Von Jan – Zum vierten Mal zieht es uns nach Südafrika. Eine epische Rennradreise mit Start und Ziel in Kapstadt. Anders als in den Vorjahren schalten wir eine Eingewöhnungstour in Kapstadt vor, die für sich schon ein Highlight ist. Es folgt eine sechstägige Rundfahrt, bei der du auf der ersten Etappe den Tafelberg hinter dir immer kleiner werden siehst. Auf der letzten fährst du wieder darauf zu. Magisch! Dazwischen liegt eine unglaubliche Menge exotischer Erfahrungen, die du in Europa nicht machen kannst. Die pulsierende Metropole Kapstadt, das karge Hinterland, die wunderschön saftig grünen Weinberge von Franschhoek, die fruchtbaren Worcester Plains, die kleine Karoo hinter Montagu, schon eine Halbwüste. Und dann die epische Königsetappe mit ganz viel afrikanischer Weite. Der Franschhoek Pass und der Bainskloof Pass. Und zum krönenden Abschluss die Cape Town Cycle Tour, das größte Radrennen der Welt.
Von Jan – Was für ein Wechselbad der Wetterberichtsgefühle in den letzten Tagen: Die Vorhersage für heute sprach abwechselnd von Gluthitze und Starkregen. Die Gluthitze kam aber schon am Donnerstag, und der Starkregen erst morgen Nachmittag. Heute morgen erwartet uns also ein Tag mit den besten Bedingungen, als wir uns um 9 Uhr vor dem Hotel in Kapstadt sammeln.
9 Uhr ist spät für südafrikanische Verhältnisse. Hier fährt man um 5.30 Uhr Rad, das ganze Leben ist nach vorne verschoben. Wir passen uns dem auch an und gehen hier schon um 18 Uhr essen. Brauchen aber nach der langen Anreise auch erstmal den Schlaf, schließlich sind die meisten erst gestern gelandet. Also erstmal ausschlafen, ausgiebig frühstücken und dann ganz regulär, wie auch in Europa auf quäldich-Reisen, um 9 Uhr losfahren.
Losfahren auf eine Einrollrunde in Kapstadt, durch Green Point, am Kapstädter Stadion vorbei über Clifton nach Camps Bay Richtung Suikerbossie und Chapman's Peak Drive, immer am Meer entlang.
Doch Stopp! Nach 100 m steht Gruppe 1 schon am Straßenrand. Dieters elektronische SRAM funktioniert nicht, wir vermuten eine leere Funkbatterie im Schaltgriff, die wir natürlich schnell austauschen können. Aber darum kümmert sich Daneel in seiner Gruppe 1, Wilmar schickt seine Gruppe 2 auf die Strecke, der ich mich heute anschließe. Also auf nach Clifton, Richtung Meer!
Doch Stopp! Ronny fällt auf, dass er keine Sonnencreme aufgetragen hat, und daran hätte ich eigentlich heute morgen alle erinnern wollen. Riaan kennt solche Probleme nicht in Gruppe 3, er fährt unbeeindruckt davon. Aber was heißt da Problem... Ronny hat die Wahl zwischen Gerts und Annes Sonnencreme.
Was für ein Trubel am Kapstädter Strand! Den wir an den Twelve Apostles hinter uns lassen und entspannt in Richtung Suikerbossie fahren, dem ersten Anstieg der Tour. Und schönerweise bei der Cape Town Cycle Tour nächsten Sonntag der letzte Anstieg in der Gegenrichtung, und damit dann auch der letzte Anstieg der Tour. Wilmar, unser südafrikanischer Guide für Gruppe 2 und neu in dem Geschäft, nutzt die Flachstrecke, um sich etwas auf seine Gruppe 2 einzustellen. Seine Nervosität sinkt sichtlich von Kilometer zu Kilometer, auf denen er merkt, dass unsere Gäste wirklich so nett sind, wie ich es ihm vorhergesagt habe.
