Von robert89 – Sechs abwechslungsreiche Etappen und ein Prolog - Touren voller Abenteuer, Neugier und über die schönsten Passstraßen Rumäniens!
Auf unseren Touren im Karpatenbogen können wir mit der Transalpina, Bucegi und der Transfagarasan Pässe erklimmen, die den Alpenklassikern wie Mount Ventoux, Stilfser Joch und Glockner-Hochalpenstraße weder sportlich noch landschaftlich nachstehen.
Wir durchfahren das größte zusammenhängende Waldgebiet Europas, in dem noch 6000 Bären leben. Wir überholen das eine oder andere Pferdefuhrwerk. Wir statten dem Dracula-Schloss Bran einen Besuch ab, dem wohl bekanntesten der vielen Burgen und Schlösser in Siebenbürgen und der Walachei. Wir besuchen Kronstadt, malerisch eingebettet im Karpatenbogen, die schönste Stadt Rumäniens und Ziel unserer Reise durch die rumänischen Karpaten.
Von robert89 – Lust und Zeit gleich noch am Anreisetag die ersten Kilometer und Höhenmeter auf rumänischen Straßen zu sammeln? Dann ist dieser optionale Prolog die richtige Wahl!
Wir drehen eine reichlich 40 km lange Runde und legen die ersten Kilometer zum Einrollen ganz entspannt und flach zurück. Die rumänischen Karpaten haben wir dabei stets im Blick und können schon bald auf Tuchfühlung mit ihren Anstiegen gehen. Im Dorf Gura Raului biegen wir links ab, bevor wir die ersten Höhenmeter bezwingen dürfen. Auf einer schmalen Bergstraße, die erst seit wenigen Jahren asphaltiert ist und sich durch das Gebirge schlängelt, nehmen die Steigungsprozente kontinuierlich zu. Glühende Oberschenkel sind zum Abschluss des Anstiegs garantiert. Dafür rollt es nach Hermannstadt bis zum Hotel fast 20 km wieder bergab.
Von radlrupi – Gestern ging es bereits los mit einem kurzen Prolog mit gut 40 Kilometern. Da konnten wir uns alle schon mal kennen lernen und die ersten Radkilometer in Rumänien sammeln.
Heute waren dann die ersten Pässe auf dem Programm mit der Hohen Rinne und für einen Teil noch hoch nach Jina.
Bei super Wetter konnten wir in Sibiu in zwei Gruppen a fünf Personen auf dem Rad Richtung Păltiniș Ski Resort starten. Auf 1422 Metern war auch schon der höchste Punkt des Tages erreicht und es ging die Sackgasse 15 Kilometer zurück um dann bis Pojana die gleiche Strecke zu fahren. Ab dort fuhr die erste Gruppe eine kleine Schleife um den Anfang der Transalpina mit zu nehmen und die zweite Gruppe sammelte dafür noch den „Jina“ für die Passjagd. Durch diese Routenoptionen kamen beide Gruppen nahezu zeitgleich am Hotel an um dort noch ein paar Bildungslücken bei dem ein oder anderen in geselliger Runde zu schließen. Wer kann aus dem Stegreif beantworten was Plosiv Konsonanten sind? Welcher Dialekt nutzt eher die weichere Form?
Bei der Artikulation von Plosiv Konsonanten wird der Atemluftstrom vollständig blockiert. Zutreffend ist dies für p, t und k. Da wäre doch glatt zu überlegen ob man sächsisch zur Radfahrer Sprache macht um auch während der Fahrt reden zu können ohne den Atemluftstrom unterbrechen zu müssen.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Wir verlassen Hermannstadt nach Süden und nehmen Kurs auf die Karpaten und das Zibinsgebirge. Der Hausberg von Hermannstadt ist unser erstes Tagesziel: Hohe Rinne (Paltinis). Auf der gut 10 km langen Stichstraße gelangen wir bis in 1400 m Höhe. Im Winter Trubel, im Sommer herrscht hier weitgehend Ruhe. Wir fahren wieder hinab und biegen in der Abfahrt links ab und sind bald wieder am Nordrand der Karpaten. Unsere Route führt weiter Richtung Westen. Im Ortszentrum von Selischte können wir uns am Buffet stärken und mit frischer Energie für die zweite Etappenhälfte versorgen, die hinauf in das frühere Schäferdorf Pojana Sibiului führt und schöne Ausblicke Richtung Mühllbach bietet. Nach einer letzten Abfahrt sind wir bereits auf der Transalpina-Gebirgsstraße und fahren auf ihr noch ein Stück abwärts bis zum Hotel.
