Quattro – Aus Freude am Fahren 90,6 km / 5030 Hm
Redaktionell bestätigte Tour von Uwe
Von Uwe –
06.08.2015
Nein - das ist keine verbogene Autowerbung!
Eventuell mitlesende bayerische Juristen mögen sich bitte entspannt zurück lehnen ;-)
Schon seit Ende 2013 (Winterabend mit Langeweile) existierte eine Planung für die Befahrung der 4 wichtigsten Auffahrten zum Pass del Mortirolo, die ursprünglich im Sommer 2014 stattfinden sollte. Da aber der Sommer 2014 nicht stattfand, zumindest nicht in den Alpen und schon gar nicht in der Lombardei, wurde der Tourenvorschlag einfach in diesen Sommer transferiert. Die Reihenfolge der Auffahrten wurde immer mal wieder umgestellt, ist aber letztendlich für meine Verhältnisse die einzige logische Variante: 1. Einroller, 2. Hammer, 3. Noch ein Hammer, 4. Geht gerade noch.
Im Gegensatz zur Planung 2014 war aber klar, dass ich das Unternehmen ,,Quattro" solo fahren musste. Immerhin ergab sich aber kurzfristig, dass die Familie animiert werden konnte, mit nach Grosio, dem Startort im Valtellina zu kommen und dann zum Wandern usw. zur Passhöhe des Passo del Mortirolo weiter zu fahren. So konnte ich ein großzügiges Depot an Getränken, Nahrung und Wechselkleidung im Auto auf der Passhöhe anlegen und musste nicht den ganzen Tag in völlig durchnässtem, klebrigem Trikot verbringen. Auch der bei der angesagten Hitze immense Getränkebedarf konnte bei jeder Passankunft aufgefüllt werden. Immerhin gingen 10 Liter an Getränken über den ganzen Tag verteilt durch meinen Kopf, wovon schon alleine 6 Liter Wasser mit Isostarpulver waren, also mehr als eine ganze Dose des Pulvers. Die Tagesmenge an Getränken ist wohl mein neuer Lebensrekord.
#1
So begann der praktische Teil des Unterfangens ,,Quattro" mit einer viel zu kurzen Nacht und einer Autoanreise von Müstair / CH, unserem Urlaubsquartier, über den Umbrail-Pass ins Valtellina nach Grosio. Um 06:43 Uhr war dann endlich alles soweit montiert und startklar, dass ich meine Familie verabschieden konnte und den Weg durch ein Gewerbegebiet am Rand von Grosio nehmen konnte. Zunächst führte mich der Beginn des Aufstiegs über nicht öffentliche Wege bis man bei gut 800 m Höhe in die eigentliche Straße zum Mortirolo einmündet. Der weitere Verlauf der Auffahrt ist zum Glück auch nicht besonders steil und so kann ich zumindest den ersten Aufstieg zum Objekt der Begierde entspannt erleben. Beim Start in Grosio zeigte das Autothermometer trotz der noch frühen Tageszeit schon 20°C, was für den Tagesverlauf wie eine Drohung wirkte. Da aber fast der gesamte Hang bewaldet ist, hoffe ich auf erträgliche Bedingungen.
Nach einer recht unspektakulären Fahrt komme ich zum ersten Mal an der Passhöhe an und treffe meine herum lungernden Familienmitglieder an, die mich mit Kaffee und Frühstück begrüßen. Es ist inzwischen auch an der Passhöhe schon recht warm und so beschließe ich, dass ich ohne Kleiderwechsel ins Tal nach Mazzo di Valtellina abfahre um dann von dort weiter nach Tovo di Sant' Agata zu wechseln. Die Abfahrt nach Mazzo ist nicht meine Lieblingsabfahrt und hat auch keine Chance, es zu werden, aber der Umweg über Grosio ist unsinnig und die direkte Abfahrt nach Tovo klingt mir aus Tobsis Beschreibung keineswegs sinnvoll.