Schon fahren wir in Chapman's Peak Drive ein, eine der ikonischen Strecken Südafrikas, und eine der schönsten Ozeanstraßen der Welt. Riaan ist schon oben, und kurz nach uns kommt auch Daneel mit seiner Gruppe 1 und einem strahlenden Dieter: "Das wäre in Deutschland nicht möglich gewesen." Sein Rad hat neue Schaltungs-Akkus und ein Softwareupdate bekommen und läuft wie neu.
Die morgentlichen Verwicklungen ermöglichen aber das erste Gesamtgruppenbild der Tour:
Kurz darauf die erste Pause im Jakes, die leider etwas unvorbereitet sind auf unseren Bananenbrothunger. Ich mag keine Bananen, und ich würde mir nie Bananenbrot bestellen, aber Wilmar lässt mich probieren. Es ist fantastisch!
Alle sind heiß aufs Radfahren, und so drehen wir noch die Runde über Ou Kaapse Weg und Constantia Nek zurück nach Hout Bay, nochmals Suikerbossie und in die schnelle Abfahrt. Ich warne noch alle vor den Seitenwinden, die in der Abfahrt unverhofft auftreten können, und dann führe ich die Gruppe zügig, aber angemessen in die Abfahrt. Wilmar schirmt nach hinten ab. Leider liegt dann eine junge Frau auf der Straße, die mit ihrem MTB verunglückt ist. Gert und ich kümmern uns um sie, der Rest fährt vor auf einen Caffè nach Camps Bay. Glücklicherweise ist es nicht so schlimm, wie es erst aussieht, und sie lässt sich von ihrem Freund abholen.
Als wir kurz danach in Camps Bay eintreffen, übernimmt Gert die Eis-, ich die Café-Bestellung, Stefan kauft uns derweil Wasser. Die Gruppe hält zusammen. Das macht aber Spaß!
Der weitere Weg zum Kloof Nek auf der alten Straße, zwischen Lions Head und Tafelberg hindurch zum Signal Hill mit fantastischen Blicken zurück auf den Tafelberg und hinunter auf die Stadt, das Stadion und das Meer gehören für mich zum Schönsten, das das Land zu bieten hat. Wir lassen uns eine ausgiebige Fotosession am gelben Rahmen nicht nehmen, da kann es spät sein, wie es will!
Um fünf nach fünf erreichen wir das Hotel, 20 Minuten später sind wir abmarschbereit zum Abendessen. Es geht ins Black Sheep, meinem Lieblingsrestaurant weltweit.
Was für ein Tag!
Und das war nur der Auftakt.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Der heutige Tag ist ganz der Akklimatisierung gewidmet. Nebenbei fahren wir auf fantistischen Strecken, die wir am Sonntag beim Cape Argus noch einmal fahren werden, am Atlantik entlang, an den 12 Aposteln vorbei, Sukiebossie hoch, nach Hout Bay und zum ikonischen Chapmans Peak Drive.
Auf dem gleichen Weg geht es zurück bis Camps Bay, dann hoch zum Signal Hill. Fantastische Blicke auf Kapstadt und den Tafelberg stimmen dich auf eine erfüllte Rennradwoche in der Kapregion ein.
Von Jan – "Daneel, hattest du schon einmal so eine Regenetappe in Südafrika?", frage ich Daneel nach der Dusche in Franschhoek. "No. Never ever." Heute bestand das Wechselbad der Wettergefühle nämlich aus heftigem Regen vor dem Start, leichtem Regen beim nur kurz nach hinten verschobenen Start, und immer wieder heftigeren und weniger heftigen Schauern entlang der ganzen Etappe von Kapstadt nach Franschhoek.
