Hardcore-Südostschweiz-Runde für echte Quäler 713,4 km / 16930 Hm
Engadin, Rätische Alpen, Alpen, Val Mesolcina, Lepontinische Alpen, Zentralschweiz, Urner Alpen, Berner Oberland, Berner Alpen, Glarner Alpen, Graubünden, Lombardei, Tessin, Wallis, Uri, Bern, Nidwalden, Obwalden, Glarus, Schwyz
Redaktionell bestätigte Tour von BigB1ker
Von BigB1ker –
Text von Eierschaukel
Es gab zwei gute Gründe, auch in diesem Sommer eine mehrtägige Pässetour gemeinsam mit BigB1ker zu unternehmen: 1. hatten wir schon in den beiden Jahren zuvor beim Höhenmetersammeln längs durch Österreich und im Süden Österreichs und den Dolomiten viel Spaß und ähnlich anspruchsvolle Etappenvorstellungen. 2. sollte durch die Tour ein Trainings- und Abhärtungseffekt für Eierschaukels Teilnahme am Ötztaler Radmarathon entstehen, da Eierschaukel im Wiener Raum leider nur kurze Anstiege vor der Haustüre hat.
Es war klar, dass in diesem Jahr eine Region weiter im Westen unter die Räder genommen werden sollte und so fiel die Wahl auf die Ost-, Süd- und Zentralschweiz, wo es an langen und namhaften Anstiegen in keinster Weise mangelt und wo es auch genug Neuland für uns beide zu erradeln gab. Der Zeitraum war vorgegeben, 5-6 Tage sollten es sein und 2 Wochen vor dem Radmarathon sollte die Tour spätestens zu Ende sein, um der Regeneration genügend Raum zu lassen. Also kamen nur die Tage zwischen 3. und 11. August in Frage. Als Ausgangspunkt wählten wir Sargans im Rheintal, da so die An- und Abreise von und nach Tirol möglichst kurz gehalten wird, so glaubten wir zumindest...
Nach der Anreise am ersten Tag ging es also von Sargans noch weit in den Süden über Lenzerheide-, Julier- und Malojapass bis ins italienische Chiavenna. Am zweiten Tag erreichten wir in einer Nord-Süd-Schleife über Splügenpass und San Bernardino mit einem Abstecher zum Steinigboda das Tessin. Tag 3 wurde mit der Königsetappe über den Nufenenpass, Grimselpass samt Abstecher zum Oberaarsee und zum Abschluss dem Furkapass gekrönt. Der 4. Tag führte uns über Sustenpass und Große Scheidegg nach Grindelwald und weiter nach Brienz, wo uns ein heftiges Gewitter ausbremste und am 5. Tag ging es ostwärts über Brünigpass, Ächerlipass (nur vom Kollegen BigB1ker befahren), Pragelpass und Kerenzerberg zurück nach Sargans.
Tatsächlich wurden es 5 hitzegeprägte, anstrengende und natürlich wieder ereignis- und erlebnisreiche Tage mit etlichen Highlights, die wir in unserer Runde von und nach Sargans erlebten! Oftmals hatten wir Glück mit dem Wind, der gerade bei den langen Auffahrten zum Nufenen- oder Sustenpass eher von hinten kam. Ein Novum gab es in diesem Jahr, denn es gab keinen richtigen Regentag, so dass wir mal (fast) trocken geblieben sind, zumindest was den Regen betrifft. Dafür wurden wir täglich von Sturzbächen aus Schweiß durchnässt...
Es gab zwei gute Gründe, auch in diesem Sommer eine mehrtägige Pässetour gemeinsam mit BigB1ker zu unternehmen: 1. hatten wir schon in den beiden Jahren zuvor beim Höhenmetersammeln längs durch Österreich und im Süden Österreichs und den Dolomiten viel Spaß und ähnlich anspruchsvolle Etappenvorstellungen. 2. sollte durch die Tour ein Trainings- und Abhärtungseffekt für Eierschaukels Teilnahme am Ötztaler Radmarathon entstehen, da Eierschaukel im Wiener Raum leider nur kurze Anstiege vor der Haustüre hat.
Es war klar, dass in diesem Jahr eine Region weiter im Westen unter die Räder genommen werden sollte und so fiel die Wahl auf die Ost-, Süd- und Zentralschweiz, wo es an langen und namhaften Anstiegen in keinster Weise mangelt und wo es auch genug Neuland für uns beide zu erradeln gab. Der Zeitraum war vorgegeben, 5-6 Tage sollten es sein und 2 Wochen vor dem Radmarathon sollte die Tour spätestens zu Ende sein, um der Regeneration genügend Raum zu lassen. Also kamen nur die Tage zwischen 3. und 11. August in Frage. Als Ausgangspunkt wählten wir Sargans im Rheintal, da so die An- und Abreise von und nach Tirol möglichst kurz gehalten wird, so glaubten wir zumindest...
Nach der Anreise am ersten Tag ging es also von Sargans noch weit in den Süden über Lenzerheide-, Julier- und Malojapass bis ins italienische Chiavenna. Am zweiten Tag erreichten wir in einer Nord-Süd-Schleife über Splügenpass und San Bernardino mit einem Abstecher zum Steinigboda das Tessin. Tag 3 wurde mit der Königsetappe über den Nufenenpass, Grimselpass samt Abstecher zum Oberaarsee und zum Abschluss dem Furkapass gekrönt. Der 4. Tag führte uns über Sustenpass und Große Scheidegg nach Grindelwald und weiter nach Brienz, wo uns ein heftiges Gewitter ausbremste und am 5. Tag ging es ostwärts über Brünigpass, Ächerlipass (nur vom Kollegen BigB1ker befahren), Pragelpass und Kerenzerberg zurück nach Sargans.
Tatsächlich wurden es 5 hitzegeprägte, anstrengende und natürlich wieder ereignis- und erlebnisreiche Tage mit etlichen Highlights, die wir in unserer Runde von und nach Sargans erlebten! Oftmals hatten wir Glück mit dem Wind, der gerade bei den langen Auffahrten zum Nufenen- oder Sustenpass eher von hinten kam. Ein Novum gab es in diesem Jahr, denn es gab keinen richtigen Regentag, so dass wir mal (fast) trocken geblieben sind, zumindest was den Regen betrifft. Dafür wurden wir täglich von Sturzbächen aus Schweiß durchnässt...
19 gefahrene Pässe
Furkapass, Grimselpass, Sustenpass, Nufenenpass, Grosse Scheidegg, Splügenpass, Julierpass, Aareschlucht, Pragelpass, Brünigpass, ...Gesamtstrecke
Einzelstrecken
Pässe: Lenzerheidepass, Mon, Julierpass, Malojapass
Engadin, Rätische Alpen, Alpen, Graubünden, Lombardei
Engadin, Rätische Alpen, Alpen, Graubünden, Lombardei
Von BigB1ker –
Text von Eierschaukel
Der eigentliche Plan sah vor, dass wir uns am Samstag um 9 Uhr in oder bei Sargans auf unsere Räder schwingen und unsere Tour de Suisse starten würden. Es ist jedoch schon 11 Uhr, als es endlich soweit ist. Wenn wir schon zu spät dran sind, dann stimmt zumindest der Abfahrtsort: unser Auto haben wir im Süden von Sargans in Wangs an der Talstation der Pizol-Bahn abgestellt, dort kann es die nächsten Tage kostenlos stehen bleiben. Gründe für unsere Verspätung gibt es mehrere - 1. bin ich erst am späten Vorabend von Wien nach Tirol angereist und 2. haben wir auf der Autofahrt von Tirol in die Schweiz nicht die optimalste Strecke gewählt.
