Von Jan – Die südlichen Alpen beidseits der französisch-italienischen Grenze zwischen Col d‘Izoard und Mittelmeer gehören zu den schönsten Rennrad-Destinationen des Sommers. Man findet hier nicht nur weltberühmte Anstiege der Tour de France (wie Izoard, Bonette, Vars, Cayolle und Allos), sondern auch wunderschöne, verkehrsarme und gänzlich unbekannte Pässe epischen Ausmaßes.
Die geführte Rennradreise Monumente der Südalpen von quaeldich.de verbindet diese vom 22. bis 29. August 2015 in einer Rundfahrt ab Nizza.
Gemeinsam mit der Schwestern-Reise in die Savoyer Alpen deckt sie alle epischen Tour-de-France- und Giro-Pässe der Westalpen ab.
quäldich-Reise Monumente der Südalpen
Dies ist die offizielle Strecke der quäldich-Reise Monumente der Südalpen vom 22. bis 29. August 2015.
Von Jan – Pünktlich um 9 Uhr ging es am Hotel in der Nähe von Nizza los. Auch der Weg an der Promenade des Anglais direkt am Meer entlang und dann durch die Stadt ging ganz schnell vonstatten, so dass wir schnell in der Einsamkeit der Alpen verschwinden konnten. Es hätte sich bis hierhin alles so schön angehört, aber es lief leider nicht so reibungslos ab. Der Start verzögerte sich um ca. 1 Stunde, was allerdings nicht an der Organisation lag oder, wie beim ersten Tag üblich, alles noch nicht so eingespielt ist. Alle Teilnehmer wären rechtzeitig um 9 Uhr losgekommen, aber die Aussicht ordentlich nass zu werden, rechtfertigte den Ablauf etwas leicht anzupassen. So konnten wir trocken auf noch leicht nassen Straßen in Richtung Nizza und Strandpromenade aufbrechen. Die ersten beiden Gruppen gingen den Weg durch Nizza gemeinsam an. Nizza hat sehr viele Ampeln und da wir keine grüne Welle erwischten, konnten wir uns viele von diesen an den Ampelstopps genauer betrachten. Zu allem Überfluss dann auch noch der erste Platten nach rund 10 km. Schnell den Schlauch gewechselt und schon konnte es weiter gehen. Nach einer gefühlten Ewigkeit hatten wir Nizza hinter uns gelassen und kurbelten durch das Tal zum Einstieg in den Col St. Roch. Wohlgemerkt noch in voller Mannschaftsstärke der ersten beiden Gruppen. Das sollte sich natürlich schnell ändern, der erste Hügel mit dem Col St. Roch lag vor uns und die erste Aussicht auf Höhenmeter. In den ersten Kehren wurde Freigabe gegeben und schnell fuhr jeder seines Weges. Vorne wurde das erste Mal etwas angezupft, weiter hinten fanden sich schon die ersten Gruppen. Hier war kein Regen in Sicht, etwas warm, dafür aber eine wunderschöne Landschaft, die uns das dargeboten wurde. Allein der Ort Coaraze in der Auffahrt sehenswert, danach wunderschöne Trassenführung an den Berghängen der Alpen entlang. Oben am Col. St. Roch die erste Pause, wo sich etwas zögerlich eine Turini-Truppe fand und eine, die wieder ins Tal wollte. Beide Gruppen waren wieder bestückt mit Teilnehmern der ersten beiden Gruppen. Aber es war ja der erste Tag und alles musste sich noch etwas finden. Meine Gruppe nahm den Weg durch das Tal und in Roquebilliere nahm uns das empfohlene Restaurant nicht mehr auf, so dass eine andere Lokalität gefunden werden musste. Am Dorfplatz neben dem Hotel de Ville fanden wir ein geeignetes, das uns auch vom aufziehenden, kurzen Schauer schützte. Den nahm die Turini-Gruppe natürlich mit und die Abfahrt war so nicht mehr wirklich ein Genuss. Aber alle waren noch gut gelaunt.
