Von majortom – Die Pyrenäen von West nach Ost. Vom Atlantik bis zum Mittelmeer. Von Saint-Jean-de-Luz bis Argelès-Plage. Mit allen namhaften Pyrenäen-Pässen der Tour de France, aber auch mit einigen unbekannten Schönheiten der zweiten Reihe. Acht Etappen durch die wunderbaren wilden Pyrenäen.
Von Jan – Die schnellste Busanreise aller Zeiten von Freiburg an den Atlantik mit Ankunft schon um 13.30 Uhr erlaubte uns eine wunderschön entspannte Einrollrunde über zwei Pässe gestern Nachmittag, bei bestem Wetter, und anschließendem Sprung in den Atlantik.
Optimal, denn für den heutigen ersten Etappentag unserer Pyrenäen Atlantik-Mittelmeer-Querung ist nur einmal Regen angesagt: von morgens um 9 bis abends um 9. Eine Vorhersage, die zum Glück nur fast eingetreten ist. Eine längere nächtliche Teamsitzung mit minutiöser Fahrtzeitberechnung ergab folgenden Schlachtplan: die drei Gruppen starten ab 11.30 Uhr im Halbstundetakt, damit wir alle möglichst zeitnah bei Bastis Verpflegung eintreffen, und er somit eine Chance hat, unser Gepäck pünktlich ins Hotel zu bringen. Die Abfahrt ist so spät gewählt, damit wir keineswegs vor 16 Uhr im Hotel sind die Zimmer so garantiert bezugsbereit sind, wenn wir als 32 begossene Pudel die Etappe beenden.
Natürlich wären wir bei diesem Hundewetter zuhause alle nicht los gefahren, und natürlich goss es beim Start aller drei Gruppen in Strömen. Aber was will man machen? Das Bett für heute Abend steht anderswo, und dort müssen wir hin. Dort wollen wir hin, mit einer doppelten Pyrenäenhauptkammquerung über den Puerto de Otxondo und den Col d'Ispeguy, wo paulek mit seiner Gruppe bei der Erstaustragung 2019 Miguel Indurain getroffen hat. Bei dieser Vorhersage können wir den Abstecher zum Atlantikstrand getrost weglassen, wir waren gestern ja schon bei bestem Wetter dort. Das einzige, was wir auf der Etappe sehen, sind tiefhängende Wolken, das einzige was wir spüren, ist Regen. Und die unerschütterliche Gruppenstimmung, die wir uns nicht nehmen lassen. Radfahren ist ein Outdoorsport, und so nehmen wir es alle sportlich. Gut, den heftigen Regenguss in der Abfahrt vom Otxondo hätte ich nicht gebraucht. Ich lasse meine Gruppe kurz warten, weil ich mir doch noch die Ärmlinge unter meine Regenjacke ziehen muss. Ich hätte mit wärmeren Temperaturen gerechnet.
In Erratzu, unserem Pausenort, hört der Regen schlagartig und wundersgleich für zehn Minuten auf. Basti hat die Verpflegung schon parat gestellt. Heute wird er einmal gefordert, denn es treffen wie geplant alle 32 Radfahrer nahezu zeitgleich bei ihm ein. Kein Problem, Basti bleibt entspannt und hat dank reichlich Vorlauf ein zauberhaftes Buffet vorbereitet: man spürt und schmeckt seinen beruflichen Hintergrund als Food-Stylist. Ich hatte noch dafür gesorgt, dass er nicht zu viel einkauft, weil unsere Radfahrer an Regentagen meist nicht so viel essen. Ich wusste aber nicht, wie gut es bei ihm schmeckt, so dass nach fünf Minuten das ganze wunderbare Angebot aus Avocado-Tomate-Schnitten, Schinken-Rucola-Paprika-Schnitten verschwunden war. Unglaublich. Dennoch schnell weiter! Der Regen hat auch wieder eingesetzt.
