Von KirstenHe – Eine Reise dorthin, wo die Alpen am einsamsten sind. Seealpen, Hochprovence, Piemont – weitab von den allseits bekannten Tour-de-France-Routen. Keine Bergankünfte in Retortensiedlungen, nur schmale Straßen, hochalpine Kulisse, mit dem Flair des Südens. Zwischen Mittelmeer und Hochalpen.
Streckenänderungen vorbehalten.
quäldich-Reise Monumente der Südalpen
Dies ist die offizielle Strecke der quäldich-Reise Monumente der Südalpen vom 28. August bis 4. September 2021.
Von B-Schraube – Sonntagmorgen in Nizza. Das Meer ist blau, der Himmel genauso, und die Teilnehmer lachen (noch) mit der Sonne um die Wette. Quasi als Auftaktgalopp defilieren wir der berühmten Promenade des Anglais entlang - besser kann man eine Tour doch gar nicht starten. Über einen kurzen Anstieg verlassen wir Nizza und gleiten dann auf einer Höhenstrasse mit atemberaubendem Blick über die Côte d'Azur fast mühelos dahin. Die Beine sind frisch, und so rollen sich die ersten kleineren Pässe locker weg. Als grössere Herausforderung erweist sich dann aber das Finden des Verpflegungspunktes auf dem Col de Castillon - wohl auch, weil die dahin führende Holperpiste wenig rennradtauglich erscheint. Einige haben es besonders eilig und lassen die Verpflegung, taktisch clever, links liegen (böse Zungen hört man sagen, dies sei teilweise eher unfreiwillig geschehen...). Frisch gestärkt geht's in die Abfahrt in Richtung Sospel, auch diese fährt sich wunderbar und wie im Flow. Nachdem bereits deutlich über tausend Höhenmeter gesammelt sind, wartet nun das Highlight des Tages, der Col de Turini. Der untere Abschnitt mit einer Schlucht, viel schroffem Fels und gelegentlichen Serpentinen (Marke: Zweierbausatz) ist landschaftlich wunderschön, und mit viel Rückenwind bei idealen Temperaturen heute einfach nur ein Genuss. Noch die letzten Kilometer im Wald mitgenommen, schon ist die erste Etappe geschafft.
Checkliste: - Platten: Check (1) - Verpflegung verpasst: Check - Rennradfranzösisch für Anfänger: Serpentine = le lacet
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
,,Bienvenue aux Alpes Maritimes!" Die Seealpen heißen Seealpen, weil hier die Alpen auf die See treffen. Und weil das Meer so schön azurblau in der Sommersonne glitzert, nennt man das ganze auch Côte d'Azur. Hier hat man jetzt sofort das Bild vor Augen, wie sich schmerbäuchige Touristen in knappen Badehosen an überfüllten Sandstränden ihren Sonnenbrand holen. Nun ja, aber die Côte d'Azur ist mehr als das, bräunen lassen kann man sich auch auf dem Rad, wenn man in die Hügelwelt der Seealpen eintaucht. Unsere Tour beginnt entlang der bekannten Promenade des Anglais durch Nizza, doch dann geht es sogleich auf eine wunderschöne Küstenstraße nach Osten bis Menton. Richtig, das Menton, wo die Route des Grandes Alpes endet, wir zäumen das Pferd sozusagen beim Schwanz auf. Rückwärts gesehen sind die ersten beiden Pässe dieser Alpentraverse der Col de Castillon und der Col de Turini, Perle der Seealpen, wo wir heute auf dem Pass Quartier beziehen werden. Bergankunft am ersten Tag, was will man mehr...
Von B-Schraube – Angesichts der anstehenden harten Tage wurde die B-Variante über den Col de Saint Martin bereits am Vorabend verworfen. «C'est facile...», meinte dennoch der Besitzer eines der beiden Prachtshotels auf dem Col de Turini zur heutigen Etappe. Nun, er muss die 160 Kilometer und 2400 Höhenmeter ja auch nicht selbst fahren. Und er sieht auch eher danach aus, als ob er Rennräder bestenfalls vom Hörensagen kennt...
