Von Jan – Die Pyrenäen – das ist der Schauplatz vieler epischer Tour-de-France-Kämpfe, das sind schmale Straßen, Pässe im Überfluss und raue, unberührte Landschaften, über der Gänsegeier und Steinadler kreisen. Besonders gilt das für die westlichen Pyrenäen, in denen einerseits Tour-de-France-Riesen wie Aubisque, Soulor, Tourmalet und Aspin, aber auch die deutlich weniger bekannten Kleinode in Spanien wie der herrliche Alto de Fanlo und der Grenzpass Col de la Pierre St. Martin liegen.
Von Jan – Herzlich Willkommen zur Berichterstattung der Pyrenäen-Geheimtipps, die heute morgen in Tarbes gestartet sind. Gestern hat es hier noch geregnet, ab heute soll es trocken sein, ab morgen die Sonne scheinen. Was für ein Glück!
Nach dem obligatorischen Gruppenfoto zum Start brechen wir auf, direkt Richtung Süden, genau auf den Pic du Midi zu – Richtung Tourmalet, unserem ersten Pass. Heute stehen mit ihm und dem Aspin zwei große Tour-de-France-Klassiker an, und erst morgen wenden wir uns den Geheimtipps zu.
Gleich 300 m hinter dem Hotel biegen wir schon auf die äußerst schmale D7 ein, die uns durch Felder und Wälder und an kleinen Gehöften vorbei fast vollkommen verkehrsfrei bis nach Bourréac, und von dort auf einer schönen Abfahrt hinunter nach Lézignan führt. Diese Abfahrt können wir uns merken, denn auf dem Rückweg müssen wir hier wieder hoch. Hier sind wir schon sehr nah an den Pyrenäen und die Gipfel scheinen zum Greifen nahe.
Lourdes erreichen wir über eine etwas stärker befahrene Straße. Ich kenne sie von der letzten Etappe der Pyrenäen-Klassiker 2014, die noch in Lannemezan geendet hat. Unter der Hitze der damaligen, sehr harten, eigentlich zu harten Abschlussetappe haben wir heute nicht zu leiden. Es hat sich wieder zugezogen, und ich ziehe mir meine Ärmlinge an, weil es frisch ist, und weil ich schon krank genug bin. Seit Donnerstag bin ich erkältet, und ich werde in Luz-St-Sauveur in das Begleitfahrzeug steigen. Erstmals.
Ab Lourdes befahren wir für einige Kilometer den Voie Verte des Gaves, einen Radweg auf einer ehemaligen Radtrasse. Natürlich haben wir mit ein paar Pollern zu kämpfen, aber mir gefällt die Streckenführung entlang der Gave de Pau dennoch gut. For Boô wechseln wir für einige Kilometer auf die äußerst schmale D13. Kurz vor La Lanne ist es dann mit der Ruhe vorbei, denn die letzten Kilometer bis Luz-Saint-Sauveur müssen wir auf die D 913, auf der der Verkehr deutlich stärker ist und uns vom Genuss der schönen Schluchtstrecke abhält.
Ich erinnere mich an 2014, als ich in der rasant absolvierten Gegenrichtung noch dachte: "gut, dass wir hier runter fahren". Aber auch dieser Abschnitt ist letztlich problemlos absolviert. Und jetzt befinden wir uns auch wirklich mitten in den Pyrenäen. Die plötzlich massiv auftretenden "Non à l'ours"-Schriftzüge an den Häusern und auf den Straßen beweisen es.
Tja, und hier endet mein aktiver Part für heute. Schon bis hier war ich schon gedopt unterwegs: Christoph hatte mich mit Pseudo-Ephidrin ausgestattet, und die 1400 Höhenmeter auf 18 km möchte ich mir in dem Zustand nicht antun. Schließlich muss ich noch ein paar Tage durchhalten. Kaum haben wir uns am Straßenrand postiert, um mich ausscheren zu lassen, kommt auch schon Thomas mit dem Begleitfahrzeug vorgefahren. Perfektes Timing!