Der Ispeguy muss bei gutem Wetter wirklich toll sein, auf beiden Seiten. Heute sehen wir nicht viel, zum Glück etwas weiter als am Otxondo. In der Abfahrt regnet es wieder stärker, und ich bin heilfroh, als wir in St Jean Pied de Port, dem Ausgangsort des französischen Jakobswegs, endlich wieder bergauf fahren dürfen.
Am Zielort sind die Zimmer bezugsbereit, und die Dusche warm. Was für eine logistische Meisterleistung, was für eine Moral dieser Reisegruppe. Was für eine schöne Etappe im Dauerregen.
Das war einmal der Plan:
Wir starten am Atlantik und fahren zunächst zur Strandpromenade im Badeort Saint-Jean-de-Luz. Die Spannung steigt, denn acht ereignisreiche Etappen liegen vor uns, bis wir in Argelès-Plage das Mittelmeer erreichen. Dazwischen: Pässe, Pässe, Pässe an der Perlenschnur von West nach Ost. Heute auf dem Programm: Einrollen im Baskenland.
Dass „Einrollen“ an dieser Stelle ein Euphemismus ist, wird spätestens nach acht Kilometern klar, wenn mit dem Col de St. Ignace die erste Bergwertung auf dem Programm steht - auch wenn sie mit 169 m Höhe wahrlich kein Riese ist. Wir wechseln dann von der französischen auf die spanische Seite des Baskenlandes, wo wir mit dem Puerto de Otxondo und dem Col d'Ispeguy ein schönes Pässedouble fahren. Dann geht es nur noch das Nive-Tal hanauf über Saint-Jean-Pied-de-Port - übrigens Ausgangspunkt des Jakobsweges Camino Francès - und Esterençuby bis zur Quelle des Flusses zu unserem Hotel im absoluten Niemandsland mit leckerem baskischen Essen .
Von majortom – Auch heute folgt wieder Pass auf Pass, auch heute sind die baskischen Namen wieder schwer auszusprechen. Die Besonderheiten des Baskenlandes: steile Rampen, kaum befahrene schmale Straßen und einsame Hochplateaus, auf denen Pferde und Schafe grasen. Es beginnt mit dem steilen Col d'Arthaburu. Dann sind wir auf dem Kamm angekommen und fahren parallel zur nahen Grenze zu Spanien. Col de Zurzai und Col de Bagargui bescheren uns nicht mehr so viele Höhenmeter. Aufpassen müssen wir in der steilen Abfahrt nach Larrau. Die zweite Etappenhälfte nach Oloron ist dann weniger anspruchsvoll.
Von Jan – Heute war einer jener erfreulichen Tage im Leben eines Reiseleiters, an denen das Tageswerk erst nach Mitternacht beendet wird. Weil die ohnehin schon volle Etappe noch weiter verlängert wird, eben weil es so schön war.
Der Tag beginnt im baskischen Niemandsland an unserem weit entrückten Hotel. Wir haben nur ein leicht abfallendes Einrollprogramm von 1,5 km vor uns, dann steht die erste Prüfung des Tages an: der Col d'Arthaburu. Die 800 Höhenmeter verteilen sich auf 6,2 km, bei zunehmend schönerer Aussicht des irisch anmutenden pyrenäischen Baskenlandes. Es ist heute morgen noch deutlich bedeckter, als ich es erhofft hatte. Dennoch geht's pünktlih los. Ein Defekt in Gruppe 1 würfelt die Gruppen ordentlich durcheinander. Letztlich fahre ich mit Micha dem Rest hinterher, was recht kurzweilig ist, weil er all die alpinen Hotspots aus der Kletterperspektive kennt. Derweil rampen sich die Pyrenäen immer drastischer auf, wir können weit zurück gucken, zurück bis zum Atlantik. Oben erreichen wir eine karge Hochebene. Schafe, wohin das Auge reicht, einige riesige Gänsegeier kreisen über der Szenerie. Gänsehaut!
