Von majortom – Die prestigeträchtigen Alpenriesen der Tour de France – das kann man auch ganz entspannt genießen. Unsere einwöchige Rundtour beginnt und endet in Annemasse bei Genf, führt über sieben Etappen bis zum mythischen Col du Galibier – und die Etappen sind dennoch deutlich kürzer und leichter als bei unseren gewöhnlichen Klassiker-Reisen. In Saint-Jean-de-Maurienne und Annecy bleiben wir jeweils zwei Nächte.
Streckenänderungen vorbehalten!
quäldich-Reise Savoyer Alpen Relaxed
Dies ist die offizielle Strecke der quäldich-Reise Savoyer Alpen Relaxed vom 29. Juli bis 5. August 2017.
Von majortom – Savoyen Relaxed 2017. Da es die erste Relaxed-Reise ist, die ich organisiert habe und leite, bin ich schon seit gestern sehr gespannt, was mich in dieser Woche erwartet. Zur Erinnerung: die Relaxed-Reisen haben etwas kürzere und etwas weniger höhenmeterreiche Etappen als unsere sonstigen Reisen, ohne aber auf unseren Markenkern zu verzichten: sportlicher Anspruch, schöne Strecken, namhafte Pässe und sensationelle Geheimtipps. Einen Vorgeschmack darauf, was mich erwartet, habe ich schon gestern beim Abendessen bekommen: eine sehr nette Gruppe mit enthusiastischen Rennradlern, vielleicht mit etwas weniger rasierten Beinen, Finisher-Tshirts und Jack-Wolfskin-Funktionshosen als sonst, dafür mit etwas mehr Ausdauer am Heineken-Zapfhahn. Ich freue mich auf die Woche.
Und ich freue mich darauf, wieder in Hochsavoyen zu sein, wo ich meine erste Wochenreise für quaeldich.de organisiert habe (2013 war das), und auch in Annemasse, wo ich vier Jahre lang gelebt habe. Merke: wer in Annemasse wohnt, findet hinterher keinen besseren Job mehr als quaeldich-Reiseorganisator...
Bei strahlendem Sonnenschein starten wir um etwa 9.30 Uhr in die Etappe. Ich voraus mit neun ausdauernden Teilnehmern, die die etwas längere B-Variante der Etappe anvisieren, und Otto und Denny kurz darauf mit der entspannten Großgruppe, die die kürzere A-Variante durchs Chablais fährt. Das Chablais, so viel geographischer Exkurs sei mir gestattet, ist das Bergmassiv südlich des Genfer Sees, das sich dadurch auszeichnet, dass von West nach Ost die Bergketten immer höher werden. Heute sind wir in West-Ost-Richtung unterwegs nach Cluses.
Zunächst geht es jedoch durch Annemasse und Ville-la-Grand - hier hätte ich eigentlich noch wissen müssen, dass da Sonntags Markt ist, was zur Folge hat, dass ich kurz illegalerweise entgegen der Einbahnstraße navigieren muss; entgegenkommende Fahrzeuge werden mit ausladenden Gesten auf die parallele Busspur gewiesen. Dann geht es entlang der Grenze zur Schweiz nach Norden. Hier bin ich bestimmt schon hunderte Male gefahren, die Standardstrecke aus Annemasse raus. Auf ruhigen Nebenstrecken kommen wir so nach Bons-en-Chablais, wo die Schonfrist endet.
Die Schonfrist endet mit dem Col de Saxel, den wir zum Auftakt ausgesucht haben, und der sich durch schöne Ausblicke über den Genfer See bis hin zum Jura auszeichnet. Sehr schön hier. Und überraschend schnell haben wir die acht Kilometer weggedrückt. Mit etwa 5 Prozent im Schnitt ist der Saxel auch kein großer Scharfrichter, aber die Euphorie ist definitiv in der ganzen Gruppe da. Oben planen wir nochmals die Mittagsverpflegung um, da klar wird, dass Thomas es auf keinen Fall rechtzeitig nach Boege am Fuß des Passes schaffen wird.
Also nehmen wir gleich den zweiten Anstieg in Angriff, der auf einer praktisch autofreien idyllischen Nebenstraße von Villard nach Ajon hinauf führt. Hier habe ich fantastische Montblanc-Blicke versprochen, der Blick in den immer mehr bewölkten Himmel lässt mich jedoch daran zweifeln, dass wir den höchsten Berg der Alpen zu Gesicht kriegen werden. 12 Kilometer später, als wir durch die schöne Weidelandschaft an der Passhöhe im Nirgendwo stehen, haben wir das schneebedeckte Massiv zwar gesehen, der Gipfel hängt jedoch in den Wolken. Seis drum, es ist schön hier. Nur etwas windig; als ich oben ankomme, hat sich die Gruppe schon in den Windschatten einer Hütte verzogen.
