Von Jan – Endlich steht der Ausweichtermin für den abgesagten Saisonauftakt in Chiavari - wir freuen uns auf milde, spätsommerliche Touren in Ligurien und vielfältige Touren vom Meer bis hoch in den Apennin, wo im Frühling noch Schnee liegt.
Es eröffnet sich dadurch eine vielfältige Streckenplanung nach Westen, Norden und Osten, mit ungezählten Bergen, die von den drei Tälern ausgehen, die bei Chiavari, dem Schlüssel der Täler, ins Mittelmeer fließen.
Und abends tauchen wir [je nach Corona-Möglichkeit] entweder in die Restaurants und Bars der wunderschönen Altstadt und ein, oder erleben die cucina italiana in unserem Vier-Sterne-Hotel.
Fast jeden Tag ergibt sich eine kurze und eine lange Tour. Zumeist fährt die entspannte Gruppe die kurze, die ausdauernde sowie die sportive Gruppe die lange Tour.
Die hier dargestellten Touren sind exemplarisch. Die tatsächlich gefahrenen Touren werden vor Ort geplant und den Witterungsverhältnissen angepasst.
Von Jan – Um 14 Uhr am Samstag starten wir zu einer kurzen, optionalen Einrollrunde. Am Meer entlang und über die Via Panoramica geht es nach Sestri Levante und von dort ein kurzes Stück das Val Petronio hoch nach Casarza Ligure. Bald verlassen wir das Tal und steigen über Masso ca 350 Hm hoch zur Via Aurelia. Der folgen wir kurz nach links Richtung Passo del Bracco, fahren aber bald hinunter zum Meer nach Moneglia, wo wir unseren ersten Caffè einnehmen können.
Auf einer anderen Straße geht es wieder hoch zur Via Aurelia, der wir zurück nach Sestri auf einer wunderbar flüssigen Abfahrt folgen. Am Meer und über die Panoramica gehts zurück nach Chiavari.
Von Jan – Wie schön! Wir sind wieder in Chiavari. Ein Jahr ohne Radfahren in der ligurischen Sonne und Schlemmen in den Restaurants Chiavaris könnte ich mir nicht vorstellen, und umso glücklicher bin ich, endlich hier zu sein.
Wie schön ist die Panoramica im September, wie schön liegt Moneglia vor dem glitzernden Mittelmeer. Wir nehmen unseren obligatorischen Café und steigen wieder zur Aurelia hoch. Die Abfahrt ist mit einem neuen Belag gesegnet und macht mich mehr Laune als sonst.
Natürlich nehmen wir in der sportiven Gruppe noch den fordernden Anstieg nach Santa Giulia in Angriff. Puh. Schmerzen, weil Michael 1600 Hm/h anschlägt. Zum Glück muss ich mich morgen nicht mehr hier vorne blicken lassen.
Wie schön liegt Sestri am Sonnenbalkon vor der Kirche unter uns.
Wie schön mundet das Schmutzbier am Lungomare. So kann es weiter gehen!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Statt wieder über die Panoramica zurück zu fahren, geht es steil den Hang hinauf nach Santa Giulia. Dort haben wir wunderbare Ausblicke auf die untergehende Sonne.
Von Jan – Heute erkunden wir die westliche Himmelsrichtung und folgen der Via Aurelia über Rapallo und Recco nach Sori und weiter bis Genua (in Nervi Ausfahrt von der Aurelia nehmen!) wo wir uns dem Hausberg Genuas zuwenden, dem Monte Fasce. Mit wunderschönen Rückblicken auf Hafen, Bucht und Großstadt fahren wir hinein in die erstaunliche Stille des Apennins. Hinunter geht's zur Casa Cornua, wo wir Mittagessen können. Durchs Fontanabuona zurück Richtung Chiavari. Leivi zum Abschluss geht immer, und es erspart den hässlichen Verkehr in Carasco!
