Von majortom – Die Pyrenäen von West nach Ost. Vom Atlantik bis zum Mittelmeer. Von Saint-Jean-de-Luz bis Argelès-Plage. Mit allen namhaften Pyrenäen-Pässen der Tour de France, aber auch mit einigen unbekannten Schönheiten der zweiten Reihe. Acht Etappen durch die wunderbaren wilden Pyrenäen.
Von H11i – Eigentlich begann unsere Tour bereits vorgestern, am 30. August um 23.00 Uhr am Bahnhof in Freiburg im Breisgau. Start der Etappe E0 um 23.48 Uhr, ca.1100 km mit 6580 Hm, im Reisebus. Obwohl die beiden Fahrer einen super Job machen, wird die Reise für uns doch irgendwie anstrengend. Nach rund 14h Fahrt erreichen wir das Hotel in Saint-Jean-de-Luz, alle gerädert und trotzdem heiss auf den Prolog. Eine lockere Runde, Beine etwas bewegen, baden im Atlantik, etwas trinken und Eis essen an der Strandbar, toll! Nach dem Abendessen löst sich die Runde rasch auf, etwas Schlaf nachholen.
Heute, am 01.09. beginnt die Pyrenäen Atlantik-Mittelmeer II – Tour (kurz: PyAtMi II) mit der ersten Etappe. Sie verspricht einen sanften Einstieg in die Woche. Mit sanft sind 90km und 1900 Hm gemeint. Der Tag verläuft nach dem gewohnten Quäldich-Protokoll: 07.00 Uhr Frühstück, 08.15 bis 08.45 Uhr Gepäck laden, 09.00 Uhr Etappenstart. Läuft wie am Schnürchen. Die sportive Gruppe muss der ausdauernden Gruppe noch ein paar Leute abwerben, da sonst die Grössenverhältnisse unverhältnismässig sind. Ohne grosse Überredungskünste lassen sich sieben Neuzuzüger für die eins finden, jetzt passts.
Wir rollen im Touri-Freizeit-Modus ins Ortzentrum zum Strand und feiern hier unseren «départ réel». Los geht’s!
Bis auf Gruppe 1 fahren alle dem geplanten Track aus Saint-Jean-de-Luz raus. Nach dem Zusatzkilometer ist auch mein Garmin wieder zufrieden mit meiner Position. Die Strecke führt uns von Frankreich nach Spanien. Von Spanien nach Frankreich. Von Frankreich nach Spanien. Und noch einmal von Spanien nach Frankreich, Grenzhopping im Baskenland mit mehreren Bergwertungen der Kategorie 3.
Die erste kommt am Col d’Ibardin. Trotz des grundsätzlich geringen Verkehrsaufkommens entsteht temporär eine Kfz.-Ballung: schmale Strasse, viele Radfahrer. Doch die Automobilisten zeigen sich geduldig und schlängeln sich mit uns den Anstieg hoch. «Sieh mal, Marco schwitzt ja», die nüchterne Bemerkung meiner Gruppe oben. Ein Umstand, der sich durch die Woche halten wird. Übrigens: das Wetter passt. Leicht bedeckt, warm, hohe Luftfeuchtigkeit.
Nach dem Hoch kommt ein Runter, dann wieder ein Hoch, zum Col de Lizuniaga, mit weit weniger Begleitfahrzeugen als vorhin. Frankreich, Runter. In Sare rüsten wir uns für den letzten Anstieg vor der Mittagsverpflegung, Flaschen auffüllen.
Die nächste Grenzüberschreitung passiert diesmal vor der Passhöhe, in Dantxarinea. Ab da wieder ein «Hoch», liebliche 470 Hm auf 9,8km zum Puerto de Otxondo, wo uns Andreas mit dem Buffet in Empfang nimmt. Allerlei Leckereien präsentieren sich uns auf den Campingtischen: Brot, Käse, Aufschnitt, Kekse, Nüsse, Bananen, Gummibärchen, Nutella, Orangina und Cola. Fliegender Wechsel, als die ausdauernde Gruppe sich einfindet.
Wir bleiben noch etwas in Spanien. Runter und ein letztes Mal hoch zum Col d’Ispeguy, zum letzten Grenzübergang der heutigen Etappe. Da wir sehr früh in der Zeit sind – und uns im Übrigen im Urlaub befinden – genehmigen wir uns vor dem Runter einen Kaffeestopp auf der Passhöhe. Andere Länder, andere Sitten: Cappuccino wird hier mit ordentlich gesüsster Schlagsahne dekoriert. Es soll auf Quäldich-Reisen auch die Kulinarik der Länder entdeckt werden.
Die Abfahrt nach Irroléquy bietet ein fantastisches Panorama. So schön, dass es manch einem die Sattelstütze einzieht. Dann ein kleiner Nupsi nach Sain-Jean-Pied-de-Port. Kann so weiter gehen!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Wir starten am Atlantik und fahren zunächst zur Strandpromenade im Badeort Saint-Jean-de-Luz. Die Spannung steigt, denn acht ereignisreiche Etappen liegen vor uns, bis wir in Argelès-Plage das Mittelmeer erreichen. Dazwischen: Pässe, Pässe, Pässe an der Perlenschnur von West nach Ost. Heute auf dem Programm: Einrollen im Baskenland.
