quäldich- Dreiländertour 2005 433,0 km / 8493 Hm
Redaktionell bestätigte Tour von Nachwuchsfahrer
Von Nachwuchsfahrer –
Ende Juni, genauer vom 27. Juni bis zum 30. Juni 2005, fand die erste für alle offene quäldich-Tour im Dreiländereck Schweiz-Österreich-Italien statt - vier Tage mit den interessantesten Pässen der Region liegen hinter uns - vier schöne Tage mit einer bunt zusammengewürfelten Gruppe, die sich schnell zusammengefunden und die Tour zu einem tollen Ereignis hat werden lassen.
8 gefahrene Pässe
Stilfser Joch, Albulapass, Ofenpass, Berninapass, Umbrailpass, Reschenpass, Forcola di Livigno, FtanEinzelstrecken
Pässe: Ofenpass, Reschenpass
Alpen, Engadin, Südtirol, Vinschgau, Graubünden, Trentino - Südtirol, Tirol
Alpen, Engadin, Südtirol, Vinschgau, Graubünden, Trentino - Südtirol, Tirol
Von Nachwuchsfahrer –
Anreise am Sonntag
Im Laufe des Sonntags trafen wir uns im Hotel Bellaval in Scuol: Martin war mit Norbert schon gestern aus Bonn gekommen, so dass wir am Sonntag noch eine Willkommensrunde über Flüelapass und Albulapass drehen konnten. Klaus aus Karlsruhe war schon da, als wir zurückkamen, und auch Rolf hatte den Weg aus Gießen gefunden. Als Gunnar, Maria und Michael dann kurz vor halb neun von ihrer Marathonfahrt aus dem Erzgebirge eintrafen, waren wir komplett: für sieben Mann und eine Frau aus ganz Deutschland zwischen 19 (Michael) und 66 (Norbert) startete die quaeldich.de-3-Ländertour mit dem Abendessen in Scuol, das ich ja schon auf meiner Vortour im letzten September schätzen gelernt habe.
Über den vorbereiteten Höhenprofilen und Kartenausschnitten der nächsten Tage stimmten wir uns auf die Tour ein, und Martin machte Klaus heiß auf deren ersten Umweg der Tour: Für die Meisten geht es in der ersten Etappe über Ofenpass und Reschenpass nach Nauders, Klaus und Martin fahren den Ort aber über die Kaunertaler Gletscherstraße an, ziehen also Tour C vor, während wir wie geplant Tour B der 3-Ländertour fahren werden.
Der erste Tag
Nach dem üppigen Frühstücksbuffet im Bellaval geht es für die Hauptgruppe pünktlich am Montag, den 27.6.2005 um 9:30 Uhr los. Da Martin und Klaus mit der Kaunertaler Gletscherstraße die größere Herausforderung vor sich und keine Überschneidung mit unserer Strecke haben, sind sie schon seit einiger Zeit unterwegs, während wir noch unsere Räder aufpumpen und die letzten Dinge in die Autos verstauen. An die Autos kommen wir erst in drei Tagen wieder, sie bleiben hier auf dem Parkplatz des Bellaval. Das Gepäck liegt bereits seit 9 Uhr an der Rezeption und wird mit dem Postbus voraus nach Nauders geschickt.
Endlich ist es soweit: bei strahlend blauem Himmel machen wir uns auf den Weg das Unterengadin hinauf, an Susch und dem Abzweig zum Flüelapass vorbei in Richtung Zernez, wo der erste Aufstieg zu unserer Tour zum Ofenpass beginnen soll. Die Steigung bis dahin ist gemäßigt, und so nutzen wir die Zeit für erste Gespräche und zum Landschaftsgenuss. Michael ist mächtig heiß und fährt mit Vollgas seinem ersten Alpenpass mit dem Rennrad entgegen - der Reschenpass mit dem Mountainbike ist bisher seine einzige Passerfahrung. Maria und Gunnar sind im letzten Jahr schon hier in der Region gewesen und haben einige Pässe bezwungen, Rolf ist lange durch den Schwarzwald gefahren, und Norbert ist schon seit Jahr und Tag auf den Bergstraßen Europas unterwegs. Er lässt den Tag ruhig angehen und bittet uns, in Zernez auf ihn zu warten.
Das müssen wir aber gar nicht lange, denn kaum haben wir unsere Trinkflaschen aufgefüllt, schießt er auch schon heran und drängt in Richtung Pass.
Nach dem Abzweig in Zernez geht es sogleich bergauf durch Kiefernbewuchs nach Ova Spin, einem ersten Vorpass des Ofenpasses, nachdem noch einmal 150 Hm hinunter zum Tunnel nach Livigno verloren gehen. Am Berg fährt jeder sein eigenes Tempo, und ich orientiere mich nach hinten zu den langsameren Fahrern. Nur für Fotos fahre ich von Zeit zu Zeit nach vorne - so kommen über Tausend Bilder in den vier Tagen zusammen, von Rolf, Martin, Klaus und mir, die nach der Tour für jeden eine dauerhafte Erinnerung auf CD bilden.
Während Norbert uns bittet, erst am Ofenpass auf ihn zu warten, stellt sich heraus, dass Gunnar, Maria und Rolf fast gleich schnell bergauf fahren. Michael kann seine erste Passhöhe kaum erwarten, so dass es mir wirklich schwer fällt, ihn auch einmal von vorne auf ein Bild zu bekommen.
Der Ofenpass ist nicht das, was ich einen großartigen Pass nennen würde, aber als Einrollpass ist er mit seinen geringen Steigunsprozenten ideal. Wanderer allerdings kommen im umliegenden Schweizer Nationalpark mit seiner unberührten Flora und Fauna voll auf ihre Kosten - sogar ein Braunbär soll diesen Sommer von Südtirol aus in dieses Gebiet eingedrungen sein.
Natürlich ist Michael als erster oben, gefolgt von Maria, die Rolf noch mit einem Schlussspurt überrascht. Oben im Passrestaurant am Ofenpass sitzt es sich bei diesem Wetter hervorragend. Nach Süden hat man traumhafte Blicke über das Münstertal zum Einschnitt des Umbrailpasses, den wir morgen herab und übermorgen hinauffahren werden. Darüber thront erhaben der Ortler, dessen Gletscher in der Sonne leuchten - ein schöner Ort, an dem wir locker zwei Stunden verbummeln, in der Überzeugung, das Haupttagewerk von heute überstanden zu haben.
Norbert kommt mit Verspätung auf der Passhöhe an, und natürlich braucht er jetzt auch noch eine Pause, die wir gerne verlängern - hier lässt es sich aushalten.
Auf der rasantesten Abfahrt der Reise geht es nun hinab ins Münstertal, an Sta Maria und dem Hotel Stilfser Joch, unserer übernächsten Schlafstätte vorbei. Hinter Müstair überqueren wir die Grenze nach Italien. Die Grenzhäuschen sind bemannt, was heutzutage seltsam erscheint, aber es ist halt eine EU-Außengrenze. In Schritttempo dürfen wir vorbei, ohne unsere Ausweise zu zeigen. In nochmals rasender Fahrt geht es hinunter ins Vinschgau mit seinen satten Wiesen und Aprikosenhainen. Vor Glurns geht es links ab in Richtung Laatsch, einem schönen, ursprünglichen Dorf. Rolf nimmt sich hier die Zeit, ein paar Fotos zu machen, aber Gunnar, Michael und Maria zieht es in Richtung Hotel und befinden sich schon auf der Hauptstraße in Richtung Reschenpass, als ich sie mobil erreiche, um sie über den Schleichweg aufzuklären, den ich anstatt der vielbefahrenen Hauptstraße zu nehmen gedenke.
Am Ortseingang von Mals warten sie auf uns. Norbert hat mit dem Ofenpass genug getan, und fährt in seinem Tempo die Serpentinen der Reschenpassstraße hinauf. Wir hingegen gelangen über einen Hinterhof auf die Straße durch den Ort, die ich eigentlich nehmen wollte. Am Ortsausgang geht es rechts links dann mit Radwegweiser auf ca dreimetriger Straße bergauf.
Bergauf ist hierbei leider deutlich untertrieben, denn schnell bäumt sich die Straße zu angezeigten 15 Prozent auf, ein Umstand, auf den ich meine (nunmehr noch vier) Mitstreiter Maria, Michael, Gunnar und Rolf unzureichend vorbereitet habe, denn die hatten sich auf ein lockeres bergauf rollen auf der leichten Reschenpassstraße eingestellt. Nurmehr in Schlangenlinien geht es hier teilweise bergauf, so steil ist die Straße "über die Alm", die ich als so schön angekündigt habe. Die Reschenpassstraße ist nun weit unter uns, und endlich, am Ende einer langen Geraden, biegt der Radweg nach links in Richtung St. Valentin a.d. Heide ab und führt nicht, wie von unten befürchtet, geradeaus weiter bergauf in Richtung Plaven.
Von nun an geht es locker durch die Wiesen bergab zurück auf die Reschenpassstraße bei St. Valentin, die letzten Meter durch einen surreal durchleuchteten Kiefernwald, der allein schon diesen Umweg "über die Alm" rechtfertigt. Das finden zum Glück auch meine erschöpften Gefährten.
Ursprünglich wollte ich die Gruppe nun an der linken Seite des Reschensees entlang nach Reschen führen, aber diese zusätzlichen 180 Hm wollen sich Gunnar, Maria und Michael im Anbetracht der morgigen Etappe über das Stilfser Joch lieber sparen und fahren auf der Hauptstraße weiter in Richtung Reschenpass. Rolf und ich aber wählen die Umfahrung, auf der man aus 180 m Höhe auf den Reschensee hinabblicken kann, aus dem, von hier oben winzig klein, der berühmte Kirchturm an der anderen Seite des Sees aus dem Wasser ragt. Morgen werden wir auf dem Weg zum Stilfser Joch Gelegenheit haben, uns den Kirchturm aus der Nähe anzusehen.
Unten in Reschen wählen Rolf und ich dann den Fahrradweg durch die Wiesen in Richtung Reschenpass, während wir rechts von uns Gunnar, Maria und Michael sehen, die sogar Norbert wieder eingesammelt haben. Der war auf halber Höhe am Reschenpass in den Postbus gestiegen, und hatte die Drei auf der Reschenpassstraße überholt, "Anhalten!" gerufen und sich für die letzten Kilometer wieder den Dreien angeschlossen, so dass wir nun mit großem Helau zeitgleich zu fünft auf dem Reschenpass ankamen.
Hier lud uns Norbert erst mal auf einen Kaffee ein, den wir mit großer Entspannung tranken - denn nun lagen nur noch fünf abschüssige Kilometer auf dem Fahrradweg zwischen uns und Nauders.
An der beeindruckenden Burg vorbei fuhren wir im Abendlicht nach Nauders ein. Das Hotel Zentral war schnell gefunden. Leider war dort aber nicht genügend Platz für uns, so dass unser Gepäck bereits ins Hotel Hochland befördert war, ebenso wie das Central ein Viersternehotel im Herzen von Nauders.
Wir setzten uns erstmal auf ein Feierabendbier (respektive Apfelschorle) vor das Hotel, wo bereits nach 10 Minuten unsere beiden Mitstreiter von der Kaunertaler Gletscherstraße zurückkamen, das Lächeln von den landschaftlichen Eindrücken der Extraklasse noch ins Gesicht gemeißelt.
In den farbigsten Erzählungen berichteten uns Martin und Klaus von ihrem Paarzeitfahren an den Fuß des Anstiegs, den (dadurch umso) schwereren Prozenten des Schlussanstiegs, von den überwältigenden Ausblicken auf Gletscher und Stausee, und der rasanten Fahrt zu Tal.
Wir gaben schnell unsere Kleidung an der Rezeption zur Reinigung ab (ein toller Service in jedem der Orte), und sprangen für ein paar Meter in den Hotelpool, bevor wir uns zum 4-Gänge-Menu in das Restaurant setzten, wo es neben wirklich köstlichen drei Menus zur Auswahl auch Kohlenhydrate satt gab - die perfekte Vorbereitung auf die morgige Etappe über das Stilfser Joch. Noch einmal wurde das Höhenprofil herausgeholt, das allseits Respekt einflößte. Selbst Martin und Klaus hatten sich heute die Hörner abgestoßen, so dass sie morgen mit uns auf der B-Tour unterwegs sein werden.
In voller Gruppenstärke sollte es also morgen hinunter gehen nach Prad am Anstieg zum Stilfser Joch.
Lange tauschten wir noch unsere Erfahrungen des ersten Tages aus, bevor es (viel zu spät) noch auf einen kurzen Alibi-Spaziergang durch den Ort ging.
