Stelvio Bikeday 2009 oder als die Körner von oben kamen 62,1 km / 2030 Hm
Redaktionell bestätigte Tour von xandi37einhalb
Von xandi37einhalb –
Einmal das Stilfser Joch fahren!
Dieser Traum geisterte seit mehreren Monaten in meinem Kopf. Meine ersten Klassiker habe ich ja bereits in den ca. 16 Monaten meiner Radlerkarriere in den Beinen. Das Stilfser Joch ist aber ein Mythos, nicht so sehr wegen der Schwierigkeit, sondern wegen der Schönheit und der Seehöhe.
Was macht man da? Meine Lösung sieht so aus: Ich fahre am autofreien Tag hoch, da ich sehr viele Schauergeschichten über die wilden Motorradfahrer gehört habe. Also ist schnell fixiert, dass ich den 29.08.09 in Südtirol verbringe. Da die Anfahrt von Salzburg doch etwas lang wäre, fahre ich schon am Vortag nach Prad, nächtige im Hotel Zentral und bin in der Früh wieder nervös wie am ersten Schultag. Ich wache nach einer sehr unruhigen Nacht um 4 Uhr auf. Die Wetterberichte lassen nichts Gutes hoffen, denn genau für diesen einen Tag ist Schlechtwetter angesagt, davor und danach herrliche Spätsommertage. Aber gut, der erste Blick aus dem Fenster beruhigt mich, es ist trocken.
Mein Plan sieht so aus: Frühstück im Hotel um halb 7, danach umziehen und losfahren, über den Umbrail Pass eine kleine Passage in der Schweiz fahren, dann zurück nach Prad, duschen, zusammenpacken und nachhause fahren, da ich am Abend bei einer Geburtstagsfeier sein sollte.
Ok, ich geh den Tag ganz gemütlich an, mache gegen 5 noch einen kleinen Spaziergang, bereite alles vor und gehe um halb 7 frühstücken. Als ich fertig bin, schwinge ich mich gleich auf mein Gerät und fahre los. Die ersten Kilometer sind ganz gemütlich zu fahren, es macht Spaß und ich habe keinen Stress. Da ich natürlich im Quaeldich.de-Dress fahre, stellt sich die Frage, wie ich mein Tempo wählen soll, damit das alle erkennen. Ich schlage ein Tempo an, damit ich die zu überholenden sehr gemächlich überhole. Die sollten ja auch sehen, was ich draufstehen hab. Und die, die mich überholen, sollten ja auch nicht an mir vorbeizischen, sondern auch sehen, woher ich komm.
Die Wahl des Tempos erfolgte natürlich ganz „freiwillig“, ich hab ja viiiiiiiiiieeeeeeeeeeeeelllllll mehr in den Beinen ;-)
Scherz beiseite: ich fahre zwar keine 100%, da ich den Pass nicht kenne, aber doch für meine Verhältnisse relativ zügig. Gormagoi und Trafoi sind flott erreicht, bei Kehre 44 lege ich mal eine kleine Pause ein und genieße das angenehme Wetter, nicht zu heiß, aber trocken. Es bleibt immer wieder Zeit für das eine oder andere Pläuschchen, da die Steigung nicht so hart ist wie beispielsweise auf der Ötztaler Gletscherstraße. Die vielen Kehren machen einen riesigen Spaß, es ist schön, wenn man sich so hinaufschlängeln kann. Aber es naht ein Unheil, der Himmel verdunkelt sich, und ich weiß schon, der Regen, er wird kommen. Auf der Franzenshöhe kaufe ich mir mal ein Trikot, € 15,- sind ja fast geschenkt. Es beginnt zu tröpflen. Tja, gut, dass ich in meinem Rucksack eine Regenjacke versteckt habe. Die zieh ich mir mal an und weiter geht’s. Jetzt passiert etwas ganz eigenartiges, die Regentropfen knallen richtig auf meinen Helm, ich höre das ganz deutlich. Aber ich werde sofort beruhigt, ich bilde mir nichts ein. Ich erkenne, dass es sich um kleine Graupelkörner handelt, bis zu geschätzten 7 mm Durchmesser. Ok, was will man machen. Ich kurble also weiter, versorge mich aber bei Kehre 14 mal ein wenig mit Trinkwasser, da ich nicht mehr viel zu trinken habe, und dort auch eine Verpflegungsstelle bereitsteht. Die Graupelkörner kühlen meinen warmen Tee auch ein wenig (wer braucht da noch Eiswürfel?), und so wirklich hart treffen mich die anderen Körnchen auch nicht.