Dass "Einrollen" an dieser Stelle ein Euphemismus ist, wird spätestens nach acht Kilometern klar, wenn mit dem Col d'Ibardin die erste Bergwertung auf dem Programm steht - auch wenn sie mit 317 m Höhe wahrlich kein Riese ist. Mehrmals queren wir von der französischen auf die spanische Seite des Baskenlandes und zurück, bis wir mit dem Puerto de Otxondo und dem Col d'Ispeguy ein schönes Pässedouble fahren. Dann geht es nur noch das Nive-Tal hanauf nach Saint-Jean-Pied-de-Port - übrigens Ausgangspunkt des bekannten Jakobsweges Camino Francés.
Von H11i – Mit dem haute cuisine-Abendessen von gestern Abend in bester Erinnerung, setzen wir uns an den reich gedeckten Frühstückstisch. Ausgeschlafene Gesichter und ausgelassene Stimmung. Nur der arme Kerl vom Service huscht hoch frequentiert von der Küche in den Frühstücksraum und zurück. Kaffee und Tee servieren, Milch auffüllen, Brot nachlegen. Nach einer halben Stunde ist der Spuk vorbei.
Die zweite Etappe – zumindest die B-Variante – verspricht etwas mehr und etwas härtere Höhenmeter als gestern. Am ersten Berg, den Col d’Arthaburu führt kein Weg vorbei. Anders sieht es dann ab nach der Mittagsverpflegung, nach 57km aus.
Ab Saint-Jean-Pied-de-Port fahren wir – zu Beginn eingereiht in den morgendlichen Berufsverkehr – 11km leicht ansteigend nach Estérençuby. In grosser Ehrfurcht vor dem, was uns erwartet, wird bis dahin nicht allzu viel gequatscht. Dann stehen wir in der Rampe. Ja, es darf gesagt werden, dass es von unten bis oben nur eine ist: 7,3km mit 809 Hm. 10 Prozent-Abschnitte, um sich zu erholen. Doch die Anstrengung lohnt sich allemal. Während des Aufstiegs eröffnet sich uns ein Ausblick, der in keinem Bilderbuch festgehalten werden kann. Denn zu dem Bild gehört das Gesamterlebnis: auf dem Rad sitzen, Schweiss in den Augen, hämmernder Puls, brennende Beine, wunderbarer Sonnenschein, ungestörte Ruhe. Was wir bis zur Passhöhe gesehen haben, war erst die Spitze des Eisberges. Entlang der Höhenstrasse rollen wir im Touri-Modus über den Col de Sourzay weiter zum Col de Bagargui. Zum Teil tummelten sich Schafherden links und rechts auf den Wiesen. Ab und zu auch auf der Strasse. An einigen Stellen war es sogar unmöglich, dem Schafsmist auszuweichen. Die gesichteten Gänsegeier entlockten uns ein «wow». Bleibt zu hoffen, dass die Vögel nicht darauf warten, bis wir vom Rad fallen, sondern sich lieber an ein Schaf ranmachen.
So steil wie die Auffahrt zum Col d’Arthaburu war, so steil und auch ruppig ist die Abfahrt nach Larrau. So schüttelts über die nächsten 4km den Schafsmist vom Rad. Nach rund 3h Fahrzeit kommen wir bei der Mittagsverpflegung an, heute ergänzt mit Geburtstagskuchen.
Die Extrakalorien können bis zum Col de Soudet gut gebraucht werden. Es folgen 21km mit ca. 1300 Hm. Die erste Hälfte lieblich leicht ansteigend. Ideal, um das Gegessene in der Muskulatur ankommen zu lassen. Dann zwei Rampen mit ordentlich Steigungsprozenten, dazwischen eine kurze flachere Erholungspassage. Ideal, um die Muskulatur das Gegessene zu «verbrennen». Bei manchen brennts zu wenig lang, sodass das Rad zeitweise geschoben werden musste. Der Berg fordert seinen Tribut. Gut Ding will Weile haben, alle kommen schliesslich oben an. Was die Aussicht von der Ersten im Wesentlichen unterscheidet: white out, Kurzblick statt Weitblick. Und so entscheidet sich Gruppe 1 gegen die optionalen 220 EHm (Extrahöhenmeter) zum Col de la Pierre Saint Martin, einem französisch-spanischen Grenzpass.
Unbeeindruckt vom dicken Nebel, gar sich wohl fühlend darin wirkend, zeigen sich die Schafe. Unbekümmert liegen sie auf der Strasse und mahlen mit ihren Kiefern. Je länger die Abfahrt, desto weniger Schafe, desto besser die Sicht, desto wärmer die Umgebungsluft, desto flowiger die Strasse. Gruppe 1 will im vor der Abfahrt vereinbarten Ort Aramits noch einen Kaffeestopp einlegen. Doch für den ersten abfahrenden Teil der Gruppe wird aus Aramits Arret (der Ort vorher) und der zweite Teil der Gruppe sucht vergeblich in Aramits nach seinen Artgenossen. Schlusszeitfahren nach Oloron, Kaffee wird im Zielhotel nachgeholt.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Auch heute folgt wieder Pass auf Pass, auch heute sind die baskischen Namen wieder schwer auszusprechen. Die Besonderheiten des Baskenlandes: steile Rampen, kaum befahrene schmale Straßen und einsame Hochplateaus, auf denen Pferde und Schafe grasen. Es beginnt mit dem steilen Col d'Arthaburu. Dann sind wir auf dem Kamm angekommen und fahren parallel zur nahen Grenze zu Spanien. Col de Zurzai und Col de Bagargui bescheren uns nicht mehr so viele Höhenmeter. Aufpassen müssen wir in der steilen Abfahrt nach Larrau. Die zweite Etappenhälfte nach Oloron ist dann weniger anspruchsvoll.
