Von majortom – Wegen des großen Erfolges unserer französischen Alpenreisen haben wir die Schwesterreise Tour du Dauphiné für 2018 zusätzlich ins Programm genommen. Empfehlenswert!
Unsere Tour in Savoyen führt in sieben Etappen durch den nördlichen Teil der französischen Alpen. Sie startet und endet in Annemasse bei Genf und führt uns sowohl auf die namhaften Pässe der Hochalpen – wie Col du Galibier, Col de l'Iséran oder Col de la Madeleine – als auch durch die nicht weniger spektakulären Pässe der Savoyer Voralpen. Eine Rennradwoche deluxe.
Streckenänderungen vorbehalten.
quäldich-Reise Rennradwoche Savoyer Alpen
Dies ist die offizielle Strecke der quäldich-Reise Rennradwoche Savoyer Alpen vom 28. Juli bis 4. August 2018.
Von Jan – Da sind wir also, in Savoyen. Sieben Tage Tour-de-France-Pässe vom Feinsten liegen vor uns. Madeleine, Galibier, Alpe d'Huez, Croix de Fer. Viele sind das erste Mal hier, und auch für mich ist es schon vierzehn Jahre her, dass ich zum letzten Mal auf der Passhöhe des Galibier stand.
Die Vorfreude ist also schon am Vorabend der ersten Etappe groß, und die Stimmung trotz meiner langatmigen Ansprache gut.
Entsprechend scharren natürlich alle um 10 Minuten vor 9 mit den Hufen und sind heiß auf den Mont Salève, den Hausberg Genfs, von dem wir uns grandiose Ausblicke auf den Genfer See versprechen. Schließlich sollte ja gestern alles an Feuchtigkeit runter gekommen sein, was in der Atmosphäre ist.
Wie immer am ersten Tag ist das Tempo unglaublich hoch, in Gruppe 1 schlagen wir im Gruppetto 950 Höhenmeter pro Stunde an. Wir schrauben uns den Mont Salève hoch, in einer Kehre erhaschen wir freie Blicke auf den unter uns in der Sonne liegenden See, aber je weiter wir steigen, desto mehr wird der See von Wolken bedeckt. Oben am Observatoire, das uns Tom für die Aussicht empfohlen hat, ist der See dann leider gar nicht mehr zu sehen. Trotzdem schön.
Oben bilden wir einen schöner Neuner-Zug und fahren Richtung Annecy ab. Tom hatte uns vor dem Verkehr gewarnt, aber bei diesem Tempo kann er uns nicht schrecken.
Aber am Lac d'Annecy dann: Verkehrs-Infarkt auf Radweg und Straße; wir wurschteln uns irgendwie durch. Nach dem Abzweig zum Col de la Forclaz nimmt der Verkehr aber deutlich ab, und wir können uns ganz der Qual hingeben. Und die ist in der steigenden Mittagssonne nicht mehr nach Belieben zu kontrollieren. Im 16-prozentigen Schlussanstieg läuft's nicht mehr richtig. Nur noch der Schweiß. Aber was für grandiose Blicke auf den Lac d'Annecy!
Und erst recht von der Passhöhe! WOW!
In der Abfahrt wartet Sylvia auf uns mit dem ersten quäldich-Buffet ihrer Historie. Exzellent war's, findet Dirk. Delicieux findet Dominic den Camembert, will aber zukünftig Éclaires und Oliven.
In der weiteren Abfahrt sind die Blicke nicht minder begeisternd, aber wir müssen uns mehr auf die Shuttlebusse der Paraglider konzentrieren, die mit uns um die Vorherrschaft auf der Straße konkurrieren.
Unten in Vesonne brennt die Sonne. Auch der Blick auf den schneebedeckten Gipfel des Mont Blanc veschafft zwar Begeisterung, aber keine Kühlung. Irgendwer hat hier einen Fön angestellt. Wir gehen den Col de Tamié an, auf schmalster Straße und angenehmen Steigungen in voralpiner Landschaft. Daneel leidet wie ich auf der ersten Etappe der Tour de Boland im März. Auch er kommt wie ich damals aus dem Winter, er aus dem ersten südafrikanischen Winter seit Jahren, in dem es richtig Schnee gab.