Im Begleitfahrzeug ist die monumentale Westrampe des Tourmalet erstaunlicherweise ein Kinderspiel. Thomas drückt aufs Gas, und schon sind wir (nach zwei Fotostopps) auf der Passhöhe, wo nach und nach die Recken eintreffen: Stefan hat ordentlich Druck gemacht und die sportive Gruppe gesprengt, und so zieht sich der Einmarsch der Gladiatoren über eineinhalb Stunden hin. Es ist empflindlich kalt hier oben, und so wird der Mittagsstopp kurzerhand ins Tal verlegt. Reini schreibt noch eine SMS aus der Abfahrt, dass sich alle ordentlich anziehen sollen - es sei arschkalt, auch wenns auf der Passhöhe mit 12 Grad noch völlig in Ordnung ist. Und so zieht sich der Rest alles an was geht. In Ste-Marie-de-Campan halten Thomas und ich nochmals an, um die überschüssige Kleidung wieder aufzunehmen, und dann machen wir uns (fast) auf dem schnellsten Weg nach Saint Lary de Soulan, unserem Etappenziel. Über den Aspin fahren wir aber, denn die Abfahrt gehört wirklich zu den schönsten der gesamten Pyrenäen, und die lassen wir uns nicht von der Abkürzung über den (auch sehr netten) Hourquette d'Ancizan nehmen.
Das Hotel in Saint Lary erreichen wir drei Minuten nach der sportiven Gruppe - nochmals perfekt getimet.
Mittlerweile ist auch die entspannte Gruppe eingetroffen. Jetzt Wellness und aufs Abendessen warten.
Hoffentlich bin ich morgen fit genug, wenigstens den Alto de Fanlo zu fahren. Denn der ist der Anlass der Reise. Drückt mir die Daumen. Und den Teilnehmern, dass sie morgen wieder zwei Guides haben.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Dass in dieser Reise neben den Pyrenäen-Geheimtipps auch die Klassiker nicht zu kurz kommen, beweisen wir gleich auf der ersten Etappe: mit dem Col du Tourmalet und dem Col d'Aspin werden gleich zwei der größten Tour-de-France-Klassiker befahren. Erst morgen verlassen wir die "ausgetretenen" Pfade der Pyrenäen und wenden uns den Geheimtipps zu. Der heutige Tag bietet sich also an, sich ein gewisses Klassiker-Polster anzufressen, was wir in den nächsten vier Tagen aufbrauchen können. Erst an Tag Sechs erreichen wir mit dem Col du Marie-Blanque und dem Col d'Aubisque wieder Klassiker-Terrain.
Der Tourmalet wird dabei erstmals im Rahmen einer quaeldich-Reise über die schönere und anspruchsvollere Westseite befahren, so dass wir durch den wenig anheimelnden Ski-Retortenort La Mongie auf der Ostseite in der Abfahrt hindurch rauschen können. Nach der herrlichen Abfahrt vom Aspin steigen wir noch sanft 13 km im Tal an, um hernach in Saint-Lary-Soulan in unser Vier-Sterne-Hotel einchecken zu können.
Von Jan – Wie geil! Tunnel de Bielsa mit überraschendem Shuttlebedarf dank Thomas schnell gemeistert. Sensationeller (!) Alto de Fanlo. Mega! Best Schlucht ever! Jetzt spanisches Bier in Mengen!
Alles richtig gemacht!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Heute steht mit dem Alto de Fanlo ein wirklicher Leckerbissen auf dem Programm. Der kaum bekannte aragonesische Anstieg führt malerisch eine enge Schlucht hinauf, den Cañón de Añisclo. Auch die höchsten Erwartungen sollten erfüllt werden. Ich zitiere aus der quaeldich-Beschreibung von poldi_iii: Jetzt beginnt mit einer kurzen 15 %-Rampe und dem Eingansschild des Nationalparks Ordesa Y Monte Perdido ein ganz großes Kino für die Sinne und das für fast 10 Kilometer.