Von majortom – Der zweite lange Anstieg des Tages führt über den Col de Soustousse zum Col de Soudet - wer ganz sicher die 3000 Höhenmeter knacken möchte, kann auch noch zum schönen Grenzpass Col de la Pierre Saint Martin hinauf fahren. Dann geht es aber bis in den Etappenort Oloron nur noch abwärts.
Von H11i – Die Meteo-Apps prophezeien für den Tag heute durchwachsenes Wetter. Immerhin ist das ursprüngliche Regenwolken-Bild aus der Vorhersage verschwunden. Während des Frühstücks wird abwechselnd das draussen stattfindende Wetter mit der Radarprognose auf dem Smartphone verglichen. Leider lässt sich keine Zuverlässigkeit feststellen. Das wiederum wirft die Frage auf: «Was ziehe ich heute an? Was nehme ich mit? Was packe ich in den Tagesrucksack?» Als Reiseleiter beantworte ich gerne Bekleidungsfragen, stets nach bestem Wissen und Gewissen.
Der Nieselregen hält uns um 09.00 Uhr noch vom Etappenstart ab. Wir hoffen, dass sich die feinen Wassertröpfchen in den nächsten 30min in Luft auflösen und wir trocken losfahren können.
Nun ja, es «fieserlät» unablässig weiter und wir können endlich unsere Regenbekleidung testen. Gruppe 1 mit Zuzügern aus und Abgängern zu der 2 nimmt die B-Variante in Angriff. Das heisst, dass nebst dem Col d’Aubisque zum Hauptgang, zur Vorspeise der Col de Marie-Blanque verdrückt wird. Trotz des im Roadbook rot leuchtenden 4km langen Abschnitt zum Pass (je dunkler, desto steiler).
Wir rollen 15km bis zum Anstieg, der Herbst macht sich bemerkbar: etwas kühler, etwas nebliger, etwas nasser. Während der Auffahrt lässt der Niesel nach und für einen Moment haben wir den Eindruck, dass die Sonne etwas durchdrückt, Wunschdenken. Stattdessen frischt der Wind auf der Passhöhe auf.
«Klick, klick», ein Bild mit dem Passschild, runter vom Berg. Auf der Hochebene tummeln sich nebst Kühen und Schafen auch Kaltblüter. Was für Tiere, so gross wie ein VW-Bus! Besser darum herumfahren.
Kurz vor dem zweiten Anstieg, unserem Hauptgang, treffen wir auf die bereits vom zweiten Platten geplagte Gruppe 2, Gruppe 3 kommt in Sichtweite. Der Col d’Aubisque wird von uns guerillamässig angegriffen. Mal hier zwei Radfahrer, mal da eine kleinere Gruppe und Einzelkämpfer. Manch einer dachte, er könne unbemerkt über den Ausweichplatz in einer Kurve ein paar Meter abkürzen, doch der Delinquent wird von der Rennjury inflagranti erwischt. Andreas meldet in der Zwischenzeit ein aufgebautes Buffet,12 Grad und Nieselregen auf dem Pass. Regenschirme werden mit Klammern an den Tischen festgemacht, damit das, was trocken bleiben soll, trocken bleibt. Der Border Collie nebenan wittert fette Beute und setzt seinen Hundeblick auf. Allerdings gibts bei Radfahrern nach 3h Fahrzeit keine Reste.
Das geplante Dessert, der Cirque du Litor, die Höhenstrasse vom Col d’Aubisque zum Col du Soulor, bleibt leider aus. Zu dicht ist der Nebel. Zudem setzt urplötzlich richtiger Regen ein, gepaart mit Kälte. «Seit wann fährt man denn wegen der Aussicht auf einen Berg?» Wir geben uns mit dem Fotosujet-Highlight der drei überdimensionalen Fahrradskulpturen von der Passhöhe zufrieden.
So plötzlich, wie der Regen einsetzte, so plötzlich ist wieder weg. Bis Argelès-Gazost sind die Klamotten beinahe wieder trocken. Es bleibt noch Zeit, Kaffee zu trinken. Heute schafft es Gruppe 1 gemeinsam. Während wir dasitzen, stattet uns ein heute seltener Gast einen Besuch ab: die Sonne. Sie begleitet uns bis zum Zielort in Esquièze-Sère, am Fusse des Col du Tourmalet. Ein versöhnlicher Abschluss der 3. Etappe.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Mit dem dritten Teilstück erreichen wir endlich auch das Terrain der Tour-de-France-Klassiker. Es beginnt noch ganz harmlos, das schöne Vallée d'Ossau hinauf. Ein hartes Stück Arbeit ist dann der hors catégorie-Anstieg zum Col d'Aubisque. Über den schönsten Pass der Pyrenäen lässt sich streiten, ein ganz besonderes Sahnestück ist aber der Cirque du Litor, die in die Wand des Talkessels gebaute Höhenstraße, die den Col d'Aubisque mit dem Col de Soulor verbindet. Eine Etappe der Extraklasse also, die schließlich in Luz-Saint-Sauveur endet.
Von H11i – Einige müssen während der Nacht das Fenster schliessen, da der Regen sie vom Weiterschlafen abhält. Beim Aufstehen lausche auch ich dem lauten Geplätscher draussen auf dem Wellblechdach und spüre die merklich kühlere Luft, die ins Zimmer strömt. Die gute Nachricht an der heutigen Wettervorhersage ist, ist dass sie eindeutig ist. Die schlechte Nachricht, dass sie für uns ungeeignet ist. Radfahren macht bei trockenem und warmem Wetter bedeutend mehr Spass als bei Nässe und Kälte.