Kurze Abfahrt auf das Plateau de Plaine-Joux, wo es doch nicht zur Kaffeepause kommt, weil wir inzwischen die Nachricht erhalten haben, dass Thomas in Onnion steht. Eine gute Wahl, denn auf dem Plateau bläst der Wind inzwischen noch stärker, und unten ist es deutlich wärmer und angenehmer. Thomas, mit dem ich auf dieser Reise das erste Mal zusammen arbeite, dem jedoch sein guter Ruf als Versorger weit über die Stadtgrenzen von Dortmund hinaus voraus eilt, hat weder Kosten noch Mühen gescheut, um ein sensationelles Buffet aufzubauen. Chapeau!
Es kommt dann zu einer Teilnehmerrochade, und nur sechs Radfahrer plus Guide entscheiden sich für die B-Tour, die noch über den Col de la Ramaz führt. Ich bin ihn von dieser Seite noch nie gefahren und bin dementsprechend hochmotivert, das nachzuholen. Zunächst müssen wir jedoch noch im Carport unseres Vertrauens um Asyl bitten, da ein Gewitter durchzieht. Zehn Minuten Zwangspause, dann sind wir wieder im trockenen en route.
Der Ramaz ist ein wunderschöner Pass: zunächst geht es durch die üblichen Reblochon-Weidelandschaften, dann schraubt man sich am Hang zu einer Felsenge empor, und schließlich geht es durch ein Hochtal zur Passhöhe, wo - man lese und staune - sich der Montblanc plötzlich doch in all seiner Pracht präsentiert. Ein toller Moment! Dann kehren wir auf eine Kaffepause in Praz du Lys ein, genau rechtzeitig um die zweite Gewitterfront auszusitzen und uns von den leicht bekleideten Servicefachkräften mit Cappuccino und Orangina versorgen zu lassen.
Eine Abfahrt nach Taninges fehlt noch, unterbrochen durch eine nur erschwert zu passierende Baustelle. Dann bei Sturm und autobahnähnlichen Individualverkehrverhältnissen über den Chatillon-Nupsi und ab ins Hotel in Cluses. Extrapunkte für Thomas' Heineken-Lounge am Gepäckcruiser.
Morgen bekommen wir 14 Sonnenstunden. Wir freuen uns auf Col de la Colombière und Col des Aravis. Mit diesem Fazit verabschieden wir uns und geben in Gedenken an den Wellfleischgasthof Schmölzer zu Rothenburg zurück an die angeschlossenen Funkhäuser.
Weisheit des Tages:
"Savoie libre!" (häufig von lokalpatriotischen Guerilla-Bauern auf savoyardische Straßen geschrieben)
Ursprüngliche Etappenbeschreibung: Die erste Etappe führt uns ins Chablais, das Voralpengebiet südlich des Genfer Sees. Zwei Passauffahrten stehen auf dem Programm, von denen insbesondere der Col d'Ajon mit seinem Montblanc-Blick sehr lohnenswert ist.
Die erste Etappe ist zum Einrollen; man möchte sich und die Beine schließlich erstmal ans Pässefahren gewöhnen. Das Voralpenmassiv Chablais ist wie geschaffen dafür, um entpannt in die Woche zu starten. Von unserem Startort Annemasse aus fahren wir zunächst auf Nebenstraßen in nördlicher Richtung bis Bons-en-Chablais. Der Col de Saxel ist knapp unter 1000 m hoch, und steigt sehr sanft und gleichmäßig an, so dass man die schönen Ausblicke auf den Genfersee und die Jurakette dahinter so richtig genießen kann. Die anschließende Abfahrt führt nach Boëge ins Vallée Verte. Hier wartet auch gleich die zweite Prüfung des Tages, der Col d'Ajon, den wir auf einer praktisch verkehrsfreien Nebenstraße befahren. Das Montblanc-Panorama vom Ende einer kleinen Stichstraße ist vom feinsten. Es folgt eine schöne Abfahrt, die wildromantische Risse-Schlucht und schließlich noch ein paar flache Kilometer bis in den Etappenort Cluses.
Von majortom – Tag zwei der Savoyer Alpen relaxed. Allerdings in der ausdauernden Gruppe heute weniger relaxed, dank der Tour B-Option Col des Annes, die sich doch als deutlich herausfordernder herausstellt, als es der Streckenplaner (in Personalunion auch der Berichterstatter) im Gedächtnis hatte.
