Von tandem_click – Die Euro-Tandem-Tour 2012 führte ein internationales Peloton mit Begleitfahrzeugen, bestehend aus Tandems mit sehenden Piloten und sehbehinderten / blinden Copiloten und Einzelfahrern, von Neuhausen auf den Fildern bei Stuttgart nach Straßburg und dann weiter von St. Jean-Pied-de-Port nach Santiago de Compostela und folgte dort im Wesentlichen dem Camino Francés.
Da wir Polizeibegleitung hatten, wurden wir manchmal über den "kurzen Dienstweg" durch Passagen geführt, die für den Radverkehr nicht zugelassen sind. Ich versuche, an den entsprechenden Stellen darauf hinzuweisen.
In Spanien liegen aber oftmals die Landstraßen parallel zu den Autobahnen, auf denen wir uns für wenige Kilometer bewegten, so dürfte das kein Problem sein.
Wer mehr über das anekdotenreiche Drumherum erfahren möchte, kann all' das, was sich neben dem Fahrerischen und dem Landschaftlichen noch ereignet hat, auf www.tandem-pro-retina.de -> dort Tour 2012 und www.hem-stiftung.de -> dort Tour 2012 nachlesen. Ich habe einen Großteil des Tagebuchs verfasst und habe damit wahrscheinlich mehr Stunden hinter dem Rechner verbracht als auf dem Stokerabteil, wünsche Euch viel Spaß beim Lesen und Nachfahren und buen camino, wenn ihr euch auf den Weg begebt !
Noch ein Nachsatz zu den Unterkünften:
Wir übernachteten in verschiedenen Preiskategorien und konnten unsere Einzelräder und Tandems überall problemlos
einstellen.
Von tandem_click – Nun zur ersten Etappe Neuhausen auf den Fildern - Strasbourg:
Am frühen Morgen starten wir unsere erste Etappe.
Der Wettergott ist auf der Seite der Pilgerfahrer: Sonnenschein, angenehme Temperatur und, was die Radfahrer besonders freut, Rückenwind. Und so geht es über Wolfschlugen ins Aichtal Richtung Waldenbuch. Die erste Pause wird am Sportplatz in Hildrizhausen eingelegt.
Auf Pfiff geht es in flotter Fahrt weiter durch das hügelige Gäu in Richtung Freudenstadt, wo bereits einige Radler ordentlich gefordert sind.
Gegen Mittag erreichen wir Freudenstadt am Rande des Schwarzwalds.
Dort genießen wir die köstlich schmeckende Maultaschensuppe, die uns den notwendigen Ersatz der auf den letzten Anstiegen ausgeschwitzten Mineralsalze liefert.
Dann folgt ein längerer, gleichmäßiger Anstieg zum höchsten Punkt unserer heutigen Etappe, der Alexanderschanze.
Die Belohnung für die Anstrengung ist die kurvenreiche Abfahrt, bei der es die Radler so richtig rollen lassen können. Endorphingeschwängert verlassen wir den Schwarzwald, um bald darauf in der Ebene für einige Kilometer einen 40iger Schnitt durchzuhalten. Wir rollen nun flach durch die Dörfer der Rheinebene bis Kehl.
Nach der Überquerung der Europabrücke - vermutlich muss man hier stellenweise einen anderen Weg nehmen - wird das deutsche Polizeiteam verstärkt durch französische Kollegen. In beeindruckender Weise und hervorragender länderübergreifender Zusammenarbeit sorgt das gemischte Polizeiteam dafür, dass wir ohne Zwischenstopp zügig durch Straßburg ins Hotel gelangen (Ein Vorgang, der vor einigen Jahrzehnten undenkbar war).
Den Ausklang des ersten und erlebnisreichen Tages genießen wir in einem gemütlichen Straßburger Lokal bei Flammkuchen und einem guten Viertele.
Von tandem_click – Beschreibung der zweiten Etappe St.-Jean-Pied-de-Port - Pamplona:
Nach einigen Stunden im Bus - die Muskulatur war zwischen Entspannen, Regenerieren, Einschlafen oder mentales Vorbereiten - geht es am frühen Morgen weiter. Wir nehmen ziemlich am Ortsausgang von St. Jean-Pied-de-Port die Pyrenäen direkt in den Angriff.
