Von KirstenHe – Unsere Tour in Savoyen führt in sieben Etappen durch den nördlichen Teil der französischen Alpen. Sie startet und endet in Annemasse bei Genf und führt uns sowohl auf die namhaften Pässe der Hochalpen – wie Col du Galibier, Col de l'Iséran oder Col de la Madeleine – als auch durch die nicht weniger spektakulären Pässe der Savoyer Voralpen. Eine Rennradwoche deluxe.
Streckenänderungen vorbehalten.
quäldich-Reise Savoyer Alpen – Die Tour-Klassiker I
Von H11i – Da das geplante Hotel in Annemasse vom Staate beschlagnahmt wurde, startet die erste Etappe der Savoyer Alpen I - 2021 im nahegelgenem Filinges. Dies verlangte eine marginal angepasste Streckenführung, die uns nach 15min vor einen Absperrzaun führt. Glücklicherweise bloss 500 Zusatzmeter. Nach weiteren 15min wird uns vor Augengeführt, dass ein guter Stahlramen dem Karbonrahmen - vor allem was die Bruchsicherheit betrifft - überlegen ist. Ein unspektakuläre Sturz lässt die Kohlenfasern des Radrahmens eines Teilnehmers knacken wie dürre Äste. So geht die Fahrt für den Unglückskerl im Taxi weiter bis zur Mittagsverpflegung.
Nur noch zu zweit (die anderen Gruppen sind längst an uns vorbei) klettern wir die knackigen Rampen hoch zum Monte Salève, wo uns eine grau in grau Aussicht über den Genfersee erwartet. Dafür entschädigt die flowige Abfahrt bis nicht ganz nach Annecy den nicht gesehenen Mont Blanc. Vor der Ortseinfahrt überholen wir Gruppe 3. Die dolce vita-Stimmung entlang der Seepromenade lässt uns etwas entspannen, bevor wir den Anstieg zum Col de la Forclaz in Angriff nehmen. Dabei eröffnet jeder gewonnene Höhenmeter einen noch schöneren Blick über den Lac d'Annecy. Doch noch etwas Aussicht. Und Aussicht auf ein grossartiges Buffet kurz nach der Passhöhe. Mit unendlich viel Leidenschaft und Liebe von Norbert aufgebaut. Gruppe 2 macht sich bereits über all die Leckerein her. Wir schliessen uns ihr an und nehmen den Rest der Etappe in Angriff, nehmen den Collet de Tamié so quasi im Vorbeifahren mit uns genissen die letzten 13km Abfahrt zum Zielhotel in Albertville.
Schmutzbier ahoi!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Die Auftaktetappe führt uns von Annemasse über drei Pässe in die Olympiastadt Albertville. Es sind noch nicht die ganz hohen Alpenpässe, die wir heute unter die Räder nehmen, schließlich steht heute das Einrollen und Kennenlernen im Vordergrund. Landschaftlich bekommen wir jedoch auch heute jede Menge geboten. In Annemasse befinden wir uns auch gleich schon am Fuß unseres ersten Anstiegs, des Genfer Hausbergs Mont Salève. Diesen Berg überqueren wir auf einer Kammstraße in Nord-Süd-Richtung und können nacheinander die Ausblicke auf Genf und den See, in die Hochalpen bis zum Montblanc und schließlich zum Lac d'Annecy genießen. Eine Tour des deux lacs, eine Zwei-Seen-Runde also. Annecy ist das nächste Zwischenziel, das ,,Venedig der Alpen", wo es aufgrund des Stadtverkehrs wohl heißt, einen Gang zurück zu schalten und stattdessen lieber die herrliche Seepromenade zu genießen. Der Col de la Forclaz führt uns dann hoch über den See hinaus bis fast auf den Gipfel der Tournette, grandioses Panorama erneut inklusive. Den Abschluss des heutigen Pässetrios bildet dann der Collet de Tamié, der dank sehr moderater Steigungsprozente auch mit müden Beinen noch erradelt werden kann. Von der Passhöhe führt uns eine rasante Abfahrt auf einsamer Straße direkt in den Etappenort Alberville, wo wir im Hotel abends noch eine entspannte Runde durch den Pool ziehen können.
