Im Maresme....eine Tour für alle Jahreszeiten 122,9 km / 1987 Hm
Redaktionell bestätigte Tour von AP
Von AP –
Der hier vorgestellte Tourentipp war bisher Bestandteil der Beschreibung des Maresme. Nachdem ich es in mühsamer Kleinarbeit geschafft habe, die Gegend abzutracken, entsorge ich die Unterregion Maresme, weil sie keine geographisch abgrenzbare Region, sondern ein Landkreis ist, und gebe dem Text einen neuen Platz in der QD-Welt. Vorausschicken möchte ich noch, daß ich die Strecke nie in einem Rutsch gefahren bin, aber jeden Meter schon oft unter den Rädern hatte, weil der Maresme seit ein paar Jahren zu meinem Standard-Radprogramm gehört.
Die Tour kann man zu jeder Jahreszeit fahren. Sogar im Januar ist die Chance gegeben, bei entsprechender Wetterlage in den Mittagsstunden kurze Hosen anzuziehen. Was nicht heißt, daß bei einer extremen Kältewelle nicht auch mal die eine oder andere Schneeflocke auf die Paßhöhen des Maresme hinabsinkt, aber das kommt nicht jeden Winter vor. Zudem sei darauf hingewiesen, daß im Hochwinter in den Morgenstunden oft ein erheblicher Temperaturgegensatz besteht zwischen der Küste und dem Hinterland (dem Vallès).
1. Allgemeine Informationen
Zwischen Badalona, nur ein paar Kilometer nördlich von Barcelona gelegen, und der Costa Brava erstreckt sich die Küstenregion des Maresme. Es muß früher eine aparte Gegend gewesen sein, eine mediterrane Mittelgebirgslandschaft mit Pinien, Steineichen und Zypressen, die bis an die kleinen Fischerdörfer an den langen Sandstränden heranreichten. Für die Menschen dort war das Leben nicht ganz einfach. Davon zeugt die Tatsache, daß es viele Orte doppelt gibt, nämlich einmal am Meer (Ort "de Mar"), ein anderes Mal ein Stück im Hinterland (Ort "de Munt" oder "de Dalt"). Im Mittelalter wurde unten gefischt, in den weiter oben gelegenen Orten suchte man Zuflucht vor Piratenüberfällen. Während der Industrialisierung Kataloniens Ende des 19. Jahrhunderts fing man dann an, den Maresme umzugestalten. Immer mehr Flächen wurden landwirtschaftlich oder industriell genutzt, und die Ortschaften wurden groß und größer, da die Bevölkerungszahlen explodierten (um 1900 lebten dort etwa 72.000 Menschen, heute weit über 300.000).
Eine Zeitlang war der Maresme im 20. Jahrhundert Vorreiter des neuen Spaniens der Nach-Franco-Zeit. Das manifestierte sich zum Beispiel darin, daß man in den 70er und frühen 80er Jahren Calella zu einer der ersten Hochburgen des Massentourismus ausbaute, wovon bis heute sein – mittlerweile etwas aus der Mode gekommene - Beiname zeugt: Calella dels Alemanys. Eine Übersetzung erübrigt sich. Ebenso fanden in Canet de Mar in den 70er Jahren einige der ersten Rockfestivals auf spanischem Boden statt...man nannte es auch das katalanische Woodstock.
Was bleibt heute vom Maresme? Gerade im südlichen Teil zwischen Badalona und Mataró wuchern gesichtslose Siedlungen (urbanizaciones) und breiten sich Industriegebiete oder mit Plastik bedeckte Gemüsefelder aus, wo einmal ein stiller grüner Wald war. Die Fischerdörfer sind zu mehr oder weniger großen Pendlerstädten angewachsen. Viel Landschaft ist zugebaut, aber zum Glück nicht alles. Besonders im nördlichen Hinterland, sprich im Montnegre-Corredor, stehen noch große Kiefernwälder, in denen man wandern kann. Es gibt auch ein paar Ecken, wo man im Sommer ganz nett an den Strand gehen kann, zum Beispiel in Caldes d’Estrac und Sant Pol de Mar. Der Maresme hat keine dramatischen Felsbuchten wie die Costa Brava, aber wenn man sich ein wenig auskennt, findet man attraktive Plätzchen.
2. Streckenvorschlag
Startpunkt ist der Bahnhof in Montgat nördlich von Badalona. Vom Zentrum Barcelonas aus ist Montgat mit in ungefähr zehnminütigem Abstand rollenden Nahverkehrszügen bequem zu erreichen. Bitte die Station Montgat nicht mit der nächsten Station Montgat Nord verwechseln!