Wer 15 km und 650 Hm mehr investieren will, kann in Calvari noch den schönen Passo di Romaggi anhängen
Von Jan – Gestern sind wir auf der Aurelia Richtung Osten gefahren, heute fahren wir Richtung Westen, nach Genua. Immer am Meer entlang, mit tollen Tiefblicken, um dann durch das Gewusel Genuas den Monte Fasce von hinten zu nehmen. Unser traditionelles Pausenlokal nach dem Gewusel hat leider nach dem Lockdown nicht mehr aufgemacht. Weder das Telefon noch die Website sind mehr konnektiert. Daher müssen wir heute improvisieren, was mit unterschiedlichem Glück gelingt. Die von Gruppe 1 angesteuerte Bar liefert den Caffè schnell, Gruppe 2 muss eine Stunde warten, Gruppe 3 findet neben der alten Pausenstätte einen kleinen Jahrmarkt mit Cola und gebrannten Mandeln.
Und dann sehen wir plötzlich ein Regengebiet über dem Golf von Genua auf uns zukommen. Das wird uns doch nicht etwa erreichen? Heute Abend ist es mir klar, aber in der Situation konnten wir noch nicht wissen, dass es die Rachewolke der Pyrenäenklassiker ist, die zwar vielleicht mit Tom den flüssigeren Etappenberichtsschreiber haben, aber auch den deutlich flüssigeren Niederschlag am Port de Balès. Aber wir sind ja nicht so und ertragen den Nebel mit stoischer Gelassenheit, der sich über uns am Monte Fasce zusammen schiebt, während wir die Blicke auf die unter uns immer kleiner werdende Großstadt Genua genießen, aufs Meer, das Hafenbecken, die Stadt.
Hier schlage ich Philipp vor, seine Drohne raus zu holen, und mit Marco ist auch schnell ein erfahrenes Model für die Aufnahmen gefunden. Aber leider ist Torben weit enteilt, und in seiner Trikottasche steckt die Fernbedienung des Flugobjekts. Also weiter, nach oben, zum Monte Fasce. Am Abzweig zum Gipfel mit seinen schon von weithin sichtbaren Sendemasten pfeift ein empfindlicher Wind, wir sind schweißnass vom Anstieg, und der Gipfel hängt in den Nebelschwaden. Aber alle sind hochgefahren, und die Wahl zwischen Hochfahren auf der schlaglochschwangeren Dreckspiste und Warten im Gipfelwind erscheint wie Pest und Cholera. Ich entscheide mich trotz anderslautender Nachricht in die WhatsApp-Gruppe für die Pest und stiefel Marco und Philipp zum Gipfel hinterher. So steil ist es gar nicht, sicherlich nicht mehr als 20 %. Aber der Belag ist eigentlich keine Schlaglochpiste mehr, sondern vielmehr eine Mondlandschaft mit einzelnen Asphaltresten. Und: oh Wunder, oben gibt es doch noch etwas Ausblicke auf Genua, und auf zwei Gestalten, die auf einem umgestürzten Sendemast ihr Fahrrad in den Himmel recken. Der eine ist Marco, der andere ein Italiener, der seinen Mitstreiter mit einem Un Altro come lui! zu einem weiteren Foto auffordert.
Wir wollen uns eigentlich in der Trattoria Cornua zum Mittagessen treffen, und dahin habe ich Oswald, meinen Südtiroler Sprachattaché, schon vorgeschickt. Es erreichen uns auch Nachrichten in die Gruppe, dass er zwei weitere vagabundierende Gruppenmitglieder aka Dragan und Torben eingesammelt und zum Café geführt hat. Leider aber nicht in das richtige, denn in der Trattoria non ci sono altri ciclisti. Kein anderer Radfahrer da, beteurt mir der Wirt, mit dem ich heute morgen noch gesprochen habe, um unser Kommen anzukündigen. Aber Oswald verkündet, in der Albergo Caprile gäbe es auch was zu essen. Also hinterher. Immer noch reichlich kühl setzen wir uns auf die Terrasse und bestellen Trofie al Pesto und Ravioli al Ragù, aber reichlich. Was auch schon nach einer Stunde kommt und nach fünf weiteren Minuten verspeist ist. Unser Bild einer leeren Platte erregt Missfallen in Gruppen 2 und 3, die zwar die richtige Trattoria, aber dort entgegen anderslautender Beteuerungen nichts zu essen gefunden haben.