In Anbetracht dessen, dass auf der heutigen Etappe drei längere Ansteige (Col du Tourmalet, Col d’Aspin, Col de Peyersourde) zu bewältigen sind, – immerhin, es steht nur eine Regelplanung zur Auswahl – mit deren Abfahrten, entsteht beim Frühstück gegenüber unserem Vorhaben, unter dem Motto «quäldich» Rad zu fahren, eine gewisse Skepsis: Rad oder doch Taxi? Taxi! Rad! Beide Varianten kommen zum Zuge. Was die klügere Entscheidung ist, kann am Schluss des Berichts selbst entschieden werden.
Gruppe 3 startet heute um 08.30 Uhr, um etwas mehr Vorlauf und später mehr Zeit im Hotel zu haben. Noch ist es von oben trocken. Doch die erwähnte kühle Luft ist immer noch kühl und ein jeder zeigt sich in seiner Herbstradmode: Schuhüberzieher, Bein- und Armling, Weste oder bereits Regenjacke, Buff, Handschuhe, kurze Regenhose, Handschuhe. Zum Teil angezogen oder noch im Schlechtwetter-Trikot mit den extra grossen Taschen am Rücken. Style hin oder her. Gruppe 2 und 1 harren bis um 09.00 Uhr vor dem Hotel aus, bis es leicht zu regnen beginnt.
200 Meter Warm Up, dann direkt in den Anstieg zum Col du Tourmalet: 18km mit 1400 Hm. Nach 32min wird über einen Platten geschimpft. Der Übeltäter, eine Reiszwecke. S hat wohl die berühmte Nadel im Heuhaufen gefunden. Leider war ich für die bildliche Dokumentation der Szenerie zu spät. Mein Wunsch, die Reiszwecke für ein Erinnerungsbild nochmals in den Mantel zu stecken, wird abgelehnt.
Die Vorstellung, wie das Peloton der Tour de France diesen Berg hochjagt, liegt in weiter Ferne: statt Sonne, Regen und Nebel. Statt 40 Grad, 4 Grad mit Wind. Die Fotosession mit der Radfahrerskulptur auf der Passhöhe könnte schneller nicht abgehalten werden. Manch einer wärmte sich im Restaurant neben mit Kaffee auf und nutzte die temporär windstille und trockene Umgebung zum Umziehen. Vom 2115 m ü.M. 17km Abfahrt nach Sainte-Marie-de-Campan. Das Schlottern des Oberkörpers überträgt sich auf die Lenkvorrichtung und es entsteht der Eindruck, dass am Rad etwas lose ist. Es ist so kalt, dass ich Fotostopp am «Gabel-Denkmal» in Saint-Marie-de-Campan zu Ehren Eugène Christophe links liegen lasse. Einfach nur froh, dass es wieder bergauf geht. Ich lasse mir von der Google-Suchmaschine ein Bild davon zeigen. M und J rufen und winken schlotternd aus dem Restaurant, sie nehmen ab hier das Taxi bis nach Bagnères-de-Luchon.
Weniger Wind beim Hochfahren, zeitweise nachlassender Regen, ein paar Grad mehr in der Umgebungsluft, Wärme produzierende Muskulatur. Auf dem Col d’Aspin quetschen wir uns für einen Schnellimbiss in den Quäldich-Bus. Ziel: nicht zu lange stehen und möglichst noch warm in die zweite Abfahrt. Der Stopp wird für manch einen zum Spiessrutenlauf. Denn das Umziehprozedere muss sehr beschleunigt, um dem Drängeln der Gruppe folgen zu können.
Wieder eine schweinekalte Abfahrt. Bei J versagen die Bremsen. Die vom Mechaniker neu montierten Beläge für die Woche sind beinahe komplett runtergefahren. Durch Nachziehen kann das Problem behoben werden, trotzdem: es für die weiteren Etappen müssen Ersatzbeläge her.
Die Strecke ist bald geschafft. Ab Arreau sind es noch 33km bis zum Zielhotel. Ein Anstieg, der Col de Peyersourde (17km, 800 Hm) und eine Abfahrt (14km) verbleibend. Manch einer lässt sich im Begleitfahrzeug darüber chauffieren.
Obwohl wir «warm» oben ankommen, genügt uns das bisher Erlebte und verzichten auf die angepriesenen 12 Crêpes für 7 Euro in der Crêperie du Col de Peyresourde. Ich lasse mir bei Google ein Bild von den Pfannkuchen zeigen. Ab, und weiter zum Hotel.
Das Gute an einer solchen Etappe mit wirklich, wirklich miesem Wetter: Die Dusche im Hotel ist umso schöner und, sie bleibt einem etwas besser in Erinnerung.
«Die härtesten Umstände, bei denen ich je gefahren bin.» Sebastian Hepp
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Königsetappe? Es gibt auf unserer Reise einige Etappen, die diesen Titel verdient haben, und wirklich festlegen wollen wir uns nicht. Aber eines ist klar: mit den Klassikern Tourmalet, Aspin und Peyresourde geht es auch heute wieder höhenmeterreich zur Sache. Bei der Tour de France wird am Col du Tourmalet ja oft das Souvenir Jacques Goddet vergeben, zu Ehren des ehemaligen Tour-de-France-Organisators gleichen Namens. Also vergeben wir dort am Dach unserer Tour das Souvenir Jan Sahner, zu Ehren des quäldich-Gründers. Nebenbei bemerkt: wir erklimmen den Tourmalet von der deutlich schöneren Westseite. Pflichtstopp nach der Abfahrt in Sainte-Marie-de-Campan: das Denkmal zu Ehren von Eugène Christophe, der in einem der ersten Tour-de-France-Jahre in einer örtlichen Schmiede eigenhändig seine gebrochene Gabel reparieren musste - Hilfe von außen sah das Reglement damals nicht vor. Vom sich anschließenden Col d'Aspin genießen wir dann die schöne Abfahrt in Richtung Arreau. Damit wäre eigenltich schon eine vollwertige Etappe absolviert, doch wir fahren auch noch über den Col de Peyresourde - Gerüchten zufolge gibt es dort immer noch die sensationelle Crêpes-Bude mit noch sensationellerem Preis-Leistungs-Verhältnis...