Der eigentliche Plan war: erster Stopp Blouberg, beim Table View. Aber der Plan geht nicht auf, das war uns schon gestern Abend klar. Denn ohne Table View kein Stopp beim Table View, also sparen wir uns den Schlenker und verkürzen die Etappe um 16 auf 103 km. Tatsächlich sehen wir den Tafelberg nicht einmal heute. Dafür tief hängende Wolken, nasse Straßen und den verdreckten Hintern des Vordermanns. Oder der Vorderfrau, denn der Dauerregen fällt auf die quäldich-Reisegruppe mit der höchsten Frauenquote aller Zeiten (Relaxed-Touren ausgenommen): neben 12 Frauen werden aber auch die 18 Männer nass. Da sind wir doch einmal alle gleich.
Der heutige Tag stand ursprünglich einmal unter dem Motto "Trinken, trinken, trinken", deswegen hatten wir alle 25 km einen Wasserstopp eingeplant. Den zweiten Stopp (Durbanville) lassen wir auch einfach aus, heute müssen wir kaum trinken. Aber der Regen ist warm. 18 Grad.
Nach 65 km stoppen wir doch schnell in Jooistenberg. Jacou baut unter einem nicht ganz dichten Regendach seine Verpflegung auf, zwei Hinterräder brauchen Service. Schön hier wieder bei und mit Jacou!
Könnte schlimmer sein. Und wir können die Regenjacke teils ausziehen. Aber man sieht halt nichts, auch nicht, als wir auf Stellenbosch zufahren. Simonsberg tief in den Wolken, unsichtbar. Auch, als wir am Helshoogte Pass ankommen, wo sich der wundervolle Blick über Franschhoek Valley erschließt, sieht man... immerhin ein paar Weinreben und einen kleinen Teich, aber leider überhaupt nichts von dem Felsatrium, das ich in der Reiseausschreibung als dolomitesk beschrieben habe.
Dann müssen wir nur noch dreimal das Knie gerade machen, und checken im wundervollen Weindorf Franschhoek in einem wundervollen Weingut ein.
Auf den Pools vor den Cottages tanzen die Regenzwerge. Wenn wir doch eine Woche Zeit hätten und hier bleiben könnten... und das Wetter umschwänge... wonach es auch morgen leider nicht aussieht. Es sieht vielmehr danach aus, dass der Regen zunimmt.
So hatten wir uns den Tag eigentlich vorgestellt (Bild aus 2020):
Aber es bleibt warm! Und wir lassen uns doch von ein wenig Regen nicht abhalten!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Am Stadion von Kapstadt waren wir gestern schon, also fahren wir direkt raus aus der Stadt, mit dem Tafelberg im Rücken ganz entspannt am Atlantik entlang nach Norden bis Bloubergstrand. Gruppenbild mit Tafelbergblick. Nun teilen wir die Gruppen auf. Allenfalls leicht wellig geht es koninuierlich, aber kaum merklich bergan. Allenfalls der Helshoogte Pass ist als spürbarer, aber nicht dramatischer Anstieg zu überwinden. Am Ende der Abfahrt fahren wir noch einige Kilometer leicht ansteigend in den berühmten Weinort Franschhoek – unser Tagesziel!
Von Jan – Ich hätte es nicht für möglich gehalten, einmal so nass zu werden Anfang März in Südafrika. Als wir morgens in Franschhoek aufwachen, regnet es Bindfäden. Die Prognose hat sich aber etwas verbessert, und vielleicht können wir sogar im Trockenen starten um 9. So die Frühstückshoffnung.
Da Daneel sich noch eine Regenjacke kaufen möchte, startet Gruppe 1 erst um 10 Uhr. Der Radladen hat aber noch nicht auf, weil er heute Nacht noch bis vier Uhr morgens Räder gewartet hat (wie Ernst später herausfindet). Also startet Daneel um 10 Uhr mit Wilmars Regenjacke (und wie gestern mit meinen Überschuhen). Es regnet Bindfäden. "I've never been so cold in my whole life on a bicycle" sagt mir Daneel später. Wir sind klitschnass im Anstieg zum Franschhoek Pass. Aber es hat 14 Grad. "Das ist ja nichts gegen den Hamburger Regen". Mortens Moral ist nicht zu brechen.