Als wir zurückkamen, war Harry Ploner, der Wirt vom Central noch gekommen, um sicherzustellen, dass für uns alles in Ordnung war. Wir setzten uns noch auf ein kleines Bier mit ihm an die Bar, und er erzählte von der Geschichte des Reschenpassstausees und seinen Mountainbiketouren in der Umgebung.
Wir verabschiedeten uns, und machten in Anbetracht der späten Stunde aus, uns erst um 8 zum Frühstück zu treffen. Die Zeit ist morgen unser Freund, denn wir haben ja nur 80 km zurückzulegen.
Im Laufe des Sonntags trafen wir uns im Hotel Bellaval in Scuol: Martin war mit Norbert schon gestern aus Bonn gekommen, so dass wir am Sonntag noch eine Willkommensrunde über Flüelapass und Albulapass drehen konnten. Klaus aus Karlsruhe war schon da, als wir zurückkamen, und auch Rolf hatte den Weg aus Gießen gefunden. Als Gunnar, Maria und Michael dann kurz vor halb neun von ihrer Marathonfahrt aus dem Erzgebirge eintrafen, waren wir komplett: für sieben Mann und eine Frau aus ganz Deutschland zwischen 19 (Michael) und 66 (Norbert) startete die quaeldich.de-3-Ländertour mit dem Abendessen in Scuol, das ich ja schon auf meiner Vortour im letzten September schätzen gelernt habe.
Über den vorbereiteten Höhenprofilen und Kartenausschnitten der nächsten Tage stimmten wir uns auf die Tour ein, und Martin machte Klaus heiß auf deren ersten Umweg der Tour: Für die Meisten geht es in der ersten Etappe über Ofenpass und Reschenpass nach Nauders, Klaus und Martin fahren den Ort aber über die Kaunertaler Gletscherstraße an, ziehen also Tour C vor, während wir wie geplant Tour B der 3-Ländertour fahren werden.
Der erste Tag
Nach dem üppigen Frühstücksbuffet im Bellaval geht es für die Hauptgruppe pünktlich am Montag, den 27.6.2005 um 9:30 Uhr los. Da Martin und Klaus mit der Kaunertaler Gletscherstraße die größere Herausforderung vor sich und keine Überschneidung mit unserer Strecke haben, sind sie schon seit einiger Zeit unterwegs, während wir noch unsere Räder aufpumpen und die letzten Dinge in die Autos verstauen. An die Autos kommen wir erst in drei Tagen wieder, sie bleiben hier auf dem Parkplatz des Bellaval. Das Gepäck liegt bereits seit 9 Uhr an der Rezeption und wird mit dem Postbus voraus nach Nauders geschickt.
Endlich ist es soweit: bei strahlend blauem Himmel machen wir uns auf den Weg das Unterengadin hinauf, an Susch und dem Abzweig zum Flüelapass vorbei in Richtung Zernez, wo der erste Aufstieg zu unserer Tour zum Ofenpass beginnen soll. Die Steigung bis dahin ist gemäßigt, und so nutzen wir die Zeit für erste Gespräche und zum Landschaftsgenuss. Michael ist mächtig heiß und fährt mit Vollgas seinem ersten Alpenpass mit dem Rennrad entgegen - der Reschenpass mit dem Mountainbike ist bisher seine einzige Passerfahrung. Maria und Gunnar sind im letzten Jahr schon hier in der Region gewesen und haben einige Pässe bezwungen, Rolf ist lange durch den Schwarzwald gefahren, und Norbert ist schon seit Jahr und Tag auf den Bergstraßen Europas unterwegs. Er lässt den Tag ruhig angehen und bittet uns, in Zernez auf ihn zu warten.
Das müssen wir aber gar nicht lange, denn kaum haben wir unsere Trinkflaschen aufgefüllt, schießt er auch schon heran und drängt in Richtung Pass.
Nach dem Abzweig in Zernez geht es sogleich bergauf durch Kiefernbewuchs nach Ova Spin, einem ersten Vorpass des Ofenpasses, nachdem noch einmal 150 Hm hinunter zum Tunnel nach Livigno verloren gehen. Am Berg fährt jeder sein eigenes Tempo, und ich orientiere mich nach hinten zu den langsameren Fahrern. Nur für Fotos fahre ich von Zeit zu Zeit nach vorne - so kommen über Tausend Bilder in den vier Tagen zusammen, von Rolf, Martin, Klaus und mir, die nach der Tour für jeden eine dauerhafte Erinnerung auf CD bilden.
Während Norbert uns bittet, erst am Ofenpass auf ihn zu warten, stellt sich heraus, dass Gunnar, Maria und Rolf fast gleich schnell bergauf fahren. Michael kann seine erste Passhöhe kaum erwarten, so dass es mir wirklich schwer fällt, ihn auch einmal von vorne auf ein Bild zu bekommen.
Der Ofenpass ist nicht das, was ich einen großartigen Pass nennen würde, aber als Einrollpass ist er mit seinen geringen Steigunsprozenten ideal. Wanderer allerdings kommen im umliegenden Schweizer Nationalpark mit seiner unberührten Flora und Fauna voll auf ihre Kosten - sogar ein Braunbär soll diesen Sommer von Südtirol aus in dieses Gebiet eingedrungen sein.
Natürlich ist Michael als erster oben, gefolgt von Maria, die Rolf noch mit einem Schlussspurt überrascht. Oben im Passrestaurant am Ofenpass sitzt es sich bei diesem Wetter hervorragend. Nach Süden hat man traumhafte Blicke über das Münstertal zum Einschnitt des Umbrailpasses, den wir morgen herab und übermorgen hinauffahren werden. Darüber thront erhaben der Ortler, dessen Gletscher in der Sonne leuchten - ein schöner Ort, an dem wir locker zwei Stunden verbummeln, in der Überzeugung, das Haupttagewerk von heute überstanden zu haben.
Norbert kommt mit Verspätung auf der Passhöhe an, und natürlich braucht er jetzt auch noch eine Pause, die wir gerne verlängern - hier lässt es sich aushalten.
Auf der rasantesten Abfahrt der Reise geht es nun hinab ins Münstertal, an Sta Maria und dem Hotel Stilfser Joch, unserer übernächsten Schlafstätte vorbei. Hinter Müstair überqueren wir die Grenze nach Italien. Die Grenzhäuschen sind bemannt, was heutzutage seltsam erscheint, aber es ist halt eine EU-Außengrenze. In Schritttempo dürfen wir vorbei, ohne unsere Ausweise zu zeigen. In nochmals rasender Fahrt geht es hinunter ins Vinschgau mit seinen satten Wiesen und Aprikosenhainen. Vor Glurns geht es links ab in Richtung Laatsch, einem schönen, ursprünglichen Dorf. Rolf nimmt sich hier die Zeit, ein paar Fotos zu machen, aber Gunnar, Michael und Maria zieht es in Richtung Hotel und befinden sich schon auf der Hauptstraße in Richtung Reschenpass, als ich sie mobil erreiche, um sie über den Schleichweg aufzuklären, den ich anstatt der vielbefahrenen Hauptstraße zu nehmen gedenke.
Am Ortseingang von Mals warten sie auf uns. Norbert hat mit dem Ofenpass genug getan, und fährt in seinem Tempo die Serpentinen der Reschenpassstraße hinauf. Wir hingegen gelangen über einen Hinterhof auf die Straße durch den Ort, die ich eigentlich nehmen wollte. Am Ortsausgang geht es rechts links dann mit Radwegweiser auf ca dreimetriger Straße bergauf.
Bergauf ist hierbei leider deutlich untertrieben, denn schnell bäumt sich die Straße zu angezeigten 15 Prozent auf, ein Umstand, auf den ich meine (nunmehr noch vier) Mitstreiter Maria, Michael, Gunnar und Rolf unzureichend vorbereitet habe, denn die hatten sich auf ein lockeres bergauf rollen auf der leichten Reschenpassstraße eingestellt. Nurmehr in Schlangenlinien geht es hier teilweise bergauf, so steil ist die Straße "über die Alm", die ich als so schön angekündigt habe. Die Reschenpassstraße ist nun weit unter uns, und endlich, am Ende einer langen Geraden, biegt der Radweg nach links in Richtung St. Valentin a.d. Heide ab und führt nicht, wie von unten befürchtet, geradeaus weiter bergauf in Richtung Plaven.
Von nun an geht es locker durch die Wiesen bergab zurück auf die Reschenpassstraße bei St. Valentin, die letzten Meter durch einen surreal durchleuchteten Kiefernwald, der allein schon diesen Umweg "über die Alm" rechtfertigt. Das finden zum Glück auch meine erschöpften Gefährten.
Ursprünglich wollte ich die Gruppe nun an der linken Seite des Reschensees entlang nach Reschen führen, aber diese zusätzlichen 180 Hm wollen sich Gunnar, Maria und Michael im Anbetracht der morgigen Etappe über das Stilfser Joch lieber sparen und fahren auf der Hauptstraße weiter in Richtung Reschenpass. Rolf und ich aber wählen die Umfahrung, auf der man aus 180 m Höhe auf den Reschensee hinabblicken kann, aus dem, von hier oben winzig klein, der berühmte Kirchturm an der anderen Seite des Sees aus dem Wasser ragt. Morgen werden wir auf dem Weg zum Stilfser Joch Gelegenheit haben, uns den Kirchturm aus der Nähe anzusehen.
Unten in Reschen wählen Rolf und ich dann den Fahrradweg durch die Wiesen in Richtung Reschenpass, während wir rechts von uns Gunnar, Maria und Michael sehen, die sogar Norbert wieder eingesammelt haben. Der war auf halber Höhe am Reschenpass in den Postbus gestiegen, und hatte die Drei auf der Reschenpassstraße überholt, "Anhalten!" gerufen und sich für die letzten Kilometer wieder den Dreien angeschlossen, so dass wir nun mit großem Helau zeitgleich zu fünft auf dem Reschenpass ankamen.
Hier lud uns Norbert erst mal auf einen Kaffee ein, den wir mit großer Entspannung tranken - denn nun lagen nur noch fünf abschüssige Kilometer auf dem Fahrradweg zwischen uns und Nauders.
An der beeindruckenden Burg vorbei fuhren wir im Abendlicht nach Nauders ein. Das Hotel Zentral war schnell gefunden. Leider war dort aber nicht genügend Platz für uns, so dass unser Gepäck bereits ins Hotel Hochland befördert war, ebenso wie das Central ein Viersternehotel im Herzen von Nauders.
Wir setzten uns erstmal auf ein Feierabendbier (respektive Apfelschorle) vor das Hotel, wo bereits nach 10 Minuten unsere beiden Mitstreiter von der Kaunertaler Gletscherstraße zurückkamen, das Lächeln von den landschaftlichen Eindrücken der Extraklasse noch ins Gesicht gemeißelt.
In den farbigsten Erzählungen berichteten uns Martin und Klaus von ihrem Paarzeitfahren an den Fuß des Anstiegs, den (dadurch umso) schwereren Prozenten des Schlussanstiegs, von den überwältigenden Ausblicken auf Gletscher und Stausee, und der rasanten Fahrt zu Tal.
Wir gaben schnell unsere Kleidung an der Rezeption zur Reinigung ab (ein toller Service in jedem der Orte), und sprangen für ein paar Meter in den Hotelpool, bevor wir uns zum 4-Gänge-Menu in das Restaurant setzten, wo es neben wirklich köstlichen drei Menus zur Auswahl auch Kohlenhydrate satt gab - die perfekte Vorbereitung auf die morgige Etappe über das Stilfser Joch. Noch einmal wurde das Höhenprofil herausgeholt, das allseits Respekt einflößte. Selbst Martin und Klaus hatten sich heute die Hörner abgestoßen, so dass sie morgen mit uns auf der B-Tour unterwegs sein werden.
In voller Gruppenstärke sollte es also morgen hinunter gehen nach Prad am Anstieg zum Stilfser Joch.
Lange tauschten wir noch unsere Erfahrungen des ersten Tages aus, bevor es (viel zu spät) noch auf einen kurzen Alibi-Spaziergang durch den Ort ging.
Als wir zurückkamen, war Harry Ploner, der Wirt vom Central noch gekommen, um sicherzustellen, dass für uns alles in Ordnung war. Wir setzten uns noch auf ein kleines Bier mit ihm an die Bar, und er erzählte von der Geschichte des Reschenpassstausees und seinen Mountainbiketouren in der Umgebung.
Wir verabschiedeten uns, und machten in Anbetracht der späten Stunde aus, uns erst um 8 zum Frühstück zu treffen. Die Zeit ist morgen unser Freund, denn wir haben ja nur 80 km zurückzulegen.
