Von hagen306 – Einmal im Leben. Europas Rennraddach. Der Pico del Veleta.
Diese Tour lebt ihr Prädikat "Hors Catégorie": Natürlich ist der Pico del Veleta als Europas höchster mit dem Rennrad fahrbarer Berg auf 3.396m das unbestrittene sportliche Highlight, doch "Hors Catégorie" heißt bei der Sierra-Nevada-Umrundung noch so viel mehr: Eine regelrechte Perlenschnur bekannter und unbekannter Bergstraßen und Pässe, zumeist nicht allzu steil. Ragua, Chaleco, Puerto del Sol, die unglaubliche Cabra. Puerto del Sol...
Weiße Bergdörfer wie Alcaucín oder Trevélez im Kontrast zum vibrierenden Granada.
Schinken, natürlich. Tapas unlimited.
Ungeahnte landschaftliche Vielfalt: Auf der Sierra-Nordseite duftende Pinien, die Alpujarras auf der Südseite verdienen sich einfach nur das Prädikat: Tagträumerei. Zum Abschluss in Schussfahrt zum Ziel nach Viñuela.
Das sprichwörtliche andalusische Lebensgefühl - auf und neben dem Rennrad -, angekommen!
quäldich-Reise Sierra Nevada-Umrundung
Dies ist die offizielle Strecke der quäldich-Reise Sierra Nevada-Umrundung vom 2. bis 12. Oktober 2021.
Von hagen306 – Nun ist es also wieder soweit: Nach zwei Jahren Zwangspause ist unsere Sierra-Nevada-Umrundung wieder gestartet. Da die Stimmung nach getaner erster Etappe, Monsterkotelletts und durchschnittlich 2 tanques (ja, "Tank" ist das 0,5-Liter-Radlerglas) schon wieder eskaliert, muss das Tagesfazit kompakt ausfallen.
Zunächst der offizielle Teil: Sonnenschein, 80km, natürlich hinauf zum "Sonnenpass" (Puerto del Sol). Fertig.
Nun der inoffizielle Teil - woran erkennst Du, dass Du dieser Tour gewachsen bist?
1. Du erkennst noch vor Abfahrt, dass Dein Flaschenhalter verkehrt herum montiert ist.
2. Du kennst bereits am zweiten Tag die spanischen Begriffe für die verschiedenen Bierglasformen.
3. Du kannst den Guide höflich darauf aufmerksman machen, dass die Schrift da auf der Straße im Anstieg zum Pass nicht "no hay calor" (es gibt keine Wärme), sondern "no hay dolor" (es gibt keinen Schmerz) heißt.
4. Du weichst der Guardia Civil, wann immer möglich, geschickt aus.
5. Auch als Vegetarier stellst Du Dich der Herausforderung spanischer Kroketten.
Dabei wollen wir es zunächst belassen. Denn: Morgen kommt ein neuer Tag mit neuen Prüfungen!
Hier die ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Warm up: Von Alcaucin aus stürzen wir uns zunächst hinunter in Richtung Vinuela, um dann allmählich ansteigend auf der A356 dem Südwestufer des Viñuela-Stausees zu folgen. Unmittelbar vor Ríogordo ("der dicke Fluss") zweigen wir dann auf die A7204 nach Norden ab. Die Landschaft wechselt ganz allmählich von grün auf karg .
Hinter Mondrón haben wie dann die erste Serpentinenorgie der Tour aufgetischt: Hinauf zum Puerto del Sol. Zunächst etwas steiler, dann wieder moderater. Herrliche Tiefblicke. Ab jetzt geht es im Wesentlichen bergab. Wir passieren Periana und rollen weiter bis kurz vor Viñuela. Nun geht es in den Schlussanstieg hinauf nach Alcaucín.