Am Rande der Pyrenäen erwartet uns durch die Höhenlage ein anderes, fahrradfreundlicheres Klima.
Unter Beifall von einigen Campingteilnehmern verlassen wir den Busparkplatz und begeben uns unter den Rufen von „buen camino“ auf die Reise.
Vorher noch kurzes Briefing.
Es geht gleich an einen leichten Anstieg über eine Departemantstraße im Grenzgebiet der Pyrenäen.
Hier in der Gegend hat das Rolandslied gespielt, welches wichtige geschichtliche Episoden für Frankreich und Spanien für die Zeit der Reconquista im 11. Und 12. Jahrhundert überliefert.
Laubbäume, kleine Dörfer, Gehöfte, Callas vor den Hausmauern, Fingerhut, Akelei, Ginster werden von uns am Straßenrand bemerkt.
Wir hören einen Bach im Tal rauschen, der alsbald überquert wird. Ab nun befinden wir uns in Spanien!
Der Anstieg zum Ibañeta zieht sich ziemlich lange hin.
Nach etwa der Hälfte der Höhenmeter legen wir am Rande der Straße eine wohlverdiente Pause ein und nehmen dann frisch gestärkt den Rest der Strecke erfolgreich unter die Räder.
Etwa im letzten Drittel des Anstiegs können manche noch eine für uns seltene Variante von gelben Mohnblumen entdecken.
Der Anstieg wendet sich in Serpentinen hoch und gibt immer wieder Ausblicke auf das tiefer liegende Land frei und uns somit einen Überblick über die erbrachten Leistungen und das Bevorstehende. Am Rande der Straße hören öfters kleine Bäche oder Wasserfälle, die der eine oder andere beim Anstieg zu einer willkommenen Erfrischung nutzt und die uns daran erinnern, wie wichtig die Versorgung mit Wasser insbesondere für die wandernden Pilger ist. Uns begegnen beim Anstieg immer wieder Gruppen von wandernden oder radfahrenden Pilgern mit schwerem Gepäck. Wir wünschten uns gegenseitig alles Gute mit „buen camino“. Dasselbe natürlich auch mit den Dorfbewohnern und Autofahrern, die uns Respekt zollten und Freude entgegen brachten.
Ab der Passhöhe werden wir durch die spanische Polizei "Guardia Civil Trafico" begleitet. In wechselnden Teams und Stärke sorgt die Guardia Civil Trafico dafür, dass wir bestens behütet über das Land und durch die Städte bis nach Santiago de Compostela geleitet werden. Dafür ein herzliches Dankeschön.
Nach dem Anstieg erwartet uns eine reißende kurvenreiche Abfahrt, die den Fahrern alles abverlangt.
Nach etwa einem Drittel der Abfahrt genießen wir unser wohlverdientes Mittagessen in der „Casa Sabina“ auf der Terrasse in der Sonne.
Einige Wellen, unterbrochen von rasanten Abfahrten, führen uns in Richtung Pamplona.
Mit großer Polizeibegleitung fahren wir in Pamplona ein. Auf „kurzem Dienstweg“ befahren wir Straßen, die sonst für Fahrradfahrer absolut tabu sind, benutzen Autobahnen, Tunnel und Schnellstraßen, damit der Feierabendverkehr nicht zu sehr gestört wird.
Die Fahrt durch Pamplona verlangt noch einmal unsere letzten Konzentrationsreserven (zum Fotografieren blieb leider keine Zeit).
Die vorzügliche Führung und Sperrung der Kreuzungen durch die Polizei hat es uns dabei ermöglicht, zügig und ohne Stopp bis vor unser Hotel zu fahren.
Überglücklich treffen wir spätnachmittags ein.
Bald darauf trafen unsere spanischen Freunde des ONCE (spanischer Blindenverband), unterstützt durch Arcelor-Mittal (Projekt: Vacaciónes Soledarias) , ein. Nach der freudigen Begrüßung fand ein Fototermin für die spanische Presse vor dem Hotel statt und anschließend eine Pressekonferenz.