Wir cruisen recht locker über die Hochebene. Ein kurzer Stich führt uns auf den Col Bagargui, eine dramatisch steile Rampe hinunter. Hier bremst uns ein Platten aus, zum Glück frühzeitig bemerkt. Es tröpfelt wieder leicht. Wir rollen an Larrau vorbei, am Gave de Larreau entlang zur Mittagsverpflegung bei Basti. Wir sind nach 1650 Höhenmetern alle schon rechtschaffen müde; entsprechend groß ist der Hunger. Heute hat Basti ein Buffet im do-it-yourself-Baukasten-Prinzip aufgebaut. Serviervorschläge inklusive.
Nun hat sich die Sonne durchgesetzt. So ein Glück für uns alle, für mich besonders, denn ich habe diesen Anstieg 2019 nur im Regen erlebt. Heute sehen wir pyrenäische Weite und tief in diverse unaussprechliche Schluchten mit baskischem Namen hinein. Der offene Teil weicht dem Wald, und hier zieht die Steigung empflindlich an! Hier kämpft jeder für sich. Umso größer ist die Freude, als wir aus dem Wald heraustreten, die offene Alm erreichen und den 360-Grad-Blick ins Pyrenäen-Vorland genießßen können: auf die hinter uns liegende Straße und die vor uns liegende Hochgebirgsszenerie rund um den Col de la Pierre Saint Martin. Nun ist klar, dass wir da auch hoch müssen. Mit 3 Ausnahmen fährt die gesamte Gruppe 2 noch auf den Pierre St Martin. Felsdurchsprengte Wiesen, tiefste Blicke in die Vorpyrenäen, eine interessante Streckenführung und eine Million Schafe machen den Anstieg zu einer einzigartigen Erfahrung für alle.
Nun fehlt nur noch ein Gruppenbild, eine 20 Kilometer lange Abfahrt und das 20 Kilometer lange Schlusszeitfahren nach Oloron. Stopp! Unterbrochen natürlich vom ersten Kaffeestopp der regulären Reise. Dazu war es bisher, vom Prolog abgesehen, einfach zu kalt.
Nicht aber heute. Wir trinken caffè, Orangina und Cola. Dann wird die Lok vorgespannt, und glücklich und zufrieden erreichen wir kurz vor dem Abendessen Oloron. Ein wundervoller Tag! Ein wundervoller Tag wohlgemerkt, den niemand bei der Buchung der Reise auf dem Schirm gehabt hat. Darum aber geht es uns auch bei den quäldich-Reisen. Natürlich bieten wir unseren Teilnehmern, was sie erwarten, nämlich die Tour-de-France-Klassiker an der Perlenschnur bei Pyrenäen Atlantik-Mittelmeer. Aber eben auch Etappen wie heute, von denen man nicht viel erwartet, und am Ende ALLES bekommt, was das Pässefahren ausmacht: fordernde Anstiege, belohnende Ausblicke und Szenerien, eine große Portion Horizonterweiterung, eine tolle Gruppe und ganz, ganz viel Spaß im Rennradsattel.
Von majortom – Mit dem dritten Teilstück erreichen wir endlich auch das Terrain der Tour-de-France-Klassiker. Es beginnt noch ganz harmlos, das schöne Vallée d'Ossau hinauf. Ein hartes Stück Arbeit ist dann der hors catégorie-Anstieg zum Col d'Aubisque. Über den schönsten Pass der Pyrenäen lässt sich streiten, ein ganz besonderes Sahnestück ist aber der Cirque du Litor, die in die Wand des Talkessels gebaute Höhenstraße, die den Col d'Aubisque mit dem Col de Soulor verbindet. Eine Etappe der Extraklasse also, die schließlich in Luz-Saint-Sauveur endet.