Von hagen306 – Hach, herrlich frisch ist es heute morgen in unserem Bergdorf Alcaucín beim Aufbruch in Richtung Almuñécar. Irgendwann wird die Sonne schon noch kommen - schließlich haben wir heute Afrika in Sichtweite. Allerdings schauen wir dann doch lieber auch mal auf die sich wunderbar auf- und abschlängelnde Straße. Unser quäldich-Jan schwelgt für solche Passagen immer in Begriffen wie Flow, Superflow, Megaflow. Aber genau so ist das Kurvenband auch bis kurz vor Canillas -erst hier giert der Asphalt dann doch wieder mal nach einigen Bergaufprozenten - je nach Garmin sind es 14 -18 davon. Natürlich hätten wir diese Sektion auch umfahren können, aber das flüstere ich erst danach dem einen oder anderen.
Seit dem Passcafé oben beim weißen Dorf Cómpeta wissen wir übrigens auch, was es mit dem Begriff "Straßencafe" auf sich hat: Auto an Auto fährt 50cm vor unseren Stühlen auf diese kleine Straße ins Nichts. Ich tippe auf Fiesta oder Siesta (alle fahren um 12 nach Hause). - Also fix hinab nach Torox und gleich wieder stramm hinauf zum "Dornbusch" - so nennen wir den Sammelpunkt oben am einzigen Baum weit und breit ab heute: Prompt haben wir einen Platten zu verarzten. Über die Anzahl der beteiligten Helfer hüllen wir uns galant in Schweigen.
Übrigens sind wir bei quäldich sehr flexibel: Wer möchte, kann selbstverständlich die Fahrgruppe wechseln. Allerdings hat Gruppe 2 heute undemokratisch festgelegt, dass bei Ein- oder Austritt 25 Euro Gruppenwechselgebühr zu zahlen sind. Gern auch in Form einer Runde café con leche für die anderen Gruppenmitglieder. Eigentlich ein schöner Kuhhandel für Gruppe 2 - Frank macht mutig den Anfang und löst das Upgrade zur Expressgruppe 1- Domenico wird ihm folgen - aber hat er schon gezahlt?
Derweil geht Badenixe Martin aus der 1 heute das erste Mal ins Mittelmeer. Nicht überliefert ist, ob er auch schon in der Cantarriján-Bucht eine Sangría zog oder erst beim zweiten Badegang am Tagesziel. Wohl überliefert ist die Zahl der gesamten Schmutzbiere an der finalen Strandbar, doch auch hier gilt...galantes Schweigen.
Bleibt für heute noch eine Frage: Wo ist die Altstadt von Almuñécar? Und ist die Altstadt zugleich auch die Innenstadt? Wie weit ist sie vom Hotel? und wenn ja, wie viele? Nun, nach Rückkehr von Feierabendbier in der AltInnenstadt liest die Rezeptionistin dem Autor dieser Zeilen den nicht vorhandenen Wunsch nach Wissen von den Augen ab, zückt den Stadtplan und erklärt die komplexen geographischen Zusammenhänge. Keine weiteren Fragen :-) - Und morgen ruft die Cabra!
Hier das offizielle Werbetextlein zur Etappe:
Die Etappenfahrt startet! Vom Start weg erst einmal hinunter nach Viñuela und erst dann wieder hianuf auf die Balkonstraße Richtung Cómpeta: Entlang der Sierra de Almijara mit ihren "Unterabteilungen" Sierra Tejeda, Sierra Játar, Sierra de Enmedio, Cerros del Puerto... hübsch garniert mit einigen kleinen Stichen und weißen Dörfern wie z.B. Cómpeta. Anschließend geht es hinab bis fast nach Torox. Heldenhaft nehmen wir aber am Kreisel den Abzweig in Richtung Frigiliana. Zunächst noch durch ein kleines Tal, schraubt sich das Sträßchen in Richtung Frigiliana. Teils ist der Asphalt hier sehr rauh. Es folgt die zweite Abfahrt hinunter nach Nerja. Weiter entlang der Costa Tropical auf der durchaus mal welligen Nationalstraße bis zum Tagesziel Almuñécar.
Von hagen306 – Gestern abernd haben wir uns selbstverständlich bei der Tourenbesprechung wieder weiiiit aus dem Fenster gelehnt und eine absolute Top-Strecke angekündigt. Haben unsere vollmundigen Worte den Tag überlebt und noch immer Gültigkeit? Si, claro! oder Clara - aber dazu später noch.
