Von Flugrad –
Wir hatten bereits Mitte November, es galt, einen freien Tag zu füllen. Im Gegensatz zum letzten Ausflug befanden wir uns bereits im Lockdöwnchen, das mit der Einkehroption musste also entfallen. Auch der Wetterbericht verhieß allenfalls in den höchsten Gefilden der Alb ein bißchen verschleierte Sonne. Dennoch begab ich mich früh zum hiesigen Bahnhof. Münsingen hieß das Ziel. Bis ins Donautal wie erwartet dichte Nebelsuppe, doch bereits Schelklingen bot ein sonnenbeschienenes Loch in der Nebelsuppe. Hoffnung keimte auf. Die Wartezeit auf die Schwäbische Albbahn wurde zu einer Kaffee-Kucheneinlage in bzw. vor einer Bäckerei im Städtchen genutzt. Und bereits bei der gemütlichen Fahrt durchs Schmiech- und Schandental hinauf nach Münsingen: nichts als Sonne. Frohgemut und diesmal mit ausreichender Menge an Energieriegel und Flüssigkeiten versorgt wechselte ich dort aufs mitgenommene eigene Stahlross. Gutgelaunt ging es erst einmal wieder zurück zum Mehrstettener Bahnhof , um dann die Kurzauffahrt nach Apfelstetten zum Warmfahren zu nutzen. Hielt nicht lange vor, denn die Talfahrt nach Buttenhausen im Großen Lautertal erfolgte im für kurz-kurz arg frischen Schatten. Angenehm dann wieder die Sonnenseite des Lautertales. So diente der kurze Abstecher talaufwärts nach Wasserstetten und die Eglinger Steige auf die Albhochfläche hinauf zum Warmfahren.
Auf gleichem Weg ging es zurück bis Buttenhausen, dem Dorf im Lautertal mit großem jüdischem Bevölkerungsanteil bis zum Holocaust - woran ein sehenswertes Museum in der ehemaligen Bernheimerschen Realschule und der jüdische Friedhof erinnert. An Gustav Mesmer, den 1994 verstorbenen "ikarus vom Lautertal", der seine letzten 30 Jahre hier verbrachte, seine abenteuerlichen Flugapparate entwarf und ausprobierte, erinnert ein Denkmal.
Kultur soll jedoch infektanfällig sein, also konzentrierte ich mich weiter aufs Radfahren, hinauf die Steige zum Fladhof. Steil, immerhin eine Serpentine, und oben auf der Hochfläche der nötige Weitblick übers Lautertal hinüber nach Apfel- und Dürrenstetten.
Für die Weiterfahrt nach Hundersingen wählte ich den direkten Weg über die Hochebene, was mir neben der Aussicht auch höhere Lufttemperaturen bescherte. Lediglich die Abfahrt ins Tal lag im Schatten. In Hundersingen war die Ortsdurchfahrt eine einzige Baustelle - Grund für den ungewöhnlich spärlichen Verkehr auf der Talstraße. Für Radler gab es aber Wege und Möglichkeiten, durch die Baustelle zum Abzweig nach Bremelau zu gelangen. Die Auffahrt dorthin hat eindeutig den Schwerpunkt ihres Reizes im untersten Teil, mit der Ausicht auf die beeindruckende Burgruine Hohenhundersingen und manch bizarres Felsgebilde.
Auf gleichem Weg ging es wieder zurück ins Tal, auf der Talstraße weiter bis Bichishausen. Die Bewertung von stb72, dass die dortige Auffahrt zu den Steighöfen die wohl schönste im Tal sei, kann man nur bestätigen. Ich habe sie genossen. Wieder wählte ich die Höhenweg-Variante, diesmal nach Gundelfingen. Diese Abfahrt zur Lauter war nicht nur schattig, sondern auch mit feuchtem Laub belegt und demzufolge rutschig. Vorsicht war geboten.