Die Abfahrt vom Tamié begeistert dann nochmals mit großartigem Mont-Blanc-Blick. Danke an Uwe für die Fotosession!
Und dann Arschbombenbatteln in Albertville! Yeah!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Die Auftaktetappe führt uns von Annemasse über drei Pässe in die Olympiastadt Albertville. Es sind noch nicht die ganz hohen Alpenpässe, die wir heute unter die Räder nehmen, schließlich steht heute das Einrollen und Kennenlernen im Vordergrund. Landschaftlich bekommen wir jedoch auch heute jede Menge geboten. In Annemasse befinden wir uns auch gleich schon am Fuß unseres ersten Anstiegs, des Genfer Hausbergs Mont Salève. Diesen Berg überqueren wir auf einer Kammstraße in Nord-Süd-Richtung und können nacheinander die Ausblicke auf Genf und den See, in die Hochalpen bis zum Montblanc und schließlich zum Lac d'Annecy genießen. Eine Tour des deux lacs, eine Zwei-Seen-Runde also. Annecy ist das nächste Zwischenziel, das ,,Venedig der Alpen", wo es aufgrund des Stadtverkehrs wohl heißt, einen Gang zurück zu schalten und stattdessen lieber die herrliche Seepromenade zu genießen. Der Col de la Forclaz führt uns dann hoch über den See hinaus bis fast auf den Gipfel der Tournette, grandioses Panorama erneut inklusive. Den Abschluss des heutigen Pässetrios bildet dann der Collet de Tamié, der dank sehr moderater Steigungsprozente auch mit müden Beinen noch erradelt werden kann. Von der Passhöhe führt uns eine rasante Abfahrt auf einsamer Straße direkt in den Etappenort Alberville, wo wir im Hotel abends noch eine entspannte Runde durch den Pool ziehen können.
Variante: Da man am ersten Tag vielleicht noch nicht alle Körner verbraten will, können alle drei Pässe auch problemlos im Tal umfahren werden. Am besten lässt man jedoch den Tamié aus und fährt stattdessen im Tal über Ugine - dank gut ausgebautem Radweg fast verkehrsfrei.
Von Jan – Was für eine Hitzeschlacht heute in Savoyen! Am Madeleine waren die Temperaturen noch unproblematisch, weil wir dank vorgezogenem Frühstück schon um 8 Uhr los fahren konnten. Was für ein epischer Anstieg! Mehr als 1500 Hm am Stück, mit immer besser werdenden Rückblicken auf den Mont Blanc.
Glücklicherweise gibt es in allen durchfahrenen Ortschaften Brunnen, so dass wir den Anstieg kontrolliert bestreiten können.
Oben sind wir viel zu früh, weil Sylvia noch einen neuen Laufradsatz für Gerhard kaufen musste, der nun Carbonschrott mit nach Hause nimmt.
Aber es hat angenehme 26 Grad (!) auf dem Madeleine, so lässt sichs leben!
Rauschende Abfahrt vom Madeleine mit tollen Blicken auf Meije und Grande Rousse, und natürlich den Col du Glandon, den wir aber erst übermorgen aus der Gegenrichtung bezwingen werden.
Gluthitze dann in La Chambre! Glücklicherweise müssen wir jetzt nicht die 26 km dem Arc-Tal nach St Michel de Maurienne folgen, sondern dürfen die wunderbare Montvernier-Serpentinenstraße fahren. Ich stelle mich auf eine entspannte Auffahrt ein, nachdem Jürgen und Thomas nach vorne rausgefahren sind. Ich setze mich an die Grupetto-Spitze, um Fotos zu machen, was aber sofort von allen gekontert wird. Wird also nichts mit einer entspannten Auffahrt. Aber die 17 eng gestaffelten Kehren auf knapp 3 Kilometern sind einfach einzigartig, und wir genießen es, wie es halt geht bei dem Tempo.