Von tandem_click – Nun zur Beschreibung der 3. Etappe Pamplona - Viana:
Aus der Großstadt Pamplona werden wir von mehreren Polizeifahrzeugen unter Beifall der Anwohner herausgeführt.
Für die spanischen Fahrer beginnt nun der erste aufregende Tag ihrer Tour und das Einfinden in den Rhythmus der nun vergrößerten Gruppe.
Wir erfahren, dass sich das spanische Team aus Mitarbeitern von Arcelor-Mittal zusammensetzt, die aus Brasilien, Belgien, Südafrika, Luxemburg, Kanada, Portugal und Spanien stammen. Unter den spanischen Copiloten sind einige, die auf hohem Wettkampfniveau professionell Radsport betreiben.
Sprachbarrieren sind schnell überwunden – die Kommunikation läuft auf Englisch, Französisch, Spanisch und Deutsch.
Das Klima ändert sich wieder. Es wird trockener, nicht mehr so bergig. Wir verlassen die Pyrenäen. Ginster, Geruch nach Macchia, wilden Kräutern. Wir durchqueren immer wieder kleine Dörfer und werden von den Bewohnern mit Rufen „buen camino“ oder „arriba“ angefeuert.
Wir machen im Stadtzentrum von Puente la Reina einen kleinen Zwischenstopp. Das Städtchen hat für den Jakobsweg eine besondere Bedeutung, da hier zwei Routen zusammenlaufen.
Sogar die Landschaft hat mit unseren Trikots gesprochen, denn durch den blühenden Ginster an der Autobahn war alles gelb und roch köstlich.
Die Polizei führt uns und sich selbst in die Irre, bemerkt aber kurz vor der Autobahneinfahrt ihren Fehler und zwingt uns dann auf der Autobahnauffahrt zu wenden, inklusive Begleitfahrzeugen und Bus mit großem Fahrradanhänger. Den Kreisel können wir noch einmal umrunden und werden dann im Neunzig-Grad-Winkel auf die richtige Spur geführt.
Bemerkenswerte kleine Hügel stellen sich uns ab dem späten Vormittag immer wieder als kleine, steile Rampen in den Weg, wie Ballons, kugelrund, die überwunden oder im Tunnel durchfahren werden müssen.
Die Landschaft wird nun trockener, Weinfelder, Oliven- und Pfirsichbäume säumen den Weg. Wir durchqueren weite Ebenen. Im Norden und Süden in weiterer Entfernung sind Berge in verschiedensten Formationen zu sehen. Wir haben auch manche sehr alte erloschene Vulkankegel entdeckt.
Die spanischen Mitfahrer sind so begeistert, dass sie immer wieder zu Attacken ansetzen oder fröhlich ein Lied über Asturien anstimmen.
In einer modern eingerichteten Raststätte am Wegesrand einer Landstraße werden wir mit einer landestypischen Paella verwöhnt.
Es läuft gut und mit Polizeibegleitung fahren wir in Viana ein. Unser Refugium für heute ist ein ehemaliger mittelalterlicher Palast mit Innenhofpatio. Der Innenhofpatio erinnert an antike römische Architektur oder Architektur der Häuser in der Altstadt von Tanger, Fes, Meknes, Marrakesch.
Die Radler dachten sich erst einmal „fertig für heute“ und so sah es dann auch auf dem kleinen Platz aus.
Abends Stadtrundgang durch die Altstadt in Kleingruppen. Bemerkenswert die Kirche Santa Maria und Ruine. Die Ruine zeigt von einer glanzvollen Vergangenheit und Bedeutung dieser Kirche für den Jakobsweg. Nur noch das Barockportal ist vollständig erhalten. An einer anderen Stelle der Stadt ist eine ähnliche Kirche wieder errichtet worden
Von einer Terrasse aus genießen wir in der Abendsonne den Ausblick auf einen Höhenzug nördlich von Viana. Hier sind auch die Weinterrassen zu sehen, die die Region der Rioja prägen.