Ich bin diese Etappe gefahren
am
Pässe: Stilfser Joch, Umbrailpass
Alpen, Südtirol, Vinschgau, Tirol, Trentino - Südtirol, Graubünden
Alpen, Südtirol, Vinschgau, Tirol, Trentino - Südtirol, Graubünden
Von Nachwuchsfahrer –
Dienstag, der 28.6.2005. Das Frühstück im Oberland konnte sich auch sehen lassen, und so gingen wir den Tag ganz entspannt an. Nur 80 km, das sollte doch in angemessener Zeit zu schaffen sein.
Norbert fuhr diesmal schon um viertel vor neun los, um mit Vorsprung das Stilfser Joch zu beginnen. Wir anderen bereiteten uns innerlich auf den härtesten Anstieg der Tour vor und schafften es wieder, pünktlich um 9:30 Uhr auf dem Fahrrad zu sitzen. Bis Reschen hatten wir den gleichen Weg zurückzulegen wie gestern, nur eben aufwärts zum Reschenpass. Erstmals waren auch Martin und Klaus mit in der Gruppe dabei, und zu meiner Begeisterung im quaeldich-Dress unterwegs, was für mich immer einfach gut aussieht.
Schnell legten wir die paar Meter Höhenunterschied zum Reschenpass zurück, und rollten auf dem schmalen Radweg durch die Wiesen in Richtung Reschen. Leider proklamierte ein Traktor mit Vollgas die gesamte Spur für sich, was uns kurz in den Graben zwang. Aber das gute Wetter, die sanfte Umgebung und der ansonsten fehlende Verkehr ließen wenig Raum für Zorn zu. Erst in Reschen fuhren wir auf die Haupstraße, der wir fortan gen Tal folgen wollten.
Zunächst führt sie jedoch eben am sehr wenig Wasser führenden Reschensee entlang, aus dem der Kirchturm dieses Jahr umso weiter rausragte. Harry hatte uns gestern abend erzählt, dass die Sprengmeister im Jahr der Flutung 1950 auch die Bohrlöcher des Kirchturms schon mit Sprengstoff gefüllt hatten, bevor im letzten Moment entschieden wurde, ihn stehen zu lassen. Heute ist er das meistfotografierte und berühmteste Wahrzeichen Südtirols.
Von einem Parkplatz aus kann man den Kirchturm in aller Ruhe betrachten. Dann werden wir Radfahrer rechts um einen Straßentunnel herumgeführt, bevor wir wieder auf die Straße dürfen. Der hier rechts von uns am See verlaufende Radweg ist nicht asphaltiert, weswegen wir die Leiden des starken Verkehrs auf uns nehmen. Erst hinter St. Valentin a.d.H., noch vor dem eigentlichen Beginn des Gefälles in Richutng Prad, folgen wir einem braunen Fahrradwegschild nach rechts von der Straße, was ich eigentlich gar nicht vor hatte. Aber der Verkehr war so stark, dass ich dieses Wagnis einging und die Gruppe auf diese mir unbekannte Strecke führte.
Dieser Weg stellt sich aber als echtes Highlight heraus. Kurz nach unserer Abzweigung biegt auch der vorher nicht asphaltierte Radweg von rechts ein, und im fast freien Fall geht es auf äußerst schmaler, aber sehr gut geteerter Straße nach unten, erst durch ein Waldstück, dann durch Obstbaumhaine. Die Streckenführung verläuft äußerst abgeschieden, aber für uns durch eine große Gruppe weiterer Radfahrer zunächst bis zum Örtchen Burgeis, an dessen malerischem Dorfplatz wir die Trinkflaschen am Brunnen auffüllen, und damit ein skurilles Fotoshooting eines italienischen Klappergestells in Vogelscheuchenkostüm stören.
Etwas abfallend geht es dann weiter durch den Ort, vor dessen Ende wir links wieder auf den Radweg in Richtung Schleis einbiegen. Fast eben geht es dann weiter bis nach Laatsch, durch das wir gestern schon vom Ofenpass kommend gefahren sind, um dann ab Mals die "Hammersteigung über die Alm" in Richtung Ulten zu bezwingen.
Heute haben wir unsere Hammersteigung noch vor uns, und so freuen wir uns, dass auch der Radweg von Laatsch weiter in Richtung Glurns asphaltiert ist, und wir so um einen Umweg herum kommen. In Glurns machen wir kurz Stopp, um die mittelalterlichen Dorfbefestigungen auf uns wirken zu lassen, und fahren dann weiter auf der Hauptstraße nach Prad, da der Vinschgauradweg hinter Glurns die Teerdecke verliert.
Im Feld ist unterdessen die Anspannung vor dem großen Anstieg gestiegen. Außer Martin und mir ist noch niemand das Stilfser Joch gefahren, und der Anstieg gilt zurecht als einer der schwersten, aber auch straßenbaulich beeindruckendsten der Alpen. So wird in Prad nicht lange Zeit verloren, und gleich rechts in Richtung Stelvio abgebogen, dessen Passstraße wir zunächst dem Suldenbach folgen.
Gunnar und Maria können kaum glauben, dass dies schon zum gefürchteten Anstieg zählt, denn noch ist die Steigung mäßig - und von Qual noch keine Spur. Dafür von Norbert, den wir in diesem Teil der Auffahrt aufsammeln. Der hatte sich eine längere Pause in Glurns gegönnt als wir, und sich außerdem einen Fahrplan für den Postbus hinauf zum Stilfser Joch organisiert, worüber es mir tags zuvor nicht möglich gewesen war, noch Informationen einzuholen. Der verkehrt aber recht regelmßig, so dass Norbert sich entschied, bis Gomagoi das Rad zu bemühen, und von dort, wo die Steigung ernst zu machen beginnt, auf den Bus umzusteigen.
Die Steigung hält sich bis Gomagoi noch zurück, und so nutze ich diese letzte Gelegenheit, Bilder von meinen noch entspannten Mitfahren zu schießen. Ebenso Martin, der seine Digitalkamera ebenfalls ständig im Anschlag hat.
In Gomagoi biegt links das Suldental weg, ein Tal, was in der C-Variante der heutigen Tour befahren werden könnte. Aber Martin und Klaus haben sich gestern genug angestrengt und entscheiden sich für die gemeinsame Fahrt bergauf. Bis Gomagoi warten die beiden immer wieder auf uns, dann aber nimmt Klaus meinen Vorschlag gerne an, bis zur Franzenshöhe (2188 m) durchzufahren, wo wir Mittagspause machen wollen. Martin bleibt mit mir hinten und unterstützt mich auf der Jagd nach den leidensvollsten Fotos.
In Trafoi nach der ersten von 48 Kehren liegen wir auf der Straße und lassen die anderen an uns vorbei ziehen - das Panorama des Ortlergletschers vor dem strahlend blauen Himmel im Hintergrund ist einfach gigantisch.
Ab hier ist jeder auf sich allein gestellt: Gunnar entwickelt Bärenkräfte und zieht runden Tritts nach vorne weg, dahinter Maria, Rolf und Michael, der für seinen gestrigen Angriff am Ofenpass Tribut zollen muss und gehörig in den Lenker beißt.
Aber alle sind heiß auf den Berg, und jeder ist sicher, oben anzukommen - auch das steilste Stück in einer Geraden mit traumhaften Blicken nach links zum Ortler tragen alle mit Fassung, auch wenn Rolf sich hier entscheidet, die nächste Tour mir einer Dreifachgarnitur anzutreten.
Martin und ich beißen uns derweil an einem hochmotivierten Amateur fest, der von hinten herangeschossen kam und ein gehöriges Tempo vorlegt. Wir fachsimpeln noch ein wenig über die Pässe der Gegend, dann aber bin ich froh, als ich mich mit Hinweis auf meine Fotografierpflichten verabschieden kann.
Alle sind gerade gut im Tritt, als wir die Franzenshöhe bei Kehre 22 erreichen, wo Klaus schon seit geraumer Zeit sitzt, gerade seine dritte Apfelschorle trinkt und das atemberaubende Panorama zwischen Ortler und Passhöhe genießt, die westlich 550 m über uns zu sehen ist. Unfassbar ist hier einfach die Straßenführung, diese letzten sechs Kilometer der Passstraße, die sich eine Wand hochzieht, die von hier nur senkrecht aussieht.
Glücklicherweise ist es weit vor halb drei, so dass wir die schauerhafte Vorstellung auf den restlichen Anstieg mit gutem Essen verdrängen können: es gibt Pasta und einen traumhaften Kaiserschmarrn, der wirklich jeden Rest an Energiemangel überkompensiert. Reste davon sind in Martins Sonnenbrille zu bewundern.
Nach weit mehr als einer Stunde wollen wir uns gerade aufmachen, als Norbert per Handy anfragt, ob er an der Franzenshöhe aus dem Bus steigen oder gleich durch zur Passhöhe fahren soll. Wir entscheiden uns für Letzteres und machen uns auf die letzten 6 km des Anstiegs. Klaus und Martin präsentieren noch ein letztes Mal für mich ihr quäldich-Trikot vor den legendären letzten Kehren des Anstiegs, und schon stürzen wir uns ins sie hinein.
Rolf ist die lange Pause nicht gut bekommen, und hat große Probleme, den Tritt wieder zu finden und auch mir fällt es schwer, Klaus zu folgen, von dem ich zu diesem Anlass auch endlich ein paar Bilder machen will. Letztlich bleiben Martin und ich hinten beim kämpfenden Rolf und nutzen die Zeit für diverse Fotos des wunderbaren Schlussanstiegs hinauf zum Joch - bei so blendendem Wetter, wie wir es haben, gibt es nicht viel schöneres in den Alpen - die volle Sternzahl für den Stelvio ist einfach berechtigt.
Oben angekommen sind sich alle einig, dass es hart war, aber alle hatten es sich auch schwieriger vorgestellt - die relativ lockere Runde am Vortag hatte die Beine doch gut vorbereitet, und trotz des steilen Anstiegs "über die Alm" am Reschenpass waren genug Körner für den heutigen Tag übrig geblieben.
Rolf, der Mann für die Ausflüge abseits der Hauptstrecke, entscheidet sich noch bis Tibet durchzufahren, einem etwa 20 m über der Passhöhe gelegenen Imbiss, auf dem sich der Trubel zumindest Ende Juni und damit in der Vorsaison gemessen am Pass noch deutlich in Grenzen hält. Nach anfänglichem Zögern folgt ihm doch die ganze Baggage, denn wer will sich schon eine vielleicht bessere Aussicht entgehen lassen. Vielleicht? Der Hammer ist die Aussicht von hier oben, den gesamten Kessel des Schlussanstiegs bis zur Franzenshöhe hinunter, dahinter majestätisch der Ortler. Unglaublich, auch für mich eine neue Erfahrung.
Auch Norbert ist inzwischen eingetroffen, und so können wir erstmals ein Passfoto in voller Besetzung aufnehmen. Nun rollen wir noch gemächlich hinab zum Umrailpass, wo wir die 11 Hm Anstieg auf dem großen Blatt nehmen könnten, wenn nicht die Zollstation dazwischen wäre. Aber auch so gehen keine Körner verloren, und selbst wenn - für die Abfahrt bräuchten wir sie nicht.
Wir genießen diese Abfahrt über den Umbrailpass, die viel natürlicher wirkt als das eben absolvierte straßenbauliche Meisterwerk, und dank der absoluten Ruhe, die hier herrscht, einen krassen Kontrast zum Stilfser Joch darstellt.
Die Vorfreude auf morgen früh steigt, denn da geht es hier mit der Morgensonne hoch. Wir durchfahren das Stück Naturstraße, und glücklicherweise kommen alle 16 Pneus unbeschadet hinüber - vorsichtige Fahrweise ist dennoch geboten. Zwischen den Bäumen grüßt immer wieder das Münstertal mit dem weiten Blick hinüber zum Sattel des Ofenpasses, auf dem wir gestern noch waren.
Kurz vor Sta Maria durchfahren wir in zwei Schwüngen die Wiesen oberhalb des Ortes und fahren steil in den Ort hinein, wo wir an der Kreuzung zur schmalen Haupstraße jäh abbremsen müssen, und links die letzten Höhenmeter zum Hotel Stelvio anbrechen.
Auch hier finden wir uns zunächst auf der Terrasse ein und beenden das Tagwerk mit einem Bier. Die Stimmung ist gelöst, denn nicht nur liegt der schwerste Anstieg hinter uns, auch haben wir uns in den letzten zwei Tagen kennen gelernt, und verstehen uns super. Man weiß ja nie, was für eine Gruppe sich finden wird, aber alle sind zufrieden, das Gruppengefühl ist toll. Weniger toll stellt sich allerdings das Hotel Stelvio dar. Seit meiner Vortour im September haben die Pächter gewechselt, und das neue Team ist noch nicht rund eingespielt. Die Zimmer sind einfach, was allein nicht schlecht ist, aber auch die Vorbereitung auf Radfahrer ist mehr als schlecht, es gibt keine Pumpe, und am nächsten Morgen sind die Energiegels aus - da muss sich bis zur nächsten Tour im September noch einiges tun.