Von H11i – Diese Nacht teilen sich zwei Radfahrgruppen das Hotel, was am Morgen im Frühstücksraum zu einem erhöhten Aufkommen von hungrigen Leuten mit sich bringt. Innert Kürze sind alle Tische besetzt, Geschirr und Besteck aufgebraucht, Bananen gibt es keine mehr und wie üblich der (noch längere) Stau an der Kaffeemaschine. Die zwei völlig überlasteten Serviceangestellten haben nicht den Hauch einer Chance, so vielen Nachfragen und Forderungen der Gäste gerecht zu werden. Nach 45min ist der Schreck vorbei.
Guten Mutes treten wir vor die Tür, die Vorhersage hält ein, was sie verspricht: kühl, leicht bedeckt, trocken. Die Wolkenschwaden hängen tief und es bleibt wie gestern bei der Herbstradmode. Meine ist noch leicht feucht.
Während die letzten Bremsenchecks gemacht und Ketten poliert werden, wird dazu das Gepäck in den Bus eingeladen. Da heute seitliche Schiebetür ihren Dienst verweigert, passiert dies durch die Hecktüre.
Die 5. Etappe zeigt sich in den Zahlen – im Vergleich zu gestern – zahm, quasi ein Ruhetag. 20km leicht bergab nach Saint-Bèat. Die Strasse noch nass und dreckig, sind die Räder und die nackten Beine nach 10min gesprickelt mit braun-schwarzen Klecksen. In Kombination mit der aufgetragenen Sonnencreme, die wie ein Superkleber wirkt, lässt sich der Dreck kaum mehr abwaschen.
Alle sind heiss auf den Col de Menté, 9km und 850 Hm. Nicht ganz ohne, wenn man bedenkt, dass vier Etappen hinter uns liegen und heute noch zwei weitere Anstiege auf dem Programm stehen. In der Auffahrt liegt in einigen Kurven ordentlich Öl auf der Strasse, was uns dementsprechend vorsichtig abfahren lässt. Trotzdem wird das erste Sturzopfer gefordert. Zum Glück ohne schlimmere Folgen als einem Riss in der Regenjacke und einer Prellung, welche im weitern Verlauf des Tages vor allem das Aufsitzen aufs Rad erschwert. Radfahren geht!
Die Strasse zum Col de Portet d’Aspet führt am Denkmal für Fabio Casartelli (tödlich verunfallt an der Tour de France 1995) vorbei, schlängelt sich steil bergauf durch einen an Jurassic World erinnernden Wald. Viel Moos und Farn. Beim Passschild werde ich gerügt, an der Gedenkstätte keine Schweigeminute eingelegt zu haben.
An der Mittagsverpflegung klemmt die Schiebetür nach wie vor, Tagesrucksäcke werden durchs Heck ausgegeben. Zeitweise lugt die Sonne hinter den Wolken hervor, kitzelt an unsere Nasen. Wage Erinnerungen an ein fast verloren geganges Gefühl werden geweckt, Wärme.
Die zweite Abfahrt fordert das zweite Sturzopfer, Rollsplit. Die Schutzengel sind auch dieses Mal auf der Seite des Radfahrers und lassen ihn sanft in einem Brombeerstrauch landen. Das Rad hat weniger Glück: Ein verschobener Lenkergriff und ein platter Hinterreifen verhindern die Weiterfahrt. Zu Andreas gesellt sich ein Beifahrer.
Km 63 ist der Kilometer der Entscheidung, A- oder B-Variante? Col de la Core ja oder nein? Ja, nein, beide Regelplanungen werden in Anspruch genommen.
Ts Angriff gleich zu Beginn des 14,5km langen Berges mit 850 Hm kann nicht gekontert werden. Zu explosiv die Attacke, zu gross die Überraschung. Lange Zeit ausser Sichtweite für die Verfolgergruppe, verringert sich der Abstand nach 7km kontinuierlich. Die drei Mann starke Gruppe taktiert, mit der gleichen Leistung weiterfahren, nicht zu früh einholen. S schliesst die Lücke 3km vor der Passhöhe, zu Ts Unmut. Die Verfolgergruppe wird zur führenden Gruppe und macht die verbleibenden Bergpunkte unter sich aus.
Abfahrt nach Seix, wo sich Ts Laune bei Pommes Frites, «burger d’un autre monde» und einem Kaffee aus dem Foodtruck auf dem Dorfplatz wieder hebt. 1km Verdauungsfahrt nach Oust.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Und weiter geht der Pässereigen, zwei weitere Klassiker können wir heute dem persönlichen Palmarès hinzu fügen. Etwas Schonfrist verschafft uns die flache Auftaktpassage zwischen dem Etappenort Luchon und Saint-Béat, dann macht der Col de Menté den Auftakt. Und weiter geht res mit der steilen Westrampe zum Col de Portet d'Aspet, wo einst Fabio Casartelli in der Abfahrt tödlich verunglückte. Die Abfahrt geht in eine weitere tendenziell bergab verlaufende Rollerpassage bis Saint-Girons über, dann geht es noch ein Stück das Salat-Tal hinauf bis in den Etappenort Oust.