Von robert89 – Die Plusoption führt auf kleineren Straßen und durch das bergige Vorland der Karpaten. Eine aussichtsreiche und lohnenswerte Abfahrt von Poiana Sibiului, kleine rumänische Dörfer und verkehrsarme Straßen erwarten uns.
Von Torsten – Wir stellen uns natürlich auf unsere Teilnehmer ein und holen sie da ab, wo sie stehen. Beim gestrigen Abendessen ergab sich ein launiges Gespräch mit Kapitän im Ruhestand Dietmar aus Wismar. Zum Start der Etappe über die lange Transalpina konnte ich direkt mehr weniger als mehr mit meinem Wissen und den neuen Begriffen glänzen, wohlwollend unterstützt vom Kapitän. Nachdem die Leinen dann auch los waren ging es auf den langen Ritt über die Transalpina: die ersten 40 km sanft ansteigend durch dichten Wald, 100 shades of green. Sehr schön, ab nach zwei Stunden kannten wir es dann auch. Also hoch zum ersten Stausee, weiter zum zweiten und dann endlich wirklich hoch zum Pasul Tărtărău. Passhöhe mitten im Wald, gleich weiter und runter zur Mittagspause. Danach frischte es auf, wir wollten den günstigen Wind von achtern nutzen und wurden direkt von einer Herde Kühen, Schafen und Ziegen ausgebremst. Das sollte uns noch zwei weitere Male heute passieren. Der Anstieg zum Pasul Urdele war lang und ist ja mit einem Gefälle mittendrin versehen. Das war aber letzten Endes Formsache. Die lange Abfahrt nach Süden war erstaunlich lang und es wurde unten raus immer wärmer, so dass wir in der Pizzeria draußen vor Anker gehen konnten. Danach Fahrzeuge und Mannschaft verladen und schon sind wir per Bustransfer auf den Weg nach Sibiu, um morgen die monumentale Transfagarasan zu genießen.
Vorher schrieb Robert:
Eine Etappe, eine Straße. Wenn man 110 km auf einer der bekanntesten rumänischen Passstraßen zurücklegt, ist das ein prägendes Erlebnis. Erst seit wenigen Jahren überhaupt durchgängig asphaltiert, windet sich die Transalpina bis in eine Höhe von fast 2200 m. Dabei gibt es mehrere Hochpunkte, wovon der Pasul Urdele bei km 85 das absolute Maximum darstellt. Doch bis dahin gewinnen wir über viele Kilometer an Höhe. Ab Kilometer 72 sind wir oberhalb der Baumgrenze und verlassen die tiefen Wälder. Unglaubliche Ausblicke in die weite und unverbaute Natur der Karpaten sind bei gutem Wetter garantiert. Wir überqueren die Transalpina nach Süden und rollen über Ranca die lange und traumhafte Abfahrt bis Novaci hinab. Voller Euphorie schaffen wir auch noch die letzten Kilometer bis zur Pizzeria. Hier können wir uns stärken und werden dann vom Bus zurück nach Hermannstadt gebracht.
Von radlrupi – Nach unserem Profi Ähnlichem Rücktransport im Bus nach Sibiu, starten wir in einer großen Gruppe Richtung Osten. Je weiter wir von Hermannstadt uns entfernen umso weniger Verkehr wird es. Über Nebenstraßen gelangen wir durch schöne Siedlungen wie Marpod, Kirchberg und Kerz.
Durch diesen Schnörkel haben wir nur einen Kilometer auf der E68, bis wir auf die Straße der Transfagarasan gelangen.
Nach kurzer Verpflegung am Fuß des Anstiegs, geht es für jeden Individuell in die 1500 Höhenmeter bei knapp 25 Kilometern. Diese ziehen sich erst im Wald und dann gut sichtbar als Serpentinen Eldorado zum Pasul Balea.
Ein etwas längerer Tunnel trennt die beiden Bergseiten, bevor es in eine genauso lange Abfahrt geht wie der Aufstieg. Die beiden Seiten unterliegen unterschiedlichen Verwaltungsbehörden was erkennbar am Streckenzustand ist. Diverse Schlaglöcher waren nicht mehr zu umfahren. Mensch und Material hat diese Hürden erfolgreich gemeistert.