Von Montgat aus geht es zunächst nach Norden, an der Küste entlang in Richtung El Masnou ab. Man macht direkt Bekanntschaft mit der Nacional N-II, an der man als Radfahrer im Maresme nicht vorbeikommt. Die Straße ist zum großen Teil vierspurig und recht stark befahren. allerdings gibt es über weite Strecken breite Seitenstreifen und nur auf kurzen Strecken dürfen Autos schneller als 60km/h fahren. Somit ist das "Erlebnis Nacional" nicht so schlimm, wie man vermuten könnte. Man sollte sie aber in den späten Nachmittagsstunden meiden, dann ist wirklich zuviel los und man kommt selbst mit dem Rad schlecht voran.
Überraschenderweise sind die knapp fünf Kilometer bis El Masnou nicht flach, sondern es geht bergauf und -ab. Wer wirklich mit dem Zug anreist, könnte auch an der Station Masnou aussteigen, sich die Nacional ersparen und von Montgat zurückfahren.
In El Masnou nimmt man dann die Abzweigung nach links in Richtung Alella und schon steht der Anstieg zum ersten Paß an, dem Alt de la Font de Cera. Zunächst führt die Straße bei einer Steigung von 3 bis 4% einfach nur gerade aus El Masnou heraus und unterquert die Küstenautobahn C-32. Dahinter durchfährt man den nächsten Ort, Alella, mit einer schmucken urbanización am Hang oberhalb. Alella hat aber mehr als nur urbanizaciones zu bieten, es ist gleichzeitig ein kleines Weinanbaugebiet mit einer Handvoll Weingüter und in Katalonien bekannt für den trockenen Weißwein aus der Pansa-Traube.
Etwa bei Kilometer 3 des Anstiegs läßt die Bebauung nach, es wird kurviger, und die Steigung zieht auf 6 bis 7% an. Nach fast sechs Kilometern steht man dann an der bewaldeten Paßhöhe. Die etwas mehr als fünf Kilometer lange Abfahrt nach Vilanova del Vallès ist im oberen Teil ziemlich steil und wird dann hinter einer Tankstelle schnell flacher. Es geht dabei über mehr als zwei Kilometer an einem Golfplatz vorbei.
In Vilanova angekommen, folgt man der Beschilderung in Richtung La Roca del Vallès und fährt auf der BV-5001 nach Norden. Diese Landstraße ist das Gegenstück zur Nacional und verläuft quasi parallel auf der Inlandsseite der Serralada Litoral. Einheimische nennen sie kurz "la carretera de La Roca".
La Roca schnell erreicht; dort biegt man kurz vor dem eigentlichen Ortszentrum in Richtung Òrrius ab. Das Schild ist nur schwer zu sehen. Wer hier in den Ort hineinprügelt, hat gute Chancen, die Abzweigung zu verpassen. Direkt dahinter beginnt der Anstieg zum Coll de Sant Bartomeu (auch Alt de Òrrius genannt). Das ist zwar der schwerste Anstieg dieser Tour, aber auch gleichzeitig der mit dem geringsten Verkehrsaufkommen. Es geht oberhalb von La Roca mit über 7% Steigung auf einer engen Straße in den Wald hinein, der sich immer mal wieder lichtet. Nach etwa vier sehr gleichmäßigen Kilometern ist der Paß bezwungen. Neben dem Übergang gibt es einen großen Steinbruch, den man aber nur dann zu sehen bekommt, wenn man den Paß aus der anderen Richtung befährt. Herrlich ist der Ausblick von der letzten Kurve direkt vor der Paßhöhe: man schaut über das Vallès auf den Norden der Serralada Prelitoral vom Montseny bis zum Montserrat. An klaren Tagen erahnt man sogar einen winzigen Ausschnitt der Pyrenäen durch die Lücke zwischen dem Montseny und den Cingles de Bertì.
Schon nach kurzer Abfahrt durchquert man das Dorf Òrrius, dann gibt es einen kurzen vierhundert Meter langen Gegenanstieg. Die Landschaft wird wieder offener und es geht abwärts in Richtung Argentona/Mataró. Nach sechseinhalb Kilometern erreicht man eine Straßenkreuzung unterhalb einer Autobahn, welche die Küstenautobahn mit der Inlandsautobahn verbindet. Man hält sich rechts und passiert ein kleines Industriegebiet, u.a. mit einer deutschen Firma.
Die Straße fällt nach der oben erwähnten Kreuzung nur noch unmerklich ab und führt an Argentona vorbei. Unterhalb des Orts ist einem Kreisverkehr halblinks das Zentrum Matarós ausgeschildert, man fährt aber geradeaus nach El Cros, halb Industriegebiet, halb urbanización. Dort ist der Verkehr nicht so stark wie auf der Straße ins Zentrum. Diese Straße fällt ab bis zur Nacional südlich von Mataró, auf der man sich in Richtung Girona/N-II hält.
