Von Jan – Ausgerechnet die Corona-Pandemie ermöglicht nun die Mallorca-Premiere von quäldich im März 2021. Wir können alles, außer Mallorca? Haben wir immer gesagt. Aber Mallorca können wir halt auch! Mit Abstand und Tests, verantwortungsbewusst und allen Bergen, die Mallorca zu bieten hat.
Von Jan – Nun sind wir also auf Mallorca, zum ersten Mal im Rahmen einer quäldich-Reise! Wie Tom gestern in unserem Corona-Blog geschrieben hat, nutzen wir die Reise, um unser auf die neuen Testmöglichkeiten angepasstes Corona-Konzept im Rahmen einer Reise mit wenigen Teilnehmern auf Herz und Nieren zu prüfen. Im Falle von Mallorca spielt uns natürlich in die Karten, dass man derzeit nur mit einem negativen PCR-Test nach Spanien einreisen kann. In unserem allgemeinen Konzept fordern wir weder einen PCR-Test noch einen Schnelltest von unseren Teilnehmern, wir empfehlen eines von beiden aber dringend, um zu gewährleisten, dass niemand die Reise infektiös antritt.
Dessen können wir uns auf dieser Reise also aufgrund der behördlichen Auflagen sicher sein. Dennoch führen wir auf dieser Reise dreimal (statt zweimal wie im Corona-Konzept) einen Schnelltest mit allen Teilnehmern durch, um ganz sicher zu sein, dass das auch so bleibt.
Es regnet in Strömen, als uns unser Shuttle ins Hotel nach Inca fährt. Dort stehen unsere Leihräder von bikefriends-schon.de schon für uns bereit. Nagelneue Räder! Herzlichen Dank an Dieter selbst und an Sebastian, der sich hier vor Ort für uns ins Zeug legt. So musste er noch einmal zurück kommen, um Nadines und Silvis Sattelstützen zu kürzen.
Durch diese Verzögerung starten wir erst um 15.45 Uhr auf unsere 80 km lange Einrollrunde zum Puig de Randa. Der Regen hat aufgehört, die Straßen sind schon fast trocken, aber es bläst unglaublich, auf dem Hinweg ordentlich von hinten. So segeln wir nach Llucmajor, den Puig de Randa immer vorne links im Bild. Wir fahren in zwei Gruppen mit je vier Teilnehmern, mit deutlich besserem Betreuungsschlüssel in der zweiten Gruppe, wo sich Silvi und Nadine um Hans Peter und Christian kümmern. 1:1-Betreuung: das gibt es nur auf Mallorca!
Die versteckte Seitenauffahrt auf den Puig de Randa ist ein kehrenreicher Traum, und die immer besser werdende Aussicht begeistert. Oben werden wir fast weg geweht, und uns schwant Übles für den Rückweg. Aber vor der Abfahrt noch eine überraschende Begegnung mit Heiko Hefner, der uns hier abgepasst hat.
Wie von Geisterhand gesteuert lässt der Wind nach der Abfahrt merklich nach, und wir können dem Wind mit relativ hohen Geschwindigkeiten trotzen. Langsam ist nämlich noch etwas viel Strecke für das verbliebene Tageslicht übrig, und so drücken wir auf den schmalen Straßen des Rückwegs, was geht. Die Sonne kommt raus, wir werfen lange Schatten im Streiflicht. Die Verlängerungsoption müssen wir für heute streichen, denn die Sonne geht als feuerroter Ball über der Tramuntana unter. Für mich also heute plus 0 in der Passjagd Mallorcas. Aber noch alles aus dem Ankunftstag gequetscht, was möglich war!
Ein leicht verspätetes üppiges Abendessen endet um 21.30 Uhr. Denn um 22 Uhr ist Sperrstunde. Feierabend!
Von Jan – Die Wolken hängen immer noch tief heute morgen. In der Serra de Tramuntana hat es geschneit, der Puig Major ist in ein Schneegewand gekleidet. Wir aber müssen erstmal das Tagesprogramm von gestern komplettieren und fahren auf dem Weg nach Pollenca noch schnell auf den Puig d'Inca – plus 1 in der Passjagd Mallorcas auf 2,7 km und 200 Hm. Aber was für ein schöner Anstieg, und ich muss Passbeschreiber getri Recht geben: die Aussicht ist phänomenal und reicht schon heute fast über die ganze Insel. Wie toll muss es da erst an einem klaren Tag sein! Zudem ist die Auffahrt wunderschön trassiert. Ein echter Geheimtipp! Und unser Hausberg. Puig d'Inca geht immer?