Von Jan – Auf den letzten Etappen haben wir uns im Pyrenäen-Niemandsland aufgehalten, mit unerwarteten, entrückten, wunderschönen Eindrücken. Heute der erste doppelte Paukenschlag: Der Col d'Aubisque erwartet uns, natürlich mit dem klassischen Vorglühen der Tour de France am Col de Marie-Blanque. Die vorhergesagten 34 Grad sind fast eingetreten, nicht aber meine Ankündigung klarster Sicht am Aubisque: den ganzen Tag waren wir wie in einer Suppenküche unterwegs, bei schwülwarmen Temperaturen und einem Dunst, wie ich ihn selten erlebt habe.
Basti erwartet uns erst am Aubisque, nach 2300 Höhenmetern. Zu spät für mich, so dass wir eine Pause in Eaux-Bonne einplanen, beim lokalen Supermarkt, der Baguettes mit lokalen produkten belegt. Leider nicht montags, so dass wir in die Crêpe-Bude einreiten. Meinhard will Crêpe, also bestellen wir, was das Zeug hält. Michaels Galette kommt sofort, aber dann rührt die französische Schönheit hinter dem Tresen erstmal Teig an. Ohje! Was für eine Demonstration der Vorteile unserer Mittagsverpflegung am Bus. Gefühlt 90 Minuten später geht es mit hohem Zuckerspiegel in die restlichen 12 Kilometer zum Pass. Schnell sind wir in Gourette, wo sich normalerweise der wunderschöne Cirque de Gourette hinter dem Skiort erhebt. Heute auch, aber kaum sichtbar im dichten Dunst. Schön ist es trotzdem.
Vor dem alten Hotel, zwei Kilometer vor der Passhöhe, weist mich Meinhard auf drei Gänsegeier hin, die unterhalb auf einem Fels sitzen.
Wenig später laben wir uns bei Basti, der auf der Passhöhe wieder auffährt. Dank unserer überlangen Pause konnte er heute wieder einiges vorbereiten: Hummus-Rote-Bete, Ziegenkäse-Aprikosen-Pinien und Salat-Rindersalami-Remoulade gibt's in üppiger Auswahl. Ich muss zu Kreuze kriechen. Meine beiden Crêpes-Sucré lassen kaum Spielraum für weitere Nahrungsaufnahme. Entschuldige, Basti!
Es folgt eines der längsten quäldich-Shootings meiner Karriere an den drei überdimensionierten Rädern an der Aubisque-Passhöhe.
Nun trennt uns nur noch eine Triumphfahrt durch den wunderbaren Cirque de Litor vom Col du Soulor, und eine lange Abfahrt in das Tal der Gave de Pau, dem wir bis in den Etappenort Luz St Sauveur folgen. Wir befahren hier eine der verkehrsreichsten Straßen der Pyrenäen! ...faktisch ohne Verkehr.
Wäschewaschen, Abendessen, alle sind rechtschaffen müde nach einer fordernden, schwülwarmen Etappe. Aber 20 Meter vom Hotel entfernt verläuft der Nullmeridian. Dem statten wir nach dem Abendessen gemeinsam noch einen Besuch ab. Fast blind tasten wir uns über einige Weidezäune. Wir erreichen den Nullmeridian. Jubel brandet auf!
Im Anschluss sitzen wir noch lange alle zusammen bei tropischen Temperaturen auf der Hotelveranda und besprechen zurückliegende und kommende Taten.
Von Jan – Der Tourmalet ist einfach der Tourmalet. Kein anderer Pyrenäenpass hat einen ähnlich klangvollen Namen, an keinem anderen ist die Vorfreude so hoch. Nirgends sind unsere Teilnehmer motivierter als hier: 18,8 km, 1415 Höhenmeter, 7,5 % im Schnitt. Hier ist jeder auf sich alleine gestellt, jeder fährt für sich oder vielleicht einem gleichschnellen Mitstreiter, einer gleichschnellen Mitstreiterin hoch zu diesem Monument. Unten noch unspektakulär, in der Almstufe dann aber mit tollen Blicken voraus auf die Passhöhe, und irgendwann auch dem Pic du Midi mit all seinen astronomischen Aufbauten links darüber. Sehr gleichmäßig, nur der letzte Kilometer bäumt sich mit 10 % nochmals auf. Der Verkehr ist heute, an einem Dienstag Anfang September, auch am pyrenäischen Monument der Monumente gleich 0. Hier am Tourmalet herrscht der Radsport vor.