Auf der Küstenpromendade von Mataró geht es schnurstracks am Hafen vorbei nach Norden. Mataró ist die größte Stadt des Maresme und – wenig verwundernd– auch dessen Verwaltungszentrum.
Beinahe am nördlichsten Ortsende von Mataró biegt nach links eine Straße ab. Was dort genau ausgeschildert ist, habe ich vergessen, aber die Straße ist nicht zu verkennen, weil sie rechts einen Radstreifen hat. Das ist nun schon der Beginn des Anstiegs zum Paß Nummer 3, dem Coll del Pollastre. Ein schöner Name, denn pollastre al ast ist das, was man in unseren Breiten gemeinhin als Brathähnchen bezeichnet. Die Strecke zum Hendl hoch ist die längste und gleichzeitig leichteste Auffahrt dieser Rundtour. Eine durchgehende Steigung gibt es nur auf den ersten dreieinhalb Kilometern an Mataró vorbei in Richtung Sant Andreu de Llavaneres. Ein letztes Mal unterquert man die inzwischen liebgewonnene Küstenautobahn. Danach ist es ein gemäßigtes Auf und Ab durch Sant Andreu de Llavaneres und den nächsten Ort Sant Vicenç de Montalt, wobei man in der Summe mehr Höhenmeter gewinnt als verliert. Übrigens ist der Coll del Pollastre der einzige der Pässe, der wirklich komplett im Maresme liegt - wie schon oben gesagt, fast alle Pässe der Gegend verbinden den Maresme mit dem Hinterland. Im oberen Teil sind dann zwischen den Ortschaften auch ein paar Waldstücke eingestreut. Nach etwa fünfzehn Kilometern erreicht man die Paßhöhe, um den herum sich noch eine urbanización namens Mas Gabana ausbreitet. Dahinter gibt es dann aber erst einmal keine Bebauung mehr, sondern eine dreieinhalb Kilometer lange Abfahrt durch eine recht grüne Landschaft mit kleinen Waldstücken, Plastikfeldern und Hecken. Schließlich erreicht man den nächsten Ort, Arenys de Munt. Kurze Zwischenbemerkung: In meiner bescheidenen Meinung ist der Abschnitt zwischen Sant Vicenç de Montalt und Arenys de Munt das beschaulichste Stück Weg im Maresme.
In Arenys durchquert man im oberen Teil des Ortes den lokalen Wasserlauf, eine sogenannte riera. Hier wurde die Straße direkt durch das Bachbett gebaut, das gleichzeitig auch noch als Parkplatz dient. Bei heftigem Regen wälzt sich dort der Schlamm herunter und reißt alles mit, so daß schon manch einer, der den Wetterbericht nicht verinnerlicht hatte, sein Auto weiter unten in Arenys de Mar suchen mußte.
Hinter dieser „Furt” geht es sofort ziemlich steil, später flacher voran, bis man im oberen Viertel von Arenys auf die Hauptstraße einbiegt, die von der Küste nach Sant Celoni führt. Dort beginnt der Anstieg zum Collsacreu, dem nördlichsten Paß dieser Tour.
Hinter Arenys kurvt die Straße bei etwa 5% und wenig Verkehr im Pinienwald nach oben. Das Paßschild steht merkwürdigerweise ein ganzes Stück unterhalb der Paßhöhe, noch vor der letzten Kurve. Oben liegt rechts eine urbanización im Wald versteckt.
Auf der Abfahrt wird es dann mystisch. Nach ein paar Kilometern im Wald erreicht man das Dorf Vallgorguina (Tal der Hexen), in dessen Nähe der Dolmen Pedra Gentil zu finden ist, der vor mehr als viertausend Jahren aufgestellt wurde. Wahrscheinlich gab es in dieser Gegend in iberokeltischer Zeit religiöse Kultstätten. Hinter Vallgorguina wird die Landschaft wieder offener, das Gefälle reduziert sich und man sieht den Montseny mit dem Turo de l'Home vor sich.
Schon beinahe in Sant Celoni angekommen passiert man zwei Kreisel unterhalb der Inlandsautobahn, hält sich in Richtung Cardedeu und sollte sich mental bereits auf den schlimmsten Abschnitt der Tour vorbereiten. Die folgenden fünfeinhalb Kilometer führen nämlich in Richtung Westen auf der stark befahrenen C-35. Zwar gibt es eine Art Standstreifen, auf dem man wenigstens ein paar Meter von den Autos entfernt ist, aber trotzdem donnert hier unter der Woche ein Lastwagen nach dem anderen Granollers, einem der industriellen Zentren des Vallès, entgegen. Der Höhepunkt ist dann der stickige, dröhnende Tunnel in dem Ort Villalba Sassera, hinter dem es zum Glück einfacher wird, da hier die Straße leicht abfällt. Schließlich überquert man die Autobahn wieder, fährt in Richtung Llinars del Vallès von der C-35 ab und nimmt in dem anschließenden Kreisel die Abzweigung nach Dosrius.