Immerhin ist der Nebel nicht so dicht wie gestern, und das dolomiteske Felsatrium lässt sich immerhin erahnen. Kein Vergleich natürlich zu 2020, als sich Gerhard zu der Aussage hinreißen ließ: ein Leben ohne quäldich ist möglich, aber sinnlos:
Wir lassen uns davon aber nicht beirren und stürzen uns in die Abfahrt. Erstmals friere ich in Südafrika. Leider ist das Wetter auf der anderen Passseite nicht besser. Wir passieren im starken Gegenwind den Theewaterskloofdam, in dem schon wieder erschreckend wenig Wasser ist. Gut, dass etwas von oben kommt.
Nach dem Abzweig nach links stellt Daneel den Tacho auf 50. Wir haben Rückenwind, und ihm ist kalt. Hinter dem Rooihoogte Pass hört der Regen auf. Ich lasse mir einige Kilometer im Wind neben Daneel nicht nehmen.
60 trockene Kilometer später erklimmen wir die Steilrampen von Goudini Spa.
Erstmals freut sich eine quäldich-Reisegruppe über die warmen Quellen, für die das Spa berühmt ist.
Während ich diese Zeilen schreibe, ist es trocken. Für morgen gibt es Hoffnung, dass es so bleibt. Yeah! Herzliche Grüße aus Goudini Spa, weit über dem Breederivier Vallei!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Wir müssen uns vom malerischen Ort Franschhoek los reißen. Sogleich jedoch beginnt der Anstieg zum gleichnamigen Pass. Auf sieben Kilometern überwindet er 460 Höhenmeter und ist damit einer der sportlichsten Anstiege am Westkap. Die durchfahrene Szenerie ist beeindruckend. Franschhoek liegt in einem weiten Kessel, der von hoch aufragenden Felswänden begrenzt wird. Der Ausblick erreicht alpine Ausmaße. Dolomitesk! Nach der Abfahrt erreichen wir den Theewaterskloof Dam und bald darauf Villiersdorp. Die nächsten 50 km nach Worcester folgen vornehmlich flach dem Breerevier Valley. Ein kleiner Pass, der aus dieser Richtung kaum wahrnehmbar ist, bringt etwas Abwechslung hier im Nirgendwo. Worcester liegt dann wieder in einem äußerst fruchtbaren Tal, dem Breede Valley, das sich rund um Worcester und Goudini zu einer weiten Hochfläche verbreitert. Sie wird von hohen Bergen umgürtet und intensiv für den Obstanbau genutzt - ein wunderschönes Tal, besonders beim Sonnenaufgang.
Von Jan – Drei Straßen führen von Worcester nach Robertson, und nur eine davon ist asphaltiert: Die R60, die somit auch den ganzen motorisierten Verkehr aufnehmen muss. Der Seitenstreifen ist breit, die Fahrt ist sicher, aber die R60 geht auf dieser Etappe 56 km ermüdend ohne große Abwechslung geradeaus. "Alternativlos", schallt es aus Berlin. Dabei sind die ersten 35 km bis zur R60 sehr nett.
Das Finale durch die wild-schroffe Coghmanskloof ist phänomenal, die Straße nach jahrelangen Renovierungsarbeiten endlich fertig.
Wer also die R60 als notwendiges Übel wahrnimmt, um sich die Highlights der nächsten Tage und die Coghmanskloof heute zu erschließen, wird von dieser Etappe sicherlich nicht enttäuscht werden.
Die 25 km lange Erweiterung ab Robertson durch das vom Weinbau geprägte, liebliche Bonnievale ist wieder befahrbar!