Von tandem_click – Nun die Beschreibung der vierten Etappe Viana - Santo Domingo de la Calzada:
Viana - in südwestliche Richtung - Logroño - Navarrete - Sotés - Ventosa - Nájera - N 120 weiter nach Westen in Richtung Santo Domingo de la Calzada - war unsere Strecke verglichen mit Track , Tourenplaner und google-Maps
Infos zur Strecke aus dem Tourenplaner:
58,6 km / 627 hm
minimale Höhe: 373 m
maximale Höhe: 670 m
Max. Steigung: 9,8 % (vor Sotés wird es orange oder rot im Profil)
Max. Gefälle: - 17,3 %
SQZ Schwierigkeitsgrad: 114,9
Ich beschreibe mal das Profil des Tourenplaners:
Viana, ca. auf 430 m, leichtes Gefälle, ab km 8 unserer Tour Anstieg in derselben Form, bei km 17 ca. leichte Abfahrt, dann ab Navarrete ein Anstieg von ca. km 20 / 21 bis km 27, höchster Punkt ist rund um Sotés, kleines Gefälle, kleiner Gegenanstieg, dann Gefälle von km 31 bis 40, kleiner Anstieg, kleines Gefälle, dann ab km 46 gleichmäßiger leichter Anstieg bis Santo Domingo de la Calzada). Im Profil sagen wir mal zu 98 % Farben im hellgrünen und grünen Bereich, also eher für die "gente de disfruta". Aber über dem Asphalt kann es auch heiß werden, schmunzel.
Die Autobahn würde kurz vor Azofra stracks nach Westen nach Santo Domingo de la Calzada führen, so wie wir es gefahren sind. Der gpx-Track hier beschreibt den normalerweise zu befahrenen Bogen über Azofra - Canas - Ciruena-Cirinuela.
Unsere heutige Etappe ist geprägt von kleinen Wellen, die wir gut wegstecken. Wir fahren durch schöne Landschaften mit Getreidefeldern, in denen man auch Mohnblumen entdecken kann.
Es rollt sehr gut.
Rechts und links von uns breiten sich die Weinberge der Rioja aus und begleiten uns den ganzen Tag über. Wir durchqueren pittoreske Dörfchen mit Sandsteinbauten. Vor manchen Häusern stehen direkt zwischen Mauer und Asphalt alte Rosenstöcke, die üppig blühen.
Da der nachfolgende Streckenteil eine Passage enthalten würde, die nicht für alle Fahrzeuge geeignet ist, werden wir von der Polizei kurzerhand über die Autobahn geführt. Für uns alle ein völlig neues Fahrraderlebnis. Wir passieren dabei eine Autobahntankstelle und Servicestellen. Zufällig bemerken wir, dass an einer Stelle unser Bus unter uns in einer Auffahrt herumkreuzt, um dann zu unserem Tross dazu zu stoßen.
Die Polizei bei der Arbeit – sie sperrt erfolgreich eine Autobahnauffahrt ab, um uns gefahrlos und zügig durchzulassen. Polizeimotorräder schützen uns zu den Seiten und fahren mit Blaulicht. Auf einem Hügel die Skulptur eines Stieres.
An unserer Raststätte, einem typischen langgestreckten Gebäude an einer Landstraße mit Bar und Sitzgelegenheiten davor und einem großen Essraum, treffen wir vor der vereinbarten Zeit ein, so dass wir die überschüssige Zeit zu einer langen Siesta nutzen.
In Kleingruppen gehen wir durch die Stadt Santo Domingo und nehmen an der Messe teil. Auch wenn wir wenig oder nichts verstehen, da natürlich die Messe auf Spanisch gehalten wird, bekommen wir mit, um welchen Teil der Messe es sich gerade handelt. Auf jeden Fall hat sie uns Kraft gegeben. Wir sind als Gruppe wahrgenommen worden und werden vom Priester gefragt, was wir so machen und woher wir kommen.