Wir beginnen ganz gemach: 10km Einrollen vom Strand durchs Valle Verde bis nach Jete, dann noch einmal letztes Kurzbriefing beim Kurbeln und... Freigabe für die 20km Bergikone namens Carretera de la Cabra! Natürlich Sonnenschein. Natürlich sanfte 8%. Natürlich kein Verkehr. Natürlich nur echt mit den gigantesken Fesformationen im oberen Teil auf 1200 Metern Höhe.
Während die Triebwerke bei allen so langsam warm laufen, hat unser Helmut schon fast den Verpflegungspunkt oben am Pass erreicht. Er ist nämlich ganz entspannt eine Stunde eher die Bergikone hinaufgekurbelt (und hat somit auch die angenehm kühlen Morgentemperaturen abgepasst) - Chapeau! Lediglich das Essen ist noch nicht da. Stefan keult nach ungeplanter Extratour (Danke, Google!) im anaeroben Bereich des Transporters den Pass rauf - und schon gibt´s den Schinken!
Währenddessen oszillieren die Gespräche der anderen im Anstieg um Themen wie "Was ist ein guter Fußballverein ("1860 wäre ja einer, aber das Löwenbräu...") und Hörbücher wie "Achtsam morden". Ebenso werden neue Sitzpositionen ausprobiert - der sogenannte "Superduck" steht dem "Supertuck" der Profis in nichts nach! Zur vielbesungenen Cabra-Felslandschaft siehe Fotos unten - jedenfalls verleitet dieses Erlebnis zu wahren Freudenorgien ganz oben (siehe Titelfoto).
Damit noch nicht genug: Frei nach dem Motto "Dreimal dürft ihr noch die Lichter löschen" werden die Stiege bis zu unserer "Hausbar" in Pinos del Valle plattgefahren. Und schon heißt es "Die andalusischen Fleischwochen sind eröffnet!" - albóndigas, salchichas, morcilla...alles was nicht nur des Westfalen Herz begeistert. Zudem gibt es hier auch die erste ganz schmutzige Clara (Radler). Unsere Bayern im Peloton sagen bierselig: "Aber alles in Maßen!" Stimmt, immerhin gibt es hier 0,5er Tanks.
Nun folgt die Härteprüfung: Kultur! Von arabischen Brücken bis hin zur Geschichte vom Zielort Lanjarón - hay de todo! Und so rollen wir hinauf in den Ort der Mineralquellen, überstehen den längsten Check In aller Zeiten im Hotel und freuen uns auf unsere morgige Alpujarra-Rundfahrt - natürlich nur echt mit dem Alpujarra-Teller voller Fleischeslust ... und ganz bestimmt finde ich noch ein adäquates vegetarisches Pendant...
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Heute wartet ein absolutes Sahnestückchen für den 34er "Teller" (Kettenblatt ="plato"). Es wartet die Carretera de la Cabra - und es geht bergauf. Erst durch die Mispelplantagen, dann durch Olivenhaine über Otívar die "Cabra" (Ziege) hinauf. Eigentlich ist die Straße aber nicht "zickig", sondern nur unglaublich schön, spektakulär von grün bis felsig-monumental-schroff. Ihren Namen im Rennfahrerjargon verdankt sie einem Aussichtspunkt (Mirador de Cabra Montés). Nach satten 30 Kletterkilometern haben wir mit dem Doppelgipfel am Cruze de Jayena den höchsten Punkt erreicht. Über den Suspiro del Morogeht es ins Lecríntal bergab - über den alten Kurort Lanjarón erreichen wir Órgiva in den herrlichen Alpujarras. HIer übernachten wir zwei Nächte. Erstmals sehen wir heute auch den Kulimantionspunkt unserer Tour: Am Suspiro baut sich im Osten der Pico del Veleta auf. aber der kann noch ein paar Tage warten...
