Von Bergziegenmutant –
Letzter Tag mit Rad + lange Heimreise
Donnerstag, 16.09.21: Sokoline - Niksic - Bileca - Stolac - Capljina - Autobahn Maslenica -Obrovac (Auto); Obrovac - Mali Alan - Obrovac (Rad)
Erster Tag der Heimreise, erstmals bescheidenes Frühstück. Peter übernahm die erste Schicht und steuerte den Transporter erfolgreich über die Grenze nach Bosnien-Herzegowina - aber nicht viel weiter. Die örtliche Polizei brauchte Geld, also visitierten sie ausführlich unseren Transporter. Außer dem Fahren ohne Licht fanden sie nichts - machte 30 EUR, natürlich ohne Quittung. Der Rest der Reise verlief dann störungsfrei. Im hübschen muslimisch geprägten Stolac gab es Kaffee, aber kein Bier. Jürgen übernahm die zweite Schicht, Autobahn bis kurz vor dem Ziel, die Hälfte davon in einem gestandenen Wolkenbruch, erster Regen der Tour.
Wir wollten noch den Mali Alan (1044 m) hochfahren. Das konnte in die Dunkelheit gehen. Peter ließ uns am Fuß des Passes aussteigen und fuhr selbst mit dem Transporter hinterher. Nun, die oberen 11 km des Passes waren teils arg grober Schotter, wenn auch nur mit für strategische Kriegspisten aus k.u.k.-Zeiten typischen maximal 5-6%. Es zog sich in die Länge mit dem "Winnetou-Pass", an dem etliche gleichnamige Filme entstanden sind. Asphaltiert wäre es ein wunderbarer Pass, so allerdings weniger, vor allem wenn man das Ganze wieder hinunterzufahren hat. Unerfreulich bedrückenden Eindruck hinterließen die zahlreichen recht neuen Gedenktafeln an die durchweg jungen Opfer des jüngsten Kriegsirrsinns auf dem Balkan. Der Mali Alan stellte eine der vielen Hauptkampflinien dar und war bis vor wenigen Jahren abseits der Piste noch vermint. Gruselig, und das in dieser karstigen Schönheit.
Oben entstanden schon in der Dämmerung die letzten Passbilder der Tour. Die anschließende Schotterabfahrt gestaltete sich für des Chronisten Rad und Hand qualvoll, Michael und Jürgen hatten eher ihre Freude daran, warteten wahrscheinlich endlos am Beginn des Asphaltes. Gemeinsam rasten wir schon in der Dunkelheit den Rest hinunter bis Obrovac an der Zrmanja, die hier noch nicht so genau weiß, ob sie nun ein Süßwasserfluss oder eher ein Salzwasserfjord sein will. Das Städtchen hat auf jeden Fall einen Hauch von Venedig-Atmosphäre. Unser Quartier fanden wir mitten in der Altstadt in einer Kneipe mit 1-C-Flair, aber freundlicher Aufnahme samt reichhaltigem Abendessen. Schnell ins Bett, morgen sollte es in aller Herrgottsfrühe heimwärts gehen.
Freitag, 17.09.21: Heimfahrt: Obrovac - Bischofshofen - Wangen
Start 6 Uhr nüchtern? Nein, eine Bar hatte schon auf, also erst einmal Kaffee fassen. Peter übernahm wieder Schicht 1, unter dem gestrigen Abschluss-Pass Mali Alan hindurch auf der Autobahn gen Norden. Feucht bis nass war es auch wieder.
Vor der slowenischen Grenze ging es runter auf die Landstraße, zum Grenzübergang Bosanci/Vinica. In Crnomelj endlich hatte Peter ein Einsehen mit den Hungerleidern neben und hinter sich. Er steuerte eine Bäckerei an, wir plünderten sie und trugen das Ganze ins benachbarte Café, wo wir uns mit freundlicher Erlaubnis der Chefin zum Türkentrunk die Bäuche vollstopften.
Der Chronist übernahm die nächste Schicht. Auf Landstraßen durch wieder vertrautere Landschaft fuhren wir zur Nordautobahn. Hier war deutlich mehr Verkehr, und in Jesenice hatten wir den Navi-unterstützten guten Einfall, den Karawankentunnel-Dauerstau zu umfahren über den Wurzenpass - den wollte Peter ohnehin unbedingt auch mal gefahren sein... Ab Villach wurde wieder autobahngebolzt bis Bischofshofen. Hier hieß es am Bahnhof Abschied nehmen von Jürgen. Er hatte sich mit Elke in Saalbach verabredet, wo ihre La Palmesischen MTB-Freunde Urlaub machten.
Nun war Peter wieder an der Reihe. Wir hatten mittlerweile zu dritt sage und schreibe 6 Räder an Bord. Wenn das der Zoll wüsste! Aufgrund von Stauwarnungen legten wir salzachabwärts eine Landstraßenetappe ein, ehe es vor der Grenze wieder auf die Autobahn ging. Bei Rosenheim wurde erneut gewechselt, der Chronist übernahm, weil Peter den festen Plan hatte, abends noch bis Ludwigshafen zu fahren und sollte sich etwas erholen von der Fahrerei.
Heil und sogar noch etwas vor Plan erreichten wir die Schickhardtstraße. Lukas sowie Michaels Marina warteten auch schon. Wir luden aus, dann ging es traditionell ins Lamm zum feierlichen Abschlussessen.
Peter machte sich danach doch noch auf den Weg Richtung Ludwigshafen, kam aber wegen Übermüdung nur bis Neu-Ulm, wo er vernünftigerweise bei Stefan übernachtete.
Ich bin diese Etappe gefahren und möchte die befahrenen Pässe in mein Palmares eintragen
Ich bin diese Etappe gefahren