eine langgezogene Abfahrt in den Etappenort Levico Terme genießen dürfen.
Von majortom – Das zweite Teilstück zwischen Levico Terme und San Martino beginnt mit einer 20 Kilometer langen Einrollphase durchs Valsugana, um die Beine warm zu fahren für eine erneut höhenmeterreiche, aber auch landschaftlich wunderschöne Etappe. In Strigno beginnt dann der langgezogene Anstieg zum Passo di Brocon. Ein Vorpass namens Passo Forcella ist bei Kilometer 30 erreicht, die Brocon-Passhöhe dann bei Kilometer 52. Der kleine Passo di Gobbera folgt auf dem Fuß, so dass wir nach Fiera di Primiero gelangen. Nun fehlen noch 700 Höhenmeter bis in den Wintersportort San Martino di Castrozza; wir haben also eine kleine Bergankunft heute.
Von majortom – Bergankunft in San Martino? Na ja, genau genommen sind wir noch nicht ganz oben, denn San Martino war erst ein Zwischenziel auf der langen Südanfahrt zum Passo Rolle. Es fehlt uns noch ein Stück von 9 km, bis wir an der Passhöhe stehen, es sind allerdings wunderschöne Kilometer, so dass der Pass in der Morgeneuphorie kein großes Hindernis darstellen dürfte. Direkt im Anschluss wartet der Passo di Valles auf uns. Die Abfahrt führt uns nach Cencenighe, und wir können erstmal entspannt bis Caprile das Tal hinauf fahren, ohne größere Steigungen absolvieren zu müssen. Dann jedoch heißt es nochmals alle Kräfte zu mobilisieren, denn unser letzter Pass, der Fedaia, ist einer der ganz harten Brocken mit Steigungen bis zu 16 Prozent. Im unteren Bereich bekommen wir jedoch noch ein besonderes Highlight serviert – die wildromantische Sottoguda-Schlucht. Oben am Fedaia fahren wir vorbei am Marmoladagletscher, dann geht es in die Abfahrt nach Pera di Fassa, wo wir zwei Nächte verbringen werden.
Von majortom – "Ich könnte auf einer Grillparty sein. Stattdessen quetsche ich den Fedaia hoch." Solche oder ähnliche Gedanken unterstelle ich einfach mal dem kompletten quäldich-Ensemble, das heute aus dem trentinesischen Skiort San Martino di Castrozza bis ins Herz der Dolomiten nach Canazei vorgedrungen ist. "Wer hat Angst vor dem Fedaia?", habe ich gestern bei der Etappenvorstellung gefragt, und bis auf ein bis zwei zaghaft gehobene Hände traute sich niemand. Also machen wir es heute einfach. Der Fedaia ist ja berüchtigt für die hohen Geschwindigkeiten, die man bei der Abfahrt erzielen kann, aufgrund des hohen Gefälles. Also erwarten wir heute in Gegenrichtung niedrige Geschwindigkeiten, aufgrund der hohen Steigung.
Der Reihe nach: Zunächst lösen wir den Coitus interruptus auf, den wir am gestrigen Tag fabriziert haben. Wir haben die Südanfahrt zum Passo Rolle nämlich einfach in San Martino abgebrochen und haben die Auffahrt so ganz dreist zweigeteilt. Aber gestern war das Programm natürlich auch in der interruptierten Variante ausreichend, und so machen wir uns heute auf die noch fehlenden neun Kilometer zum Passo Rolle. War die Auffahrt bisher eher unspektakulär, so enthüllen sich heute die umgebenden Dolomitengipfel mehr und mehr ihres verschämten Wolkenkleides, und bei erneut strahlendem Sonnenschein können wir die Ausblicke auf die Felswände, die uns umgeben, genießen. Ein Traum. So die einhellige Meinung an der Passhöhe. In der Abfahrt verfehlen wir natürlich die Abzweigung in den Passo di Valles nicht, und kurze Zeit darauf stehen wir auf unserem zweiten Pass für heute. Wo wir gleichzeitig auch die Grenze vom Trentino ins Veneto überschreiten.