Also wird es nichts mit dem Start in noch kühler Morgenluft... Anfang August ist nämlich ganz Mitteleuropa schon seit längerer Zeit fest im Griff einer beständigen Schönwetterphase, was im Hochsommer natürlich zu erhöhten Temperaturen führt, Werte weit über 30°C sind die Regel. Bis Mitte nächster Woche soll dieses Wetter noch halten, wobei die Gewitterwahrscheinlichkeit langsam zunehmen soll. Auch bei unserem Aufbruch brennt die Sonne schon wieder ordentlich vom Himmel, hoch motiviert und voller Vorfreude kurbeln wir aber leichtfüßig die ersten 30 Kilometer bis Chur. Hier beginnt die Auffahrt zum Lenzerheidepass, der erste ernst zu nehmende Übergang unserer Tour. Chur haben wir schnell durchquert, so wie auch der zahlreiche motorisierte Verkehr, welcher leider auch in Richtung Lenzerheide nicht viel weniger wird. Die Auffahrt beginnt im angenehm kühlen Schatten, doch die Freude währt nicht lange, denn als die Straße sich nach Süden wendet, sind wir wieder gnadenlos der Sonne ausgesetzt. Es beginnt eine wahre Hitzeschlacht, die Straße windet sich stets an einem Osthang entlang, welchen die Sonne schon den ganzen Vormittag über ordentlich aufgeheizt hat und Schatten gibt es auch nur sehr selten. So ist der anfängliche Schwung schnell dahin, "quäl dich" ist nun das Motto, auch landschaftlich kann die Strecke nicht überzeugen. In Malix rettet uns ein Brunnen vor dem Tod durch Verdursten, die Erfrischung reicht aus, dass wir danach ohne Pause bis zur unspektakulären Passhöhe durchziehen. Als Fazit lässt sich sagen: diese Auffahrt mag sicher ihre Reize haben, nicht zu empfehlen ist sie aber im Hochsommer an einem Samstagmittag! Das einzig "reizvolle" für uns waren die Motorabgase und erhöhte Ozonkonzentrationen in unseren Lungen... Nur ein kurzer Fotostopp, dann gehts weiter in Richtung Süden, hinter Lenzerheide dann eine längere Rast, die verbrauchten Kalorien müssen wieder zugeführt werden. Leider werden wir in der Abfahrt nach Tiefencastel zuerst durch eine Baustelle und danach durch bergstrassenunerprobte Flachlandbewohner ausgebremst. Selbst in dem engen Talkessel von Tiefencastel ist es brütend heiß, also zieht es uns schnell wieder in die Höhe.
Wir beschließen, den Julierpass auf der Nebenstrecke über Mon und Salouf anzufahren und werden nicht enttäuscht: ohne Verkehr und mit ordentlichen Steigungswerten bringen wir schnell die ersten Höhenmeter auf einer aussichtsreichen Strecke hinter uns. In Mon werden an einem Brunnen die Trinkflaschen wieder aufgefüllt, danach geht es am Hang entlang noch einige Kilometer schön dahin, bis wir kurz vor Savognin schließlich auf die Julier-Hauptstrecke abbiegen. Auch hier gibt es reichlich Auto-, Bus, LKW- und natürlich Motorradverkehr und jeder versucht nun sein eigenes „Wohlfühl“-Tempo zu finden. Steigungen wechseln mit Flachstücken ab, Rückenwind mit Gegenwind, viel Verkehr mit wenig Verkehr. Und immer noch ist es heiß, der Brunnen in Sur ist daher für uns beide ein Pflichtstopp - danach schlägt wieder jeder sein Tempo ein und je höher wir gelangen, desto mehr kommt endlich auch ein Pässefeeling auf. Der Marmorera-Stausee wird zügig passiert und am flachen Ufer die Beine ausgelockert, hinter Bivio wird die Landschaft immer alpiner und Serpentinen sorgen für willkommene Abwechslung beim Pedalieren. Um knapp vor 17:30 Uhr sind wir endlich oben am Julierpass, BigB1ker wirkt noch recht frisch während ich doch spüre dass ich lange Anstiege nicht mehr so gewohnt bin... Nach kurzem Stopp folgt eine rauschende Abfahrt nach Silvaplana, mit tollen Ausblicken auf die Bernina-Gruppe mit dem Biancograt und auf den Silvaplaner See, welcher übersät ist mit Kite-Surfern, die den Maloja-Wind nutzen. Für uns heißt das, dass wir nun bis zum Malojapass gegen den Wind fahren müssen... Doch BigB1ker ist ein echter Tempobolzer auf solchen Strecken, so dass ich fast Probleme habe im Windschatten mitzuhalten. In Maloja wartet dann die Belohnung für die heutigen Strapazen: die lange Abfahrt durchs Bergell hinunter nach Italien! Leider ist der Himmel plötzlich ziemlich wolkenverhangen, sodass die tolle Berglandschaft nicht so richtig zur Geltung kommt. Mit jedem verlorenen Höhenmeter wird es wieder wärmer, längst haben wir die Windjacken ausgezogen und rauschen immer weiter talwärts. Da es nicht mehr weit ist bis Chiavenna, lassen wir die Unterkünfte in den kleinen Dörfern kurz hinter der Grenze links liegen, obwohl es schon bald 19 Uhr ist. In Chiavenna angekommen müssen wir jedoch feststellen, dass es keine freien Zimmer mehr gibt, weder in Hotels, noch in irgendwelchen Pensionen, welche wir sowieso nicht finden. Da nützen auch die zwei Ehrenrunden, die wir mit unseren Rädern um und durch die Altstadt drehen, nichts... Wir werden nach Piuro verwiesen, also wieder ca. 2 km zurück Richtung Malojapass, aber weder bei einem B&B, noch bei einem Agritourismo haben wir Glück. Wir sehen uns schon die Nacht zwischen irgendwelchen Büschen oder unter einer Brücke verbringen, kalt ist es ja zumindest nicht... Schließlich entdecken wir aber noch eine weitere B&B-Unterkunft - es wird schon langsam dunkel - aber auch hier gibt es keinen Platz mehr. Die nette Hausherrin hat aber ein Herz für Radler und lässt ihre Beziehungen spielen und nach ein paar Telefonaten hat sie ein Apartment mitten in der Altstadt von Chiavenna, zwar ohne Frühstück, dafür aber um nur 25 €/Person für uns klargemacht! Um 21 Uhr können wir endlich raus aus den verschwitzten Radklamotten und unter die Dusche. Anschließend finden wir an einer Piazza um die Ecke eine Pizzeria und so können wir diesen Sommerabend auch noch richtig genießen. Ein Eis zum Nachtisch, dann sind wir reif fürs Bett und legen uns mit dem Wunsch nieder, dass morgen am Sonntag ein Supermarkt geöffnet hat, damit wir nicht ohne Frühstück den Splügenpass hinauf müssen...
Der eigentliche Plan sah vor, dass wir uns am Samstag um 9 Uhr in oder bei Sargans auf unsere Räder schwingen und unsere Tour de Suisse starten würden. Es ist jedoch schon 11 Uhr, als es endlich soweit ist. Wenn wir schon zu spät dran sind, dann stimmt zumindest der Abfahrtsort: unser Auto haben wir im Süden von Sargans in Wangs an der Talstation der Pizol-Bahn abgestellt, dort kann es die nächsten Tage kostenlos stehen bleiben. Gründe für unsere Verspätung gibt es mehrere - 1. bin ich erst am späten Vorabend von Wien nach Tirol angereist und 2. haben wir auf der Autofahrt von Tirol in die Schweiz nicht die optimalste Strecke gewählt.