Der Verkehr und der Lärm bleiben zurück und der Anstieg zum Coll de Can Bordoi empfängt einen mit einer Rampe im zweistelligen Bereich. Dahinter führt die Straße, wieder abflachend, in den Wald hinein und schon nach weniger als zweieinhalb Kilometern bezwingt man den Paß Nummer 5. Neben der Paßhöhe steht, im Wald versteckt, die große Can Bordoi, ein Sammelsurium aus Gebäuden, die den verschiedensten Zwecken dienen. Hinter der Paßhöhe folgt ein längeres Gefälle in den Ort Dosrius hinein, zunächst recht steil und dann flacher. Dahinter gehts es dann an einem kleinen Industriegebiet vorbei weiter in Richtung Argentona. Etwa drei Kilometer hinter Dosrius gelangt man an eine Kreuzung unterhalb der Verbindungsautobahn, an der es links nach Argentona/Mataró und rechts in Richtung La Roca/Autobahnauffahrt geht. Beinahe schließt sich an dieser Stelle schon der Kreis dieser Rundfahrt, denn die Kreuzung, an der man nach der Abfahrt vom Coll de Sant Bartomeu vorbeigekommen ist, liegt nur ein paar hundert Meter weiter südlich.
Jedenfalls biegt man nach rechts ab und fährt für ein paar hundert Meter an der Autobahn entlang, bevor die Straße nach rechts in den Wald abzweigt. Dort ist man schon auf dem Weg zum vorletzten Paß der Tour, der Collada de Parpers. Ähnlich wie beim Collsacreu geht es ziemlich kurvig mit 5% Steigung nach oben. Der Verkehr glänzt erfreulicherweise durch Abwesenheit, so daß man ungestört die Paßhöhe mit einer verlassenen Tankstelle erreicht. Von der Autobahn hört man nichts, da sie in einem Tunnel unter dem Paß hindurch führt. Es folgt die nächste Abfahrt nach La Roca, bei der man noch mal die Verbindungsautobahn unterquert. Kurze Zwischenbemerkung: Wer unter einheimischen Radlern etwas auf sich hält, fährt die Inlandsseite des Parpers auf dem großen Blatt....was mir noch nicht gelungen ist.
Über einen kurzen Gegenanstieg gelangt man ins Zentrum von La Roca. Nun geht es auf der carretera de La Roca in Richtung Montornés del Vallès. Bis Vilanova del Vallès dürfte die Straße bekannt vorkommen, ist man sie doch in entgegengesetzter Richtung schon gefahren. Von Vilanova aus fehlen noch etwas mehr als sechs Kilometer, zum Teil an einem Waldstück entlang, über Montornés bis Sant Fost de Campsentelles, wo der letzte Paß der Tour seinen Anfang hat. Der Einstieg ist leicht zu übersehen, weil die Straße schlecht ausgeschildert ist. Als Hinweis mag gelten, daß an der Ampelkreuzung der Hauptstraße mit der Carretera de Badalona rechts Mollet del Vallès angezeigt ist. Man fährt aber in entgegengesetzte Richtung, also nach links, und ist direkt im Anstieg zum Alt de la Conreria, auch Coll de Montalegre genannt. Zunächst gibt es immer mal ein paar Flachstücke, ab Kilometer 3,5 geht es dann kontinuierlich mit etwa 5 bis 6% Steigung nach oben. Man hat gar nicht das Gefühl, Sant Fost zu verlassen, denn oberhalb des Ortes schließen sich sofort urbanizaciones an. Die am höchsten gelegene heißt dann auch Conreria, weswegen der Name Coll de Montalegre aus der Mode gekommen ist. Nach etwas mehr als sechs Kilometern überquert man die Paßhöhe. Nun folgt eine letzte Abfahrt zur Küste hinunter durch eine fast baumlose Landschaft mit Feldern und Weingärten. Etwa anderthalb Kilometer hinter der Paßhöhe biegt man eigentlich links ab in Richtung Tiana.
"Eigentlich" will heißen, daß man nun am Ende der Tour Gelegenheit hat für ein bißchen sightseeing. Ein paar Meter hinter der Kreuzung zweigt ein Weg rechts ab zum Kartäuserkloster von Montalegre, dem größten Klosterbau des Maresme, dessen Ursprünge ins 13. Jahrhundert reichen. Wenn man schon in der Gegend ist, sollte man es sich einmal anschauen.