Von hagen306 – Hatten wir eine Wahl? Konnten wir die kulinarischen Genüsse des Tages einfach so ignorieren? Wenn wir doch nur heute die Alpujarras auf der Sierra-Nevada-Südseite abreiten? - Natürlich nicht. Die insgesamt 120km und 2500hm nehmen wir als die übliche Sättigungsbeilage rund um die eigentlichen Highlights des Tages gern in Kauf.
Erster Gang: Rauf zur Haza del Lino und oben in der Sonne bei Kaffee schmoren. Zweiter Gang: Die Contraviesa-Insider-Abfahrt nach Torvizcón und dann die offizielle Verpflegungspause. Dritter Gang: Der "Doppelte Stramme Max" mit dem innig geliebten Portichuelo de Cástaras und selbstverständlich dem schweineschwangeren Alpujarra-Teller, Schinkenplatten und tatsächlich auch als für gut befundenem Schafs- und Ziegenkäse in Trevélez. Puh... Schwein gehabt - und für die Vegetarier auch noch etwas Adäquates gefunden ;-). Das zwischenzeitlich ausgesprochene Clara-Verbot in Gruppe Bier hielt denn auch nicht lange. Wir einigten uns drauf, dass man für die letzten Kilometer des Tages doch ein wenig Kurvenöl brauchen kann. Vierter Gang: Die Überabfahrt nach Órgiva, quälend letzte Kilomter nach Lanjarón und Schmutzbier mit Wilier-Rad-Fachsimpelei. Fünfter Gang: Abendbuffet. Sechster Gang: Craft Beer im Lokal...natürlich nur echt mit Tapas. So geht Fleischeslust! Zumindest der Energiehaushalt für morgen stimmt also schon einmal. Da das WLAN unseren Foto-Upload scheinbar auch etwas satt hat, gibt es heute nur ein runterreduziertes Minimalprogramm an Fotos - aber man muss das alles hier ja eh selbst erleben ;-)!
Und das war der offizielle Plan:
Genau genommen war diese Etappenoption DER Grund, warum wir unseren Routenverlauf für 2021 geändert haben: Die "Alpujarras-Rundfahrt" von und nach Órgiva nimmt wirklich alles mit von Rang und Namen: Den absoluten Geheimtipp hinauf auf die Contraviesa (der Höhenzug südlich der Alpujarras) mit Panorama-Blick auf die Riesen der Sierra. Für ganz verwegene sogar noch die Option, den Gipfel der Sierra de Lújar auf Ziceknweg zu erklimmen. Ein bocadillo an der Haza del Lino - unserem traditionellen Pausenpunkt auch im Bergtraining im März. Schussfahrt zurück ins Tal del Guadalfeo und den strammen Portichuelo de Cástaras hinauf. - Warum das Ganze? - Nur so kommen wir nach Trevélez, Spaniens Schinkendorf Nr. 1 und Heimat des berühmten Alpujarras-Tellers. Unbedingt probieren. Und nach einigem kleineren Wellengeplänkel fahren wir in Superflow und gefühlt einen halben tag hinab zurück nach Órgiva. Wer heute bei Ankunft nicht grinst, muss eine andere Strecke gefahren sein!
Von hagen306 – War die Etappe gestern königlich, so ist es heute eine echte Königsetappe. Wir starten unten in den Alpujarras. Wer von gestern noch eine Rechnung offen hatte mit dem Portichuelo de Cástaras, bitteschön, wir fahren ihn gleich noch einmal (es gäbe auch eine Umfahrung ;-)), biegen aber oben nach Osten ab und wellen uns die Alpujarras-Höhenstraße über Mecina Bombarón, Válor bis nach Laroles. Traumhaft! - Und auf einmal ist er da: der Anstieg zum Puerto de la Ragua. Auf über 2000m queren wir nun auf die Sierra-Nordseite und halten nach rauschender Abfahrt in Calahorr an. Für die Kulturinteressierten: Die markante Burg der Mendozas war auch Kulisse im Film "El Cid". Gern organisieren wir Euch den exklusiven Eintritt - wenn denn der alte Hausmeister noch mag ;-)
Von hagen306 – Natürlich können wir aus der Königsetappe auch eine für den Olymp des Radfahrers machen. Die Variante klettert wie gestern noch einmal auf die Contraviesa, denn nur so kommen wir zum Venta del Chaleco. Die folgenden 20 Bergab-km bis zum Benínar-Stausee haben natürlich eine Konsequenz ganz nach unserem Geschmack: ab jetzt geht es fast 40km bergauf durch alle nur denkbaren Klimazonen und Trockenheitsgrade. In Laroles kommen wir dabei wieder auf die Hauptstrecke zum Ragua und folgen dieser bis nach Calahorra.