Auf einmal verlassen wir das Kehren-Nirvana, und ich habe noch kein ordentliches Bild von der Straße. Die Gruppe gestattet mir freundlicherweise, noch einmal zurück zu fahren, während sie im Dorfbrunnen in Montvernier sitzen.
Über einen Trampelpfad in Richtung Site Géologique erreiche ich tatsächlich die Kapelle, die über der Straße thront. Toller Blick – nur leider ohne Radfahrer.
Jetzt beginnt das Leiden. Die 13 km bis St Michel de Maurienne folgen nun der Schnellstraße – alternativlos. Immerhin mit Radstreifen, aber die Sonne brennt erbarmungslos und zieht Energie.
In St Jean plündern wir den Carrefour und laden Wasser und Cola. Das hilft auch kurz. Nett auch, dass das Thermometer von 38 auf 32 sinkt, im Schatten des Télégraphe. Hart ists trotzdem.
Aber irgendwie quälen wir uns hoch und versprühen an der Passhöhe High Five und gute Laune!
Ab ins Hotel und Schmutzradler! Gänsehaut! Noch ein Schmutzradler für TBone, den Held des Tages, der Annemarie im Radladen in St Michel ein größeres Ritzelpaket erhandelt hat. Mit Austausch-Schaltwerk von einem Ausstellungsrad. Der Galibier kann kommen!
Urpsrüngliche Etappenbeschreibung
Die zweite Etappe führt uns nun mitten in die Hochalpen, über zwei Pässe bis in den Wintersportort Valloire. Mit dem Col de la Madeleine und dem Col du Télégraphe stehen zwei bekannte Tour-de-France-Pässe auf dem Programm, die aus dem heutigen Abschnitt mit fast 3000 Höhenmetern eine heimliche Königsetappe machen. Es beginnt jedoch erstmal ganz harmlos mit Einrollen im oberen Isèretal. Bereits hier sehen wir, dass die umgebenden Berge höher sind als gestern und wir in den Hochalpen angekommen sind. Dann steht mit dem Col de la Madeleine der erste Riese der Tour auf dem Programm. Wir verfehlen zwar die 2000er-Marke denkbar knapp, aber mit 1500 Hm am Stück spielt der Madeleine eindeutig in der ersten Pässeliga. Für die Strapazen entschädigt uns ein tolles Montblanc-Panorama. Wir genießen die lange Abfahrt in die Maurienne und bekommen es dann wieder mit einem leicht ansteigenden Abschnitt durchs Arc-Tal zu tun. Der zweite Anstieg des Tages zum Col du Télégraphe ist nicht ganz so anspruchsvoll, er paar Körner sollte man sich jedoch noch aufgespart haben. Der Zielort Valloire, ein typisches Wintersportzentrum, liegt dann in einem Talkessel auf etwa 1400 m Höhe - am Fuß des am nächsten Tag zu bezwingenden Col du Galibier.
Variante: Auf dem Weg kann man noch die Montvernier-Serpentinenstraße mitnehmen, aufgrund der vielen Kehren ein lohnenswertes Kuriosum, und erhöht die Ausbeute heute auf 110 km / 3300 Hm.