Entlang des Stausees Lacul Vidraru hätte man meinen können die Norwegen Tour mit ihren ganzen Fiorden wurde komprimiert und vorverlegt. Alternativ hätte man aufgrund der 10 Braunbären welche wir zu Gesicht bekommen haben, auch eine Verlagerung nach Kanada in Betracht ziehen können. Beides weit gefehlt. Wir sind nach wie vor in Rumänien.
Was braucht es sonst noch für einen gelungenen Tag?
In diesem Sinne: Noapte bună
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Nach Osten fahren wir aus Sibiu heraus. Hügelige Wiesen- und Weidelandschaft und kleine abgelegene Dörfer prägen das Bild auf den ersten 60 km. Auf der rechten Seite haben wir den Gebirgszug des Fagaras stets im Blick. Nach ganz kurzer Einlage (1 km) auf der unumgänglichen E68, biegen wir bei km 63 auf die bekannteste rumänische Gebirgsstraße ein. Wir stärken uns am Buffet. Die Energie ist für die nächsten 1300 Höhenmeter hinauf zum Pasul Balea auf der Transfagarasan auch nötig. Unten noch etwas öde im Wald, offenbart sich im oberen Teil feinste rumänische Straßenkunst. Spektakulär! Bis zum Etappenziel an der Burg Poenari, der echten Vlad Draculea Burg läuft es von der Passhöhe überwiegend bergab. Doch Vorsicht vor Schlaglöchern, Bären, dunklen Tunneldurchfahrten und der ein oder anderen fiesen Welle.
Von radlrupi – Am ersten Tag unserer Reise haben wir die Plosiv Konsonanten kennen gelernt. Heute ging es mehr um das Fach Geschichte. Wir starten unterhalb der Ruine von Cetatea Poenari welche Anfangs des 13. Jahrhunderts von Radu Negru Vodă erbaut wurde und nach mehreren Besitzern wieder verfiel.
Was genau hat das mit unserer heutigen Etappe zu tun? Im 15. Jahrhundert erkannte Vlad III. die geniale Lage der Burg und ließ sie wieder herrichten. Er hatte noch den Beinamen Drăculea („Der Sohn des Drachen“). Seine ihm nachgesagte Grausamkeit und der Beiname inspirierten den Schriftsteller Bram Stoker zu seinem Roman Dracula.
Die Brücke zu unserem Etappenziel schlägt erneut Bram Stoker, wessen Beschreibung in seinem Roman dem Schloss Bran sehr nahe kommt. Vlad III. war selbst nie dort, dafür verbinden wir diese beiden Orte heute mit dem Fahrrad.
Sechs Sägezähne mit teils grausamen Straßenverhältnissen und zwei längere Anstiege später haben wir Bran erreicht. Die Highlights des Tages waren definitiv Land (Architektur) und Leute, sowie der letzte Anstieg, welcher durch eine Schlucht beginnt und nach einem kurzen steilen Stück auf einem sehr schönen Hochplateau endet.
Auch die Sprachreise ging in die nächste Runde: Im Rumänischen wird ein i am Ende nicht gesprochen. Bucegi, unser morgiges Ziel wird mehr so gesprochen wie es im deutschen geschrieben wird: Butschetsch
Mehr dazu gibt es dann morgen
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Der Burg von Vlad Draculea kehren wir den Rücken. Tagesziel ist heute das bekannte Dracula Schloss von Bran. Südlich des Karpatenkamms sind wir in der Walachei und durchqueren die walachische "Toskana". Auf und ab geht es hier, nicht steil und auch nie wirklich lang sind diese Hügel. In Erinnerung wird vielleicht so manche Ortschaft bleiben, wo der Fortschritt nur langsam einzieht und auch die zu 99% lieben Straßenhunde kein leichtes Schicksal haben. Auch das ist Rumänien! Wir verpflegen uns in der Stadt Campulung am Buffet und rollen im Anschluss über den Pasul Mateias, direkt am Mausoleum zu Ehren von Helden des Ersten Weltkrieges vorbei. Landschaftlich ist die zweite Etappenhälfte der schönere Teil der Etappe. Durch die wildromantische und enge Dambovicioara-Schlucht fahren wir hindurch, bevor es zwischenzeitlich steil, aber sehr verkehrsarm hinauf zur Passhöhe in Sirnea geht. Belohnung ist dann die Abfahrt hinab bis zum Zielort nach Bran.