Für uns geht es aber zunächst bergab, und zwar wort- und nicht sprichwörtlich. Die Abfahrt vom Col de Turini ist erwartungsgemäss kalt, aber auch wunderschön, vor allem wenn die ersten Sonnenstrahlen die Felsen in sanftes Licht tauchen und uns doch etwas erwärmen. Danach fahren wir zunächst entlang der Vesubie weiter runter, dann entlang der Tinée deren Tal hoch. Im ersten Teil werden wir Zeugen von gewaltigen Unwetterschäden - auch hier haben offenbar Hochwasser ihre Spuren hinterlassen.
Im schmucken Ort Isola gibt es dann eine ordentlich Mittagsverpflegung, damit wir für den nun folgenden Aufstieg über 1500 Höhenmeter zum Col de la Lombarde gerüstet sind. Dieser erweist sich trotz der breit ausgebauten Strasse (zum Skiort Isola 2000) als gar nicht mal so unschön, und die letzten, deutlich schmaleren Kilometer sind hochalpin, wie man es sich als Rennradler wünscht. Die Abfahrt verlangt technisch einiges an Können ab, und auf dem Weg Richtung Cuneo werden vor allem die hinteren Gruppen noch unfreiwillig geduscht.
Nach sechs bis acht Stunden im Sattel sind alle sichtlich froh, diese lange Etappe erfolgreich bewältigt zu haben. Im Zielort könnte der Kontrast zum Abend davor kaum grösser sein - von der abgelegenen Bergsiedlung in eine richtige Stadt mit italienischem Ambiente, und bei den meisten reicht es sogar noch für etwas Dolce Vita vor dem vorzüglichen Dinner.
Checkliste:
-Murmeltier: Check
- Gelato italiano: Check
- Rennradfranzösisch für Anfänger: Tubeless-Reifen - un pneu sans chambre à air
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Da der Col de Tende (oder Colle di Tenda) im Oktober 2020 Opfer massiver Erdrutsche geworden und jetzt gesperrt ist, fahren wir eine lange, aber sehr lohnenswerte Etappe über Col St. Martin und den Col de la Lombarde, einen der südlichsten 2000er-Alpenpässe, den wir auf einem äußerst schmalen Strächen erreichen. An diesem erreichen wir das Piemont, und stoßen damit in ein sehr dünn besiedeltes Gebiet vor, dass die nächsten beiden Etappenhälften prägen wird. Die Abfahrt vom Lombarde ist wegen der eng übereinander gestaffelten Kehren ein landschaftlicher Hochgenuss! Auf die Schulter klopfen können wir uns dann im hübschen Städtchen Cuneo, wo wir heute die Nacht verbringen.
Von B-Schraube – Tag der Wahrheit! Zum ersten (aber nicht letzten) Mal geht es in die rennradtechnische «Todeszone» über 2500 Metern über Meer, auf den trotz seiner Höhe eher wenig bekannten Col d'Agnel, was wohl hauptsächlich an seiner eher abgeschiedenen Lage sowie den fehlenden Optionen, ihn in eine machbare Rundtour einzubauen, liegt. Quäldich macht's möglich, mit «nur» 2400 Höhenmetern...
Aus Cuneo raus werden wir von einem wunderbaren Rückenwind geradezu getragen, was ungeahnte Zahlen auf unsere Tachos zaubert. Auch der zarte erste Teil des Anstiegs bis zur Mittagspause in Castello, wo Hansjörg einen sensationellen Platz direkt am See gefunden hatte, vergeht wie im Flug. Gruppe 1 hatte sich sogar noch eine frühe Kaffeepause gegönnt, samt echter italienischer heisser (Pudding)Schokolade.
Nun frischt aber der Wind auf, und sobald sich die Sonne versteckt, wird es eher ungemütlich, weshalb sich einige bei der Verpflegung noch mit Extraklamotten ausstatten. Die nun folgenden 1200 Höhenmeter sind landschaftlich etwas vom schönsten, was die Alpen zu bieten haben. Weite Kehren, kaum Verkehr, pfeifende Murmeltiere (erneut!) und eine alles umgebende Stille machen den enorm harten Anstieg zu einem echten Erlebnis und die andauernd zweistelligen Steigungsprozente etwas erträglicher. Man schraubt sich immer höher und höher, und insgesamt werden fast 2300 Höhenmeter am Stück zurückgelegt - dann ist der dritthöchste Alpenpass erreicht. Die Abfahrt ist nicht weniger spektakulär - atemberaubende Ausblicke und ein toller Flow entschädigen nochmals für die lange und harte Kletterei. Nach der erwarteten ordentlichen Portion Gegenwind wird die Tour mit der fantastischen Guil-Schlucht abgerundet.