Weiter geht’s. Was soll ich mich denn hier auch lange aufhalten, das Wetter wird vom Warten nicht besser. Ich schwing mich wieder auf mein Gerät und kurble weiter nach oben. Ich finds nur extrem schade, dass der Nebel natürlich auch einfällt. Das Panorama hätte ich mir unglaublich gern gegeben, aber so muss ich mich halt mit einer Sichtweite von 200 Metern begnügen. Gestern, als ich mit dem Auto nach Prad fuhr, hat mich noch der Ortler in der schönsten Abendsonne begrüßt. Ich merke nur an zwei Dingen, dass ich immer hüher hinaus komme: an der Steigung und an der Kehrennummerierung. Die Zahl der Kehren, die noch vor mir liegen, wird einstellig. Schön langsam freue ich mich wirklich drauf, oben zu sein, das Wetter macht einfach keinen Spaß. Aber die Mühen werden belohnt. Es bleibt immer noch ein Erlebnis, die ganzen 48 Kehren so hinaufzukurven. Und der letzte Kilometer ist ein Traum, ich merke einfach, wie fein jetzt das Kurbeln vor sich geht und ich kanns kaum mehr erwarten, oben anzkommen.
Geschafft, ich bin am Stilfser Joch, der Königin der Alpenpässe. Wieder macht sich so ein wohliges Gefühl in mir breit, ich habs wieder geschafft. Dieses komische Passschild verwirrt mich zwar, aber ich lass mich damit mal fotografieren. Dann schnell umziehen, es ist sowas von kalt da oben, das glaubt man kaum. Innerhalb kürzester Zeit bin ich vakuumverpackt, mit Langarmtrikot, Winterjacke und Beinlingen. Ach, da ist ja das richtige Passschild, da muss noch ein Foto her. So, und runter geht’s richtung Umbrail. Die Straße ist schön, allerdings mag ich Abfahrten auf nassen Straßen nicht sonderlich. Zum Glück hats inzwischen aufgehört zu regnen. Nach kurzer Zeit erreiche ich die Abzweigung richtung Schweiz, die wird gleich genommen. Die paar Meter den Umbrail hoch, und wieder ist die Pässesammlung etwas reicher, wenn auch fast ohne Anstrengung. Los geht’s. Der erste Teil der Abfahrt ist sehr schön zu bewältigen. Nicht zu steil, schöne Kehren,... alles vom feinsten. Ich weiß natürlich, ein Stück Naturstraße wartet auf mich. Am Vorabend hat mich Markus, den ich beim Abendessen im Zentral kennengelernt hatte, gewarnt. Ich solle dieses Stück im Stehen fahren. Andernfalls müsste ich mit „Rühreiern“ rechnen. Naja, mitten beim durchrütteln lassen wusste ich dann, was Markus mit den Rühreiern meinte. Es ist wirklich besser, diesen Abschnitt im Stehen zu fahren. Das ist auch gleich mal geschafft, nach einer gefühlten halben Stunde. Weiter geht’s nach unten. Die Straße ist übrigens fast menschenleer, nicht viele fahren hier hoch oder runter. Unten im Tal biege ich gleich rechts ab, denn der Stress ist auf jeden Fall mein und ich will ja auch unter die Dusche. Also der Weg wieder zurück nach Südtirol ist der absolute Hammer, immer leicht abfallend, teilweise auch stärker, aber niemals unangenehm. Und ich kanns so richtig laufen lassen, da auch keine lästigen Kurven und Kehren auf mich warten. Da kann mans so richtig krachen lassen. Zudem gerate ich hier auch noch irgendwie in eine kleine Gruppe. Wie sich herausstellt, ein toller Zug, und ich darf mich hinten ranhängen und so richtig schön mitlutschen. Die Grenze ist bald überquert und der Weg zurück nach Prad wird immer kürzer und mir wird immer wärmer, noch dazu, wo ich vakuumverpackt bin.
Nach einem kurzen Dankeschön per Handzeichen biege ich in die Auffahrt des Hotels Zentral ein, stelle meinen Renner in den Keller und begebe mich aufs Zimmer unter die Dusche. Eine halbe Stunde nach meiner Rückkehr sitze ich auch schon wieder im Auto und bin auf dem Weg zurück nach Salzburg.
Eine tolle Erfahrung, das Stilfser Joch bin ich heute sicher nicht das letzte Mal gefahren. Beim nächsten Mal gibt’s auch noch richtig viel Panorama und schönes Wetter.