Bevor wir in diesen Genuss kommen, muss allerdings der erste Anstieg, und damit die 1000 Hm zum Bielsa-Tunnel absolviert werden. Da wir hier auf einem Transitpass unterwegs sind, könnte dieser Abschnitt der einzige auf der Tour sein, bei dem wir mit mehr Verkehr rechnen müssen.
Nach der Abfahrt vom Alto de Fanlo haben wir nur noch knapp 10 km leicht ansteigend in unseren Etappenort Torla Ordesa zurückzulegen, wo wieder ein Vier-Sterne-Hotel auf uns wartet.
Von Jan – Ein grandioser Tag in den Pyrenäen abseits der Hauptstraßen liegt hinter uns. Bei blauem Himmel startet meine entspannte Gruppe in Biescas und legt die ersten 12 Kilometer auf der Nationalstraße bis Sabiñánigo im Tiefflug zurück. Hinter Sabiñánigo fahren wir steil bergauf nach Sabiñánigo Alto und umfahren damit gekonnt die N330, die hier mit relativ wenig Charme in die Landschaft gefräst wurde. Auf unserer Strecke sehen wir von ihr allerdings gar nichts, denn sie liegt hinter einem Höhenzug versteckt.
Unser Sträßchen entpuppt sich als wahres Kleinod. Sobald wir einmal die Höhe erreicht haben, rollen wir sanft wellig dahin und können die Blicke schweifen lassen. Links begrenzt eine aus dem Kiefernwald ragende Felswand den Blick, davor Felder. Rechts karge Stein- und Buschlandschaften, darüber blauer Himmel. Herrlich!
Das Tempo ist gemäßigt, was mir sehr entgegen kommt, denn ich bin weiterhin weit entfernt davon, gesund zu sein. Das San Miguel gestern Abend hat meiner Genesung nicht wirklich gut getan, aber damit war zu rechnen. Und das Fest wollte gefeiert werden, wie es fiel. Der Alto de Fanlo war einfach ZU gut.
Aber auch dieser Tag lässt sich wieder wunderbar an. In rauschender Fahrt erreichen wir Jaca, deren olympische Eishalle auf die vielen vergeblichen Versuche der Stadt hinweist, die olympischen Spiele in die Region zu holen.
Noch einmal müssen wir die Nationalstraße bemühen, diesmal die Somport-Passstraße entlang des Aragón, die breit, aber kaum befahren ist. Dennoch sind wir froh, als wir den Hinweisen nach Aisa folgen und links in den Anstieg starten können.
Zunächst ist die Straße noch zweispurig, bietet aber schon tolle Blicke auf den Pico Collarada zur Rechten. Über einen ersten Hochpunkt (1145 m) erreichen wir noh zweispurig den Ort Borau (990 m). Und sofort nimmt die Straßenbreite radikal ab, der Mittelstreifen erscheint hier reichlich fehl am Platz. Mit wechselnden, immer besser werdenden Blicken schrauben wir uns nach oben zu einem weiteren Hochpunkt, an dem uns Thomas mit dem Begleitfahrzeug und Wasser erwartet. Hier oben wechselt die Szenerie, wir gucken nun auf Aisa hinunter und auf die kargen Pyrenäenhänge dahinter. Rasant fahren wir hinunter nach Aisa, und dann auf immer noch bestem Belag zum Alto de Aisa. Herrlich einsam ist es hier. Die Landschaft erinnert mich mit den Krüppelkiefern und dem flachen Bewuchs dazwischen ans Erzgebirge, wenn die schroffen Felsen der Pyrenäen im Norden nicht wären. Oben erreicht mich eine SMS von Reini der uns vor der üblen Abfahrt warnt. Und tatsächlich... der Belag ist teilweise komplett weg, und die Straße streckenweise nur geschottert. In Jasa erreichen wir wieder die Zivilisation und breit ausgebaute Landstraßen, auf denen wir es ordentlich laufen lassen können, bis wir das Flussbett des Aragón Subordán erreichen, dem wir nach rechts bis Hecho folgen wollen.
Thomas kommt uns entgegen: "Wo sind denn die anderen? Nochmal Baden gegangen?". Just in dem Moment schaue ich rechts in das Seitental, und sehe vereinsamte Rennräder an der Leitplanke stehen. Reini badet, und mittlerweile baden alle mit. So auch wir. Arschbombenparade im Kältebecken.