Variante: Da man am ersten Tag vielleicht noch nicht alle Körner verbraten will, können alle drei Pässe auch problemlos im Tal umfahren werden. Am besten lässt man jedoch den Tamié aus und fährt stattdessen im Tal über Ugine - dank gut ausgebautem Radweg fast verkehrsfrei.
Von H11i – Frisch gestärkt durch das Französische Frühstück rüsten wir die Räder zur zweiten Etappe. Heute steht als Vorspeise ein 18km lockeres Einrollen, als Hauptgang der Col de la Madeleine und als Zwischengang die Lacets de Montvernier auf der Speisekarte. Der Nachtisch nennt sich Col du Télégraphe.
Nach der Freigabe am Fuss des ersten Berges beginnt auch gleich die Jagd nach dem Bergpreis. Jürgen gewinnt diese souverän mit gut 20min Vorsprung auf die Verfolgergruppe. Dafür rauscht er beinahe am sorgfältig aufgebauten Norberts-Buffet vorbei, das bereits in der ersten Kehre in der Abfahrt steht. Dort gibts auch eine gut einstudierte La-Ola-Welle für Madleene von Gruppe 3. Nomen est Omen.
Es geht weiter zum Zwischengang. Erst mal die verdiente 20km Abfahrt nach La Chambre, dann gemässigt weiter zu den Schnürsenkeln. Dass die Serpentinen so aussehen, merkt man beim Hochfahren nicht wirklich. Wieder runter, wir sind fast satt. Es fehlt noch die Nachspeise. Dazu rauschen wir erst mal durchs Arc-Tal. Was uns wegen der leicht ansteigenden Tendenz der Strasse doch einige Körner raubt. Die tanken wir in einem chiquen Kaffee am Fusse des Col du Télégraphe wieder auf. Jürgen, Daniel und Thorsten tun dies in Form eines "Mont Blanc". Einem Eisbecher, dem der Namensgeber alle Ehre macht bei Thorsten im letzten Aufstieg ein Handicap verschafft.
Am Zeilhotel erwartet uns bereits Norbert. Das Gepäck bhat er bereits ausgeladen und das Buffet für eine After-Race-Snack-Party in Stellung gebracht.
Bon appétit!
Ursprünglicher Eappenbericht
Die zweite Etappe führt uns nun mitten in die Hochalpen, über zwei Pässe bis in den Wintersportort Valloire. Mit dem Col de la Madeleine und dem Col du Télégraphe stehen zwei bekannte Tour-de-France-Pässe auf dem Programm, die aus dem heutigen Abschnitt mit fast 3000 Höhenmetern eine heimliche Königsetappe machen. Es beginnt jedoch erstmal ganz harmlos mit Einrollen im oberen Isèretal. Bereits hier sehen wir, dass die umgebenden Berge höher sind als gestern und wir in den Hochalpen angekommen sind. Dann steht mit dem Col de la Madeleine der erste Riese der Tour auf dem Programm. Wir verfehlen zwar die 2000er-Marke denkbar knapp, aber mit 1500 Hm am Stück spielt der Madeleine eindeutig in der ersten Pässeliga. Für die Strapazen entschädigt uns ein tolles Montblanc-Panorama. Wir genießen die lange Abfahrt in die Maurienne und bekommen es dann wieder mit einem leicht ansteigenden Abschnitt durchs Arc-Tal zu tun. Der zweite Anstieg des Tages zum Col du Télégraphe ist nicht ganz so anspruchsvoll, er paar Körner sollte man sich jedoch noch aufgespart haben. Der Zielort Valloire, ein typisches Wintersportzentrum, liegt dann in einem Talkessel auf etwa 1400 m Höhe - am Fuß des am nächsten Tag zu bezwingenden Col du Galibier.
Variante: Auf dem Weg kann man noch die Montvernier-Serpentinenstraße mitnehmen, aufgrund der vielen Kehren ein lohnenswertes Kuriosum, und erhöht die Ausbeute heute auf 110 km / 3300 Hm.