Montgat und damit das Ende der Tour ist zum Greifen nahe. Man biegt also an der erwähnten Kreuzung ab in Richtung Tiana. In Tiana folgt man der Beschilderung in Richtung Barcelona/N-II. unterquert ein letztes Mal die Küstenautobahn...und das war es dann. Fast genau am Bahnhof von Montgat erreicht man die Nacional und beendet die Runde.
Die Tour kann man zu jeder Jahreszeit fahren. Sogar im Januar ist die Chance gegeben, bei entsprechender Wetterlage in den Mittagsstunden kurze Hosen anzuziehen. Was nicht heißt, daß bei einer extremen Kältewelle nicht auch mal die eine oder andere Schneeflocke auf die Paßhöhen des Maresme hinabsinkt, aber das kommt nicht jeden Winter vor. Zudem sei darauf hingewiesen, daß im Hochwinter in den Morgenstunden oft ein erheblicher Temperaturgegensatz besteht zwischen der Küste und dem Hinterland (dem Vallès).
1. Allgemeine Informationen
Zwischen Badalona, nur ein paar Kilometer nördlich von Barcelona gelegen, und der Costa Brava erstreckt sich die Küstenregion des Maresme. Es muß früher eine aparte Gegend gewesen sein, eine mediterrane Mittelgebirgslandschaft mit Pinien, Steineichen und Zypressen, die bis an die kleinen Fischerdörfer an den langen Sandstränden heranreichten. Für die Menschen dort war das Leben nicht ganz einfach. Davon zeugt die Tatsache, daß es viele Orte doppelt gibt, nämlich einmal am Meer (Ort "de Mar"), ein anderes Mal ein Stück im Hinterland (Ort "de Munt" oder "de Dalt"). Im Mittelalter wurde unten gefischt, in den weiter oben gelegenen Orten suchte man Zuflucht vor Piratenüberfällen. Während der Industrialisierung Kataloniens Ende des 19. Jahrhunderts fing man dann an, den Maresme umzugestalten. Immer mehr Flächen wurden landwirtschaftlich oder industriell genutzt, und die Ortschaften wurden groß und größer, da die Bevölkerungszahlen explodierten (um 1900 lebten dort etwa 72.000 Menschen, heute weit über 300.000).
Eine Zeitlang war der Maresme im 20. Jahrhundert Vorreiter des neuen Spaniens der Nach-Franco-Zeit. Das manifestierte sich zum Beispiel darin, daß man in den 70er und frühen 80er Jahren Calella zu einer der ersten Hochburgen des Massentourismus ausbaute, wovon bis heute sein – mittlerweile etwas aus der Mode gekommene - Beiname zeugt: Calella dels Alemanys. Eine Übersetzung erübrigt sich. Ebenso fanden in Canet de Mar in den 70er Jahren einige der ersten Rockfestivals auf spanischem Boden statt...man nannte es auch das katalanische Woodstock.
Was bleibt heute vom Maresme? Gerade im südlichen Teil zwischen Badalona und Mataró wuchern gesichtslose Siedlungen (urbanizaciones) und breiten sich Industriegebiete oder mit Plastik bedeckte Gemüsefelder aus, wo einmal ein stiller grüner Wald war. Die Fischerdörfer sind zu mehr oder weniger großen Pendlerstädten angewachsen. Viel Landschaft ist zugebaut, aber zum Glück nicht alles. Besonders im nördlichen Hinterland, sprich im Montnegre-Corredor, stehen noch große Kiefernwälder, in denen man wandern kann. Es gibt auch ein paar Ecken, wo man im Sommer ganz nett an den Strand gehen kann, zum Beispiel in Caldes d’Estrac und Sant Pol de Mar. Der Maresme hat keine dramatischen Felsbuchten wie die Costa Brava, aber wenn man sich ein wenig auskennt, findet man attraktive Plätzchen.
2. Streckenvorschlag
Startpunkt ist der Bahnhof in Montgat nördlich von Badalona. Vom Zentrum Barcelonas aus ist Montgat mit in ungefähr zehnminütigem Abstand rollenden Nahverkehrszügen bequem zu erreichen. Bitte die Station Montgat nicht mit der nächsten Station Montgat Nord verwechseln!
Von Montgat aus geht es zunächst nach Norden, an der Küste entlang in Richtung El Masnou ab. Man macht direkt Bekanntschaft mit der Nacional N-II, an der man als Radfahrer im Maresme nicht vorbeikommt. Die Straße ist zum großen Teil vierspurig und recht stark befahren. allerdings gibt es über weite Strecken breite Seitenstreifen und nur auf kurzen Strecken dürfen Autos schneller als 60km/h fahren. Somit ist das "Erlebnis Nacional" nicht so schlimm, wie man vermuten könnte. Man sollte sie aber in den späten Nachmittagsstunden meiden, dann ist wirklich zuviel los und man kommt selbst mit dem Rad schlecht voran.