Der Pilgerweg führt mitten durch die Stadt, der Weg ist mit zementierten Kieselsteinen und Ornamenten belegt. In bestimmten Abständen finden sich auf dem Weg stilisierte Jakobsmuscheln auf dem Boden. Entlang des Weges gibt es sehr alte Gebäude, beispielsweise von Händlerfamilien oder Pilgerherbergen.
Interessanterweise (für uns) steht unweit unseres Hotels eine Pilgerskulptur aus rostig bearbeitetem Metall. Ein Hebel ist vorhanden, so dass durch eine Leitung etwas Wasser in einen Eimer gespuckt wird. An der stilisierten Figur hängen ein Pilgerstab, ein ausgetretener Wanderschuh und ein Fahrrad. Bald erkennen wir, dass ein Rennrad Modell gestanden haben muss und probieren die Sitzposition auf diesem Gerät gerne aus. Außer uns wird sich vermutlich kaum jemand auf die Skulptur gesetzt haben.
In Santo Domingo de la Calzada gibt es folgende Legende, die in vielen Kirchen immer wieder dargestellt wird: Eine Familie pilgerte im 14. Jahrhundert nach Santiago. In Santo Domingo versuchte die Magd des Wirtshauses den Sohn Hugonell zu verführen. Dieser wies sie jedoch zurück, worauf hin sie sich für die Zurückweisung rächte, in dem sie ihm einen Silberbecher in sein Gepäck steckte und ihn am nächsten Morgen des Diebstahls bezichtigte.
Der junge Mann wird festgenommen und gehängt, doch bevor die Eltern die Reise fortsetzten, vernahmen sie seine Stimme, er hänge am Galgen, lebe aber noch, da er vom heiligen Jakobus noch an den Beinen gehalten wird. Die Eltern eilten sofort zum Richter, der im Wirtshaus gerade ein Huhn und einen Hahn verspeiste. Auf die Erzählung der Eltern lachte dieser herzhaft mit der abfälligen Bemerkung, ihr Sohn sei genauso lebendig wie die beiden Vögel auf seinem Teller. Kaum gesagt, wächst denen neues Gefieder und sie fliegen davon - womit die Unschuld des Sohnes bewiesen war. Ein Huhn und ein Hahn werden seither in der Kirche in diesem Stall gehalten (täglich wechselnd).
Unsere Bleibe in Santo Domingo de la Calzada:
Hotel El Corregidor, ***
Sto. Domingo de la Calzada
Von tandem_click – Nun die Beschreibung unserer fünften Etappe Santo Domingo de la Calzada - Burgos:
Landschaftlich hügelig, gleichförmig, trocken, Wiesen, Getreidefelder, manchmal Oliven und Aprikosen, Mohnblumen am Wegesrand.
Am späten Vormittag befahren wir eine Schnellstraße und müssen da eine Wartepause einlegen. Wir sind für den Zeitplan zu schnell. Das nennt man wohl Steigerung der Grundlagenausdauer.
Bald dürfen wir noch einmal unterbrechen. Kurze Siesta vor der Raststätte. So lässt es sich leben! Café cortado in der Sonne!
Mittags wurde es heiß. Die letzten Kilometer lassen erahnen, was einige Wanderer, die sich einzeln auf dem Pilgerweg begeben, wirklich durchstehen müssen. Auf einer Wiese rechts sahen wir einen Pilger, der auf einer Bank schlief.
Gegen Mittag kommen wir in Burgos an. Die Kathedrale imponiert in ihren Ausmaßen gewaltig. Auf dem großen Platz davor finden sich die Radler, die Begleitfahrzeuge und der Bus nebst Anhänger ein. Weiter davor Straßencafés mit interessierten Zuschauern unter Sonnenschirmen, die den außergewöhnlichen Pilgertross beobachten.
Für Burgos typisch sind mehrstöckige Bürgerhäuser mit Miradores, das sind kleine verglaste Verandas , die sich bis in das Dachgeschoss hochziehen., Die Stadtführerin erklärte uns, dass sie dazu dienen, bei den langen Wintern („9 Monate Winter und 3 Sommer“) das Treiben auf den Straßen beobachten zu können.