Cluses, 9 Uhr morgens. Der Gewitterschauer, der noch beim Frühstück für besorgte Blicke gesorgt hat, ist rechtzeitig in die Schweiz abgezogen, so dass wir bei schwülwarmen Temperaturen pünktlich starten können. Durch Cluses hindurch herrscht noch kurze Schonfrist, dann geht es sofort hinein in den Col de la Colombière, mit 1100 Höhenmetern und einer fiesen Schlussrampe doch schon ein ordentliches Kaliber. Doch die Morgeneuphorie ist nicht nur in meiner Gruppe groß, der Tritt ist noch kraftvoll, und so pedalieren wir peu à peu bergauf in die schöne Bergwelt des Aravis-Massivs. Gestern hatte ich noch angekündigt, dass der Colombière einer der beiden hochalpin anmutenden Pässe ist, die von Genf aus in einer normalen Tagestour zu erreichen sind (Preisfrage*: Welches ist der andere?), und das bestätigt sich spätestens dann, als wir durch die felsige Landschaft auf die Passhöhe zu quetschen. Quetschen deshalb, weil die Steigung auf den letzten drei Kilometen stetig zunimmt - wir sehnen die Passhöhe herbei, die glücklicherweise schon von weitem zu sehen ist.
Eine schnelle Abfahrt nach Grand-Bornand, und wir müssen erstmal auf Thomas warten, der beim Einkaufen von mitscheckzahlenden Hausfrauen aufgehalten wurde (vermutlich). Doch schon bald trifft der Heinekencruiser ein, und Brot und Bananen werden ausgeteilt. Ein Hoch auf den Versorger Thomas!
Dann geht es für meine Tour-B-Fahrer in die zusätzliche Stichstraße zum Col des Annes - wieder einmal ein Pass, mit dem ich einige Erinnerungen verbinde. Dennoch waren die Erinnerungen wohl etwas verklärt, denn ich hatte nicht mehr präsent, dass die Rampen so verdammt steil sind. Immerhin sechs mutige Relaxer konnte ich zu diesem Abstecher überreden - zum Glück ist mir anscheinend niemand böse. Dafür ist der Pass aber wieder mal wunderschön mit tollem Panorama der kompletten Aravis-Kette inklusive deren höchstem Punkt, der Pointe Percée. Ich bin völlig abgekämpft, als ich oben ankomme, außerdem ist es kalt, so dass wir erstmal in der dortigen Hütte auf ein Cola einkehen. Auch die Beignets de Pomme de Terre am Nachbartisch sehen sensationell aus... kommt auf die Merkliste.
Die Abfahrt ist aufgrund von Wasserablaufrinnen und holprigem Asphalt leider nicht so rasant, wie sie sein könnte, dennoch erreichen wir wohlbehalten wieder Grand-Bornand und können uns dan den letzten Pass des Tages, den Col des Aravis machen. Leider haben wir es durch die Skiorte Saint-Jean-de-Sixt (mit Passchild) und La Clusaz mit recht viel Autoverkehr zu tun, von dem wir uns aber nicht beirren lassen. Noch nerviger ist der starke Gegenwind, der uns auf den letzten Kilometern vor der Passhöhe erbarmungslos entgegen fegt. Doch auch den Aravis meistern wir schließlich.
Damit ist die Etappe fast geschafft, denn nun geht es nur noch bergab. Abfahrt vom Aravis nach Flumet, Abfahrt durch die Arly-Schlucht (Kategorie ganz nett) und schließlich noch die leicht abfallenden Schlusskilometer zwischen Ugine und Albertville auf dem Radweg - dank ausbleibendem Gegenwind können wir auch hier zügig ins Ziel fahren.
Und ab in den Pool.
Nachtrag: dank Ottos hervorragendem Krisenmanagement kann ein Speichenbruch durch einen begnateten Albertviller Mechaniker in einer Colalänge behoben werden.
* Wer als erstes die Antwort auf die Preisfrage weiß, erhält eine Flasche Mondeuse auf eigene Kosten.
Weisheit des Tages:
"Hauptsach obsi!" (schweizerisch für hauptsache bergauf)
Ursprüngliche Etappenbeschreibung: Am zweiten Tag geht es nun richtig in die Hochalpen. Wir bezwingen mit dem Col de la Colombière einen ersten richtigen Alpenriesen.