Geil, jetzt noch weiter nach Hecho, Mittagessen. Sehr schöne Tortillas, Bocadillos, Huevos Fritos im Café D. Dann endet mein Arbeitstag. 70 km mit 1100 Höhenmeter, mehr möchte ich mir noch nicht zutrauen. TBone gesellt sich sozialerweise zu mir, und so überfahren wir den Alto de Hecho und den Alto Zuriza nur im Begleitfahrzeug.
Der Hecho ist nur eine Landstraße, aber beim Zuriza schmerzt es gewaltig. SO EIN GEILER PASS! Krasseste Felswände in allen Himmelsrichtungen, an einer Stelle geradezu Amphiteateresk. Sensationell. Dann offenere Almenlandschaft rund um Zuriza, die letzten Kehren zum Pass. Oben erreichen wir gerade noch die sportive Gruppe, die sich mit Hinweis auf die Bremsenplage gleich nach dem Abklatschen in die Abfahrt stürzt.
Nun trennt uns nur noch eine schnelle Abfahrt vom Etappenort Isaba.
So ein geiler Tag!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Heute stehen vier Pässe der zweiten Reihe auf unserem Speiseplan – nur zwei davon allerdings erfüllen die für das Geheimtipps-Prädikat erforderliche geringe Straßenbreite, nämlich der Alto Aisa und der Alto Zuriza. Die anderen beiden, der Puerto de Cotefable und der Alto Echo sind gut zweispurig ausgebaut. Im Zielort Isaba bleiben wir zwei Nächte im Drei-Sterne-Hotel. Morgen gibt es somit alle Möglichkeiten: vom Ruhetag über eine schöne Runde über die steilen Baskenlandanstiege bis zum 4000 Hm schweren Baskenlandhammer ist alles dabei.
Von Jan – Diese Runde wird in umgekehrter Richtung bei der cicloturista internacional LARRA-LARRAU gefahren (Circuito B) – da wir den Pierre St. Martin am Folgetag von Süden fahren, drehen wir die Runde um. Daher gilt absolute Vorsicht in der steilen Abfahrt vom Col d'Erroimendy.
Eine sehr schöne, am Col de la Pierre St. Martin kurzzeitig sehr steile Runde durch ein besiedeltes Gebiet. Hier keine Gänsegeier zu sehen ist sicherlich eher die Ausnahme.
Da wir heute außerdem keine Koffer packen müssen, trägt dieser Tag sicherlich auch zur Entspannung bei, ohne im Hotel zu bleiben.
Von Jan – Bericht vom 24.8. Alle sind sich einig: heute war ein epischer Tag. Ob die Runde über Port de Larreau und Col de la Pierre St Martin (über Col de Souscousse) oder der Baskenhammer über neun Pässe, 150 km und 4000 Hm – heute kam jeder voll auf seine Kosten. Und das bei gigantischem Wetter, unglaubliche Fernsichten in die südfranzösische Ebene inklusive.
In Ermangelung anderer Möglichkeiten berichte ich heute ausschließlich vom Baskenhammer, den ich, angesichts meiner noch nicht wiederhergestellten Form, nur in der emasculé-Variante ab Aribe bestritten habe. Die ersten 50 Landstraßen-Kilometer und 1000 Höhenmeter über Alto Laza und Alto de Remendia habe ich mir also geschenkt und bin erst mit der Befahrung des Col d'Orgambidé eingestiegen, dessen spanische Zufahrt erst in den letzten Jahren asphaltiert wurde, und von dem mir qpeer berichtet hat, von dem auch der Track im Tourenplaner stammt. Danke!