Aber wir sind genügsam, und freuen uns aufs Abendessen, was ausreichend ausfällt, aber leider auch nicht vom Hocker reißt. Außerdem warten wir aufgrund eines Missverständnisses lange auf unser Essen - naja, dem Pächter wars peinlich.
Abends sitzen wir noch in lockerer Runde zusammen und betrachten die Bilder der ersten zwei Tage - es sind schon einige zusammen gekommen, und es ist toll, das Erlebte noch einmal an sich vorbeiziehen lassen zu können - Digitaltechnik machts möglich.
Anschließend sitzen wir noch in der lauen Abendluft auf der Terasse und diskutieren die heutige und morgige Etappe: Klar, dass Martin und Klaus auf den Gaviapass wollen uns so wieder Tour C fahren, während die sechs anderen wie geplant die B-Tour unter die Räder nehmen wollen.
Anders als am Montag geht der Weg für uns aber anfangs gemeinsam über den Umbrailpass, erst in Bormio trennen sich unsere Wege. Wir fahren das Veltlin hinunter auf der alten Staatsstraße nach Tirano, um dann über die lange Auffahrt des Forcola di Livigno nach Livigno zu gelangen, Martin und Klaus fahren den Gaviapass als Stichstraße, und dann über das Doppelpack Passo di Foscagno, Passo d'Eira nach Livigno, eine Strecke mit nur 6 Kilometern, dafür aber 800 Hm mehr.
Voller Vorfeude auf den morgigen Tag und Stolz auf das heute Geleistete geht es dann ins Bett.
Norbert fuhr diesmal schon um viertel vor neun los, um mit Vorsprung das Stilfser Joch zu beginnen. Wir anderen bereiteten uns innerlich auf den härtesten Anstieg der Tour vor und schafften es wieder, pünktlich um 9:30 Uhr auf dem Fahrrad zu sitzen. Bis Reschen hatten wir den gleichen Weg zurückzulegen wie gestern, nur eben aufwärts zum Reschenpass. Erstmals waren auch Martin und Klaus mit in der Gruppe dabei, und zu meiner Begeisterung im quaeldich-Dress unterwegs, was für mich immer einfach gut aussieht.
Schnell legten wir die paar Meter Höhenunterschied zum Reschenpass zurück, und rollten auf dem schmalen Radweg durch die Wiesen in Richtung Reschen. Leider proklamierte ein Traktor mit Vollgas die gesamte Spur für sich, was uns kurz in den Graben zwang. Aber das gute Wetter, die sanfte Umgebung und der ansonsten fehlende Verkehr ließen wenig Raum für Zorn zu. Erst in Reschen fuhren wir auf die Haupstraße, der wir fortan gen Tal folgen wollten.
Zunächst führt sie jedoch eben am sehr wenig Wasser führenden Reschensee entlang, aus dem der Kirchturm dieses Jahr umso weiter rausragte. Harry hatte uns gestern abend erzählt, dass die Sprengmeister im Jahr der Flutung 1950 auch die Bohrlöcher des Kirchturms schon mit Sprengstoff gefüllt hatten, bevor im letzten Moment entschieden wurde, ihn stehen zu lassen. Heute ist er das meistfotografierte und berühmteste Wahrzeichen Südtirols.
Von einem Parkplatz aus kann man den Kirchturm in aller Ruhe betrachten. Dann werden wir Radfahrer rechts um einen Straßentunnel herumgeführt, bevor wir wieder auf die Straße dürfen. Der hier rechts von uns am See verlaufende Radweg ist nicht asphaltiert, weswegen wir die Leiden des starken Verkehrs auf uns nehmen. Erst hinter St. Valentin a.d.H., noch vor dem eigentlichen Beginn des Gefälles in Richutng Prad, folgen wir einem braunen Fahrradwegschild nach rechts von der Straße, was ich eigentlich gar nicht vor hatte. Aber der Verkehr war so stark, dass ich dieses Wagnis einging und die Gruppe auf diese mir unbekannte Strecke führte.
Dieser Weg stellt sich aber als echtes Highlight heraus. Kurz nach unserer Abzweigung biegt auch der vorher nicht asphaltierte Radweg von rechts ein, und im fast freien Fall geht es auf äußerst schmaler, aber sehr gut geteerter Straße nach unten, erst durch ein Waldstück, dann durch Obstbaumhaine. Die Streckenführung verläuft äußerst abgeschieden, aber für uns durch eine große Gruppe weiterer Radfahrer zunächst bis zum Örtchen Burgeis, an dessen malerischem Dorfplatz wir die Trinkflaschen am Brunnen auffüllen, und damit ein skurilles Fotoshooting eines italienischen Klappergestells in Vogelscheuchenkostüm stören.
Etwas abfallend geht es dann weiter durch den Ort, vor dessen Ende wir links wieder auf den Radweg in Richtung Schleis einbiegen. Fast eben geht es dann weiter bis nach Laatsch, durch das wir gestern schon vom Ofenpass kommend gefahren sind, um dann ab Mals die "Hammersteigung über die Alm" in Richtung Ulten zu bezwingen.
Heute haben wir unsere Hammersteigung noch vor uns, und so freuen wir uns, dass auch der Radweg von Laatsch weiter in Richtung Glurns asphaltiert ist, und wir so um einen Umweg herum kommen. In Glurns machen wir kurz Stopp, um die mittelalterlichen Dorfbefestigungen auf uns wirken zu lassen, und fahren dann weiter auf der Hauptstraße nach Prad, da der Vinschgauradweg hinter Glurns die Teerdecke verliert.
Im Feld ist unterdessen die Anspannung vor dem großen Anstieg gestiegen. Außer Martin und mir ist noch niemand das Stilfser Joch gefahren, und der Anstieg gilt zurecht als einer der schwersten, aber auch straßenbaulich beeindruckendsten der Alpen. So wird in Prad nicht lange Zeit verloren, und gleich rechts in Richtung Stelvio abgebogen, dessen Passstraße wir zunächst dem Suldenbach folgen.
Gunnar und Maria können kaum glauben, dass dies schon zum gefürchteten Anstieg zählt, denn noch ist die Steigung mäßig - und von Qual noch keine Spur. Dafür von Norbert, den wir in diesem Teil der Auffahrt aufsammeln. Der hatte sich eine längere Pause in Glurns gegönnt als wir, und sich außerdem einen Fahrplan für den Postbus hinauf zum Stilfser Joch organisiert, worüber es mir tags zuvor nicht möglich gewesen war, noch Informationen einzuholen. Der verkehrt aber recht regelmßig, so dass Norbert sich entschied, bis Gomagoi das Rad zu bemühen, und von dort, wo die Steigung ernst zu machen beginnt, auf den Bus umzusteigen.
Die Steigung hält sich bis Gomagoi noch zurück, und so nutze ich diese letzte Gelegenheit, Bilder von meinen noch entspannten Mitfahren zu schießen. Ebenso Martin, der seine Digitalkamera ebenfalls ständig im Anschlag hat.
In Gomagoi biegt links das Suldental weg, ein Tal, was in der C-Variante der heutigen Tour befahren werden könnte. Aber Martin und Klaus haben sich gestern genug angestrengt und entscheiden sich für die gemeinsame Fahrt bergauf. Bis Gomagoi warten die beiden immer wieder auf uns, dann aber nimmt Klaus meinen Vorschlag gerne an, bis zur Franzenshöhe (2188 m) durchzufahren, wo wir Mittagspause machen wollen. Martin bleibt mit mir hinten und unterstützt mich auf der Jagd nach den leidensvollsten Fotos.
In Trafoi nach der ersten von 48 Kehren liegen wir auf der Straße und lassen die anderen an uns vorbei ziehen - das Panorama des Ortlergletschers vor dem strahlend blauen Himmel im Hintergrund ist einfach gigantisch.
Ab hier ist jeder auf sich allein gestellt: Gunnar entwickelt Bärenkräfte und zieht runden Tritts nach vorne weg, dahinter Maria, Rolf und Michael, der für seinen gestrigen Angriff am Ofenpass Tribut zollen muss und gehörig in den Lenker beißt.
Aber alle sind heiß auf den Berg, und jeder ist sicher, oben anzukommen - auch das steilste Stück in einer Geraden mit traumhaften Blicken nach links zum Ortler tragen alle mit Fassung, auch wenn Rolf sich hier entscheidet, die nächste Tour mir einer Dreifachgarnitur anzutreten.
Martin und ich beißen uns derweil an einem hochmotivierten Amateur fest, der von hinten herangeschossen kam und ein gehöriges Tempo vorlegt. Wir fachsimpeln noch ein wenig über die Pässe der Gegend, dann aber bin ich froh, als ich mich mit Hinweis auf meine Fotografierpflichten verabschieden kann.
Alle sind gerade gut im Tritt, als wir die Franzenshöhe bei Kehre 22 erreichen, wo Klaus schon seit geraumer Zeit sitzt, gerade seine dritte Apfelschorle trinkt und das atemberaubende Panorama zwischen Ortler und Passhöhe genießt, die westlich 550 m über uns zu sehen ist. Unfassbar ist hier einfach die Straßenführung, diese letzten sechs Kilometer der Passstraße, die sich eine Wand hochzieht, die von hier nur senkrecht aussieht.
Glücklicherweise ist es weit vor halb drei, so dass wir die schauerhafte Vorstellung auf den restlichen Anstieg mit gutem Essen verdrängen können: es gibt Pasta und einen traumhaften Kaiserschmarrn, der wirklich jeden Rest an Energiemangel überkompensiert. Reste davon sind in Martins Sonnenbrille zu bewundern.
Nach weit mehr als einer Stunde wollen wir uns gerade aufmachen, als Norbert per Handy anfragt, ob er an der Franzenshöhe aus dem Bus steigen oder gleich durch zur Passhöhe fahren soll. Wir entscheiden uns für Letzteres und machen uns auf die letzten 6 km des Anstiegs. Klaus und Martin präsentieren noch ein letztes Mal für mich ihr quäldich-Trikot vor den legendären letzten Kehren des Anstiegs, und schon stürzen wir uns ins sie hinein.
Rolf ist die lange Pause nicht gut bekommen, und hat große Probleme, den Tritt wieder zu finden und auch mir fällt es schwer, Klaus zu folgen, von dem ich zu diesem Anlass auch endlich ein paar Bilder machen will. Letztlich bleiben Martin und ich hinten beim kämpfenden Rolf und nutzen die Zeit für diverse Fotos des wunderbaren Schlussanstiegs hinauf zum Joch - bei so blendendem Wetter, wie wir es haben, gibt es nicht viel schöneres in den Alpen - die volle Sternzahl für den Stelvio ist einfach berechtigt.
Oben angekommen sind sich alle einig, dass es hart war, aber alle hatten es sich auch schwieriger vorgestellt - die relativ lockere Runde am Vortag hatte die Beine doch gut vorbereitet, und trotz des steilen Anstiegs "über die Alm" am Reschenpass waren genug Körner für den heutigen Tag übrig geblieben.
Rolf, der Mann für die Ausflüge abseits der Hauptstrecke, entscheidet sich noch bis Tibet durchzufahren, einem etwa 20 m über der Passhöhe gelegenen Imbiss, auf dem sich der Trubel zumindest Ende Juni und damit in der Vorsaison gemessen am Pass noch deutlich in Grenzen hält. Nach anfänglichem Zögern folgt ihm doch die ganze Baggage, denn wer will sich schon eine vielleicht bessere Aussicht entgehen lassen. Vielleicht? Der Hammer ist die Aussicht von hier oben, den gesamten Kessel des Schlussanstiegs bis zur Franzenshöhe hinunter, dahinter majestätisch der Ortler. Unglaublich, auch für mich eine neue Erfahrung.
Auch Norbert ist inzwischen eingetroffen, und so können wir erstmals ein Passfoto in voller Besetzung aufnehmen. Nun rollen wir noch gemächlich hinab zum Umrailpass, wo wir die 11 Hm Anstieg auf dem großen Blatt nehmen könnten, wenn nicht die Zollstation dazwischen wäre. Aber auch so gehen keine Körner verloren, und selbst wenn - für die Abfahrt bräuchten wir sie nicht.
