Großes Alpenbrevet 2000 212,0 km / 4776 Hm
Von der Idee zur Durchführung
Die Idee zu dieser Tour kam mir während dem TCS Alpenbrevet, in der Schweiz, im Jahr 1998. Da ich dieses Brevet damals schon zum 4 Mal gefahren bin, suchte ich nach einer neuen Herausforderung. Meine damaligen Trainingspartner erklärten mich kurz darauf zum Spinner.... was soll's.Die genaue Streckenführung war im Sommer 98 perfekt. Eine Person für das Begleitfahrzeug hatte ich relative schnell gefunden, da mein Vater auf Ende 98 pensioniert wurde und er richtig wild auf Pässefahrten (im Auto) ist. Also brauchte ich nur noch ein paar verrückte die mit mir diese Tour fahren. Meine Freunde aus der Schweiz zogen sich aber wortlos zurück. Der einzige der wie vernarrt mitfahren wollte, war Tim (Sohn meiner Nachbarin). Da war nur noch ein kleines Problem, Tim hatte mit dem Radtraining erst im Juni 98 angefangen. Aber Tim ist ein Kämpfer mit einer Steinharten Birne. Also hatte ich ein Trainingsprogramm aufgestellt, mit dem wir unser Ziel Alpentour 99 erreichen würden.
Die ganze Tour hatte ich so geplant, das wir nicht gerade jeden Tag bis ans Limit gehen mussten. Wir wollten auch noch etwas Zeit haben, damit wir die schöne Landschaft geniessen konnten.
Den Luxus eines Begleitfahrzeuges, finden manche als uncool. Aber es ermöglicht, dass man alles dabei hat, aber das man nie mit Übergewicht fährt. Wir fanden es auf jeden Fall cool, den gleichzeitig hatte unser Fahrer neben der super Betreuung auch top Fotos geschossen.
Vorab wurden dann noch schnell die entsprechenden Unterkünfte gebucht, zwei Übernachtungen in Andermatt und je eine in Silvaplana, Schluderns und Davos.
Nachdem wir dann noch genug Essbares und eine Tonne Isostar Pulver eingekauft hatten, konnte es losgehen.
Anreise
Um 16.00 Uhr holten wir unseren sportlichen Leiter, Walter, ab und starteten mit dem vollgepackten Volvo, von Füllinsdorf Richtung Luzern, nach Andermatt. Alle waren wir gut gelaunt, Tim und ich weil wir endlich unserem Jahresziel entgegen fuhren, Walter weil er nun fast eine ganze Woche mit meinem Volvo durch die Alpen fahren durfte und überhaupt, weil der Wetterbericht im Internet für die nächsten Tage einfach genial war. Temperaturen um die 25 - 30 °C und Sonne satt.Bei solchem Wetter erreichten wir dann auch unser Startort Andermatt. Unsere Unterkunft, das Hotel Badus, fanden wir auf anhieb. Nach einem kurzen Scherz der Hotelmutter, es sind keine Zimmer mehr frei, hatten wir unser Gepäck unter gebracht und gingen dann gleich los zum Spaghetti essen. Mit zunehmendem Abend wurde leider das Wetter immer schlechter und das Tal um Andermatt füllte sich immer mehr mit Wolken.
Im Hotel zurück bereiteten wir dem morgigen Tag vor. Tim und ich füllten je etwa 5,5 L Isostar ab. Jeder von uns hatte seine persönliche Kiste im Auto, da waren seine Riegel, Ersatzteile, Zusatzkleidung und die zweite Drinkflasche untergebracht. Für jeden von uns wurden 4,5 L Isostar in einer Kühlbox mitgeführt, zum Nachtanken.
Damit wir am nächsten Tag eine gute Figur machten, gingen wir um ca. 22 Uhr in die Falle.
Der erste Tag
6 Uhr 30, der Wecker klingelte. Nach einem kurzen Blick aus dem Fenster war meine Stimmung im Keller. Ich konnte nicht einen Berggipfel sehen, alles war verhangen und es nieselte. Sofort wurde die Glotze angeworfen und im Teletext das Wetter abgerufen. So wie es aussah hatte sich über Nacht ein kleines Tief in die Alpen verirrt. Trotzdem gingen wir frühstücken. Cornflaks, Brötchen, O-Saft, Käse und etwas Kaffee. Walter konnte nicht verstehen das wir 30 Min. vor ihm mit dem Frühstück anfingen und trotzdem nach ihm fertig waren, wir auch nicht, denn Hunger hatten wir nicht mehr.Nach dem Frühstück gingen wir schnell raus, die Wettersituation hatte sich verschlechtert. Es regnete nun, die Temperatur um die 20 °C. Wir verschoben den Start um 1 Stunde auf 9.00 Uhr. Gegen 9.00 Uhr liess der Regen nach, wir zogen aber trotzdem unsere Regenbekleidung an, da die Strassen noch ziemlich nass waren.