Von H11i – Einrollen war gestern, Abfahrt kommt morgen. Heute geht es direkt in den Berg. Zwei weitere nahmhafte Monumente der Tour der France in Aussicht. Und es stellt sich die Frage: Galibier oder Gabalier? Als Nummer zwei aber irgendwie doch auch eine eins: die Alpe d'Huez.
Die Beine drücken, es schnauft, es rollt. Damit es nicht zu einfach wird und nicht überhitzen, weht uns in der Flachpassage ein frisches Windlüftchen entgegen. Der erste Bergpreis geht (wieder) an Jürgen und der Guide der Gruppe 1 verliert im Anstieg mächtig Zeit in der Gesamtwertung.
Jacke an und 500m Abfahrt zu Norberts Buffet. Da die Mittagsverpflegung eher früh kommt, schafft Norbert (der Perfektionist) es nicht ganz, fertig aufzubauen. Was ihn ein bisschen stresst. Er ist gern bereit, wenn die Leute ankommen.
Als Gruppe 2 aufschliesst, düst Gruppe 1 weitere 1000 Hm runter und entscheidet sich für die "Balkon-Variante" der Etappe. Ein welliger Anstieg mit einer anschliessenden gemässigt geschlängelten Abfahrt in die fünfte Kehre der legendären Alpe d'Huez.
Bevor das Bergzeitfahren lanciert wird, gibt es erst einmal einen Kaffestopp. Wir beobachten diverse RadfaherInnen, die durch die Mittagsgluthitze hochkurbeln. Und diverse Triathleten, die vom Alpe d'Huez-Triathlon runterfahren. Das tut Gruppe 1 ihnen dann gleich: zum Start. Auf die Plätze, fertig, los! 21 Kehren, 13km, 1130hm. Auch hier verteidigt Jürgen seinen Status als bester Bergfahrer.
Um die Beine zu lockern, eignet sich der kleine Abstecher zum Col de Sarenne. Wunderschöne Alpenlandschaft und merklich weniger Verkehr als auf dem klassischen Anstieg. So, zwei Berge mehr im Tank.
Das Abendessen geniesst die Truppe nach einem gemütlichen Abendspaziergang im La Fondue, wo es statt der angekündigten Tartiflette, der lokalen Kartoffelauflauf-Spezialität, als Appetithappen Terrine, gefolgt von Steak mit Kartoffelpürée mit abschliessendem Desserbuffet (drei Stück pro Person) gab.
Jetzt spannts mir der Ranzen!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Heute ist der Tag der Monumente. Der 2645 m hohe Col du Galibier, den wir zunächst befahren, ist häufig der höchste Punkt der Tour de France, mit seiner kargen Hochgebirgskulisse aber auch ein landschaftlicher Leckerbessen. Im Startort Valloire wird es auf 1400 m Höhe morgens wohl ganz schön frisch sein. Dafür, dass uns schnell wieder warm wird, sollte jedoch der Col du Galibier sorgen, der uns noch etwa 1200 m höher hinaus führen wird. Die verwitterte Felswüste an der Passhöhe macht den Galibier zu einem ganz besonderen Ort, und die Ausblicke reichen hier weit nach Süden in den Ecrins-Nationalpark hinein. Doch wir sind bald schon am Wendepunkt unserer Tour angekommen. Die mythische Etappe komplett macht dann die wohl bekannteste Tour-Bergankunft nach Alpe d'Huez. Ein beträchtlicher Teil der Hobbyrennradler wird wohl schonmal am Fernsehbildschirm mitgefiebert haben, wenn sich in den 21 Kehren der Kampf ums Gelbe Trikot entschieden hat. Heute sind es wir selbst, die einen Kampf austragen, allerdings nicht miteinander, sondern jeder gegen sich selbst und gegen die Steigung. Im Ziel in Alpe d'Huez kann man dann den Triumph auskosten, heute zwei Monumente bezwungen zu haben.
Option: Wer im Ziel noch Körner übrig hat, kann sich dann noch davon überzeugen, dass die Alpen vielelicht dort am schönsten sind, wo die Tour de France nie hinkommt. Lac Besson und Col de Sarenne sind zwei schöne kurze Abstecher.