Auf einsamen Straßen steuern wir auf Pollenca zu. In großen Abständen sehen wir kleine Gruppen heimischer Radfahrer. Es ist Sonntag, und das Wetter ist nicht ganz so schlecht wie gestern. Aber an einem normalen Tag im März wären hier Massen an Radtouristen unterwegs. Wir sehen nichtmal von Zeit zu Zeit ein Auto.
In Port de Pollenca bewundern wir den Hafen und machen uns dann an eine der schönsten Straßen Mallorcas, die zum Cap Formentor. Nur der erste Teil zum Coll de la Creueta ist anspruchsvoll, und schon fährt Morten los wie ein Moped. Er wartet am Pass, während Harry und Joachim weiterziehen und im Adrenalinrausch erst am Cap bemerken, dass Morten und ich fehlen. Wir kommen aber auch alleine zurecht.
Morten unterhält sich derweilen mit Hans Peter, der auf Silvis, Nadines und Christians Rad aufpasst, die zum Mirador d'es Colomer vorgelaufen sind. Wir fahren lieber weiter, die Wolken kommen immer tiefer und es tröpfelt. Was für ein toller Abschnitt zum Cap Formentor. Auch bei diesem Wetter eine Reise wert!
Die Cafeteria am Cap ist zum Glück geöffnet, und wir stärken uns mit Bocadillos, Cola und Kaffee.
Der Rückweg ist schon bekannt, aber dennoch schön. In Pollenca wenden wir uns der langen Anfahrt zum Coll de Femenia zu. Joachim spannt sich in den Wind, und hinter ihm gestaltet sich die Reise fast meditativ. Morten ficht mit dem Bocadillo einen zweiten Kampf aus, was mir die Gelegenheit gibt, die zerklüftete Hochgebirgslandschaft in Ruhe zu genießen. Erstmals in voller Sonne. Toll! Die Cola an der Tankstelle am Coll de Sa Bataia richtet Morten wieder auf, und so steht einer rasanten Abfahrt hinunter nach Caimari und weiter nach Inca nichts mehr im Wege. Die Sonne strahlt auf den puderschneebedeckten Gipfel des Puig Major zu unserer Rechten, und kurz darauf rollen wir auf die Hotelterrasse ein.
Nach der Dusche bittet Dr. Sahner zum Corona-Laienselbsttest. Reibungslose Abläufe. Alle negativ!
Von Jan – Heute empfängt uns erstmals Sonne auf der Sonneninsel. Der Wind sollte eigentlich nachlassen, aber er bläst noch ordentlich aus Nordost. Gut für uns, denn wir fahren nach Südwest Richtung Palma, den Tacho auf 40 gestellt. Schon kämpfen wir uns durch die Gewerbegebiete in den nördlichen Ausläufern Palmas. Schön ist anders, aber wir wollen zum Coll des Vent, in meinen Augen einer der schönsten Pässe Mallorcas und Palmas Hausberg. Einen schmalere zweispurige Straße kenne ich nirgends. Sogar Autoverkehr herrscht hier, wie ich heute lerne. Aber nur sehr vereinzelt. Ein wunderschöner Anstieg durch Kiefernwald, der manchmal Blicke hinab auf Palma frei gibt. Diese Ruhe! Durchbrochen nur von Harry und Joachim, die den Berg alles andere als in Ruhe angehen. Glücklicherweise macht Morten noch nicht ernst.
Der anschließende Abschnitt, leicht abfallend durch das eng eingeschnittene Tal bis Calvia ist weiterhin wunderschön, und die breite Straße hinauf nach es Capdellà schnell weg gedrückt. Morten schwärmt von den Riesenscampi in seinem Lieblingsladen vor Ort, aber er scheint sie uns nicht zu gönnen, denn meine Frage, ob wir den Laden aufsuchen wollen, verschallt ungehört. Stattdessen biegen wir rechts ab und wenden uns dem Anstieg nach Galilea zu. Tolle Blicke hinab bis zum Meer.