Am Morgen in Cluses dürfte der eine oder andere etwas nervös sein. Verglichen mit dem Col de la Colombière, der heute als erstes auf dem Programm steht, mit seinen 1140 Höhenmetern waren die Pässe von gestern Pillepalle. Doch der Colombière fährt sich gut, und man muss sich eben die Zeit nehmen, die man braucht. Und ist spätestens an der felsigen Passhöhe auf 1618 m Höhe in den Hochalpen angekommen. Die Abfahrt führt uns in den Skiort Grand-Bornand, und der zweite Anstieg des Tages zum Col des Aravis schließt sich praktisch sofort an. Der Aravis ist jedoch deutlich leichter, erfreut aber auch mit schönen Ausblicken auf die gleichnamige Gebirgskette. Dann fehlt nur noch die Abfahrt durch die hübsche Arly-Schlucht, bis wir die Olympiastadt Albertville erreichen.
Von majortom – Albertville. Abschied vom lieb gewonnenen Hotelpool. Abschied vom lieb gewordenen Auditorium. Streichen von Route B wegen Übermotivation des Streckenplaners. Einplanen von neuer Route B über die Lacets de Monvernier aufgrund von Dennys Intervention.
Abfahrt. Sonnenschein. Ein heißer Tag kündigt sich an. Gemütliches Losrollen durchs Isère-Tal. Hochmotivierte ausdauerne Gruppe. Immer näher kommender Col de la Madeleine. Respekt. Ein Rudel blutjunger 40 Kilo schwerer Vereinsfaher gruppiert sich am Fußpunkt des Passes. Fahrtrichtung Pussy. Erste Serpentinen, erste Rampen. Hohes Tempo durch Grandfondo-Karsten. Moderates Tempo im Gruppetto. Gemütliches Stück im Wald. Erstes Flachstück. Brunnen (zum Glück).
Es wird so richtig heiß. Hitzeschlacht am Madeleine. Noch mehr Brunnen (zum Glück). Flachstück ist bald vorbei. Es wird hochalpin. Noch mehr Serpentinen. Kein Schatten. Hitzeschlacht am Madeleine.
Zweites Flachstück. Fotostopps häufen sich. Montblanc-Blicke, schöner als die letzten Tage. Hochalpine Landschaft. Die letzten vier Kilometer. Letzte Körner mobilisieren. Hitzeschlacht am Madeleine. Passhöhe schon sichtbar. Passhöhe kommt immer näher. Durchhalten. Sprint um Bergpunkte mit letzter Kraft. Thomas hat sich der Dienstanweisung widersetzt und sich auf der Passhöhe postiert. Gute Entscheidung. Das beste Team der Welt.
Baguette. Salami. Essiggurken. Cola auf Eis. Das beste Buffet der Welt. Immer mehr Relaxer trudeln oben ein. Highfives. Beweisfotos am Passschild. Sensationelles Bergpanorama.
Abfahrt. Rasant ins Tal. Es wird wieder wärmer. Sammeln in La Chambre. Brütende Hitze in der Maurienne. Kurze Talpassage. Der Schweiß läuft in Strömen. Lacets de Monvernier. Unglaublich. Kurios. Spektakulär. Hitzeschlacht in den Lacets. Brunnen in Montvernier (zum Glück). Oranginabude im nächsten Ort. Terrasse mit sensationeller Aussicht. Relaxed.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung: Die dritte Etappe gehört ganz dem Col de la Madeleine.
Heute steht nur ein Pass auf dem Programm, der Col de la Madeleine. Ein sehr schöner Pass, aber auch ein langer Pass, an dem man sich seine Kräfte gut einteilen muss. Und so sollte man auf der flachen Anfahrt von Albertville durchs Isèretal nicht zu viele Körner verbrennen – wir haben schließlich den ganzen Tag Zeit. Dann schrauben wir uns geduldig Kehre für Kehre nach oben, erleben wie die Landschaft immer alpiner wird, und stehen schließlich auf der Passhöhe auf – leider – nicht ganz 2000 m Höhe. In der Gewissheit, dass uns nur noch eine lange Abfahrt vom Tagesziel in Saint-Jean-de-Maurienne trennt.
Von majortom – Nach der erfolgreichen und sehr schönen Königsetappe auf den Col du Galibier sind alle Teilnehmer wohlbehalten und stolz zurück in Sant-Jean. Grinsende Gesichter überall! Die Euphorie hält noch an.