Dieser Traum geisterte seit mehreren Monaten in meinem Kopf. Meine ersten Klassiker habe ich ja bereits in den ca. 16 Monaten meiner Radlerkarriere in den Beinen. Das Stilfser Joch ist aber ein Mythos, nicht so sehr wegen der Schwierigkeit, sondern wegen der Schönheit und der Seehöhe.
Was macht man da? Meine Lösung sieht so aus: Ich fahre am autofreien Tag hoch, da ich sehr viele Schauergeschichten über die wilden Motorradfahrer gehört habe. Also ist schnell fixiert, dass ich den 29.08.09 in Südtirol verbringe. Da die Anfahrt von Salzburg doch etwas lang wäre, fahre ich schon am Vortag nach Prad, nächtige im Hotel Zentral und bin in der Früh wieder nervös wie am ersten Schultag. Ich wache nach einer sehr unruhigen Nacht um 4 Uhr auf. Die Wetterberichte lassen nichts Gutes hoffen, denn genau für diesen einen Tag ist Schlechtwetter angesagt, davor und danach herrliche Spätsommertage. Aber gut, der erste Blick aus dem Fenster beruhigt mich, es ist trocken.
Mein Plan sieht so aus: Frühstück im Hotel um halb 7, danach umziehen und losfahren, über den Umbrail Pass eine kleine Passage in der Schweiz fahren, dann zurück nach Prad, duschen, zusammenpacken und nachhause fahren, da ich am Abend bei einer Geburtstagsfeier sein sollte.
Ok, ich geh den Tag ganz gemütlich an, mache gegen 5 noch einen kleinen Spaziergang, bereite alles vor und gehe um halb 7 frühstücken. Als ich fertig bin, schwinge ich mich gleich auf mein Gerät und fahre los. Die ersten Kilometer sind ganz gemütlich zu fahren, es macht Spaß und ich habe keinen Stress. Da ich natürlich im Quaeldich.de-Dress fahre, stellt sich die Frage, wie ich mein Tempo wählen soll, damit das alle erkennen. Ich schlage ein Tempo an, damit ich die zu überholenden sehr gemächlich überhole. Die sollten ja auch sehen, was ich draufstehen hab. Und die, die mich überholen, sollten ja auch nicht an mir vorbeizischen, sondern auch sehen, woher ich komm.
Die Wahl des Tempos erfolgte natürlich ganz „freiwillig“, ich hab ja viiiiiiiiiieeeeeeeeeeeeelllllll mehr in den Beinen ;-)
Scherz beiseite: ich fahre zwar keine 100%, da ich den Pass nicht kenne, aber doch für meine Verhältnisse relativ zügig. Gormagoi und Trafoi sind flott erreicht, bei Kehre 44 lege ich mal eine kleine Pause ein und genieße das angenehme Wetter, nicht zu heiß, aber trocken. Es bleibt immer wieder Zeit für das eine oder andere Pläuschchen, da die Steigung nicht so hart ist wie beispielsweise auf der Ötztaler Gletscherstraße. Die vielen Kehren machen einen riesigen Spaß, es ist schön, wenn man sich so hinaufschlängeln kann. Aber es naht ein Unheil, der Himmel verdunkelt sich, und ich weiß schon, der Regen, er wird kommen. Auf der Franzenshöhe kaufe ich mir mal ein Trikot, € 15,- sind ja fast geschenkt. Es beginnt zu tröpflen. Tja, gut, dass ich in meinem Rucksack eine Regenjacke versteckt habe. Die zieh ich mir mal an und weiter geht’s. Jetzt passiert etwas ganz eigenartiges, die Regentropfen knallen richtig auf meinen Helm, ich höre das ganz deutlich. Aber ich werde sofort beruhigt, ich bilde mir nichts ein. Ich erkenne, dass es sich um kleine Graupelkörner handelt, bis zu geschätzten 7 mm Durchmesser. Ok, was will man machen. Ich kurble also weiter, versorge mich aber bei Kehre 14 mal ein wenig mit Trinkwasser, da ich nicht mehr viel zu trinken habe, und dort auch eine Verpflegungsstelle bereitsteht. Die Graupelkörner kühlen meinen warmen Tee auch ein wenig (wer braucht da noch Eiswürfel?), und so wirklich hart treffen mich die anderen Körnchen auch nicht.