Von H11i – Wir können ausschlafen. Die Baguettes und Croissants werden erst um 07.30 Uhr von Bäcker ins Hotel geliefert. Im düsteren Frühstückraum treffe ich auf reges Treiben und muss mich erst orientieren. Was ist am Buffet und was thront bereits auf dem Tisch? Der grosse Thermokanister mit 5l Filterkaffee eliminiert die gewohnte «Sollbruchstelle» am Frühstücksbuffet auf Quäldich-Reisen, keine Schlange. Und eine Pendenz weniger, worum sie sich die Dame vom Hotel kümmern muss.
Oust ist ein kleiner, verlassener Ort und der nächste grössere Supermarkt ist 15km entfernt. Was bedeutet, dass Andreas pünktlich um 08.45 Uhr losfahren können muss, um genügend Zeit für den Einkaufen, die Fahrt zur Verpflegungsstelle und fürs Einrichten des Buffets zu haben. Glücklicherweise lässt sich die Schiebetüre vom Bus wieder öffnen und schliessen, was das Einladen des Gepäcks enorm vereinfacht. Die schmale Strasse durch die Häuserzeile, die vor dem Hotel durchführt, entpuppt sich zu einer Art Hauptverkehrsachse. Ziemlich viel Pendlerverkehr, der sich zwischen dem Bus auf der einen und der Abschrankung auf der anderen Seite durchquetscht und für Radfahrer nicht bremst.
Die Herbststimmung hält an. Wetter.com zeigt für heute Bild mit Sonne und kleineren Wolken an, Temperaturen zwischen 15 bis 22 Grad. Gestützt auf den Erfahrungswerten der letzten drei Tage in Bezug auf die Kleiderwahl lässt die Frage «was ziehe ich heute an?» hinfällig werden.
Um 09.00 Uhr geht es gleich zur Sache, 15km Warm Up, leicht bergan bis nach Aulus-les-Bains. Für einen kurzen Moment weht uns überraschend warmer Wind entgegen, muss wohl das Mittelmeer sein. Hält nicht lange an.
Ab Beginn der Auffahrt zum Col d’Agnes, zeigt sich das Wetter von einer inkonstanten Seite: leichtes Regengetröpfel und kurze sonnige Phasen im Wechsel. Führt bekannterweise zu einem Regenbogen.
Trotz gebührendem Vorsprung auf die ausdauernde Gruppe rollt C aus jener das Feld von hinten auf und wird zum Bergkönig über 10km mit 830 Hm. Nach der kurzen Zwischenabfahrt sammeln sich Gruppe 1 beim Restaurant de l’Etang de Lers, wo B seine verspätete Geburtstagsrunde ausgibt. Mit dem anschliessenden Port de Lers, einer Art Sprintberg (4km, 220 Hm) entsteht ein Pässedouble. Die Schlacht um die Bergpunkte gewinnt hier B. T darf sich mit Platz 2 krönen, vor seinem Guide auf Platz 3. Laune gut! Die tückische Abfahrt nach Vicdessos mit seinen «zumachenden» Kurven wird sachte abgefahren. Immer dem Track folgend zur Mittagsverpflegung bei einem Picknickplatz etwas abseits der Strasse. Für manch einige zu abseits, Buffet verpasst, stattdessen Pizza im nächsten Ort.
Auf der Weiterfahrt nach Bompas wird eine deutliche Veränderung des Klimas festgestellt. Es ist merklich wärmer und die Sonne übernimmt die dominierende Rolle im Wettergeschehen. 18km im Eilzugstempo leicht bergab für die nächsten 460 Hm auf 9,7km zum Pas de Souloumbrie. Beim Passschild treffen wir auf zwei Bauern, wild gestikulierend und uns ermahnend, schnell weiterzufahren: «les vaches arrivent». Keine Zeit für ein Foto, keine Zeit zum Umziehen. Das wird einige Meter später erledigt.
Die folgende wellige Höhenstrasse bis kurz vor Caussou entlockt uns manche «oohs» und «aahs» gefolgt mit dem Griff zur Kamera. Der letzte Anstieg über den Col de Marmare zum Col de Chioula wird im Fachjargon als sogenannter Rollerberg bezeichnet, 3 bis max 5% Prozent Steigung über 13km. Kette rechts! Das Tempotraining wird im Anschluss wie folgt beschrieben: «Quäl dich, leiden und es geniessen» (Toro). G und S liefern sich ein Sprintduell um die verbleibenden Bergpunkte. «Noch nie bin ich einen Berg so schnell hochgefahren», so S, als er wieder sprechen konnte.
Als Belohnung winken uns die verbleibenden 10km Abfahrt nach Ax-les-Thermes, wir kommen.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Wieder wird es landschaftlich gesehen grandios, denn ein einsames Pässedouble in der Ariège steht auf dem Programm. Die lange Auffahrt zum Col d'Agnès wird nach nur kurzer Zwischenabfahrt gefolgt durch die schmale Straße über den Port de Lers. Anstelle der einfacheren, aber verkehrsbelasteten Talstraße entlang der Ariège nehmen wir eine schöne Höhenstraße oberhalb des Tals, die uns direkt in den Kurort Ax-les-Thermes führt.
Von majortom – Eine Variante für die Höhenmeterhungrigen. Wir bleiben auf der Höhenstraße und nehmen über den Vorpass Col de Marmare noch den Col de Chioula mit.