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Von Jan – Haha! Der heutige ist der Tag, vor dem wir die Teilnehmer jährlich warnen. Wir müssen 44 von 100 km auf der R60 fahren, einer autobahnähnlichen Schnellstraße, auf der ein Radfahrerleben nicht viel zählt. Kein Problem für uns, weil wir die Fahrzeuge hinter uns haben. Dennoch langweilig, weil sich die Szenerie nie ändert. Also malen wir die Etappe in den schwärzesten Farben aus, dann sind hoffentlich alle positiv überrascht. Expectation Management also, für das ich im Laufe der Etappe von verschiedenen Seiten gelobt werde. quäldich-Reisende sind clever, natürlich verstehen sie die Mechanismen.
Niemand ist enttäuscht, dass wir den Sonnenaufgang heute morgen nicht sehen, auch wenn wir extra dafür um 5 Uhr aufstehen und um 5.30 Uhr frühstücken. Hier ist mal wieder ein Vergleichsbild angezeigt.
Realität 2023:
Erwartung aus 2020:
Dafür kommen wir um 7.30 Uhr los, und das wird sich später noch als gut erweisen. Um 7.30 Uhr bläst der Gegenwind schon ordentlich aus Richtung Robertson. Wilmar und ich schwören Gruppe 2, in der ich heute wieder fahre, aufs Speeddating an, und solcherart wechselnd kommen wir konzentriert und flüssig fahrend schnell voran. Gruppe 1 vor uns kann sich nicht richtig absetzen. Nach 30 km ist unser Fahrzeug noch nicht bei uns, und so warten wir am gestrigen Pausenpunkt auf André. Stattdessen kommt Ernst, der Fahrer von Gruppe 1, den wir kurzerhand kapern und hinter uns setzen. Denn die R60 ist hier nur noch 6 km entfernt, und ein Fahrzeug wie oben erwähnt dort lebensnotwendig.
Aber kurz darauf überholt uns Ernst schon wieder, denn André ist da. Das Einfädeln auf die R60 gelingt problemlos, und wir kreiseln gekonnt im Wind. Dann steht Gruppe 1 am Straßenrand, da gab's einen Crash, wie wir kurz darauf von Daneel erfahren, der zu uns aufschließt. Also integrieren wir Gruppe 1 in unser präzise arbeitendes Uhrwerk, und so kommen wir kraftschonend, wenn auch gegen den zunehmenden, starken Wind gut voran.
Starker Gegenwind heute... das bedeutet starker Rückenwind morgen auf der Königsetappe, das ist, was eigentlich zu erwarten ist. Was in den letzten Jahren aber nicht eintraf. Wenn der Wind nur nicht dreht!
Kurz darauf biegen wir schon zum Red Chair ein, dem größten roten Stuhl Afrikas. Drinnen im Café ist es angenehm warm, wir bestellen Scones und Café. Der kommt zwar schleppend, quasi tröpfchenweise, aber egal. Wir genießen den Augenblick.
Heikos Bremse braucht Wartung, und in Robertson gibt es den einzigen Radladen in weitem Umkreis. Die fehlenden 12 km dorthin sind schnell weggekreiselt, wir verabschieden Heiko und biegen von der R60 ab in Richtung Bonnievale. Endlich! Diese Ruhe. Und diese liebliche Kulturlandschaft. Wo eben noch die Fynbos-Bodenlegertristesse herrschte, herrscht nun Reichtum aus Weinreben, Obstbäumen, Palmen und Blumen. Auch der Wind ist hier deutlich angenehmer.
Einen Platten später sind wir schon in Bonnievale, wo wir uns gegen einen zweiten Stopp entscheiden. Wir wollen ankommen, schließlich sind ab 15 Uhr heftige Regenfälle für unser Etappenziel Montagu gemeldet. Aber erstmal fahren wir sanft hinauf zum Skilpadhoogte Pass, wo wir im November auf der Vorabfahrt noch bei 48 Grad an den Rand der CPU-Überhitzung geführt wurden. Die heutigen 23 Grad sind da angenehmer, die Bilder bei bedecktem Himmel natürlich längst nicht so spektakulär.