Bevor wir zum eigentlichen Bericht kommen, krame ich nochmal tief im quaeldich-Reisen-Anektodenkistchen. Als ich 2013 die erste Reise in die Savoyer Alpen geplant habe, gab es einen internen Kommentar von qd-Legende und Schotterstraßenpionier Renko, der bekanntermaßen ein großer Anhänger von Rennrad-Heldentaten ist, und dem es daher gar nicht behagte, dass wir für die 2013er-Planung das Double Télégraphe/Galibier durch eine Übernachtung in Valloire getrennt haben. Der Galibier sei dadurch kastriert worden. O-Ton Renko: "Galibier émasculé". Die vergangenen vier Jahre habe ich diesen Einwand beharrlich ignoriert und sowohl auf der Savoyer-Alpen- als auch auf der Dauphiné-Reise die Übernachtung in Valloire beigehalten. Und so braucht es im Jahr 2017 ausgerechnet eine Relaxed-Reise, um meine Ehre wieder herzustellen. Heute war der Galibier eindeutig masculé, denn wir sind die testikelbehaftete Route von ganz unten im Tal gefahren!
Diese Anekdote war jetzt so schön, dass wir eigentlich keinen ausführlichen Bericht mehr brauchen. Nur so viel: herrlicher Sonnenschein, hochmotivierte Rennradfahrerinnen und -fahrer, hauptsach obsi und heute sogar zwei Mal Cola und Salami vom Thomasmobil. Dazu das übliche sensationelle Panorama auf der Galibier-Passhöhe vom Montblanc im Norden bis zur Barre des Ecrins im Süden. Ein Hoch auf die Galibier-Bezwinger! Was für ein Tag!
Nachtrag: da es sich um eine Relaxed-Reise handelt, erwähnen wir nur am Rande, dass der nimmermüde Hans und ein auf eigenen Wunsch anonymer Begleiter noch vom Galibier zum Lautaret abgefahren sind und wieder rauf. Das muss selbst der skeptische Renko als Heldentat anerkennen.
Weisheit des Tages:
"Better than the office?" (Anfeuerungs-Schriftzug auf der Galibier-Passstraße)
Ursprüngliche Etappenbeschreibung: Heute geht es zum Höhepunkt der Reise, dem Col du Galibier. Sozuagen als Vorpass muss jedoch auch noch der Col du Télégraphe bezwungen werden.
Bei der Tour de France gibt es die „Großen Vier“ – Col du Tourmalet in den Pyrenäen, Mont Ventoux in der Provence, die Bergankunft in Alpe d'Huez, und der Col du Galibier, häufig der höchste Punkt der Grande Boucle. Und diesen Mythos haben wir uns für heute vorgenommen. Königsetappe, keine Frage. Wir können es jedoch ganz entspannt angehen lassen, denn die ersten Kilometer im Arc-Tal sind flach. So richtig los geht es dann in Saint-Michel-de-Maurienne, wo der Col du Télégraphe beginnt. Noch in Mittelgebirgsatmosphäre, größtenteils im Wald. Eine kurze Zwischenabfahrt in den Skiort Valloire, und dann sind wir schon in der richtigen Galibier-Auffahrt. Und die Nervosität wird wie weggeblasen sein, denn ein eindrucksvolleres Alpenpanorama gibt es wohl selten, und jede Kurve offenbart neue Schönheiten. Und schließlich und endlich wartet auf der Passhöhe nochmal ein sensationeller Ausblick auf die Viertausender es Ecrin-Massivs vor uns. Für die Abfahrt heißt es dann noch einmal Konzentration sammeln, am kurzen Gegenanstieg zum Télégraphe werden die Schenkel brennen – aber wir waren heute auf dem Galibier, und da hat sich die Schufterei verdammt nochmal gelohnt!
Von majortom – Herzlich willkommen zur heutigen Berichterstattung über die Relaxed-Variante der Savoyer Alpen-Reise. Heute war die fünfte Etappe, die uns von Saint-Jean-de-Maurienne nach Annecy geführt hat. Aus den Hochalpen an den wunderschönen See Lac d'Annecy. Als Übergangsetappe verschrien, aber mit fast 100 Kilometern in der Regelplanung aka. Tour A dennoch ein ernstzunehmender Tagesabschnitt.
Es beginnt am Morgen im Schatten der großen Pässe. Beim Abendessen gestern (Polenta-Fans sind voll auf ihre Kosten gekommen...) hatten wir Tischsets, auf denen die Pässe aufgelistet sind, die man von la capitale mondiale des cyclistes grimpeurs erreichen kann - eine beeindruckende Liste. Dennoch verabschieden wir uns heute von den Hochalpen und cruisen entspannt durchs Arc-Tal in Richtung Norden. Erlebt haben wir genug: Madeleine, abgehakt. Telegraphe, abgehakt. Lacets de Montvernier, abgehakt. Col du Galibier, abgehakt.