Von H11i – Kurz vor 07.00 Uhr schleichen sich die ersten in den Frühstücksraum. Im Gegensatz zu gestern ist heute die Atmosphäre entspannter, bleibt heute nach der ersten Tagesmahlzeit 30min mehr, um sich im Zimmer für die heutige Etappe vorzubereiten. Tasche packen, Sonnencréme einschmieren, Radklamotten anziehen, Flaschen füllen, auschecken, Gepäck verladen, Rad bereitstellen, pumpen, Garmin in die Halterung einrasten, Sensoren verbinden und kalibrieren, Strecke fürs Navi laden, warten, bis die Kirchenglocke zur neunten Stunde schlägt. In Sachen Mode wird die Herbst- von der Sommerkollektion verdrängt, das Thermometer zeigt 21 Grad.
Bereits vor Etappenstart ereignet sich die erste Geschichte, die würdig ist, im Blog festgehalten zu werden: Doppelplatten bei J, Ursache unklar. Auch bei genauerer Begutachtung der Schläuche. Mit vereinten Kräften wird die Doppelpanne schnell behoben, zwei und zwei pro Laufrad.
Wie am Col du Tourmalet wird heute die Einwärmphase kurz gehalten. Aus Ax-les-Thermes raus, direkt in den Anstieg. Zurücklehnen, entspannen und es sich für die nächsten 18km mit 1270 Hm gemütlich machen. Doch bald ist es mit der Ruhe vorbei. S attackiert, seine Taktik: die Mitfahrer mit Kurzantritten zermürben. Die Verfolgergruppe lässt sich nicht aus der Ruhe bringen und fährt unbeirrt ihren gleichmässigen Stiefel. S immer in Sichtweite, kontinuierlich näherkommend, schliesslich hinter mir. Mein Gefolge muss abreissen lassen. Ich beschliesse, keine Gefangenen zu machen, es nicht auf eine Sprintankunft ankommen zu lassen und verwalte die gewonnene Lücke bis zur Passhöhe.
An der Wasserscheide Atlantik-Mittelmeer begutachten wir das Fixie Fahrrad eines Artgenossen. Krass, mit einem Starrlauf hier hochzufahren. Nun ja, jeder wie er will. Auch beeindruckend sind Ns Off-Road-Künste über die Grashügel abseits der Strasse.
Die angepriesene Serpentinenabfahrt auf der Ostseite erfüllt alle Erwartungen. Freigabe bis nach Mijanes. Sich Zeit für die Aussicht nehmen, Fotos machen, das Erlebnis in sich aufsaugen. Die wegelagernden Kühe leisten ihren Beitrag, uns zu entschleunigen. Die Abfahrt flacht nach 16km leicht ab und führt weitere 16km mit viel Flow der Aude entlang durch eine wildromantische Schluchtenpassage zur Mittagsverpflegung. Dank dem expliziten Hinweis in der gestrigen Ansprache, finden heute alle zur entsprechenden Stelle. Trotz des zu fahrenden Wurmfortsatzes im Track.
Das Streckenprofil sieht noch den Col de Jau («Col dö scho» ausgesprochen) vor. Mit vollen Bäuchen rollen wir in den Berg, erst noch angenehm flach (was bedeutet, dass die Höhenmeter später mit mehr Steigungsprozenten folgen). Optimal, um zu verdauen und seinen Tritt wiederzufinden. Nach und nach steigen die Watt- und Pulswerte. Bei manchen derart fest, dass im «Tunnel» der Abzweig zum Col de Jau verpasst wird. Die inoffizielle B-Variante führt die sogenannten Explorer zum Col du Garavel und beschert ihnen 10km mit 500 Hm extra. Bei angenehmen 24 Grad auf dem «scho» ein aushaltbares Warten auf T und K. Zudem bringt das Mithelfen beim Aufstellen eines umgekippten 250kg schweren Motorrads etwas Abwechslung. Die Nachzügler kommen.
In Prades sollen es 32 Grad sein, wie geil! Bis ins Ziel verbleiben noch 25km der insgesamt 55km Abfahrt. Dolce Vita bei Cola und Kaffee in Mosset. Mit viel Flow nach Prades, unter die Dusche mit «rêve de miel – Gel Lavant, Cheveux et Corps»
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
So langsam verlassen wir die hohen Pyrenäen mit den von der Tour de France bekannten Klassiker-Pässen. Einen Hammer haben wir uns jedoch noch für diese vorletzte Etappe aufbewahrt. Der Port de Pailhères ist (neben dem Tourmalet) der einzige französische Pyrenäenpass, der die 2000 m Höhe überschreitet. Der Port de Pailhères ist ebenfalls ganz vorne mit dabei, wenn es um das Prädikat des schönsten Pyrenäenpasses geht - zumindest quäldich-Chef Jan hat ihn ganz oben auf seiner persönlichen Hitliste stehen. Hier erwartet uns außerdem ein Meilenstein unserer Tour: am Pailhères überschreiten wir auch die Wasserscheide zwischen Atlantik und Mittelmeer! Die fantastische Serpentinenabfahrt auf der Ostseite führt uns dann ins Aude-Tal, das sich zu einer sehenswerten Schlucht verengt. Dann ist noch der hübsche Col de Jau zu überwinden, der immerhin auch nochmal mit etwa 1000 Höhenmetern zu Buche schlägt.
Von H11i – Traditionsgemäss verfasse ich den letzten Bolgeintrag in meiner Mundart «Schweizerdeutsch». Wer Mühe beim Lesen und Verstehen des Textes hat, lässt ihn mit Google-Translate übersetzen.
