Eine kleine Entdeckertour soll das südliche Gotthard-Gebiet für QD vollständig erschließen.
Am frühen Morgen allein die Tremola hinauf ist ein emotionaler Genuss. Mit der fast vollständigen, liebevollen Renovierung rumpelt der Berg-Velofahrer noch immer geräuschvoll über das Kopfsteinpflaster. Aber einige betonierte seitliche Regenrinnen sind erneuert. Benützt man diese, geht es still, genussvoll und mühelos voran. Nur für 10 bis 20m jeweils. Nutzt man alle, auch die alten, so erreicht man (ungemessene) 5% der 6km ab Val Tremola Beginn. Oft ist der Streifen sehr schmal und schräg. Wie beim Champs Elysseé Endspurt der Tour schrammt das Pedal knapp an dem Seitenbord vorbei.
Aber darf der hardcore Tremolaner diese Streifen überhaupt benützen?? Genusssucht und Pflicht liefern sich einen scharfen Kampf. Besteht nicht die Gefahr, dass analog zum Bohrhaken-Absägen in manchen alpinen Kletterwänden die hardcorler in dunkler Nacht alle 3m einen kleinen Felsbrocken plazieren??
Während der QD Berner Oberland Woche ist Lukas so schnell über die Tremola gefahren, dass ihm die Plomben herausgefallen sind. Dies gelingt mir nicht. Nicht weil die Zähne so gut, sondern weil die Beine so schwach.
Oben am Gotthard löse ich mich von solchen Betrachtungen und fahre rechts hinauf, oben links haltend zum Lago della Sella. Am einsamen Stausee mit schönem Ausblick Richtung Christallina fahre ich über den Damm und dann steil über ein kurzes Schotterstück zu 2 Häusern am Lago della Sella auf 2300m.
Anschließend hoffe ich auf das Schmankerl von heute. Zurück bis auf 2144m. Ich biege ab und erreiche über 4 nette Kehren ein kleines Pässchen. Und siehe da, ich sehe ein Sträßchen, das sich wunderbar den Hang hinaufschlängelt, scheinbar in den Himmel. Ich quetsche mich an einer freilaufenden(!) Schweineherde der benachbarten Alm vorbei und es geht wunderbar hinauf. Oben auf 2242m gibt es wahrhaft prächtige Aussichten: zum Gotthard, ins Bedrettotal und 1300m steil hinab ins Leventinatal. Und auf der anderen Seite geht es "in" Asphalt bergab! Ich bin ganz aus dem Häuschen. Ich benenne bereits den Pass für QD mit "Passo mio". Am sehr steilen Hang mit zahlreichen Lawinenabsicherungen aus Stahl quere ich hinunter bis zur Alpe di Pontino(2050m), zuletzt auf Schotter. Dort erkenne ich ohne Überraschung, dass hier für RRler das Ende ist. Später lese ich ich, dass MTBler weiter hinab durchs steile Val Canaria zur Straße Airolo - Altanca (- Ritom) fahren. Aber auch dass mein "Passo mio" offiziell Passo Scimfuss heißt. Die nicht unsteile Rückfahrt ist ein Vergnügen.
Nach 2 Erschließungserfolgen hoffe ich auf den dritten. Nach dem Tunnelausgang fahre ich bei der Abfahrt rechts Richtung Rosso di Fuori(2128m). Sieht von unten wunderbar aus, geht aber bald in Schotter über. Am Rosso di Fuori sehe ich, dass die Straße kontinuierlich bergab geht (sie endet nach ca. 5km in steilem Gelände, wie ich später lese). Nicht lohnend.