Von H11i – Heute morgen werden wir von einem uns für uns ungewohntem Wetterphänomen begrüsst, Regen. Dabei Rad zu fahren geht, muss aber nicht sein, wenn es sich vermeiden lässt. So dehnen wir das Frühstück etwas aus und treten erst um 10.00 den Start zur vierten Etappe an.
Diese beginnt mit der Abfahrt von der Alpe d'Huez. Dick eingepackt mit Regenjacken, Handschuhen, Schuhüberziehern, Regenhosen, Beinlingen, Mützen etc. rollen wir los. Der kurze Gegenanstieg zum Col de la Confession macht trozt hoher Atmungsfähigkeit der Klamotten warm. Ein Blick zurück auf die epischen 21 Kehren zur Alpe d'Huez, dann weiter runter. Norbert nimmt uns am Fusse des Croix de Fer in Empfang, sodass wir den unnötigen Ballast an wamen Kleidern im Auto über den Pass schicken können.
Erster Berg, erste Bergpreispunkte in Aussicht. Die Wattzahlen auf dem Leistungsmesser schiessen in die Höhe. So tut es die Herzfrequenz gleich. Glücklicherweise habe ich heute morgen vergessen, mich mit Sonnencrème einzuschmieren. Denn darum bahnt sich die Sonne nun ihren Weg durch die Wolkendecke.
Die Bergpreispunktejäger nehmen mich kurz nach der Passhöhe - sie tun sich bereits an Norberts Verpflegung gütlich - am Le Laitelet in Empfang.
Gut gestärkt nehmen wir den zweiten Teil der Etappe in Angriff. Zuerst kommt die Verdauungsabfahrt vom Croix de Fer. Gruppe 2 und 1 entscheidet sich für die B-Variante der Etappe und drücken die Asphaltblase namens Col du Mollard ohne mit der Wimper zu zucken weg. Es folgt die Abfahrt der unendlichen Serpentinen. Obwohl die Strassenverhältnisse fragwürdig sind, lohnt sich das Erlebins allemal.
Schon bekannt und déja vu ist der Überführungsabschnitt nach St. Jean-de-Maurienne. Aufgrund der subotimalen Erfahrungen mit dem Mont Blanc-Eisbecher wird heute darauf verzichtet. 14km Kette rechts nach Modane, 7km Zielsprint nach Aussois.
Am meisten verdient hat sich das Abendessen wohl Gruppe 3: von etlichen Platten geplagt, Helme auf dem Croix de Fer vergessen (aber frühzeitig bemerkt), die meisten Sattelstunden gesammelt und am wenigsten Zeit, sich bis zum Abendessen die Beine zu rasieren oder zu massieren.
Bonne nuit!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Das vierte Teilstück führt uns aus dem Oisans wieder in die Maurienne zurück und somit nach einem kurzen Dauphiné-Abstecher zurück nach Savoyen. Mit der gestrigen Bergankunft in den Beinen können wir den heutigen Tag recht locker angehen lassen. Von Alpe d'Huez geht es zunächst auf einer wunderschönen Kammstraße über Villard-Reculas oberhalb des Oisans entlang, so dass wir nach einer moderaten Abfahrt auf die Südrampe des Col de la Croix de Fer stoßen. Dann geht es jedoch wieder bergauf, zunächst überwinden wir eine Geländestufe bis zu einem malerischen Stausee, dann folgt der Schlussanstieg zum Croix de Fer. Insgesamt macht das immerhin über 1600 Hm traumhafte Passstraße. Beinahe geschenkt bekommt man hingegen optional den Col du Glandon - die beiden Passhöhen liegen nur wenige Kilometer auseinander. Vom Croix de Fer führt uns eine schöne Abfahrt nach St. Jean-de-Maurienne, wo wir auf der zweiten Etappe schon durch gekommen sind. Es geht nun das Arc-Tal aufwärts - leider muss man hier auch mit einigem Durchgangsverkehr rechnen. Die schöne Kulisse des Vanoise-Massivs sollte dafür jedoch teilweise entschädigen. Der Zielort ist dann der Skiort Aussois, der einen lockeren 400-Hm-Schlussanstieg mit sich bringt.