Von radlrupi – Die Highlights am Vormittag waren die Fotostopps am Schloss Bran und die Kaffeepause in Sinaia.
Ab Kilometer 62 geht es dann mit Verkehrsentspannung in den Anstieg zur Bucegi. Für dieses weitläufige und wunderschöne Hochplateau nimmt man gerne den Überführungsteil in Kauf.
Auch das Hochtal, in welchem wir übernachten dürfen ist einen Besuch wert.
Um morgen schönes Wetter zu bekommen, mussten wir heute nicht mal aufessen. Es hat auf den letzten Kilometern angefangen zu regnen und somit ist die „Regenfahrt“ auch schon erledigt und es kann für unser Finale trocken bleiben.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Von Bran aus starten wir Richtung Norden, vorbei an den "kleinen Dolomiten" zur linken Seite. Wir nähern uns dem Pasul Paraul Rece. Danach wird es auf der Europastraße bis nach Sinaia verkehrsreicher. Wir üben wieder die Einerreihe. Der Lohn für diesen eher unschönen Streckenabschnitt gibt es ab Kilometer 62. Traumhaft schön schlängelt sich die Straße hinauf. Mitten im Anstieg zur Bucegi machen wir die Pause. Nicht weil wir den mühevoll gewonnenen Bergauffahr-Rythmus brechen wollen, sondern weil sich hier ein toller Ausblick offenbart. Nach der Pause wird es nicht minder schön. Die Stichstraße auf den kargen Bucegi-Kamm ist absolutes Pflichtprogramm. Bis ins Hochtal, wo wir das Hotel beziehen werden, sind es noch 24 km durch beeren- und bärenreiche Wälder.
Von radlrupi – Nachdem wir auf 1600 Metern übernachtet haben und Kronstadt gerade auf 600 liegt, geht es in Summe runter. Dafür dürfen die ersten 30 Kilometer die Sackgasse von gestern zurück fahren. Nur eine kleine Abweichung gibt es. Der Tourenplaner hat uns einen Pass vorenthalten, welchen wir durch eine Schleife von 500 Metern noch einsammeln. Damit kann auch der Pasul Păduchiosu als befahren eingetragen werden.
Auf der E60 haben wir dann doch paar Regentropfen abbekommen. Zum Glück war die Abfahrt nach Brasov noch trocken. So konnten wir dem Regen davon fahren. Ein gemütlicher Einkehrschwung am Marktplatz und weiter geht es zu unserem Hotel, welches etwas höher gelegen ist.
Für einige ist hier schon Schluss der Tour, nachdem der Bonus optional ist. Für alle die noch etwas mehr Landschaft zum ausklingen haben wollten, sind den Anstieg nach Poiana Brasov mitgefahren und somit war die Etappe keine Bergankunft mehr. Der Bonus war auf jeden Fall der krönende Abschluss.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Die Schlussetappe ist kurz gehalten. Etappenzielort Kronstadt (Brasov) gilt als schönste Stadt Rumäniens und ist Endpunkt der Reise! Zunächst rollen wir auf bekannten Straßen nach Sinaia hinab. Von hier nehmen wir über die leider nervige Europastraße und eine kleinere Umgehungsstraße Kurs auf Kronstadt. Vom Pasul Predeal fliegt man die verbliebenen Kilometer bis in die Stadt auf der imposanten Schnellstraße hinein. Keine Scheu zeigen wir vor den dreispurigen Kreisverkehren in der Stadt und finden uns wenig später faast schon im mittelalterlichen Stadtzentrum vom Brasov wieder. Hier können wir es uns gut gehen lassen, sollten aber bedenken, dass es zum Hotel noch etwa 100 Meter berghoch geht. Aber vielleicht fährt man auch noch ein Stück weiter und wählt die schöne Plusoption zum Abschluss.
Von robert89 – Die Plusoption bietet einen Stich hoch nach Schulerau. Poiana Brasov ist einer der beliebtesten Wintersportorte Rumäniens und liegt erhaben 400 m über Kronstadt. So manches Hotel ist hier besonders mondän. Der Anstieg rollt bei angenehmen Steigungsprozenten. Ein sportlicher, aber nicht zu herausfordernder Ausklang der Reise, denn am Nachmittag soll für Kronstadt noch genug Zeit bleiben.