Überraschenderweise sind die knapp fünf Kilometer bis El Masnou nicht flach, sondern es geht bergauf und -ab. Wer wirklich mit dem Zug anreist, könnte auch an der Station Masnou aussteigen, sich die Nacional ersparen und von Montgat zurückfahren.
In El Masnou nimmt man dann die Abzweigung nach links in Richtung Alella und schon steht der Anstieg zum ersten Paß an, dem Alt de la Font de Cera. Zunächst führt die Straße bei einer Steigung von 3 bis 4% einfach nur gerade aus El Masnou heraus und unterquert die Küstenautobahn C-32. Dahinter durchfährt man den nächsten Ort, Alella, mit einer schmucken urbanización am Hang oberhalb. Alella hat aber mehr als nur urbanizaciones zu bieten, es ist gleichzeitig ein kleines Weinanbaugebiet mit einer Handvoll Weingüter und in Katalonien bekannt für den trockenen Weißwein aus der Pansa-Traube.
Etwa bei Kilometer 3 des Anstiegs läßt die Bebauung nach, es wird kurviger, und die Steigung zieht auf 6 bis 7% an. Nach fast sechs Kilometern steht man dann an der bewaldeten Paßhöhe. Die etwas mehr als fünf Kilometer lange Abfahrt nach Vilanova del Vallès ist im oberen Teil ziemlich steil und wird dann hinter einer Tankstelle schnell flacher. Es geht dabei über mehr als zwei Kilometer an einem Golfplatz vorbei.
In Vilanova angekommen, folgt man der Beschilderung in Richtung La Roca del Vallès und fährt auf der BV-5001 nach Norden. Diese Landstraße ist das Gegenstück zur Nacional und verläuft quasi parallel auf der Inlandsseite der Serralada Litoral. Einheimische nennen sie kurz "la carretera de La Roca".
La Roca schnell erreicht; dort biegt man kurz vor dem eigentlichen Ortszentrum in Richtung Òrrius ab. Das Schild ist nur schwer zu sehen. Wer hier in den Ort hineinprügelt, hat gute Chancen, die Abzweigung zu verpassen. Direkt dahinter beginnt der Anstieg zum Coll de Sant Bartomeu (auch Alt de Òrrius genannt). Das ist zwar der schwerste Anstieg dieser Tour, aber auch gleichzeitig der mit dem geringsten Verkehrsaufkommen. Es geht oberhalb von La Roca mit über 7% Steigung auf einer engen Straße in den Wald hinein, der sich immer mal wieder lichtet. Nach etwa vier sehr gleichmäßigen Kilometern ist der Paß bezwungen. Neben dem Übergang gibt es einen großen Steinbruch, den man aber nur dann zu sehen bekommt, wenn man den Paß aus der anderen Richtung befährt. Herrlich ist der Ausblick von der letzten Kurve direkt vor der Paßhöhe: man schaut über das Vallès auf den Norden der Serralada Prelitoral vom Montseny bis zum Montserrat. An klaren Tagen erahnt man sogar einen winzigen Ausschnitt der Pyrenäen durch die Lücke zwischen dem Montseny und den Cingles de Bertì.
Schon nach kurzer Abfahrt durchquert man das Dorf Òrrius, dann gibt es einen kurzen vierhundert Meter langen Gegenanstieg. Die Landschaft wird wieder offener und es geht abwärts in Richtung Argentona/Mataró. Nach sechseinhalb Kilometern erreicht man eine Straßenkreuzung unterhalb einer Autobahn, welche die Küstenautobahn mit der Inlandsautobahn verbindet. Man hält sich rechts und passiert ein kleines Industriegebiet, u.a. mit einer deutschen Firma.
Die Straße fällt nach der oben erwähnten Kreuzung nur noch unmerklich ab und führt an Argentona vorbei. Unterhalb des Orts ist einem Kreisverkehr halblinks das Zentrum Matarós ausgeschildert, man fährt aber geradeaus nach El Cros, halb Industriegebiet, halb urbanización. Dort ist der Verkehr nicht so stark wie auf der Straße ins Zentrum. Diese Straße fällt ab bis zur Nacional südlich von Mataró, auf der man sich in Richtung Girona/N-II hält.
Auf der Küstenpromendade von Mataró geht es schnurstracks am Hafen vorbei nach Norden. Mataró ist die größte Stadt des Maresme und – wenig verwundernd– auch dessen Verwaltungszentrum.