Wir genießen diese Abfahrt über den Umbrailpass, die viel natürlicher wirkt als das eben absolvierte straßenbauliche Meisterwerk, und dank der absoluten Ruhe, die hier herrscht, einen krassen Kontrast zum Stilfser Joch darstellt.
Die Vorfreude auf morgen früh steigt, denn da geht es hier mit der Morgensonne hoch. Wir durchfahren das Stück Naturstraße, und glücklicherweise kommen alle 16 Pneus unbeschadet hinüber - vorsichtige Fahrweise ist dennoch geboten. Zwischen den Bäumen grüßt immer wieder das Münstertal mit dem weiten Blick hinüber zum Sattel des Ofenpasses, auf dem wir gestern noch waren.
Kurz vor Sta Maria durchfahren wir in zwei Schwüngen die Wiesen oberhalb des Ortes und fahren steil in den Ort hinein, wo wir an der Kreuzung zur schmalen Haupstraße jäh abbremsen müssen, und links die letzten Höhenmeter zum Hotel Stelvio anbrechen.
Auch hier finden wir uns zunächst auf der Terrasse ein und beenden das Tagwerk mit einem Bier. Die Stimmung ist gelöst, denn nicht nur liegt der schwerste Anstieg hinter uns, auch haben wir uns in den letzten zwei Tagen kennen gelernt, und verstehen uns super. Man weiß ja nie, was für eine Gruppe sich finden wird, aber alle sind zufrieden, das Gruppengefühl ist toll. Weniger toll stellt sich allerdings das Hotel Stelvio dar. Seit meiner Vortour im September haben die Pächter gewechselt, und das neue Team ist noch nicht rund eingespielt. Die Zimmer sind einfach, was allein nicht schlecht ist, aber auch die Vorbereitung auf Radfahrer ist mehr als schlecht, es gibt keine Pumpe, und am nächsten Morgen sind die Energiegels aus - da muss sich bis zur nächsten Tour im September noch einiges tun.
Aber wir sind genügsam, und freuen uns aufs Abendessen, was ausreichend ausfällt, aber leider auch nicht vom Hocker reißt. Außerdem warten wir aufgrund eines Missverständnisses lange auf unser Essen - naja, dem Pächter wars peinlich.
Abends sitzen wir noch in lockerer Runde zusammen und betrachten die Bilder der ersten zwei Tage - es sind schon einige zusammen gekommen, und es ist toll, das Erlebte noch einmal an sich vorbeiziehen lassen zu können - Digitaltechnik machts möglich.
Anschließend sitzen wir noch in der lauen Abendluft auf der Terasse und diskutieren die heutige und morgige Etappe: Klar, dass Martin und Klaus auf den Gaviapass wollen uns so wieder Tour C fahren, während die sechs anderen wie geplant die B-Tour unter die Räder nehmen wollen.
Anders als am Montag geht der Weg für uns aber anfangs gemeinsam über den Umbrailpass, erst in Bormio trennen sich unsere Wege. Wir fahren das Veltlin hinunter auf der alten Staatsstraße nach Tirano, um dann über die lange Auffahrt des Forcola di Livigno nach Livigno zu gelangen, Martin und Klaus fahren den Gaviapass als Stichstraße, und dann über das Doppelpack Passo di Foscagno, Passo d'Eira nach Livigno, eine Strecke mit nur 6 Kilometern, dafür aber 800 Hm mehr.
Voller Vorfeude auf den morgigen Tag und Stolz auf das heute Geleistete geht es dann ins Bett.
Ich bin diese Etappe gefahren
am
Von Nachwuchsfahrer –
Mittwoch, der 29.6.2005. Heute steht noch einmal ein langer Tag mit zwei deftigen Steigungen vor uns: es geht über den Umbrailpass, dann das Veltlin hinunter nach Tirano und über den Forcola di Livigno hinüber in die Freihandelszone von Livigno. Klaus und Martin haben sich sogar für die C-Tour entschieden und biegen hinter dem Umbrailpass in Bormio nach links ab auf den Gaviapass, den sie als Sackgasse fahren, um dann über Foscagno und Eira zum Hotel Paré zu gelangen.
In Anbetracht der großen Höhenmeterzahl ist natürlich ein ausgiebiges Frühstück nötig, und leider enttäuscht das Hotel Stelvio auch in dieser Kategorie: die Brötchen sind alle schon von den zahlreichen Mountainbikern verspeist worden, die früher als wir auf dem Rad sitzen, was wir ihnen nicht übel nehmen, denn wir hätten es genau so getan. So essen wir Brot und Müsli, was es immerhin in ausreichenden Mengen gibt. Auch hier werde ich vor der Tour im September noch einmal intervenieren müssen.
Norbert ist wieder früher los gefahren; mit einer Gruppe Darmstädter Mountainbiker ist er mit über einer Stunde Vorsprung in den Umbrailpass gestartet, diesmal gibt es keinen Postbus auf dem Weg hoch, und er möchte nicht, dass wir zu lange auf ihn warten müssen. Wir lassen es relativ locker angehen, sitzen aber wegen der relativ langen Strecke schon um 9 Uhr auf dem Rad. So können wir die Strahlen der Morgensonne genießen, die das Münstertal in ein mystisches Licht tauchen. Höher und höher schrauben wir uns im Wald des unteren Umbrailpasses, wobei die Aussicht auf das Tal mit dem Ofenpass als Talschluss immer besser wird.
Der Anstieg ist anspruchsvoll, und ich wundere mich, wie gut sich Norbert augenscheinlich an den Darmstädtern festgebissen hat, denn von ihm fehlt jede Spur. Auch im Schotterstück: kein Norbert.
Danach tritt der Wald zurück, und über mehrere Serpentinen windet sich die schmale Straße auf recht ruppigen Belag nach oben, traumhaft gelegen zwischen Alpenwiesen und dem roten Fels, der rechts und links ansteht. Für mich wird die Fahrt nun doch anstrengend, denn Martin und Klaus fahren nicht schnell genug, so dass es für mich immer noch möglich ist,
zwischen ihnen als der ersten Gruppe und dem langsamsten Mitfahrer hin und her zu pendeln - echtes Intervalltraining für schönste Bilder.
Und dann, im Flachstück vor der letzten Serpentinengruppe, sehe ich Norbert erstmals von hinten, noch auf Tuchfühlung mit seinen hessischen Genossen.
Aber es dauert noch einige der sehr malerischen Kehren, bis ich ihn endlich eingeholt habe. Noch zwanzig Minuten mit den letzten, knackigen Kehren liegen vor uns. Dennoch bleibt Zeit für den Blick nach links und rechts, auf Enziane und Motorradoldtimer, von denen einige hier entlang fahren.
Norbert hat sich erst mal eine Pause verdient, und glücklicherweise hat das Verpflegungshäuschen oben am Pass offen. Klaus und Martin fahren schonmal voraus, und wir lassen uns von Norbert auf einen Kaffee einladen, aus Dank für unsere selbstverständliche, aber eigentlich nicht eingeplante Pause.
Heute morgen war der Himmel noch wolkenlos gewesen, aber je näher wir dem Pass kamen, desto dunkler zog es sich zu, und über der Ostrampe des Stilfser Jochs bahnten sich Gewitter an. Daher nahmen wir nach dem obligatorischen, schon wolkenverhangenen Passschildbild die Beine in die Hand und warfen uns in die lange Strecke bergab: Zunächst über die Westrampe des Stilfser Jochs, die in puncto Straßenbaukunst der Ostrampe in nichts nachsteht, was uns natürlich kostbare Zeit auf der Flucht vor dem herannahenden Unwetter nahm, dessen Vorboten uns in der unbedingt empfehlenswerten Fotopause in Form von leichtem Regen einholte.
Glücklicherweise konnten wir nach dem Serpentinenstück dem Hang folgend schnell Strecke zwischen uns und das Gewitter legen - toll sind in dieser Passage die vielen Galerien, die ohne Ausbau in den nackten Fels gehauen wurden, und durch Fenster von rechts spärlich beleuchtet werden. Mit Rückenlicht habe ich mich hier auch besser gefühlt.
In Bormio hielten wir uns nicht auf, sondern fuhren gleich auf der Hauptstraße weiter in Richtung Tirano. Nach ca 2 Kilometern biegt hier die alte Staatsstraße nach rechts von der Kfz-Straße ab, der wir im weiteren Verlauf gar nicht folgen dürften. Diese alte Straße ist noch in vollem Umfang erhalten, und der meist durch den Fels führende Neubau nimmt hier den kompletten Transitverkehr auf, so dass wir auf unserer Route quasi alleine sind und die knapp 40 km durch das liebliche Veltlin ungestört genießen können.
Das Veltlin fällt keineswegs sanft und gleichmäßig ab, eine Gegensteigung mit ca 50 Hm gilt es im vorderen Teil zu überwinden, und in dessen Anschluss folgt eine 10%ige Abfahrt über 2 Kehren, nach denen noch einmal Geschwindigkeiten über 80 km/h möglich sind, bevor wir le Prese erreichen.
Hier werden wir zweimal unter der aus dem Fels erscheinenden Neubaustrecke hindurchgeführt und erreichen nun den flacheren Teil des Veltlins. Das Unwetter immer noch im Nacken wird nun richtig Tempo gemacht, im Rausch des Windschattens fliegen wir an Grosio heran, wo wir im Gasthof links von der Kirche Mittagspause machen.
Von hier sind es noch ca 14 abschüssige Kilometer bis nach Tirano, genug zur Verdauung also. Das Essen ist OK, es gibt Spaghetti Napoli und Cola. Das Unwetter erreicht uns, aber es regnet nicht so stark wie befürchtet. So hoffen wir, dass wir Norbert abpassen können, der hinter uns geblieben ist und vor hat, ab Tirano mit dem Berninapexpress bis zum Berninapass zu fahren, und von dort hinunter zum dann auf 3,5 km Länge verkürzten Schlussanstieg zum Forcola di Livigno.
Aber wir sind scheinbar blind, denn ein Anruf ergibt, dass er schon weiter in Richtung Tirano unterwegs ist, und so machen wir uns auch auf die letzten Kilometer in Richtung Mazzo, wo die legendäre Anfahrt zum Passo di Mortirolo beginnt. Nicht aber für uns, denn wir rollen weiter auf der alternativen Strecke bis kurz vor Tirano, wo wir 2 Kilometer mit einer leichten Steigung auf der Hauptstraße fahren müssen.
Doch nach einer letzten rasanten Abfahrt ist Tirano erreicht, und wir fahren ohne Stopp in Richtung Schweiz und Berninapass.
Vom tiefsten Punkt steigt es hier aber deutlich länger an, als ich es in Erinnerung hatte. Von Madonna di Tirano an bezwingen wir eine deftige Steigung, in der wir zunächst den Grenzübergang in Campocolongo durchfahren, der im engsten Bereich der Schlucht des Baches Poschiavino liegt. Entlang an einer der berühmten Schleifen, die der Berninaexpress hier beschreibt steigt es auf breiter Straße weiter bis zum Ort Miralago, bei dem der Lago di Poschiavo erreicht wird, an dessen Ufer die Straße nun für einige Zeit fast eben entlang geht.
Wir nehmen uns etwas Zeit für den Genuss der Seelandschaft und halten unsere Füße in den gar nicht so kalten Bergsee. Ein Strudel knapp vor uns erinnert daran, dass der Lago di Poschiavo aufgestaut ist und einen unterirdischen Auslass hat.
Erst einmal haben wir das Unwetter hinter uns gelassen, und wir sind zuversichtlich, den Gipfel trocken zu erreichen. Das einzige Problem ist die Psyche: der Aufstieg ist mit 36,5 km einer der längsten der Alpen, und die Straßenführung ohne jegliche Serpentine gerade am Hang entlang bietet wenig Abwechslung. Winzig der Ort Poschiavo bietet etwas Abwechslung, den wir auf Rolfs Vorschlag hin durchfahren, anstatt auf der Passstraße außen herum zu fahren.
Das war sicherlich eine gute Idee vor den letzten 13,5 km auf dieser breiten Straße, bevor wir 3,5 km vor dem Forcola di Livigno die Berninapassstraße nach rechts verlassen. Die führt erstmal wie gehabt weiter gerade am Hang entlang. Gunnar und Maria sehnen sich nach Abwechslung und steuern bei Sfazu die Einkehrmöglichkeit an der rechten Straßenseite an, die Rolf aber, gerade gut im Rhythmus, nicht wahrnehmen möchte.
So sind es Michael, Maria, Gunnar und ich, die hier auf einen Kaffee absteigen. Keine gute Idee, denn das Wetter hat sich nach dieser Pause gründlich verschlechtert, und so müssen wir das Zeitfahren gegen das Gewitter wieder aufnehmen. Vor uns wird es deutlich dunkler, und während wir die paar Serpentinen vor dem Abzweig in Angriff nehmen, fallen schon die ersten Tropfen vom Himmel: der Kampf geht verloren.