Also bestellen wir noch mehr Essen für 15 weitere Radfahrer (non sto scherzando - nein, ich scherze nicht muss die arme Ginevra dem Küchenteam durchgeben). Als wir gerade aufbrechen wollen, kommen die ausgehungerten und durchgefroreren Gruppen zwei und drei gerade an, werden aber wohl von Ginevras Crew aufs Beste wieder aufgepeppelt.
Wir stürzen uns hinab ins Fontanabuona, und ich kann es kaum glauben - die Straße wurde neu gemacht, wie die komplette Via Aurelia. Was ist auf einmal los in Ligurien? Nur unten ist noch ein wenig vom ruppigen Belag übrig. Im Fontanabuona das gleiche Bild: im Wesentlichen neue Straßen. Ich fühle mich wie im Radsporthimmel.
In Calvari entscheiden wir uns erstmalig seit Menschengedenken gegen den Caffè, und für ein sofortiges Starten in den Berg, weil wir noch so kalt sind, und genug gewartet haben. Ich liebe den Romaggi, auch wenn ich ihn nicht so anspruchsvoll in Erinnerung habe. Aber Kehre um Kehre, Kurve um Kurve kommen die Erinnerungen zurück. An die wunderbare Meersicht auf die Bucht von Sestri Levante, auf die schöne Gratüberfahrung in Romaggi, und an die beiden 15 %-Rampen auf den letzten Metern zum Gipfel, wo meine Gruppe mich auf der Straße sitzend erwartet. "Du hast schonmal schneller Reifen gewechselt", ätzt Marco. Womit er auch noch recht hat. Geht ja gar nicht. Immerhin bin ich trotz Reifenpanne nur 3 Minuten langsamer als meien Bestzeit, was ja schonmal nicht auf ganz grottenschlechtes Reifenwechseln schließen lässt.
Diverse Trinkflaschen sind schon wieder leer, so auch meine, und so biegt das Trüffelschwein Marco nach links in den Ort Cichero ab, in der es zwar keine Fontana, aber einen Rubinetto gibt. "Als würde da Café rauskommen, so zielsicher hast du ihn angesteuert", lobe ich Marco. "Weil Wasser ja auch die Vorstufe zum Café ist", sagt Marco und nimmt drei Cafébohnen aus seinem Trikot, um den leichten Chlorgeschmack des Wassers damit zu überspielen.
Und jetzt sind wir schon gleich im Valle Sturla und gleich darauf in Carasco. Leivi geht immer, und über die Panoramica zum Schmutzbier ans Meer.
Was können die Pyrenäen-Klassiker unserem für morgen bestens angekündigten Wetter entgegensetzen?
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Wem der Tag noch zu jung ist, der kann noch den wunderschönen Passo di Romaggi anhängen, der viel zu häufig zu kurz kommt auf unseren Touren. Absolut empfehlenswert!
+15 km, 650 Hm
Von Jan – Sehr angenehm zum Bocco. Wer unbedingt will: Mamma, Mia! Ghiffi! Vor dem Bocco gerne hinunter nach Varese Ligure zum Mittagessen, und dann über den ruppigen Biscia. Sehr geile Abfahrt durchs Val Graveglia. Achtung vor dem Sand: Ausfahrten aus den Steinbrüchen.
Wer die 2000 Hm noch voll machen möchte, kann noch auf den Monte San Giacomo fahren. Die Auffahrt liegt zumeist im Wald, aber in der Abfahrt ergeben sich wunderschöne Blicke auf Lavagna, Chiavari und das Mittelmeer.