Lange Abfahrt inklusive recht abenteuerlicher Tunnelumfahrung, ein paar Kilometer das Tal rauf, und Sylvia erwartet uns mit Griechischem Salat und der vom Frühstücksbuffet abgestaubten Salami am Ufer des Lago di Alleghe in Massarè. Der kein Stausee, sondern ein durch einen Bergsturz entstandener natürlicher See ist, wie Italien-Kulturattaché @Lothar63 uns bereits gestern Abend erklärt hat. Da die sportive Gruppe erst bei unserem Eintreffen die Flucht ergreift, machen wir es uns natürlich für eine Weile auf den Bänken mit Seeblick gemütlich und verdrängen mehr oder weniger erfolgreich alle Gedanken an den noch vor uns liegenden Fedaiapass.
Recht Flache Anfahrt mit Rückenwind bis Caprile, und dann sind wir mittendrin in der Auffahrt zum Passo Fedaia. Der relativ harmlos anfängt. Die Geschichten von der rennentscheidenden Etappe des diesjährigen Giro d'Italia hat natürlich die Runde gemacht. Zunehmend nervös nehmen wir zur Kenntnis, wie laut Garmin die noch bevorstehende Durchschnittssteigung von 7 auf 11 Prozent ansteigt. Die berüchtigte Rampe liegt nämlich noch vor uns, und es gilt definitiv die gern zitierte Weisheit von @hagen306: "Der Anstieg ist steil. Dafür ist er aber auch nicht so kurz." Auf der Habenseite: wir sind schon auf ca. 1500 m Höhe, und es ist trotz Südhang bei weitem nicht so heiß wie befürchtet. (Dafür ist es aber auch so steil wie befürchtet.)
Die Gerade ist mörderisch. Trotzdem quetschen wir irgendwie hoch. Die folgenden Serpentinen täuschen. Kurzzeitig flacht die Steigung ab, dann wird es wieder steil. Wir zählen die letzten Kilometer runter. Ein pfeifendes Murmeltier 20 Meter neben der Straße lässt ein wenig Disneyland-Stimmung aufkommen. Und schließlich sind wir oben, mit Blicken auf den Marmolada-Gletscher, wie versprochen. Ein hartes Stück Arbeit. Und dennoch sind natürlich alle glücklich. Die Kaffeepause am anderen Ufer des Stausees (mit zwei Staumauern, wie @Lothar63 zu berichten weiß) ist wohlverdient.
Somit steht eigentlich nur noch die Abfahrt nach Canazei auf dem Programm. Die Hotel-Terrasse grüßt. Dort angekommen will Sylvia uns schon den Zahlencode für die Radgarage zurufen, doch das Tageswerk zumindest einer Splittergruppe ist noch nicht beendet. Denn dummerweise habe ich (nach entsprechenden enthusiastischen Hinweisen von @tortentom) das Rifugio Gardeccia als traumhafte Stichstraße in das Rosengarten-Massiv angekündigt und damit allerlei Mitfahrer heiß gemacht. Und auch ich selbst will mir diese Auffahrt auf keine Fall entgehen lassen.
Wir machen es kurz: der Fedaia ist Kinderfasching dagegen. Dankenswerterweise sind hier jeden Kilometer Schilder aufgestellt, die die Durchschnittssteigung auf dem folgenden Kilometer angeben. Auf den ersten fünf Kilometern lernen wir, dass zehn Prozent im Schnitt auf einen ständigen Wechsel zwischen acht und 16 Prozent bedeuten kann. Auf dem letzten Kilometer wird dann allerdings 13,7 Prozent angegeben. Die in einer endlosen Rampe von 16 bis 17 Prozent kulminieren. "Tom sah nicht glücklich aus, als er oben angekommen ist", erzählt Oliver am Abend nach der Etappe. Dabei war er glücklich, konnte es in dem Moment nur nicht so ganz zeigen. Und wenn man dann mal die Muse hat, das herrliche Dolomitenpanorama zu betrachten, kann man gar nicht mehr unglücklich sein. Leider hat es sich gelohnt, und wir können uns nicht mal mehr darauf berufen, dass das ganze Unterfangen von vornherein ein Himmelfahrtskommando war.
Zusammengefasst: ein traumhafter Tag den Dolomiten mit strahlendem Sonnenschein von morgens bis abends, wunderschönen Pässen - und hin und wieder halt auch mal einem etwas steileren Abschnitt...
Von majortom – Die "klassische" Sellarunde führt über Sellajoch, Grödnerjoch, Passo di Campolongo und Passo di Pordoi. Nicht ganz der klassische Ruhetag...