Also wird es nichts mit dem Start in noch kühler Morgenluft... Anfang August ist nämlich ganz Mitteleuropa schon seit längerer Zeit fest im Griff einer beständigen Schönwetterphase, was im Hochsommer natürlich zu erhöhten Temperaturen führt, Werte weit über 30°C sind die Regel. Bis Mitte nächster Woche soll dieses Wetter noch halten, wobei die Gewitterwahrscheinlichkeit langsam zunehmen soll. Auch bei unserem Aufbruch brennt die Sonne schon wieder ordentlich vom Himmel, hoch motiviert und voller Vorfreude kurbeln wir aber leichtfüßig die ersten 30 Kilometer bis Chur. Hier beginnt die Auffahrt zum Lenzerheidepass, der erste ernst zu nehmende Übergang unserer Tour. Chur haben wir schnell durchquert, so wie auch der zahlreiche motorisierte Verkehr, welcher leider auch in Richtung Lenzerheide nicht viel weniger wird. Die Auffahrt beginnt im angenehm kühlen Schatten, doch die Freude währt nicht lange, denn als die Straße sich nach Süden wendet, sind wir wieder gnadenlos der Sonne ausgesetzt. Es beginnt eine wahre Hitzeschlacht, die Straße windet sich stets an einem Osthang entlang, welchen die Sonne schon den ganzen Vormittag über ordentlich aufgeheizt hat und Schatten gibt es auch nur sehr selten. So ist der anfängliche Schwung schnell dahin, "quäl dich" ist nun das Motto, auch landschaftlich kann die Strecke nicht überzeugen. In Malix rettet uns ein Brunnen vor dem Tod durch Verdursten, die Erfrischung reicht aus, dass wir danach ohne Pause bis zur unspektakulären Passhöhe durchziehen. Als Fazit lässt sich sagen: diese Auffahrt mag sicher ihre Reize haben, nicht zu empfehlen ist sie aber im Hochsommer an einem Samstagmittag! Das einzig "reizvolle" für uns waren die Motorabgase und erhöhte Ozonkonzentrationen in unseren Lungen... Nur ein kurzer Fotostopp, dann gehts weiter in Richtung Süden, hinter Lenzerheide dann eine längere Rast, die verbrauchten Kalorien müssen wieder zugeführt werden. Leider werden wir in der Abfahrt nach Tiefencastel zuerst durch eine Baustelle und danach durch bergstrassenunerprobte Flachlandbewohner ausgebremst. Selbst in dem engen Talkessel von Tiefencastel ist es brütend heiß, also zieht es uns schnell wieder in die Höhe.
Wir beschließen, den Julierpass auf der Nebenstrecke über Mon und Salouf anzufahren und werden nicht enttäuscht: ohne Verkehr und mit ordentlichen Steigungswerten bringen wir schnell die ersten Höhenmeter auf einer aussichtsreichen Strecke hinter uns. In Mon werden an einem Brunnen die Trinkflaschen wieder aufgefüllt, danach geht es am Hang entlang noch einige Kilometer schön dahin, bis wir kurz vor Savognin schließlich auf die Julier-Hauptstrecke abbiegen. Auch hier gibt es reichlich Auto-, Bus, LKW- und natürlich Motorradverkehr und jeder versucht nun sein eigenes „Wohlfühl“-Tempo zu finden. Steigungen wechseln mit Flachstücken ab, Rückenwind mit Gegenwind, viel Verkehr mit wenig Verkehr. Und immer noch ist es heiß, der Brunnen in Sur ist daher für uns beide ein Pflichtstopp - danach schlägt wieder jeder sein Tempo ein und je höher wir gelangen, desto mehr kommt endlich auch ein Pässefeeling auf. Der Marmorera-Stausee wird zügig passiert und am flachen Ufer die Beine ausgelockert, hinter Bivio wird die Landschaft immer alpiner und Serpentinen sorgen für willkommene Abwechslung beim Pedalieren. Um knapp vor 17:30 Uhr sind wir endlich oben am Julierpass, BigB1ker wirkt noch recht frisch während ich doch spüre dass ich lange Anstiege nicht mehr so gewohnt bin... Nach kurzem Stopp folgt eine rauschende Abfahrt nach Silvaplana, mit tollen Ausblicken auf die Bernina-Gruppe mit dem Biancograt und auf den Silvaplaner See, welcher übersät ist mit Kite-Surfern, die den Maloja-Wind nutzen. Für uns heißt das, dass wir nun bis zum Malojapass gegen den Wind fahren müssen... Doch BigB1ker ist ein echter Tempobolzer auf solchen Strecken, so dass ich fast Probleme habe im Windschatten mitzuhalten. In Maloja wartet dann die Belohnung für die heutigen Strapazen: die lange Abfahrt durchs Bergell hinunter nach Italien! Leider ist der Himmel plötzlich ziemlich wolkenverhangen, sodass die tolle Berglandschaft nicht so richtig zur Geltung kommt. Mit jedem verlorenen Höhenmeter wird es wieder wärmer, längst haben wir die Windjacken ausgezogen und rauschen immer weiter talwärts. Da es nicht mehr weit ist bis Chiavenna, lassen wir die Unterkünfte in den kleinen Dörfern kurz hinter der Grenze links liegen, obwohl es schon bald 19 Uhr ist. In Chiavenna angekommen müssen wir jedoch feststellen, dass es keine freien Zimmer mehr gibt, weder in Hotels, noch in irgendwelchen Pensionen, welche wir sowieso nicht finden. Da nützen auch die zwei Ehrenrunden, die wir mit unseren Rädern um und durch die Altstadt drehen, nichts... Wir werden nach Piuro verwiesen, also wieder ca. 2 km zurück Richtung Malojapass, aber weder bei einem B&B, noch bei einem Agritourismo haben wir Glück. Wir sehen uns schon die Nacht zwischen irgendwelchen Büschen oder unter einer Brücke verbringen, kalt ist es ja zumindest nicht... Schließlich entdecken wir aber noch eine weitere B&B-Unterkunft - es wird schon langsam dunkel - aber auch hier gibt es keinen Platz mehr. Die nette Hausherrin hat aber ein Herz für Radler und lässt ihre Beziehungen spielen und nach ein paar Telefonaten hat sie ein Apartment mitten in der Altstadt von Chiavenna, zwar ohne Frühstück, dafür aber um nur 25 €/Person für uns klargemacht! Um 21 Uhr können wir endlich raus aus den verschwitzten Radklamotten und unter die Dusche. Anschließend finden wir an einer Piazza um die Ecke eine Pizzeria und so können wir diesen Sommerabend auch noch richtig genießen. Ein Eis zum Nachtisch, dann sind wir reif fürs Bett und legen uns mit dem Wunsch nieder, dass morgen am Sonntag ein Supermarkt geöffnet hat, damit wir nicht ohne Frühstück den Splügenpass hinauf müssen...
Ich bin diese Etappe gefahren
am
E2: Hitzeschlacht mit schweren Wasserverlusten (4. Aug. 2013)Hitzeschlacht mit schweren Wasserverlusten (4. Aug. 2013)
143,6 km
3282 Hm
Von BigB1ker –
Text von Eierschaukel
Drei Dinge sprechen gegen ein frühes Aufstehen: 1. es ist Sonntag, 2. die vorige Nacht war eigentlich viel zu kurz und 3. stecken uns die Strapazen des gestrigen Tages noch in den Knochen... Doch ein Blick aus dem Fenster lässt die Müdigkeit schnell verfliegen, die Sonne strahlt wieder von einem wolkenlosen Himmel! Auch wenn es heute wieder hoch hinauf geht, wird es auf jeden Fall eine Hitzeschlacht werden... Schnell sind unsere im Apartment verstreuten Sachen in den Rucksäcken verstaut, die letzten essbaren Dinge in den Mund gestopft und schon brechen wir auf Richtung Splügenpass. Zuerst hoffen wir aber auf einen Supermarkt, das Frühstück bestehend aus den Rucksackresten war ja doch dürftig, und wir haben Glück: direkt am Kreisverkehr mit dem Abzweig zum Splügen gibt es einen Laden, der auch am Sonntag geöffnet hat. Also werden erstmal alle (un)nötigen Dinge eingekauft und dann gehts zurück in die Altstadt von Chiavenna zum nächsten Brunnen für ein ausgiebiges Sonntagsfrühstück!