In Burgos stehen an einer Stelle Reiterstatuen, die mit dem Cid, der eine wichtige Rolle bei der Reconquista gespielt hat, und seinen Verwandten zu tun haben. Diese Statue zeigt Cid in kampfvoller Aktion.
Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren – irgendwie müssen hier Handwerker und Architekten am Werk gewesen sein, die den Mudejar-Stil beherrschen. Für uns völlig ungewohnt eine der vielen kleinen Kuppeln. Sie sind nach oben hin lichtdurchlässig, aber von einem spitzen gotischen Turm überragt, den man nur von außen sieht. Im Inneren der Kuppel immer wieder andere Sternenformationen mit farblich gestalteten Gläsern wie bei Kirchenfenstern, hier in einem Azurblau. Dieses schafft einen sehr schönen Kontrast zum Weiß des Steins.
Der Mudejar-Stil verbindet in der Handwerkskunst maurische Elemente mit christlichen bzw. führt diese in nun christlicher Umgebung weiter.
Abends machen wir einen Rundgang durch die Stadt oder fallen in Tapas-Bars ein.
In Burgos konnten wir unsere Räder hier einstellen:
Von tandem_click – Bei diesem Verhältnis von km zu hm dürfte der SQZ-Faktor dürfte gegen Null sinken ... vamos a ver ... ah sí ... 172, 6
Ansonsten sagt der Tourenplaner noch Folgendes:
Minimale Höhe 773 m
Maximale Höhe 936 m
Maximale Steigung: 5,4 %
Maximales Gefälle: - 7,2 %
vielleicht 3 Prozent gelbe Streifen im Profil, ansonsten alles im hellgrünen oder grünen Bereich. Ab km 40 braucht man dem Profil nach gar nicht mehr zu schalten.
Die Herausforderung war eher, dass es ab mittags schwül warm wurde.
Nun zur Beschreibung der 6. Etappe Burgos - Carrión de las Condes:
Landschaftlich ändert es sich wieder. Wir sind nun auf einer Hochebene, es ist eher karg und trocken. Die Wanderer müssen fast baumlose Weiten durchqueren. Spätestens hier kommt man von alleine ans Nachdenken über Gott und die Welt oder man fühlt sich wie in dem Lied von America "Horse with no name".
Kurz vor unserer Mittagsrast fahren vier quasi unter der ehemaligen Vierung einer alten Wehrkirche hindurch.
Unser Mittagessen nehmen wir in einem pittoresken Dörfchen ein. Es ist sehr schön angelegt, überall vor den Häusern Rosenrabatte in allen Arten und Formen. In den Arkadengängen sind verschiedene Kramläden, sehr skurril, in denen man alles findet, Wanderschuhe, Schals, T-Shirts, Schrauben, Medikamente, Haushaltsbedarf, Geschenke, Obst, Gemüse, Mitbringsel.
Nun wird es auch warm und schwül, umso mehr freuen wir uns, dass wir durch den Schatten von Bäumen wohlbehütet eine Allee befahren können.
Am späten Nachmittag kommt ein Unwetter auf. Kaum haben wir die Herberge bezogen, regnet und hagelt es, was das Zeug hält.
Wir übernachten in einer imposanten ehemaligen Klosteranlage.
Hotel Real Monasterio San Zoilo, ***
Carrión de las Condes
Von tandem_click – Die heutige 7. Etappe Carrión de los Condes - El Burgo Ranero ist leicht zu fahren ...
Minimale Höhe 804 m
Maximale Höhe 881 m
Max. Steigung: 3,9 %
Max. Gefälle: -6,6 %
SQZ-Faktor: 125,5
Das Profil ist fast eben und zu ... 80 Prozent hellgrün. Etwas Auffrischung für die restlichen 20 Prozent bringt dann Grün.
Aber irgendwann werden sich noch Pässe aufbauen.
Immer noch auf der Hochebene. Das Wetter ... schwülwarme Luftmassen konnte man auf der Haut spüren.
***
Beschreibung der Tour:
Wir hätten fast Störche zählen können, die ihre Nester auf Kirchtürmen und Schornsteinen bauten.