Variante: Eine schöne Alternative, die erlaubt, die Hauptstraße im Tal teilweise zu umgehen, führt über den Col du Mollard. Die serpentinenreiche Abfahrt erfordert jedoch auch zusätzliche 300 Hm bergauf...
Von H11i – Am Frühstücksbuffet weht uns der Duft von frisch getoastetem Brot entgegen. Offensichtlich war der Bräunungsgrad des Toasters aufs Maximum eingestellt. Wir schlagen bei den anderen Sachen dafür um so mehr zu.
Der Tag präsentiert von Anfang bis Ende sein bestes Kaiserwetter. Das kommt uns sehr entgegen, denn heute fahren wir über das Dach der Tour, den Col de l'Iséran mit 2764 m.ü.M.
Die Etappe beginnt flach mit ein paar unbedeutenden Hubbeln durchs Arc-Tal bis 13km vor den eigentlichen Hauptanstieg in Bonneval. Da beginnt wie immer die Jagd um die Bergpreispunkte. Je länger der Aufstieg geht, desto atemberaubender (im wahrsten Sinne des Wortes) wird die Aussicht. Die Strecke wechselt sich zwischen flacheren und steileren Passagen ab und führt mich als letzter der Gruppe zum Gipfel. Schlange stehen für ein Beweisfoto mit dem Passschild und nach dem Hoch kommt das Runter. Die Aussicht über la Fornet und Val d'Isère, eingebettet im Alpenpanorama war jeder Schweisstropfen wert. Mittagsverpflegung bei der Ortseinfahrt zum Val d'Isère. Trotz Sommer, Sonne, Sonnenschein die bessere Wahl als bei Wind auf dem Pass.
Verdauungsabfahrt nach Ste. Foy-Tarantaise, die gemäss Daniel mit dunklen Tunnel gespickt ist. Rücklicht an.
Gruppe 1 und 2 entscheiden sich, den kleinen St. Bernhard in ihr Palmarès aufnehmen zu wollen. Gruppe 3 fährt via Le Villaret die A-Variante nach Seez.
Der Pass entpuppt sich in den letzten 12km als Rollerberg. Mit Rückenwind rollts es sich zusätzlich noch leichter und die 700 Hm schmelzen dahin wie Eis in der Sonne. Dieses gönnen wir uns in bella Italia, wahlweise in Kombination mit Cola oder Capuccino.
Nach dem Hoch kommt das Runter, 25km bis Seez. Wie geil!
Daily routine: Schmutzbier, Tasche aus dem Bus, Rad in den Radraum, einchecken, duschen, nochmals Bier, Abendessen.
Beine hoch!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Wiederum nur ein Pass steht heute auf dem Programm, doch der hat es so richtig in sich, denn der Col de l'Iséran ist mit 2764 m der höchste echte Alpenpass. Doch zunächst beginnt die fünfte Etappe, wie die vierte aufgehört hat - weiter befahren wir das Arc-Tal bergauf. Bis Bonneval-sur-Arc steigt das Tal weiter nur gemächlich an, so dass wir heute genügend Zeit zum Einrollen haben. Die Abzweigung zum Col de Mont Cenis in Lanslebourg macht uns dann bewusst, dass über die Bergkette zur Rechten die Grenze nach Italien verläuft. Dann, in Bonneval, wird aus dem Bergaufrollen ein richtiges Klettern, denn die eigentliche Auffahrt zum Col de l'Iséran beginnt. Bis auf 2764 m führt uns die höchste echte Passstraße der Alpen hinauf - denn die Cime de la Bonette in den Seealpen ist schließlich kein richtiger Pass. Nach etwa 50 km An- und Auffahrt folgen 50 km Abfahrt, und schon sind wir in Bourg-Saint-Maurice, dem Zielort der Etappe. Ein echtes Pässemekka übrigens, denn neben dem Iséran starten hier noch zwei andere Passstraßen - der Petit St. Bernard, und der Cormet de Roselend, der morgen auf dem Programm steht. Kurz gesagt also: einmal rauf, einmal runter, fertig.
Variante: Ein lohnenswerter Abstecher führt zum Lac de Tignes. So kommt man heute auf 112 km und 2200 Hm.