Vom Buffet vo gescht Obig hani immer no gnueg. Isch dä Wahnsinn gsi, was alles geh hät. Und wo alles läär gsi isch, händs vo allem wieder ufgfüllt. Mir hettät nochem Dessert nomel chönä vo vorne afange. Bim zMorge ischs die glichä Manier wiitergange. sWasserbad zum dEier chochä hät nöd so räch blubberät. Usemnä drü Minutä, isch ä zäh Minutä und usämnä zäh Minutä ä füfäzwanzg Minutä Ei worde. Aber mir händ jo Ziit.
Üsi Velo hämmer innerä Art Kontainer chönä inetue, mit Höögä, zum dVelo am Rädli chönä ufzhenkä. Bi denä mit Hochprofilfelgä isch chli müehsam gsi, zums wieder usefädlä. Irgendwenn ischs denn gange.
Am viertel vor nüni sind scho alli parat für di letscht Etappe. Hüt erwartet üs hundert Kilometer und tuusig Höhemeter, also nomel öbbis zum Fahre. Well dKonzentration scho chli no loh hät ide letschtä Täg – Lüt, wo dä zMittag verpasst. Lüt, wo sich verfahret – wird nomel druf ufmerksam gmacht, dass mer sich au hüt nomel mues fescht konzentrierä. Nöd, dass no en Unfall passiert. Erst, wemmer bim Hotel sind und usklickt händ, chammers schliife loh.
Zerst chömmer chli ifahre. Nöd lang, windets mir dä Zäddel mitem Roadbook us dä Siitetäsche vom Rucksack. Angeblich seg i zschnell gfahre. Noch siebä Kilometer fangts a, ä bitzeli ufezgo. Bis mir merkät, dass mir scho ide Passuffahrt sind, sinds nur no zäh Kilometer und füüfhundert Höhemeter. Bis döt ane isch mega schö. Ä chliises Strössli, kei Verchehr und ä wildi Landschaft. Gnau so, wie mer sich dPyrenäe vorstellt. Churz vorem letschtä Abschnitt gits ä Usriisergruppe. Huiuiui, mol luegä, wie lang dass da Tempo duräziehnd. Dä S versuechts wieder mit churze Attackene, aber klappet au damol nöd. Dobe sait er denn, gescht hetter sTempo chönä hebä. Irgendwenn hät dä B gnueg und setzt einä druf. Kei Wunder mag er no, er isch geschter au larifari gfahre. Dä S und dä T müend irgendwenn abriissä loh. zValmanya chömät mir zude Stell, woni gester äbä extra gsait ha, mä mues denn döt links fahre und dass es abwärts goht. «Nai, dLüt wüssäts, alli händ dStrecki ufem Garmin und gescht hanis nomel extra gsait. Muesch do nöd ahalte, fahrt sicher keinä falsch. Und trotzdem…Dä B, wachst über sich drüber, agspornt vo minärä Verfolgig.
Denn gits zum letschtä Mol sBuffet vom Andreas. Hüt simmer nonig so lang underwägs und drum fühlt sichs a wie än zweitä zMorge. Ide Signal-Gruppe chunt dMeldig, dass dä M am Morge sini Bidons im Bus ligge loh hät und dass dä Andreas söll uf dä Strecki söll ahalte, dass er sini Fläschänä chön neh. Goht leider nöd, aber danke für dGschicht für dä Blog. Scho bald chunt di zweit Gruppe und es git ä Plauderei über dWattwert, wommer do ufe gha hät.
Ein Drittel vode Strecki isch gschafft und ab jetzt gohts mehrheitlich abe, zum Meer.
Bis uf Fourques chömät ganz viel chlineri Vorpäss, wommer sich is Palmarès cha schriibe: Col Xatard, Col del Ram, Col de Fourtou und dä Col de Llauro. Es goht vonällai abe, mä mues fascht nöd trätä. Und doch bini schimbar wieder zschnell und verlür damol dBanane usem Siitefach.
Dä letscht Drittel isch nümä so einsam-wildromantisch. Mir chömät wieder id Zivilisation und hät wieder meh Verchehr. Bis uf Argelès-sur-mer sinds no driissg Kilometer. Zwanzg Überland und zäh dur viel chliineri Örtli. Dä Belag ab döt isch mehrheitlich en Seich und i mues mega ufpasse, nöd ine Einbahn inezfahre. Ä ziemlichs Einbah-Schlagloch-Bodäschwellä-Schachtdeckel-Gmetzel. Zum Schluss chunt üsi Triumpffahrt dur dAvenue Général de Gaulle direkt zum Mittelmeerstrand. Mir machät sNochhärfoti und fahret ade Strandpromenade wiiter zum Hotel, wo au gad am Meer isch. Döt höcklät mir zerst id Gartebeiz und trinkät Monaco (Panaché mit Grenadine) oder uf wammer susch gad Luscht hät. Vom Atlantik zum Mittelmeer, check!
P.S. zum Glück isch am M dä Schaltzug erst vorem Hotel kabutt gang.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Ausrollen bis ans Mittelmeer. Die Euphorie dürfte also groß sein am Morgen der Schlussetappe. Dennoch geht es auch heute nochmal in die Berge. Wir verlassen das Tal des Tet für die letzte ernst zu nehmende Bergwertung unserer Reise, den Col de Palomère, mit schönen Ausblicken auf den Pic de Canigou, der aufgrund seiner exponierten Lage und Sichtbarkeit aus der Ebene des Languedoc (fälschlicherweise) lange als der höchste Gipfel der Pyrenäen galt. Von hier aus werden zwar nochmal ein paar Passschilder passiert, aber eigentlich geht es nur noch tendenziell bergab. Bergab bis Argelès-Plage. Bis wir quasi mit dem Vorderrad in der Brandung stehen... Pyrenäen von Atlantik bis zum Mittelmeer, geschafft!