Von hagen306 – Was hatten wir gestern doch für einen Hammertag: Eine wahre Königsetappe von Lanjarón durch die Alpujarras und über den Ragua auf die Sierra-Nordseite nach Calahorra. 3000 stramme Höhenmeter, stramme 28 Grad, Sonne und Ausblick satt. Am Abend: allesamt fertig - lediglich noch genug Schmutzbierpower war vorhanden, so dass es mal wieder später wurde. Erst das Bier, dann den Blog schreiben oder auch nicht...oder so änlich.
Heute nun Überführungs-Radl-Wellness entang der Sierra-Nordseite nach Granada: Rollen, die karge Weite vor Guadix einsaugen, den Höhlenwohnungen unsere Ehre erweisen, weiter durch diese trockene Landschaft bis La Peza - die Pause versüßt mit Original-Plätzchen aus dem Ort. Aber dann... die Bestie: Laut Guide ein "Rollerberg", dieser Blancares. Unmerklich, aber stetig zieht das Tempo an, erste Freigabe-Rufe verhallen ungehört. Aber dann: Gemetzel bis zur sauerstoffarmen Passhöhe auf knapp 1300hm. Jeder will hier noch einen besser geben - sehr gut! Nebenbei erwähnte Worte wie "Bergsprint" entfalten eben doch immer ihren ganz besonderen Reiz.
Nachdem die Farbe in die Gesichter zurückgekehrt ist, heißt es nun: Hinab ins innig geliebte Granada. Dessen Zauber wird zwar zunächst noch durch den Siesta-Stau vernebelt, doch 2 Clara später sieht die Welt schon ganz anders aus. Die Truppe schwärmt aus und wird heute abend wahrscheinlich die Souvenirtaschen gut gefüllt haben. Ob Albaycín, Realejo, Alcaicería, Taberna Gamboa - hier in DER andalusischen Stadt schlechthin findet jeder seinen "lugar especial". - Unser spezieller Ort wird heute Abend die Alhambra sein. Einziger Haken: wir müssen dorthin GEHEN. Aber immerhin BERGAUF. Insofern...lasset uns zunächst ein wenig schwelgen beim Schlendern durch des Schreibers alte Heimat. Das sprichwörtliche andalusische Lebensgefühl, da ist es wieder... angekommen!
und das hatten wir versprochen
Ein sanfter Tag: Nur der "smoothe" Puerto de los Blancares stellt sich uns in den Weg. Leicht wellige 93km sozusagen, immer hübsch durch Nadel und Mischwald, vorbei an Stauseen und in der Abfahrt noch über einen Stich nach Beas (denn oben steht die Felsskulptur des "Mönchs") und weiter nach Granada. Wer heute Kräfte sparen möchte für morgen, schenkt sich den Stich und fährt direkt ab nach Granada. Denn dort wartet ja auch noch die Alhambra, der Albayzín, tapas und "lugares especial". Aber dazu dann vor Ort mehr.
