Von Renko –
Arette - Col d'Aphanize - St. Jean - Col d'Esterençuby - Iraty - Arette
Die Sonntagsausfahrt beginnt um neun, die weitere Wetterbesserung lässt noch auf sich warten. In letzter Sekunde hole ich doch noch die Regenjacke, für einmal kann das Gepäck am Ort bleiben.
Flach sind die ersten Kilometer. Westlich von Aramits wird die Grenze zum Baskenland erreicht, in den letzten fünf Jahren ist die Zweisprachigkeit bezüglich Strassenbeschilderung eingeführt worden...
Westlich von Tardets biegt die schmale D117 ab, hinter Alçay folgt die erste Giftrampe. Dann kurze Zwischenabfahrt, dann geht der Aufstieg los. Auf alter, rauer Asphaltierung schraubt sich die Piste mit hohen Steigungswerten in die Höhe.
Auch ohne Gepäck habe ich Mühe auf der Piste. Schliesslich wird ein Zwischenpass erreicht, dann folgt eine kurze Abfahrt. Danach geht es zuerst flach, dann wieder etwas steiler hoch, zudem setzt zu meiner Überraschung Nieselregen ein. Hinter einer Kurve ist plötzlich nur wenig über meinem Kopf ein riesiger Geier. Schock! Etwas weiter gibt es mehr, insgesamt zehn kreisen nicht oberhlab von mir, sondern vor meiner Nase. Unglaublich!!
Das Stichsträsschen zum Iraty (Col Bagargui) beginnt hier, ich fahre aber in dichtem Nebel weiter bergauf. In 1055m Höhe setzt sich ein starkes Gefälle ein, das vor Mendive um die 20% erreichen dürfte.
In St. Jean le Vieux gibt es eine baskische Parade, in St. Jean Pied à Port dann Mittagessen. Immer noch keine Sonne...
Um halb drei fahre ich los in Richtung Esterençuby. Die Auffahrt soll zu den übelsten Frankreichs gehören. Bis Esterençuby village ist die Strasse eigentlich herrlich: hübsche baskische Bauernhäuser, grüne, an Wales erinnernde Landschaft.
Wenig hinter Esterençuby setzt wieder leichter Regen ein, der gleich aufhört. Als endlich die Steigung zunimmt, setzt der Regen wieder ein. Regenjacke angezogen, beginnt der Kampf im ernst.
Das Strässchen erinnert ein wenig an den Monte Zoncolàn, als er noch nicht saniert wurde. Die Asphaltierung ist uralt, recht mühsam zu fahren, die Piste bietet Platz für ein Auto. Die Steigung ist heftig, so 12-18%. Flachstücke: keine. In den Wiegetritt kann ich nicht, da die Schuhplatten am Ende sind.
Bald ist auch der Nebel erreicht: nun geht es bei kälter werdenden Temperaturen und Regen aussichtslos in eine grüne Hölle. Im 2005 war es in den Westpyrenäen nicht anders: die erste Nacht im Minizelt war nur zwei Stunden alt, als Regen begann, der zwei Tage lang andauerte.
Immer weiter ins nichts führt die Strasse. Habe ich eigentlich die richtige Piste erwischt? Muskelkarte und Hunger setzen ein, die Sache muss irgendwie bald beendet sein, oder? Eine Kurve nach links, dann nach rechts, dann flach. Bald folgt sogar eine Miniabfahrt. Dann flach. Dann wieder eine Killer-Rampe, hier hat jemand die Zahlen "20%" auf der Strasse aufgebracht. Lang und brutal die Rampe, aber der Wiegetritt geht nicht. Ouch....
Weiter oben dann endlich flach, und nun lange flach, und immer kälter, und immer noch ohne Ende. Ich hole Wasser, komisch dass man eben im Regen solchen Durst bekommt...schliesslich eine Abfahrt, dann Sicht frei, und kurz danach die Einmündung in die D117 St. Jean - Larrau.
Die wenigen Kilometer zum Col Bagargui sind eine komplette Qual: immer fester werdender Regen, sehr unregelmässige Steigung, Kälte, Hunger, reglose Oberschenkel. Warum habe ich die sonnigeren Zentralpyrenäen verlassen?
Den Pass endlich erreicht, tauche ich ins Café. Kurz nach sechs fahre ich los. Die Abfahrt nach Larrau ist wie im 2005 immer noch gefährlich: steil, schmal, splittbedeckt. Der Regen hört erst nach Larrau auf, nun nichts als zurück zum Camping.
Erst um halb neun erreiche ich totmüde Arette. Hier hat es auch überraschend geregnet. Aber zum Glück habe ich das Zelt geschlossen. Kurze Freude: Wasser ist eingedrungen, der Schlafsack ist unbrauchbar. Und das Hotel ist voll...und es ist kühl...
Ich bin diese Etappe gefahren und möchte die befahrenen Pässe in mein Palmares eintragen
Ich bin diese Etappe gefahren