Nachdem ich vor zwei Jahren bei der Erstbefahrung der Pyrenäen-Klassiker auch einer Geheimdienstinformation aufgesessen war und die komplette Gruppe auf eine miese Schotterstrecke gelotst habe, war ich, trotz solider Vorbereitung, doch etwas nervös. Glücklicherweise unberechtigterweise, denn das Sträßchen erweist sich ab der (sehr sehenswerten historischen Fabrikruine) Fábrica de Orbeitzeta als schmalster Asphalt- und Betonstreifen. Erst durch den Wald, dann durch ein kurzes Almenstück führt es relativ sanft zum Pyrenäen-Hauptkamm auf nur knapp 1050 m Höhe. Am Pass selbst, der etwas tiefer liegt, ergeben sich sensationelle Tiefblicke in das Pyrenäen-Vorland, die die Bilder nur ansatzweise wiedergeben können. Magisch!
Das Landschaftsbild ändert sich dann auf der französischen Seite komplett. Wir fahren durch einen dichten Wald steil bergab. Unten hatten wir das Mittagessen geplant, aber unsere eingeplante Bar hat geschlossen, und das vorher gesichtete Source de la Nive erschien uns etwas zu abgehoben. Also gehen wir ohne Verpflegung den Col d'Arranohegi an: 842 Höhenmeter auf 8,2 km.
Schwarzwaldesk geht es durch Almen und kleine Wälder, mit immer besser werdenden Ausblicken auf die sich vor uns ausbreitenden Hügelketten der vorderen Pyrenäen. Die Straße ist schmal und steil. Sehr steil! Wir leiden. Wir hätten unten etwas essen sollen, wie geplant.
Die Landschaft wird karger, die Ausblicke unglaublich. Aber ein Ende ist nicht in Sicht, auch nicht nach der Gratpassage, die noch einmal steiler wird. Der Schweiß läuft in Strömen. Hin und wieder passieren uns Autos, die uns angesichts unserer verzerrten Leidensminen aufmunternd zujubeln. Schließlich erreichen wir eine große Felswand zur Linken, und eine Scharte mit einem abseits stehenden Obelisken, an dem Stefan und Marc warten. Wir sammeln uns und Kraft für die Weiterfahrt, die ab hier gemäßigter, aber alles andere als steigungsfrei weiterführt. Erneut wechselt die Szenerie, nun durchfahren wir eine Hochebene, die stark an Schottland erinnert, mit Schafherden, über denen Adler kreisen. Wir folgen den Wegweisern Richtung Iraty, aber nach rechts durch die schottische Hochebene biegt auch ein sehr vielversprechendes Asphaltsträßchen ab.
Endlich geht es bergab, und wir erreichen den Lac d'Iraty mit der dazugehörigen Bar, die uns mit Baguettes, Cola und Café das Leben rettet. Wir sind uns einig: jetzt eine Liege, jetzt Siesta. Aber die Vernunft siegt. Die Zeit ist fortgeschritten, vor 19 Uhr werden wir auf keinen Fall zurück in Isaba sein, zumal noch der Col Bagargui und der Doppelpass Erroimendy und Port de Larreau auf uns wartet. 1800 Höhenmeter auf 55 km.
Der Col Bagargui, der mittlerweile mit der Bezeichnung Col d'Iraty mit den typischen französischen Kilometersteinen ausgestattet ist, erweist sich als gnädig. Die 300 Hm sind relativ schnell absolviert, aber ich bekomme nur noch 750 Höhenmeter pro Stunde gedrückt. Stefan, Marc, Paul und Michael ziehen mir davon. Kein Problem, so lange müssen sie bei dieser kurzen Steigung nicht an den Chalets d'Iraty warten. Ein Baskenkenner sollte mir bitte einmal erklären, warum der Pass nicht mehr Col Bagargui heißt. Am Lac d'Iraty ist er noch als Col Bagargi ausgeschildert.
Was nun folgt ist ein weiteres Mega-Highlight. Die Abfahrt, die ich nur im absoluten Nebel von 2002 kenne, eröffnet einen gigantischen Rundumblick auf die Pyrenäengrate östlich des Port de Larreau. Sensationell!