Oben ausgelassene Jubelstimmung. Unsere Gruppe 0, Tom und Volker, haben uns die einzige Biertischgarnitur in der Sonne gesichert, wo wir uns ausgiebig bei Café, Cola und Kuchen stärken. Nicht zu sehr aber, wartet doch Basti am Aspin auf uns. Ich habe meine Lektion gelernt!
Die Baustelle ist übrigens abgeschlosen. Der berühmte Radfahrer ist nun so in den Sattel gestellt, dass man ihn aus unserer Richtung kommend von Weitem gegen den Himmel aufragen sieht. Das neue Museum haben wir nicht besucht, es soll einen Besuch wert sein. Eine wirkliche Aufwertung des Schmuckstücks, weiterhin sehr angenehm touristisch. Ein schöner Ort!
Die Abfahrt vom Tourmalet ist rasant. Zum Glück, ist der Spuk La Mongie doch so schnell vorbei. Am Gabel-Denkmal für Eugene Christophe sammeln wir uns, dann geht es nahtlos über in den Col d'Aspin. Das Wetter ist wunderbar heute, nur für die Fotos ist es nicht optimal: es ist nach wie vor äußerst diesig, was ich so noch nie erlebt habe. Nebel und Regen hat man häufig in den Pyrenäen, aber so eine hohe Luftfeuchtigkeit bei hohen Temperaturen ist mir überhaupt noch nicht begegnet.
Vom Aspin kann man den Pic du Midi heute daher nur erahnen, und auch die wunderschöne Abfahrt und das mehrschichtige Pyrenäenpanorama liegt an der Ostseite im Dunst. Optimal, so können wir uns auf Bastis Buffett konzentrieren.
Rasant fahren wir bergab nach Arreau, und dann sofort in den Peyresourde hinein. Natürlich könnten wir hier noch über den Col d'Azet verlängern, aber auch so kratzen wir heute noch an den 3000 Höhenmetern. Auf 94 Kilometern wohlgemerkt. Im Gluthofen. Mein Garmin zeigt 33 Grad. Oben am Peyresourde große Gruppenvereinigung. Gruppe 0, 2a und 2b sitzen einträchtig beisammen und bestellen Crêpes um Crêpes. 12 Stück für 7 Euro ist die 2023er-Rate. Wir warten noch auf Basti, der sich auch endlich einmal für 2 Crêpes hinsetzen kann. Es folgt die rasante Abfahrt Nummer 3 und ein schöner Abend in Luchon.
Nur diese drei Corona-Fälle hätte heute überhaupt niemand gebraucht, am wenigsten die drei Betroffenen. Gute Besserung, wir fahren für euch weiter!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Königsetappe? Es gibt auf unserer Reise einige Etappen, die diesen Titel verdient haben, und wirklich festlegen wollen wir uns nicht. Aber eines ist klar: mit den Klassikern Tourmalet, Aspin und Peyresourde geht es auch heute wieder höhenmeterreich zur Sache. Bei der Tour de France wird am Col du Tourmalet ja oft das Souvenir Jacques Goddet vergeben, zu Ehren des ehemaligen Tour-de-France-Organisators gleichen Namens. Also vergeben wir dort am Dach unserer Tour das Souvenir Jan Sahner, zu Ehren des quäldich-Gründers. Nebenbei bemerkt: wir erklimmen den Tourmalet von der deutlich schöneren Westseite. Pflichtstopp nach der Abfahrt in Sainte-Marie-de-Campan: das Denkmal zu Ehren von Eugène Christophe, der in einem der ersten Tour-de-France-Jahre in einer örtlichen Schmiede eigenhändig seine gebrochene Gabel reparieren musste - Hilfe von außen sah das Reglement damals nicht vor. Vom sich anschließenden Col d'Aspin genießen wir dann die schöne Abfahrt in Richtung Arreau. Damit wäre eigenltich schon eine vollwertige Etappe absolviert, doch wir fahren auch noch über den Col de Peyresourde - Gerüchten zufolge gibt es dort immer noch die sensationelle Crêpes-Bude mit noch sensationellerem Preis-Leistungs-Verhältnis...