Von Ric – Salut und hallo! Wir in Gruppe 3 können auch lesen, schreiben und radeln. Wir melden uns nun auch zu Wort, um das Bild zu vervollständigen. Wir sind die entspannte Gruppe. Wir sind die, die auch beim bergauf fahren, noch locker quatschen können. Die auch mal anhalten, um den Ausblick zu genießen. Die am Gipfel lächelnd ankommen. Die vor jedem Passschild ein Foto machen. Die sorgfältig bergab cruisen. Die in der Mittagspause die Reste mit hervorragenden Manieren verputzen. Die gerne die lokale Gastfreundlichkeit in Anspruch nehmen. Die den belgischen Kreisel perfekt beherrschen. Die kaum verschwitzt im Hotel ankommen. Wir sind so was von entspannt. Wir können nur jedem Radler aus den anderen beiden Gruppen empfehlen, mal einen ,,Urlaubstag" bei uns einzulegen. ABER in der Ruhe liegt die Kraft. Natürlich sammeln auch wir ganz entspannt fleißig Kilometer und Höhenmeter. Heute zum Beispiel sind wir direkt nach dem Frühstück von Valloire zum Col de Galibier aufgebrochen. Rund 17 km und 1.400 Hm galt es zu überwinden. Freundlicherweise erinnern einen die Schilder am Wegrand die bevorstehenden Kehren - Segen und Fluch zu gleich. Auf der Straße gepflastert stehen all die großen Namen, die diesen Pass bereits erfolgreich und nicht nur zum Spaß überquert haben im Rahmen der berühmten Tour de France. Die Berglandschaft ist herrlich - so grün, so friedlich, so gewaltig. Und wir so klein - kurze Gäste auf dieser Erde. Murmeltiere pfeifen, ein Bach plätschert, ansonsten Stille. Die Straßen sind in den französischen Alpen erstaunlich leer - sehr angenehm. Plötzlich springt ein Fotograf auf die Straße, er drückt auf den Auslöser und drückt den Flyer für den kostenpflichtigen Download in die Hand. Es kommen noch mehrere seiner Gattung - scheint sich zu lohnen. Irgendwann sind wir am Gipfel des Galibier und werden mit spektakulärem Ausblick und 35 km langer Abfahrt belohnt. Umso schwerer fällt der Antritt auf der Höhenstraße, wo es in der Mittagshitze erstmal ordentlich bergauf geht. Doch auch diese Qualen werden belohnt mit einem Blick auf das türkisblaue Flußdelta im Tal und die gegenüberliegenden Gletscher. Als Grande Finale wartet der Anstieg nach Alp d'Huez auf 1.850 m.ü.M. (13,8 km und knapp 1.100 Hm) auf uns, den die Radprofis am 19. Juli 2018 bei ähnlicher Hitze mit großen Verlusten bezwungen haben. Die zahlreiche Beschilderung erinnert noch an unsere Helden. Wir fahren nicht mehr ganz so entspannt, aber immer noch lächelnd hinauf und zwar vollzählig. Euphorisch posieren wir zusammen auf dem Siegertreppchen. Arrivée finalment. Was für ein Tag voller Highlights! Nur eines könnte das Glück ein wenig trüben: der Lasagne Hattrick ;-)
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Heute ist der Tag der Monumente. Der 2645 m hohe Col du Galibier, den wir zunächst befahren, ist häufig der höchste Punkt der Tour de France, mit seiner kargen Hochgebirgskulisse aber auch ein landschaftlicher Leckerbissen. Im Startort Valloire wird es auf 1400 m Höhe morgens wohl ganz schön frisch sein. Dafür, dass uns schnell wieder warm wird, sollte jedoch der Col du Galibier sorgen, der uns noch etwa 1200 m höher hinaus führen wird. Die verwitterte Felswüste an der Passhöhe macht den Galibier zu einem ganz besonderen Ort, und die Ausblicke reichen hier weit nach Süden in den Ecrins-Nationalpark hinein. Doch wir sind bald schon am Wendepunkt unserer Tour angekommen. Die mythische Etappe komplett macht dann die wohl bekannteste Tour-Bergankunft nach Alpe d'Huez. Ein beträchtlicher Teil der Hobbyrennradler wird wohl schonmal am Fernsehbildschirm mitgefiebert haben, wenn sich in den 21 Kehren der Kampf ums Gelbe Trikot entschieden hat. Heute sind es wir selbst, die einen Kampf austragen, allerdings nicht miteinander, sondern jeder gegen sich selbst und gegen die Steigung. Im Ziel in Alpe d'Huez kann man dann den Triumph auskosten, heute zwei Monumente bezwungen zu haben.
Option: Wer im Ziel noch Körner übrig hat, kann sich dann noch davon überzeugen, dass die Alpen vielelicht dort am schönsten sind, wo die Tour de France nie hinkommt. Lac Besson und Col de Sarenne sind zwei schöne kurze Abstecher.
Von Jan – Was für anstrengende und heiße Tage hier in Savoyen! Nach drei Tagen mit jeweils fst 40 Grad in den Tälern, empfangen uns heute morgen freundliche 15 Grad auf 1850 m Höhe in Alpe d'Huez.