Mit vollen Mägen nehmen wir schließlich den Splügen in Angriff, jeder in seinem eigenen Tempo, und trotz des unrhythmischen Anstieges kommen wir gut voran. Die Freude an der Auffahrt wird allerdings genauso wie am Tag zuvor durch den starken motorisierten Verkehr getrübt... In Campodolcino treffen wir uns wieder und fahren gemeinsam den steilsten aber auch spektakulärsten Abschnitt der Südauffahrt hinauf. Abwechslungsreich geht es durch Galerien, Tunnels, Kehrengalerien dahin und mit zahlreichen Serpentinen gewinnt man schnell an Höhe. Proportional zum Höhengewinn verhält sich auch der Schweißverlust und so leeren sich die Trinkflaschen schnell, also legen wir am Brunnen von Pianazzo einen kurzen Tankstopp ein - und dies sollte nicht unsere einzige Brunnenrast heute sein! Danach schlägt jeder wieder sein eigenes Tempo ein und die Frühstückssalami auf den Magen... Auch wenn die Durchschnittssteigung jetzt geringer ist, spürt man doch schon etwas die bereits geleistete Arbeit und so gelangen wir mehr oder weniger leichtfüssig zum ersehnten Flachstück am Lago di Montespluga. Hier offenbart sich auch der Grund für das enorme Verkehrsaufkommen, im gleichnamigen Ort findet irgendein Fest statt, zu dem halb Norditalien anzureisen scheint... Nach den flachen Kilometern am Seeufer entlang hat man aber wieder genug Kräfte gesammelt, um die letzten Höhenmeter zur Passhöhe zu erklettern. Nach 18 Jahren ist es für mich das zweite Mal, dass ich den Splügen von Süden überquere. Die Erinnerung an die rauschende Abfahrt Richtung Norden ist noch sehr lebendig und nach den obligatorischen Pässefotos und -riegeln lassen wir es auch rollen. Guter Strassenbelag und Kehren in bester schweizerischer Präzision machen diese Abfahrt wirklich zum Genuss, leider ist man viel zu schnell unten im Hinterrheintal. Die Sonne hat ordentliche Arbeit geleistet, kühle Gebirgsluft gibt es schon lange nicht mehr. Am Brunnen von Splügen folgt also der nächste kurze Tankstopp, dann geht es nach Westen Richtung San Bernardino. In Nufenen machen wir jedoch schon wieder Halt, hier zweigt nämlich der Abstecher zum Steinigboda ab, welchen wir nach der Befragung eines Ureinwohners schliesslich auch finden. Die Rucksäcke werden deponiert, Riegel und Kameras ins Trikot gesteckt und ab geht es in den Brutkasten: die Auffahrt führt permanent mit ordentlicher Steigung an einem Südhang entlang, gesäumt von Wiesenhängen, der Schatten der Grashalme ist mehr als dürftig! BigB1ker legt ein beeindruckendes Tempo vor, ohne Rucksack scheinen ihm Flügel gewachsen zu sein. Meine Flügel hat die Sonne schnell niedergebrannt und nach etwas mehr als der Hälfte des Anstieges kann ich der Verlockung eines schattigen Plätzchens neben einem Stadel mitsamt einem erfrischend kühlen Brunnen nicht widerstehen und breche die Auffahrt ab... Nach gar nicht so langer Zeit kommt BigB1ker schon wieder abfahrend zurück, mit Beweisfotos im Gepäck, dass er es bis nach oben zum Steinigboda durchgezogen hat - Respekt! Gemeinsam rauschen wir den Weg zurück nach Nufenen, schultern die Rucksäcke und steuern erst einmal den Dorfbrunnen an. Mangels Schatten fällt unsere Rast und die Nahrungsaufnahme recht kurz aus, außerdem wartet auch noch der San Bernardino auf unsere Befahrung. Relativ flach führt die Straße zunächst nach Hinterrhein, der erste zu befahrende Hang und die in zahlreichen Kehren angelegte Passstraße kommen ins Blickfeld. Und nach Überquerung des Hinterrheins verschwindet nicht nur die parallel zur Bundesstraße verlaufende Autobahn im Tunnel, sondern es beginnt auch die Steigung. Diese hört bis zur Passhöhe auch nicht mehr auf, ist aber sehr moderat und gleichmäßig. So kommen wir in einen guten Rhythmus und der Verkehr ist deutlich weniger als am Splügen - so macht Bergauffahren richtig Spaß! Ohne Zwischenstopp fahren wir zum Scheitelpunkt, machen die unvermeidlichen Pass-Fotos und dann werfen wir uns wie am Tag zuvor wieder in eine richtig lange Abfahrt hinab in die heißen Tiefebenen der Südalpen. Schnell wird uns wieder viel zu warm in unseren Windjacken, also ausziehen und in den Rucksack, dann heißt es Kette rechts und Wettrennen mit den motorisierten Verkehrsteilnehmern veranstalten! Je mehr wir an Höhe verlieren, desto heißer wird es natürlich wieder und leider wird das Gefälle flacher und der Gegenwind mehr... Nicht gerade eine optimale Kombination, welche zur Folge hat, dass die Trinkflaschen bedrohlich leicht werden - der nächste Brunnen ist also ein Pflichtstopp. In Roveredo werden wir endlich fündig, hier gibt es auch Schatten und so machen wir auch mal eine längere Rast. Doch ganz können wir die Beine noch nicht hochnehmen, mindestens bis Biasca wollen wir noch fahren, um die Anfahrt zum Nufenenpass am nächsten Tag etwas zu verkürzen. Wieder im Sattel, müssen wir bis Castione noch gegen den Wind fahren, als wir aber Richtung Norden abbiegen haben wir unverhofft einen ordentlichen Rückenwind. So kommen wir trotz der bereits geleisteten Kurbelarbeit ziemlich flott voran. Bei Claro biegen wir ab auf die sehr ruhige westseitige und jetzt schattige Straße durchs Valle Leventina. Schließlich sind wir kurz vor Biasca und wir beschließen - nach der Unterkunfts-Odyssee in Chiavenna gestern - nicht in der Stadt nach einer Bleibe zu suchen, sondern noch ein Stück weiterzufahren. Die folgenden kleinen Ortschaften sind an diesem heißen Sonntagabend jedoch wie ausgestorben und alle Unterkünfte am Wegesrand sind geschlossen... In Giornico fängt dann auch schon wieder die Steigung an hinauf ins Valle Leventina, nach etwa 140 Kilometern in den Beinen nicht unbedingt das, was wir gebrauchen können. Wenigstens sitzen hier ein paar Menschen in einem Straßencafe und sie können uns sogar eine Unterkunft hier im Ort nennen. Also nichts wie hin! Eine Dusche, ein Bett und etwas zu Essen brauchen wir, mehr nicht, und wir sind dann doch ziemlich erstaunt wieviel Franken man in der Schweiz dafür verlangen kann! Uns bleibt jedoch keine andere Wahl als dieses "Angebot" zu akzeptieren, denn erstens ist es schon wieder recht spät und zweitens erwartet uns am nächsten Tag eine Hammeretappe, für die wir gut ausgeruht sein sollten... Wenigstens können wir vor Ort auch etwas zu Abend essen, die Auswahl auf der Speisekarte wird leider durch ein Wort dominiert: Polenta. In Anbetracht der Kosten für die Übernachtung wählen wir die geldbeutelschonende Variante mit Käse, die aber weder mengenmäßig, noch geschmacklich überzeugen kann... Gut, dass in unseren Rucksäcken auch noch einiges vom morgendlichen Einkauf in Chiavenna vorhanden ist! Mit schweren Beinen legen wir uns schließlich schlafen, was dank eines Ventilators sogar trotz der enormen Hitze möglich ist, und hoffen, dass die Leichtigkeit in unsere Beine zurückkehrt für die morgige Königsetappe...
Drei Dinge sprechen gegen ein frühes Aufstehen: 1. es ist Sonntag, 2. die vorige Nacht war eigentlich viel zu kurz und 3. stecken uns die Strapazen des gestrigen Tages noch in den Knochen... Doch ein Blick aus dem Fenster lässt die Müdigkeit schnell verfliegen, die Sonne strahlt wieder von einem wolkenlosen Himmel! Auch wenn es heute wieder hoch hinauf geht, wird es auf jeden Fall eine Hitzeschlacht werden... Schnell sind unsere im Apartment verstreuten Sachen in den Rucksäcken verstaut, die letzten essbaren Dinge in den Mund gestopft und schon brechen wir auf Richtung Splügenpass. Zuerst hoffen wir aber auf einen Supermarkt, das Frühstück bestehend aus den Rucksackresten war ja doch dürftig, und wir haben Glück: direkt am Kreisverkehr mit dem Abzweig zum Splügen gibt es einen Laden, der auch am Sonntag geöffnet hat. Also werden erstmal alle (un)nötigen Dinge eingekauft und dann gehts zurück in die Altstadt von Chiavenna zum nächsten Brunnen für ein ausgiebiges Sonntagsfrühstück!
