Von Helmutge –
Nachdem wir uns gestern einradeln konnten, heißt es heute früh aufstehen. Die berühmten Pässe der Pyrenäen stehen auf dem Programm. Außerdem heißt unser Pflichtziel Tourmalet. Hier wollen wir rechtzeitig einen Platz für zwei Übernachtungen ergattern, um am folgenden Tag, unserem Ruhetag, die Tour de France-Etappe über den Tourmalet zu verfolgen.
Die zunächst flache Anreise bis Escot ist rasch absolviert. Der Col de Marie Blanque, unsere erste Herausforderung, weist durchschnittliche Steigungen von 12,5% auf und führt über 10 Kilometer kontinuierlich bergauf. Oben angekommen, ist die erste Prüfung geschafft. Die Passbeschreibungen weisen diese westlichen Pyrenäenpässe so aus, dass diese extrem häufig im dichten Nebel liegen, deshalb wissen wir es zu schätzen, heute hier sommerliche Temperaturen und klare Sicht vorzufinden. Gerhard erwartete uns bereits zum "Pass-Foto" auf dem Gipfel. Wieder bergab geht es in Richtung Bielle im Tal der Gave d'Ossau.
Nach 15 km erreichen wir Laruns. Hinter dem Ortsausgang biegen wir in die D918 ein - von dieser Kreuzung geht es nun über 15 km hinauf zum Col d'Aubisque unserem fünften Pass. Doch vor Erreichen der Passhöhe kommen wir durch den kleinen Ort Eux Bonnes und nach weiteren Höhenmetern durch den Wintersportort Gourette.
Nun wird die Straße schmaler und steiler. Da es heute extrem heiß ist,fühlen sich diverse Stechinsekten sehr wohl - besonders gehäuft in Parkplatznähe mit Abfallcontainern. Im Vergleich zu diesen Behältern scheinen unsere Körperausdünstungen und die schweißfeuchten Trikots eine noch höhere Anziehungskraft auf diese lästigen Begleiter auszuüben. Somit gestaltete sich der Anstieg von 1200 Höhenmetern über ca.12 km als sehr anstrengend. Oben angekommen wissen wir die nebelfreie Sicht auf die Berge der westlichen Pyrenäen sehr zu schätzen. Wir gönnen uns eine kleine Rast bei den überdimensionalen Fahrrädern und den frei umherlaufenden Eseln.
Die Auffahrt zu unserem sechsten Pass, dem Col du Soulor, gestaltet sich sehr angenehm: Wir verlassen den Col d'Aubisque und machen uns an eine ziemlich schnelle und nur leicht kurvige Abfahrt, die ganz ohne Serpentinen dem Berghang folgt. Nach rund 6 km passieren wir zwei Tunnel, während wir einen grandiosen Blick hinunter ins Tal haben (Cirque de Litor). Hier verläuft die Strasse direkt am Felsabhang - eine enorme Bauleistung der damaligen Zeit. Von Weitem schon sieht man die Passhöhe des Col de Soulor.
Richtung Tal kommen wir dann nach Argeles, noch ein Stück und wir erreichen in Luz-Saint-Sauveur den Fuß unseres nächsten Passes, des Col du Tourmalet.
Den Aufstieg an diesem heißen Sommertag habe ich als sehr anstrengend in Erinnerung, obwohl uns die letzten zweihundert Höhenmeter bis zur Passhöhe erspart bleiben, da Gerhard einen Campingplatz an einem Bachlauf kurz vor dem Gipfel ausgekundschaftet hatte. Hier bauten wir für zwei Nächte unser Quartier auf. Unser Ruhetag am 20.Juli 2010 galt der Jubiläumsetappe der Tour de France - vor genau 100 Jahren waren die Pyrenäen und der Col du Tourmalet zum ersten Mal Schauplatz der Tour.
Ich bin diese Etappe gefahren und möchte die befahrenen Pässe in mein Palmares eintragen
Ich bin diese Etappe gefahren