Nachdem der Regen aufgehört hatte und alle versorgt waren, ging es nun in die knapp 1000 Höhenmeter hinauf zum Col St. Martin, wieder in bunt durcheinander gewürfelten Gruppen. Ziel war es meine Gruppe gemeinsam nach St. Martin de Vesubie zu bekommen, was sich schnell als zu hohes Ziel herausstellen sollte. Die Gruppe war doch etwas zu unhomogen oder das angeschlagene Tempo nicht passend genug, denn schnell war die Gruppe gesprengt, was vielleicht so sogar Segen war. So konnte jeder sein Tempo bis nach oben fahren und sich so durch den leichten Regen kämpfen. Versprengt kamen die Fahrer oben am Hotel auf 1500 m Höhe an und das doch noch gut gelaunt, obwohl es regnete. Vielen waren frohgestimmt oder einfach nur stolz und froh die erste Etappe mit 85 km und 2400 Hm geschafft zu haben. Nach einer schwierigen Einrollrunde haben wir auf Etappe 2 zwar etwas mehr Kilometer, dafür aber auch nur 2000 Hm und nur einen Hügel, auch wenn dieser mit 1500 Hm am Stück natürlich ein Brocken ist. Wollen wir hoffen, dass es uns nicht wie 2012 ergeht, als die Straße teilweise unter Wasser stand. Aber die Aussichten schauen gut aus.
Bilder folgen hoffentlich bald, weil das Internet auf 1500 m ein Bilderupload nicht zuließ
Ursprüngliche Beschreibung
Auf der ersten Etappe verlassen wir das Chaos Nizzas auf dem schnellsten Wege. Gerade fuhren wir noch am Mittelmeer, und wenige Ampeln später tauchen wir in die einsame Welt der Seealpen ein. Schon gerät das Großstadt-Moloch in Vergessenheit, und immer verlassener, immer einsamer und immer beeindruckender zeigt sich die Landschaft jenseits der schmaler werdenden Straße zum Col St. Roch.
Hier kann die Sonne trotz des Spätsommers noch richtig brennen, und so stürzen wir uns in die kühlende Abfahrt ins Vésubie-Tal, die teils abenteuerlich in die Felswand geschlagen wurde.
Gegenüber dem grandiosen Col St. Roch nimmt sich der Col St. Martin, die Bergankunft des heutigen Tages, eher bescheiden aus. Die Straße ist etwas breiter, aber auch nicht stark befahren, und auch hier können wir uns an einigen herrlichen Ausblicken auf schroffe Felsformationen über uns und das pittoreske Saint-Martin-de-Vésubie unter uns erfreuen.
Von Jan – Mit Ankunft am Col St. Martin regnete es immer wieder während der Nacht, doch früh beim Aufwachen kam nichts mehr von oben. Die Straßen hinunter ins Tinee-Tal waren dennoch teilweise etwas feucht, aber die Abfahrt machte auf breiter Straße trotzdem Spaß. Viele, mit Zug zu fahrende Kurve und viele Kehren bremsten zwar etwas die Geschwindigkeit, aber alle kamen unten gut an. Danach wurden die Züge hinauf nach Isola durch das Tinee-Tal aufwärts aufgebaut, um zügig an den Einstieg in den Col de Lombarde, dem einzigen Anstieg des Tages, zu kommen. Ab Isola ging es nur noch bergauf und das auf einer gut ausgebauten Straße. Bei 1500 Höhenmetern am Stück mussten alle ihren eigenen Rhythmus und ihr eigenes Tempo fahren. Immerhin stimmte in der Auffahrt noch das Wetter, d. h. der Regen ließ noch auf sich warten, auch wenn es ziemlich kühl gewesen war. Ich hatte diese Lombarde-Straße nur als Abfahrt erlebt und fand diese Seite des Passes als nicht schön. Als Auffahrt entpuppte sich diese Seite jedoch als hässliches Entlein. Steil abfallende, atemberaubende Steilhänge und immer wieder schön angelegte Kehren sorgten für Kurzweil. Und dann kam der Retorten-Skiort Isola2000, der aber schnell Geschichte war und die wunderbare Landschaft unterhalb des Passes zu bewältigen war. Hier hat uns der Wind ziemlich gen Passhöhe geblasen. Leider hat dieser Wind, zu unserem Nachteil, auch den Regen gebracht. Während unser Begleitfahrer den Pass noch mit Sonnenschein erleben durfte hatte die sportive Gruppe nur noch Wolken und einen herrlichen Blick auf das Santuario. Viele fuhren ganz schnell ab, da der Wind doch recht schnell auskühlte und es langsam anfing zu tröpfeln. Zum kühlen Wetter kam für Gruppe 2 und 3 auch der Regen hinzu, den Gruppe 1 in der Abfahrt zumindest nicht miterleben musste. Nur ein leichtes Tröpfeln war zu vernehmen. Und dann hielt die Abfahrt auch noch ein Nebelloch bereit, das uns für rund 200 Höhenmeter begleiten sollte.
Die Umstände führten dazu, dass heute keiner die Option Dei Morti oder Madonna di Coletto zog. Viele fuhren gleich ohne Einkehr durch das Tal ins Hotel mit Aussicht auf eine warme Dusche. Der leichte Regen und die Kälte hatte für diese Entscheidung gesorgt. Zwar waren die Bedingungen nicht so schlimm wie 2012, wo die Straße teilweise unter Wasser stand, dennoch nicht einfach zu ertragen.