In der Abfahrt legt Morton eine Gedenkminute an seiner letztjährigen Sturzstelle ein. Kurz darauf sitzen wir in Puigpunyent bei Tortilla, Salat und Mandelkuchen. Wir geben den Staffelstab an die Gruppe 2 ab und rauschen das Tal hinab, statt nach Es Grau hoch zu fahren. Ich möchte nämlich Es Verger einen Besuch abstatten und schauen, was es mit den Mimimi-Kommentaren an der Passbeschreibung auf sich hat. "Nicht zu empfehlen", "nicht rennradtauglich", "das Vorderrad kann nicht auf dem Boden gehalten werden". Korrekt ist, dass der Anstieg zu Recht als der härteste Anstieg Mallorcas gehandelt wird, und die 20%-Abschnitte hart sind. Der Untergrund ist tatsächlich schlecht, im Gipfelbereich sogar desolat. Aber nie so stark versplittet, dass man nicht im Stehen fahren könnte, und für einen geübten Fahrer mit einem modernen Rennrad kein Problem. Wir haben 34:34 zur Verfügung, was natürlich hilft. Die 5 Härtesterne gehen klar, die 4 Schönheitssterne kann ich nicht nachvollziehen. Die Auffahrt liegt komplett im Wald. Aussichten gibt es keine. Am Gipfelbereich erreicht man eine kleine Almwiese. Hier ist es nett und einsam. Hat man sich über den löchrigen Asphalt zum Ende der Hochebene gehangelt, erreicht man die gut asphaltierte Abfahrt nach Esporles mit netten Ausblicken. Hier könnte man es krachen lassen, wenn man wüsste, dass die Straße überall trocken ist. Da sie aber so gering befahren ist, ist sie teils vermost. Mein Fazit: einmal muss man den härtesten Anstieg Mallorcas wohl fahren, bei der ersten Befahrung der Region und auch ansonsten empfehle ich den direkten Weg über Es Grau.
Nach dieser Härteprüfung entscheiden wir uns gegen die Abfahrt zum Port d'es Canonge und gehen den sanften Anstieg zum Coll d’en Claret an. Herrlich! Tolle Tiefblicke auf Esporles und bis nach Palma und zum Meer. Und so schön leicht zu fahren!
Valldemossa kenne ich nur touristenüberlaufen. Heute ist es leer hier, wie die ganze Zeit schon überall auf der Insel. Vereinzelt treffen wir zwar Radfahrer, aber es ist kein Vergleich zu normalen Jahren. Wir dürften sogar in der Bäckerei sitzen, in der wir uns versorgen. Aber wir setzen uns lieber nach draußen, mit Abstand natürlich. Und dann formieren wir den Zug für die Heimreise. Einer rasanten Abfahrt Richtung Palma folgt eine Rückfahrt auf teils sehr schmalen, schmutzigen Wegen nach Lloseta und zurück nach Inca. Die Rückfahrt würde ich mit einer größeren Gruppe über Alarò legen. Für uns ging es gut so. Tolle Blicke in die verschneite Tramuntana bis zur Radarkuppel am Puig Major.
Von Jan – Eine schwierige Aufgabe für mich, von einer Etappe zu berichten, die wunderschön war, während zeitgleich eine Verlängerung des Lockdowns in Deutschland beschlossen wurde. Daher beschränke ich mich auf die Aneinanderreihung von Fakten: Coll de Sa Bataia, Coll dels Reis / Sa Calobra, Puig Major, Coll de Sóller. Coll d'Honor nur für die Schnellen! Einfach nur schön! Noch vor dem Schmutzbier dann die zweite Schnelltestrunde. Herzliche Grüße nach Deutschland!
Von Jan – Ah... nach all den bergigen Etappen endlich mal so etwas wie ein Ruhetag! 100 km / 1000 Hm. Das ist ja nur eine Halbetappe. Aber dann nehmen wir doch neben dem Puig de Sant Salvador noch das Castell de Santueri mit. Und auf dem Rückweg natürlich einen Mandelkuchen in Petra. Und dann noch den Hausberg von Petra hinauf, zur Ermita de Bonany. Aber eine Mallorcawoche ist nicht komplett ohne Fahrt durch das Orangental. Also nehmen wir das auf dem Weg nach Petra auch noch mit. 140 km / 1800 Hm. Mit drei Anstiegen! Das kann sich doch sehen lassen!