Unten umrundete ich den Umlaufberg Niedergundelfingens, um die Talstraße zu überqueren für den folgenden Anstieg am Fuß der stattlichen Ruine Hohengundelfingen, dem Ministräßchen nach Dürrenstetten, dem steilsten bisher. Diesmal fuhr ich auf dem gleichen Weg wieder hinunter und weiter im Tal bis Wittstaig. An der Einmündung des Heiligentales wechselte ich auf die versteckte aber äußerst reizvolle Auffahrt hinauf nach Kochstetten.
Wieder erfreute die Höhenlage mit ein wenig mehr Wärme, was für das Höhensträßchen Richtung Weiler sprach. Die Abfahrt entlang des Waldlehrpfades dagegen war eine feucht-rutschige Angelegenheit. In Weiler wechselte ich auf die andere Talseite, hinauf Richtung Münzdorf. Wieder ein Ministräßchen mit schönen Ausblicken ins Lautertal. In Münzdorf forderte der aufkommende Hungerast dringend eine Pause. Allerdings nur kurz, denn wieder einmal ging das geplante Restprogramm nicht ganz konform mit der Tageszeit....
Die Abfahrt nach Indelhausen war schnell erledigt, hinter Anhausen wartete der sehr schöne Anstieg hinauf zum Hülbenhof. Zurück ging es wieder auf gleichem Weg bis Anhausen. Leider schlug dort das berüchtigte Abkürzungsgen zu: unterhalb der Schülzburg sollte es talabwärts gehen bis zum Wanderparkplatz am Fuß der Maisenburg. Statt den asphaltierten Weg Richtung Burg zu nehmen versuchte ich mich am direkt nach oben führenden Waldweg. Dabei hatte ich jedoch nicht bedacht, dass feuchter Alblehm in Kombination mit Laub und Felsgestein eine sehr rutschige Angelegenheit ist. Schieben mit Radschuhen auf solchen Wegen macht auch nicht viel mehr Spaß.
Endlich oben war erst einmal Schuhereinigung angesagt, bis es wieder "klick" machte und ich weiterfahren konnte. Hayingen war dann schnell erreicht, bergab ging es nun schon merklich abgekühlt bis zur Wimsener Höhle. Dort waren nur ein paar versprengte Wanderer zu entdecken, unüblich in anderen Jahren für einen so schönen Herbsttag. Das folgende fast schon hochalpine Miniatur-Kehrenlabyrinth Richtung Tigerfeld setzte noch einmal eine gehörige Endorpinladung frei. Das nächste und letzte Vorhaben lautete auf Upflamör. Am schnellsten zu erreichen via B 312 und Hochberg. Mein Glück: die Zwiefaltener Steige war immer noch gesperrt, was eine ungewöhnlich verkehrsarme Befahrung der Bundesstraße bis zum Abzweig nach Hochberg ermöglichte. Schon in Hochberg zu erkennen: Zwiefalten lag bereits unter einer Nebeldecke. Die schmale Straße hinunter ins Tobeltal wurde von Kundigen rege als Schleichweg genutzt, ruhig dagegen der Aufstieg auf breiter Piste nach Upflamör. Oben das gleiche Bild: Zwiefalten hatte sich unter der Nebeldecke versteckt.
Endspurt nach Riedlingen: auf direktem Weg ging es bis Pflummern. Unmittelbar am Ortseingang wurde ich vom Donaunebel regelrecht verschluckt. Dummerweise diente die L 275 auch noch als weiträumige Umleitung für die B 312, mit entsprechend hohem Verkehrsaufkommen. Die letzten 5 km bis zum Riedlinger Bahnhof gestalteten sich also alles andere als vergnüglich - ganz im Gegensatz zum Rest des Ausfluges.
Ich bin diese Etappe gefahren und möchte die befahrenen Pässe in mein Palmares eintragen
Ich bin diese Etappe gefahren