Teile der Gruppe 2 machte es sich in Vinadio in einer kleinen Trattoria bequem, um die durchgefrorenen Glieder wieder warm zu bekommen. Bei nassen Klamotten ein nicht zu unterschätzendes Unterfangen. Nach etlichen Warmgetränken ging es dann in Zweierreihe auf einer schönen Nebenstraße durch das Sturatal gen Cuneo. Die letzten Wellen wurden doch recht zügig genommen und das alles in Zweierreihe. Diese wurde dann kurzerhand aufgelöst, als eine Carabinieri-Streife entgegenkam. Von Roli wusste ich, dass Zweierreihe in Italien nicht gern gesehen wird bzw. verboten ist. Das Risiko angehalten zu werden, wollte ich dann doch nicht eingehen. Am Abzweig zur Madonna di Coletto zuckten nochmals einige, aber der Blick auf die in den Berghängen hängenden Wolken ließen die Vernunft nochmals triumphieren. So ging es mit der Gruppe die lange Straße nach Cuneo hinein, nachdem es in Borgo di Dalmazzo etwas Verwirrung gab. Auf der langen Straße setzte dann nochmals Regen ein und die Metropole Cuneo zeigte sich dadurch leider nicht von ihrer besten Seite.
Aber morgen soll es ganz anders aussehen. Will ich nur hoffen, dass sich der Dei Morti von seiner besten Seite zeigt und uns wunderbare Blicke zulässt. Vor ein paar Tagen hatte ich in der Abfahrt zum Teil nur 50 m Sicht. Zumindest scheinen sich die Wolken über Cuneo ausregnen zu wollen, denn es regnete ordentlich bis zum Aufbruch zum Essen. Der Weg zum Lokal durch Cuneo war dann trocken. Als ob das nicht ein Zeichen für Morgen ist.
Ursprüngliche Beschreibung
Die zweite Etappe beginnt mit einer langen, so früh morgens sicher noch frischen, aber gut laufenden Abfahrt ins Tinée-Tal. Diesem folgen wir kaum merklich ansteigend bis Isola. Das gefühlte Flachstück fährt sich zäh wie Kaugummi. Hier schadet es nicht, sich vor Augen zu führen, dass man auf 15 Kilometern immerhin 300 Höhenmeter steigt. In Isola zweigen wir Richtung Isola 2000 zum Col de la Lombarde ab. Isola 2000 ist einer der hässlichsten Skiressorts der Alpen (wenn auch nicht ganz so hässlich wie La Mongie am Tourmalet). Dennoch ist auch die Passfahrt bis dorthin ein ziemlicher Genuss. Isola 2000 ignoriert man am Besten, was ganz gut funktioniert, weil man gar nicht ganz in den Ort hinein muss.
Was vorher schon schön war, wird ab hier herrlich. Die letzten Kilometer zum Lombarde führen auf schmaler Straße durch einsamste Landschaften zur Passhöhe auf 2350 m – unser erstes Monument ist erklommen.
Die Abfahrt ins Piemont passiert auf noch schmalerer Straße. Weit rollen wir in die piemontesische Tiefebene hinaus, wo uns die Kleinstadt Cuneo als Etappenort empfängt. Nach so viel Einsamkeit liegt hier ein Hauch einer italienischen Metropole in der Luft.
Sehr starke FahrerInnen können ab Demonte die Südrampe zum dei Morti anhängen.
Von Jan – Diese Verlängerung der zweiten Etappe mit der Südrampe zum dei Morti ist wirklich nur starken Fahrern empfohlen. Wer sich schonen will, bekommt morgen die schönere Ost-Auffahrt serviert, die diese Option herunterfährt.