Schon sind wir wieder auf der R60, entgegen der vorherigen Fahrtrichtung. Eine rasante Abfahrt führt uns nach Ashton, von wo aus es keine acht Kilometer mehr nach Montagu sind. Durch die fantastische Coghmanskloof, in der die steil aufragenden tektonischen Platten mehr als sehenswert sind.
Und dann reiten wir nach Montagu ein. Die paar Regentropfen, die wir jetzt doch noch abbekommen, stören uns nicht. Was für eine tolle Etappe!
Drei Minuten nach uns kommt Gruppe 3 an. Und kurz nach deren Ankunft öffnet der Himmel seine Schleusen. Alles richtig gemacht.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
25 km länger, und nur 38,8 km R60 statt 56 km mit Umweg durch das vom Weinbau geprägte, liebliche Bonnievale.
Empfehlenswert! Empfehlenswert aber auch: vor der Königsetappe Kräfte sammeln!
Das Bild zeigt den Sonnenaufgang am Startort, aufgenommen im Jahr 2020.
Von Jan – Was für ein langer Tag gestern für Gruppe 3: Stefan und ich setzen das passende Tempo im Wind, wir halten die Pausen kurz und erleben eine Etappe, wie sie in Europa nicht möglich ist. Nur ein unvollständiger Bilderupload, weil ich gestern einfach zu müde war. Aber was für ein toller Tag!
Ein epischer Tag liegt vor uns. Ein früher Start. drei ausgewachsene Pässe, extreme Gegensätze der fruchtbaren Täler und kargen Gebirgsregionen, die Kühle am Morgen und die Hitze der Karoo. Diese Etappe zeigt unglaublich viel vom Reiz und der Weite Südafrikas.
Achtung: 12 km auf der N1 erfordern höchste Vorsicht. Auf einem ganz kurzen Abschnitt fehlt dabei der Seitenstreifen. Wir haben ein Begleitfahrzeug pro Gruppe das uns von hinten absichert!
Letzter Stopp in Ceres, nach 160 km der erste Ort, der erste Vorposten der Zivilisation entlang der Strecke. Gestärkt ist der weitere Ritt ins wunderschöne Tulbagh nur noch ein hochverdientes Schaulaufen.
Von Jan – Soll ich jetzt von Pech reden, dass die sechste Etappe in Südafrika die vierte Regenetappe war? Oder von Glück, dass wir die gestrige Königsetappe bei Sonne absolvieren konnten? Die Wahrheit liegt vermutlich dazwischen. Fakt ist aber, dass der Bainskloof Pass einer meiner absoluten Lieblingspässe ist. Fakt ist aber auch, dass er bei Sonne deutlich toller zu fahren ist. Aber auch die vom Wasser spiegelnde, nagelneue Passstraße ist ein Erlebnis. Ein unangenehm nasses, und erstmals auch kaltes Erlebnis. Meine Regenjacke trägt heute Daneel. Meine Überschuhe sind im Koffer. Beides nicht optimal bei 11 Grad und Regen am Pass.
Wir verlängern die Etappenverkürzung noch um eine Umfahrung des Paarl Mountain, weil wir sonst in Gruppe 1 zu früh im Hotel wären. Das Hotel entpuppt sich als sensationelle Wahl: schnell kommt viel gutes Essen. Gutes Essen ist in Südafrika eine Selbstverständlichkeit, genug ist es auch immer, aber das mit dem Schnell ist in den Zeiten des Loadsheddings so eine Sache. Vorestern wurde es ewig spät, weil das Hotel Stromausfall hatte, gestern waren wir auch nicht wirklich früh im Bett. Aber heute läuft es einfach.
Ein wunderbarer Abschluss eines nassen Tages! Morgen regnet es nicht, und draußen wird noch lange zusammen gesessen. Was für eine super Stimmung in der Reisegruppe. Wer möchte da von Pech reden?