Insgesamt fünf Fahrer gönnten sich noch den Abstecher zum Col d' Izoard mit seiner legendären Casse Déserte und packten so nochmals tausend Höhenmeter oben drauf. Wenn schon, denn schon!
Checkliste:
- Unfassbar langer und harter Anstieg: Check
- Überragende Abfahrt: Check
- Rennradfranzösisch für Anfänger: Höhendifferenz - le dénivelé
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Es geht heute wieder zurück auf die französische Seite der Alpen. Die Etappe beginnt mit etwa 25 flachen Kilometern am Alpenrand, dann wenden wir uns nach Westen und dringen über das Valle Varaita immer tiefer in die Cottischen Alpen vor. Ab Sampeyre beginnt dann so langsam der Anstieg zum berüchtigten Colle dell'Agnello oder Col d'Agnel - der 2746 m hohe Grenzpass zwischen Piemont und Hochprovence, zwischen Italien und Frankreich. Der dritthöchste Pass der Alpen nach Iséran und Stilfserjoch. Mit sagenhafter Alpenkulisse. Und dann auf französischer Seite einer langen Abfahrt hinab nach Guillestre.
Von B-Schraube – Bei Quäldich-Rundfahrten sind wir es ja gewohnt, dass täglich Heldentaten im Multipack vollbracht werden. Manchmal gibt es aber regelrechte Meisterleistungen... Eine solche legte heute unser Fahrer Hansjörg an den Tag. Zwei improvisierte Verpflegungsstellen, die Mitnahme eines geschwächten Teilnehmers sowie den Austausch eines defekten Laufrads - und das alles innert zwei Stunden! Weltpremiere, würde der Chef wohl sagen...
Dass dabei noch drei Pässe bezwungen wurden gerät zur Nebensache, und da Worte die unfassbare Schönheit der Landschaft im Herzen der Hochprovence ohnehin nicht beschreiben können, lassen wir heute einfach mal die Bilder sprechen. Zudem hat der Zielort Annot ein schmuckes Altstädtchen zu bieten, und das tolle Abendessen mit vorzüglichem Service lässt alle Strapazen vergessen. Zumindest für den Moment.
Checkliste
- Handy verloren: Check
- Alle Bistros zu oder ohne Essen bei Ankunft: Check
- Rennradfranzösisch für Anfänger: unregelmässige Steigung - une pente irrégulière
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Eine lange Etappe, eine schwere Etappe. Aber auch eine wunderschöne Etappe. Wir beginnen direkt ab Guillestre mit dem Col de Vars - das hässliche Entlein der Route des Grandes Alpes, der dort zwischen Izoard und Cayolle nie die Aufmerksamkeit bekommt, die er vierdient. Aber auch wir müssen zugeben: der Col d'Allos, den wir als zweiten Pass des Tages bezwingen, ist der schönere, herrlich gelegen oberhalb der Bachelard-Schlucht. Und noch einen dritten Pfeil haben wir im Köcher: der recht flache Colle Saint-Michel, der uns in den abgelegenen Etappenort Annot führt.
Von B-Schraube – Wie sieht echtes Teamwork aus? Ungefähr so: Ein Freilauf verabschiedet sich. Einer hat WD-40 dabei, ein zweiter das notwendige Fett. Ein dritter reinigt und repartiert den Freilauf, und schon surrt das Rad wieder herrlich vor sich hin, und die heutige Etappe - Marke kurz und knackig - kann losgehen! Manche nahmen tatsächlich das Wort Ruhetag in den Mund, aufgrund von nur 1900 Höhenmetern und weniger als 100 Kilometern.