Von Jan – Die Pyrenäen-Klassiker, so entnehme ich dem euphorischen Kommentar des Majors, haben heute kein Menu sportif bekommen. Welch Highlight! Wir, lieber Tom, waren heute Abend bei Luchìn, was die späte Berichterstattung rechtfertigt, und die vorher schon grandiose Tagesgestaltung nochmals weit in den Schatten stellt. Denn Luchìn ist Luchìn, und schwarzwaldeske und eifeleske Anstiege überlassen wir gerne unseren Pyrenäen-Jägern. Wir hatten den Bocco: fast 1000 Hm am Stück mit tollen Blicken hinunter ins Sturla-Tal und einer fantastischen Passverpflegung bei Elfi, der Elfin aus Innsbruck, und Annamaria, ihrer ebenbürtigen Barrista im Refugio Antonio Devoto am Bocco. Wir hatten die rasante und flowige Abfahrt das Tarotal hinunter (Frauenpower à la Gudi und Uli im Wind) und hinauf auf den Passo Cento Croci, zwischen Allgäu, Hochalpen und Apennin changierend, eine alpine Abfahrt hinunter nach Varese Ligure und eine rasant-lukullische Verpflegung bei meinem Freund Walter in der Bar Sport am Hauptplatz des Ortes. Dort ist immer gutes Wetter. Immer! Und auch gestern Nacht, als die Welt über Chiavari unterging, blieb Varese Ligure verschont. Oh paradiesische Wetterinsel im Varatal!
"Das ist doch jetzt der Anstieg mit den 200 m Naturstraße? Fragt mich Dany, der vor 10 Jahren schon hier war." "Genau", sage ich. "Aber wer weiß, was die ligurischen Straßenbaumeister uns als Überraschung bereithalten." Ich glaube ja nicht wirklich selbst dran, aber tatsächlich! Als ich mit Dragan vor dem Peloton auf den Biscia hinauf fahre, jagt ein neuer Apshaltabschnitt den anderen, und auch, wenn noch 200m grober Asphalt dazwischen ist, die Auffahrt ist so gut wie durchgängig mit gutem Asphalt gesegnet. Was für ein Glück! Wir können auch weiterhin in Ligurien Rad fahren!
Am Biscia herrscht eitel Sonnenschein, die paar Tropfen im Tarotal scheinen weit entfernt! Und schon befinden wir uns in der Abfahrt. Herrlich hier! Nur leicht getrübt von einem vor uns fahrenden Kieslaster. Aber da ist die Ernte schon eingefahren, die Kehren mit mehr als 180 Grad schon durchfahren und ein ums andere Mal die Weiterfahrt auf die Viadukte weit über dem Val Gravelgia gefunden.
Da macht es auch nichts, dass Gruppe 1 im weiteren Verlauf die Arbeit verweigert und meine angebotene Erweiterung über den Monte San Giacomo nebst anschließender berauschender Abfahrt hinunter zum Meer über Cogorno ablehnt (im Austausch mit einer Badehose!). So können wir Marcos angehenden Schaltzugriss und Freds blockierenden Mavic-Freilauf im The Bycicle (Maestro: Gianpiero!) beheben und uns zum ausschweifenden Abend zu Luchìn begeben.
Und wer freut sich da über kein Menu sportif, lieber Major?
Und wer freut sich da über die Passjagd, lieber Major? Du kannst noch so viele schwarzwaldeske Pyrenäenpässe anbringen, in der Passjagd der Pyrenäen liege ich 20 Pässe vor dir. Und ich bin den Col de Peguère schon gefahren, den ich noch nicht mal eingetragen habe (2002, ich weiß nur nicht mehr, wann genau), über den du heute nur hinweg gerollt bist. Ebenso wie den Col de Port darunter. Und morgen, morgen fahre ich endlich den Passo del Chiodo. Nach all den Jahren! Plus 1 in der Passjagd Liguriens!
Und noch einen Grappa auf Alessia!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Diese Verschärfung nimmt vor dem Biscia noch den Cento Croci mit. Plus 35 km, 500 Hm
Von Jan – Tom durfte ja heute in den Pyrenäen endlich den Pailhères mal bei bestem Wetter erleben. Das lohnt sich! Wir haben ja eh gutes Wetter hier beim Saisonausklang in Ligurien, und gutes Essen. Und gute Beine! Weswegen wir die heutige Königsetappe einfach noch kurzfristigerweitert haben. Und zwar um den schwersten Anstieg der Region: "Mamma mia, Ghiffi!"