Von Jan – Der Himmel hatte sich am Lombarde-Tag völlig ausgeregnet und uns so einen wunderbaren Tag über den Dei Morti geschenkt. Die Marktleute in Cuneo meinten es etwas zu gut und fingen schon ihr Tagwerk ab 4 Uhr an. Ihr Tagwerk machte so viel Krach, dass viele von diesem sehr früh geweckt wurden. Doch ein sehr gutes Frühstück und die Aussicht einen wunderbaren Radtag am Dei Morti zu verbringen, ließen auch das frühe Aufwachen vergessen. Über den großen Platz, der voll mit Marktwagen stand, ging es im geschlossenen Verbund über eine große Brücke schnell raus aus Cuneo. Die frühmorgendliche Hektik der Stadt war ganz schnell verflogen und flach ging es an Maisfeldern vorbei in Richtung hoher Berge, die bedrohlich im Hintergrund die Szenerie bestimmten. Monte Rosa und Monte Viso waren an diesem traumhaften Tag für Kenner auszumachen. Caraglio bot mit Kirche und den Bergen im Hintergrund ein wunderbares Fotomotiv. Spätestens hier konnte man sich mit dem Dei Morti beschäftigen, auch wenn es auf langen Geraden noch kaum ansteigend nach Valgrana ging. Hier fuhren wir einen Italiener auf, der sich der Gruppe 1 anschloss und mit uns plauderte. Er war schon viel rumgekommen und er bestätigte, dass wir die schönste Seite des Dei Morti fahren, was sich auch hinter Pradleves bewahrheitete. Noch recht sanft ansteigend kurbelten wir an einem Flüsschen entlang durch das enge, grüne Tal weiter bergauf. Auch hier währte das Gespräch mit dem Italiener noch. Alle wollten die Auffahrt in vollen Zügen genießen und schlugen ein gemächlicheres Tempo an, vielleicht auch noch mit etwas Respekt auf die noch anstehenden Höhenmeter. In Campomolino stand ein längerer Stop an, um die Gruppe nicht nach Campomolino fahren zu lassen. Dieser Stop ließ eine Fotosession der 2. Gruppe zu mit wunderbarem Blick auf die Kirche von Colletto. Einige Kilometer später kam dann langsam der Aha-Effekt. Das Grün der Bäume wich immer mehr dem Grün der Weiden und den wunderbaren Felsformationen. Und dann kam noch das Santuario San Magno hinzu, das wunderbar in diese Szenerie passte. Die Straße zog mal steil, mal weniger steil nun zunächst am Hang entlang, dann geschwungen durch die Weiden. In diesem Abschnitt raubte nicht nur der Blick in die nähere Umgebung den Atem, sondern auch die berühmten Blicke ins piemontesische Flachland bis zum Appenin waren zu sehen. Irgendwie konnte man fast die Anstrengungen dieses herausfordernden Anstiegs vergessen. Viel zu schnell wollte er vorbeigehen und der Esischie war schon erreicht. Die letzten Meter zum Dei Morti waren nach wenigen Minuten zurückgelegt. Fotostop am Pantani-Denkmal und dann runter zum Valcavera, um die Teile der Abfahrt nach Demonte und die schöne Kammstraße in Augenschein zu nehmen. Kurz die 60 Höhenmeter zum Dei Morti weggequetscht und anschließend das Passglück in vollen Zügen genießen. Den wunderbaren Anstieg Revue passieren und hinunter zum Esischie. So hatte man fünf Pässe auf nur wenigen Kilometern erreicht. Am Esischie wartete eine italienische Überraschung auf die Radler in Form von Käse, Salami und Brot, sowie Obst, das in Cuneo auf dem Markt gekauft wurde. So hatte der Markt doch sein gutes gehabt, auch wenn er manchen Radler früh aus den Federn holte. 15 km Rumpelpiste trennten uns nun noch von der Pension Ceaglio, die alle gut geschafft haben, auch wenn Schlaglöcher, kurze Schotterabschnitte und viel Split auf der Straße den Abfahrtsgenuss dämpften. Dennoch fanden sich einige Teilnehmer, die die Abfahrt richtig super fanden. Für manche doch unverständlich, wie man eine solche Rumpelpiste schön finden kann. Ist nur zu hoffen, dass der Giro d´Italia diesen wunderbaren Pass besucht und diesem wieder eine ordentliche Asphaltierung beschert.
Morgen haben wir ja nochmals rund 250 Höhenmeter Rumpelpiste bis nach Ponte Marmora hinunter vor uns bevor mit Elvaschlucht, Sampeyre-Gipfel und Agnel die nächsten Highlights anstehen. Mal schauen, ob diese Pässe die Zähne ziehen werden, was die heutige Abfahrt nicht geschafft hat.
Ursprüngliche Beschreibung
Die dritte Etappe führt über einen der höchsten und spektakulärsten Pässe der Alpen, der aber dennoch fast unbekannt ist: der Colle dei Morti.
Wir verlassen Cuneo abseits der Hauptstraßen auf schmalen Wirtschaftswegen und streben dem Valgrana zu, einem landwirtschaftlich genutzten Tal, in dem die abwechslungsreiche Ost-Auffahrt zum Colle dei Morti beginnt. Zunächst führt die Straße immer parallel zur Grana an Pradleves vorbei nach Castelmagno, wo sich das liebliche Flusstal bereits verabschiedet hat, die Grana zunehmend ein reißender Gebirgsbach wird und auch die Umgebung merklich alpiner wird.