#2
Was mit der Tovo-Auffahrt auf mich wartet, erahne ich nur aus Tobsis Beschreibung. Wenn ausgerechnet Tobsi, der ja vermutlich kein Anfänger ist, diesen Aufstieg mit drastischen Worten beschreibt, wird dieses Unternehmen für mich bestimmt ein Fiasko, wo ich nur froh sein kann, dass es hier keine Zuschauer gibt. Bis zum Flachstück, welches Tobsi als dringende Erholungsphase beschreibt, habe ich streckenweise schon schlimm zu kämpfen. Trotz eines gestern noch montierten 30er Zahnkranzes, der in Verbindung mit meiner Dreifachkurbel mit 30er Kettenblatt eine angeblich bergtaugliche Übersetzung ergibt, habe ich große Mühe, sowohl vorwärts zu kommen als auch das Vorderrad am Boden zu halten. Die komischen Geräusche meines Antriebs ignoriere ich, da ich weiß, dass ein 30er Zahnkranz offiziell nicht von meiner Schaltung verarbeitet werden kann. Das Flachstück nutze ich zum leichten Rollen und Entspannen der Beine, aber dann kommt der Hammer. Die angesagte Betonpiste kann ich nur zum Teil fahren und aus Angst, mangels Vortrieb auf den übelst groben Beton zu kippen und mich zu verletzen, steige ich noch einmal rechtzeitig ab und mache eine kleine Radwanderung bis es wieder etwas erträglicher zu fahren ist. Auch zu Fuß mit Look-Platten unter den Schuhen ist es nur schwer möglich, vorwärts zu kommen, aber ich hoffe, dass die Platten zumindest den heutigen Ausflug erträglich überstehen. Einmal an der Hauptstraße angekommen, ist der Rest des Aufstiegs nur noch Fleißaufgabe. So habe ich auch diese Auffahrt ohne Hitzschlag überstanden, da die Strecke fast komplett im Wald verläuft, was aber nicht heißt, dass man keine Landschaft sehen würde, denn aufgrund der Steilheit des Geländes kann man immer wieder aus dem Wald heraus in die Umgebung sehen.
Inzwischen ist Mittagszeit und so fahre ich den knappen Kilometer Richtig Monno, wo das Albergo Passo Mortirolo auf mich wartet und ich eine ordentliche Mittagsmahlzeit einnehmen kann. Nach der Mahlzeit wechsle ich noch die Kleidung, fülle meine Flaschen auf und fahre mal wieder nach Mazzo ab. Es ist inzwischen so heiß geworden, dass ich infolge der ständigen Bremserei Angst um meine Reifen habe, aber ein kurzer Zwischenstopp auf halbem Weg beruhigt mich, da die Felgen und Reifen nur gut handwarm geworden sind. In Mazzo fühle ich noch einmal, aber die Lage ist entspannt geblieben.
#3
Auch wenn die vorhin gefahrene Auffahrt von Tovo vermutlich der schwerste Aufstieg in meinem bisherigen Radleben war, so weiß ich doch, was mich ab Mazzo erwartet, da ich hier schon einmal vor Jahren aufgefahren bin und heute schon zweimal abfuhr. Die Hitze macht mir sehr zu schaffen und so kämpfe ich mich von Schatten zu Schatten und Kehre zu Kehre durch. Etliche kurze Pausen lege ich ein, wo ich etwas Flüssigkeit nachführe und nach Luft schnappe. In der ,,Todeszone" unterhalb 1000 m Höhe ist es furchtbar heiß und darüber auch noch schlimm. Ab der Einmündung in die Auffahrt von Grosio wird es wieder erträglicher und einen Kilometer unterhalb der Passhöhe stecke ich meinen Kopf mitsamt Helm in einen Brunnen.
#4
An der Passhöhe lungern meine Leute herum und haben eigentlich schon die Nase voll von der Hitze. Ich würge noch mühsam etwas Nahrung herunter, fülle meine Flaschen und starte mit neuer Kleidung in die Abfahrt nach Monno ins Val Camonica. Fast schon zu verlockend ist die Option, die Monno-Auffahrt in Monno beginnen zu lassen und nicht an der Hauptstraße SS 42 im Tal. Ich kann mich aber gegen mich durchsetzen und fahre bis ins Tal ab, da ich in guter Hoffnung lebe, dass die inzwischen aufgekommene starke Quellbewölkung ausreicht, mir überwiegend Schatten zu spenden. Außerdem hat es ja auch noch den Wald, der die überwiegende Strecke bedeckt.
Auch wenn ich inzwischen ziemlich ,,durch" bin und etliche Kurzpausen einlegen muss, bleibt das Handy in der Tasche und das Auto auf der Passhöhe. Als ich nach einer kurzen Trinkpause wieder weiter fahren möchte, hält ein PKW aus Deutschland an und die Insassen, auch Rennradler, fragen nach, ob ich Hilfe benötige. Demnach sehe ich inzwischen wirklich nicht mehr gut aus... Als sie hören, was ich hinter mir habe und was noch vor mir ist, haben sie ein gewisses Verständnis für meinen kläglichen Zustand und wünschen mir eine gute Weiterfahrt. Danke!