Weiter geht’s. Was soll ich mich denn hier auch lange aufhalten, das Wetter wird vom Warten nicht besser. Ich schwing mich wieder auf mein Gerät und kurble weiter nach oben. Ich finds nur extrem schade, dass der Nebel natürlich auch einfällt. Das Panorama hätte ich mir unglaublich gern gegeben, aber so muss ich mich halt mit einer Sichtweite von 200 Metern begnügen. Gestern, als ich mit dem Auto nach Prad fuhr, hat mich noch der Ortler in der schönsten Abendsonne begrüßt. Ich merke nur an zwei Dingen, dass ich immer hüher hinaus komme: an der Steigung und an der Kehrennummerierung. Die Zahl der Kehren, die noch vor mir liegen, wird einstellig. Schön langsam freue ich mich wirklich drauf, oben zu sein, das Wetter macht einfach keinen Spaß. Aber die Mühen werden belohnt. Es bleibt immer noch ein Erlebnis, die ganzen 48 Kehren so hinaufzukurven. Und der letzte Kilometer ist ein Traum, ich merke einfach, wie fein jetzt das Kurbeln vor sich geht und ich kanns kaum mehr erwarten, oben anzkommen.
Geschafft, ich bin am Stilfser Joch, der Königin der Alpenpässe. Wieder macht sich so ein wohliges Gefühl in mir breit, ich habs wieder geschafft. Dieses komische Passschild verwirrt mich zwar, aber ich lass mich damit mal fotografieren. Dann schnell umziehen, es ist sowas von kalt da oben, das glaubt man kaum. Innerhalb kürzester Zeit bin ich vakuumverpackt, mit Langarmtrikot, Winterjacke und Beinlingen. Ach, da ist ja das richtige Passschild, da muss noch ein Foto her. So, und runter geht’s richtung Umbrail. Die Straße ist schön, allerdings mag ich Abfahrten auf nassen Straßen nicht sonderlich. Zum Glück hats inzwischen aufgehört zu regnen. Nach kurzer Zeit erreiche ich die Abzweigung richtung Schweiz, die wird gleich genommen. Die paar Meter den Umbrail hoch, und wieder ist die Pässesammlung etwas reicher, wenn auch fast ohne Anstrengung. Los geht’s. Der erste Teil der Abfahrt ist sehr schön zu bewältigen. Nicht zu steil, schöne Kehren,... alles vom feinsten. Ich weiß natürlich, ein Stück Naturstraße wartet auf mich. Am Vorabend hat mich Markus, den ich beim Abendessen im Zentral kennengelernt hatte, gewarnt. Ich solle dieses Stück im Stehen fahren. Andernfalls müsste ich mit „Rühreiern“ rechnen. Naja, mitten beim durchrütteln lassen wusste ich dann, was Markus mit den Rühreiern meinte. Es ist wirklich besser, diesen Abschnitt im Stehen zu fahren. Das ist auch gleich mal geschafft, nach einer gefühlten halben Stunde. Weiter geht’s nach unten. Die Straße ist übrigens fast menschenleer, nicht viele fahren hier hoch oder runter. Unten im Tal biege ich gleich rechts ab, denn der Stress ist auf jeden Fall mein und ich will ja auch unter die Dusche. Also der Weg wieder zurück nach Südtirol ist der absolute Hammer, immer leicht abfallend, teilweise auch stärker, aber niemals unangenehm. Und ich kanns so richtig laufen lassen, da auch keine lästigen Kurven und Kehren auf mich warten. Da kann mans so richtig krachen lassen. Zudem gerate ich hier auch noch irgendwie in eine kleine Gruppe. Wie sich herausstellt, ein toller Zug, und ich darf mich hinten ranhängen und so richtig schön mitlutschen. Die Grenze ist bald überquert und der Weg zurück nach Prad wird immer kürzer und mir wird immer wärmer, noch dazu, wo ich vakuumverpackt bin.
Nach einem kurzen Dankeschön per Handzeichen biege ich in die Auffahrt des Hotels Zentral ein, stelle meinen Renner in den Keller und begebe mich aufs Zimmer unter die Dusche. Eine halbe Stunde nach meiner Rückkehr sitze ich auch schon wieder im Auto und bin auf dem Weg zurück nach Salzburg.
Eine tolle Erfahrung, das Stilfser Joch bin ich heute sicher nicht das letzte Mal gefahren. Beim nächsten Mal gibt’s auch noch richtig viel Panorama und schönes Wetter.
2 gefahrene Pässe
Stilfser Joch, UmbrailpassStrecke
Ich bin diese Etappe gefahren und möchte die befahrenen Pässe in mein Palmares eintragen
Ich bin diese Etappe gefahren
am