Immer näher kommen die hochalpinen Felsformationen, spätestens nach dem Santuario San Magno taucht man in eine abgeschiedene Bergwelt ein, die es in den Zentralalpen, aber auch in den nördlicheren Westalpen so nicht mehr gibt. Die sportlich anspruchsvolle Strecke gerät bei so viel Staunen fast in Vergessenheit. Immer weiter geht es nach oben, immer schmaler wird das Asphaltband, und im Übermut nehmen wir nach Erreichen des Passes (2480 m) auch noch den weiteren Weg und die wenigen Höhenmeter zum Colle Valcavera mit, der in bizarre Felsformationen eingebettet ist und einen Blick in das Nachbartal ermöglicht, durch das allerdings nur Mountainbike-Trails zum Tagesziel führen.
Wir fahren den Weg zurück zum Colle d'Esischie und fahren vorsichtig ins Valle Maira ab, wo wir in einem ursprünglichen Dorf nächtigen.
Von Jan – Früh beim Aufwachen im kleinen Bergdorf Marmora schmückte keine Wolke den Himmel über uns, womit klar war, dass die Königsetappe bei wunderbarem Wetter stattfinden konnte. Los ging es mit dem letzten Stück der Dei Morti-Abfahrt hinunter nach Ponte Marmora, die mit zwei kurzen Tunneldurchfahrten aufwartete. Den Belag noch als Belag in den Tunnel zu bezeichnen, wäre vermessen gewesen, weshalb es absolut erforderlich war, genau in der Mitte zu fahren, wo noch halbwegs Asphalt vorhanden war. Diese Stellen meisterten alle bravorös, so dass es wenige Kilometer später in die Elvaschlucht, dem Highlight dieses Tages gehen sollte. Ein Traum von einer Schlucht, garniert von einer Straße, die rechts der Schlucht an die Hänge geklebt wurde und dies nahezu autofrei. Die Straße ist mittlerweile für den motorisierten Verkehr gesperrt, dennoch kamen uns zwei Autos und ein paar Motorräder entgegen. Dass die Schlucht recht steil war, störte hier wohl kaum einen Radler, jeder war so fasziniert von der tollen Landschaft. Kurz nach Einfahrt in die Elva-Schlucht musste ein 400 m langer, unbeleuchteter Tunnel durchfahren werden, im weiteren Verlauf kurze Felstore und einige sehr kurze Tunnel. Je weiter man die Schlucht nach oben kam, wurde die Schlucht tiefer und die steil abfallenden Hängen länger: einfach nur grandios. Nach einigen Kilometern neigte sich die Schlucht entgegen und es ging zunächst recht baumreich in Richtung Elva und kurz nach Elva schloss sich der wunderschöne Weidenteil im oberen Bereich des Sampeyre an. Dieser zog sich recht geradlinig, die Passhöhe fast immer im Blick, nach oben. Wunderbare Panoramablicke waren möglich, vor allem Richtung Elva. Während die schnelleren noch die Passhöhe wohl in der Sonne verbringen konnten, zog vom Valle Varaita, das heißt von der anderen Seite, so langsam Wolken- und Nebelschwaden über den Pass hinweg und sorgten für eine ganz andere Stimmung. Eine letzte italienische Abfahrt trennte uns jetzt noch vom Valle Varaita bzw. dem Agnel. Und was italienische Abfahrt bedeutet, konnten wir gestern vom Dei Morti herunter live miterleben. Nun muss man den Italienern zugutehalten, dass deren Abfahrten nicht immer von schlechter Qualität sind, aber eben die beiden Abfahrten, die wir gestern und heute zurückgelegt haben. Es wird Zeit, dass der Giro d`Italia über diese Pässe kommt oder Jan muss bei der Regionalregierung intervenieren und auf einen neuen Belag bestehen. Durchgeschüttelt von der Abfahrt nahmen die schnellen praktisch ohne Pause den Weg hinauf zum Agnel, die anderen Gruppen nahmen den Stop in Sampeyre dankend an, standen immerhin noch 31 km und 1800 Hm bergauf am Stück an.