Der Tag startet rasant mit der Abfahrt nach Huez, der kurzen Auffahrt nach Villard-Reculas und weiter hinunter ins Tal auf die Croix-de-Fer-Passstraße. Nach 18 km endet der fast freie Fall am Stausee, der Tacho zeigt einen Schnitt weit über 40, Max über 80, und wir fahren auf die Wand des Croix de Fer zu. Gut einteilen solle man sich den Pass, steht im Guidebriefing, zu der Höhendifferenz kommen schließlich noch zwei Abfahrten hinzu. Das habe ich auch vor, aber nicht so meine sportive Gruppe. Sind es meine Beine, die heute schwerer sind als sonst, oder sind Karsten, Patrick, Uwe und Luc heute einfach besser drauf? Jürgen, Thomas und Gunnar sind eh immer weit voraus. Auf jeden Fall pedalieren sie mir heute alle mühelos weg.
Aber macht nichts, ist auch alleine schön hier. Freundlicherweise gesellt sich aber bald Uwe zu mir, und wir leiden gemeinsam Richtung Croix de Fer. Die erste Abfahrt hinunter, den ersten Steilstich hinauf. Dann öffnet sich der Blick, wir treten aus dem Wald, auf einmal sind wir in Irland. Grüne Wiesen, Felsen, das Passhaus vom Glandon und rechts die letzte Gerade zum Croix de Fer.
Natürlich fahren wir schnell noch zum Glandon, nehmen das Passschild mit und jagen weiter Richtung Croix de Fer? Wer hat den Mont Blanc gesehen? Nichtmal ich, denn eine Kurve weiter Richtung Abfahrt sieht man zwar den Madeleine, aber heute keinen Mont Blanc dahinter.
Am Croix de Fer machen wir ein schnelles Bild und fahren bis zum kleinen See unterhalb der Passhöhe ab, wo uns Sylvia wieder mit ihrem Mittagessen verwöhnt.
In der Abfahrt nehmen wir doch noch den Mollard mit, weil die Abfahrt mit 41 Kehren ausgestattet ist. Das wollen wir uns nicht entgehen lassen, obwohl ich mich eigentlich lieber für den Petit St Bernard morgen schonen wollte. Und die Auffahrt mit dem Blick auf die Aiguilles d'Arves ist wirklich schön, und die 400 Hm schnell weg gedrückt. Ich habe Glück... Karsten hat das Mittagessen nicht gut vertragen, und er begleitet mich im Grupetto.
In gestochen scharfer Einerreihe jagen wir in die Abfahrt... und am Abzweig vorbei. Ich pfeife noch, aber für Luc, Jürgen, Patrick und Uwe gibt's kein Halten. Jürgen kann ich noch erreichen, und so setzen wir uns in den Dorfbrunnen und warten, bis sie die 150 Hm hoch pedaliert sind.
Leider sind die 41 Kehren hinunter ins Arc-Tal gar nicht so doll. Der Belag ist schlecht, und die Abfahrt liegt voll im Wald. Da hätte ich mich doch lieber für den Kleinen St. Bernhard geschont, aber das konnten wir nunmal vorher nicht wissen. Egal also, weiter fahren!
Luc ruft an, er ist schon in St Michel de Maurienne, und findet allein ins Hotel. Wir plündern etwas später den gleichen Supermartk wie vorgestern, bejubeln die entspannte Gruppe, die etwas weiter hinten in ein Café einfällt, und machen uns auf die letzten 25 km ins Etappenziel nach Aussois, das etwas überhalb am Hang des Arctals liegt.
Gewitterwolken ziehen auf, es grummelt und donnert über dem Galibier, wir geben den Plan auf, auch noch irgendwo einen Café zu trinken. Es donnert wieder, aber diesmal ist es Uwes Reifen, der mit einem Schlag platzt. Wir finden die Schadstelle nicht, ziehen einen neuen Schlauch ein, fahren weiter. Der Regen erreicht uns, aber es ist angenehm, nach so vielen Tagen in der Gluthitze ein wenig abzukühlen. Kein Problem, zumal der Regen bald aufhört. Kurz vor Modane wechslen wir doch noch Uwes Reifen, der Beulen wirft. Jürgen hilft bei der Reparatur. Ich kriegs nicht hin. Danke!
