Von Jan –
Heute möchten wir unseren Lesern einen besonderen Service bieten, eine Weltneuheit – einen Bericht in Stereo aus allen heute fahrenden Gruppen. Den Beginn macht unser Gastschreiber Mario, der schon gestern bei der Etappenbesprechung souverän die Einführung in den Kulturtag übernommen hatte:
Heute am Ruhetag wurde das letzte verbliebene Mitglied der Seniorengruppe an die Sonnenscheingruppe weitergegeben.
Trotz seiner Unzulänglichkeiten, kurzsichtig, schwerhörig, übergewichtig und überaltert, wurde er freundlich aufgenommen. Seine Vorbehalte wurden von seinem Personal-Guide psychologisch geschickt – das schaffst du schon – zerstreut.
Um halb zehn (Ruhetag!) ging es dann bei strahlender Sonne erstmals ganz in kurz gekleidet auf die Piste. Nach einer kurzen Anfahrt im Tal ging es dann den Passo dell'Incrociati hoch, den wir gestern runter gefahren sind.
Auf der anderen Seite über Costalpino runter, waren wir auch bald am Fuße von Siena, wo die versprochene Kultur wartete.
Nur noch kurz entgegen der Einbahnstraße hoch, die Polizei brachte uns schnell wieder auf den rechten Weg, waren wir gleich auf dem Platz vor dem Duomo. Hier trafen wir die anderen mit Jan, so dass einem Gruppenbild mit Jan und Rädern nichts mehr im Wege stand.
Dann ging es auf die Piazza del Campo wo wir gegenüber dem Palazzo Publico direkt neben der Fonte Gaia unser Lager aufschlugen.
Von hier aus ging es dann zur Nahrungsmittel- und Toilettensuche; wobei beides erfolgreich durchgeführt werden konnte. Kurz vor Ende der langen Siesta gab es noch ein Eis, wobei sich der mitfahrende Senior in der Menge vergriff.
Dies rächte sich bei der Weiterfahrt, da er nicht richtig in den Rythmus der Gruppe kam. Gerettet wurde er in Siena nur durch die Ampelstopps und dann bei der Auffahrt zum Passo di Celsa durch einen Pannenstop von Otto. Mit Zustimmung der Guides konnte er in einem langsameren Tempo bis zur Passhöhe weiterfahren. Dabei konnte er die Ruhe und die Landschaft ausführlich genießen und bis zur Passhöhe seinen Rythmus wieder finden (das Eis war verdaut).
Vom Passo di Celsa ging es in schneller Fahrt ins Tal runter. Hier zeigten sich nochmals die körperlichen Unzulänglichkeiten des Seniorfahrers. Weder sah er die erhobene Hand von Otto (Kurzsichtigkeit) noch hörte er das klar gesprochene "Halt " (Schwerhörigkeit), vielmehr fuhr er einfach über die rot leuchtende Ampel.
Den darauf folgenden Anschiss nahm er sich so zu Herzen, dass er dem Guide beim abschließenden Schmutzbier eins ausgeben wollte. Aber auch das hat nicht geklappt. Am Mercoledi ist die Bar geschlossen.
Dennoch war es ein schöner kulturhaltiger Ruhetag.
Jan berichtet ab hier aus der sportiven Gruppe
Die gestrige Wettervorhersage hat ja nicht ganz gehalten, was sie versprochen hat. Auch wenn es für Sonnenbrand beim Reiseleiter und Hauptberichterstatter gereicht hat, war der Himmel doch über weite Abschnitte sehr bedeckt. Nicht so heute. Blauster Himmel empfängt uns zum Ruhetag. 80 km mit zwei Bergen und Kulturerkundungspause in Siena sind angedacht.
Zunächst befahren wir den Passo del Incrociati von hinten. Die Streckenwahl ist etwas gewöhnungsbedürftig, da die ersten 30 km genau in Gegenrichtung des Vortages erfolgen. Kein Problem, so stellt sich mal wieder heraus, weil es in der anderen Richtung einfach völlig anders aussieht. Nach dem Incrociati, an dem sich die Geplänkel ruhetagskonform in Grenzen halten, fahren wir auf Siena zu, das bald oben am Hügel am Horizont erscheint. Dank geschickter Streckenwahl hält sich das Großstadtmoloch in engen Grenzen, und schon finden wir uns auf einer schmalen, steilen Anfahrt mit besten Blicken auf den Dom hinauf Richtung Stadtmauern. Die Anfahrt führt uns direkt auf die Piazza del Campo mit dem Palazzo Pubblico, dem Rathaus Sienas mit seinem hohen Turm, den wir heute nicht besteigen. Die Aussicht von oben auf die Toskana soll laut Michael fantastisch sein. Wir begnügen uns vielmehr, sockfuß um die Piazza zu schlendern, was uns zur meistfotografierten Sehenswürdigkeit avancieren lässt. Insbesondere bei Südamerikanern und Asiaten gelten wir als Sensation!
Vom Piazza del Campo (bekannt vom Palio, dem Pferderennen) ist auch der Weg zum Dom leicht auszumachen, den wir sogleich noch abfrühstücken. Nach unserem sehr schönen Gruppe-vor-Dom-Bild trifft auch Ricarda mit ihrer Truppe ein, was sich in sofortiger Chef-Kompetenz-Erosion manifestiert. Nein, das Gruppenfoto müsse auf den Treppen vor dem Dom erfolgen. Das Foto mit Rädern, Gruppe und Portalfragment ist auch wirklich sehr gelungen! Dank hilfreicher Touristin konnte sogar der Berichterstatter einen Platz auf dem Bild ergattern!
Als letzter Programmpunkt in Siena ist die Verpflegung vorgesehen, die angesichts des Touristennepps am Hauptplatz bisher noch ungelöst ist. Schließlich schenken wir dem Caffè Nannini unser Vertrauen, in dem wir uns mit sensationellen Crostate und Panini versorgen. Etwas abseits sind die Preise vergleichsweise human, und das Ambiente grandios. Unser Kellner, Roberto, outet sich sogar selber als "Piccolo Ciclisto", so dass wir uns mehr als willkommen fühlen und diese Bar in allen Belangen jedweden Siena-Besuchern ans Herz legen können. Hervorzuheben ist zumindest noch die Marmortreppe des Etablissements hinunter zu den Toiletten.
Und schon befinden wir uns auf der Weiterfahrt Richtung Passo di Celsa, der aus dieser Richtung besonders human ist und kaum als Anstieg bemerkt werden kann. Die Abfahrt ist aber wunderbar, mit tollen Ausblicken auf die rollenden Hügel bis hin zu San Gimignano, das auf dem Bergrücken am Horizont thront. Für Michael ist das zu wenig, er fährt unten noch einmal hoch. Bestimmt eine gute Entscheidung, da wirklich sehr schön!
Der Rest der sportiven Gruppe ist schon um drei Uhr am Hotel, so dass noch genug Zeit ist für Abfahrtstraining mit einem weiteren Guide (m/w), der/die nicht genannt werden will! Sehr schöner Tag, und sehr schönes Siena!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Die etwas sportlichere Variante des Ruhetags nimmt auf dem Rückweg noch den genussvollen Passo die Celsa mit.
Ich bin diese Etappe gefahren und möchte die befahrenen Pässe in mein Palmares eintragen
Ich bin diese Etappe gefahren