Im Aufstieg zum Gotthard Pass verbessert sich das Wetter aber schnell. Unterwegs trafen wir noch eine andere Gruppe von Radfahrern, es stellt sich heraus, dass sie die gleiche Tour wie wir vor hatten. Tim und ich fuhren unser
Tempo weiter und mussten schon bald unsere Kleidung reduzieren, weil es deutlich wärmer wurde. Etwa 4 km vor der Passhöhe fragte ich Tim wie es mit Bergsprints aussehe.
Er sei generell dabei, wollte aber am ersten Pass noch nicht sprinten. Also rollten wir gemütlich dem Pass entgegen, die Strasse wurde trocken und ab und zu schaute die Sonne durch ein Wolkenloch.
Etwa 500m vor der Passhöhe, fragte mich Tim ob das da vorne der Gipfel sei. Da er gleichzeitig noch in den Gängen rumwühlte, dachte ich er will doch sprinten. Also vorne auf die grosse Scheibe, aus dem Sattel und los.
Tim braucht noch etwas Reaktionszeit und sprintet hinterher. Mit fast 40 km/h über die Passhöhe ist mal was anderes, den Pulsmesser schaltet man aber besser vorher aus.
So den Gotthard Pass hatten wir. Während dem Fotoshooting beim Passschild schaute dann zum ersten mal die Sonne richtig raus.
Die Abfahrt nach Airolo war bis zur Hälfte sehr gut, dann mussten wir aber von der Autostrasse runter auf die alte Passstrasse mit Kopfsteinpflaster. Diese restlichen Kilometer machten uns richtig kaputt. Es holperte und schüttelte das man nur noch 30 km/h fahren konnte. Nach kurzer Zeit hatte man eine Sehstörung, die Finger bekamen durch diese Vibration am Bremsgriff fast Blasen und zum Schluss, verlor Tim noch die Drinkflasche.
Meine Empfehlung: Nehmt ein Bussgeld in Kauf und fahrt verbotenerweise die Autostrasse runter. Im Laufe dieser Schüttelei hatten wir gar nicht gemerkt, dass es schön und warm geworden war.
In Airolo wurde nachgetankt und etwas Kleidung abgelegt und schon rollten wir in den Anstieg des Nufenen Passes. Ein schöner gleichmässiger Anstieg (linkes Bild) führte ins Bedretto Tal. Nach Ronco wurde es dann etwas steiler. Die Passhöhe sieht man schon etwa 7 km vorher. Am Ende des Tals zieht sich die Strasse dann rechts die Felsen hoch und überquert den Pass auf 2478m.
Tim fragte diesmal nicht, sondern spurtete ohne Worte los. In seinem Windschatten konnte ich mitbeschleunigen, leider hatte Tim einen zu kleinen Gang gewählt...und tschüss. Oben wurden wir von anderen Touristen etwas komisch angeschaut, als wir wie die gesenkten über die Passhöhe flogen. Die Abfahrt ins Wallis runter war ein riesen Spass, bis auf die Baustelle wo etwa 100 m Strasse fehlen.
In dieser Region konnte man noch immer riesige Schneemassen sehen, welche vom harten und schneereichen Winter hinterlassen wurden.
Nach einer Pause mit Mittag-
essen in Ulrichen (links), fuhren wir weiter Richtung Gletsch. Nach
diesen ca. 400 Höhenmeter sah man vom Ortsschild Gletsch aus die Rampe
zum Furkapass in ganzer Länge. Einen Eindruck davon könnt ihr im
rechten Bild erhalten.
10 km und etwa 700 Höhenmeter warteten auf uns. Die Sonne brannte schön
von hinten und machte die letzten Kilometer mit 14% Steigung zu einem
Schwitz- und Drinkkampf. So mussten wir auch noch mal nachtanken. Dies
war aber mittlerweile auch kein Problem mehr. Da unser Rennleiter
Walter schon so fix war, dass dies alles während dem Fahren passiert.
Kurz vor der Passhöhe ging das taktische Spiel bez. des Sprintes wieder
los. Tim war nun zu allem entschlossen und trat an wie ein wildes Tier,
etwa 100m nach dem Passschild kommt er erst zum stehen......der spinnt !
Kurz nach der Passhöhe kam das Restaurant Furkapass, von seiner
Terrasse hatte wir einen tollen Ausblick ins Tal, bis nach Andermatt.
Also hatten wir unser heutiges Tagesziel ja schon vor Augen.
Nach der kurzen und rasanten Abfahrt, zurück in Andermatt, gönnten wir
uns eine kurze Ruhepause und eine etwas längere Dusche. Noch vor dem
Abendessen wurden alle Isostar Vorräte aufgefüllt und alles andere für
den nächsten Tag bereit gelegt. Zum Abendessen gab es ...... Teigwaren.
Kurz nach 22 Uhr lagen wir dann schon wieder im Bett und bereiteten uns mental auf den nächsten Tag vor.
Sicht vom Furka auf Andermatt
4 gefahrene Pässe
Furkapass, Nufenenpass, Oberalppass, Passo del LucomagnoIch bin diese Etappe gefahren und möchte die befahrenen Pässe in mein Palmares eintragen