Um 20:10 Uhr komme ich dann doch noch lebend oben an, kann meine Ausrüstung verladen und die Rückfahrt antreten. In den vielen Kehren von Bormio über den Umbrail-Pass ins Val Müstair / CH bin ich um meine sehr guten Detailkenntnisse der Strecke froh, da ich hier schon etliche Male mit dem Rad herüber gefahren bin. Normalerweise wäre ich für die Autofahrt schon zu müde gewesen, aber so fährt das Auto fast schon automatisch. Zum Ausgleich sind ja hier weniger die Beine als die Arme gefragt, die das Lenkrad ständig von einem Anschlag zum anderen kurbeln.
Zweieinhalb Punkte sind bei meiner Fahrt offen geblieben:
1. Die Abfahrt nach Grosio wäre der Vollständigkeit halber fällig gewesen.
2. Die von Roli beschriebene Auffahrt aus dem Val Camonica über den alten Römerweg habe ich komplett ignoriert.
3. Was ist mit einer Auffahrt aus Grosotto über Madonna di Pompei? Gibt es hier entgegen diverser Karten keine durchgehende Verbindung oder ist sie nicht durchgehend für Rennräder geeignet? Bisher enthalten sich Tourenplaner und Pässelexikon der Stimme, da sie vermutlich keine eigene Meinung zum Thema haben.
Dass man hier noch andere nette Touren machen kann, ist auch klar. So habe ich bisher weder die Verbindungen über die Kammstraße noch diverse Sackgassen ausprobiert. Nur eins werde ich nicht wieder machen: die soeben befahrene Kombination der 4 Hauptanstiege.
Diese Tour war für mich in Zahlen ausgedrückt, durchaus nicht meine schwerste bisherige Tagesfahrt, aber mit Abstand die in Relation zur geringen Streckenlänge konzentrierteste Bergfahrt. Und vielleicht auch infolge der Hitze eine meiner gefühlt heftigsten Touren. Wobei diese Tour unter meinen manchmal ungewollt üblichen Bedingungen, also Kälte und Nässe, auch nicht überall fahrbar wäre, da wohl die extrem steilen Betonpassagen dann selbst zu Fuß kaum machbar sind.
Nein - das ist keine verbogene Autowerbung!
Eventuell mitlesende bayerische Juristen mögen sich bitte entspannt zurück lehnen ;-)
Schon seit Ende 2013 (Winterabend mit Langeweile) existierte eine Planung für die Befahrung der 4 wichtigsten Auffahrten zum Pass del Mortirolo, die ursprünglich im Sommer 2014 stattfinden sollte. Da aber der Sommer 2014 nicht stattfand, zumindest nicht in den Alpen und schon gar nicht in der Lombardei, wurde der Tourenvorschlag einfach in diesen Sommer transferiert. Die Reihenfolge der Auffahrten wurde immer mal wieder umgestellt, ist aber letztendlich für meine Verhältnisse die einzige logische Variante: 1. Einroller, 2. Hammer, 3. Noch ein Hammer, 4. Geht gerade noch.
Im Gegensatz zur Planung 2014 war aber klar, dass ich das Unternehmen ,,Quattro" solo fahren musste. Immerhin ergab sich aber kurzfristig, dass die Familie animiert werden konnte, mit nach Grosio, dem Startort im Valtellina zu kommen und dann zum Wandern usw. zur Passhöhe des Passo del Mortirolo weiter zu fahren. So konnte ich ein großzügiges Depot an Getränken, Nahrung und Wechselkleidung im Auto auf der Passhöhe anlegen und musste nicht den ganzen Tag in völlig durchnässtem, klebrigem Trikot verbringen. Auch der bei der angesagten Hitze immense Getränkebedarf konnte bei jeder Passankunft aufgefüllt werden. Immerhin gingen 10 Liter an Getränken über den ganzen Tag verteilt durch meinen Kopf, wovon schon alleine 6 Liter Wasser mit Isostarpulver waren, also mehr als eine ganze Dose des Pulvers. Die Tagesmenge an Getränken ist wohl mein neuer Lebensrekord.