Zum Glück gibt es im Arc-Tal neben der Autobahn und der route nationale auch noch eine Nebenstrecke, die zwar über einige Nupsis durch die Dörfer führt, dafür aber quasi verkehrsfrei ist. Nach den zwangsweisen Kilometern auf der Nationalstraße gestern zwischen Saint-Jean und Saint-Michel eine Wohltat. Es hätte wohl auch noch eine schnellere und kürzere Variante gegeben, denn einen Radler im neongrünen Trikot überholen wir gleich zwei Mal. Seis drum. Letzter Nupsi, und wir sind am Zusammenfluss von Arc und Isère. Geradeaus erhebt sich die imposante Chartreuse, weiter rechts die Südflanke des Massif des Bauges. Da müssen wir drüber. Den Einschnitt, den der Col de Tamié darstellt, sieht man schon von weitem. 600 moderate Höhenmeter - das geht.
Und tatsächlich treffen wir 600 Höhenmeter später auf das Verpflegungsmobil und Versorger Thomas, heute mit Praktikanten-Unterstützung. Der Tamié war nicht wirklich spektakulär, dafür aber sehr schön zu fahren. Die Bergpunkte in der ausdauernden Gruppe gehen an Team Austria - der Berichterstatter trägt seine Niederlage mit Fassung. Auf dem Tamié ist für die Variante A die Arbeit getan. Nicht so jedoch für die ausdauernde Gruppe (aus deren Sicht heute wieder mangels Co-Autoren berichtet wird), die noch den Col de la Forclaz auf der Speisekarte hat.
Es bewahrheitet sich alles, was ich gestern in der Etappenbesprechung angesagt hat. Nachteile Forclaz: Fiese steile Rampen. Die wider alle Vernunft den Pass rauf- und runterheizenden Gleitschirmflieger-Shuttles. Und eine gnadenlose Hitze, da der Pass am Südhang liegt und sich die Felslandschaft im unteren Bereich so richtig aufgeheizt hat. Vorteile Forclaz: Ein lebensrettender Brunnen zur Hälfte des Anstiegs. Eine eigentlich recht schöne Auffahrt (was kaum zu würdigen ist). Und als wichtigster Punkt auf der Habenseite die wirklich sensationelle Aussicht von der Passhöhe über den See. Die Strapazen haben sich gelohnt.
Nach der Abfahrt suchen wir dann noch das Strandbad auf, kühlen uns ab und rollen dann ins Hotel. Und ab an den See!
Weisheit des Tages:
"Würden sämtliche Berge der ganzen Welt
zusammengetragen und übereinander gestellt,
und wäre zu Füßen dieses Massivs
ein riesiges Meer, ein breites und tiefs,
und stürzte dann, unter Donnern und Blitzen,
der Berg in dieses Meer - na das würd spriten."
(Heinz Ehrhardt, Der Berg)
Ursprüngliche Etappenbeschreibung: Auf die gestrige Königsetappe folgt die längste Etappe der Tour, die mit Col de Tamié und Col de la Forclaz zwei Pässe bereit hält. Es lockt jedoch der Lac d'Annecy, der vom Forclaz schon grüßt.
Die längste Etappe steht auf dem Programm – knapp überschreitet sie die für viele vielleicht magische Marke von 100 Kilometern. Das relativiert sich jedoch gleich wieder, wenn man bedenkt, dass die ersten 50 Kilometer flach bis leicht bergab durchs Arc-Tal gehen. Es werden – nicht zuletzt dank des zu erwartenden Verkehrs – nicht die schönsten 50 Kilometer der Tour sein, allerdings ganz sicher auch nicht die härtesten. Der Col de Tamié, der uns Richtung Lac d'Annecy führt, ist dann auch schon wieder den Voralpen zuzuordnen und mit höchstens mittelsteilen 600 Höhenmetern für jeden zu machen. Und dann haben wir die Entscheidung: Flach am Seeufer entlang ins Ziel und ab in den See? Oder noch einen Pass mitnehmen, den Col de la Forclaz mit einzigartigen Ausblicken auf den See? Wie auch immer man sich entscheidet, uns erwartet ein denkwürdiger Abend in Annecy, das aufgrund seiner von Kanälen durchzogenen Altstadt auch das „Venedig der Alpen“ genannt wird.