Von majortom – Und weiter geht der Pässereigen, zwei weitere Klassiker können wir heute dem persönlichen Palmarès hinzu fügen. Etwas Schonfrist verschafft uns die flache Auftaktpassage zwischen dem Etappenort Luchon und Saint-Béat, dann macht der Col de Menté den Auftakt. Und weiter geht res mit der steilen Westrampe zum Col de Portet d'Aspet, wo einst Fabio Casartelli in der Abfahrt tödlich verunglückte. Die Abfahrt geht in eine weitere tendenziell bergab verlaufende Rollerpassage bis Saint-Girons über, dann geht es noch ein Stück das Salat-Tal hinauf bis in den Etappenort Oust.
Von majortom – Wieder wird es landschaftlich gesehen grandios, denn ein einsames Pässedouble in der Ariège steht auf dem Programm. Die lange Auffahrt zum Col d'Agnès wird nach nur kurzer Zwischenabfahrt gefolgt durch die schmale Straße über den Port de Lers. Anstelle der einfacheren, aber verkehrsbelasteten Talstraße entlang der Ariège nehmen wir eine schöne Höhenstraße oberhalb des Tals, die uns direkt in den Kurort Ax-les-Thermes führt.
Von majortom – Eine Variante für die Höhenmeterhungrigen. Wir bleiben auf der Höhenstraße und nehmen über den Vorpass Col de Marmare noch den Col de Chioula mit.
Weil unser lieber Jan aus "positiven" Gründen gerade eine Schreibblockade hat, kommt der Bericht heute mal aus der Gruppe 3.
Und soviel steht mal fest: Uns geht es gut!
Schaut euch die Bilder an. Die sagen viel über die Stimmung in der Gruppe, unsere mehr und weniger vorhandenen sportlichen Ambitionen, die durchfahrenen Landschaften und über die in der Mittagspause in herzlicher Fülle angebotenen Leckereien.
Was sie nicht zeigen, ist das eigentlich durchaus sympathische Äußere des Zauberkünstlers aus dem Quäldich-Transporter, unseres phantastischen Basti. (Schließlich müssen wir das Risko einer Entführung in möglichst engen Grenzen halten. (der davon Beglückte auf dem Titelbild bin stellvertretend ich (also ersatzweise (ihr werdets ertragen :-) ))))
bis auf die völlig unzureichende Würdigung der Abfahrt vom Jau zutreffender ursprünglicher Werbetext:
So langsam verlassen wir die hohen Pyrenäen mit den von der Tour de France bekannten Klassiker-Pässen. Einen Hammer haben wir uns jedoch noch für diese vorletzte Etappe aufbewahrt. Der Port de Pailhères ist (neben dem Tourmalet) der einzige französische Pyrenäenpass, der die 2000 m Höhe überschreitet. Der Port de Pailhères ist ebenfalls ganz vorne mit dabei, wenn es um das Prädikat des schönsten Pyrenäenpasses geht - zumindest quäldich-Chef Jan hat ihn ganz oben auf seiner persönlichen Hitliste stehen. Hier erwartet uns außerdem ein Meilenstein unserer Tour: am Pailhères überschreiten wir auch die Wasserscheide zwischen Atlantik und Mittelmeer! Die fantastische Serpentinenabfahrt auf der Ostseite führt uns dann ins Aude-Tal, das sich zu einer sehenswerten Schlucht verengt. Dann ist noch der hübsche Col de Jau zu überwinden, der immerhin auch nochmal mit etwa 1000 Höhenmetern zu Buche schlägt.