Frisch gestärkt oder auch nicht, ging es in den Flachteil bis Chianale. Die Züge in den Gruppen bis dorthin wurden aufgebaut, so dass die Kilometer nur so verflogen. Casteldelfino, Pontechianale, der Stausee kurz danach und dann Chianale wurden durchfahren und dann begannen die finalen 9 km und knapp 900 Höhenmeter zum Pass. Schnell wurde aus der Gemeinschaft ein loser Haufen an Einzelkämpfern. Manche kämpften zusammen, andere mussten und wollten alleine ihren Tritt finden und ihren persönlichen Kampf mit dem Berg ausfechten. Alle gewannen ihn bravorös und kamen freudestrahlend oben an. Allerdings musste man auch am Agnel feststellen, dass die schnelleren noch sehr gutes Wetter hatten und die Passhöhe schon von weitem ausmachen konnten, die Gruppe 2 konnte sie nicht einmal mehr erahnen, denn im oberen Teil zogen Nebelschwaden auf. Während die Passhöhe und die französische Seite nebelfrei waren, hüllten sich 3 bis 4 Kilometer in dieses Kleid. Fluch oder Segen für die Radler nicht die Passhöhe zu sehen, der Nebel sorgte für ein schönes Schauspiel, der starke Wind bergauf blies immer wieder Nebelschwaden über die Passhöhe auf die andere Seite. Leider war so auch der Monte Viso nicht zu sehen, den wohl heute keine zu Gesicht bekommen hat. Man kann nicht alles haben, dafür endlich eine wunderschöne Abfahrt, die Abfahrtsgenuss aufkommen ließ. Guter Belag, der Sonne und dem Ziel entgegen.
Einige Randnotitzen am Ende: Das Wetter soll so bleiben, keine Platten trotz Rumpelabfahrt und einem Teilnehmer konnte die Tour auch gerettet werden. Er hatte ein Schaltröllchen am Schaltwerk verloren und sah seine Felle schon davonschwimmen. Mit tatkräftiger Hilfe eines frankophilen Teilnehmers, des netten Besitzers unserer Unterkunft und einiger Anrufe konnte das Teil samt Schraube in einem Radladen in der Nähe besorgt werden, so dass auch Steffen, der Unglückliche und jetzt Glückliche wieder freudestrahlend stolz auf den Tag sein konnte und sich auf die noch folgenden Tage freuen kann.
Von Jan – Tag 5 unserer Reise Monumente der Südalpen begann auf 1800 Metern mit einem tollen Sonnenaufgang und nur wenige Wolken hingen am Himmel. Die Bedingungen waren bereitet für einen weiteren wunderbaren Radtag, der heute mit Izoard und Vars zwei bekannte französische Pässe bereithielt. Zunächst sollte es aber mit einem Verlust von 600 Höhenmetern losgehen, doch bereits nach 300 Metern musste der erste Platten geflickt werden. Der Unglücksrabe wurde zunächst ins Tal und dann durch das Tal zum Anstieg zum Izoard pilotiert. Hier war bereits die große Gruppe, die dem Izoard eine Aufwartung machen wollte, vorausgeprescht. Erstes Highlight des Tages war aber die Festung von Queyras unten im Tal, die ein paar Kilometer vor dem Einstieg zum Anstieg ein hervorragendes Bildmotiv bot. Hinauf zum mythischen Berg der Tour de France zog sich das Feld ziemlich in die Länge, weil die Gruppe aus allen drei Gruppen sich bildete. Die wollten oder konnten preschten voraus, die anderen ließen es etwas gemächlicher angehen. Sicher haben die vorausgehenden Tage die Glieder schon etwas schwerer werden lassen. Dennoch zauberte die Casse Dessert vielen ein Lächeln ins Gesicht. Die Teilnehmer lachten mit der Sonne um die Wette, die heute ordentlich brannte. Oben am Izoard war weder Windjacke, noch Ärmlinge oder ähnlich wärmendes notwendig. Die Teilnehmer genossen das Wetter und frönten heute eher dem Dolce Vita in Frankreich. Heute wurde am Pass etwas länger gewartet, bevor man sich in die Abfahrt stürzte, die nach den letzten Tagen natürlich in vollen Zügen genossen werden konnte. Keine Unebenheiten, Schlaglöcher oder ähnliches bremsten den Abfahrtsgenuss. Französischer Zuckerasphalt und die wunderbar angeordneten Kehren, garniert mit langen Geraden sorgten für ein schnelles Vorwärtskommen. In Briancon war Sammeln angesagt, bevor es in kompletter Mannschaftsstärke zunächst einsam, dann etwas verkehrsreicher zum Mittagsstop ging. Eine schöne Kulisse war mit einem kleinen See geschaffen. Die Nachtischtheke wurde geplündert und einfach nur genossen, auch wenn die Rechnung dann doch saftiger ausfiel als gedacht. Aber an einem solchen Tag war das schon fast egal. Die Gruppe trennte sich zwischen den Landschaftsgenießern, die höhenmeterreich die Hauptstraße umfuhren und den Verkehr Trotzenden. Ordentlicher Gegenwind bis Guillestre verhinderte ein schnelles Vorwärtskommen. Dann stand ja auch noch der Col de Vars an. 1100 Höhenmeter auf 19 km. Kein Pappenstil und viele litten wohl heute besonders in der Mittagshitze auf der Straße hoch zum Vars, der erst oben recht schön wird, wenn die Straße durch die liebliche Weidelandschaft geht. Der letzte Pass des Tages war geschafft und nur noch eine Abfahrt, eine Talpassage und der Schlussanstieg waren zu bewältigen. Die Abfahrt war schnell geschafft, doch ordentlicher Gegenwind sorgte für gehemmtes Vorwärtskommen im Tal und der Schlussanstieg war nach diesem Tag auch zäh und lang. Jetzt heißt es gut erholen und rüsten für die Traumrunde. Der Samstag mit einem kleinen Hügel, dem Bonette ist dann nur noch ein Katzensprung nach Nizza.