Von majortom – Beim gestrigen Abendessen (sehr zu empfehlen: Chez Mamie Lise in der Altstadt von Annecy) habe ich angekündigt, dass ich dreisterweise die sechste Etappe zusammengestrichen haben. Nicht um den See soll es gehen, sondern nur auf den Crêt de Chatillon im Semnoz-Gebirge westlich des Sees. Eine Entscheidung, die - da sie in der Konsequenz einen halben Ruhetag im Venedig der Alpen bedeutet - jedoch nur in geringem Umfang mit Entsetzen, sondern viel eher mit Erleichterung wahrgenommen wird.
Und so rollen wir am morgen bei traumhaftem Sonnenschein, aber sich erneut ankündigender Rekordhitze, als große Gruppe mit allen drei Guides entlang der schönen Seepromenade. Hier ist zwar kein hohes Tempo möglich aufgrund von unglaublichen Touristenhorden, aber das macht ja nichts. Ins Schwitzen kommen wir gleich ja sowieso.
Der Anstieg des Tages ist der Crêt de Chatillon, dem Rennradpöbel eher weniger bekannt, aber für Connaisseure dennoch ein Highlight. Immerhin 1250 Höhenmeter schrauben wir uns über den See empor; es handelt sich also um einen Pass mit hochalpinen Ausmaßen. 2013 fand hier auch das abschließende Bergzeitfahren der Tour de France statt - und Chris Froome sicherte sich sein erstes maillot jaune. In Froomeschen Sphären bewegen wir uns mit unserer Relaxed-Reise sicherlich nicht, doch auch wir schätzen den zwar doch recht steilen, aber angenehm zu fahrenden Anstieg sehr - nicht zuletzt da er bis auf die letzten drei Kilometer vollständig im Schatten verläuft.
Oben wartet der nimmermüde Thomas wieder mit eisgekühlter Cola und allerlei anderen Leckerbissen auf uns, und wir genießen die spektakulären Aussichten über die Voralpen, hinab zum Lac d'Annecy, und auf der anderen Seite in den französischen Jura. Ein toller Berg für diesen Semi-Ruhetag, da sind sich alle einig. Auch die Abfahrt zurück an den See lässt keine Wünsche offen - nun ja, vielleicht für den gestürzten französischen Rennradkollegen, dem wir mit Erste-Hilfe-Set und schließlich auch einem Thomas-Transport ins Krankenhaus von Annecy zu Hilfe sind. Herzliche Genesungswünsche an dieser Stelle.
Unsere Gruppe und diverse Splittergruppen auf eigene Faust (ein besonderes Kudos gebührt Denny und zweien seiner Mitstreiter, die die Tour noch ein wenig verlängert haben) ist wohlbehalten wieder zurück und genießt den freien Nachmittag am See.
Anmerkung: da der Autor heute dummerweise keine Speicherkarte in der Kamera hatte, muss für den heutigen Bericht ein Symbolbild herhalten, das die Witterungsbedingungen allerdings nur unzureichend widerspiegelt.
Weisheit des Tages:
"In Tartiflette we trust." (skipass.com)
Ursprüngliche Etappenbeschreibung: Da wir noch eine zweite Nacht in Annecy bleiben, umrunden wir heute den See – inklusive des schönen Crêt de Châtillon.
Heute müssen wir wieder keine Koffer packen, wir bleiben in Annecy. Man könnte also am vorletzten Tag nochmals einen Ruhetag einlegen, aber auch die See-Umrundung mit dem Rennrad lockt. Am Westufer des Sees baut sich die Montagne du Semnoz auf, und dort wollen wir heute hinauf. 2013 war der Crêt de Châtillon im Semnoz-Gebirge Schauplatz einer Tour-Bergankunft. Für uns ist es heute der einzige Anstieg des Tages, den wir von Annecy weg gemütlich unter die Räder nehmen. Und wir können uns natürlich wieder mit tollen Ausblicken über den See über die gegenüber liegende Tournette belohnen. Die Abfahrt führt uns wieder ans Seeufer zurück – eine Gelegenheit, die Tour abzukürzen und direkt wieder nach Annecy zurückzukehren. Andernfalls können wir den See noch auf dem schönen Uferradweg umrunden und kommen heute wieder auf eine vollwertige Tour.
Von majortom – Ein letztes Mal melden wir uns von den Savoyer Alpen relaxed, diesmal aus der (vorübergehenden) QD-Schaltzentrale in Nancy-Laxou. Kaum zu glauben, dass wir heute morgen noch am schönen Lac d'Annecy waren. Eine herrliche Woche bei sommerlichem Wetter mit wunderschönen Alpenpässen - prestigeträchtigen Hors-Catégorie-Riesen und kaum bekannten Geheimtipps - liegt hinter uns. Eine tolle Woche mit fantastischen Eindrücken, die uns wohl noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Und auch nochmal eine grandiose Schlussetappe, die von Annecy zurück nach Annemasse geführt hat.