Von hagen306 – Der Granadiner Morgen ist perfekt: Noch kühl, die Sonne versteckt sich noch und aufgrund der gestrigen üblichen Freitagsfiesta belästigen uns heute kaum irgendwelche Vierräder. Gut so, denn unser Helmut (im Bild rechts) hat den Veleta mindestens zu seinem Saison- wenn nicht Rennradlebenshöhepunkt auserkoren. An alles hat er gedacht: Nur für heute und den Schotter im Gipfelbereich auf fast 3400m hat er die MTB-Schuhe eingesteckt und die Pedale ummontiert. Im Expeditionsrucksack ist (fast) alles für den Gipfelsturm verstaut (was fehlt, dazu gleich noch). Er startet bereits um 9 - extra für Helmut haben wir noch fix eine E7 Spezial als Track kreiert, keine fiesen Rampen sollen dem Gipfelsturm im Wege stehen. Auch die Guidecrew überwacht die Aktivitäten von Helmut liebevoll im Hintergrund. Frage des Tages: "Wo ist Helmut?", Antworten: "Jetzt auf 1800m, sieht super aus!", "Jetzt schon auf 2100m, alles bestens" - jedesmal, wenn unsere Pelotons sich unserem Oldie nähern, glüht die Guide-Standleitung. Bald wissen wir: Das läuft perfekt!
Derweil wird in Gruppe 2 noch vor dem Ernst des Veleta zunächst an der Geschwindigkeitsschraube gedreht (die Schmach, von einem holden Wesen auf MTB überholt zu werden, will sich keiner der maskulinen Bestandteile der Truppe geben), dann an der B-Schraube eines Schaltwerks und dann an unser aller liebsten Schraube: der Prozenteschraube. Ein saftiger Einstieg hinter Güéjar-Sierra erwartet uns. Stilvoll und voller Höflichkeit wird dem jeweils anderen der Platz vor dem eigenen Vorderrad angeboten. Der eine oder andere nimmt dankend an. Gruppe 1 dezimiert sich weiter oben kurz, da die Goldene Regel des Tages "an allen Abzweigen links fahren" durchaus mal nur als Empfehlung ausgelegt wird. Aber egal, auf dieser Route kommt niemand abhanden, denn man muss ja immer nur bergauf fahren heute.
Und so entwickelt sich der Tag zum so typischen Veleta- Spätsommer-Epos: 50km bergauf in der Sonne, durch alle Vegetationszonen bis hin zum nackten Schiefer. Hin und wieder schleichen sich kleine Zweifel ein: Schaff ich das? Claro! sagen die Guides - und behalten tatsächlich Recht. - Um alle Heldinnen und Helden gebührend zu empfangen, hat sich auch das Asphaltband oberhalb von 300m ordentlich herausgeputzt und sein schönstes Schotterkleid angezogen. - Zeit, um erneut zu fragen: Wo ist Helmut? - Auf 3200m. Super, gleich gibt´s...aah verdammt, doch etwas vergessen?
Während Helmut grübelt, ist bei einigen anderen - nach ausgiebigem Gipfelglück auf Europas Rennraddach - schon "Abfahrtstherapie" angesagt: Nach kleinen Spitzkehren-Ausrutschern in den ersten Tagen wird auf den 50km Monster-Bergab-km ganz langsam und fachmännisch betreut wieder das Vertrauen in den Grip des Reifens hergestellt. - Aber zurück zum Gipfel: Hatte Helmut doch tatsächlich das Gipfelbier vergessen?? Kein Problem - der Guide Nr. 1 hat es unter Einsatz all seiner Kräfte den Berg hinaufgeschleppt - und so stoßen die letzten drei am Gipfel als erste heute mit Bier an! SO muss es sein! (P.S.: Der Rest soll im Eiltempo zur Hotelbar gedüst sein... Schmutzbier und so...)
Fazit: Geschafft! Der Pico del Veleta ist gemeistert. Ein Dankeschön an die Crew für diesen feinen Tag! Und wie sieht es da oben eigentlich aus? Bilder schauen!
Hier das offizielle Tourentextchen:
Das Rennraddach Europas wartet. Monumentale 50km, die nur ein Attribut kennen: BERGAUF!
Wir hätten zwei Möglichkeiten - alle sind einfach nur herrlich. Abgebildet haben wir die Variante über Pinos del Valle hinauf nach Güéjar-Sierra und weiter auf einem einsamen, teils sehr steilen Sträßchen bis zum Naturparkzentrum auf 1600m zu klettern. Weiter geht es auf der alten Passtraße durch den Pinienkranz bis auf 2200m und über dem Skidorf zur ominösen Schranke. Ab hier gilt: Keine Autos!. Die Straße durch das Skigebiet und seine schroffen Schieferhänge ist oben sehr schlecht. Ganz oben noch einige Meter Schotterpiste und dann ist es geschafft: 3396m ü. NN.