Die Auffahrt dorthin beginnt schon vor Larreau und ist auch unglaublich abwechslungsreich. Geil, geil, geil! Und schwer. Am Erroimendy Versuch eines Selbstauslöserfotos. Trotz stuntgerechtem Sprung gescheitert. Wellig weiter, dann steil mit nochmals unglaublichen Tiefblicken und herrlichem Abendstreiflicht hoch zum Port de Larreau. High Five und große Erleichterung bei allen. Gruppenselfie am langen Arm.
Geile Abfahrt, dann mit zu wenig Wasser über den Alto Laza. Alle teilen, was sie noch haben. Danke, Stefan!
Der erste Tante-Emma-Laden Isabas wird geplündert. Aquarius für alle. Hoch die Dosen!
Was für ein geiler Tag!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Die Höhenmeterhungrigen können heute 4000 Höhenmeter absolvieren, Teile davon extrem steil, und die letzten zwei Etappendrittel auf äußerst verkehrsarmen, schmalen Straßen. Insbesondere das frisch asphaltierte Sträßchen hinter Orbaizeta sollte die Freunde ruhiger Bergsträßchen verzücken!
Vorsicht auch hier in der Abfahrt vom äußerst schmalen und steilen Col Bagargui!
Von Jan – Heute haben wir die vermutlich kürzeste reguläre Etappe der quäldich-Historie absolviert. 1000 Höhenmeter auf 68 km von Isaba nach Oloron über den Col de la Pierre Saint Martin. Und das bei Kaiserwetter.
Schon die Auffahrt auf den Pierre Saint Martin aus Spanien ist ein Leckerbissen. Zunächst noch durch Wiesen, dann bergauf durch Felsen und Kiefern, an einer Schafherde vorbei, die Kehrschleife, und zuletzt die karge Gipfellandschaft, immer wieder mit tollen Tiefblicken ins Tal.
Gigantisch wird es dann an der Passhöhe. Noch nie konnte ich in den Pyrenäen so weit in das französische Pyrenäenvorland gucken wir heute. Incroyable!
Auch die Abfahrt gehen wir sehr entspannt an und suchen eine Einkehrmöglichkeit. Die kommt erst sehr spät, am Fuß der Auffahrt in der Bar Le Foehn, deren urigen Betreiber schon die Gruppe vor uns aus der Wiese geholt hat. Er war am Heu machen. Nun tischt er auf, was er hat. Panaché, Coca, Orangina, Paté, Chorico, Fromage et deux Baguettes. Mehr gibts nicht, macht nichts. Spaß machts!
Einige flache Kilometer später sind wir schon in Oloron und lungern am Pool. Nach der gestrigen harten Etappe, die allen alles abverlangt hat, genau das richtige.
Wieder alles richtig gemacht. Hammer!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Der Col de la Pierre St. Martin inmitten des dünnst besiedelten Pyrenäenkernstücks ist landschaftlich äußerst reizvoll. Auch, wenn die Straße komplett zweispurig ausgebaut ist, können wir die unberührte Natur rechts und links der Straße in vollen Zügen genießen. Sportlich ist der Anstieg moderat, und so kann diese Etappe als Entspannungstag nutzen, wer am Vortag unter den Baskenhammer geraten ist.
Die Zwei-Pässe-Erweiterung dieser Runde über den Col d'Ichère und den Col de Lie (Plus 24 km / 750 Hm) ist eher sportlichen Interesses und sollte den touristisch landschaftlichen Wert dieser Etappen nicht wesentlich erhöhen.
Von Jan – Diese Zwei-Pässe-Erweiterungs-Option der Standardetappe über den Col d'Ichère und den Col de Lie (Plus 24 km / 750 Hm) ist eher sportlichen Interesses und sollte den touristisch landschaftlichen Wert der Etappen nicht wesentlich erhöhen.
Von Jan – Es ist nun endlich an der Zeit, Gerd zu danken. Gerd begleitet uns nun schon die ganze Woche, und er wurde noch nicht einmal gewürdigt. Für seinen Namen kann er nichts, wir hätten ihn San Miguel genannt, oder Eimersche, wie Matthias gerne verniedlicht.