Beinahe am nördlichsten Ortsende von Mataró biegt nach links eine Straße ab. Was dort genau ausgeschildert ist, habe ich vergessen, aber die Straße ist nicht zu verkennen, weil sie rechts einen Radstreifen hat. Das ist nun schon der Beginn des Anstiegs zum Paß Nummer 3, dem Coll del Pollastre. Ein schöner Name, denn pollastre al ast ist das, was man in unseren Breiten gemeinhin als Brathähnchen bezeichnet. Die Strecke zum Hendl hoch ist die längste und gleichzeitig leichteste Auffahrt dieser Rundtour. Eine durchgehende Steigung gibt es nur auf den ersten dreieinhalb Kilometern an Mataró vorbei in Richtung Sant Andreu de Llavaneres. Ein letztes Mal unterquert man die inzwischen liebgewonnene Küstenautobahn. Danach ist es ein gemäßigtes Auf und Ab durch Sant Andreu de Llavaneres und den nächsten Ort Sant Vicenç de Montalt, wobei man in der Summe mehr Höhenmeter gewinnt als verliert. Übrigens ist der Coll del Pollastre der einzige der Pässe, der wirklich komplett im Maresme liegt - wie schon oben gesagt, fast alle Pässe der Gegend verbinden den Maresme mit dem Hinterland. Im oberen Teil sind dann zwischen den Ortschaften auch ein paar Waldstücke eingestreut. Nach etwa fünfzehn Kilometern erreicht man die Paßhöhe, um den herum sich noch eine urbanización namens Mas Gabana ausbreitet. Dahinter gibt es dann aber erst einmal keine Bebauung mehr, sondern eine dreieinhalb Kilometer lange Abfahrt durch eine recht grüne Landschaft mit kleinen Waldstücken, Plastikfeldern und Hecken. Schließlich erreicht man den nächsten Ort, Arenys de Munt. Kurze Zwischenbemerkung: In meiner bescheidenen Meinung ist der Abschnitt zwischen Sant Vicenç de Montalt und Arenys de Munt das beschaulichste Stück Weg im Maresme.
In Arenys durchquert man im oberen Teil des Ortes den lokalen Wasserlauf, eine sogenannte riera. Hier wurde die Straße direkt durch das Bachbett gebaut, das gleichzeitig auch noch als Parkplatz dient. Bei heftigem Regen wälzt sich dort der Schlamm herunter und reißt alles mit, so daß schon manch einer, der den Wetterbericht nicht verinnerlicht hatte, sein Auto weiter unten in Arenys de Mar suchen mußte.
Hinter dieser „Furt” geht es sofort ziemlich steil, später flacher voran, bis man im oberen Viertel von Arenys auf die Hauptstraße einbiegt, die von der Küste nach Sant Celoni führt. Dort beginnt der Anstieg zum Collsacreu, dem nördlichsten Paß dieser Tour.
Hinter Arenys kurvt die Straße bei etwa 5% und wenig Verkehr im Pinienwald nach oben. Das Paßschild steht merkwürdigerweise ein ganzes Stück unterhalb der Paßhöhe, noch vor der letzten Kurve. Oben liegt rechts eine urbanización im Wald versteckt.
Auf der Abfahrt wird es dann mystisch. Nach ein paar Kilometern im Wald erreicht man das Dorf Vallgorguina (Tal der Hexen), in dessen Nähe der Dolmen Pedra Gentil zu finden ist, der vor mehr als viertausend Jahren aufgestellt wurde. Wahrscheinlich gab es in dieser Gegend in iberokeltischer Zeit religiöse Kultstätten. Hinter Vallgorguina wird die Landschaft wieder offener, das Gefälle reduziert sich und man sieht den Montseny mit dem Turo de l'Home vor sich.
Schon beinahe in Sant Celoni angekommen passiert man zwei Kreisel unterhalb der Inlandsautobahn, hält sich in Richtung Cardedeu und sollte sich mental bereits auf den schlimmsten Abschnitt der Tour vorbereiten. Die folgenden fünfeinhalb Kilometer führen nämlich in Richtung Westen auf der stark befahrenen C-35. Zwar gibt es eine Art Standstreifen, auf dem man wenigstens ein paar Meter von den Autos entfernt ist, aber trotzdem donnert hier unter der Woche ein Lastwagen nach dem anderen Granollers, einem der industriellen Zentren des Vallès, entgegen. Der Höhepunkt ist dann der stickige, dröhnende Tunnel in dem Ort Villalba Sassera, hinter dem es zum Glück einfacher wird, da hier die Straße leicht abfällt. Schließlich überquert man die Autobahn wieder, fährt in Richtung Llinars del Vallès von der C-35 ab und nimmt in dem anschließenden Kreisel die Abzweigung nach Dosrius.