Wo wir gestern mit umwerfenden Landschaftsbildern aufgehört haben, machen wir heute nahtlos weiter. Erst geht es die umwerfend schöne Daluis-Schlucht hoch, und das mit angenehmem Rückenwind. Einige Fotopausen werden eingelegt, bevor es langsam steiler das Tal, in welchem der Fluss Var entspringt, hinaufgeht. Nach Entraunes beginnt die eigentliche Steigung zum Col de la Cayolle, der heimlichen Königin der Provence-Alpen. Erneut eine wilde, in unregelmässigen Kehren gebaute, wunderschöne Strasse wie Tags zuvor am Col d'Allos mit einer gleichmässigen, nicht zu heftigen Steigung im oberen einstelligen Prozentbereich. Auch hier wieder lindert der Ausblick über die Kehren und zurück ins Tal die Schmerzen erheblich, und oben angekommen darf das für diesen Pass so typische Sonnenbaden im Gras neben dem berühmten Stein nicht fehlen. Ja, auch heute dürfen wir wieder bestes Wetter geniessen. Mit der Anstrengung ist es das denn auch schon, denn nun folgt nur noch die rund 30 Kilometer lange Abfahrt nach Barcelonnette durch das einsame Tal, fast verkehrsfrei und ebenfalls in herrlicher Umgebung.
Checkliste:
- Gepäckfahrzeug im Stau stecken geblieben: Check
- Strahlender Sonnenschein: Check (einfach, weil es so schön ist...)
- Rennradfranzösisch für Anfänger: Freilauf - la roue libre
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Es geht wieder zurück nach Norden. Ein kurzes Stück fahren wir im Var-Tal, dann geht es durch die spektakuläre Gorges de Daluis mit ihren feuerroten Felsen in Richtung Col de la Cayolle. Ein langer Anstieg, aber ein schöner Anstieg, mit einer noch schöneren Abfahrt zurück nach Barcelonnette, wo wir schon gestern durchgekommen sind. Heute übernachten wir in Jausiers, am Fuße der sagenumwobenen Cime de la Bonette.
Variante: Auf sage und schreibe 140 km und 3150 Höhenmeter kommt man, wenn man die Etappe noch ein wenig aufpeppt. Die Gorges de Cians verläuft parallel zur Gorges de Daluis, auch sie punktet mit roten Porphyrfesen, aber sie ist vielleicht sogar noch eine Spur beeindruckender. Das bedeutet allerdings, dass wir auch noch den Col de Valberg mitnehmen müssen, um zum Col de la Cayolle zu kommen.
Von B-Schraube – Es gibt Dinge, über die redet man erst wenn sie nicht gut sind (sogenannte «Hygienefaktoren»). Dazu gehört auch das Wetter. Und deshalb soll an dieser Stelle fairerweise mal gesagt sein: Bisher war das Wetter grösstenteils gut bis hervorragend. Am Vorabend zur heutigen Etappe waren die Prognosen mittelmässig bis schlecht - die Frage schien nicht ob, sondern wann wir geduscht würden. Keine tollen Aussichten, zumal das Dach der Tour, die über 2800 Meter hohe Cime de la Bonette, auf dem Programm stand. Deshalb, und auch aufgrund des gleich nebenan stattfindenden Motoradfestivals, wurde entschieden, den Start eine halbe Stunde vorzuverlegen.
Durch einige Regentropfen begleitet fahren wir erst nach Jausiers hoch, um dann die 1500 Höhenmeter an Anstieg zum Col de la Bonette in Angriff zu nehmen. Mittlerweile zeigen sich die ersten Sonnenstrahlen, welche den noch nassen Asphalt glänzen lassen - eine traumhafte Kulisse. Das Wetter hält, und die düsteren Befürchtungen von einstelligen Temperaturen bei Regen auf 2800 Metern über Meer sind in weite Ferne gerückt, so dass sich die Strecke gleich leichter fährt. Oben angekommen ist es dann doch etwas frisch, so dass sich die meisten mit einer kurzen Pause begnügen und alles anziehen, was die Rückentaschen hergeben. Sehr willkommen ist auch das spontan eingerichtete Zeitungsdepot - kleine Sache, grosse Wirkung! Die Abfahrt ist eine der schönsten der Alpen, wird sie doch von weiten Kurven anstatt engen Serpentinen geprägt und ist nicht allzu steil. Dazu kommt der nahezu perfekte Belag, so dass man es wunderbar rollen lassen kann.