Mit vollen Mägen nehmen wir schließlich den Splügen in Angriff, jeder in seinem eigenen Tempo, und trotz des unrhythmischen Anstieges kommen wir gut voran. Die Freude an der Auffahrt wird allerdings genauso wie am Tag zuvor durch den starken motorisierten Verkehr getrübt... In Campodolcino treffen wir uns wieder und fahren gemeinsam den steilsten aber auch spektakulärsten Abschnitt der Südauffahrt hinauf. Abwechslungsreich geht es durch Galerien, Tunnels, Kehrengalerien dahin und mit zahlreichen Serpentinen gewinnt man schnell an Höhe. Proportional zum Höhengewinn verhält sich auch der Schweißverlust und so leeren sich die Trinkflaschen schnell, also legen wir am Brunnen von Pianazzo einen kurzen Tankstopp ein - und dies sollte nicht unsere einzige Brunnenrast heute sein! Danach schlägt jeder wieder sein eigenes Tempo ein und die Frühstückssalami auf den Magen... Auch wenn die Durchschnittssteigung jetzt geringer ist, spürt man doch schon etwas die bereits geleistete Arbeit und so gelangen wir mehr oder weniger leichtfüssig zum ersehnten Flachstück am Lago di Montespluga. Hier offenbart sich auch der Grund für das enorme Verkehrsaufkommen, im gleichnamigen Ort findet irgendein Fest statt, zu dem halb Norditalien anzureisen scheint... Nach den flachen Kilometern am Seeufer entlang hat man aber wieder genug Kräfte gesammelt, um die letzten Höhenmeter zur Passhöhe zu erklettern. Nach 18 Jahren ist es für mich das zweite Mal, dass ich den Splügen von Süden überquere. Die Erinnerung an die rauschende Abfahrt Richtung Norden ist noch sehr lebendig und nach den obligatorischen Pässefotos und -riegeln lassen wir es auch rollen. Guter Strassenbelag und Kehren in bester schweizerischer Präzision machen diese Abfahrt wirklich zum Genuss, leider ist man viel zu schnell unten im Hinterrheintal. Die Sonne hat ordentliche Arbeit geleistet, kühle Gebirgsluft gibt es schon lange nicht mehr. Am Brunnen von Splügen folgt also der nächste kurze Tankstopp, dann geht es nach Westen Richtung San Bernardino. In Nufenen machen wir jedoch schon wieder Halt, hier zweigt nämlich der Abstecher zum Steinigboda ab, welchen wir nach der Befragung eines Ureinwohners schliesslich auch finden. Die Rucksäcke werden deponiert, Riegel und Kameras ins Trikot gesteckt und ab geht es in den Brutkasten: die Auffahrt führt permanent mit ordentlicher Steigung an einem Südhang entlang, gesäumt von Wiesenhängen, der Schatten der Grashalme ist mehr als dürftig! BigB1ker legt ein beeindruckendes Tempo vor, ohne Rucksack scheinen ihm Flügel gewachsen zu sein. Meine Flügel hat die Sonne schnell niedergebrannt und nach etwas mehr als der Hälfte des Anstieges kann ich der Verlockung eines schattigen Plätzchens neben einem Stadel mitsamt einem erfrischend kühlen Brunnen nicht widerstehen und breche die Auffahrt ab... Nach gar nicht so langer Zeit kommt BigB1ker schon wieder abfahrend zurück, mit Beweisfotos im Gepäck, dass er es bis nach oben zum Steinigboda durchgezogen hat - Respekt! Gemeinsam rauschen wir den Weg zurück nach Nufenen, schultern die Rucksäcke und steuern erst einmal den Dorfbrunnen an. Mangels Schatten fällt unsere Rast und die Nahrungsaufnahme recht kurz aus, außerdem wartet auch noch der San Bernardino auf unsere Befahrung. Relativ flach führt die Straße zunächst nach Hinterrhein, der erste zu befahrende Hang und die in zahlreichen Kehren angelegte Passstraße kommen ins Blickfeld. Und nach Überquerung des Hinterrheins verschwindet nicht nur die parallel zur Bundesstraße verlaufende Autobahn im Tunnel, sondern es beginnt auch die Steigung. Diese hört bis zur Passhöhe auch nicht mehr auf, ist aber sehr moderat und gleichmäßig. So kommen wir in einen guten Rhythmus und der Verkehr ist deutlich weniger als am Splügen - so macht Bergauffahren richtig Spaß! Ohne Zwischenstopp fahren wir zum Scheitelpunkt, machen die unvermeidlichen Pass-Fotos und dann werfen wir uns wie am Tag zuvor wieder in eine richtig lange Abfahrt hinab in die heißen Tiefebenen der Südalpen. Schnell wird uns wieder viel zu warm in unseren Windjacken, also ausziehen und in den Rucksack, dann heißt es Kette rechts und Wettrennen mit den motorisierten Verkehrsteilnehmern veranstalten! Je mehr wir an Höhe verlieren, desto heißer wird es natürlich wieder und leider wird das Gefälle flacher und der Gegenwind mehr... Nicht gerade eine optimale Kombination, welche zur Folge hat, dass die Trinkflaschen bedrohlich leicht werden - der nächste Brunnen ist also ein Pflichtstopp. In Roveredo werden wir endlich fündig, hier gibt es auch Schatten und so machen wir auch mal eine längere Rast. Doch ganz können wir die Beine noch nicht hochnehmen, mindestens bis Biasca wollen wir noch fahren, um die Anfahrt zum Nufenenpass am nächsten Tag etwas zu verkürzen. Wieder im Sattel, müssen wir bis Castione noch gegen den Wind fahren, als wir aber Richtung Norden abbiegen haben wir unverhofft einen ordentlichen Rückenwind. So kommen wir trotz der bereits geleisteten Kurbelarbeit ziemlich flott voran. Bei Claro biegen wir ab auf die sehr ruhige westseitige und jetzt schattige Straße durchs Valle Leventina. Schließlich sind wir kurz vor Biasca und wir beschließen - nach der Unterkunfts-Odyssee in Chiavenna gestern - nicht in der Stadt nach einer Bleibe zu suchen, sondern noch ein Stück weiterzufahren. Die folgenden kleinen Ortschaften sind an diesem heißen Sonntagabend jedoch wie ausgestorben und alle Unterkünfte am Wegesrand sind geschlossen... In Giornico fängt dann auch schon wieder die Steigung an hinauf ins Valle Leventina, nach etwa 140 Kilometern in den Beinen nicht unbedingt das, was wir gebrauchen können. Wenigstens sitzen hier ein paar Menschen in einem Straßencafe und sie können uns sogar eine Unterkunft hier im Ort nennen. Also nichts wie hin! Eine Dusche, ein Bett und etwas zu Essen brauchen wir, mehr nicht, und wir sind dann doch ziemlich erstaunt wieviel Franken man in der Schweiz dafür verlangen kann! Uns bleibt jedoch keine andere Wahl als dieses "Angebot" zu akzeptieren, denn erstens ist es schon wieder recht spät und zweitens erwartet uns am nächsten Tag eine Hammeretappe, für die wir gut ausgeruht sein sollten... Wenigstens können wir vor Ort auch etwas zu Abend essen, die Auswahl auf der Speisekarte wird leider durch ein Wort dominiert: Polenta. In Anbetracht der Kosten für die Übernachtung wählen wir die geldbeutelschonende Variante mit Käse, die aber weder mengenmäßig, noch geschmacklich überzeugen kann... Gut, dass in unseren Rucksäcken auch noch einiges vom morgendlichen Einkauf in Chiavenna vorhanden ist! Mit schweren Beinen legen wir uns schließlich schlafen, was dank eines Ventilators sogar trotz der enormen Hitze möglich ist, und hoffen, dass die Leichtigkeit in unsere Beine zurückkehrt für die morgige Königsetappe...