Endlich sind wir an der Abzweigung, wo sich bereits ein Nieselregen festgesetzt hat, der Böses für die Abfahrt ahnen lässt, denn noch sind wir auf der Südseite des Alpenhauptkamms. Nördlich davon wird es kaum besser aussehen.
Besser aus sieht allerdings auf jeden Fall die Straße hinter dem schweizer Grenzposten am Abzweig: deutlich schmaler schlängelt sie sich durch eine wilde Fels- und Wiesenödnis. Die Spannung, wie viel schlechter das Wetter hinter der Passhöhe sein wird, tut ein Übriges zur Belebung der Sinne bei, so dass wir gerade gut im Tritt sind, als wir plötzlich Norbert rechts am Straßenrand stehen sehen, der gerade sein Rad in einen Schweizer PKW verstaut - ihm ist das Wetter zu schlecht. Recht hat er.
Die Fahrer des Wagens lernen wir übrigens heute abend im Hotel etwas näher kennen, denn als sie Norbert dort abgeliefert hatten, entschieden sie sich prompt, die Nacht auch dort zu verbringen.
Wir kämpfen uns durch die letzten Kurven zum Pass, und werden in unseren schlimmsten Befürchtungen bestätigt: es gießt in Strömen im hochtal Livignos. Glücklicherweise ist es nicht allzu kalt, aber dennoch sind es schlimme 15 km hinab nach Livigno, die zu flach sind, um schnell hinunter zu kommen, aber auch zu steil, um durch Tretbewegung Wärme erzeugen zu können. So fahre ich mit geschlossenen Bremsen tretend zu Tal, um mich wenigsten etwas aufzuwärmen.
Zu allem Überfluss kenne ich die Lage des Hotels nicht genau, weil ich in meiner Vorbereitungstour bei einem Schwesterhotel zu Mittag gegessen habe. Glücklicherweise weist uns ein Hotelwirt genau den richtigen Weg: Wir müssen zweimal rechts abbiegen in Richtung Passo d'Eira, an dessen Abfahrtsende das Hotel rechter Hand liegt. Lobend erwähnen möchte ich auch Norberts Mannschaftsgeist, der sich, sobald er im Paré angekommen war, sofort darum kümmerte, ob wir vielleicht wegen Schlechtwetters abgeholt werden müssen.
Das war glücklicherweise nicht der Fall, und so erreichten wir durchgefroren das 4-Sterne-Hotel Paré, in dem die Sauna glücklicherweise schon aufgeheizt war, in der wir uns wenig später alle trafen.
Auch Martin und Klaus trafen wir in der Sauna, die zwar leider über 60 Grad nicht hinauskam, aber uns doch schön aufwärmte. Gegen ihre Erlebnisse stellte sich unser Unwetter als sommerlicher Regenschauer heraus, denn sie hatte das Unwetter, das wir schon vom Umbrailpass aus gesehen hatten, voll in der Anfahrt zum Gaviapass erwischt. Haselnussgroße Hagelkörner waren niedergegangen, als das Gewitter genau über ihnen war, und sie hatten sich eng an den Fels gelehnt, um nicht komplett durchgenässt zu werden. Ein zweites Mal konnten sie das Gewitter glücklicherweise im Gaviapasshaus abwarten, und waren dann am Passo d'Eira auch in unseren sommerlichen Regenschauer geraten, in dem sie aber nur noch einige Kilometer bis zum Hotel Paré zurücklegen mussten.
Auch sportlich hatten sie es sich voll gegeben, und sind an den letzten beiden Pässen Ausscheidungsrennen gefahren, von denen sie jetzt beide behaupteten, der jeweils andere hätte es für sich entschieden. Jaja, immer bescheiden, die Pässefahrer.
Das Hotel Paré hatte sich also gut eingeführt, und zum Schwimmen im Pool blieb leider keine Zeit mehr, denn das Abendessen rief und der Magen knurrte gehörig. Das Essen konnte sich auch wirklich sehen lassen, und so war die Stimmung super. Die beiden Gruppen tauschten noch Erfahrungen aus, und hinterher setzten wir uns noch auf einen Drink auf Kosten von quäldich.de in die Hotelbibliothek, wo wir ziemlich horizontal die Sofas bevölkerten, es waren doch alle ziemlich geschafft.
Ich witterte Morgenluft, weil Martin und Klaus sich jetzt schon 2 Tage gegenseitig platt gefahren hatten, und machte Klaus einfach mal mit zitternden Knien eine Kampfansage, dass ich morgen mal mit ihm den Albulapass hochfahren wolle. Er ging auch prompt darauf ein, und damit hatten wir den Salat: was als Schaulaufen das Engadin hinab mit kleinen Abstechern nach links die Pässe hoch angedacht war, drohte richtig anstrengend zu werden.
Morgen sollte es ja die 15 Kilometer hinauf zum Forcola di Livigno gehen, danach die vier Kilometer Reststeigung zum Berninapass, die wir heute ausgelassen hatten. Von da ab ginge es prinzipiell bergab bis Scuol. Auf dem Weg dahin waren als Optionen der Albulapass ab la Punt und der Flüelapass ab Susch als Stichstraßen vorgesehen, und spätestens nach meiner Kampfansage hoffte ich, dass niemand mehr auf den Flüelapass Lust haben wird.
Erstmal allerdings hofften wir für morgen auf besseres Wetter. Unsere neuen Freunde allerdings (die Norbert ins Hotel gebracht hatten) hatten von einer Aufheiterung im Radio geehrt, was uns mit Erleichterung ins Bett fallen ließ.
In Anbetracht der großen Höhenmeterzahl ist natürlich ein ausgiebiges Frühstück nötig, und leider enttäuscht das Hotel Stelvio auch in dieser Kategorie: die Brötchen sind alle schon von den zahlreichen Mountainbikern verspeist worden, die früher als wir auf dem Rad sitzen, was wir ihnen nicht übel nehmen, denn wir hätten es genau so getan. So essen wir Brot und Müsli, was es immerhin in ausreichenden Mengen gibt. Auch hier werde ich vor der Tour im September noch einmal intervenieren müssen.
Norbert ist wieder früher los gefahren; mit einer Gruppe Darmstädter Mountainbiker ist er mit über einer Stunde Vorsprung in den Umbrailpass gestartet, diesmal gibt es keinen Postbus auf dem Weg hoch, und er möchte nicht, dass wir zu lange auf ihn warten müssen. Wir lassen es relativ locker angehen, sitzen aber wegen der relativ langen Strecke schon um 9 Uhr auf dem Rad. So können wir die Strahlen der Morgensonne genießen, die das Münstertal in ein mystisches Licht tauchen. Höher und höher schrauben wir uns im Wald des unteren Umbrailpasses, wobei die Aussicht auf das Tal mit dem Ofenpass als Talschluss immer besser wird.
Der Anstieg ist anspruchsvoll, und ich wundere mich, wie gut sich Norbert augenscheinlich an den Darmstädtern festgebissen hat, denn von ihm fehlt jede Spur. Auch im Schotterstück: kein Norbert.
Danach tritt der Wald zurück, und über mehrere Serpentinen windet sich die schmale Straße auf recht ruppigen Belag nach oben, traumhaft gelegen zwischen Alpenwiesen und dem roten Fels, der rechts und links ansteht. Für mich wird die Fahrt nun doch anstrengend, denn Martin und Klaus fahren nicht schnell genug, so dass es für mich immer noch möglich ist,
zwischen ihnen als der ersten Gruppe und dem langsamsten Mitfahrer hin und her zu pendeln - echtes Intervalltraining für schönste Bilder.
Und dann, im Flachstück vor der letzten Serpentinengruppe, sehe ich Norbert erstmals von hinten, noch auf Tuchfühlung mit seinen hessischen Genossen.
Aber es dauert noch einige der sehr malerischen Kehren, bis ich ihn endlich eingeholt habe. Noch zwanzig Minuten mit den letzten, knackigen Kehren liegen vor uns. Dennoch bleibt Zeit für den Blick nach links und rechts, auf Enziane und Motorradoldtimer, von denen einige hier entlang fahren.
Norbert hat sich erst mal eine Pause verdient, und glücklicherweise hat das Verpflegungshäuschen oben am Pass offen. Klaus und Martin fahren schonmal voraus, und wir lassen uns von Norbert auf einen Kaffee einladen, aus Dank für unsere selbstverständliche, aber eigentlich nicht eingeplante Pause.
Heute morgen war der Himmel noch wolkenlos gewesen, aber je näher wir dem Pass kamen, desto dunkler zog es sich zu, und über der Ostrampe des Stilfser Jochs bahnten sich Gewitter an. Daher nahmen wir nach dem obligatorischen, schon wolkenverhangenen Passschildbild die Beine in die Hand und warfen uns in die lange Strecke bergab: Zunächst über die Westrampe des Stilfser Jochs, die in puncto Straßenbaukunst der Ostrampe in nichts nachsteht, was uns natürlich kostbare Zeit auf der Flucht vor dem herannahenden Unwetter nahm, dessen Vorboten uns in der unbedingt empfehlenswerten Fotopause in Form von leichtem Regen einholte.
Glücklicherweise konnten wir nach dem Serpentinenstück dem Hang folgend schnell Strecke zwischen uns und das Gewitter legen - toll sind in dieser Passage die vielen Galerien, die ohne Ausbau in den nackten Fels gehauen wurden, und durch Fenster von rechts spärlich beleuchtet werden. Mit Rückenlicht habe ich mich hier auch besser gefühlt.
In Bormio hielten wir uns nicht auf, sondern fuhren gleich auf der Hauptstraße weiter in Richtung Tirano. Nach ca 2 Kilometern biegt hier die alte Staatsstraße nach rechts von der Kfz-Straße ab, der wir im weiteren Verlauf gar nicht folgen dürften. Diese alte Straße ist noch in vollem Umfang erhalten, und der meist durch den Fels führende Neubau nimmt hier den kompletten Transitverkehr auf, so dass wir auf unserer Route quasi alleine sind und die knapp 40 km durch das liebliche Veltlin ungestört genießen können.
Das Veltlin fällt keineswegs sanft und gleichmäßig ab, eine Gegensteigung mit ca 50 Hm gilt es im vorderen Teil zu überwinden, und in dessen Anschluss folgt eine 10%ige Abfahrt über 2 Kehren, nach denen noch einmal Geschwindigkeiten über 80 km/h möglich sind, bevor wir le Prese erreichen.
Hier werden wir zweimal unter der aus dem Fels erscheinenden Neubaustrecke hindurchgeführt und erreichen nun den flacheren Teil des Veltlins. Das Unwetter immer noch im Nacken wird nun richtig Tempo gemacht, im Rausch des Windschattens fliegen wir an Grosio heran, wo wir im Gasthof links von der Kirche Mittagspause machen.
Von hier sind es noch ca 14 abschüssige Kilometer bis nach Tirano, genug zur Verdauung also. Das Essen ist OK, es gibt Spaghetti Napoli und Cola. Das Unwetter erreicht uns, aber es regnet nicht so stark wie befürchtet. So hoffen wir, dass wir Norbert abpassen können, der hinter uns geblieben ist und vor hat, ab Tirano mit dem Berninapexpress bis zum Berninapass zu fahren, und von dort hinunter zum dann auf 3,5 km Länge verkürzten Schlussanstieg zum Forcola di Livigno.
Aber wir sind scheinbar blind, denn ein Anruf ergibt, dass er schon weiter in Richtung Tirano unterwegs ist, und so machen wir uns auch auf die letzten Kilometer in Richtung Mazzo, wo die legendäre Anfahrt zum Passo di Mortirolo beginnt. Nicht aber für uns, denn wir rollen weiter auf der alternativen Strecke bis kurz vor Tirano, wo wir 2 Kilometer mit einer leichten Steigung auf der Hauptstraße fahren müssen.
Doch nach einer letzten rasanten Abfahrt ist Tirano erreicht, und wir fahren ohne Stopp in Richtung Schweiz und Berninapass.
Vom tiefsten Punkt steigt es hier aber deutlich länger an, als ich es in Erinnerung hatte. Von Madonna di Tirano an bezwingen wir eine deftige Steigung, in der wir zunächst den Grenzübergang in Campocolongo durchfahren, der im engsten Bereich der Schlucht des Baches Poschiavino liegt. Entlang an einer der berühmten Schleifen, die der Berninaexpress hier beschreibt steigt es auf breiter Straße weiter bis zum Ort Miralago, bei dem der Lago di Poschiavo erreicht wird, an dessen Ufer die Straße nun für einige Zeit fast eben entlang geht.