In sportlicher Hinsicht gibt es nichts zu berichten. Landschaftlich war es eben, Getreidefelder, Landwirtschaft, wohin das Auge reicht. Ich würde auch sagen, dass die Gegend dünn besiedelt war.
In dem Dorf El Burgo Ranero übernachteten wir in einer familiär geführten Pilgerherberge.
Von tandem_click – Beschreibung der Etappe número ocho El Burgo Ranero - León:
Auch hier kann man aus sportlicher Hinsicht nichts sagen, im Profil zeigt sich immerhin eine minimalste Nivellierung, nicht mehr ganz so flaaach wie bei der vorigen Etappe - dennoch alles grün im Profil und auch landschaftlich. Wir befinden uns immer noch in der Hochebene - und so einen niedrigen SQZ-Faktor hat es noch nie gegeben.
Im Tagebuch wird über Anekdoten berichtet, die nur Leute nachvollziehen können, die auf dem Tandem hinten sitzen. Diese sind dann aber das Salz in der Suppe ! ... und somit war auch dieser Tag rundum schön.
Von tandem_click – Beschreibung der 9. Etappe aus dem Tourenplaner:
- León - Ponferrada -
Léon - Hochebene - Puente de Orbigo - San Justo de la Vega - Astorga - Murias de Rechivaldo - Castrillo de Los Polvazares - Rabanal del Camino - Manjarin - Acebo - Riego de Ambrós - Molinaseca - Partricia - Ponferrada
103,7 km / 985 hm
maximale Steigung: 11,7 %
maximales Gefälle: - 14 %
minimale Höhe: 512 m
maximale Höhe: 1.498 m etwa beim Cruz de Ferro
SQZ 198
Während wir noch auf der Hochebene von über 800 m starten, sind wir in Ponferrada auf knapp über 512 m.
Das Profil sieht nun aus wie ein Barcode, von den Farben her, jedoch anfangs noch in der Hochebene bis knapp km 40, und ab da beginnt der Anstieg bis km 75, kleines Gefälle, kleiner Gegenanstieg bei knapp über km 80 und dann – jau ! rein in die Abfahrt, bis km 95 und nach Ponferrada ausrollen lassen.
Es sind zwei ganz kleine rote oder orangene Stückchen drin und Einiges an Gelb beim Anstieg am Berg.
**
Wir verlassen León über die N 120 in Richtung Südwesten. In Astorga dann weiter nach Westen in Richtung Murias de Rechivaldo und Castrillo de los Polvazares (hier Mittagspause) über die LE 142. Diese führt uns auch über den Cruz de Ferro nach Ponferrada.
Die Abfahrt kennt Serpentinen, Spitzkehren und vor einem Dorf Sand, der dann in Pflastersteine mit einer kleinen wahrscheinlich geteerten , aber glatteren Mittelrinne übergeht. Ich denke, dass man nur die Mittelrinne befahren kann. Zu guter Letzt kreuzte uns in der Abfahrt noch eine Schafherde. Beherzt gebremst, Gebet losgeschickt und die Schafe ließen uns passieren.
In Richtung Ponferrada kann man es dann ausrollen lassen und unten angekommen, seine Endorphine sortieren und mal schauen, ob es nicht zu stark nach Gummi riecht.
In weiter Ferne soll es Bergketten gegeben haben, die noch schneebedeckt waren. Wir fuhren an Pappelwäldern in der Nähe des Dorfes Puente de Orbigo vorbei; Ginster und Macchia waren weiter unsere Begleiter. So duftete es immer wieder anders.
Wer konnte, der hatte von hier aus einen Blick zurück auf die Abfahrt. Wenige hundert Meter zurück vom Hotel aus kann eine Burg besichtigt werden.
Unsere Räder, egal ob 1,70 m oder 2,40 m lang, übernachteten eine Tür weiter in einer ehemaligen Disco aus den Siebzigern, die zum Hotel gehört.