Ab Modane verlassen wir endlich die hässliche Arctalstraße und fahren ins Etappenziel nach Aussois hinauf. Ich ganz langsam. Oben bejubelt meine Gruppe die späte Ankunft ihres Guides. Sehr nett! Und das Bier steht auch schon bereit.
Die anderen Gruppen hat es übel erwischt am letzten Anstieg. Klitschnass kommen sie ins Hotel! Aber lachend!
Jetzt hoffe ich auf guten Schlaf. Denn ich will morgen auf den Kleinen Sankt Bernhard!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Das vierte Teilstück führt uns aus dem Oisans wieder in die Maurienne zurück und somit nach einem kurzen Dauphiné-Abstecher zurück nach Savoyen. Mit der gestrigen Bergankunft in den Beinen können wir den heutigen Tag recht locker angehen lassen. Von Alpe d'Huez geht es zunächst auf einer wunderschönen Kammstraße über Villard-Reculas oberhalb des Oisans entlang, so dass wir nach einer moderaten Abfahrt auf die Südrampe des Col de la Croix de Fer stoßen. Dann geht es jedoch wieder bergauf, zunächst überwinden wir eine Geländestufe bis zu einem malerischen Stausee, dann folgt der Schlussanstieg zum Croix de Fer. Insgesamt absolvieren wir auf dieser traumhaften Passstraße 1600 Hm. Beinahe geschenkt bekommt man hingegen optional den Col du Glandon - die beiden Passhöhen liegen nur wenige Kilometer auseinander. Vom Croix de Fer führt uns eine schöne Abfahrt nach St. Jean-de-Maurienne, wo wir auf der zweiten Etappe schon durch gekommen sind. Es geht nun das Arc-Tal aufwärts - leider muss man hier auch mit einigem Durchgangsverkehr rechnen. Die schöne Kulisse des Vanoise-Massivs sollte dafür jedoch teilweise entschädigen. Der Zielort ist dann der Skiort Aussois, der einen lockeren 400-Hm-Schlussanstieg mit sich bringt.
Variante: Eine schöne Alternative, die erlaubt, die Hauptstraße im Tal teilweise zu umgehen, führt über den Col du Mollard. Die serpentinenreiche Abfahrt erfordert jedoch auch zusätzliche 300 Hm bergauf...
Von Jan – Was für ein wunderbarer Tag! Schon die Anfahrt zum l'Iseran ist deutlich weniger nervig als gedacht, kein Vergleich zum Arctal-Abschnitt bis Modane gestern.
Dann ein einfach nur genialer Anstieg ab Bonneval-sur-Arc bis zum höchsten Alpenpass. Tolle Blicke auf den Glacier des Evettes, den Gletscher, der über dem Ort thront und fast auf der gesamten Anfahrt im Blick ist. Großartige Felsenlandschaft, fordernder Anstieg. Überraschend! Herz, was begehrst du mehr? Klar, gute Beine! Die haben Thomas und Patrick, die den l'Iseran hochstechen als gäbs kein Morgen. Und auch, als gäb's Thomas' Wette nicht mit Gunnar. Nein, er hat es NICHT geschafft, im Grupetto zu bleiben. Überraschend!
Oben machen wir die obligatorischen Passbildern und stürzen uns in die Abfahrt, wo wir Sylvia erwarten. Sie kommt nicht und kommt nicht, und letztlich stellt sich heraus, dass sie doch an der Passhöhe war. Wohl mein Fehler, aber egal, ich kann auch bei Spar einkaufen, und wir setzen uns in Val d'Isere auf eine Terrasse und genießen unser Behelfsmittagessen in der Sonne.
Im freien Fall geht's runter nach Ste Foix de Tarantaise, wo nicht nur wir am Abzweig nach la Rosière vorbei stechen. Aber wir finden, anders als andere, die schöne Nebenauffahrt zur Petit-St-Bernard-Straße. Herrliche Mittelgebirgslandschaft nebst Kapelle im gepunkteten Bergtrikotlook.