Den Ghiffi fahren wir beim Saisonauftakt schon länger nicht mehr, zu hart ist der Kilometer mit durchgehend 15 % zum Abschluss eines langen und schweren Anstiegs. Aber heute sitzen wir nach dem Rollerberg Forcella, dem rampigen Chiodo und dem sehr gut rollenden Bocco in der Bar da Annamaria und stellen fest, dass 15.30 Uhr noch sehr früh ist, um ins Hotel abzurollen. Zu früh für eine Königsetappe. Und dann spricht es Gudi aus: einmal müssen wir ja schon mehr machen als Gruppe 2. Und damit wird meine Verlängerungsoption heute einstimmig angenommen, nachdem sie gestern noch einstimmig abgelehnt worden war. Aber fünf Bier am Strand sind anstrengender als die Zusatz-Plus-Option, und diese Erkenntnis hat meine Teilnehmenden geläutert. Also verabschieden wir uns von Annamaria (A dopo!) und stürzen uns zum ersten Mal in die Abfahrt vom Bocco hinunter nach Borgonovo Ligure. Der Belag ist rissig, und war er in den letzten Jahren immer noch einer der besseren in der Region, so ist mittlerweile durch die Asphaltierungswut der Regionalregierung das Grundniveau deutlich schlechter geworden. Auch im Sturlatal wird die Straße nun neu asphaltiert, nachdem die Aurelia und das Fontanabuon schon fertig sind.
In Borgonovo Ligure biegen wir nach rechts ab, nicht nach links in Richtung Chiavari, sondern nach Borzonasca, wo wir zum Ghiffi abbiegen. 924 km, 13,5 km, auf langen Passagen hinter Pratosopralacroce mit über 15 %. Der schwerste Anstieg der Region ist er sicherlich, vielleicht auch der schönste. Nicht der schönste der Christenheit wie (laut Tom laut mir, aber siehe dazu meine Favoriten) der Pailheres, aber schon sehr nah dran, und zumindest der schönste Pass des Tages, nicht nur dank der Panoramakurve.
Und schon sitzen wir wieder bei Elfi und Annamaria an der Bocco-Passhöhe und genießen im Gras sitzend die letzten Sonnenstrahlen. Chiavari und der Zeitdruck, der das Abendessen auf uns ausübt, scheinen weit weg!
Dann aber doch runter, Leivi schaffen wir nicht mehr, im Eiltempo durch die Stadt, 17 Minuten Zeit zum Duschen. Dann Spaziergang nach Lavagna, Abendessen im U Pescou. Laut einiger Stimmen besser noch als gestern bei Luchìn. Auf jeden Fall sehr gut. Und alles fatto in casa.
Ein kaum zu toppender Tag mit letzlich 155 km / 3300 Hm!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Der Passo la Forcella ist der angenehmste Anstieg der Gegend. Gleichmäßig und kaum mal über sechs Prozent steil rollt es fast von selbst auf 875 m Höhe. Nun folgen wir für 12 km sanft abfallend dem Avetotal, was noch viele weitere Abenteuer für uns bereit hielte.
Wir aber wollen heute hoch hinaus, auf 1460 m Höhe zum Passo del Chiodo. Ob dort noch Schnee liegt, kann man jetzt noch nicht sagen. Das werden wir aber in Chiavari und nicht erst vor Ort wissen. Weil sie viel schöner ist, wählen wir die Strecke über den Passo Romezzano und folgen dann der Kammstraße, die hier allerdings noch ordentlich bergan geht.
Vorsicht bei der steilen Abfahrt ins Tarotal! Dann sanft über den Bocco zurück. Und Leivi geht immer.
Von Jan – Der Romaggi ist ein wunderschöner kleinen Pass sehr nah an der Küste. Weil wir immer in die Ferne schweifen, kommt dieses Juwel fast immer zu kurz. Heute ergibt sich endlich die Möglichkeit. Bei gutem Wetter ergeben sich wunderbare Meerblicke auf einer schmalen Straße, die später einsam durch den Wald führt.
Auch hier geht Leivi noch.
Und es gibt sie doch, die Ruhetage! Oder was sagen die heroischen Teilnehmer der 173 km langen Flussrunde dazu?