Von H11i – Die vergangenen Tage beginnen sich in der Erinnerung ineinander zu verschmelzen, wie ein Käsefondue. Es ist schwierig zu rekonstruieren, wann welche Pässe gefahren wurden, in welcher Ortschaft das Zielhotel war, wie das Zimmer ausgestattet war, was es zum Abendessen gab und wie reichhaltig sich das Frühstücksbuffet sich offerierte. Doch eins ist klar, die Reise war und ist eine Reise wert!
Da die Etappe und somit der Tage nicht kürzer sondern länger wird, bekommt der Tagesbericht eine technischere und weniger literarische Facette:
Etappe 6 von 7 mit Variante A, B, C oder D - von Seez nach Cluses - unbedrohliche Wolkendecke mit optimaler Temperatur zum Radfahren, Gewitter und Regenschauer ab 17.00
Gruppe 3: Variante A (120km, 2600 Hm) - Drei Pässe - Pedalproblem unterwegs, konnte behoben werden
Gruppe 2: Variante C (138km, 3700 Hm) - Fünf Pässe - Platten kurz vor dem Ziel
Gruppe 1: Variante D (184km, 5200 Hm) - Sechs Pässe - Kühe auf der Passstrasse
Was für Bretter!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Mit 126 km handelt es sich heute um die längste Etappe, und mit 2.800 Höhenmetern kann man sie getrost als zweite Königsetappe bezeichnen. Drei Pässe werden dabei bezwungen, der Cormet de Roselend, der Col des Saisies und der Col des Aravis. Der Cormet de Roselend ist - wenn man nicht die verschäfte Version der morgigen Schlussetappe wählt - der letzte hors catégorie-Riese unserer Savoyen-Rundfahrt. Gleichzeitig setzt er nochmal ein landschaftliches Ausrufezeichen, denn der türkisgrün schimmernde Roselend-Stausee auf der Westseite bietet sicherlich eine der schönsten Kulissen der französischen Alpen. Nach der Abfahrt nach Beaufort folgt die zweite Auffahrt auf dem Fuße, der Col des Saisies führt uns ins junge Arly-Tal. Hier könnten wir über Megève relativ höhenmeterarm in den heutigen Zielort Cluses fahren, doch statt der Hauptverbindungsroute überqueren wir noch das Voralpenmassiv Chaîne des Aravis über den gleichnamigen Pass Col des Aravis, inklusive erneut schöner Ausblicke in Richtung Montblanc. Von dort aus geht es dann lange bergab, und die Gorges de Bornes stellt nochmal ein kleines landschaftliches Highlight dar. Die letzten Kilometer der Etappe führen dann flach durchs Arve-Tal nach Cluses.
Variante: Man kann mit dem Col de la Colombière noch einen vierten Pass dazu nehmen und so eine wahre Königsetappe bestreiten: mit 124 km und 3500 Hm.
Von H11i – Dä letscht Etappäbricht chunt i mundart. Und alli wo gmeint händ, da seg schwizerdütsch woni gred ha über dWuche, mueni leider endüsche. Da isch lediglich min klägliche Versuech gsi, Hochdüdsch zrede. Aber ihr chönd beruhigt si, will ihr sind nöd di erste und vermuetlich au nöd die letschtä, wo da gmeint händ.
Wie dä rosarot Panther sait «Wer hat an der Uhr gedreht?», so isch die Wuche ruckzuck verbi gange. Gad erst no dAsproch gmacht vorärä Wuche und gest scho dAbschidsred ghalte. Aber mir händ no ei Etappe vor üs. Damol nur no zwei Variante à 75km mit 2000 Hm oder 97km mit 2150 Hm. Inoffiziell hät mer au chönä 30km flach zum Hotel zrugg fahre. Da wär au in Frog cho, falls es hüt grägnät het. Häts aber nöd.
Dä Norbert hät vor dä Abfahrt no dRästä usätischet, will er hüt nochem Poste direkt uf Findrol goht, zum sGepäck ablade und drum gits hüt kei organisierti Mittagsverpflegig.