Ich bin diese Etappe gefahren
am
E3: Königsetappe über die Riesen der Zentralschweiz (5. Aug. 2013)Königsetappe über die Riesen der Zentralschweiz (5. Aug. 2013)
142,5 km
4195 Hm
Von BigB1ker –
Nach langen Tagen wie dem gestrigen sind auch acht Stunden Schlaf nicht wirklich viel und das Aufstehen um 7 Uhr kostet schon Überwindung. Die ersten Schritte fallen schwer, der gestrige Tag ist noch zu spüren. Im Freien hat es selbst jetzt in der Früh gut und gerne 20°C, wahrscheinlich schon mehr, auch im Zimmer haben in der Nacht eher tropische Verhältnisse geherrscht. Aber beim Gedanken an das gestern Erlebte und in ehrfürchtiger Vorfreude auf die heutigen Herausforderungen macht die Müdigkeit schnell wieder den Lebensgeistern und Motivation Platz. Das Frühstück, besser als das gestrige Abendessen und - das wichtigste - reichlich, wird wieder in der schön schattigen Laube im Freien eingenommen. Um 8:25 Uhr kommen wir dann los. Noch spenden die hochragenden Bergwände links und rechts des Tales (Valle Leventina) wohltuenden Schatten. Kurzweilig gehts dahin, mal verengt sich das Tal schluchtartig mit dem Tosen des Baches unter einem und es geht wieder merklich ein paar Höhenmeter nach oben, mal geht es wieder durch schöne kleine Dörfer im flachen Talboden. Der Wind ist uns gnädig und der berüchtigte Gegenwind bleibt uns erspart, verkehrsmäßig ist es auch schön ruhig - das Gros des motorisierten Verkehrs ist hier auf der Autobahn Richtung Gotthard unterwegs. Beim Vorbeifahren an einem verunfallten Motorradfahrer wird uns bewusst, wie schnell alles gehen kann und aus einem Traum ein Albtraum werden kann. Erste Hilfe wird schon geleistet und so müssen wir nicht eingreifen. Schneller als erwartet erreichen wir Airolo, die 29 Kilometer und 800 Höhenmeter haben wir glatt in unter eineinhalb Stunden hinter uns gebracht. Bei einem Brunnen im Dorf werden nochmals die Flüssigkeitsreserven und Energiespeicher aufgetankt. Dann nehmen wir den Abzweig Richtung "Passo della Novena" und ab jetzt fährt jeder sein eigenes Tempo. Die Straße führt gleichmäßig, aber nicht allzu steil nach oben, immer wieder von Betonstücken unterbrochen. Den Pass kann man schon von weitem anhand der riesigen, in der ansonsten idyllischen Landschaft fehl am Platz wirkenden Strommasten erahnen. Die häufiger werdenden Restschneefelder neben der Straße sind ein gutes Zeichen - bald ist es geschafft. Wie vorgenommen erreiche ich den Nufenenpass in einem Zug non-stop von Airolo aus. Die schöne Aussicht auf der Passhöhe mit den vergletscherten Bergriesen wie etwa dem Finsteraarhorn mit seinen fast 4300 Metern im Hintergrund muss man an einem Tag wie heute natürlich mit vielen anderen Ausflugstouristen teilen. Schnell ein paar Fotos geschossen und schon ist auch Eierschaukel am Dach der heurigen Tour angekommen. Der letzte Proviant aus den Rucksäcken wird genussvoll verzehrt, die nächste Ortschaft und damit schließlich auch Nachschub ist ja nicht mehr fern. Beherzt nehmen wir die rasante Abfahrt in Angriff. Ulrichen mit seinen paar urigen Holzhäuschen ist bald erreicht und auch der Volg-Supermarkt. Nur leider ist dieser über Mittag bis 14 Uhr geschlossen, jetzt ist es kurz vor 13 Uhr, na toll. Die Zeit zum Warten haben wir natürlich nicht. Mit knurrenden Mägen also weiter nach Oberwald. Doch auch dort dasselbe Bild - Geschäft über Mittag geschlossen. Na prima. So müssen also eine bloße Packung Käse ohne Brot dazu sowie die letzten Riegel und Schokoladenstückchen, die sich im Rucksack finden, dran glauben. Der Energienachschub zeigt Wirkung und auf der nun steiler werdenden Straße Richtung Gletsch finden wir wieder ein gutes Tempo. Leider recht viel Verkehr. Die immer wieder pfeifende Dampflokomotive der Furkabahn rattert keuchend (so wie wir) an uns vorbei den Berg hoch. Die Aussicht kurz vor Gletsch auf die noch zu befahrenden Serpentinenstraßen (Grimsel- sowie Furkapass) ist faszinierend und ehrfurchterregend zugleich. Aber der wackere Quäler muss da natürlich unbedingt hoch! In Gletsch werden die Rucksäcke in der Wildnis versteckt, bevor es los geht Richtung Grimselpass. Ohne Rucksack geht es gleich leichter und wenn die Straße so wie hier nicht rampenmäßig ansteigt, kommt da ein richtig tolles Fahrgefühl auf - besonders in den vielen breit ausgebauten Serpentinenkurven, wo man immer gerne nochmals etwas beschleunigt. Auf der Passhöhe angekommen gehts gleich weiter, wir erwischen zum Glück genau den Zeitkorridor, in dem die Zufahrt zum Oberaarsee gestattet ist. Der nun folgende Abschnitt zum Oberaarsee ist eine wahre Perle - landschaftlich wohl etwas vom Großartigsten, was es gibt. Erst noch gut 200 Höhenmeter nach oben, dann wieder 100 Höhenmeter runter zum Stausee. Erst das Ende der Staumauer und ein Felsriegel vor unseren Nasen kann unsere Fahrt stoppen! Auf dem Rückweg zum Grimselpass und wieder runter nach Gletsch immer wieder Fotopausen. Das Anfahren mit dem schweren Rucksack von Gletsch weg in Richtung Furkapass ist dann schon etwas mühsam. Die Schenkel müssen förmlich zu ihrem Glück gezwungen werden, aber sie fügen sich dann doch ihrem Schicksal und bringen uns ohne größere Mucken nach oben, obwohl es vor dem Hotel Belvedere nochmals ordentlich zur Sache geht. Die kleinste Übersetzung nehmen wir hier dankbar an. Beim Hotel Belvedere ein kurzer Zwischenstopp. Um ohne Eintrittspreis doch einen kurzen Blick auf den arg geschrumpften Rhone-Gletscher zu erhaschen, ist eine kurze Kraxeleinlage (mit den Rennradschuhen kann man auch für einen steilen Wiesenhang ohne weiteres einen schneidigen IIer vergeben!) vonnöten, die ich mir natürlich nicht nehmen lasse. Der Magen fühlt sich jetzt doch schon recht leer an, aber es ist ja nicht mehr weit und in der schon ziemlich tief stehenden Sonne erreichen wir den Furkapass. Ein paar Minuten bei angenehmen Temperaturen die Beine von sich zu strecken haben wir uns jetzt nach fast 4000 Höhenmetern heute redlich verdient. Die letzte Abfahrt des Tages führt uns nach Realp. Die recht flachen neun Kilometer nach Andermatt wird trotz leichtem Gegenwind noch ordentlich Tempo gemacht, der Supermarkt will noch offen (d.h. vor 19 Uhr) erreicht werden - das sind wir unseren Bäuchen und Beinen, die heute ganze Arbeit geleistet haben und super durchgehalten haben, noch schuldig. Im Wettstreit mit dem Gewissen, das ob der saftigen Schweizer Preise zur Mäßigung mahnt, siegt eindeutig der Bärenhunger. Die Rucksäcke sind wieder zum Bersten voll, selbst eine geschätzt mindestens 3 Kilogramm schwere Wassermelone ist dabei - sie soll aber nicht zusätzlicher Züchtigung am Berg dienen! Heute geht es schließlich nur mehr ein paar Kilometer bergab bis nach Wassen und den morgigen Tag wird die Melone nicht mehr erleben. In der Backpacker-Unterkunft, die mir vom letzten Jahr (damals drehte ich von Feldkirch ausgehend eine dreitägige Runde, wo es mich bis hierher verschlug) noch positiv in Erinnerung ist, ist leider kein Platz mehr frei, aber im Gasthaus nebenan werden wir freundlich aufgenommen. Der ärgste Hunger wird bereits oben im Zimmer gestillt, das 3-gängige Menü ist dann Balsam für die leeren Mägen. Während wir im lauen Abend bei anbrechender Dunkelheit im Freien so speisen und Pläne für den morgigen Tag schmieden, hören wir hinter den Bergen Gewittergrollen und als wir uns ins Zimmer zurückziehen, tröpfelt es bereits ein bisschen. Angesichts des Wetters, das die nächsten Tage immer unbeständiger werden soll, und da wir bis jetzt jeden Tag weiter gekommen sind als geplant, beschließen wir, Sargans, das Ende unserer Reise, übermorgen anzuvisieren, unsere Tour also in nur fünf Tagen durchzuziehen. Oben im Zimmer wird dann noch mit Chips und der Wassermelone richtig aufgetankt für morgen, bevor wir wirklich müde in die Betten fallen.
