Von Bergziege93 – Mein einjähriges FSJ am Lago Maggiore neigt sich nun dem Ende entgegen und noch immer kann ich keinen 2000ner verzeichnen. Das muss doch irgendwie noch möglich sein bevor es in den hohen Norden Deutschlands zurückgeht. So beschloss ich mir den Gotthardpass, Furkapass und Nufenenpass vorzuknöpfen, die immer wieder als klassische Etappe bei der Tour de Suisse gefahren werden. Die Wettervorhersage ist nicht vielversprechend doch hindern kann sie mich an dem Vorhaben "2000m" nicht. In den letzten Wochen bin ich viele Anstiege am Lago Maggiore gefahren, darunter den Monte Mottarone, den Morissolo, Passo Cuvignone, Alpe Ompio etc., sodass ich mich gut vorbereitet fühle. Ich starte meine Tour in Arrizano bei Verbania und fahre die ersten flachen Kilometer am See nach Locarno, wo ich den Zug nach Airolo nehme. Dort angekommen ist es schon merklich kälter, daher behalte ich die dünne Windjacke erstmal an. Die Beine sind gut heute also gehts los, die Tremola ruft. Der gesamte Anstieg wird von einem eisigen Nordwind beherrscht zu dem sich im oberen Teil noch leichter Graukel gesellt. Neben der Straße finden sich noch sehr viele Schneeüberbleibsel des langen Winters, bzw schlechten Frühlings. In der Auffahrt treffen ich eine Reisegruppe Jugendlicher an, die am Straßenrand stehen, da einer ihre Kollegen gestürzt ist und gerade von den Betreuern behandelt wird. Ich wünsche gute Genesung und setzte meinen Weg zu Gipfel fort. Oben angekommen ist es arschkalt (0°C), windig und nebelig. Ein kurzes Foto und dann geht es in die Abfahrt, die aufgrund der genannten Faktoren kein Vergnügen ist. In Hospental ist es dann deutlich freundlicher und ein leichter Rückenwind trägt mich nach Realp und in den Anstieg. Die Straße schlängelt sich wunderschön durch das Tal und die Sicht zurück in Richtung Andermatt ist herrlich, zum Genießen. Doch vor mir liegt ein dunkle Wand. Kurz nach dem Erreichen der 2000m Marke zieht das Wetter zu und es fängt an zu schneien. Spätestens hier muss ich nun einsehen zu dünn angezogen zu sein. Allein auf weiter Flur beginnt der erbitterte Kampf gegen Berg und Natur. Ich sehe nicht viel weiter als 50 Meter und erreiche schließlich die Passhöhe, vollkommen durchnässt. Nur einige Meter weiter komme ich aus der Wolke heraus und die Sonne scheint, als wäre nie etwas gewesen. Am Hotel Belvédère halte ich an um mich in der Sonne aufzuwärmen und meine Sachen etwas zu trocknen. Mit einem Cappuchino in der einen und einem Riegel in der anderen Hand versuche ich noch einen Blick auf die kläglichen "Reste" des Rhonegletschers zu erhaschen. Die Abfahrt ist wie zuvor am Gotthard kein Vergnügen, es ist kalt und windig. Zum Glück ist die Sicht in alle Richtungen sehr gut und entschädigt somit etwas für die Temperaturen. Entlang der jungfräulichen Rhone geht es nach Ullrichen und von dort aus dann zum letzten Pass des heutigen Tages und zugleich dem höchsten innerschweizerischen Alpenübergang. Die Sonne begleitet mich den gesamten Anstieg, sodass ich das erste Mal heute die Windjacke ausziehen kann. Nachdem ich den Gipfel glücklich und zufrieden erreicht habe, lege ich erneut eine kurze Kaffeepause ein, bevor ich die einzige angenehme Abfahrt des Tages in Angriff nehme. Mir blieben nur noch 30 Minuten bis mein Zug Airolo in Richtung Locarno wieder verlässt und ich habe keine Lust eine Stunde zu warten, also heißt es Gas geben. Auf der letzten Rille erreiche ich den Bahnhof und lasse die Tour im Zug Revue passieren. Die letzten 40 km schiebt mich ein sanfter Rückenwind nach Hause.
Fazit: Das Wetter hätte besser sein können (naja hätte hätte Fahrradkette) ansonsten war es eine wunderschöne Tour und ich kann meine ersten Pässe mit 2000m+ verzeichnen. Ein gelungener Tag.
Hier noch ein paar Zahlen:
Gotthardpass: 1h09min
Furkapass: 1h03min
Nufenenpass: 1h16min
gesamt: 5h03min für die Tour