#1
So begann der praktische Teil des Unterfangens ,,Quattro" mit einer viel zu kurzen Nacht und einer Autoanreise von Müstair / CH, unserem Urlaubsquartier, über den Umbrail-Pass ins Valtellina nach Grosio. Um 06:43 Uhr war dann endlich alles soweit montiert und startklar, dass ich meine Familie verabschieden konnte und den Weg durch ein Gewerbegebiet am Rand von Grosio nehmen konnte. Zunächst führte mich der Beginn des Aufstiegs über nicht öffentliche Wege bis man bei gut 800 m Höhe in die eigentliche Straße zum Mortirolo einmündet. Der weitere Verlauf der Auffahrt ist zum Glück auch nicht besonders steil und so kann ich zumindest den ersten Aufstieg zum Objekt der Begierde entspannt erleben. Beim Start in Grosio zeigte das Autothermometer trotz der noch frühen Tageszeit schon 20°C, was für den Tagesverlauf wie eine Drohung wirkte. Da aber fast der gesamte Hang bewaldet ist, hoffe ich auf erträgliche Bedingungen.
Nach einer recht unspektakulären Fahrt komme ich zum ersten Mal an der Passhöhe an und treffe meine herum lungernden Familienmitglieder an, die mich mit Kaffee und Frühstück begrüßen. Es ist inzwischen auch an der Passhöhe schon recht warm und so beschließe ich, dass ich ohne Kleiderwechsel ins Tal nach Mazzo di Valtellina abfahre um dann von dort weiter nach Tovo di Sant' Agata zu wechseln. Die Abfahrt nach Mazzo ist nicht meine Lieblingsabfahrt und hat auch keine Chance, es zu werden, aber der Umweg über Grosio ist unsinnig und die direkte Abfahrt nach Tovo klingt mir aus Tobsis Beschreibung keineswegs sinnvoll.
#2
Was mit der Tovo-Auffahrt auf mich wartet, erahne ich nur aus Tobsis Beschreibung. Wenn ausgerechnet Tobsi, der ja vermutlich kein Anfänger ist, diesen Aufstieg mit drastischen Worten beschreibt, wird dieses Unternehmen für mich bestimmt ein Fiasko, wo ich nur froh sein kann, dass es hier keine Zuschauer gibt. Bis zum Flachstück, welches Tobsi als dringende Erholungsphase beschreibt, habe ich streckenweise schon schlimm zu kämpfen. Trotz eines gestern noch montierten 30er Zahnkranzes, der in Verbindung mit meiner Dreifachkurbel mit 30er Kettenblatt eine angeblich bergtaugliche Übersetzung ergibt, habe ich große Mühe, sowohl vorwärts zu kommen als auch das Vorderrad am Boden zu halten. Die komischen Geräusche meines Antriebs ignoriere ich, da ich weiß, dass ein 30er Zahnkranz offiziell nicht von meiner Schaltung verarbeitet werden kann. Das Flachstück nutze ich zum leichten Rollen und Entspannen der Beine, aber dann kommt der Hammer. Die angesagte Betonpiste kann ich nur zum Teil fahren und aus Angst, mangels Vortrieb auf den übelst groben Beton zu kippen und mich zu verletzen, steige ich noch einmal rechtzeitig ab und mache eine kleine Radwanderung bis es wieder etwas erträglicher zu fahren ist. Auch zu Fuß mit Look-Platten unter den Schuhen ist es nur schwer möglich, vorwärts zu kommen, aber ich hoffe, dass die Platten zumindest den heutigen Ausflug erträglich überstehen. Einmal an der Hauptstraße angekommen, ist der Rest des Aufstiegs nur noch Fleißaufgabe. So habe ich auch diese Auffahrt ohne Hitzschlag überstanden, da die Strecke fast komplett im Wald verläuft, was aber nicht heißt, dass man keine Landschaft sehen würde, denn aufgrund der Steilheit des Geländes kann man immer wieder aus dem Wald heraus in die Umgebung sehen.
Inzwischen ist Mittagszeit und so fahre ich den knappen Kilometer Richtig Monno, wo das Albergo Passo Mortirolo auf mich wartet und ich eine ordentliche Mittagsmahlzeit einnehmen kann. Nach der Mahlzeit wechsle ich noch die Kleidung, fülle meine Flaschen auf und fahre mal wieder nach Mazzo ab. Es ist inzwischen so heiß geworden, dass ich infolge der ständigen Bremserei Angst um meine Reifen habe, aber ein kurzer Zwischenstopp auf halbem Weg beruhigt mich, da die Felgen und Reifen nur gut handwarm geworden sind. In Mazzo fühle ich noch einmal, aber die Lage ist entspannt geblieben.