Von Jan – Dieser optionale halbe Ruhetag lässt den Col d'Izoard aus und fährt direkt (sehr sehenswert durch die Gorges du Guil) hinunter nach Guillestre, wo nur noch der Col de Vars überwunden werden muss. Aber Achtung - auch den bekommt man nicht geschenkt.
Von Jan – Heute stand bei traumhaftem Wetter die Traumrunde der Südalpen auf dem Speiseplan der Pässegourmets. Allos, Champs und Cayolle sollte verspeist und genossen werden. Nur wenige nahmen nur den Cayolle als Hauptgang ein. Etwas früher als sonst wurde gestartet, damit alle den Allos autofrei erleben konnten, denn dieser ist nur zwischen 8 und 11 Uhr für den motorisierten Verkehr gesperrt. Erstaunlich wenig Radler machten sich auf den Weg hinauf auf den Allos, darunter natürlich auch wir. Mit seiner gleichmäßigen Steigung ein guter erster Gang für das Pässemenü. Serviert wurde eine schmale Straße, die sich entlang steil abfallender Hänge entlanghangelte, garniert mit der einen oder anderen Kehre. Jeder fand sein Tempo und seinen Gesprächspartner, dieser erste Gang sollte ja genossen werden. Oben kurzes Zusammenstehen und Finden für die autofreie Abfahrt. Wunderbare Kehren wurden serviert und führten zu einem Hochgenuss und einem schönen Abschluss des ersten Gangs. Bis Allos lief es fast alleine, denn die Gruppe hatte sich gefunden und arbeitete bis zum Einstieg zum Champs sehr gut zusammen. Gemeinsam ging es in den Anstieg und auch lange blieben die meisten zusammen und genossen den zweiten Gang. Schön durch den Wald zog sich das einsame Sträßchen gleichmäßig nach oben. Weiter oben dann weitreichende Blicke auf die Berge der Umgebung. Und schon war man oben, wo Brot, Wurst, Käse, Kuchen und Obst serviert wurde und dazu noch eine super Bergkulisse. Radlerherz, was willst du mehr. Irgendwann mussten wir aber dann auch weiter. Eine gut zu fahrende Abfahrt vom Champs wartete auf uns, die viel zu schnell zu Ende ging. Unten im Tal dann richtig warm und der Zug wurde bis Entraunes aufgebaut, wo dann jeder sein Tempo und Gesprächspartner fand. Der längste Anstieg des Tages wurde als Nachtisch serviert. Die Sonne brannte und der Schweiß floss in Strömen. So kämpfte sich jeder in seinem Tempo den Cayolle nach oben, nicht ohne die traumhafte Landschaft zu genießen. Rechts der Var zog sich das Sträßchen zunächst an Felswänden entlang, weiter oben durch Lärchenwälder und Weiden. Einfach traumhaft schön. Nach einem kurzen Felstunnel dann der Blick nach oben auf die letzten Kilometer der Passstraße. Einfach grandios der Blick nach oben bzw. nach unten auf das bereits zurückgelegte. Oben am Pass dann ausruhen vom üppigen Mahl, das uns da angeboten wurde. Die Gruppe 1 lag geschlossen im Gras und ließ den Tag Revue passieren. Aber es gab ja noch eine Zugabe zum Menü. Die 30 km lange Abfahrt vom Cayolle hinunter nach Barcelonette. Zunächst durch Weiden, weiter unten lieblich und langgezogen durch das Tal und später durch eine schöne Schlucht. Ein passender Abschluss für einen Traumtag in den Südalpen. Morgen dann nur noch ein Hügelchen, der es aber nochmals in sich hat. Dann Schussfahrt zum Meer bzw. nach Nizza, wo eine Superwoche viel zu schnell zu Ende gehen wird.