Wiedermol tschau sägä und ä gueti Fahrt wünsche und mir klicket mit dä Pedal i. Dä Thorsten het fascht sini Bidons vergässä. Häts aber no rächtzitig gmerkt, well nüd gschäpperet hät. Gruppe 3 und 2 fahret dVariante A, Gruppe 1 dVariante B und ä paar wenigi fahret selbschtgaided dVariante C. Dä Jürgen hät dä Track 7B nöd uf sim Garmin, wa dä Dresdner Jungs en psychologische Vorteil git.
Zerscht fahret mir über dä Col de Joux Plane. Schö ruhig, mit wenig Verkehr, däfür zum Teil recht steil. Denn gohts bitzli abä und nochämnä churze Gägästich nehmet mir dä Col de Ranfolly gad au no mit. Denn wieder abe, aber damol richtig bis uf Morzine. Churz noch La Vernaz chunt ä Schild mit «route barré». «Jojo, mitem Velo chömät mir do scho durä». Zerscht chunt nur ä Gitter, aber denn chli witer fählt 50m Stross. Mit chli Chragslä chömät mir durä. Git eifach chli dräckigi Schueh und gfüllti Cleats. Chli uschlopfe, denn gohts wieder. Denn chunt nomäl ä Gitter, aber da isch Pippifax zu vorhär.
zVailly fahrt dä Jürgen uf eigeni Fuscht witer, will mir ihm zlangsam sind. Er git irgend ä Adresse zFindrol i und git Gas. Mir fahret gmeütlich witer uf dä Col des Arces. Eimol no paar Watt drucke. Und wells ufm Pass kei Resti git, fahret mir diret abe zum Ziel. Und churz nochdem mir acho sind, chunt au dä Jürgen a, er hät sich verfahre.
Gebäckverpflegig im Gepäckrum. Dä Norbert loht sich au am letschtä Tag nöd lumpä und sorgät däfür, dass mir üsi Speicher wieder chönd lade. Danke tuusig!!
Mä trifft sich no ufde Terrasse zu Burger und Bier, loht dWuchä revu passiere, wertet Leistchtigsdate us, luegät Föteli a, git Anektöteli zum bestä und loht sich vode Nomittagssunne brötlä. Unbedingt no gnüssä, well morn wirds wüescht.
Mis Taxi chunt, merci beaucoup à vous tous!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Die Schlussetappe ist zum Ausrollen da, eine tour d'honneur, so dass wir uns ohne größere Strapazen von den Savoyer Alpen verabschieden können. Dabei nehmen wir jedoch noch einige kleinere Pässe des Chablais mit und beschließen die Rundfahrt mit einem herrlichen Blick über den Genfersee. Von Cluses aus rollen wir zunächst ein Stück das Giffre-Tal hinauf bis St.-Jeoire. Hätten wir es eilig, könnten wir nun auch flach ins Ziel rollen, doch wir wären nicht quaeldich.de, wenn wir nicht auch in den Voralpen noch ein paar Highlights in petto hätten. Eindrucksvoll ist sicher die Gorges de Risse, die wir als nächstes durchfahren - mit steil neben der Straße abfallendem Abhang. Der moderate Anstieg durch die Schlucht geht nahtlos über in den schon etwas fordernderen Anstieg auf das Plateau de Plaine-Joux, eine versteckte Passstraße mit kaum Verkehr und dem möglicherweise letzten Blick auf das Montblanc-Massiv. Hier streuen wir noch die Stichstraße zum Col d'Ajon ein, die uns ein letztes herrliches Montblanc-Panorama beschert. Der Col de Saxel ist dann kein wirklich erstzunehmendes Hindernis mehr, und man die Auffahrt bei sehr moderater Steigung dazu nutzen, die Höhepunkte der Savoyen-Woche nochmals Revue passieren zu lassen. Spätestens bei der Abfahrt in Richtung Genfersee mit abermals hübschen Ausblicken wird sich dann vielleicht auch etwas Wehmut bemerkbar machen - denn jetzt fehlt nur noch ein Flachstück zwischen Alpen und See, und wir sind wieder am Ausgangspunkt in Annemasse bei Genf angekommen.
Variante: Wer auch am letzten Tag noch eine vollwertige Etappe fahren möchte, kann über den Col de Joux-Plane fahren und dort nochmal traumhafte Montblanc-Panoramen genießen.