Ich bin diese Etappe gefahren
am
E4: Weitere Schweizer Schönheiten (6. Aug. 2013)Weitere Schweizer Schönheiten (6. Aug. 2013)
113,5 km
3076 Hm
Von BigB1ker –
Der nächtliche Niederschlag ist nur von kurzer Dauer, am Morgen strahlt bereits wieder die Sonne vom blauen Himmel. Allerdings soll es nun von Tag zu Tag unbeständiger werden, für heute Nachmittag werden möglicherweise heftige Gewitter prognostiziert. Da das Frühstück erst um 8 Uhr serviert wird, erübrigt sich ein früher Aufbruch, der angesichts der Wettervorhersage wünschenswert gewesen wäre und wir kommen erst um kurz nach 9 Uhr los. Ohne Zeit zum Aufwärmen - die Straße Richtung Sustenpass zweigt direkt im Ort ab und zieht gleich ordentlich an -und mit dem üblichen prallen Magen nach dem Frühstück fällt der Anfang schwer. Bald stellt sich aber wieder ein guter Rhythmus ein und es geht stetig nach oben. Kurven scheinen den Straßenerbauern hier ein Fremdwort gewesen zu sein, hunderte Höhenmeter zieht die Straße als schier endlose Gerade nach oben - das muss man mögen. Dafür entschädigen die letzten Höhenmeter wieder, wo es endlich wieder in schönen Serpentinen durch die Hochgebirgslandschaft nach oben geht. Ein kleiner Tunnel am Scheitelpunkt und es ist geschafft. Ein frischer Wind und einige Quellwolken bereits vor Mittag kündigen den nahenden Wetterwechsel an. Oben am Pass sorgt eine Patrouille der eidgenössischen Polizei für Ordnung und hält Radler an, in den unbeleuchteten Tunnels tunlichst Beleuchtung zu verwenden. Pflichtbewusst montieren wir unsere Lichter und nach einer schnellen Stärkung werfen wir uns in die lange Abfahrt. Zur Linken zieht der Steingletscher die Blicke auf sich. Durch viele Tunnels geht es immer weiter nach unten, die Hitze wird wieder drückend. Schweren Herzens sausen wir am Abzweig zur Engstlenalp vorbei – gerne hätten wir diese Stichstraße auch noch erobert, aber wir haben auch so heute noch genug vor und morgen wollen wir ja wieder in Sargans sein. In Innertkirchen wird erstmal in einem Supermarkt Brot und Obst eingekauft und gejausnet, bevor in der brütenden Mittagshitze bei viel Ausflugsverkehr die Aareschlucht in Angriff genommen wird. Gleich hinter dem Scheitelpunkt geht’s zur Große Scheidegg links weg rein in den Wald und der Motorenlärm verschwindet schlagartig. Der nun folgende Abschnitt gehört zum Großartigsten, was ich mit dem Rennrad bisher befahren habe. Absolut verkehrsarm und abwechlsungsreich führt eine schmale Straße hoch zur Ortschaft Rosenlaui, angeblich der kleinsten Ortschaft der Schweiz, dem Rosenlauigletscher im Hintergrund entgegen. Spätestens nach der Ortschaft, wo die Straße für den allgemeinen Verkehr gesperrt ist, ist dann Schluss mit lustig, und es geht hochprozentig zur Sache. Ein hupender Postbus bahnt sich den Weg nach unten, ansonsten teilt man sich die Natur nur mit ein paar anderen Radlern, Wanderern und Kühen. Die letzten zwei Serpentinen lege ich noch einen kleinen Endspurt hin, und so erreiche ich die Passhöhe in genau 90 Minuten vom Abzweig nach der Aareschlucht weg. Auch Eierschaukel lässt nicht lange auf sich warten. Majestätisch erheben sich Eiger und Mönch im bereits diesigen Hintergrund, im Tal können wir Grindelwald erahnen. Bei der Abfahrt ist Vorsicht wegen des Rollsplits und tierischer Hinterlassenschaften angebracht. In Grindelwald halten wir inmitten unzähliger Touristen aus aller Welt (vorbei ist es mit der Idylle!) nur kurz an, um Wasser aufzufüllen. Düster sich aufbauende Wolken mahnen zur Eile, heute könnte es noch nass werden, und so geht es, meist leicht bergab und der Wind fein von hinten, in rasantestem Speed raus nach Interlaken. Die ständigen prüfenden Blicke zum Himmel ändern auch nichts am Unvermeidbaren - in Interlaken fallen die ersten Tropfen, aber noch geben wir uns nicht geschlagen, Richtung Osten, wo wir ja hinmüssen, gibt es noch Aufhellungen, der Regen kommt von Westen. Am Südufer des Brienzersees jagen wir dahin, und bleiben tatsächlich einige Kilometer lang noch trocken. Als aber das schmäler werdende Sträßchen in Wellen zu steigen beginnt, ereilt es uns doch so, wie es hat kommen müssen, und in einem alten Holzverschlag neben der Straße suchen wir rechtzeitig Unterschlupf, bevor ein Hagel- und Gewitterschauer niedergeht. Wir nutzen die Zeit um das Knurren unserer Mägen wieder zu besänftigen - seit Grindelwald waren wir so auf das Wetter fokussiert, dass wir auf die Energiezufuhr glatt vergessen hatten! Zu unserer Überraschung lässt der Niederschlag bald wieder nach und wir packen die Gunst der Stunde und treten gleich wieder in die Pedale. Unnötigerweise geht der Radweg bald darauf in einen mit dem Rennrad unfahrbaren Schotter- und Wurzelweg über und schmerzlich bemerken wir, dass wir uns wieder einmal von der offiziellen Radbeschilderung, die auf den Schweizer Velo-Fahrer, aber sicher nicht den sportlich-ambitionierten Rennradler fokussiert ist, fehlleiten haben lassen. Besser wäre es wohl gewesen, in Interlaken die Hauptstraße am nördlichen Ufer des Sees zu nehmen. Nun gut, irgendwie erreichen wir doch wieder Asphalt unter den Rädern, aber von Westen zieht bereits die nächste Gewitterwand auf. In einem letzten Kraftakt retten wir uns gerade noch unter das schützende Dach einer Tankstelle in Brienz, bevor es unter Donnergrollen wie aus Kübeln zu schütten beginnt. Puh, das war knapp, aber gerade noch halbwegs trocken geschafft. Eigentlich wären wir ja heute noch gerne den Brünigpass gefahren. Es ist zwar erst kurz nach halb sechs am Abend und zeitlich wäre es kein Problem, aber angesichts des Wetters ist daran nicht mehr zu denken. Die Tankstellenpächterin empfiehlt uns die Jugendherberge direkt am See, die wir auch ansteuern, sobald der Regen etwas nachgelassen hat. Wir haben Glück, es gibt genau noch 2 Lagerplätze und das Abendessen wird auch schon serviert. Noch schnell geduscht und die nassen Sachen im Trockenraum im Keller aufgehängt, dann geht‘s zu Tische. Die Größe der Portionen beeindruckt den hungrigen Radler nicht besonders, und so geht es mit der großen Chipspackung noch ans Seeufer - mittlerweile hat es wieder aufgeklart - wo noch der Lageplan für morgen besprochen wird. Der Wetterbericht, den uns der Jugendherbergeleiter ausgedruckt hat, wird bis ins letzte Detail zerpflückt, aber es wird nicht besser: Morgen am Nachmittag wieder zahlreiche Gewitter, und übermorgen, am Donnerstag, dann richtig schlecht. Ein früher Aufbruch scheint unbedingt angeraten, auch angesichts der Länge der morgigen Etappe von über 170 Kilometern nach Sargans, und deshalb stellen wir uns für den nächsten Tag den Wecker auf 5 Uhr, um pünktlich mit dem ersten Tageslicht loszukommen.