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Der Bain's Kloof Pass wurde in den letzten Jahren generalsaniert. Endlich können wir ihn wieder befahren. Eine Ikone des Westkaps und trotz des geringen sportlichen Anspruchs ein Muss in jedem südafrikanischen Palmares. Eine rasante Abfahrt mit spektakulären Blicken führt uns hinunter nach Wellington und weiter nach Paarl, wo wir noch zum Taal Monument auffahren, ein Denkmal, das an die Gründung der Sprache Afrikaans erinnert.
Von Jan – Die letzte Etappe der Tour de France endet traditionell in Paris, und traditionell lässt sich der designierte Sieger Champagner reichen. Zwar ist bei der Tour de France nicht mehr alles, wie es einst war, aber die Tour of Cape Town, wie wir unsere Grand Tour hier unten nennen, legt noch Wert auf Traditionen, und daher geht es heute zurück nach Kapstadt, auf die Terrasse des Radisson Hotels an der Waterfront, und natürlich schließen wir dort die Reise mit einem Glas MCC ab, dem Kap-Champagner!
Dafür müssen wir aber noch nach Kapstadt, und auf dem Weg dorthin gibt es Verwicklungen. Denn die City of Cape Town hat im letzten Moment Ernsts monatelangem Druck nachgegeben und stellt uns eine Polizeibegleitung. Punkt 12 Uhr ab Durbanville, mit dem schönen Nebeneffekt, dass wir erst um 9.30 Uhr los müssen in Gruppe 3. Ungern reißen wir uns vom Lemoenkloof Guesthouse in Paarl los. Was für eine Gastfreundschaft! Die nächsten Gruppen folgen im Viertelstundentakt. Race day. Wir lassen uns aber nicht reizen und fahren unseren lockeren Stiefel. Erst Stefan und ich, dann Riaan, der geliebte Guide von Gruppe 3 mit Stefan im Wind. Dann sehen wir ihn auf einmal am Horizont: den Tafelberg als feine Silhouette. Vor blauem Himmel. Die morgendliche Bewölkung hat sich immer mehr verzogen, in Richtung Kapstadt zeigt sich keine Wolke mehr.
An der Kirche in Durbanville treffen wir auf die Polizei. Sechs Fahrzeuge. Drei offizielle, drei hochgezüchtete zivile. Los geht's, Daneel vorne neben mir, Stefan als Kontrollinstanz dahinter, dann Gruppen 3, 2, 1, Wilmar und Riaan zum Abschluss. 34 Fahrräder, wie in den guten alten Deutschland-Rundfahrtszeiten.
Es ist das erste Mal, dass ich Freude daran habe, dass mich ein getuntes Fahrzeug mit Vollgas und knallendem Auspuff überholt. Die Officer vom Traffic Department verstehen ihren Job. Gesperrte Kreuzungen wechseln sich ab mit rasanten Überholmanövern.
Gänsehaut, als wir auf den Tafelberg zufahren.
Und dann: alle sicher am Atlantik! Yellow Frame mit Tafelberg und glücklichen Gesichtern.
Darauf ein Glas MCC!
Yeah!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Heute geht es zurück nach Kapstadt. Schon bald sehen wir zum ersten Mal den Tafelberg, auf den wir ab jetzt zufahren.
Noch ein letztes Gruppenbild am Tafelbergblick, und dann hoch die Tassen am Atlantik im Radisson Hotel.
Die Nacht verbringen wir wie die nächsten beiden wieder im Ausgangshotel.
Von Jan – Den heutigen Tag hast du zur freien Verfügung. Vielleicht fährst du mit der Gondel auf den Tafelberg, oder besuchst den Kap-Nationalpark.
Oder du fährst eine kleine Vorbelastung auf den Signal Hill? Oder machst einfach nichts. Morgen wartet das Argus!