Ein bisschen Wehmut ist schon dabei, als die Schuhe heute morgen in die Pedale einklicken. Zum letzten Mal sind die Koffer im Thomascruiser verstaut. Es heißt Abschied nehmen vom See, der uns die letzten zwei Tage begleitet hat, denn nach hundert Metern an der Seepromenade geht es durchs mäßig schöne Annecy-le-Vieux und hinauf in Richtung des Plateau des Bornes, jener hügeligen Landschaft zwischen dem Mont Salève und dem Massif des Bornes, das sich zur Rechten vor uns erhebt. Irgendwie hat es schon Mittelgebirgscharakter, dennoch sind die Alpen quasi direkt nebenan. Dies bekommen wir in der B-Gruppe zu spüren, denn wir fahren auch heute nochmal eine richtige Etappe - während die entspannten Gruppen sich mit 60 Kilometern über den Mont Salève zufrieden geben. Es soll ja relaxed sein.
Ganz relaxed gehen wir auch den schönen Anstieg auf den Col des Glières an, der die Felsen des Massif des Bornes erklimmt und zum gleichnamigen Plateau des Glières hinauf führt, Zentrum der Widerstandsbewegung in Hochsavoyen während des zweiten Weltkriegs. Doch für die historischen Details interessieren wir uns erstmal kaum; erstmal lockt der schön schattig liegende Anstieg. Die Gruppe läuft heute sehr homogen, alle sind gut gelaunt, und so stehen wir bald an der Passhöhe auf dem Plateau und genießen die Morgensonne und das schöne Panorama.
Da wir den Glières als Stichstraße fahren - und aufgrund der noch frühen Tageszeit leider die weltberühmten Beignets bei Constance auslassen (näheres wird nicht verraten, damit dieser Geheimtipp auch einer bleibt) - geht es auf derselben Strecke wieder hinab nach Thorens-Glières, wo die noch kalten Quiches und Croque Monsieurs leider nicht ganz das kulinarische Niveau der letzten Tage halten können. Inzwischen ist es wieder warm geworden, und wir kommen ordentlich ins Schwitzen, als wir die kleinen Sträßchen des Plateau des Bornes Richtung Westen fahren, auf den Salève zu.
Ganz relaxed haben wir uns für heute die leichteste Variante auf den Hausberg von Genf ausgesucht, nur das zwei Kilometer lange Schlusstück zum Zwischenpass Col de la Croisette fordert uns nochmal. Auch die versprochenen Montblanc-Blicke bleiben uns wegen aufziehender Bewölkung leider verwehrt, was der guten Stimmung jedoch keinen Abbruch tut. Umso ausgiebiger genießen wir dann den Aussichtspunkt hinab auf den Genfer See am Observatoire. Herrlich. Eine lange Abfahrt trennt uns noch von Annemasse, die uns quasi direkt vors Hotel führt.
Und damit endet die Savoyen-Woche. Es war wahlweise relaxed oder auch mal etwas härter, Savoyen hat sich von seiner besten Seite gezeigt, die Stimmung war die ganze Woche hervorragend. Ich habe eine wirklich tolle Gruppe in Annemasse zurück gelassen - teilweise wird noch am Genfersee entspannt, teilweise ging es direkt auf die Autobahn und ab nach Hause. Danke an alle für die tolle Woche!
Die Schlussetappe führt über den Höhenzug des Mont Salève nach Annemasse zurück, wo unsere entspannte Alpenrundfahrt endet.
Am siebten Tag wird der eine oder andere vielleicht schon etwas müde sein. Es hilft nichts, einmal müssen wir noch aufs Rad, und damit es sich lohnt, haben wir uns für heute noch den Mont Salève vorgenommen. Erstmal geht es jedoch hügelig durchs Voralpenland des Bornes-Plateaus, sozusagen als Aufgalopp für den letzten Anstieg der Woche. Wir erklimmen den Salève von Osten und haben so noch den schönsten Teil der Panoramastraße über den Kamm des Gebirges vor uns, wo uns herrliche Ausblicke in Richtung Montblanc-Massiv im Osten und Genfersee im Westen bevorstehen. Dann eine letzte Abfahrt, und schon sind wir in Annemasse, wo wir leider Abschied von den Savoyer Alpen nehmen müssen.