Ich bin diese Etappe gefahren
am
E5: Endspurt durch die halbe Schweiz (7. Aug. 2013)Endspurt durch die halbe Schweiz (7. Aug. 2013)
169,5 km
3377 Hm
Pässe: Brünigpass, Ächerlipass, Pragelpass, Kerenzerberg
Urner Alpen, Zentralschweiz, Alpen, Glarner Alpen, Nidwalden, Obwalden, Bern, Glarus, Schwyz
Urner Alpen, Zentralschweiz, Alpen, Glarner Alpen, Nidwalden, Obwalden, Bern, Glarus, Schwyz
Von BigB1ker –
Pünktlich um 5 Uhr morgens stehlen wir uns in der Dunkelheit aus dem Lager. Ich stehe noch im Gang, als mir Eierschaukel die Hiobsbotschaft übermittelt: der Trockenraum, wo all unsere Sachen hängen, ist zugesperrt! So was Blödes, ein paar Schimpfworte kommen über unsere Lippen. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als auf das Personal zu warten. Ein Blick ins Freie verheißt auch nichts Gutes: Es regnet leicht. Das Lunchpaket, das für uns hergerichtet wurde, wird verzehrt, dann dösen wir im Aufenthaltsraum vor uns hin, aber die Minuten vergehen nur sehr langsam. Endlich, endlich beginnt es im Lager oben langsam zu rumoren und kurz vor halb acht Uhr bekommen wir endlich Zugang zu unseren Sachen im Trockenraum. Die 20 Minuten sind jetzt auch schon egal, und so gibts noch ein kleines Frustessen am Frühstücksbuffet. Loskommen tun wir schließlich erst kurz vor 8 Uhr. Immerhin hat der Regen aufgehört und am Himmel schaut es sogar recht gut aus. Den Brünigpass hinauf, wo wieder ein paar Regentropfen fallen, lassen wir noch etwas vom durch die Geschehnisse des Morgens angestauten Dampf ab. Auf der anderen Seite des Brünigpasses geht es zügig bergab und weiter Richtung Kerns und Sand. Sollen wir jetzt oder nicht? Das ist nun die Frage. Mich juckt er doch zu sehr, der Ächerlipass, zumal auch das Wetter noch ziemlich gut ausschaut, und so entscheiden wir, uns aufzuteilen (Eierschaukel wählt den direkten Weg) und vereinbaren als gemeinsamen Treffpunkt die Fähre bei Beckenried. Die Auffahrt zum Ächerlipass ist wie viele dieser kleinen unbekannten Übergänge ein wahres Kleinod, meist im Wald, aber ab und an auch schöne Tiefblicke. Abwechslungsreich und steil geht es nach oben und nach ziemlich genau einer Stunde habe ich die 900 Höhenmeter geschafft und stehe am äußerst unspektakulären höchsten Punkt mitten im Wald. Kein Passschild, nichts, nur ein kleiner Quäldich-Aufkleber auf einem Verkehrsschild. Auf der schmalen und kurvenreichen Straße runter nach Dallenwil ist Vorsicht geboten – dem auf der Straße liegenden Laub und Ästen nach zu schließen muss auch hier gestern ein gewaltiges Unwetter getobt haben. Bei zirka der Hälfte der Abfahrt hole ich einen Traktor ein. Aber anstatt mich schnell vorbeizulassen, tuckert der Fahrer seelenruhig die längste Zeit über gemütlich vor mir dahin. Wieder mal so ein klassischer Freund des Radlers, na bravo. Irgendwo kann ich mich dann doch am Gefährt vorbeiquetschen und zische dann extra schnell nach unten. In Beckenried angekommen ist es 11:50. Nun die nächste suboptimale Botschaft des Tages: Die letzte Fähre um 11:30 hab ich gerade verpasst, nun heißt es bis 13:30 warten. Na heute soll‘s wirklich nicht sein! Und Alternativen gibt es keine, auf der Südseite des Vierwaldstättersees, wo wir uns befinden, kommt man nur mit der Fähre weiter. Wenigstens bleibt genügend Zeit für eine gescheite Jause. An Brot zu gelangen ist, wie wir ja schon erfahren haben, zur Mittagszeit hier in der Schweiz gar nicht so einfach, aber in einer kleinen Bäckerei lässt sich doch etwas Brot und ein Magnum-Eis auftreiben. Als um 13:30 endlich die Fähre ablegt, fallen wieder ein paar Regentropfen, aber am anderen Ufer, in Gersau, ist es wieder trocken und Richtung Osten, wo wir hinmüssen, schaut ess immer noch freundlich aus. Wir müssen uns jetzt sputen, das ist klar, und so geht‘s flott nach Brunnen und bei leichtem Gegenwind weiter Richtung Muotathal. Nach fünf Tagen im Sattel ist es mittlerweile schwierig, angesichts des schmerzenden Sitzfleischs eine halbwegs erträgliche Sitzposition zu finden. In Muotathal nochmals die Wasserflaschen auffüllen, dann wird‘s ernst, die Westrampe des Pragelpass zieht steil in den Wald hinauf. Wie wird es uns ergehen bei wieder mal einer dieser berüchtigten Auffahrten? Auf den ersten unmenschlich steilen Rampen stelle ich mir schon kurz die Frage, ob der Ächerlipass wirklich hat sein müssen, aber auf meine Beine ist doch wieder einmal Verlass und ein guter Rhythmus stellt sich ein. Erholen kann man sich erst wieder auf den letzen 3 Kilometern vor der Passhöhe, auf denen dann nur mehr 100 Höhenmeter zu überwinden sind. Eierschaukel steht bereits zum dritten Mal auf diesem Übergang, allerdings zum ersten Mal von dieser Seite. Ziemlich holprig werden die mühsam erarbeiteten Höhenmeter auf der anderen Seite wieder vernichtet. Am schönen Klöntaler See geht‘s kurz flach entlang. Wer meint, hier wäre der ruppige Straßenbelag zu Ende, der irrt gewaltig, bis runter nach Glarus wird das Material und der schmerzende Hintern nochmals auf eine harte Belastungsprobe gestellt und man muss noch einige Schläge einstecken. Der nun folgende Kerenzerberg ist für den derart abgehärteten Radler nur mehr eine leichte Draufgabe. Der Blick schweift nochmals leicht wehmütig rüber zur Vorder Höhi, der echte Quäler ist eben nimmer satt und liebäugelt auch nach 150 Kilometern und drei Pässen noch mit weiteren Höhenmetern... Aber für heute ist es doch genug, wir haben die Körper die letzten Tage schon genug geschunden. Vom Rest der Reise gibt es eigentlich nicht mehr viel zu berichten: Abgesehen von einem bierbäuchigen Mannen auf einem alten Motorroller, den wir uns auf der langen Geraden vor Walenstadt schnappen, sowie dem immer stärker werdenden Rückenwind, der uns auf den letzten Kilometern nochmals förmlich Flügel verleiht, verläuft die Rückfahrt nach Sargans/Wangs recht unspektakulär. Nach gut 11 Stunden unterwegs schließt sich also der Kreis, wohlbehalten, unfallfrei, glücklich und zufrieden bis in die Ohrenspitzen. Und das Beste, wer hätte das geglaubt: Wir sind heute tatsächlich trocken geblieben, hier in St. Gallen ist glatt noch schönes Wetter. Proviantmäßig geben unsere Rucksäcke rein gar nichts mehr her, und so streben wir hinter der Grenze in Bludenz gleich mal einen Kebabladen am Bahnhof an - das haben wir uns nun wahrlich verdient. Die Heimfahrt ins Tiroler Unterland bringen wir unbeschadet hinter uns. Nachbereitung, Kochen und Essen nehmen auch noch Zeit in Anspruch und es wird schließlich doch fast 2 Uhr morgens, bis wir todmüde ins Bett fallen. Für heuer ist‘s vollbracht, es war ein tolles Erlebnis und Abenteuer, jetzt heißt es erholen, Pläne schmieden und nächstes Jahr vielleicht wieder von Neuem angasen. Switzerland, we will come back!
Ich bin diese Etappe gefahren
am