#3
Auch wenn die vorhin gefahrene Auffahrt von Tovo vermutlich der schwerste Aufstieg in meinem bisherigen Radleben war, so weiß ich doch, was mich ab Mazzo erwartet, da ich hier schon einmal vor Jahren aufgefahren bin und heute schon zweimal abfuhr. Die Hitze macht mir sehr zu schaffen und so kämpfe ich mich von Schatten zu Schatten und Kehre zu Kehre durch. Etliche kurze Pausen lege ich ein, wo ich etwas Flüssigkeit nachführe und nach Luft schnappe. In der ,,Todeszone" unterhalb 1000 m Höhe ist es furchtbar heiß und darüber auch noch schlimm. Ab der Einmündung in die Auffahrt von Grosio wird es wieder erträglicher und einen Kilometer unterhalb der Passhöhe stecke ich meinen Kopf mitsamt Helm in einen Brunnen.
#4
An der Passhöhe lungern meine Leute herum und haben eigentlich schon die Nase voll von der Hitze. Ich würge noch mühsam etwas Nahrung herunter, fülle meine Flaschen und starte mit neuer Kleidung in die Abfahrt nach Monno ins Val Camonica. Fast schon zu verlockend ist die Option, die Monno-Auffahrt in Monno beginnen zu lassen und nicht an der Hauptstraße SS 42 im Tal. Ich kann mich aber gegen mich durchsetzen und fahre bis ins Tal ab, da ich in guter Hoffnung lebe, dass die inzwischen aufgekommene starke Quellbewölkung ausreicht, mir überwiegend Schatten zu spenden. Außerdem hat es ja auch noch den Wald, der die überwiegende Strecke bedeckt.
Auch wenn ich inzwischen ziemlich ,,durch" bin und etliche Kurzpausen einlegen muss, bleibt das Handy in der Tasche und das Auto auf der Passhöhe. Als ich nach einer kurzen Trinkpause wieder weiter fahren möchte, hält ein PKW aus Deutschland an und die Insassen, auch Rennradler, fragen nach, ob ich Hilfe benötige. Demnach sehe ich inzwischen wirklich nicht mehr gut aus... Als sie hören, was ich hinter mir habe und was noch vor mir ist, haben sie ein gewisses Verständnis für meinen kläglichen Zustand und wünschen mir eine gute Weiterfahrt. Danke!
Um 20:10 Uhr komme ich dann doch noch lebend oben an, kann meine Ausrüstung verladen und die Rückfahrt antreten. In den vielen Kehren von Bormio über den Umbrail-Pass ins Val Müstair / CH bin ich um meine sehr guten Detailkenntnisse der Strecke froh, da ich hier schon etliche Male mit dem Rad herüber gefahren bin. Normalerweise wäre ich für die Autofahrt schon zu müde gewesen, aber so fährt das Auto fast schon automatisch. Zum Ausgleich sind ja hier weniger die Beine als die Arme gefragt, die das Lenkrad ständig von einem Anschlag zum anderen kurbeln.
Zweieinhalb Punkte sind bei meiner Fahrt offen geblieben:
1. Die Abfahrt nach Grosio wäre der Vollständigkeit halber fällig gewesen.
2. Die von Roli beschriebene Auffahrt aus dem Val Camonica über den alten Römerweg habe ich komplett ignoriert.
3. Was ist mit einer Auffahrt aus Grosotto über Madonna di Pompei? Gibt es hier entgegen diverser Karten keine durchgehende Verbindung oder ist sie nicht durchgehend für Rennräder geeignet? Bisher enthalten sich Tourenplaner und Pässelexikon der Stimme, da sie vermutlich keine eigene Meinung zum Thema haben.
Dass man hier noch andere nette Touren machen kann, ist auch klar. So habe ich bisher weder die Verbindungen über die Kammstraße noch diverse Sackgassen ausprobiert. Nur eins werde ich nicht wieder machen: die soeben befahrene Kombination der 4 Hauptanstiege.
Diese Tour war für mich in Zahlen ausgedrückt, durchaus nicht meine schwerste bisherige Tagesfahrt, aber mit Abstand die in Relation zur geringen Streckenlänge konzentrierteste Bergfahrt. Und vielleicht auch infolge der Hitze eine meiner gefühlt heftigsten Touren. Wobei diese Tour unter meinen manchmal ungewollt üblichen Bedingungen, also Kälte und Nässe, auch nicht überall fahrbar wäre, da wohl die extrem steilen Betonpassagen dann selbst zu Fuß kaum machbar sind.
Ein gefahrener Pass
Passo del MortiroloStrecke
Ich bin diese Etappe gefahren und möchte die befahrenen Pässe in mein Palmares eintragen
Ich bin diese Etappe gefahren
am