Von majortom – Was wären die Dolomiten ohne die Sella Ronda, die klassische Sellarunde rund um den Sellastock. Wir entscheiden uns heute für eine ,,extended"-Version dieser Runde, und starten von Canazei aus direkt mit dem langen Anstieg zum Sellajoch. Nach einer kurzen Abfahrt ist das Grödnerjoch als Pass Nummer zwei dann keine allzu große Herausforderung, es heißt aber natürlich auch mit den Kräften so gut wie möglich haushalten. Die Abfahrt führt uns über Corvara - wo wir über den Passo di Campolongo auf die klassische Sellarunde abkürzen könnten - bis nach Stern, wo der lange Anstieg zum Passo di Valparola ansteht. Und den Passo di Falzarego bekommen wir mit einer kurzen Abfahrt gratis dazu. Es geht nun ins Tal hinab, wo zwischen Cernadoi und Arabba das einzig nenneswerte Flachstück des Tages kommt. Eine gute Gelegenheit vielleicht, nochmal die letzten Kräfte zu sammeln, für den finalen Anstieg, den Passo di Pordoi, der uns wieder nach Canazei und schließlich nach Pera zurück führt.
Von majortom – Wer nicht widerstehen kann und die Passausbeute maximieren möchte, kann zusätzlich zur "extended"-Version noch den Campolongo als Stichstraße fahren.
Von majortom – Gestern noch musste der quäldich-Leser auf einen Tagesbericht aus den Dolomiten verzichten, und der Grund dafür ist mitnichten der Müßiggang des Berichterstatters oder eine aperolschwangere Geburtstagsparty am quäldich-Cruiser, sondern einzig und allein die Tatsache, dass wir Hagen für den Alto de l'Angliru bei seinerAsturien-Rundfahrt die volle Aufmerksamkeit lassen wollten. Heute sind wir jedoch wieder mit vollem Enthusiasmus dabei und berichten von der fünften Etappe. Einer Etappe en ligne von Canazei nach Cortina d'Ampezzo, was einigermaßen schwer fällt, haben wir unser Hotel in Canazei und die ausgezeichneten Schweinebacke-Menus dort doch eindeutig lieb gewonnen. Doch nach zwei Nächten in Canazei werden nun die Karten neu gemischt.
17 Kilometer geschenkt bekommt man nicht jeden Tag zum Auftakt der Etappe, und so rauschen wir euphorisiert aber auch demütig am Morgen das Val di Fassa hinab bis Moena. Irgendwo unterwegs stellen wir noch eine belgische Rennradgruppe und ziehen in einer kurzen Gegenwelle gnadenlos an ihnen vorbei, doch fällt es ihnen im abfallenden Terrain natürlich nicht schwer, den Kontakt zu uns zu halten. Was dann die Aufgabe für den ersten Pass des Tages, den Passo di San Pellegrino gewissermaßen vorgibt. quäldich vs. Frittenequipe. Als der Tony Martin von Gruppe 2 habe ich zu diesem Zeitpunkt mit der Tempoarbeit im Flachstück meine Aufgabe fürs Team längst erledigt, und ich zögere nicht lange, mich ins Grupetto zurückfallen zu lassen und lediglich die Rouleure der Belgier noch mit dem einen oder anderen Nadelstich zu piesacken. An der Spitze des Feldes hat unsere deutsch-kolumbianische Allianz sich der Aufgabe angenommen, und souverän werden die Belgier (zumindest nach mir zugetragenen Berichten) versägt. "Von denen konnte eh nur einer was, und der auch nicht wirklich", berichtet der Interims-Kulturattaché später. Dazu ist natürlich auch noch zu sagen, dass der San Pellegrino auch ganz hübsch ist, wirklich beeindruckend aber erst an der Passhöhe und in der Abfahrt.
Apropos Abfahrt: Vorbereitung ist alles, und so kennen wir bereits von der dritten Etappe den Tunnel vor Cencenighe Agordino beziehungsweise dessen Umfahrung, als auch die Schotter-Umfahrung des Tunnelumfahrungstunnels. Auch das anschließende Teilstück zur Mittagsverpflegung bei Sylvia in Massarè ist bestens bekannt; in souveräner Manier hat sich Sylvia denselben Parkplatz wie vor zwei Tagen gesichert, und das gewohnt oppluente Buffet erwartet uns. Sensationell.