Der Verkehr und der Lärm bleiben zurück und der Anstieg zum Coll de Can Bordoi empfängt einen mit einer Rampe im zweistelligen Bereich. Dahinter führt die Straße, wieder abflachend, in den Wald hinein und schon nach weniger als zweieinhalb Kilometern bezwingt man den Paß Nummer 5. Neben der Paßhöhe steht, im Wald versteckt, die große Can Bordoi, ein Sammelsurium aus Gebäuden, die den verschiedensten Zwecken dienen. Hinter der Paßhöhe folgt ein längeres Gefälle in den Ort Dosrius hinein, zunächst recht steil und dann flacher. Dahinter gehts es dann an einem kleinen Industriegebiet vorbei weiter in Richtung Argentona. Etwa drei Kilometer hinter Dosrius gelangt man an eine Kreuzung unterhalb der Verbindungsautobahn, an der es links nach Argentona/Mataró und rechts in Richtung La Roca/Autobahnauffahrt geht. Beinahe schließt sich an dieser Stelle schon der Kreis dieser Rundfahrt, denn die Kreuzung, an der man nach der Abfahrt vom Coll de Sant Bartomeu vorbeigekommen ist, liegt nur ein paar hundert Meter weiter südlich.
Jedenfalls biegt man nach rechts ab und fährt für ein paar hundert Meter an der Autobahn entlang, bevor die Straße nach rechts in den Wald abzweigt. Dort ist man schon auf dem Weg zum vorletzten Paß der Tour, der Collada de Parpers. Ähnlich wie beim Collsacreu geht es ziemlich kurvig mit 5% Steigung nach oben. Der Verkehr glänzt erfreulicherweise durch Abwesenheit, so daß man ungestört die Paßhöhe mit einer verlassenen Tankstelle erreicht. Von der Autobahn hört man nichts, da sie in einem Tunnel unter dem Paß hindurch führt. Es folgt die nächste Abfahrt nach La Roca, bei der man noch mal die Verbindungsautobahn unterquert. Kurze Zwischenbemerkung: Wer unter einheimischen Radlern etwas auf sich hält, fährt die Inlandsseite des Parpers auf dem großen Blatt....was mir noch nicht gelungen ist.
Über einen kurzen Gegenanstieg gelangt man ins Zentrum von La Roca. Nun geht es auf der carretera de La Roca in Richtung Montornés del Vallès. Bis Vilanova del Vallès dürfte die Straße bekannt vorkommen, ist man sie doch in entgegengesetzter Richtung schon gefahren. Von Vilanova aus fehlen noch etwas mehr als sechs Kilometer, zum Teil an einem Waldstück entlang, über Montornés bis Sant Fost de Campsentelles, wo der letzte Paß der Tour seinen Anfang hat. Der Einstieg ist leicht zu übersehen, weil die Straße schlecht ausgeschildert ist. Als Hinweis mag gelten, daß an der Ampelkreuzung der Hauptstraße mit der Carretera de Badalona rechts Mollet del Vallès angezeigt ist. Man fährt aber in entgegengesetzte Richtung, also nach links, und ist direkt im Anstieg zum Alt de la Conreria, auch Coll de Montalegre genannt. Zunächst gibt es immer mal ein paar Flachstücke, ab Kilometer 3,5 geht es dann kontinuierlich mit etwa 5 bis 6% Steigung nach oben. Man hat gar nicht das Gefühl, Sant Fost zu verlassen, denn oberhalb des Ortes schließen sich sofort urbanizaciones an. Die am höchsten gelegene heißt dann auch Conreria, weswegen der Name Coll de Montalegre aus der Mode gekommen ist. Nach etwas mehr als sechs Kilometern überquert man die Paßhöhe. Nun folgt eine letzte Abfahrt zur Küste hinunter durch eine fast baumlose Landschaft mit Feldern und Weingärten. Etwa anderthalb Kilometer hinter der Paßhöhe biegt man eigentlich links ab in Richtung Tiana.
"Eigentlich" will heißen, daß man nun am Ende der Tour Gelegenheit hat für ein bißchen sightseeing. Ein paar Meter hinter der Kreuzung zweigt ein Weg rechts ab zum Kartäuserkloster von Montalegre, dem größten Klosterbau des Maresme, dessen Ursprünge ins 13. Jahrhundert reichen. Wenn man schon in der Gegend ist, sollte man es sich einmal anschauen.
Montgat und damit das Ende der Tour ist zum Greifen nahe. Man biegt also an der erwähnten Kreuzung ab in Richtung Tiana. In Tiana folgt man der Beschilderung in Richtung Barcelona/N-II. unterquert ein letztes Mal die Küstenautobahn...und das war es dann. Fast genau am Bahnhof von Montgat erreicht man die Nacional und beendet die Runde.
7 gefahrene Pässe
Collsacreu, Coll de Sant Bartomeu, Coll del Pollastre, Alt de la Font de la Cera , Collada de Parpers, Alt de la Conreria, Coll de Can BordoiStrecke
Ich bin diese Etappe gefahren und möchte die befahrenen Pässe in mein Palmares eintragen
Ich bin diese Etappe gefahren
am