Von Jan – Auch am Samstag erwartete uns das von den letzten Tagen bekannte Wetter. Angenehme Temperaturen auf 2800 m Höhe waren damit vorprogrammiert, aber leider auch Hitze auf Meereshöhe in Nizza. Aber bis dorthin waren ja noch 144 km zurück zu legen und ein Berg zu bezwingen. Es sollte die Cime de la Bonette sein, mit 2802 m Höhe am letzten Tag auch noch der höchste unserer ganzen Tour. Bis zum Einstieg bei Jausiers hatten wir bereits eine 200 Hm-Abfahrt, einen Flow-Abschnitt durchs Tal, der aber recht defensiv angegangen wurde, weshalb der Flow erst auf nach dem Berg verschoben wurde. Auch der Berg wurde von der sportiven Gruppe recht defensiv angegangen. Immerhin standen ja 1600 Höhenmeter, verteilt auf rund 23 km an, also kein Pappenstiel. Und es war bereits hier schon ziemlich warm. Ich tat mich persönlich recht schwer, was aber eher an der Motivation an sich lag. Ich wollte mich einfach nicht mehr recht quälen, immerhin war ich bereits den 14 Tag in Folge auf dem Rad unterwegs. Die Auffahrt an sich sorgte jetzt auch nicht für Abwechslung und dadurch für Ablenkung. Die letzten Tage hatten wir wesentlich schönere Pässe bezwungen. Aber egal, es war der letzte Berg der Tour und den würden wir schon meistern. Kurz vor der 2 Stunden-Marke kam ich oben in der Mondlandschaft der Kreisstraße an. Und hier endlich die Gewissheit den letzten Berg geschafft zu haben und hier das erste Mal ein Oh, was mir die Auffahrt nicht entlocken wollte. Wunderbare Sicht auf die umliegenden Berge, hinunter zur Straße des Col de la Moutiere und ich war ja noch nicht mal oben auf dem höchsten Punkt auf 2860 m. Ich war beeindruckt. Also Schuhe an und hinauf auf den höchsten Punkt, der einen Rundumblick erster Sahne bescherte. Das Wetter stimmte auch noch, um kurz-kurz weit in die Gegend schauen zu können. Sogar ein paar Gänsegeier kreisten um den Gipfel. Sie hatten sich wohl auf ein(en) Radler verabredet, die hier reichlich hinaufkurbelten. Viele Teilnehmer taten es mir gleich und erklimmten per Fuß den höchsten Punkt.
Frisch gestärkt, es gab nochmals Käse, Salami, Brot, Kuchen und Obst, machten wir uns auf den Weg Richtung Nizza. Noch waren 110 km zurück zu legen. Zunächst noch eine schnelle Abfahrt hinunter nach St. Etienne sur Tinee und anschließend lange durchs Tal nach Nizza. Ab St. Etienne, nachdem wir uns gesammelt hatten, begann der Flowabschnitt, auf den wohl alle lange gewartet hatten. Obwohl der Wind nicht richtig stand und uns ordentlich entgegenwehte, funktionierte die sportive Gruppe perfekt und wechselte sich vorne im Wind ab. Doch es dauerte etwas bis sich alle beteiligten. So konnten wir den Abschnitt in nich einmal 3 Stunden absolvieren, was einen 40er-Schnitt vom Gipfel bis Nizza bedeutete. Je weiter es nach Nizza ging, desto wärmer wurde es, weshalb auf gut der Hälfte der Strecke nochmals eingekehrt wurde, einiges an Süßgebäck und Drinks vernichtet wurden. Und durch die Ausläufer durch Nizza ging es wider Erwarten auch wesentlich flowiger als gedacht. Wir hatten alle noch die Fahrt durch Nizza vom Start der Tour in Erinnerung. Eine rundum gelungene Tour ging somit grandios und flowig zu Ende.
Ursprüngliche Beschreibung
Heute geht es "nur" noch über den Bonette. Mit seinen 2802 m wird er oft fälschlich als höchster Alpenpass bezeichnet. Unumstritten ist er aber ein Radsportmonument, und in unserer Richtung sehr schön zu fahren. Unverwechselbar ist er durch die Mondlandschaft, durch die die Gipfelschleife führt.
Wer noch Zeit hat, sollte bei gutem Wetter die 60 Hm zum Gipfel zu Fuß zurück legen und die 360-Grad-Aussicht genießen.
Jetzt geht es nur noch 110 km bergab. Was bei dem hier häufigen Gegenwind aber auch schwerer sein kann als eine wohlverdiente Tour d'Honneur. Lokomotiven in den Wind!
Am Zielhotel lockt der Pool und nach Möglichkeit der Luxus der Anschlussnacht.