Wir nehmen uns etwas Zeit für den Genuss der Seelandschaft und halten unsere Füße in den gar nicht so kalten Bergsee. Ein Strudel knapp vor uns erinnert daran, dass der Lago di Poschiavo aufgestaut ist und einen unterirdischen Auslass hat.
Erst einmal haben wir das Unwetter hinter uns gelassen, und wir sind zuversichtlich, den Gipfel trocken zu erreichen. Das einzige Problem ist die Psyche: der Aufstieg ist mit 36,5 km einer der längsten der Alpen, und die Straßenführung ohne jegliche Serpentine gerade am Hang entlang bietet wenig Abwechslung. Winzig der Ort Poschiavo bietet etwas Abwechslung, den wir auf Rolfs Vorschlag hin durchfahren, anstatt auf der Passstraße außen herum zu fahren.
Das war sicherlich eine gute Idee vor den letzten 13,5 km auf dieser breiten Straße, bevor wir 3,5 km vor dem Forcola di Livigno die Berninapassstraße nach rechts verlassen. Die führt erstmal wie gehabt weiter gerade am Hang entlang. Gunnar und Maria sehnen sich nach Abwechslung und steuern bei Sfazu die Einkehrmöglichkeit an der rechten Straßenseite an, die Rolf aber, gerade gut im Rhythmus, nicht wahrnehmen möchte.
So sind es Michael, Maria, Gunnar und ich, die hier auf einen Kaffee absteigen. Keine gute Idee, denn das Wetter hat sich nach dieser Pause gründlich verschlechtert, und so müssen wir das Zeitfahren gegen das Gewitter wieder aufnehmen. Vor uns wird es deutlich dunkler, und während wir die paar Serpentinen vor dem Abzweig in Angriff nehmen, fallen schon die ersten Tropfen vom Himmel: der Kampf geht verloren.
Endlich sind wir an der Abzweigung, wo sich bereits ein Nieselregen festgesetzt hat, der Böses für die Abfahrt ahnen lässt, denn noch sind wir auf der Südseite des Alpenhauptkamms. Nördlich davon wird es kaum besser aussehen.
Besser aus sieht allerdings auf jeden Fall die Straße hinter dem schweizer Grenzposten am Abzweig: deutlich schmaler schlängelt sie sich durch eine wilde Fels- und Wiesenödnis. Die Spannung, wie viel schlechter das Wetter hinter der Passhöhe sein wird, tut ein Übriges zur Belebung der Sinne bei, so dass wir gerade gut im Tritt sind, als wir plötzlich Norbert rechts am Straßenrand stehen sehen, der gerade sein Rad in einen Schweizer PKW verstaut - ihm ist das Wetter zu schlecht. Recht hat er.
Die Fahrer des Wagens lernen wir übrigens heute abend im Hotel etwas näher kennen, denn als sie Norbert dort abgeliefert hatten, entschieden sie sich prompt, die Nacht auch dort zu verbringen.
Wir kämpfen uns durch die letzten Kurven zum Pass, und werden in unseren schlimmsten Befürchtungen bestätigt: es gießt in Strömen im hochtal Livignos. Glücklicherweise ist es nicht allzu kalt, aber dennoch sind es schlimme 15 km hinab nach Livigno, die zu flach sind, um schnell hinunter zu kommen, aber auch zu steil, um durch Tretbewegung Wärme erzeugen zu können. So fahre ich mit geschlossenen Bremsen tretend zu Tal, um mich wenigsten etwas aufzuwärmen.
Zu allem Überfluss kenne ich die Lage des Hotels nicht genau, weil ich in meiner Vorbereitungstour bei einem Schwesterhotel zu Mittag gegessen habe. Glücklicherweise weist uns ein Hotelwirt genau den richtigen Weg: Wir müssen zweimal rechts abbiegen in Richtung Passo d'Eira, an dessen Abfahrtsende das Hotel rechter Hand liegt. Lobend erwähnen möchte ich auch Norberts Mannschaftsgeist, der sich, sobald er im Paré angekommen war, sofort darum kümmerte, ob wir vielleicht wegen Schlechtwetters abgeholt werden müssen.
Das war glücklicherweise nicht der Fall, und so erreichten wir durchgefroren das 4-Sterne-Hotel Paré, in dem die Sauna glücklicherweise schon aufgeheizt war, in der wir uns wenig später alle trafen.
Auch Martin und Klaus trafen wir in der Sauna, die zwar leider über 60 Grad nicht hinauskam, aber uns doch schön aufwärmte. Gegen ihre Erlebnisse stellte sich unser Unwetter als sommerlicher Regenschauer heraus, denn sie hatte das Unwetter, das wir schon vom Umbrailpass aus gesehen hatten, voll in der Anfahrt zum Gaviapass erwischt. Haselnussgroße Hagelkörner waren niedergegangen, als das Gewitter genau über ihnen war, und sie hatten sich eng an den Fels gelehnt, um nicht komplett durchgenässt zu werden. Ein zweites Mal konnten sie das Gewitter glücklicherweise im Gaviapasshaus abwarten, und waren dann am Passo d'Eira auch in unseren sommerlichen Regenschauer geraten, in dem sie aber nur noch einige Kilometer bis zum Hotel Paré zurücklegen mussten.
Auch sportlich hatten sie es sich voll gegeben, und sind an den letzten beiden Pässen Ausscheidungsrennen gefahren, von denen sie jetzt beide behaupteten, der jeweils andere hätte es für sich entschieden. Jaja, immer bescheiden, die Pässefahrer.
Das Hotel Paré hatte sich also gut eingeführt, und zum Schwimmen im Pool blieb leider keine Zeit mehr, denn das Abendessen rief und der Magen knurrte gehörig. Das Essen konnte sich auch wirklich sehen lassen, und so war die Stimmung super. Die beiden Gruppen tauschten noch Erfahrungen aus, und hinterher setzten wir uns noch auf einen Drink auf Kosten von quäldich.de in die Hotelbibliothek, wo wir ziemlich horizontal die Sofas bevölkerten, es waren doch alle ziemlich geschafft.
Ich witterte Morgenluft, weil Martin und Klaus sich jetzt schon 2 Tage gegenseitig platt gefahren hatten, und machte Klaus einfach mal mit zitternden Knien eine Kampfansage, dass ich morgen mal mit ihm den Albulapass hochfahren wolle. Er ging auch prompt darauf ein, und damit hatten wir den Salat: was als Schaulaufen das Engadin hinab mit kleinen Abstechern nach links die Pässe hoch angedacht war, drohte richtig anstrengend zu werden.
Morgen sollte es ja die 15 Kilometer hinauf zum Forcola di Livigno gehen, danach die vier Kilometer Reststeigung zum Berninapass, die wir heute ausgelassen hatten. Von da ab ginge es prinzipiell bergab bis Scuol. Auf dem Weg dahin waren als Optionen der Albulapass ab la Punt und der Flüelapass ab Susch als Stichstraßen vorgesehen, und spätestens nach meiner Kampfansage hoffte ich, dass niemand mehr auf den Flüelapass Lust haben wird.
Erstmal allerdings hofften wir für morgen auf besseres Wetter. Unsere neuen Freunde allerdings (die Norbert ins Hotel gebracht hatten) hatten von einer Aufheiterung im Radio geehrt, was uns mit Erleichterung ins Bett fallen ließ.
Ich bin diese Etappe gefahren
am
Von Nachwuchsfahrer –
Donnerstag, der 30.6.2005.
Schon bricht der letzte Tag unseres Kurztripps heran. Glücklicherweise haben sich die Unwetterwolken verzogen, und das Hochtal von Livigno breitet sich friedlich und heiter unter uns aus. Ein letztes Mal genießen wir ein sehr gutes Frühstück und machen uns wie meistens um 9:30 h auf den Weg hinauf zum Forcola di Livigno.
Der ist von dieser Seite alles andere als hart, die 14 km fliegen förmlich an uns vorbei. In einer weiten Linkskurve klebt die Straße rechts am Hang, und früh hat man Blickkontakt zur Passhöhe. Unter uns fahren einige Mountainbiker auf einem schmalen Trail der Passhöhe entgegen, und bis zu einem gewissen Punkt gibt es rechts von uns noch einen Radweg.
Die Beine sind so schnell locker gefahren, und wir erfreuen uns an der so viel besseren Sicht und so viel trockeneren Straße als gestern abend, als wir zum Teil schon mal hier waren.
Bald stehen wir am Passschild für das obligatorische Foto und rollen hinab in die Schweiz zum Restanstieg zum Berninapass. Zu dem sind es noch vier Kilometer, und das sind mit Abstand die schönsten ab Tirano. Gut, dass wir die weniger ansprechende Strecke gestern schon hinter uns gebracht haben.
Klaus wirft hier schon Traubenzucker ein, er hat nämlich leichte Kopfschmerzen. Gut für mich bei unserem bevorstehenden Duell am Albulapass, denke ich mitfühlend. Am Berninapass mit dem dahinterliegenden Diavolezza-Gletscher machen wir ein Bild mit selbstauslöser, was Martin ziemlich belustigt, weil ich mich so bescheurt auf dem Boden rumwälze, um die Kamera auf einem Stein zu justieren.
Von der Abfahrt ins Engadin hatten wir uns mehr versprochen, gemeint sind höhere Geschwindigkeiten, denn der Gegensturm war ziemlich bremsend. Kurz haben Martin, Klaus, Michael und ich versucht, uns dagegen zu werfen, aber das war irgendwie doch zu anstrengend, und so bummeln wir doch lieber den Pass herab. In Anbetracht der wahnsinnigen Blicke auf den Morteratsch-Gletscher auch wirklich die bessere Entscheidung. Hinter einem sich hinter uns schließenden Bahnübergang nutzen wir die verkehrsfreie Straße zur Bewunderung dieses wahrhaft majestätischen Anblicks.
Es dauert einige Zeit, bis Gunnar, Maria und Rolf uns nachkommen, und so verbringen wir einige Zeit mit Betrachtung und Fotografieren der Schneewelt über uns. Rolf lotst uns weiter unten wieder durch den Kernort Pontresina, sicherlich wiederum eine lohnende Alternative zur Ortsumgehung. Und danach brettert Klaus vor uns das Engadin runter, das wir kaum noch mitkommen. Der Vorteil ist, das wir die Strecke bis la Punt viel schneller zurücklegen als gedacht, und so früh in den Biergarten des Hotels Albula am Abzweig des Albulapasses einfallen können.
Hier ergibt eine kurze Umfrage, dass Maria und Michael den Verlockungen der Pizza verfallen werden, und Gunnar, Rolf, Klaus und ich auf jeden Fall zum Albulapass hoch fahren wollen. Martin hätte auch Lust, hat aber den Fehler begangen, sich hinzusetzen. Plötzlich klebte er fest und bestellte sich erst mal ein Weizenbier. Alles klar, dann fahren wir mal hoch. Rolf und Gunnar waren schon eine Weile unterwegs, als Klaus und ich ihnen hinterherstiefelten. Leider hatten wir beide ja gestern den Mund ziemlich voll genommen, dass wir erst mal in rasender Fahrt den Albulapass angingen. Die Wirtin sagte noch etwas von 9% Durchschnittssteigung auf 6 km, aber das wollten wir gar nicht mehr hören und waren schon um die Ecke gebogen.
Die erste Serpentinengruppe oberhalb des Ortes fuhren wir also richtig zackig, und es tat ziemlich weh. Glücklicherweise ging es Klaus auch so, sa dass wir uns nach einigen Kilometern für eine zurückhaltendere Fahrweise entschließen, was den Vorteil hatte, dass wir uns auch mal unterhalten konnten. Und so verbrachten wir den Schlussteil dieser durchaus ansprechenden Auffahrt plaudernd mit deutlich mehr Spaß als am Anfang. Kurz vor dem Flachstück, das auf die Passhöhe führt, machte das schweizerische Militär Schießübungen auf die unschuldige Felswand zur Rechten.
Rolf haben wir noch überholt, aber Gunnar hatte auf einem Supermannheftchen geschlafen und wartete lächelnd am Pass auf uns. Dort gab auch gerade eine Gruppe von ca 20 Zimmermännern auf der Walz ein Stelldichein, sie sangen etwas über eine schöne Maid, die nicht ganz so keusch war, wie es solchen Liedern eigentlich gut tut. Außerdem mochten sie mich nicht mehr so gerne, als ich sie gefragt hatte, ob sie echt seien oder von der Tourismusbehörde aufgestellt. Naja, da haben wir uns nach dem Passschildfoto doch lieber schnell nach unten verkrümelt.