Von Jan – Wieder, wie schon am Montag, geht es heute morgen in den Südwesten der Insel, diesmal sogar noch weiter, bis nach Andratx. Wir fahren aber nicht über die Hauptstraße wie letztes Mal, sondern über versteckte Wege über Alarò, wo wir wieder den süßen Coll de Tofla bezwingen. Mit 260 m lässt er höchstens die Passjäger Mallorcas erzittern, die ihn noch nicht gefahren haben, aus Angst, ich könnte ihn bei quäldich einstellen. Mache ich aber nicht. 105 Höhenmeter auf 1,7 km – da gibt es auf Mallorca herausfordernderes! Aber schön ist es hier. Und so einsam!
Das ändert sich mit Rückkehr auf die Hauptstraße, insbesondere auf der von Soller kommenden MA11 wird es etwas arg autobahnartig. Aber schon biegen wir wieder rechts ab und fahren auf schmalsten Wirtschaftswegen Richtung Puigpunyent. Am Abzweig nach Es Verger zögern wir kurz, fahren aber doch lieber weiter. Die Steilrampe dorthin überlassen wir der kürzeren Variante, uns zieht es nach Galilea. Das ist schnell erreicht, und Morten lockt uns noch hoch zur Kirche, wo das Café Sa Placa sogar auf hat. Genialer Blick von der kleinen Terrasse bis zum Meer. Morten empfiehlt Frito Mallorquin. Ein Traum!
Schnell geht es runter, durch Es Capdella, über den Coll de n'Esteve nach Andratx und auf die Küstenstraße. Schön hier, trotz Hauptstraße. Der Coll de Sa Gramola ist super entspannt zu fahren, und schon rasen wir Richtung Meer hinab, nun dem Auf und Ab der Küstenstraße folgend. Tolle Blicke hinunter zum Meer. Wir durchfahren Estellencs und Banyalbufar. Der Coll de Sa Bastida ist fast alpin angelegt, mit weiten Kehren. Oben entscheiden wir wiederum gegen die Stichstraße hinunter zum Port d'es Canonge und für den Umweg über den Coll d’en Claret – er ist einfach zu schön. Und außerdem können wir noch einmal in der Bäckerei in Valldemossa einkehren. Rasante Abfahrt, Überführung nach Bunyola, und noch einen schnellen Kaffee am Dorfplatz. Dann hoch zum Coll d'Honor. Ich habe mich den ganzen Tag zurückgehalten und glaube, Harry einmal Paroli bieten zu können. Es bleibt beim Glauben, er zieht gnadenlos davon. Ein wunderschöner Pass!
Und morgen folgt schon die letzte Etappe. Mt dem letzten Abschnitt der Küstenstraße, Port de Valldemossa und Puig Major!
Von Jan – Unglaublich – so schnell kann eine Woche vorbei gehen. Heute wollen wir den höhenmeterreichsten Anstieg der Insel mitnehmen, den Puig Major ab Soller. Und auf dem Weg dahin das Kleinod Port de Valldemossa mitnehmen, und den letzten Teil der Küstenstraße über Deia. Am Port de Valldemossa nehmen wir den ersten Kaffee nebst Mandelkuchen, und schrauben uns diesen traumhaft schmalen Anstieg hoch zur Küstenstraße. Morten schwärmt von der Bucht von Deia, also fahren wir hinunter, in der Hoffnung, dort Mittagessen zu finden. Finden wir nicht, aber eine tolle Bucht vor. 170 Höhenmeter später (Passjäger Mallorcas, erzittert!) finden wir uns wieder auf der Küstenstraße wieder und rauschen nach Soller hinab. Uns aber zieht es zum Port de Soller, der in normalen Jahren von Touristen überschwemmt ist. Nicht so heute. Viele Restaurants sind offen, und wir haben freie Auswahl. Wir wählen das Restaurante Balear, etwas am Hang gelegen, und werden beim Zweigangmenu mit Fischsuppe und Hamburguesa nicht enttäuscht. Eineinhalb Stunden später können wir den Angriff auf den Puig Major nicht weiter hinaus zögern. Gruppe zwei muss längst unbemerkt an uns vorüber gezogen sein, aber im fast komplett verwaisten Anstieg sehen wir kaum Radfahrer, auch unsere eigenen nicht.
Zügig gewinnen wir an Höhe, aber erst 850 Höhenmeter später und somit kurz vor der Passhöhe am Tunnel überholen wir die Gruppe 2. Fast zeitgleich erreichen wir auch den Coll de Sa Bataia und nach einem letzten Kaffee und den notwendigen Warnungen zu besonderer Vorsicht in der letzten Abfahrt erreichen wir alle heil, unversehrt und glücklich unseren Ausgangsort Inca. Was für eine schöne Woche!