Von meinhardvintler – Best Western war gestern. Bzw. heute morgen. Unser Tagesziel liegt jedoch in Argeles-sur-Mer, dem Endpunkt und Ziel unserer Reise. Daher machen wir uns voll motiviert auf den Weg mit neuem Track, der uns über eine kleine Seitenstrasse, raus aus Prades in Richtung Col de Palomere führt. Die langgezogene Auffahrt hat immerhin 19,5km mit 812 Höhenmetern. Das schreckt uns natürlich nicht und wir fahren bei noch angenehm kühler Luft beinahe geschlossen aufwärts, bis es zur ersten Attacke vor der Cafepause kommt. Alle aus der Fluchtgruppe sind froh, als die abgesprochene Cafepause in Baillestavy plötzlich unseren Gipfelsturm unterbricht. Gruppe 3 kommt kurz nach uns und der Wirt - der übrigens auch Deutsch spricht - freut sich über unsere Anwesenheit.
Wir setzen unsere Fahrt fort, und sofort folgen die nächsten Tempoverschärfungen, bis wir alle erschöpft am Col de Palomere ankommen. Gerade rechtzeitig kommen zwei Radfahrer, um uns beim Gruppenbild behilflich zu sein.
Ab nun ist entspannen angesagt, um die Tour d`honneur zu genießen. Wir rollen weiter, um nach einer schönen Abfahrt und kurzen Anstieg Basti an dem neu vereinbarten Ort für die Mittagsverpflegung zu treffen: Col Xatard. Mittagsbuffet wie immer sensationell, inklusive Nutella-Peanutbutter-Banane-Brot namens „Elvis".
Gestärkt geht es weiter nach unten, dem Mittelmeer entgegen. Wir finden eine gute Formation, um gegen den sich aufbäumenden Wind anzukämpfen. Das letzte Stück zieht sich für alle Gruppen, aber wir sind nicht nur motiviert, sondern auch voll konzentriert und erreichen Argeles-sur-Meer bei strahlenden Sonnenschein. Wieder erwischen wir freundliche Spaziergänger die unser Gruppenfoto knipsen.
Überwältigt von der Freude wirklich Großes geleistet zu haben, stellen wir voller Stolz unsere Räder ab und gehen zum Meer. Der starke Wind macht uns nichts aus, wir stürzen uns in die hohen Wellen. Ein wenig später kommt auch Gruppe 3 an und wir sind nun alle komplett. Die Zeit bis zum Abendessen wird mit Baden oder Biertrinken - oder auch beidem - relativ kurzweilig. Der tolle Tag endet mit einem Abendessen auf der Hotelterrasse und wir freuen uns über eine unfallfreie Reise, bei der jeder über sich hinauswachsen konnte und die Pyrenäen - vom Atlantik zum Mittelmeer - bezwungen hat.
So war der Plan:Ausrollen bis ans Mittelmeer. Die Euphorie dürfte also groß sein am Morgen der Schlussetappe. Dennoch geht es auch heute nochmal in die Berge. Wir verlassen das Tal des Tet für die letzte ernst zu nehmende Bergwertung unserer Reise, den Col de Palomère, mit schönen Ausblicken auf den Pic de Canigou, der aufgrund seiner exponierten Lage und Sichtbarkeit aus der Ebene des Languedoc (fälschlicherweise) lange als der höchste Gipfel der Pyrenäen galt. Von hier aus werden zwar nochmal ein paar Passschilder passiert, aber eigentlich geht es nur noch tendenziell bergab. Bergab bis Argelès-Plage. Bis wir quasi mit dem Vorderrad in der Brandung stehen... Pyrenäen von Atlantik bis zum Mittelmeer, geschafft!