In Saint-Etienne-de-Tinée wartet bereits die Verpflegungsstelle auf uns, welche auch fleissig zum Kleidungswechsel genutzt wird. Danach geht es mehrheitlich bergab (und wieder einmal gegen den Wind) ins Ziel. Für alle? Nein, einige Unbeugsame hängen noch tausend Höhenmeter dran und bezwingen den wunderbar einsamen Col de la Sinne, an welchem man die übrigen Verkehrsteilnehmer an einer Hand abzählen kann. Belohnt werden in Puget-Théniers alle mit einer herrlichen Paella, welche bereits auf dem Heimweg zum Hotel als legendär bezeichnet wird.
Checkliste:
- Schier unfassbares Wetterglück: Check
- Legendäre Paella zum Abendessen: Check
- Rennradfranzösisch für Anfänger: der Motoradfahrer (in der Schweiz «Töfffahrer») - le motard
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Wir sind schon wieder zurück auf dem Weg nach Nizza. Die Verkehrsschilder weisen darauf hin: eigentlich müssten wir nur noch über den Col de la Bonette und dann das Var-Tal hinab, um zu unserem Ausgangspunkt an der Côte d'Azur zurückzukommen. Nur noch der Col de la Bonette? Das ist natürlich untertrieben, denn der Pass - von dem man noch die auf über 2000 m Höhe hinauf führende Zusatzschleife Cime de la Bonette fahren sollte - ist allein schon aufgrund seiner Länge ein harter Brocken. Oben dann wieder: Ausschilderung nach Nizza. Doch wir sind noch nicht fertig, und es wäre viel zu schade, die Schönheiten links und rechts des Var-Tals auszulassen. Wie beispielsweise den einsamen Col de la Sinne auf dem Weg in den Etappenort Puget-Théniers.
Von B-Schraube – Wie meistens, wenn eine Quäldich-Reise dem Ende entgegen geht, mischen sich verschiedenste Gefühle. Wehmut, dass es dann doch so schnell vorüber ging. Stolz auf das Erreichte. Und ja - auch Erleichterung, dass die Plackerei ein Ende hat (wird man ja wohl mal zugeben dürfen).
Die letzte Etappe nach Nizza bietet die Gelegenheit, nochmals alle Befindlichkeiten wahrzunehmen - ein Bad für die Sinne gewissermassen - ohne allzu sehr leiden zu müssen. Zum einen aufgrund ihres Profils - coupiert aber ohne allzu lange Anstiege. Zum anderen aufgrund ihrer tollen Ambiance mit den einsamen, schmalen Strässen und den Schluchten der Provence-Voralpen.
Begleitet werden wir nochmals von bestem Wetter, nur bei der Mittagspause auf dem Col de Bleine zieht sich der Himmel kurz drohend zu und mahnt zum raschen Aufbruch - nass wird heute keiner (ausser vom Bad im Meer nach der Ankunft). Danach geht es fast nur noch abwärts, nach einem Abstecher in Gourdon mit obligatem Côte d'Azur-Panoramafoto rasant durch die Gorges de Loup hinunter zum Mittelmeer. Keine 10 Kilometer vor dem Ziel ist noch der letzte Platten zu beklagen, aber auch der ist rasch behoben. Die Einfahrt nach Nizza ist (wie immer) ein navigatorisches Himmelfahrtskommando, aber mit provenzalischer Gelassenheit nimmt man auch das gaaaanz locker.
Checkliste:
- Unfallfreie letzte Etappe: Check
- Bad im Mittelmeer: Check
- Rennradfranzösisch für Anfänger: Platter Reifen - la crevaison
- Und gleich noch einer weil's so schön (und gar nicht nach Panne) klingt und dazu ausgesprochen nützlich ist: der Schlauch - la chambre à air
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Wer hätte gedacht, dass es im Hinterland der quirligen Côte d'Azur so wunderschöne, unbekannte Pässe gibt... Auf unserer Schlussetappe nach Nizza treten wir den Beweis an. Der Col de Saint-Raphaël macht den Auftakt, dann geht es zum sagenhaften Col de Bleine, bis wir dann schließlich am Col de l'Ecre zum ersten Mal das Meer wiedersehen. Wir genießen noch die Abfahrt durch die wildromantische Loup-Schlucht, dann sind wir langsam schon wieder im Dunstkreis von Nizza. Wo sich dann nach einer Woche der Kreis schließt - am besten mit einem wohlverdienten Bad im Mittelmeer!