Gerd hat uns einen weiteren epischen Tag beschert. Dabei war er morgens noch freundlich und schickte eine geschlossene Wolkendecke nach Oloron. Was für eine Labsal! Auf dem Weg zum Marie-Blanque reißt er dann aber schon den Himmel auf, und wir können die steilen Rampen ab Escot im Sonnenschein genießen.
Ich und Gerd finden, dass der Marie-Blanque in der quäldich-Beschreibung viel zu schlecht weg kommt. Das Tal, das nach Escot führt, ist äußerst lieblich, und die folgenden Rampen sind weder zu steil noch ausschließlich sportlich interessant, denn es ergeben sich immer wieder schöne Ausblicke auf die umliegenden Grate. Natürlich ist es landschaftlich nicht begeisternd, aber doch sehr schön. Insbesondere für die frühe Gruppe, die schon um 7 aufbrach und gegen 9 Uhr die morgentlichen Nebelschwaden am Marie-Blanque durchbrach.
Aufgrund der Bettflüchtigen guiden Reini und ich sechs Teilnehmer zum Pass. Cool, können wir mal zusammen hoch drücken.
Und die Passhöhe liegt herrlich in der Morgensonne. Fotostopp. Alle werden abgelichtet. Jürgen gewinnt den Modelbewerb.
Auch runter ist der Marie-Blanque richtig nett. Szenerie, Wald, Almen, Schussabfahrt. Geil!
Laruns umfahren wir auf einer Nebenstraße und erreichen die Hauptstraße erst kurz vor Eaux-Bonnes, wo wir den Mittagsstopp eingeplant haben. Der einst blühende Kurort gammelt vor sich hin und von den zwölf Restaurants haben nur noch drei geöffnet. Nur in einem gibt es auch etwas zu essen. Penne de basque für alle außer den zweien mit Sandsalat.
Bis Gourette ist die Straße sehr breit ausgebaut, und frisch asphaltiert für die Vuelta, die am Samstag her kommt. Trotz der Straßenbreite, und trotz des Skimolochs am Horizont, weiß die Auffahrt zu begeistern. Hinter Torsten und Teddy ragt der Pic der Ger mit seiner mächtigen Felswand in den Himmel, und das ist nur der mächtigste der Gipfel, die den Kessel rund um Gourette bewachen.
Gourette ist hässlich, aber im Vergleich zu La Mongie am nahen Tourmalet geradezu eine Perle. Hinter Gourette schwindet die Straßenbreite, die Bäume treten zurück, die Landschaft wird karg und die Schreie ekstatisch. Dann Ankunft am Aubisque mit den Riesenrädern in gelb, grün und gepunktet. Episch!
Geil! Lange Pause am Aubisque. Dann gaanz gemächlich den sensationellen Cirque de Litor entlang zum Soulor mit vielen Fotostopps, herunter nach Aucun und ab auf die Terrasse. Hoch die Tasse! Auf Gerd!
Morgen schon der letzte Tag. Nicht zu glauben.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Wie schon im Beschreibungstext zu Etappe 1 erwähnt, kehren wir heute in das Klassiker-Gebiet zurück. Der Col de Marie-Blanque wird auch bei der Tour de France gerne vor dem Aubisque eingestreut, um das Profil zu verschärfen. Denn die Westauffahrt ab Escot hat es in sich, mit bis zu 12 % Durchschnittsteigung auf einem Kilometer.
Und dann kann ich euch mit dem Col d'Aubisque noch ein wahres Highlight zeigen. Schon die Auffahrt ist wunderschön, aber der sich hiernach anschließende Abschnitt zum Col du Soulor kennt in den Pyrenäen wohl nicht Seinesgleichen: die Tiefblicke in den Cirque du Litor sind bei gutem Wetter atemberaubend.
Glücklicherweise ist diese Etappe kurz genug, so dass wir uns auf diesem Abschnitt alle Zeit lassen können.
Nur die Nimmersatten nehmen heute die sportliche Aufwertungs-Option über den Col des Bordères wahr, der direkt vor dem Etappenziel Aucun eingestreut werden kann.