Wir sind nur noch zu fünft in der sportiven Gruppe: Karsten, Gunnar, Gerhard, Jürgen und ich. Der Rest sitzt noch beim Sparmenu in Val d'Isère: Pommes, Burger, Cola.
Jürgen und ich drücken, was geht (bei mir), Jürgen versucht sogar vergeblich, mich abzuschütteln, ich sende aber nach 5,5 von 12 Kilometern eine Kapitulationsdepesche, die Jürgen gnädigerweise annimmt. Immer noch zügig rollen wir Richtung Italien, mit deutlich gehobenen Landschaftsgenuss. Schön ist es hier, richtig schön! Und tatsächlich viel weniger Verkehr als befürchtet. Überraschend!
Toller Anstieg! Toller Tag. Und sportlich eines der Highlights meines Lebens: mit Jürgen zusammen an einem Pass angekommen. Überraschend!
Oben High Five und gute Laune, Espresso, Crostata Myrtillo und Cola in Italien. Hammer-Abfahrt Richtung Bourg-Saint-Maurice, wo wir den Nachmittag auf der Sonnenterrasse ausklingen lassen.
Viel besser geht's kaum! Vielleicht morgen auf der Königsetappe?
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Wiederum nur ein Pass steht heute auf dem Programm, doch der hat es so richtig in sich, denn der Col de l'Iséran ist mit 2764 m der höchste echte Alpenpass. Doch zunächst beginnt die fünfte Etappe, wie die vierte aufgehört hat - weiter befahren wir das Arc-Tal bergauf. Bis Bonneval-sur-Arc steigt das Tal weiter nur gemächlich an, so dass wir heute genügend Zeit zum Einrollen haben. Die Abzweigung zum Col de Mont Cenis in Lanslebourg macht uns dann bewusst, dass über die Bergkette zur Rechten die Grenze nach Italien verläuft. Dann, in Bonneval, wird aus dem Bergaufrollen ein richtiges Klettern, denn die eigentliche Auffahrt zum Col de l'Iséran beginnt. Bis auf 2764 m führt uns die höchste echte Passstraße der Alpen hinauf - denn die Cime de la Bonette in den Seealpen ist schließlich kein richtiger Pass. Nach etwa 50 km An- und Auffahrt folgen 50 km Abfahrt, und schon sind wir in Bourg-Saint-Maurice, dem Zielort der Etappe. Ein echtes Pässemekka übrigens, denn neben dem Iséran starten hier noch zwei andere Passstraßen - der Petit St. Bernard, und der Cormet de Roselend, der morgen auf dem Programm steht. Kurz gesagt also: einmal rauf, einmal runter, fertig.
Variante: Ein lohnenswerter Abstecher führt zum Lac de Tignes. So kommt man heute auf 112 km und 2200 Hm.
Von Jan – Ein unglaublicher Tag mit 5 , 4 oder 3 Pässen liegt hinter uns. Aus Sicht der sportiven Gruppe heißt das Cormet de Roselend, Col du Pré, Col des Saisies, Col des Aravis und Col de la Colombière bei Kaiserwetter.
Wunderbarer Roselend in der Morgenstimmung, fantastischer Barage de Roselend, mit Rückblicken in Richtung Col du Pré von einem anderen Stern.
Dann Doppelplatten, loser Bremskörper vorne und Schlag hinten beim Chef. Danke an den Tüftler Jürgen für das Lösen meiner Ventilverlängerung mit dem Kettennieter. Übergabe des Guiderucksacks an Karsten. DANKE! Suche nach einem Radladen. Erfolg in St-Jean-de-Sixt nach dem unglaublich harten Saisies, den Gerhard wie ein John-Deere-Traktor hochplockert. Aravis im Schonmodus. Wunderbare Châine des Aravis. Schussabfahrt nach La Clusaz und weiter nach St-Jean-de-Sixt in Richtung Radladen. Glücklicherweise ist meine schnelle Gruppe nach dem Zentrieren meines Hinterrads schon weg, und ich schließe mich der bestens gelaunten Gruppe 2 für ihren vierten und meinen fünften Pass an. Herzlichen Dank für die herzliche Aufnahme. Im Grupetto drücken Daneel, Michael, Peter und Dominic bestens gelaunt den extraterrestrischen Colombière hoch. Highspeedabfahrt nach Cluses, das Grinsen fest eingemeißelt.