Von tandem_click – Beschreibung der 10. Etappe Ponferrada - Sarria :
Die Regenkleidung sollte ab heute bereit gehalten werden. Wenn man sich die Gemäuer betrachtet, an denen man vorbei fährt, werden Flechten und Moose immer häufiger.
Nach dem Anstieg auf den Cebreiro erwartet uns ein kleiner Gegenanstieg und dann eine Abfahrt in etwa der Art, wie der Aufstieg war. Sarria liegt in etwa auf der gleichen Höhe wie Ponferrada.
Von tandem_click – 11. und - hach ! - vorletzte Etappe Sarria - Arzúa:
Nach dem vorangegangenen Pass haben wir dieses hier locker weggesteckt. Regenkleidung war immer noch angesagt.
Vor Puertomarin hatten wir eine zackige Abfahrt, ich habe den Stausee nur hinterher vom Hörensagen mitbekommen. Mit Schwung noch aus der Abfahrt kamen wir vor einem Baurelikt aus Zeiten des alten Baubestandes des Dorfes zum Stehen.
Die Besonderheit zu diesem Dorf ist, dass es sich in den Sechziger Jahren nicht im Stausee versenken lassen wollte. Die Bewohner trugen den Baubestand inklusiv Rathaus und Kirche Stein für Stein ab, alles wurde durchnummeriert und nahe gelegen an einem Hügel wieder aufgebaut. In der Mitte des Dortplatzes steht eine Kirche. Das Rosettenfenster über dem Altarbereich sieht aus wie ein stilisiertes Gänseblümchen und ließ sich wegen des Gegenlichts leider nicht mit der Kamera einfangen.
Ab diesem Dorf Puertomarin, haben wir die Route geändert und sind durch die Hügel gewuppt. Dementsprechend auch durch Dörfer, Kuhherden hindurch und auf absoluten Nebenstrecken, wie auf einer RTF.
Von tandem_click – Es wuppte weiterhin über kleine Hügel. Selbstverständlich endete die Tour auf dem großen Platz vor der Kathedrale in Santiago de Compostela.
So verlief die 12. Etappe Arzúa - Santiago de Compostela:
Wettertechnisch war zwischen kleinen Schäuerchen und Sonnenschein zwischendurch, Schnelltrocknung von unten durch den Asphalt, Wind und lauem Wetter alles dabei.
Rein emotional waren wir etwas durch den Wind, hatten wir doch alles sehr gut überstanden, es gab Gott sei Dank keine schweren Stürze. Wir mussten die vielen unterschiedlichen Eindrücke erst einmal verarbeiten. Waren zu einer Truppe geworden, die sich von Tag zu Tag steigerte und zum Schluss auch Sprachbarrieren überwand und zwischen der spanischen und der deutschen Equipe wurden die Teampartner getauscht, soweit Pedalsystem und Rahmengröße das zuließen.
Über ein soziales Netzwerk sind dicke Freundschaften entstanden.
Von sportlicher Seite her war das hier linker kleiner Zehnagel, und dennoch waren wir aufgeregt und mussten all unsere Konzentration zusammen halten. Man ist erst angekommen, wenn man angekommen ist. Die größte Herausforderung bestand wohl darin, uns derart herunterzubremsen, an Fronleichnam um Punkt 12 Uhr auf den Platz vor der Kathedrale einzufahren, und das zweite Spanische Fernsehen übertrug die Aktion live.
Die Emotionen sind hier viel besser zu sehen - ich habe natürlich von der Ankunft und dem Davor überhaupt keine Fotos.
Die darauf folgende Messe war auch noch mal ein Highlight. Das Weihrauchfass wurde geschwungen und mit Guide ging es noch einmal in den Bereich der Vierung, wo wir eine Fürbitte auf Spanisch verlesen konnten.
Nur einige Fotos, nachdem die Emotionen wieder auf das normale Maß zurück gekehrt sind, abends von der Stadtführung.
Finalemente, das Ganze Revue passieren lassen im
Wer wollte, konnte es sich stilgerecht im Schwimmbad etc. gut gehen lassen.
Das Buffet war dem eines Kongresses ebenbürtig, das hatten wir uns verdient !