Beim Essen werden Geschichten und Gerüchte über den nun bevorstehenden Passo di Giau ausgetauscht. "Ein Bekannter, der viele Radmarathons fährt, hält ihn für viel anspruchsvoller als den Fedaia", gibt Oliver zu bedenken. Lothar kontert: "Der ist zwar durchgängig steil, hat aber keine so fiesen Rampen." Ich selbst muss in Erinnerungen kramen, die ausdem Jahr 2005 stammen; so lange ist es nämlich her, dass ich den Giau gefahren bin. Wir sind damals mit Gepäck oben angekommen, und es war der dritte Pass des Tages. Meine Diagnose also: machbar.
Sechs flache Kilometer, und wir sind im Vorgeplänkel nach Selva di Cadore. Die schlecht beleuchteten Tunnels standen schändlicherweise nicht im Team-Briefing (Minuspunkte für den Organisator), aber wir quetschen souverän nach oben und freuen uns auf die eigentliche Passauffahrt mit 900 Höhenmetern auf 10 Kilometern (Pluspunkte für die Gruppe!). Ein hartes Stück Arbeit wie erwartet, insbesondere mit einer doch recht steilen Rampe zu Beginn. Während im unteren Drittel nochmal die Sonne scheint, zieht es dann leider mehr und mehr zu, und die umgebenden Dolomitengipfel verschwimmen immer mehr. Dennoch ist vor allem der letzte Teil im offenen Gelände wirklich schön, und der Giau darf im Schatten der Sellarunden-Pässe zurecht als Geheimtipp gelten.
Als die letzten Fahrer die Passhöhe erreichen, beginnt es zu nieseln, und von hinten rückt eine Regenwand heran. Schnell scheuche ich unsere Equipe in die Abfahrt, sobald alle Regenjacken angezogen sind. Um richtig nass zu werden, reicht der Regen jedoch nicht aus, und so rollen wir schon bald in Pocol ein. Fünfte Etappe beendet. Yeah! Splittergruppen fahren noch auf ein Eis nach Cortina (was zurück ca. 340 Hm bedeutet) oder die Erweiterungsoption zum Rifugio Cinque Torri.
Morgen warten dann die Drei Zinnen auf dem Weg ins Val Badia.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung.
Nach zwei Nächten verlassen wir Canazei und wenden uns zunächst nach Südwesten, das Fassa-Tal hinunter. So gelangen wir nach 15 Kilometern gemütlichem Einrollen nach Moena, wo die Auffahrt zum Passo di San Pellegrino beginnt. Es ist ein nicht ganz so harter Pass, was ja nach den Strapazen der letzten Tage auch mal ganz schön ist. Teile der Abfahrt und dem anschließenden Rollen im Tal kennen wir dann schon von vorgestern, doch zum Schluss wartet nochmal ein Highlight auf uns. Der einsame Passo Giau bietet abermals herrliche Dolomiten-Panoramen, und auch die felsige Abfahrt nach Cortina d'Ampezzo, wo wir das Nachtlager beziehen, kann sich sehen lassen.
Von majortom – Die Drei Zinnen stehen vielleicht wie keine andere Berggruppe für die schroffen, felsigen Dolomitengipfel, die die Region so einzigartig machen. Und heute stehen sie auf unserem Speiseplan. Wir starten in Cortina mit dem Passo Tre Croci, der eher Mittelgebirgs- als alpinen Charakter hat, aber er ist ja auch nur der Aufgalopp. Eine kurze Abfahrt zum Misurinasee, dann beginnt der steile aber wunderschöne Anstieg zu den Drei Zinnen. Danach können wir jedoch erstmal die Beine hochnehmen; die Abfahrt führt bis Toblach - inzwischen sind wir wieder in Südtirol angekommen - und dann noch weiter locker das Tal hinab. Etappenort ist La Villa im Val Badia.
Von majortom – Und schon ist der Dolomitengiro fast wieder zuende - doch auch die Schlussetappe bietet mit dem Würzjoch noch einmal einen sehr schönen Pass. Die Auffaht beginnt nach einer Einrollpassage das Val Badia hinunter nach St. Martin in Thurn, sie ist langgezogen und nicht allzu schwer, aber sehr eindrucksvoll. Die Abfahrt führt uns dann ins Eisacktal, dem wir nur noch bis Bozen zu folgen brauchen, so dass sich der Kreis nach einer Woche schließt.