Jetzt Châteauneuf du Pape zum Ausklang eines epischen Tages!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Mit 126 km handelt es sich heute um die längste Etappe, und mit 2.800 Höhenmetern kann man sie getrost als zweite Königsetappe bezeichnen. Drei Pässe werden dabei bezwungen, der Cormet de Roselend, der Col des Saisies und der Col des Aravis. Der Cormet de Roselend ist – wenn man nicht die verschäfte Version der morgigen Schlussetappe wählt – der letzte hors catégorie-Riese unserer Savoyen-Rundfahrt. Gleichzeitig setzt er nochmal ein landschaftliches Ausrufezeichen, denn der türkisgrün schimmernde Roselend-Stausee auf der Westseite bietet sicherlich eine der schönsten Kulissen der französischen Alpen. Nach der Abfahrt nach Beaufort folgt sofort die zweite Auffahrt des Tages: der Col des Saisies führt uns ins junge Arly-Tal. Hier könnten wir über Megève relativ höhenmeterarm in den heutigen Zielort Cluses fahren, doch statt der Hauptverbindungsroute überqueren wir noch das Voralpenmassiv Chaîne des Aravis über den gleichnamigen Pass Col des Aravis, inklusive erneut schöner Ausblicke in Richtung Montblanc. Von dort aus geht es dann lange bergab, und die Gorges de Bornes stellt nochmal ein kleines landschaftliches Highlight dar. Die letzten Kilometer der Etappe führen dann flach durchs Arve-Tal nach Cluses.
Variante: Man kann mit dem Col de la Colombière noch einen vierten Pass dazu nehmen und so eine wahre Königsetappe bestreiten: mit 124 km und 3500 Hm.
Von majortom – Die Schlussetappe ist zum Ausrollen da, eine tour d’honneur, so dass wir uns ohne größere Strapazen von den Savoyer Alpen verabschieden können. Dabei nehmen wir jedoch noch einige kleinere Pässe des Chablais mit und beschließen die Rundfahrt mit einem herrlichen Blick über den Genfersee. Von Cluses aus rollen wir zunächst ein Stück das Giffre-Tal hinauf bis St.-Jeoire. Hätten wir es eilig, könnten wir nun auch flach ins Ziel rollen, doch wir wären nicht quaeldich.de, wenn wir nicht auch in den Voralpen noch ein paar Highlights in petto hätten. Eindrucksvoll ist sicher die Gorges de Risse, die wir als nächstes durchfahren – mit steil neben der Straße abfallendem Abhang. Der moderate Anstieg durch die Schlucht geht nahtlos über in den schon etwas fordernderen Anstieg auf das Plateau de Plaine-Joux, eine versteckte Passstraße mit kaum Verkehr und dem möglicherweise letzten Blick auf das Montblanc-Massiv. Hier streuen wir noch die Stichstraße zum Col d'Ajon ein, die uns ein letztes herrliches Montblanc-Panorama beschert. Der Col de Saxel ist dann kein wirklich erstzunehmendes Hindernis mehr, und man die Auffahrt bei sehr moderater Steigung dazu nutzen, die Höhepunkte der Savoyen-Woche nochmals Revue passieren zu lassen. Spätestens bei der Abfahrt in Richtung Genfersee mit abermals hübschen Ausblicken wird sich dann vielleicht auch etwas Wehmut bemerkbar machen – denn jetzt fehlt nur noch ein Flachstück zwischen Alpen und See, und wir sind wieder am Ausgangspunkt in Annemasse bei Genf angekommen.
Variante: Wer auch am letzten Tag noch eine vollwertige Etappe fahren möchte, kann vor dem Col d'Ajon noch den Col de la Ramaz mitnehmen. Ausbeute: 92 km, 2300 Hm.