In der Abfahrt nehmen wir ab dem NP-Zentrum für besonderen Flow die Hauptstraße, genießen die gigantischen Tiefblicke und das Panorama der Sierra de Huétor im Norden, bevor wir auf etwa 1000hm nach Pinos Genil abzweigen. Spätestens ab jetzt sollte es wieder kuschelig warm werden :-). Entspanntes Ausrollen über Cenes hinab nach Granada. Der Veleta steht im Palmarès!
Von hagen306 – Für die heutige Etappe hatten wir in der Ankündigung tief gestapelt und sie als "Hinterland-Überführung" zum Tourziel nach Viñuela tituliert. Somit sucht ein jeder heute für sich das Wahre, Schöne, Gute auf und entlang der Strecke. Erstaunlich vielfältig sind beispielsweise die Blicke durch und über das Olivenland, mal schimmern die Bäume silbern, mal grün. Auch die Gerüche wabern zwischen Olivenpresse, Brathähnchen in Jayena oder Zwiebeln in der Zafarraya-Hochebene. Ebenso lassen sich Streckenalternativen finden, mit deren Hilfe man andere Gruppen fast klammheimlich überholen kann. Aber nur fast.
Bei Gegenwind lernen wir das Miteinander wieder sehr zu schätzen - hier und da explodiert mal ein Motor, doch reicht der Druck auf dem Pedal noch bis über die letzte Kuppe des Tages am "Boquete de Zafarraya". Der eigentlich interessante Pass - der "Seufzer des Mauren" liegt da schon längst hinter uns - selbstverständlich wurde die dahinterstehende Anekdote zum Besten gegeben. Ebenso haben wir über Land einen englisch sprechenden Gastwirt kennengelernt - und sind begeistert. Die Grillhähnchen von nebenan haben wir dennoch verschmäht. Nicht so schön ist in diesem Jahr der wunderschöne Bermejales-Stausee - bis auf eine kleine türkise Pfütze fast ausgetrocknet. Dagegen wiederum sehr schön: unser letztmaliges Mittagsbuffet bei Stefan - diesmal sogar mit den heißgeliebten mit Anchovis gefüllten Oliven. So rollen wir die letzten Meter zum Ziel hinab, die Gedanken kreisen nach ausgiebiger Zeitungslektüre am Pool nunmehr um das Abendessen - oder doch um die steilen Rampen von Comares am morgigen Abschlusstag?
official:
Heute endet die eigentliche Rundfahrt. Den ersten Stieg bis zum Suspiro del Moro merken wir kaum. Gemeinerweise geht es weiter durch Oliven, Mandeln, Wald und Weideland hinauf bis zum "Doppelpass" am Cruze de Jayena. Oben zweigen wir nach Westen ab. Es wartet eine noch einmal völlig andere Landschaft, geprägt von Oliven und den Blicken auf die kahlen Gipfel der Sierra Tejeda und ihrer Schwestern am Horizont. Vorbei am türkis lockenden Bermejales-Stausee passieren wir Alhama de Granada an, einen jener Orte, die in der Reconquista arg umkämpft waren. Durch moderates Terrain geht es bis Ventas de Zafarraya - und schon stürzen wir uns in die Schussfahrt ins Ziel in Viñuela direkt am gleichnamigen Stausee.
Geschafft, Beine hoch oder ins Wasser, Chillen an der Hotelbar, Wohlsein beim Betrachten des Sonnenuntergangs hinter den umgebenden Bergen sind angesagt!
Von hagen306 – Heute wagen wir uns noch einmal weit nach Westen bis in die Montes de Málaga. Kleine Straßen, erst böses Klettern nach Comares, dann moderater zum Puerto del León. Kaffee in Colménar, Heldengeschichten den ganzen Tag, Ausrollen entlang des Viñuela-Stausee. (Auch kürzere Varianten sind möglich.) Y ya está! Hasta la próxima!