Marco schrieb schon um 11.59 Uhr in die WhatsApp-Gruppe: „Wat war das denn heute Morgen? Da fährt die Gruppe 1 einmal einen anständigen Berg hoch und am nächsten Tag machen sich alle einen schlanken Fuss. Alle? Nein... Last man standing/cycling! #allesweicheier“
Frank meint: „Wir hatten halt den geileren Tag".
Stephan meint: „Schönster Tag der Woche bisher.“
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Ein Bisschen Rad müssen wir heute fahren, um uns DIESE Pause zu verdienen. Wir fahren flach und locker das Fontanabuona hoch, dann den Colle Caprile von hinten, runter nach Recco und auf der Via Aurelia zurück nach Chiavari.
Aber Achtung! Abzweig nicht verpassen!
Der direkte Weg zur Pause sind ab Hotel 22 km - die sind Pflicht!
Von Jan – Über Leivi fahren wir in das Fontanabuona, dem wir bis Gattorna folgen. Hier biegen wir rechts zum Portello ab, auf den eine wunderschöne, schmale Straße durch die Einsamkeit führt. Nach der Abfahrt ins Trebbiatal folgen wir der SS45 hinab nach Barbagelata - Mittagspausenpflicht!
Ein toller, fordernder Anstieg führt uns nach Barbagelata, von wo aus wir bei gutem Wetter die Seealpen sehen können. Die Abfahrt über den Scoglina zurück ins Fontanabuona ist rasant, die Ausblicke von der Passhöhe noch einmal ein Leckerbissen. Auf gleichem Weg wie gekommen geht es zurück ins Hotel.
Von Jan – Es gäbe viel zu erzählen von einer wunderschönen Etappe am Meer entlang, über den Crocetta ins Fontanabuona, über den Portello ins Trebbiatal und über Barbagelata zurück.
Man könnte vom glitzernden Meer unter dem Corcetta schwärmen, und von der Überraschung, direkt am Abzweig zum Portello in Gattorna einen Brunnen vorzufinden. Man könnte von dem Pranzo di Lavoro in Montebruno schwärmen, dass wir wieder in der Sonne auf der Straße vor dem Rifugio dei Cacciatori einnehmen. Und von der Alpensicht in Barbagelata, die aber gestern war und nicht heute.
Ich könnte noch viel mehr schwärmen, wenn ich nur nicht so müde wäre!
Aber von der nagelneu asphaltierten Abfahrt vom Scoglina muss ich noch schwärmen, die mich nämlich fast zu Tränen rührt. Die Straßen sind so gut geworden hier in Ligurien. Den nächsten 10 Jahren quäldich-Reisen in Ligurien stehen nichts im Wege! Und morgen geht's zum Abschluss in die Cinque Terre!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Weniger Dopplung mit mehr Strecke und mehr Höhenmetern, dazu einmal mehr über die Via Aurelia am Mittelmeer entlang nach Westen. Noch schöner!
Von Jan – Auch die schönste quälship-Reise muss einmal zu Ende gehen. Auch heute war es wieder so weit, ein letztes Mal trafen wir uns um 9 Uhr vor der Hotelgarage, heiß auf die Etappe und alle zur Abfahrt bereit. Alle? Nein, nicht alle, denn der Chef hatte noch die SD-Karte seiner Kamera auf dem Zimmer vergessen. Also schnell nochmal hoch, und dann aber los auf die letzte Etappe in die Cinque Terre.
Schon in Sestri, noch vor Erreichen des Val Petronio, macht Michael uns auf eine Beule an Danys Vorderrad aufmerksam. Schnell den Reifen aus dem Guiderucksack genommen und gewechselt. Wo sind meine Heber? Wohl noch im Zimmer. Auf Danys Meilenstein lassen sich auch ohne Heber neue Reifen montieren, also geht's weiter, den Rolleranstieg hoch über Casarza Ligure zum Velva-Tunnel. Ich sage noch zu Dragan, der mir mit seinen Hebern aushelfen wollte. "Mein Multitool habe ich auch nicht dabei, das heißt, heute brauche ich es noch!"