Von Jan – Nur die Nimmersatten nehmen heute diese sportliche Aufwertungs-Option über den Col des Bordères wahr, der direkt vor dem Etappenziel Aucun eingestreut werden kann.
Von Jan – Und schon ist sie vorbei, die Erstausrichtung der Pyrenäen-Geheimtipps. Wir sind in Tarbes, wo bereits die meisten Teilnehmer der Pyrenäen-Klassiker eingecheckt haben, die morgen beginnt. Ich werde euch also auch in den nächsten Tagen mit schönen Bildern aus den Pyrenäen beglücken können.
Aber fangen wir doch am Morgen in Aucun an. Mit der Sonne im Rücken fahren wir zum Soulor, ein herrlicher Anstieg auf deutlich schmalerer Straße als auf der Gegenseite. Teils im Wald, teils durch Almen geht es bei moderaten Steigungswerten zwischen 7 und 8 Prozent nach oben, Ausblicke auf die Felsspitzen vor, neben und hinter uns inklusive.
Am Soulor verweilen wir nicht lange, sondern fahren noch ein Stück Richtung Aubisque, wo wir an der Scharte stehen bleiben und den Blick in den Cirque du Litor genießen. Mit der Morgensonne von hinten einfach NOCH geiler als gestern im Gegenlicht.
Die Abfahrt vom Soulor nach Etchartes ist auch richtig geil, mehrmals ertönt die Motivklingel. In Etchartes gehts rechts weg auf den Spandelles, dessen Belag auf den ersten paar hundert Metern mittlerweile katastrophal ist. Macht aber nichts, es ist noch fast flach. Kurz überlege ich, ob es nicht vielleicht zu viel des Guten ist, den Anstieg noch eingebaut zu haben, denn wir haben in den letzten Tagen so viel erlebt, dass der direkte Weg ins Hotel vielleicht auch eine Maßnahme gewären wäre. Im unteren Teil ist der Spandelles schwarzwaldesk nett, aber kein Hammer. Das ändert sich aber. Mit steigender Höhe wachsen auch die Ausblicke, die Straße ist schmalst und die Laune blendend. Wie vom Guide erwartet bin ich hinter dem letzten vom Soulor abgefahren, und jetzt schau ich mal, wen ich alles noch einholen kann. Ich bin wieder hergestellt, es läuft ganz gut.
Bis ins Rheinland komme ich noch, aber die schnellen sind dann doch zu weit weg. Dafür bietet mir ein Motorroller auf den letzten Metern noch Windschatten, so dass ich immerhin rasant die Passhöhe erreiche. Auch oben eine großartige Rundumsicht. Hammer!
Einige zieht es weiter, sie wollen noch Lourdes-Hautacam einstreuen oder einfach schnell nach Tarbes und den Heimweg antreten. Ich bleibe mit dem Rest oben, wir gestalten den weiteren Weg gaanz entspannt.
Mittagessen in Argelez-Gazost, Radwegpassage nach Lourdes. Da ist es so heiß, dass wir uns gegen eine Besichtigung des Rummels entscheiden und weiter fahren. Die Welle nach Bourréac ist schnell erklommen, dennoch werden Klagelaute wahrgenommen. Es folgt die vergebliche Suche nach einem Café, aber der gesamte Bereich zwischen Pyrenäen und Autobahn scheint vollkommen aufgelassen. Es gibt NICHTS. Dabei ist es landschaftlich wunderschön. Und abgelegen. In einem der Orte dann ein Jahrmarkt. Erschreckend. NIEMAND da.
Letzlich doch noch Glück: Eins der Restaurants hat noch nicht aufgegeben, aber der Lack ist ab. Wir lassen es uns aber nicht nehmen und trinken Cola und Café. Aus Trotz!
Dann noch 5 km bis nach Tarbes. Geschafft! High Five und gute Laune.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
88 km mit 1600 Höhenmetern, darin mit dem Col des Spandelles ein wahres landschaftliches Kleinod, das bei den Pyrenäen-Traverse von West nach Ost meist unter den Tisch fällt – dies ist die perfekte Abschlussetappe, die uns eine frühzeitige Ankunft in Tarbes garantiert.