Allerdings nicht, ohne vorher im Hotel Albula bei Martin telefonisch 3 Pizzen zu bestellen. Nach einer betont vorsichtigen Abfahrt (es sollte ja die letzte der Tour werden, hoffentlich wollte keiner mehr auf den Flüelapass), setzten wir uns just in dem Moment an den Tisch, als unsere Pizzen serviert wurden. Super!
Wir ließen uns richtig Zeit, denn schließlich war dies unser letztes gemeinsames Essen, denn Rolf wollte heute nacht noch nach Gießen zurück fahren, und Maria und Gunnar wollten am Bodensee übernachten. Nur Klaus, Martin, Norbert und ich wollten noch eine Nacht im Bellaval dranhängen und uns so die Strapazen der Nachtfahrt sparen.
Aber glücklicherweise konnten wir noch ein bisschen gemeinsam Fahrrad fahren, als wir uns schließlich aufrafften und La Punt Richtung Zernez verließen. Hier ist es auf der Hauptstraße teilweise für Rennräder gesperrt, so dass wir in den Genuss der alten Straße kommen, die durch den urigen Ortskern von führt. Schnell erreichten wir Zernez, und von hier aus kannten wir den Weg ja schon aus der Gegenrichtung vom ersten Tag, als wir hier in Richtung Ofenpass rollten.
Und tatsächlich beschwerte sich nur Gunnar von hinten, als ich in Susch den Abzweig zum Flüelapass einfach links liegen ließ. Glücklicherweise war auch diese Beschwerde nicht ernst gemeint, und so flogen wir unserem Bestimmungsort entgegen.
Aber Rolf hatte noch eine Überraschung für uns parat. In Ardez, dem wirklich letzten Ort vor unserem Zielort Scuol, zweigte Rolf plötzlich nach links ab und entschied, dass wir die 180 Hm und ca 3 km Umweg über Ftan noch einbauen sollten, die er von einem Skiurlaub als besonders schön in Erinnerung hatte.
Und das war sie auch wirklich: die ersten Meter aus dem schönen Ort Ardez heraus muteten spanisch an mit den verbrannten Wiesen rechts und links der Straße. Durch einen Felseinschnitt ging es links um die Kurve in ein Waldstück hinein, in dem die Straße für gut einen Kilometer ihren Belag verlor, aber weiterhin gut fahrbar blieb.
Es blieb außerordentlich abwechslungsreich, denn bald wurde der Wald wieder verlassen - durch sanfte Almen erreichten wir Ftan, einem weiteren schönen Unterengadiner Ort. Hier hielten wir uns aber gar nicht auf, denn die schnelle Abfahrt nach Scuol hinunter war zu verlockend - mit bestem Belag stürzt sich die Straße hier in mehreren Kehren in die Tiefe. Wieviel schöner ist es doch, den Bestimmungsort in einer solchen Abfahrt zu erreichen, als im geringen Tempo bergauf. Danke, Rolf, für diesen Geheimtipp.
Im Bellaval angekommen war noch genug Zeit für ein Eis auf der Terrasse und ein weiteres Resumee unserer Tour: Glücklicherweise waren sich alle einig: Das Wetter war großartig, Strecke und Stimmung super. Ein wirklich gelungener Auftakt der offenen quaeldich-Touren.
Nach dem Abschlussfoto machte sich zunächst Rolf, später dann Gunnar, Maria und Michael auf den Weg zurück nach Deutschland. Martin und ich hatten schon im Vorfeld entschlossen, noch zwei Tage im Montafon anzuhängen, und auf unsere spontane Einladung ließ sich auch Klaus nicht lange bitten.
Insgesamt war es eine super Tour. Im September wird die nächste quäldich-Tour genau auf diesen Strecken stattfinden. Ich würde mich freuen, wenn auch du dabei wärst. Hier geht es zu Information und Buchung.
Schon bricht der letzte Tag unseres Kurztripps heran. Glücklicherweise haben sich die Unwetterwolken verzogen, und das Hochtal von Livigno breitet sich friedlich und heiter unter uns aus. Ein letztes Mal genießen wir ein sehr gutes Frühstück und machen uns wie meistens um 9:30 h auf den Weg hinauf zum Forcola di Livigno.
Der ist von dieser Seite alles andere als hart, die 14 km fliegen förmlich an uns vorbei. In einer weiten Linkskurve klebt die Straße rechts am Hang, und früh hat man Blickkontakt zur Passhöhe. Unter uns fahren einige Mountainbiker auf einem schmalen Trail der Passhöhe entgegen, und bis zu einem gewissen Punkt gibt es rechts von uns noch einen Radweg.
Die Beine sind so schnell locker gefahren, und wir erfreuen uns an der so viel besseren Sicht und so viel trockeneren Straße als gestern abend, als wir zum Teil schon mal hier waren.
Bald stehen wir am Passschild für das obligatorische Foto und rollen hinab in die Schweiz zum Restanstieg zum Berninapass. Zu dem sind es noch vier Kilometer, und das sind mit Abstand die schönsten ab Tirano. Gut, dass wir die weniger ansprechende Strecke gestern schon hinter uns gebracht haben.
Klaus wirft hier schon Traubenzucker ein, er hat nämlich leichte Kopfschmerzen. Gut für mich bei unserem bevorstehenden Duell am Albulapass, denke ich mitfühlend. Am Berninapass mit dem dahinterliegenden Diavolezza-Gletscher machen wir ein Bild mit selbstauslöser, was Martin ziemlich belustigt, weil ich mich so bescheurt auf dem Boden rumwälze, um die Kamera auf einem Stein zu justieren.
Von der Abfahrt ins Engadin hatten wir uns mehr versprochen, gemeint sind höhere Geschwindigkeiten, denn der Gegensturm war ziemlich bremsend. Kurz haben Martin, Klaus, Michael und ich versucht, uns dagegen zu werfen, aber das war irgendwie doch zu anstrengend, und so bummeln wir doch lieber den Pass herab. In Anbetracht der wahnsinnigen Blicke auf den Morteratsch-Gletscher auch wirklich die bessere Entscheidung. Hinter einem sich hinter uns schließenden Bahnübergang nutzen wir die verkehrsfreie Straße zur Bewunderung dieses wahrhaft majestätischen Anblicks.
Es dauert einige Zeit, bis Gunnar, Maria und Rolf uns nachkommen, und so verbringen wir einige Zeit mit Betrachtung und Fotografieren der Schneewelt über uns. Rolf lotst uns weiter unten wieder durch den Kernort Pontresina, sicherlich wiederum eine lohnende Alternative zur Ortsumgehung. Und danach brettert Klaus vor uns das Engadin runter, das wir kaum noch mitkommen. Der Vorteil ist, das wir die Strecke bis la Punt viel schneller zurücklegen als gedacht, und so früh in den Biergarten des Hotels Albula am Abzweig des Albulapasses einfallen können.
Hier ergibt eine kurze Umfrage, dass Maria und Michael den Verlockungen der Pizza verfallen werden, und Gunnar, Rolf, Klaus und ich auf jeden Fall zum Albulapass hoch fahren wollen. Martin hätte auch Lust, hat aber den Fehler begangen, sich hinzusetzen. Plötzlich klebte er fest und bestellte sich erst mal ein Weizenbier. Alles klar, dann fahren wir mal hoch. Rolf und Gunnar waren schon eine Weile unterwegs, als Klaus und ich ihnen hinterherstiefelten. Leider hatten wir beide ja gestern den Mund ziemlich voll genommen, dass wir erst mal in rasender Fahrt den Albulapass angingen. Die Wirtin sagte noch etwas von 9% Durchschnittssteigung auf 6 km, aber das wollten wir gar nicht mehr hören und waren schon um die Ecke gebogen.
Die erste Serpentinengruppe oberhalb des Ortes fuhren wir also richtig zackig, und es tat ziemlich weh. Glücklicherweise ging es Klaus auch so, sa dass wir uns nach einigen Kilometern für eine zurückhaltendere Fahrweise entschließen, was den Vorteil hatte, dass wir uns auch mal unterhalten konnten. Und so verbrachten wir den Schlussteil dieser durchaus ansprechenden Auffahrt plaudernd mit deutlich mehr Spaß als am Anfang. Kurz vor dem Flachstück, das auf die Passhöhe führt, machte das schweizerische Militär Schießübungen auf die unschuldige Felswand zur Rechten.
Rolf haben wir noch überholt, aber Gunnar hatte auf einem Supermannheftchen geschlafen und wartete lächelnd am Pass auf uns. Dort gab auch gerade eine Gruppe von ca 20 Zimmermännern auf der Walz ein Stelldichein, sie sangen etwas über eine schöne Maid, die nicht ganz so keusch war, wie es solchen Liedern eigentlich gut tut. Außerdem mochten sie mich nicht mehr so gerne, als ich sie gefragt hatte, ob sie echt seien oder von der Tourismusbehörde aufgestellt. Naja, da haben wir uns nach dem Passschildfoto doch lieber schnell nach unten verkrümelt.
Allerdings nicht, ohne vorher im Hotel Albula bei Martin telefonisch 3 Pizzen zu bestellen. Nach einer betont vorsichtigen Abfahrt (es sollte ja die letzte der Tour werden, hoffentlich wollte keiner mehr auf den Flüelapass), setzten wir uns just in dem Moment an den Tisch, als unsere Pizzen serviert wurden. Super!
Wir ließen uns richtig Zeit, denn schließlich war dies unser letztes gemeinsames Essen, denn Rolf wollte heute nacht noch nach Gießen zurück fahren, und Maria und Gunnar wollten am Bodensee übernachten. Nur Klaus, Martin, Norbert und ich wollten noch eine Nacht im Bellaval dranhängen und uns so die Strapazen der Nachtfahrt sparen.
Aber glücklicherweise konnten wir noch ein bisschen gemeinsam Fahrrad fahren, als wir uns schließlich aufrafften und La Punt Richtung Zernez verließen. Hier ist es auf der Hauptstraße teilweise für Rennräder gesperrt, so dass wir in den Genuss der alten Straße kommen, die durch den urigen Ortskern von führt. Schnell erreichten wir Zernez, und von hier aus kannten wir den Weg ja schon aus der Gegenrichtung vom ersten Tag, als wir hier in Richtung Ofenpass rollten.
Und tatsächlich beschwerte sich nur Gunnar von hinten, als ich in Susch den Abzweig zum Flüelapass einfach links liegen ließ. Glücklicherweise war auch diese Beschwerde nicht ernst gemeint, und so flogen wir unserem Bestimmungsort entgegen.
Aber Rolf hatte noch eine Überraschung für uns parat. In Ardez, dem wirklich letzten Ort vor unserem Zielort Scuol, zweigte Rolf plötzlich nach links ab und entschied, dass wir die 180 Hm und ca 3 km Umweg über Ftan noch einbauen sollten, die er von einem Skiurlaub als besonders schön in Erinnerung hatte.
Und das war sie auch wirklich: die ersten Meter aus dem schönen Ort Ardez heraus muteten spanisch an mit den verbrannten Wiesen rechts und links der Straße. Durch einen Felseinschnitt ging es links um die Kurve in ein Waldstück hinein, in dem die Straße für gut einen Kilometer ihren Belag verlor, aber weiterhin gut fahrbar blieb.
Es blieb außerordentlich abwechslungsreich, denn bald wurde der Wald wieder verlassen - durch sanfte Almen erreichten wir Ftan, einem weiteren schönen Unterengadiner Ort. Hier hielten wir uns aber gar nicht auf, denn die schnelle Abfahrt nach Scuol hinunter war zu verlockend - mit bestem Belag stürzt sich die Straße hier in mehreren Kehren in die Tiefe. Wieviel schöner ist es doch, den Bestimmungsort in einer solchen Abfahrt zu erreichen, als im geringen Tempo bergauf. Danke, Rolf, für diesen Geheimtipp.
Im Bellaval angekommen war noch genug Zeit für ein Eis auf der Terrasse und ein weiteres Resumee unserer Tour: Glücklicherweise waren sich alle einig: Das Wetter war großartig, Strecke und Stimmung super. Ein wirklich gelungener Auftakt der offenen quaeldich-Touren.
Nach dem Abschlussfoto machte sich zunächst Rolf, später dann Gunnar, Maria und Michael auf den Weg zurück nach Deutschland. Martin und ich hatten schon im Vorfeld entschlossen, noch zwei Tage im Montafon anzuhängen, und auf unsere spontane Einladung ließ sich auch Klaus nicht lange bitten.
Insgesamt war es eine super Tour. Im September wird die nächste quäldich-Tour genau auf diesen Strecken stattfinden. Ich würde mich freuen, wenn auch du dabei wärst. Hier geht es zu Information und Buchung.
Ich bin diese Etappe gefahren
am