Am Velva-Tunnel wartet Fred vorbildlich auf seinen letzten Mann, der mit dem Rest seiner ausdauernden Gruppe noch vor uns liegt. Er kann also auch Marco einweisen, und ich fahre weiter zum nächsten Abzweig, der etwas tückischer ist. Freds Anruf verstreicht ungehört, der baldige Rückruf lässt mich dann aber umkehren: "Bei Marco ist eine Speiche gebrochen".
"Gib mir mal bitte dein Multitool", sage ich zu Fred, der glücklicherweise vor Ort ist (Danke!). Mit dem dazugehörigen Speichenschlüssel lässt sich die Speiche rausdrehen und das Hinterrad notdürftig zentrieren. Das muss heute noch gehen! Die Rückkehr zum Hotel zum Ersatzlaufrad ist zu weit.
Das Hinterrad bremst Marco in der Abfahrt etwas ein, aber im Laufe der Etappe sticht er wieder vorne mit. Das Laufrad hält! Und wir fahren auf schlechter Straße hinunter ins Varatal nach Borghetto di Vara, wo wir unserem Halbgott des Radsports einen Caffè gönnen. Kurz darauf ist Gruppe 2 da, und wir vertrödeln weitere Zeit im lustigen Gespräch. Es heißt ja schon bald wieder Abschied nehmen, und noch ist längst nicht alles gesagt!
Über eine kleine Welle geht's nach Pignone zum Dorfbrunnen. Das Steilstück war schon, Michael. Zu spät! Wieder vertrödeln wir Zeit im historischen Ambiente. Marco macht Mittagsschlaf im trauten Plätschern des Brunnens.
Nun erklimmen wir, etwas notwendig übel, den Passo del Termine von hinten, und dann sind sie endlich erreicht, die sagenumwobenen Cinque Terre. Das schönste daran ist die Hochstraße zwischen dem Termine und Foce, bis hinunter zur Panoramakehre über Vernazza, das malerisch unter uns liegt. Aber natürlich wollen alle hinunter und den pittoresken Hafen aus der Nähe ansehen. Also Maske auf und hinein ins Getümmel. Ich kaufe Pizza und Focaccia in der Panificio, dann noch eine ganze Crostata in der Pasticceria, wir nehmen unseren Schmaus am Hafen zu uns und erfreuen uns an der Szenerie.
Plätscher, plätscher, so geht die Zeit dahin, und plötzlich ist es 3 Uhr und wir haben noch 60 km vor uns! Dennoch lassen wir uns nicht stressen. Hoch nach Foce (hier Begegnung mit einem vollbeladenen Gepäckfahrer aus der Schweiz, der von Martigny nach Rom fährt. Respekt!)
Herrlich zurück zum Termine, rasant hinunter nach Levanto, und dann in die Glutauffahrt zum Pantani-Brunnen. Dort Vereinigung mit Gruppe 3, die wir ab hier nicht mehr richtig abgeschüttelt bekommen.
Triumphale Einfahrt nach Chiavari. Schmutzbier!
Und ein fantastisches Abschlussessen auf der Seeterrasse des Ca' dal Gurpe. Danke, Robertone!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Heute wollen wir es wissen und kratzen zum Abschluss einer wunderbaren Woche an den 3000 Höhenmetern. Bei einem Besuch in Ligurien darf ein Abstecher in die Cinque Terre nicht fehlen. Über den Mola erreichen wir das Varatal, dem wir bis Borghetto di Vara flussabwärts folgen. Über eine schmale Nebenstraße gelangen wir auf die Termine-Passstraße. Oben angekommen fahren wir auf einer Höhenstraße mit herrlichen Tiefblicken an Monterosso vorbei und dann hinunter nach Vernazza, einem der äußerst sehenswerten Orte der Cinque Terre. Der Kontrast zwischen der absoluten Stille im Hinterland und dem touristischen Trubel im Ort könnte größer kaum sein.
Wem die Gesamtkilometerleistung zu groß ist, kann bis Levanto mit dem Zug fahren und spart somit 55 Kilometer / 800 Höhenmeter.